Ao Univ. Prof. Dr. Birgit Rami Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde



Ähnliche Dokumente
FIT 1 Herzlich willkommen

Insulin same procedure as every year? Barbara Felix KliFo 2013 KSBL Standort Bruderholz

So hab` ich meinen Blutzucker im Griff! Voraussetzungen für ein erfolgreiches Diabetes-Management

Hypo- und Hyperglykämie

Insulin aus den Langerhansschen Inseln

FIT 5 Herzlich willkommen!

BLUTZUCKER- UND BLUTDRUCK- TAGEBUCH FÜR MENSCHEN MIT DIABETES GEEIGNET FÜR ALLE INSULIN-THERAPIEFORMEN

Möglichkeiten der Bolusvariablen (CSII) unter Berücksichtigung der Fett- und Eiweißmenge

Gestations- Diabetes. Referentin: Agnes Ruckstuhl

Wie oft soll ich essen?

Fallvorstellung. Station A5 Ost

SPIELREGELN. Punktezahl: 3 Punkte für das Beenden des Spiels und 1 Punkt für jede Tippkarte.

Behandlung von Diabetes

Patienteninformation Ich bin schwanger. Warum wird allen schwangeren Frauen ein Test auf

!!! Folgeerkrankungen

Immer alles im Blick. Ihr Insulinpass.

Kann man dem Diabetes davonlaufen?

Honigsüßer Durchfluss

Insulinpumpentherapie

SVEN-DAVID MÜLLER CHRISTIANE WEISSENBERGER

Typ-1-Diabetes und Lebensstil


Ich weiß ja, über die Insulinmenge entscheiden erst die späten Werte nach dem Essen. Etwa vier Stunden danach.

INFORMATIONEN FÜR TYP-2-DIABETIKER. Warum der HbA 1c -Wert für Sie als Typ-2-Diabetiker so wichtig ist!

Diabetes kompakt für die Hausarztpraxis

KOPIE. Diabetes in Kürze. «Schritt um Schritt zu mehr Gesundheit!»

Heutige Versorgung des Diabetes mellitus Typ1 Probleme in der Versorgung Versorgungslücken

Diabetes im Kindesalter aktuelle Therapieformen

FIT 4 Herzlich willkommen

INSULIN-ABC WAS ES IST UND WIE ES VERWENDET WIRD

Nährstoffe. Copyright: Europäische Stiftung für Gesundheit, CH Zug

Gestationsdiabetes, insulinpflichtig. Intensivierte Insulin- Therapie und Insulinpumpentherapie. Konventionelle Insulin-

IhreInsulinfunktionen

Auffälligkeiten, Leitsymptome und Behandlungsgrundsätze

Gefährlich hohe Blutzuckerwerte

Was Eltern von Kindern mit Sichelzellkrankheit wissen müssen

WAS IST DIABETES? 1. Zucker - Kraftstoff des Menschen

Insulin Pumpen Therapie 2015

Diabetes mellitus : Folgeschäden

Indikationserweiterungen für JANUVIA (Sitagliptin, MSD) in der EU - Kombination mit Sulfonylharnstoff n

Diabetes. Zulassungserweiterung: Levemir (Insulin detemir) als Add-on Therapie zu Victoza (Liraglutid) bei Mens

Übergewicht im Kanton Zürich

Typ 1 Diabetes: Informationsblatt für Lehrer. Diabetes bei Jugendlichen. Was ist Typ-1-Diabetes? Was verursacht Typ-1-Diabetes?

»Ich fühle mich gut trotz Diabetes«

Appetit... Essen... sich wohler fühlen. Diabetes mellitus. Ein paar grundlegende Gedanken. Was ist Diabetes mellitus? Was ist die Ursache?

