Mediatisierung mobil Handy- und mobile Internetnutzung von Kindern und Jugendlichen

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Transkript:

Mediatisierung mobil Handy- und mobile Internetnutzung von Kindern und Jugendlichen Ausschreibungsunterlagen Düsseldorf, 13. September 2013 Bitte beachten Sie unbedingt auch die Bedingungen für die Übersendung der Projektanträge auf den letzten Seiten.

2 Nach 88 Abs. 4 Mediengesetz für das Land Nordrhein-Westfalen (LMG NRW) gehört es zu den Aufgaben der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfahlen (LfM), die Veranstaltung, Verbreitung und Weiterverbreitung von Rundfunkprogrammen und Mediendiensten einschließlich neuer Programmformen und -strukturen regelmäßig wissenschaftlich untersuchen zu lassen. Die Forschungsschwerpunkte orientieren sich dabei am Handlungsbedarf und am Erkenntnisinteresse der LfM. Das Bundesfamilienministerium folgt mit der Unterstützung des Forschungsvorhabens einer Handlungsempfehlung aus dem Dialog Internet und verwendet die Ergebnisse zur Weiterentwicklung eines altersgerechten Surfraums für Kinder im Rahmen seiner Zuständigkeit. I. Allgemeines Die LfM hat durch ein formalisiertes Verfahren sicherzustellen, dass aus der Gesamtheit der eingegangenen Anträge eine sinnvolle Auswahl getroffen wird. Die folgenden Kriterien sollen eine Entscheidungshilfe für eine angemessene Beurteilung der Anträge darstellen. Anträge bzw. Antragsteller sollen die folgenden Anforderungen erfüllen: 1. Unabhängigkeit der forschenden Personen/Institutionen Die beantragenden Personen/Institutionen dürfen in den angegebenen Forschungsfeldern keine Eigen- oder Fremdinteressen vertreten, sondern müssen unabhängig sein. Die LfM berücksichtigt ausschließlich solche Anträge, die eindeutig nicht (auch) auf Verwertungsinteressen Dritter gerichtet sind. Diese Unabhängigkeit kann als gegeben angenommen werden, wenn die Anträge von Hochschulen, unabhängigen Forschungsinstitutionen, gemeinnützigen Vereinen o. ä. Einrichtungen gestellt werden. 2. Medienwissenschaftliche und medienpädagogische Kompetenz Antragsteller sollten im Bereich der Medien- und Kommunikationsforschung sowie der Medienpädagogik ausgewiesen sein und dieses durch ihre wissenschaftlichen Veröffentlichungen belegen können. Vorhandene forschungspraktische Erfahrungen und methodisches Wissen bzgl. der Untersuchungsgegenstände werden als Voraussetzung einer effizienten Forschung angesehen. Hierdurch sollen keineswegs interessante und jenseits traditioneller "Forschungspfade" angelegte innovative Untersuchungen noch nicht etablierter Wissenschaftler (-gemeinschaften) abgewiesen werden.

3 3. Integration bestehender Forschungsergebnisse Dem Forschungsgegenstand angemessen sollen beantragte Untersuchungen mit innovativen Ansätzen arbeiten. Das schließt jedoch im forschungsökonomischen Interesse nicht aus, bestehende Erkenntnisse und Forschungsergebnisse der Medienforschung zu integrieren bzw. für das Untersuchungsdesign zu verwenden. Ein Vergabekriterium ist deshalb auch, inwieweit neuere Forschungsergebnisse einbezogen werden. Aus der Gestaltung der beantragten Untersuchung, nicht jedoch aus gesonderten Kapiteln des Antrages zum Stand der Forschung, soll geschlossen werden können, ob der gegenwärtige Stand der Medienforschung in der Projektkonstruktion berücksichtigt wurde. 4. Methoden Die Vergabe hängt davon ab, ob die methodische Konzeption der Untersuchung dem jeweiligen Forschungs- und Projektgegenstand angemessen ist. Wichtig ist deshalb eine genaue Auflistung der beabsichtigten Methoden. Bevorzugt gefördert werden im Einzelfall Projekte mit einer Kombination quantitativer und qualitativer Methoden. 5. Realisierung des geplanten Projektes Erforderlich ist eine genaue Auflistung der berücksichtigten Untersuchungsschritte. Das Verhältnis zwischen Untersuchungsfragen und -aufbau muss in sich schlüssig sein. Sowohl die Qualität des Gesamtkonzeptes als auch der einzelnen Leistungsbausteine werden in die Bewertung mit einbezogen. Generell wird vorausgesetzt, dass die geplanten Untersuchungen auch faktisch realisierbar sind, besonders im Hinblick auf den zeitlichen und den finanziellen Rahmen. 6. Für die Vergabe von Projekten sind auch forschungsökonomische Gesichtspunkte von Bedeutung. Die LfM erwartet von den Projektnehmern keine Subordination wissenschaftlicher unter wirtschaftliche Kriterien. Bearbeitungsaufwand, -ergebnisse und -etat müssen indessen in einem angemessenen Verhältnis zueinander stehen. Werden die der Untersuchung zugrunde liegenden Fragestellungen und die methodischen Vorgehensweisen als sinnvoll erachtet, so wird innerhalb dieser vorgegebenen Rahmenbedingungen nach dem Kriterium der Forschungsökonomie ausgewählt werden. Hiermit ist nicht nur die Höhe der beantragten Gelder gemeint. Der Begriff der Forschungsökonomie umfasst vielmehr die Verwendung der Gelder, die Kooperation mit anderen wissenschaftlichen Untersuchungen und den Rückgriff auf eine bereits vorhandene forschungstechnische Ausstattung der Antragsteller (hierzu gehören z. B. Rechneranlagen und Erhebungsgeräte).

