Haushalts- und Konsumökonomik
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- Ilse Bösch
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Haushalts- und Konsumökonomik Vorlesung 1: Einführung und Rekapitulation
2 Vorlesungsübersicht (prov.) Termin Thema Einführung Haushaltsgleichgewicht und Konsumentennachfrage Übung 1 Literatur Bryant / Zick, Ch ; 18.00; HS 1 im Schloss Konsum und Ersparnisse Gastvortrag: Prof. Dr. Erdal Tekin, "Child care subsidies and childhood obesity" Übung 2 Bryant / Zick, Ch Arbeit und Freizeit Übung 3 Bryant / Zick, Ch ; 19.00; Euroforum Gastvortrag: Dr. Michael Blume, "Stärkt Glauben Kooperation? Aus der Evolutionsforschung zum Homo Religiosus"
3 Ziele der heutigen Vorlesung Auffrischung von Kernbegriffen und Konzepten: Was ist eine Budgetrestriktion? Was sind Präferenzen? Wie sieht ein Gleichgewicht aus? Wie kann eine Nachfragekurve hergeleitet werden und welche Eigenschaften haben sie? Was sind Elastizitäten?
4 Inhalt der heutigen Vorlesung 1. Haushaltsgleichgewicht Budgetrestriktion Präferenzen Gleichgewicht 2. Konsumnachfrage Einkommenseffekte Preiseffekte Die Nachfragefunktion Kreuzpreiseffekte Präferenzen 3. Probleme des einfachen Modells 4. Ausblick
5 1. Haushaltsgleichgewicht: Budgetrestriktion Die Budgetrestriktion zeigt, wie viele Güter und Dienstleistungen ein Haushalt erwerben kann. Sie zeigt die Kombination aller möglichen Mengen an Gütern und Dienstleistungen, die mit dem verfügbaren Einkommen gekauft werden kann: p f q f + p o q o = Y p f = Preis für Nahrungsmittel ( food ) q f = Menge der gekauften Nahrungsmittel p o = Preis für alle anderen Güter / Dienstleistungen q o = Menge aller anderen Güter / Dienstleistungen
6 1. Haushaltsgleichgewicht: Budgetrestriktion q o p f q f + p o q o = Y Was widerspiegelt die Steigung? Y/p o q o = Y/p o -(p f /p o ) q f Steigung: - (p f /p o ) = Relativer Preis von f im Verhältnis zu Preisen aller anderen Güter Eine Erhöhung von p o Eine Erhöhung von Y Y/p f q f
7 1. Haushaltsgleichgewicht: Präferenzen Die Präferenz eines Haushalts wird mit einer Nutzenfunktion dargestellt: U = U(q f, q o ) U = Nutzen eines Haushalts beim Konsum von q f und q o Die 3 wichtigen Eigenschaften von Präferenzen: Haushalte können eine Präferenzordnung aller Kombinationen von q f und q o erstellen Haushalte haben lieber mehr als weniger Die Präferenzen eines Haushalts sind konsistent, d.h. A f B und B f C => A f C Indifferenzkurven zeigen alle Kombinationen von q f und q o, bei dem ein Haushalt den gleichen Nutzen erzielt.