FreeStyle InsuLinx. ZipWik Design. Empfohlene Dosis. Wenn nötig, anpassen. zurück. eintragen. Blutzucker-Messsystem

Schulungsprogramm für Typ 2-Diabetiker, die nicht Insulin spritzen

Management des Typ 1 Diabetes Wirkung von Geschlecht und Gender

Die Bedeutung der Kohlenhydrate für Leistung und Gesundheit

WAS IST DIABETES MELLITUS? URSACHEN UND FOLGEN. Leben so normal wie möglich. Lilly Deutschland GmbH Werner-Reimers-Straße Bad Homburg

Strukturierte Blutzucker- Selbstmessung bei Diabetes Typ 2

DIABETES BERATUNGEN GANZHEITLICH INDIVIDUELL

Labortests für Ihre Gesundheit. Blutzucker- und Cholesterintests 11

Diese Broschüre fasst die wichtigsten Informationen zusammen, damit Sie einen Entscheid treffen können.

Was weiß ich über Ernährung im Hobbysport?

Einstufung Beschreibung GdBMin GdBMax Diätbehandlung ohne blutzuckerregulierende Medikamente 0 0

Geschlechtsperspektiven in der Medizin - Gesundheits- und fachpolitische Herausforderungen nach Erkenntnissen bei Diabetes

zu Euer Wahl.. dass Ihr Eure eigene Praxis haben wollt an forderster Front mit den Menschen und ich hoffe, dass Ihr Eure Chance nutzt, denn..

Labortests für Ihre Gesundheit. Suchtests bei Schwangeren und Neugeborenen 25

DMP - Intensiv Seminar. Lernerfolgskontrolle

Fragebogen Kopfschmerzen

Das basale Insulin als Schlüssel zum Therapieerfolg

Nordic Walking und Diabetes mellitus

puls109 Sport und Ernährungsberatung

mit Diabetes mellitus

Auswertung des Einflusses einer Hypoglykämie

Welche Bereiche gibt es auf der Internetseite vom Bundes-Aufsichtsamt für Flugsicherung?

Umfrage zum Thema Diabetes

Ein neues System für die Allokation von Spenderlungen. LAS Information für Patienten in Deutschland

Aufnahmebogen für Ernährungsberatung

WEGWEISER ZUR EINLAGERUNG VON NABELSCHNURBLUT UND -GEWEBE

Ich habe Diabetes was kann ich tun? Kurhan Ӏ Dreamstime.com

Anleitung zur Handhabung von Durchstechflasche und Einmalspritze (für Patienten, Ärzte, Diabetesberater und Apotheker)

Gemeinsam zum Ziel. Mehr Lebensqualität dank dem Sanitas Gesundheitscoaching

1. Protokollnotiz. zur. Vereinbarung zur Umsetzung therapiebegleitender Maßnahmen. zur Prognoseverbesserung bei Typ 2 - Diabetikern

Die Post hat eine Umfrage gemacht

Depression Die Krankheit Nr. 1!!!

Anamnesebogen für die Ernährungstherapie

WICHTIG Der normale Blutzuckerspiegel liegt zwischen 70 und 100 mg/100 ml Blut.

Man(n) ist was man isst! Man fliegt wie man isst!

? Kann ich mit Karotten zu viel Vitamin A

Behandlung von Krebsvorstufen. Dr. K. Röder Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Hinweise in Leichter Sprache zum Vertrag über das Betreute Wohnen

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Screening Das Programm. zur Früherkennung von Brustkrebs

Die Industrie- und Handelskammer arbeitet dafür, dass Menschen überall mit machen können

Anwendungsbeispiele. Neuerungen in den s. Webling ist ein Produkt der Firma:

Behandlungs- und Schulungsprogramm für Typ-2-Diabetiker, die Normalinsulin spritzen

Bundesweite Diabetes-Aufklärung mit Gesünder unter 7": Diabetiker brauchen Bewegung

Der Beginn der Beikost

Wenn Ihnen etwas auf den Magen schlägt, dann schlagen Sie zurück! Aber fragen Sie vorher besser Ihren Apotheker!