4 II. Projektskizzierung Zentrales Erkenntnisinteresse des Projektes Das Forschungsprojekt hat das Ziel zu erheben, wie Heranwachsende zwischen acht bis 14 Jahren, die sich in der Übergangsphase zwischen Kindheit und Jugend befinden, Smartphones und das mobile Internet nutzen. Vor dem Hintergrund, dass Aufwachsen heute in einem Kontext stattfindet, der von Medien durchdrungen ist, stehen bei der Untersuchung Fragen im Mittelpunkt, wie Kinder und Jugendliche mobile Medien in ihren Alltag zur Bewältigung von Entwicklungsaufgaben integrieren, wie die Kommunikation und Interaktion in Familie und Peergroup durch den Alltagsbegleiter Handy beeinflusst werden, welchen Angeboten und Nutzungsformen dabei eine zentrale Rolle zukommt und welche Potentiale aber auch Probleme die mobile Mediatisierung mit sich bringt. Darüber hinaus soll in der Studie untersucht werden, wie Eltern die mobile Mediennutzung ihrer Kinder begleiten, welche Probleme sich für sie bei der Begleitung ergeben und welche Unterstützungsbedarfe identifiziert werden können. 1. Neben dem Internet gehört auch das Handy für Kinder und Jugendliche zum medialen Alltag. Während wie die Ergebnisse der KIM-Studie 1 zeigen ein Drittel der Kinder in der Altersgruppe von acht bis neun Jahren ein Handy besitzt, so steigt die Nutzung mit steigendem Alter stetig an, so dass in der Gruppe der 10- bis 11-Jährigen, d. h. mit dem Wechsel zur weiterführenden Schule, bereits 67 Prozent ein eigenes Handy haben. Im Alter von 12 bis 13 Jahren haben dies bereits 91 Prozent und laut JIM-Studie 2 im Alter von 14 bis 15 Jahren 97 Prozent. Während sich die Zahlen zum Handybesitz im Vergleich zu den Erhebungen vor einem (JIM-Studie) bzw. zwei (KIM-Studie) Jahren kaum verändert haben, gibt es deutliche Änderungen bezogen auf den Besitz eines Smartphones, d. h. einem internetfähigen Handy mit der Funktionalität eines Computers. Zum Zeitpunkt der Erhebung der beiden Studien besaß in der Altersgruppe der 14- bis 15-Jährigen bereits jede/r Zweite und in der Altersgruppe der 12- bis 13-Jährigen jede/r Dritte ein Smartphone. Es ist mit Blick auf die deutlich steigende Verbreitung von Smartphones zu erwarten, dass zum jetzigen Zeitpunkte die Zahlen wesentlich höher liegen. Zwar war mit der Handygeneration vor der Einführung von Smartphones und Apps grundsätzlich auch der Zugang zum Internet möglich, jedoch hat neben der einfacheren Handhabung auch die Verbreitung von Handytarifen mit Internetflatra- 1 Vgl. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hrsg.): KIM-Studie 2012. Kinder + Medien, Computer + Internet, Stuttgart 2013, S. 30 ff. 2 Vgl. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hrsg.): JIM-Studie 2012. Jugend, Information, (Multi-) Medien, Stuttgart 2012, S. 52 ff.