8 1. Haushaltsgleichgewicht: Präferenzen q o Indifferenzkurven Abnehmende GRS Eigenschaften von Indifferenzkurven: Negative Steigung u 1 > u 0 Kurven können sich nicht kreuzen i.d.r. konvex (warum?) u 0 u 1 q f Steigung = Grenzrate der Substitution zwischen F und O => zeigt das Tauschverhältnis zwischen F und O bei konstantem Nutzenniveau Abnehmende Grenzrate der Substitution: je mehr ich von einem Gut besitze, desto mehr bin ich bereit von diesem Gut abzugeben, um mehr vom anderen Gut zu bekommen
9 1. Haushaltsgleichgewicht: Gleichgewicht Ein Haushalt ist im Gleichgewicht, wenn er keinen Anreiz hat, seinen Konsum zu ändern. q o Das ist kein Gleichgewicht. Warum? Gleichgewicht: Steigung der Indifferenzkurve entspricht Steigung der Budgetrestriktion GRS = Preisverhältnis u 0 u 1 q f
10 1. Haushaltsgleichgewicht: Gleichgewicht q o Was bedeutet eine solche Ecklösung? f wird nicht nachgefragt, da Zahlungsbereitschaft für f (Steigung Indifferenzkurve) niedirger ist als der Marktpreis (Steigung Budgetrestriktion) u 0 u 1 q f
11 2. Konsumnachfrage: Einkommenseffekte Wie verändert sich die Nachfrage nach f, wenn sich das Einkommen erhöht? q o q o Eine Erhöhung von Y erhöht die Nachfrage => Normales Gut Eine Erhöhung von Y reduziert die Nachfrage => Inferiores Gut u 0 u 1 u 0 u 1 q f q f q 1 f q 2 f q 2 f q 1 f Eine Erhöhung des Einkommens kann die Nachfrage positiv oder negativ beeinflussen
12 2. Konsumnachfrage: Einkommenseffekte Was ist eine Engelkurve? Y Nachfrage sinkt mit zunehmendem Einkommen (Inferiores Gut) Nachfrage steigt mit zunehmendem Einkommen (Normales Gut) q f
13 2. Konsumnachfrage: Einkommenseffekte Was zeigt die Einkommenselastizität der Nachfrage? Sie zeigt die prozentuale Veränderung der Nachfrage, wenn das Einkommen sich um 1% verändert N y,f = (Δq f / ΔY) ( Y / q f ) Grundsätzlich 2 Arten von Elastizitäten: Punkt-Elastizität Arc-Elastizität Beispiele in der Übung Für 0 < N < 1 => Notwendige Güter N > 1 => Luxus-Gut N < 0 => Inferiores Gut
14 2. Konsumnachfrage: Preiseffekte Eigenpreiseffekt: Wie verändert sich die Nachfrage nach X, wenn P X sich verändert? Eigenpreiselastizität: E X,px = (Δq x / ΔP x ) ( P x / q x ) Kreuzpreiseffekt: Wie verändert sich die Nachfrage nach X, wenn P Y sich verändert? Kreuzpreiselastizität: E X,py = (Δq x / ΔP y ) ( P y / q x ) E < 1 => unelastisch => sinkt P X, dann steigt q X aber P X q X sinkt, d.h. Ausgaben sinken. E > 1 => elastisch => sinkt P X, dann steigt q X und P X q X steigt, d.h. Ausgaben steigen.
15 2. Konsumnachfrage: Preiseffekte Preisreduktion von X u 0 u 1 q x q 1 x q 2 x
16 2. Konsumnachfrage: Die Nachfragekurve Was zeigt die Nachfragekurve? Zeigt optimale Kombinationen von nachgefragten Mengen und Preisen; Einkommen, andere Preise und Präferenzen werden konstant gehalten.