INSIEME BERATUNG: Burnout Scheck Detailinformation

WAS TUN BEI ANGST & DEPRESSION? von. Hans Kottke

1. Weniger Steuern zahlen

NEET - Jugendliche: Problemausmaß, Charakteristika und Handlungsstrategien

Unaufmerksamkeit für eigene Risikofaktoren

Alle gehören dazu. Vorwort

Transkript:

Ao Univ. Prof. Dr. Birgit Rami Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde

Themen-Überblick Epidemiologie/Differentialdiagnosen Ketoazidose Insulintherapie Essen/ Diät Hypo/Hyperglykämie Sport Schule Langzeitprognose Ziele + Wünsche für die Schule

Diabetes mellitus Einteilung DM Typ 1 >95% im Kindesalter DM Typ 2, in Österreich noch selten, in den USA zunehmendes Problem DM Typ 3 = alle Sonderformen, z.b Medikamenteninduziert (z.b. Cortison nach Transplantation), bei Syndromen (z.b. M. Down, Prader-Willi), Sekundäre Formen (z.b. nach OP, Cystischer Fibrose), u.v.m. DM Typ 4 = Gestationsdiabetes ADA-Klass. 1997

Diabetes mellitus Typ 1 vs. Typ 2 Differentialdiagnose Typ 1 Typ 2 typ. Klinik (Polyurie, Polydipsie, etc.) fast immer selten BZ meist >200 mg/dl erhöht OGTT selten notwendig meist indiziert BMI variabel erhöht Ak (IAA, IA2, GAD) 85-90% selten C-Peptid Insulin Harnketone häufig positiv selten positiv Risiko für DKA hoch niedrig HLA-Assoziation Akanthosis nigricans, Insulinresistenz Therapie Insulin Lifestyle/Metformin/Insulin

Wieviel Prozent der Wiener Kinder/ Jugendlichen sind von Übergewicht und Adipositas betroffen? 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 7,3 8,9 <6a 6-15a TOTAL Adipös Morbid Ad. In Wien sind 5% der Kinder unter 6 Jahren adipös und zusätzlich 2,3% morbid adipös In Wien sind 7% der Kinder zw. 6-15 Jahren adipös und zusätzlich 1,9% morbid adipös Dietrich, Widhalm et al. Akt Ernährungsmed. 31:73-76 (2006)

Prozentuelle Veränderung des Anteils an adipösen Probanden (BMI > 30.00 kg/m 2 ) n=879660 (österr. Stellungskommission) 7 6,7 6 5 4,8 5,7 5 5,7 4,3 % 4 3 3,3 2,4 3,2 2,7 3,4 1986-1990 1991-1995 1996-2000 2 1,5 2001-2005 1 0 Eastern Austria Central Austria Western Austria Schober E et al, Eur J Ped, 2007

Verhältnis Diabetes mellitus Typ 1/2 bei Manifestation 0-18 J. (USA-NYC) 1960 1975 1990 Typ 2 DM Typ 1 DM 2002 0 20 40 60 80 100 P. Saenger; APE 2003

Inzidenz-Daten Österreich Inzidenz DMT1 + DMT2 (1999-2007) < 15 Jahre Inzi/100.000/Jahr 22,00 20,00 18,00 16,00 14,00 12,00 10,00 8,00 6,00 11,90 12,90 12,20 12,80 16,40 17,30 13,20 17,90 19,20 Inci T1/100 000 Inci T 2/100 000 4,00 2,00 0,00 1999 0,15 0,29 0,44 0,60 0,30 0,08 0,23 0,15 0,39 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Daten aus dem Österreichischen Diabetes- Inzidenzregister (Schober et al.)