5 te dazu geführt, dass die Internetnutzung via Mobiltelefon ihre massenhaft praktische Anwendung findet. Die mobile Internetnutzung unterscheidet sich jedoch laut der Studie 3 von Element of Art und iconkids & youth international research in ihrer Qualität von der stationären: Bei ein Befragung von Jugendlichen zwischen 11 und 19 Jahren kam heraus, dass zwar sowohl die mobile Internetnutzung über Smartphones und Tablets als auch die stationäre Nutzung über den PC/Laptop die gleichen Grundfunktionen Kommunikation, Unterhaltung und Information bedienen, jedoch die Nutzungssituationen und dadurch bedingt die Nutzungsformen und die Aufbereitung der Inhalte unterschiedlich sind. Bedingt durch den kleinen Bildschirm, ist bei der mobilen Nutzung eine gut strukturierte Benutzerführung notwendig, die schnell zum Inhalt führt. Im Fokus steht ein einfacher und schneller Zugang an jedem Ort und zu jeder Zeit, der insbesondere den unkomplizierten Kontakt zum sozialen Umfeld ermöglicht. Beim stationären Internet wird jedoch eine größere Tiefe erwartet. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich diese beiden Nutzungsformen ergänzen und nicht substituieren. Laut der JIM-Studie werden von Jugendlichen primär Apps von sozialen Netzwerken wie Facebook, Instant Messenger wie Skype oder Whats App oder Spiele wie Angry Birds genutzt. Die Nutzung von Nachrichten und Wetterdiensten spielen auch, jedoch im Vergleich zu den erstgenannten eine geringere Rolle. Insgesamt verfügen die Jugendlichen mit durchschnittlich 23 Apps über eine überschaubare Anzahl an Apps. 2. Unter anderem in der LfM-Studie Heranwachsen mit dem Social Web 4 wurde die Relevanz von Medien generell und von sozialen Netzwerken im Speziellen für die Selbst-, Sozial- und Sachauseinandersetzung von Jugendlichen verdeutlicht. Im Kontext der Lebensphase von Kindern und Jugendlichen, in der die Genese ihrer Identität sowie die Bewältigung von Entwicklungsaufgaben im Mittelpunkt stehen, spielen Medien für das Identitäts-, Beziehungsund Informationsmanagement eine zentrale Rolle. Die Mediatisierung von Kindheit und Jugend unter der die mediale Durchdringung der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen verstanden wird erfährt durch die Mobilität eine neue Dimension. Die medialen Nutzungszeiten sind nun nicht mehr örtlich gebunden. Zudem sind die mobilen Medien im eigenen Besitz der Kinder und Jugendlichen, die hierdurch einerseits eine deutliche Autonomie bezo- 3 Vgl. Element of Art und iconkids & youth international research (Hrsg.): Online to go vs. Online at home Die mobile Internetnutzung der jungen Zielgruppe, 2012 http://www.eoa.de/eoaforscht/studie2012/tabid/569/default.aspx 4 Vgl. Jan-Hinrik Schmidt, Ingrid Paus-Hasebrink, Uwe Hasebrink (Hrsg.): Heranwachsen mit dem Social Web. Zur Rolle von Web 2.0-Angeboten im Alltag von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Berlin 2009. Schriftenreihe Medienforschung der LfM Band 62, S. 26 ff.