17 2. Konsumnachfrage: Die Nachfragekurve Andere Güter Preis von X sinkt q x p x p 0 x Nachfragekurve: Optimale Kombinationen von q und P p 1 x p 2 x q x q 0 x q 1 x q 2 x
18 2. Konsumnachfrage: Die Nachfragekurve Die Eigenpreiselastizität: E X = (P X /q X ) / (ΔP X /Δq X ) p x p x A O q x q x Berechnung: Steigung OA / Steigung Nachfragekurve
19 2. Konsumnachfrage: Die Nachfragekurve Eine Preisveränderung verursacht einen Substitutionseffekt: reiner Preiseffekt auf Nachfrage und einen Einkommenseffekt: Veränderung der Nachfrage, weil eine Preisveränderung auch das verfügbare Einkommen verändert. Andere Güter Preis von X sinkt Substitutionseffekt: Veränderung der Nachfrage (q 2 -q 0 ), wenn Nutzen konstant gehalten wird Einkommenseffekt: Veränderung der Nachfrage (q 1 -q 2 ), weil Preisreduktion das Einkommen erhöht q 0 q 2 x x q 1 x q x
20 2. Konsumnachfrage: Die Nachfragekurve Der Substitutionseffekt ist in der Regel negativ, d.h. steigt der Eigenpreis, dann sinkt die nachgefragte Menge Bei normalen Gütern ist auch der Einkommenseffekt negativ, d.h. steigt der Eigenpreis, dann sinkt das Einkommen, was die Nachfrage reduziert. Bei inferioren Gütern ist der Einkommenseffekt positiv. Der gesamte Eigenpreiseffekt = Substitutionseffekt + Einkommenseffekt Dieser Gesamteffekt stellt die Slutsky-Gleichung dar
21 2. Konsumnachfrage: Die Nachfragekurve Δq Δq Δq = q Δp Δp Δy x x x x x x u= c p = p x k Substitutionseffekt Einkommenseffekt q x : je mehr von x man vor einer Preissenkung hat, desto grösser die Ersparnisse (sprich Einkommenseffekt)
22 2. Konsumnachfrage: Die Nachfragekurve Daraus folgt: 1. Je mehr und bessere Substitute ein Gut X hat, desto größer ist der Substitutionseffekt: erhöht sich p x, dann ist es einfacher, gute Substitute zu finden => Δq x / Δp x ist relativ groß. 2. Je empfindlicher die Nachfrage nach X auf das Einkommen reagiert, desto größer ist der Einkommenseffekt. 3. Je größer die Nachfrage nach X vor einer Preisänderung ist, desto größer ist der Einkommenseffekt nach einer Preisänderung (Beispiel: vor einer Preissenkung werden 100 Einheiten von X nachgefragt; der Preis sinkt um 0.05 Euro => die 100 Einheiten kosten dann 5 Euro weniger. Bei einer Ausgangslage von 50 Einheiten werden nur 2,50 Euro eingespart.
23 2. Konsumnachfrage: Die Nachfragekurve Warum kaufen bestimmte Person bestimmte Güter nicht? Andere Güter A Ecklösung A: X wird nicht nachgefragt, da MU X /MU O < P X /P O Grenzrate der Substitution < Preisverhältnis Der Marktpreis von X ist höher als die Zahlungsbereitschaft des Konsumenten q x
24 2. Konsumnachfrage: Die Nachfragekurve Bei welchem Preis wäre ein Haushalt zwischen einem Kauf (von einer kleinen Menge) und einem Nichtkauf indifferent? P x P o = MU MU x o A Das ist der Reservationspreis von X Wie können Kunden zu einem Kauf bewegt werden?
25 2. Konsumnachfrage: Die Nachfragekurve 1. Haushaltseinkommen erhöhen (bei normalen Gütern). 2. Preis von allen anderen Gütern erhöhen, damit X relativ günstiger wird. 3. Preis von X unter dem Reservationspreis reduzieren. 4. Reservationspreis erhöhen (und zwar über P X ). Welche Optionen hat ein Unternehmen?
26 2. Konsumnachfrage: Die Nachfragekurve Preis von X unter den Reservationspreis reduzieren: Feststellung des Reservationspreises vielfach sehr schwierig (=> Marktforschungsinstitute). Viele Möglichkeiten, den Preis zu reduzieren (z.b. Rabatte). Preissenkungen sind aber nicht unproblematisch, da in der Regel der tiefere Preis auch für Kunden zutrifft, bei denen eine Nachfrage schon vorhanden war. Deshalb sind solche Aktionen oft befristet und man hofft, dass die erste Erfahrungen mit dem Gut die Präferenzen verändern kann.