Diabetes mellitus Typ 1 Epidemiologie In Österreich ca. 300 Neumanifestationen/Jahr <15 Lj (Tendenz steigend) Etwas mehr Buben als Mädchen Erkrankungsgipfel im Volksschulalter, aber Tendenz: immer jünger Häufigste Stoffwechselerkrankung

Harndrang Durst Müdigkeit Leistungsabfall Schlechter sehen Einnässen Gewichtsverlust Übelkeit/Erbrechen Dauer der Symptome: Tage-Wochen Cave: je länger die Symptome DKA-Risiko Erstmanifestation DMT1 Symptome:

Diabetische Ketoazidose DKA (ph < 7,3, BZ > 200 mg/dl, HCO 3 < 15mmol/l, Harn: Keton pos., Glucose positiv) In Europa und Nordamerika: 15-67% DKA bei Erstmanifestation Österreich: 37 % DKA-Rate bei Erstmanifestation (1995-2007) Risikofaktoren: < 4 Jahre Niedriger Sozialstatus Keine Verwandten mit DM Komplikationen: höhere Mortalität und Morbidität! Hirnödem, Intensivstation, längerer stat. Aufenthalte, höhere Kosten,..

Diagnostische Kriterien für DM BZ > 200 mg/dl und klinische Symptomatik OGTT (1,75 g/kg max 75 g): Nüchtern-BZ > 126 mg/dl 2 -Stunden BZ > 200 mg/dl Gestörte Glucosetoleranz: IFG 100-126 mg/dl (nüchtern) IGT 2 Stunden-BZ >140 mg/dl

Nü BZ bei 22 Kindern mit DMT1 Vanelli M Acta Biomed 2008

Warum so spät diagnostiziert?? Die Symptome sind der Allgemeinbevölkerung oft nicht bekannt Gehen lange nicht zum Arzt Ärzten ist die Dringlichkeit oft nicht bewußt/bekannt Schicken Patienten ins Labor (nächster Tag, nach dem WE..) Symptome werden verharmlost, ignoriert Fehldiagnosen kommen vor (z.b. Anorexie!)

DKA-Prävention: Pilotprojekt in Parma ~25 d bis DM-Diagnose 78 % DKA-Rate (ph <7,3) Start einer Posterkampagne in Schulen und bei Kinderärzten Kurze Infos an Schulen und Ärzte bezügl. DM-Diagnose-Kriterien und möglichst rascher Zuweisung ad Krankenhaus 8 Jahre follow up

Ergebnisse Parma Vanelli, Diabetes Care 1999 Initial 78% DKA-Rate Nach 2 Jahren 0 % DKA-Rate Insgesamt über 8 Jahre : 78% -> 12,5 % DKA-Rate Kosteneffektiv Dauer der Diabetessymptome von 25 5 d reduziert

ISPAD und IDF haben die Idee aufgegriffen www.worlddiabetesday.org/the-campaign

Posterkampagne in Österreich geplant in Kooperation mit: ÖDG österr. Diabetesgesellschaft ÖGKJ Medien Industrie Ministerien? Unterricht und Gesundheit? Apotheken, Ärzte, Schulen, Kindergärten Rund 20.000 Poster geplant

Posterentwurf für Eltern/Erwachsene

Posterentwurf für Kinder

Ziele der Posterkampagne: Prävention der DKA und deren Komplikationen Bewußtseinsbildung in der Allgemeinbevölkerung bezüglich Diabetes im Kindesalter Senkung der Kosten (stat. Aufenthalt)

Posterkampagne in Österreich Start für Herbst 2009 geplant hoffentlich ähnlich erfolgreich wie in Parma follow up via Inzidenzstudie möglich Unterstützung der Schulärzte bei dieser Kampagne: wünschenswert und hilfreich Bisher aber schwierig für uns die Info weiterzuleiten (Pflichtschulen, Bundes-sch., 9 Bundesländer, 9 Landesschulräte..