6 gen auf ihre zeitliche und inhaltliche Mediennutzung erhalten, jedoch andererseits auch mehr Risiken ausgesetzt sind. Ferner ist bereits zu beobachten, dass sich die Interaktion und die Kommunikation in Familie und Peergroup deutlich verändern. Als ein Extrem sei dabei das gern zitierte Beispiel von Jugendlichen genannt, die mit ihren Handys nebeneinander sitzen und über Facebook oder Whats App miteinander kommunizieren, sich jedoch nicht persönlich austauschen. Oder die Eltern, die nach wiederholten unbeantworteten Rufen ihr Kind im Nebenzimmer per SMS zur Teilnahme am gemeinsamen Essen auffordern. Auch der schulische Alltag bleibt von den mobilen Dauerbegleitern nicht unberührt. Lehrkräfte werden vor die Herausforderung gestellt, mit dieser Konkurrenz der Aufmerksamkeit konstruktiv umzugehen. Während das Fernsehgerät und der stationäre PC weitgehend im Blick der Eltern sind, werden die Möglichkeiten der medialen Begleitung (oder auch Kontrolle) durch die individualisierte, mobile Nutzung deutlich reduziert. Relevante Themen und Fragestellungen, die sich bei der Förderung der Internetkompetenz generell stellen wie Datenschutz, Persönlichkeitsrecht, Mobbing, Verbraucherschutz und Jugendmedienschutz sind natürlich auch bei der Nutzung des mobilen Internets von Relevanz und erfahren hier noch einmal eine neue Qualität. Zum einen haben jedoch die Eltern durch die erschwerte Begleitung weniger Möglichkeiten mitzubekommen, mit welchen Inhalten und Problemen ihr Kind möglicherweise konfrontiert ist. Zum anderen ergeben sich durch andere technische Spezifikationen von Smartphones und Apps veränderte Problematiken hinsichtlich des Daten-, Jugend- und Verbraucherschutzes. Die Verbreitung von pornografischen oder gewaltverherrlichenden Bildern lässt sich über das Medium Handy schwieriger kontrollieren. Darüber hinaus kommt der missbräuchlichen Handynutzung durch die Kinder und Jugendlichen eine wichtige Rolle zu. Auch das Thema Mobbing erfährt durch die Internetfähigkeit der Mobiltelefone eine neue Dimension. Zum einen ist es einfacher die mit dem Smartphone aufgenommenen möglicherweise diffamierenden Fotos ins Netz hochzuladen und weiter zu verbreiten. Zum anderen besteht bei Diensten der Individualkommunikation mit eingeschränkten Nutzergruppen wie z. B. Whats App das Problem, dass anders als bei sozialen Netzwerken der Anbieter problematische Inhalte nicht löschen kann. Diese Beispiele verdeutlichen, dass es sich bei der mobilen Internetnutzung nicht einfach nur um das Internet auf einem anderen technischen Gerät handelt, sondern dass sowohl die Potentiale als auch Probleme der Mobilität unter einer neuen Perspektive betrachtet werden müssen. 3. Mit Blick auf die rasante Verbreitung der mobilen Kommunikation in den vergangen Jahren und dem damit verbundenen Marktpotential gibt es einige Studien, die die Smartphone-

7 Nutzung von Kindern und Jugendlichen untersucht haben. Überwiegend handelt es sich dabei jedoch um Marktforschungsstudien, die insbesondere durch wirtschaftliche Interessen motiviert sind. Zudem steht bei den überwiegenden Untersuchungen die Gruppe der Jugendlichen ab 14 im Fokus. Einzig die hier zitierten KIM- und JIM-Studien des mpfs nehmen von den aktuellen Studien keine wirtschaftlich motivierte Perspektive ein und beziehen sowohl Kinder als auch Jugendliche ein. Jedoch können diese beiden Studien bezogen auf ihre breite Anlage (gesamtes Medienspektrum) nur einen begrenzten Ausschnitt zu dem Thema Smartphone- bzw. mobile Internetnutzung betrachten, d. h. die Studien liefern Erkenntnisse zur Verbreitung von Smartphones und der beliebtesten Nutzungsformen und Anwendungen auf einer oberen Betrachtungsebene. Eine tiefergehende Auseinandersetzung, wie die mobile Mediatisierung die Kommunikation und Interaktion in Familie und Peergroup verändert und welche sozialen Auswirkungen beispielsweise für Erziehung oder das Aufwachsen generell einhergehen, kann diese Studie jedoch nicht leisten. Vor diesem Hintergrund soll im Rahmen einer LfM-Studie in die Tiefe gehend untersucht werden, wie Kinder und Jugendliche mobile Medien in ihren Alltag zur Bewältigung von Entwicklungsaufgaben integrieren, wie die Kommunikation und Interaktion in Familie und Peergroup durch den Alltagsbegleiter Handy/Smartphone beeinflusst und verändert werden, welchen Angeboten und Nutzungsformen dabei eine zentrale Rolle zukommt und welche Potentiale aber auch Probleme die mobile Mediatisierung mit sich bringt. Dabei soll der Fokus auf die Zielgruppe der acht bis 14-jährigen Kinder und Jugendlichen gelegt werden. Insbesondere in dieser Altersgruppe, die den Übergang von der Kindheit ins Jugendalter umfasst, zeigt sich zum einen, dass die Ausstattung mit entsprechenden Geräten deutlich zunimmt. Zum anderen verdeutlicht die LfM-Familienstudie 5, dass die begleitende Medienerziehung durch Eltern ab dem zehnten Lebensjahr kontinuierlich abnimmt. Die gewählte Altersspanne umfasst also eine Zeit der Übergänge und Umbrüche und ist daher für die Betrachtung und Einordnung der beschriebenen Thematik von besonderem Interesse. Ferner soll im Rahmen der Untersuchung neben der Perspektive der Kinder und Jugendlichen auch die Perspektive der Eltern Eingang finden. Durch die Omnipräsenz der Medien im Alltag stehen Eltern vor der Herausforderung ihr Kind altersgerecht zu begleiten und medienkompetent zu erziehen. Dabei geht es jedoch um mehr als die Frage, wie lange das Kind am Computer sitzen darf. Vielmehr geht es um die Auseinandersetzung mit der Frage, welche Bedeutung Medien für die Entwicklung eines Kindes haben können und mit welchen 5 Vgl. Ulrike Wagner, Christa Gebel, Claudia Lampert (Hrsg.): Zwischen Anspruch und Alltagsbewältigung: Medienerziehung in der Familie. Berlin 2013. Schriftenreihe Medienforschung der LfM Band 72, S. 87 ff.