27 2. Konsumnachfrage: Die Nachfragekurve Erhöhung des Reservationspreises: Grundsätzlich 2 Möglichkeiten: Präferenzen verändern oder Produkt anpassen. Änderung der Präferenzen zum Beispiel durch Marketing / Werbung => Grenznutzen von X steigt => Reservationspreis steigt. Produktanpassung: Produkt für den Käufer attraktiver gestalten, z.b. mit Zusatzleistungen (z.b. Comics mit Geschenken; Autos mit CD-Spieler)
28 2. Konsumnachfrage: Kreuzpreiseffekte Was ist ein Kreuzpreiseffekt? Die Veränderung der Nachfrage nach Gut X, wenn sich der Preis eines anderen Guts verändert Alle anderen Güter Preis aller anderen Güter sinkt Was passiert? q 0 x q1 x q x Kreuzpreiseffekt: in diesem Fall negativ, d.h. sinkt der Preis von allen anderen Gütern, dann steigt die Nachfrage nach X
29 2. Konsumnachfrage: Kreuzpreiseffekte Ist der Kreuzpreiseffekt immer negativ? Substitute: Effekt ist positiv, d.h. steigt der Preis von einem Gut Z, dann steigt die Nachfrage des Substitutes X. Komplementäre Güter: Effekt ist negativ. (Beispiele?) Daraus folgen auch die Definitionen: Substitute: Güter, die einen positiven Kreuzpreiseffekt haben. Komplementäre Güter: Güter, die einen negativen Kreuzpreiseffekt haben. E xz Δq = Δ p Kreuzpreiselastizität: x z z p q x
30 2. Konsumnachfrage: Präferenzen Eine Veränderung der Präferenzen kann einen Einfluss auf die Nachfrage haben. Ökonomen befassen sich in der Regel nicht mit den Gründen für Präferenzverschiebungen => Soziologie und Psychologie. Die Zusammensetzung und Größe des Haushalts beeinflussen Präferenzen. Beispielsweise hat die Geburt eines Kindes einen starken Effekt auf die Präferenzen des Haushalts und die Nachfrage nach bestimmten Gütern.
31 2. Konsumnachfrage: Präferenzen Alle anderen Güter q 0 q 1 q 2 U 0 Indifferenzkurve vor Geburt des Kindes Für eine Einheit Spielzeug ist der Haushalt bereit, q 0 -q 1 andere Güter aufzugeben. Was passiert nach der Geburt? Indifferenzkurve nach Geburt des Kindes Für eine Einheit Spielzeug ist der Haushalt bereit, q 0 -q 2 andere Güter aufzugeben. Rechtsdrehung der Indifferenzkurve U 1 Spielsachen eine Einheit
32 2. Konsumnachfrage: Präferenzen U 0 U 1 U 2 Ausgangspunkt: q 0 o und q 0 t wird nachgefragt Alle anderen Güter q o 0 q o 1 Veränderung der Präferenz nach Geburt Nach Geburt: q 1 o und q1 t wird nachgefragt Damit mehr Spielsachen gekauft werden können, sinkt die Nachfrage nach allen anderen Gütern q t 0 q t 1 Spielsachen
33 3. Probleme des einfachen Modells Können Sie dieses einfache Modell kritisieren? Das Modell erklärt lediglich das Verhalten eines 1- Personen-Haushalts Oder: Jeder Haushalt hat nur eine Stimme oder Nutzenfunktion (Diktator / altruistische Familie) Nutzen wird lediglich durch Konsum von Gütern und Dienstleistungen generiert auch die Verwendung von Zeit kann Nutzen stiften Das Modell ist statisch Konsumentscheidungen werden in einer dynamischen Welt getroffen
34 3. Probleme des einfachen Modells Das Modell nimmt vollständige Information an Alle Wirtschaftssubjekte sind perfekt informiert, d.h. es gibt keine Unsicherheit bezüglich des zukünftigen Einkommens oder der Preise Das Modell ignoriert staatliche Regulierungen Entscheidungen werden von staatlichen Regulierungen beeinflusst (z.b. Steuersystem) Das Modell nimmt Rationalität an Kann irrationales Verhalten vorkommen?
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