Karima 5 Jahre

Im KH Betreuung durch ein Multidisziplinäres Diabetes-Schulungs-Team Diabetes-Team AKH Wien

Insulintherapie

Insulinarten Insulinart Wirkbeginn Wirk-Maximum Wirkdauer Cave Normalinsuline Spritz/Eß-Abstand Actrapid 30min 1-2h 4-6h Insuman Normal 30min 1-2h 4-6h Lilly Normal 30min 1-2h 4-6h Basalinsuline Insulatard 1-2h 6h 10-14h Lilly Basal 1-2h 6h 10-14h Insuman Basal 1-2h 6h 10-14h Insulinanaloga kurzwirksame "superschnell" Humalog 5min 30-60 min 2-4h Novo Rapid 5min 30-60 min 2-4h Apidra 5min 30-60 min 2-4h langwirksame Lantus 1-2h 24h "24h-Insulin" Levemir 1-2h 20h

=Novo Rapid, Humalog =Actrapid =Insulatard = Lantus, Levemir

Therapieformen Konventionelle Therapie: Fixe Zeiten und Mengen (von Insulin und BE s) z.b. 3 Hauptmahlzeiten und 2-3 Jausen, dazu 2-3x täglich Insulin Starres Regime Weniger Spritzen einfacher-weil fixe Regeln Jüngerer Kinder mit regelmäßigen Essenszeiten (Kindergarten bis Volksschule)

Therapieformen 2 Funktionelle/Basis-Bolus-Ther.: Flexible Essens- u. Spritzzeiten Insulin zu JEDER Mahlzeit z.b. 3 Hauptmahlzeiten 2x Langzeit- und jeweils Essensinsulin öfter spritzen und messen Jugendliche (Selbständigkeit!) Auch Pumpe (ev. Kleinkinder)

Korrekturfaktor ist abhängig von: Alter/Geschlecht, Größe/Gewicht, Diabetesdauer Hohe BZ nur mit schnellen/superschnellen Insulinen korrigieren!! Nie mit Basalinsulin! Richtwerte: Kleinkind: 1 IE/150-200 mg/dl BZ Volksschulalter: 1 IE/50-100 mg/dl BZ Teenager: 1 IE/30-50 mg/dl BZ Zielbereiche: präprandial 80-120 mg/dl postprandial <180 mg/dl Nur alle 3-4 Stunden korrigieren!

Insulinpumpe Pro 24h-Insulinabgabe (physiologisch) Weniger Stiche Katheter alle 2-3 Tage wechseln Contra größere Gefahr der Entgleisung durch absoluten Insulinmangel bei Katheterstopp/-verlust

Minimed Roche/Disetronic Deltec/Cozmo Animas

Wie funktioniert die Insulinpumpentherapie? Basalrate vorprogrammiert Kontinuierliche Abgabe von schnellwirksamem Insulin zur Anpassung an variable metabolische Anforderungen Bolus Abdeckung der Kohlenhydrate bei den Mahlzeiten Korrektur Bolus Senkung hoher BZ-Werte 6 5 4 Mahlzeiten Bolus 3 2 1 0:00h 12:00h 24:00h

Spätfolgen Basal rate in adolescents and adults Renner R 1995

Anteil in % 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 DPV-Wiss, 9-2007 Anteil Pumpentherapie Typ-1-Diabetes 15-20 Jahre 10-15 Jahre 5-10 Jahre < 5 Jahre 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 (07) Behandlungsjahr >200 Zentren (D+Ö), 0-20 J, DMT1, Verlaufsbeobachtung

Mögliche Pumpenprobleme Katheterdislokation Hautirritationen/Pflasterallergien Luft im Schlauch Hypo-/Hyperglykämien Procedere bei Hyperglykämie mit Pumpe

Correction of hyperglycaemia on pump BG > 250 mg/dl Correction bolus with pump BG control after 2 hours BG < 150 mg/dl BG > 250 mg/dl Normal programme Control and change system (pump, catheter, needle) Correction bolus with new system Correction bolus with Pen BG control after 2 hours BG < 150 mg/dl BG > 250 mg/dl Call hospital Correction bolus with Pen

Was gibt es Neues? Überblick - Sensortechnik

Invasive Sensoren Minimed inplantierbarer Sensor Kürzlich vom Markt genommen (Katheter- Probleme, v.a. kein U400-Insulin mehr ) Glucoday (Menarini) Microdialyse-System, Katheter-Probleme, keine Studien bei Kindern durchgeführt