8 Inhalten es sich in welchem Alter auseinander setzen kann und soll. Wie bereits erwähnt, kommt dieser Fragestellung im Kontext eine Mediatisierung, die sich durch die Mobilisierung zunehmend individualisiert, eine neue Qualität zu, mit der sich Eltern auseinandersetzen müssen. Während im Rahmen der LfM-Familienstudie, die die Medienerziehung in der Familie zum Gegenstand hatte, die Medien Fernsehen, Internet und Computerspiele im Mittepunkt standen, soll nun unter einer engen Bezugnahme auf Ergebnisse, Fragestellungen und Instrumentarien der LfM-Familienstudie die elterliche Wahrnehmung und Begleitung auf die mobile Mediennutzung ihrer Kinder untersucht werden. Neben der Herausarbeitung der mit der mobilen Mediatisierung verbundenen sozialen Veränderung, kommunikativer Potentiale sowie generellen bzw. angebotsspezifischen Problemen, gilt es ferner, die Perspektiven von Kindern und Eltern in Beziehung zueinander zu setzen. Auf dieser Basis sollen Handlungsempfehlungen für Informations- und Unterstützungsbedarfe sowie auch für den Jugendmedienschutz herausgearbeitet werden. Durch die mobile Internetnutzung ergeben sich von der Implementierung von Filtersoftware über die Frage von problematischen Angeboten, die auch über Formen der Individualkommunikation wie Instant Messaging Diensten verbreitet werden können, Fragen für das Instrumentarium des Jugendmedienschutzes. Diese Erkenntnisse sollen zum einen dazu dienen, medienpädagogische Angebote der LfM (z. B. Initiative Eltern + Medien, handysektor, klicksafe, Internet-ABC und Medienscouts) inhaltlich auszubauen und zu optimieren. Zum anderen sollen sie Dritten, die sich in unterschiedlichen Kontexten (z. B. Medienpädagogik und Jugendmedienschutz) mit der Thematik befassen, Informationen und Impulse für ihre Arbeit geben. Der Projektantrag soll ein mit Blick auf die Fragestellungen sinnvolles Methodendesign aufweisen, das sowohl qualitative wie quantitative Untersuchungselemente enthält. Ferner soll die methodische Anlage der Untersuchung der Elternperspektive zu der LfM-Familienstudie kompatibel sein, so dass die Ergebnisse in den weiteren Forschungsprozess der Familienstudie integriert werden können. Für das Projekt stehen bis zu 150.000,- (inkl. etwaiger Mehrwertsteuer) zur Verfügung. Mit den Arbeiten an dem Projekt soll unmittelbar im Anschluss an die Vergabe (voraussichtlich Mitte Dezember 2013) begonnen werden. Eine Laufzeit von insgesamt 15 Monaten soll nicht überschritten werden.

