Maßnahme zur Seenrestaurierung am Bärensee, Stadt Bruchköbel



Ähnliche Dokumente
Bericht zu den Restaurierungsmaßnahmen im Otterstedter See

effektive Nährstoffeliminierung gute Nachhaltigkeit keine toxische Auswirkung

Professionelle Seminare im Bereich MS-Office

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Übungsbuch für den Grundkurs mit Tipps und Lösungen: Analysis

AUF LETZTER SEITE DIESER ANLEITUNG!!!

EMIS - Langzeitmessung

BERECHNUNG DER FRIST ZUR STELLUNGNAHME DES BETRIEBSRATES BEI KÜNDIGUNG

ikk-classic.de Gesetzliches Krankengeld für Selbstständige Kein Zusatzbeitrag 2010 Da fühl ich mich gut.

Übungsaufgaben Prozentrechnung und / oder Dreisatz

Häufig wiederkehrende Fragen zur mündlichen Ergänzungsprüfung im Einzelnen:

Zeichen bei Zahlen entschlüsseln

Moderne Behandlung des Grauen Stars

Zahlenoptimierung Herr Clever spielt optimierte Zahlen

Wir sind für Sie da. Unser Gesundheitsangebot: Unterstützung im Umgang mit Ihrer Depression

Das große ElterngeldPlus 1x1. Alles über das ElterngeldPlus. Wer kann ElterngeldPlus beantragen? ElterngeldPlus verstehen ein paar einleitende Fakten

MORE Profile. Pass- und Lizenzverwaltungssystem. Stand: MORE Projects GmbH

Durch Wissen Millionär WerDen... Wer hat zuerst die Million erreicht? spielanleitung Zahl der spieler: alter: redaktion / autor: inhalt:

Gemeinsam können die Länder der EU mehr erreichen

Wie oft soll ich essen?

Die Beschreibung bezieht sich auf die Version Dreamweaver 4.0. In der Version MX ist die Sitedefinition leicht geändert worden.

6 Schulungsmodul: Probenahme im Betrieb

Trainingsplan 21-wöchiger Trainingsplan für einen Langdistanz-Schwimm- Wettkampf

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

40-Tage-Wunder- Kurs. Umarme, was Du nicht ändern kannst.

Umfrage: Kreditzugang weiter schwierig BDS-Präsident Hieber: Kreditnot nicht verharmlosen

Was meinen die Leute eigentlich mit: Grexit?

Ihr Mandant möchte einen neuen Gesellschafter aufnehmen. In welcher Höhe wäre eine Vergütung inklusive Tantieme steuerrechtlich zulässig?

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Kommunikationsbetrieb

Informationen zur Prüfung Geprüfter Handelsfachwirt (IHK)/Geprüfte Handelsfachwirtin (IHK)

Gründe für fehlende Vorsorgemaßnahmen gegen Krankheit

Bevölkerung mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung 2012

7. Bewässerung: Mehrmals pro Woche

2 Physikalische Eigenschaften von Fettsäuren: Löslichkeit, Dissoziationsverhalten, Phasenzustände

geben. Die Wahrscheinlichkeit von 100% ist hier demnach nur der Gehen wir einmal davon aus, dass die von uns angenommenen

Lernaufgabe Industriekauffrau/Industriekaufmann Angebot und Auftrag: Arbeitsblatt I Auftragsbeschreibung

Bundesverband Flachglas Großhandel Isolierglasherstellung Veredlung e.v. U g -Werte-Tabellen nach DIN EN 673. Flachglasbranche.

Welches Übersetzungsbüro passt zu mir?

Inkrementelles Backup

Die Post hat eine Umfrage gemacht

Anleitung zum Computercheck Windows Firewall aktivieren oder eine kostenlose Firewall installieren

Die Gestaltung der Eingewöhnung nach dem Berliner Modell

2 Die Terminaldienste Prüfungsanforderungen von Microsoft: Lernziele:

Drägerware.ZMS/FLORIX Hessen

Kurzer Bericht über die

Empfehlungen zur Nutzung der CD zum Buch: Klee & Wiemann: Beweglichkeit und Dehnfähigkeit. Schorndorf: Hofmann,

Internet Explorer Version 6

Die neue Aufgabe von der Monitoring-Stelle. Das ist die Monitoring-Stelle:

Abituraufgabe zur Stochastik, Hessen 2009, Grundkurs (TR)

Step by Step Webserver unter Windows Server von Christian Bartl

Das Geschäftsklima gibt saisonbedingt leicht nach

AGROPLUS Buchhaltung. Daten-Server und Sicherheitskopie. Version vom b

Zulassung nach MID (Measurement Instruments Directive)

!!! Folgeerkrankungen

2.8 Grenzflächeneffekte

Ein neues System für die Allokation von Spenderlungen. LAS Information für Patienten in Deutschland

Informationsblatt Induktionsbeweis

Psychologie im Arbeitsschutz

Herzlich Willkommen beim Webinar: Was verkaufen wir eigentlich?