Nicht-Invasive Sensoren Glucowatch (Cygnus) Hautirritationen Keine stabilen Werte Technik: reverse Iontopherese Pendra-Uhr (Pendragon) Vorzeitige Zulassung Nur wenige Patienten untersucht Technik: Impedanz- Spectroskopie Firma in Konkurs

Minimal-Invasive Sensoren (Glucose-oxidase-beschichtet) Eigenschaften erhältlicher bzw. marktreifer Systeme: In Ö erhältlich: Ab 2009 Stärke der Sensorelektrode Länge der Sensorelektrode Guardian REAL- Time 23 Gauge (= 0,6 mm) Paradigm REAL- Time 23 Gauge (= 0,6 mm) DexCom STS TM 25 Gauge (= 0,5 mm) FreeStyle Navigator 22 Gauge (= 0,7 mm) 12,7 mm 12,7 mm 13 mm 6 mm Einstechwinkel 45 Grad 45 Grad 45 Grad 90 Grad Lebensdauer 72 Stunden 72 Stunden 7 Tage 5 Tage Zeit Sensoranlage bis Messbeginn 2 Stunden 2 Stunden 2 Stunden 10 Stunden Kalibrierung 2, 8, dann alle 12 h 2, 8, dann alle 12 h 1, 1.5, alle 12 h 10, 12, 24. 72 h Aktuelle Werte alle 5 Minuten alle 5 Minuten alle 5 Minuten jede Minute Displayanzeigen 3, 6, 12, 24 h 3, 6, 12, 24 h 1, 3, 9 h 2, 4, 6, 12, 24 h Daten Download möglich möglich möglich möglich Danne T, et al. Real-Time Glucose Sensors in Children and Adolescents with Type-1 Diabetes.Horm Res. 2008.

Unterschiede zwischen Blutglukose und interstitieller Glukose bei körperlicher Aktivität Ergebnisse: Analyse zur Glukosesenkung im venösen Blut und im Interstitium bei körperlicher Aktivität 200 time- : lag25 min Glukose (mg/dl) 175 150 125 100 Blutglukose (Labor) Minimum Referenz Minimum Sensor Sensorglukose 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 Zeit (min) nach: Kollman C et al.: ADA 2006

Paradigm Real Time System (RTS) - Paradigm mit Quickset- Katheter extra Minimed + Guardian extra Pumpe + Sensor kombiniert Kleinerer Sensor

Glykämie bei gesunden Probanden nach standardisierten Mahlzeiten unter Alltagsbedingungen Ergebnisse: Glukoseprofile nach den Mahlzeiten E und B (stationär) E: Kidney- Bohnen, Vollkornbrot, Salami, Käse B: Toast, Honig, Marmelade, Frischkäse, Orangensaft Mittlere Gewebsglukose + Standardabweichung (95% Konfidenzintervall) nach: Baumstark A et al.: DDG 2007 und Freckmann G et al.: ADA 2007

Erste Erfahrungen mit dem System Paradigm REAL- Time Ergebnisse: Verbesserung der Glykämie durch Erfahrungen mit der Anzeige aktueller Glukosewerte Woche 1 Woche 2 nach: Danne T et al.: DDG 2006 und ADA 2006

13j Mädchen, 8 Jahre Diabetesdauer, Basis-Bolus-Therapie, HbA1c 9.5 rel%, Therapieüberprüfung

Das Thema Essen KOHLENHYDRAT-berechnete Diät KH= Stärke, Fruchtzucker, Milchzucker, Traubenzucker, Haushaltszucker, Malzzucker 1 BE = eine Broteinheit = 12g KH schnellere und langsamere BE s Ausgewogene Diät mit ca. 50% KH Süßigkeiten sind nicht absolut verboten Prinzipiell darf alles gegessen werdenmöglichst fettarm