9 Bitte beachten Sie Folgendes: Die Vergabe des Projektes soll in der Form einer werkvertraglichen Vereinbarung erfolgen, auf die zunächst die allgemeinen Regeln des Werkvertragsrechts Anwendung finden. Bitte achten Sie darauf, dass aus dem Antrag eindeutig hervorgeht, wer Antragsteller ist, d. h. welche natürliche oder juristische Person bzw. Personen sich um die Projektvergabe bewerben. Die LfM weist darauf hin, dass im Falle einer Vergabe der Vertrag nur mit dem/der Antragstellenden geschlossen werden kann, die im Antrag benannt ist/sind. Soll der Antrag für juristische Personen gestellt werden, geben Sie bitte zusätzlich zu der genauen Bezeichnung und den gesetzlichen Vertretern dieser Personen auch an, wer die Projektleitung innehaben soll. Das detaillierte Projektkonzept sollte neben Ausführungen zum Vorgehen einen Zeit- und Kostenplan beinhalten. Bitte beachten Sie, dass die LfM davon ausgeht, dass der Auftragnehmer auch für Koordinierungs- bzw. Informationsgespräche zur Verfügung steht, der Erstellung des Konzeptes für die Vermittlung des Forschungsvorhabens sowie zu Pressemitteilungen zuarbeitet, an Veranstaltungen, die der Vermittlung des Forschungsvorhabens, insbesondere der Vorstellung vor den Gremien der LfM oder der Fachöffentlichkeit dienen, teilnimmt und Textvorlagen für die Vermittlung des Forschungsprojektes auf der Homepage der LfM zuliefert. Soweit sich aus diesen Verpflichtungen Reisekosten ergeben, sollte die Kostenkalkulation im Antrag die Kosten für die Teilnahme an bis zu vier Koordinations- bzw. lnformationsgesprächen berücksichtigen, da eine gesonderte Vergütung von Reisekosten allenfalls dann erfolgen kann, wenn im gegenseitigen Einvernehmen mehr als vier solcher Gespräche vereinbart werden. Soweit im Kostenplan Reisekosten enthalten sind, haben sich diese am Landesreisekostengesetz NRW zu orientieren. In dem Kostenplan ist die ggf. abzuführende Umsatzsteuer auszuweisen. Sollten hierzu keine Angaben gemacht werden, geht die LfM davon aus, dass in der genannten Summe die ggf. abzuführende Umsatzsteuer enthalten ist. Wesentlicher Bestandteil der zu erbringenden Leistungen ist die Einräumung bzw. Übertragung von ausschließlichen, uneingeschränkten Nutzungsrechten an den entstehenden urheberrechtlich und gewerblich geschützten Leistungen, zeitlich unbegrenzt, weltweit in allen Sprachen und auf Dritte frei übertragbar an den Auftraggeber. Daher geht die LfM davon aus, dass im Falle der Umsatzsteuerpflicht der ermäßigte Umsatzsteuersatz von zurzeit 7 % zugrunde gelegt wird ( 12 Abs. 2 Ziff. 7 c) UStG). Es wird vorausgesetzt, dass der Antragsteller die für die Erstellung der Leistung erforderlichen Urheber- und Leistungsschutzrechte erworben hat bzw. rechtzeitig im Laufe der Herstellung der wissenschaftlichen Arbeit erwerben und die LfM von Ansprüchen Dritter aus Verletzung von Urheber- und Leistungsschutzrechten freistellen wird.

10 Die Auszahlung der vereinbarten Vergütung erfolgt jeweils nach Rechnungsstellung und Abnahme der vereinbarten Leistung bzw. Teilleistung durch die LfM. Dem Antrag ist eine ein- bis zweiseitige Zusammenfassung beizufügen. Ende der Ausschreibungsfrist ist Donnerstag, der 24. Oktober 2013 (Datum des Poststempels). Anträge dürfen nicht auch nicht ergänzend per Fax oder per E-Mail eingereicht werden. Reichen Sie Ihren Antrag bitte zusätzlich in digitaler Form auf einem Datenträger ein. Für Rückfragen stehen Ihnen bei der Landesanstalt für Medien NRW Antje vom Berg (0211/77007-153) oder per E-Mail (info@lfm-nrw.de) zur Verfügung. Sollte das Projekt Ihr Interesse finden, übersenden Sie Ihre Unterlagen in einem verschlossenen Umschlag an folgende Anschrift: Landesanstalt für Medien NRW, Bereich Medienkompetenz und Bürgermedien, Kennwort: Mediatisierung mobil, Postfach 103443, 40025 Düsseldorf. Bei persönlicher Übergabe können Sie den Projektantrag bei der Landesanstalt für Medien NRW unter der Adresse Zollhof 2, 40221 Düsseldorf, einreichen. Bitte geben Sie unbedingt das Kennwort an!