GPP Projekte gemeinsam zum Erfolg führen

Pflegende Angehörige Online Ihre Plattform im Internet

10.1 Auflösung, Drucken und Scannen

Hilfe zur Dokumentenverwaltung

Technical Note Nr. 101

WARENWIRT- SCHAFT UND ERP BERATUNG Mehr Sicherheit für Ihre Entscheidung

Welchen Nutzen haben Risikoanalysen für Privatanleger?

Lernmodul Preisbildung. Lernmodul Preisbildung

Kurzanleitung MAN E-Learning (WBT)

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus:

EINE PLATTFORM

Praktikum Nr. 3. Fachhochschule Bielefeld Fachbereich Elektrotechnik. Versuchsbericht für das elektronische Praktikum

Änderung der ISO/IEC Anpassung an ISO 9001: 2000

Welchen Weg nimmt Ihr Vermögen. Unsere Leistung zu Ihrer Privaten Vermögensplanung. Wir machen aus Zahlen Werte

ERGEBNISSE DER CW-MARKTSTUDIE COLLABORATION AUS DER CLOUD IM UNTERNEHMENSEINSATZ IN TABELLARISCHER FORM

Novell Client. Anleitung. zur Verfügung gestellt durch: ZID Dezentrale Systeme. Februar ZID Dezentrale Systeme

Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung: EFRE im Bundes-Land Brandenburg vom Jahr 2014 bis für das Jahr 2020 in Leichter Sprache

Auftrag zum Fondswechsel

WIE WIRKLICH IST DIE WIRKLICHKEIT WIE SCHNELL WERDEN SMART GRIDS WIRKLICH BENÖTIGT? DI Dr.techn. Thomas Karl Schuster Wien Energie Stromnetz GmbH

Sparen in Deutschland - mit Blick über die Ländergrenzen

Fruchtbarkeit ist messbar!

EINMALEINS BEZIEHUNGSREICH

Lizenzen auschecken. Was ist zu tun?

Mitarbeiterbefragung nach DIN EN ISO 9001

Projektcontrolling in der Praxis

Pädagogik. Melanie Schewtschenko. Eingewöhnung und Übergang in die Kinderkrippe. Warum ist die Beteiligung der Eltern so wichtig?

Alle gehören dazu. Vorwort

Letzte Krankenkassen streichen Zusatzbeiträge

Installation des Authorware Webplayers für den Internet Explorer unter Windows Vista

Die Lernumgebung des Projekts Informationskompetenz

Angebote der Landesregierung zur großzügigen Bewilligung von Teilzeitbeschäftigung und Beurlaubung ohne Bezüge für die Landesbediensteten 3.

Band 2, Thema 3 Perpetual Preservation System Karbonathärte, Kraft des Wasserstoffs und Kohlendioxid Das KH, ph und CO2 Verhältnis.

Trainingsplan 16-wöchiger Trainingsplan für einen Triathlon (Volkstriathlon), Einsteiger

Senkung des technischen Zinssatzes und des Umwandlungssatzes

Chancen 2014: Erfolgsfaktor Bibliotheksstrategie

Hilfe, mein SCRUM-Team ist nicht agil!

Manager. von Peter Pfeifer, Waltraud Pfeifer, Burkhard Münchhagen. Spielanleitung

Einleitende Bemerkungen

OPTIONALES LIEFERUNG AUF USB STICK. Lieferung Ihrer ausgewählten V-IUS SOLUTIONS Anwendung auf USB Stick..