Beispiele für BE s

Noch mehr Beispiele

Praktische Anwendung Das Essen sollte abgewogen werden Ca. 5-7 über den Tag verteilte Mahlzeiten Extra-BE s für Sport oder Unterzucker müssen immer dabei sein fast alles ist möglich aber es muss berechnet werden

Was hebt/senkt den Blutzucker? Normalwerte für Diabetiker: 60-120 mg/dl vor dem Essen, < 180 mg/dl nach dem Essen heben/erhöhen zuviel essen zuwenig Insulin in Infiltrate (Lipohypertrophie) spritzen (immer gleiche Stelle) Krankheit/Fieber Stress/Aufregung senken zuviel Insulin zuwenig Essen (z.b. Mahlzeit auslassen) Sport/Bewegung Durchfall/ Erbrechen Alkohol

Stichstellen-Infiltrate (Lipohypertrophien)

Akutkomplikationen (in der Schule) Hyperglykämie (BZ >180 mg/dl) - häufig +DKA (selten) Hypoglykämie (BZ < 60 mg/dl) - häufig

Hyperglykämie/DKA Einzelne hohe BZ-Werte sind korrigierbar Gefährlich, wenn konstant (sehr) hohe BZ-Werte vorhanden sind (Ursache: immer Insulinmangel) DKA entwickelt sich über mehrere Stunden-Tage Typische Symptome wie bei Erstmanifestation Durst, Polyurie, Erbrechen, Müdigkeit oder Gewichtsverlust, vertiefte Atmung, ev. Bewußtlosigkeit Überprüfung der Harnketone! Bei Gefahr/Verdacht einer DKA ist unbedingt eine stationäre Aufnahme indiziert

Unterzucker-Hypoglykämie

Häufigkeit individueller Hypoglykämiesymptome ( Hepburn 1993) Schwitzen 47-84 % Zittrigkeit 32-78 % Mattigkeit 28-71 % Sehstörungen 24-60 % Hungergefühl 39-49 % Herzklopfen 8-62 % Sprachstörung 7-41 % Periorale Anästhesie 10-39 % Schwindel 11-41 % Kopfschmerzen 24-36 % Ängstlichkeit 10-44 % Übelkeit 5-20 % Konzentrationsstörung 31-75 % Müdigkeit 38-46 % Konfusion 13-53 %

Klassifikation der Hypoglykämie Definition: BZ < 60 mg/dl Grad 1:Asymptomatisch, biochemische Hypoglykämie Milde bis mittelgradige symptomatische Hypoglykämie Grad 2: Schwere Hypoglykämie, Bewußtseinseinschränkung - Hilfe zur Behandlung ist notwendig Grad 3:Schwere Hypoglykämie- Bewußtlosigkeit, Krampfanfälle

Hypoglykämie (Unterzucker) was kann ich tun? Kind ist ansprechbar: BZ messen Wenn unter 60-70 mg/dl: schnelle BE geben Traubenzucker, Cola, Saft KEINE Schokolade, Kuchen, etc. Bei grenzwertigem BZ und Symptomatik: z.b. Apfel, Banane, Brot essen lassen Erholung kann etwas dauern Kind nicht/kaum ansprechbar: KEINE Nahrung einflößen (Gefahr der Aspiration!) Event. Seitenlagerung CAVE: Gefahr eines Krampfanfalles Gabe von Glucagon i.m. ( Hypo-kit ) oder Glucose iv (Arzt)

Prävention der Hypoglykämie im Schulalltag Regelmäßige BZ-Kontrollen (VM und Mittag) Supervision durch Lehrer in der Volkschule Regelmäßig Mahlzeiten bei konventionellen Therapie (Menge und Zeitpunkt) Information des Lehrers über Hyposymptomatik bzw. Hypowahrnehmungsstörung BZ vor Sport und Sport BE