Lehrer-Umfrage "LRS / Legasthenie" im deutschsprachigen Raum LegaKids 2010

Fragebogen der IG Metall-Jugend zur Qualität der Berufsausbildung

Transkript:

Institut Dr. Nowak Mayenbrook 1 28870 Ottersberg Tel. 04205 3175 28 Fax 04205 3175 819 Emailsy@limnowak.com Maßnahme zur Seenrestaurierung am Bärensee, Stadt Bruchköbel 1. Einführung Abb. 1: Das Einzugsgebiet des Bärensees - Applikationsbericht und Ergebnisse -- Ottersberg, den 11. Februar 2008 Der Bärensee bei Hanau im Main-Kinzig Kreis (Stadt Bruchköbel) wird nach LAWA Richtlinien Baggersee als ungeschichteter Kiessee bewertet. Seine Fläche umfasst 6 ha und die maximale Tiefe beträgt 3,8 m, die mittlere Tiefe liegt bei 2,63 m. Dieser See enthält somit ein Wasservolumen von 156000 m³. In der Vergangenheit wurde der Referenztrophiezustand mesotroph nie erreicht. Er ist eher als stark eutropher See zu charakterisieren. Der See liegt innerhalb der größten Campingplatzanlage des Landes Hessen und wird von der Stadt Bruchköbel betrieben. Außerdem ist er ein beliebter Bade- und Angelsee und unterliegt somit einer intensiven Nutzung (Abbildung 1). Die starke Belastung mit Nährstoffen wurde bisher mit einer externen Phosphateliminierungsanlage und das Einsetzen von Makrophyten bzw. Schwimmbeeten bekämpft. Dies führte zwar zeitweise zu einer Stabilisierung des Nährstoffgehalts im Wasser, aber intensive Blaualgenblüten konnten nicht verhindert werden (80 μg Chlorophyll-a/L im Februar 2007). Im Sediment des Bärensees lagen etwa 700 mg Phosphor/kg Trockensubstanz vor, wovon knapp 20 % biologisch verfügbar waren. Ziel der Restaurierungsmaßnahme im Bärensee war es, mit der Applikation von 11,5 Tonnen Bentophos den Phosphor in dem stark anaeroben Sediments des Bärensees festzulegen. 2. Planung der Maßnahme Am 12. und 13. Juni 2007 wurde eine Phosphatfällung mit Bentophos durchgeführt. Die Maßnahme wurde auf dem Hintergrund regelmäßiger starker Blaualgenblüten und intensiver Nutzung als Naherholungsgebiet und Badesee notwendig. Die feste Bindung des Phosphors, welcher eine limitierende Rolle als Nährstoff in Gewässern wie dem Bärensee spielt, ist insbesondere in einem Flachsee notwendig. Nach umfangreichen Voruntersuchungen des Wasser- und Sedimentkörpers des Bärensees wurde die Menge des Fällungsmittels kalkuliert. Bei den Untersuchungen stellte sich heraus, dass der größte Teil des Phosphorpools ständig für Primär- und Sekundärproduktion genutzt wurde. Der beste Zeitpunkt für eine Applikation wäre bei einer größtmöglichen Verfügbarkeit des ortho- Phosphats gewesen. Das Fällungsmittel bindet freies Phosphat. Da aber das Fällungsmittel nachhaltig wirkt, d.h. die Wirkung bleibt erhalten, konnte die Applikation, wie von der Stadt Bruchköbel erwünscht, auch zu einem anderen Zeitpunkt erfolgen. 1

Die Kalkulation für die notwendigee Menge Bentophos erfolgte auf Basis einer nachhaltigen und nicht bioverfügbaren Bindung des Phosphors im Sediment (Abbildung 2). Obwohl aufgrund der geringen Tiefe des Sees sich in der Wassersäule höchstens nur kleine anaerobe Zonenn entwickelten, ist das Sediment durchweg anoxisch. Selbst in den flachen sandigen Uferbereichen lagen bis nahe an der Sedimentoberfläche anaerobe Bedingungen vor. Unter den hohen Nährstoffbelastungen und dem anoxischen Milieu im Sediment wurde der Stickstoffpool durch die mikrobielle Veratmung des Nitrats soweit verringert, dass Blaualgen (Cyanobakterien) optimale Bedingungen vorfanden, in denen diese sich unter Luftstickstoff- konnten. Bei der Berechnung der einzusetzende Bentophos -Dosis im Wasserkörper lag eine P-Konzentration von Abb. 2: Phosporfraktionen im Sediment des Bärensees (nach Psenner). Der gepunktete Bereich der Säulen steht für verfügbaren Phosphor Fixierung stark vermehren 96 μg/l zugrunde, welche mit 1,5 Tonnen Bentophos gebunden werden kann. Für das Sediment wurde eine Mengee von insgesamt ca. 100 kg bioverfügbaren Phosphor ermittelt. Hierfür wurden 10 Tonnen Bentophos appliziert. 3. Durchführung der Maßnahme Am Montag, den 11. Juni 2007 wurden 11,5 Tonnen Bentophos am Bärensee angeliefert und in der Nähe des flach in den See abfallenden Strandes im Bereich des Eingangs des Campingplatzes gelagert. Die für die Applikation notwendigen Pontons wurden vor dem Campingplatz abgestellt und mit dem von der Stadt Bruchköbel zur Verfügung gestellten Radlader zum Strand transportiert. Über die Applikationsmaßnahme wurde die Stadt Bruchköbel, Wasserbehörde des Main-Kinzig-Kreises, das Gesundheitsamt und das hessische Landesamt für Umwelt und Geologie fristgerecht informiert. Für den Bärensee wurde ein Badeverbot für die Zeit der Applikation und einige Tage danach erlassen. Nach Eintreffen der Mitarbeiter des Instituts Dr. Nowak wurden die Pontons im Uferbereich des Sees verbracht und zu einer Plattform montiert. Pumpen, Mischer und Antrieb wurden installiert und für die Maßnahme am Folgetag vorbereitet. Abb. 3: Beladen des Pontons Sedimentproben entnommen und später im Labor untersucht. Währenddessen wurde die vorgesehenen Probenahmen im Bärensee durchgeführt um den Zustand unmittelbar vor der Applikation zu ermitteln. Hierfür wurde in der Seemitte in 3 m Tiefe und in Strandnähe in 1 m Tiefe eine Wasserprobee gezogen gezogen. An beiden Stellen wurden auch 2

Am Dienstag, den 12. Juni 2007 wurde mit der Ausbringung des Bentophos begonnen. Bentophos ist ein lanthanmodifiziertes Bentonit, welches als Granulat vorliegt. Während der Applikation wird es mit Seewasser zu einer feinen Suspension aufgeschlämmt und auf die Wasseroberfläche aufgebracht (Abbildungen 3 und 4). Es verteilt sich fein und trübt das Wasser bis zum Absinken, so dass die Sichttiefe vorübergehend abnahm. Aus diesem Grund musste der Badebetrieb für mehrere Tage eingestellt werden. Während der Absinkzeit wird verfügbares Phosphat aus der Wassersäule aufgenommen und auf dem Seeboden festgelegt. Auf dem Sediment bildet es gleichzeitig eine Sperrschicht gegen aus dem Sediment rückgelöstes Phosphat. Abb. 4: Applikation des Phosphatfällungsmittels Bei der Ausbringung wurde, wie von der Wasserbehörde vorgegeben, der 2 m tiefe Strandbereich ausgespart. Die Tiefe wurde per Echolot überwacht und die abgefahrene Strecke mittels differentieller GPS-Empfangsstation aufgezeichnet (DGPS Gerät: Trimble Pathfinder Pro XT). Ab 15 Uhr musste die Applikation aufgrund eines Unwetters abgebrochen werden. Bis dahin waren etwa 6 Tonnen Bentophos ausgebracht. Die DGPS-Aufzeichnung konnte wegen eines technischen Problems nur am ersten Tag der Anwendung aufgenommen werden (Abbildung 5). Am Mittwoch, den 13. Juni wurde die Applikation fortgesetzt und abgeschlossen. Die Sichttiefe hatte sich inzwischen seit dem Vortag auf über einen Meter verbessert. Die Gerätschaften und Pontons wurden an Land gebracht und zum Abtransport vorbereitet. Die Maßnahme wurde am Nachmittag beendet. Eine Woche später (21. Juni 2007) wurde eine weitere wie oben beschriebene Wasser- und Sedimentprobe zur Überwachung der Restaurierungsmaßnahme durchgeführt. Abb. 5: GPS-Track vom ersten Tag der Anwendung (Kartenquelle: Google Maps ) 3