Diabetes und Sport

Körperliche Aktivität bei Typ 1 Diabetes Erhöhung der Resorption des Insulins aus der Injektionsstelle Erhöhung des Glucoseverbrauchs ohne Erhöhung des Insulinbedarfs, dadurch kommt es zum Blutzuckerabfall. Ist jedoch zu wenig Insulin verfügbar, kommt es zum Blutzuckeranstieg durch Glycogenolyse und Ketonämie durch anaeroben Stoffwechsel (cave Ketoazidose )

Diabetes und Sport Zusätzliche Kohlenhydrate (Sport-BE) Reduktion der Insulindosis bei kurzfristigen Aktivitäten (Bolusinsulin) Insulinanpassung (reduktion) bei Ausdauersport (z.b. Wandertag) Kurzfristige Aktivitäten wie Schulsport, Tennis, Eislaufen.. Faustregel: pro 30 Minuten 1 BE zusätzlich Bei BZ >150 mg% vor Beginn kann häufig teilweise oder ganz auf zusätzliche KH verzichtet werden Individuellen Bedarf ermitteln (Sportaustestung)

Olympia Gold 2008

Langzeitparameter (Ambulante Kontrollen etwa alle 3 Mo) HbA1c = glykosysierte Hb (Durchschnittswert über 8-12 Wochen), Normalwert: 4-6 rel% Ziel bei Diabetikern: < 7 (-7,5) rel.% Frequenz der schweren Hypoglykämien Körperliche Entwicklung (Länge, Gewicht, Pubertät), Blutdruck Stichstellenkontrolle Augenkontrollen 1x/Jahr Microalbumin im Harn Assoziierte Erkrankungen (Autoimmunthyreoiditis, Zöliakie, u.a.)

Langfristiges Ziel: Vermeidung von Spätkomplikationen Selten vor der Pubertät Selten vor dem 10. Diabetesjahr Kindesalter Schutzphase Prävention in der Kindheit

Diabetische Nephropathie DPV Daten Raile K, Holl RW: Diab Care 2007: Juli

Schulalltag Information der Lehrkräfte über die Grundprinzipien der Diabetestherapie Erlaubnis jederzeit BZ zu messen Erlaubnis bei Hypoglykämie jederzeit etwas zu essen oder zu trinken Erlaubnis bei Bedarf Insulin zu spritzen Erlaubnis bei Bedarf die Eltern anzurufen (Handy-Erlaubnis) Jede Lehrkraft sollte die Symptome einer Hypoglykämie und ihre Behandlung kennen ( besonders Turnlehrer )

Schulalltag Klassenkameraden informieren Supervision entsprechend dem Alter und der Selbständigkeit des Kindes Aktivitäten im Freien (z.b Cross Country- Lauf) eher zu zweit Belohnungssystem Diabetes-kompatibel Verständnis für Hypoglykämie Erlaubnis von Testwiederholungen

Kinder mit Diabetes mellitus sollen an allen Aktivitäten teilnehmen (dürfen)

Ziele und Wünsche Oberstes Ziel ist die Vermeidung von Akut- und Spätkomplikationen Von Beginn der Neumanifestation an möglichst beste metab. Einstellung anstreben (HbA1c <7%) Diabetesschulung ist essentiell Jede langfristige HbA1c-Verbesserung reduziert das Risiko für microvask. Komplikationen DCCT: für 10% Verbesserung (z.b. HbA1c von 8 auf 7,2 rel%) 44% Verminderung des Risikos!!

Vernetzung Schularzt Betreuungsstelle Gemeinsame Motivation des Kindes Supervision z.b. alle 6 Monate HbA1c oder des Memory des BZ-Messgeräts bzw BZ- Protokolls Kontakt bei besonderen Vorkommnissen Kontakt bei Sport- und Schullandwochen Kontakt bei gravierenden Therapieumstellungen

Danke! Das Motto lautet: EINFACH COOL BLEIBEN! Auch bei Diabetes!

Bitte um Ihre Unterstützung auch bei unserer Posterkampagne