4. Ergebnisse der begleitendenn Wasser- und Sedimentuntersuchungen Entwicklung der Phosphorkonzentration im See nach der Fällung Nach der Applikation sank der Phosphorgehalt im Seewasser innerhalb von sechs Monaten im Mittel von 83 auf 25 μg P/L um fast 70 % ab (Abbildung 6) ). 0,10 0,09 0,08 0,07 Bentophos Gesamtphosphor Phosphor [mg/l] 0,06 0,05 0,04 0,03 0,02 0,01 0,00 Abb. 6: Entwicklung der Gesamtphosphor und ortho-phosphat-phosphor-gehalte im Seewasser Der beste Zeitpunkt für eine Applikation wäre bei einer größtmöglichen Verfügbarkeit des ortho- dass die Phosphats z.b. im April gewesen. Der ortho-phosphat-pool wird im Seee ständig umgesetzt, so Applikation zu einem Zeitpunkt durchgeführt werden musste, an dem kein ortho-phosphat vorlag. Die Bindung durch das Fällungsmittel erfolgt aber auch dann, wenn das Mittel auf dem Sediment aufgelagert ist und während des Austauschs von See- und Sedimentporenwasser freies ortho-phosphabei 130 μg/l. Sie sankenn im aufnehmen kann. Dieser Prozess benötigt aber eine längere Zeitspanne. Entwicklung der Lanthankonzentration im Seewasser Die im Seewasser nachgewiesenenn Lanthan-Gehalte lagen anfänglich Untersuchungszeitraum auf <10 μg/l ab (Abbildung 7). Trotz einiger Starkwindereignisse sind keine Resuspensionen beobachtet worden. Das heißt auch, dass sowohl Lanthan als auch Phosphat fest im Sediment abgelegt wurden. Untersuchungen zur Ökotoxizität von Lanthan-Ionen Aufgrund der Bedenken gegenüber dem Einsatz lanthanhaltiger Stoffe in Gewässern wurden im Institut ökotoxikologische Untersuchungen zur akuten Toxizität von Lanthan durchgeführt. Hierfür wurde die effektive Konzentration, in der Lanthann auf die Testorganismen toxisch wirkt, nach den Vorgaben der DIN-Normen durchgeführt. Parallel dazu wurden Messansätze mit für die entsprechenden Tests Lanthan und zusätzlich der entsprechenden Phosphatmenge gestartet. Abb. 7: Lanthangehalte im Bärenseewasser 4

Bacterial luminescence test (ISO 11348-3) EC50 = 37 mg La 3+ /L Toxicity test with Daphnia magna (DIN 38412-L30) EC50 = 103 mg La 3+ /L Fish egg toxicity test (DIN 38415-T6) EC50 = 150 mg La 3+ /L Zum Vergleich: Lanthan-Konzentrationen im Wasserkörper nach Anwendung mit Bentophos :~20 µg/l (Faktor 1000 niedriger) Bei Anwesenheit von Phosphat ist keine toxische Wirkung nachweisbar. Nach Bildung von Lanthanphosphat ist dieses nicht mehr bioverfügbar. Abb. 8: Dosis-Wirkungsbeziehungen von Lanthan gegenüber dem jeweiligen Testorganismus Tab. 1: Fischei-Test (nach DIN 38415 Teil 6, modifiziert als Kontakt -Test) Bentophos /Kavität [mg] ph-wert O2-Gehalt [mg/l] koagulierte Eier (N) keine Somiten angelegt (N) Schwanz nicht vom Dotter abgelöst (N) Herzschlag nicht feststellbar (N) Summe der toten Embryonen (%) 5 7 / / / / / 0 10 7 / / / / / 0 25 7 / / / / / 0 50 7 / / / / / 0 75 7 / / / / / 0 100 7 / / / / / 0 125 7 / / / / / 0 150 7 / / / / / 0 175 7 / / / / / 0 200 7 / / / / / 0 interne Kontrolle 6,8 9,5 / / / / 0 externe Kontrolle 6,8 11,7 9 / / / 9 Erläuterung: externe Kontrolle: 3,7 mg/l 3,4-Dichloanilin Lösung, N=Anzahl Ergebnisse: Die effektiven Konzentrationen gegenüber den Testorganismen (EC 50 ) lagen in den Untersuchungen mindestens 1000-fach höher als die im Seewasser des Bärensees jemals gemessene Lanthanmenge (Abbildung 8). Mit Zugabe von Phosphat, welches in der entsprechenden Menge im Silbersee vorlag, konnte keine toxische Wirkung nachgewiesen werden. Der modifizierte Fischeitest belegt, dass selbst der direkte Kontakt mit einer bis zu vierfach überhöhten Menge Bentophos keine Einflüsse auf empfindliche Wasserorganismen hat (Tabelle 1). Nach der Bindung mit Phosphat ist das Lanthan nicht bioverfügbar. Die eingesetzte Menge Lanthanionen hat keine toxische Auswirkung auf die Organismen im See. 5

Sichttiefe [m] 0-0,5-1 -1,5-2 -2,5-3 -3,5 Bentophos Abb. 9: Sichttiefe, Algenblüte (hellgrün) und Klarwasserstadium (hellblau) Abb. 10: Phosphor- und Stickstoffpool Abb. 11: Chlorophyll a und N:P-Verhältnis Bewertung der bisherigen Ergebnisse Die Ergebnisse aus den bisherigen Untersuchungenn nach der Bentophos- ein Applikation ergeben insgesamt positives Bild über die Entwicklung im Bärensee. Bei den Sichttiefen deutet sich eine Verbesserung an (Abbildung 9). Obwohl Algenblüten diesee kurzfristig verringert haben, ist bei einer gleichzeitigen Abnahme der Phosphorgehaltee keine Blüte gewachsen, die Aufrahmungen in den Uferregionen verursacht hat. Die Algenblüte im Juli und Oktober wurden durch Kieselalgen verursacht. Ortho-Phosphat-- der Nachweisgrenze geblieben und der Gesamt-Phosphor- Konzentration verringerten sich trotz Konzentrationen sind unterhalb Erwärmung der Wassersäulee und anoxischen Bedingungen im Sediment um 40 μg/l. Das heißt die P- Rücklösung aus dem Sediment konnte in dieser Phase bis jetzt vollständig unterbunden werden. Die Applikation erfolgte nach dem Klarwasserstadium, d.h. Zooplanktonorganismen haben die Phytoplanktonbiomasse reduziert. Daher waren eine größere Sichttiefe und eine leichtee Abnahme des Phosphorgehalts gemessen worden (Abbildung 10). Das trotz kleinerer Blüten des N:P-Verhältnis anstieg, gibt Hoffnung, dass eine Veränderung in der Zusammensetzung der Phytoplanktonpopulation dauerhaft festgelegt werden kann (Abbildung 11). Zwar konnte eine Blaualgenbüte auch dieses Jahr nicht ganz verhindert werden, aber diese fiel wesentlich kleiner aus als in den Vorjahren. Der Badebetrieb musste nicht eingeschränkt werden. Obwohl das Jahr wesentlich kühler als das Jahr davor war und somit schwer vergleichbar, sind wir bisher aber mit der Situation zufrieden. Anders als im Vorjahr (2006) herrschten im Frühjahr sehr hohe Durchschnittstemperaturen, welche die Wachstumsprozesse im See schon früh beschleunigten. Im Februar 2007 6

entwickelte sich eine Blaualgenblüte mit fast 80 μg Chlorophyll a/l. Im Jahr 2008 sollte die Situation im See weiter beobachtet werden. Auch im Sommer 2006 kam es direkt über dem Sediment des Sees zu sauerstofffreie Bedingungen. Dieser Zustand wird sich auch in Zukunft nicht vermeiden lassen. Die Sedimentbakterien verbrauchen beim Abbau organischen Materials zunächst den Sauerstoff. Danach schalten sie ihre Atmungsprozesse auf Nitratnutzung um. Daher verringert sich der Stickstoffpool im Seewasser (Abbildung 10), was wiederum dazu führt, dass z.b. Grünund Kieselalgen nicht mehr wachsen können. Blaualgen dagegen können ihren Bedarf über den Luftstickstoff ergänzen. Sie sind von dem Stickstoff im Wasser, vorliegend als Ammonium und Nitrat, unabhängig. Daher haben diese unter diesen Bedingungen enorme Vorteile und können massenhafte Blüten ausbilden. Es ist daher wichtig, den Phosphorpool weiterhin zu kontrollieren. Wird dieser kleiner, ist auch der mikrobielle Abbau organischer Substanz geringer, was dazu führt, dass die sauerstofffreien Zeiträume kürzer werden und sich Bedingungen für Blaualgenwachstum verschlechtern. Anzeichen dafür gibt es schon in diesem Jahr. Das bedeutet, dass die mikrobielle Sauerstoffzehrung im Sediment ist dieses Jahr deutlich kleiner ausgefallen ist. Das kann nur eintreten, wenn die Nährstoffressourcen wie Phosphor stark limitiert sind. 7