Teil III Empirische Sozialforschung
Vorbemerkung Vorbemerkung Literaturhinweise // Gliederung Basisliteratur Schnell, R., Hill, P.B. & Esser, E.(2008): Methoden der empirischen Sozialforschung, 8. unveränderte Auflage, Oldenbourg. Dieckmann, A. (2007): Empirische Sozialforschung. Grundlagen, Methoden, Anwendungen, 17. Auflage, Rowohlt Tb., ISBN-10: 3499555514. Ergänzungsliteratur Opp, K.-D. (2005): Methodologie der Sozialwissenschaften: Einführung in die Probleme ihrer Theorienbildung und praktischen Anwendung, 6. Auflage VS Verlag, ISBN-10: 3531527592. 4 Amtliche Statistik 160
Vorbemerkung Adorno, T.W., Albert, H. & Dahrendorf R. (1991): Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie, Neuauflage, Luchterhand Literaturverlag, ISBN-10: 3630610722. Brachinger, H.W. (2007): Statistik zwischen Lüge und Wahrheit - Zum Wirklichkeitsbezug wirtschafts- und sozialstatistischer Aussagen, AStA Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv, Band 1, Nr. 1, Seiten 5-26 Springer, 2007. Hier praktisch ausschließlich quantitative Sozialforschung 5 Amtliche Statistik 161
5 Method(olog)ische Grundlagen
5.1 Phasen des Forschungsprozesses 5.1 Phasen des Forschungsprozesses 1. Definitionsphase (a) klare Bestimmung von Zielsetzung und Gegenstand: klar umrissener Gegenstandsbereich Was soll erhoben werden und warum? klare Zielsetzung Informationsermittlung (Deskription) Grundlagenforschung Beratung (Diagnose und Therapie) Auftragsforschung Soziale Probleme (Lösungsvorschläge) 5 Method(olog)ische Grundlagen 163
Partizipation 5.1 Phasen des Forschungsprozesses Evaluationsforschung (b) Literaturanalyse (Wege) Nachschlagewerke Spezialmonographien Zeitschriften Bibliothekskatalog Systematische Bibliographien Internet (aber Vorsicht!) 5 Method(olog)ische Grundlagen 164
5.1 Phasen des Forschungsprozesses (c) Literaturanalyse (Funktionen) Vorhandene Forschungen Übersicht in Fachterminologie methodologische Durchführbarkeit praktische Durchführbarkeit bereits Datensätze vorhanden? (d) theoretischer Bezugsrahmen Hypothesen Begriffe theoretische Struktur und Orientierung, Widerspruchsheit von Hypothesensystemen 5 Method(olog)ische Grundlagen 165
5.1 Phasen des Forschungsprozesses (e) Operationalisierung (später mehr) Konkretisierung der Begriffe Indikatorisierung Indizes und Skalen (f) Populationswahl (Genaue Festlegung der Grundgesamtheit und eventuell des Stichprobendesigns) Auswahleinheit (z.b. Person, aber auch Haushalt, Schulklassen) Analyseeinheit (z.b. Person in Haushalt) (g) Erhebungsart (Untersuchungsform) Primär, Sekundär, Tertiärerhebung (Metaanalyse) bei Primärerhebung: Entscheidung über Erhebungsintrument (s.u.): Befragung, Experiment aber auch: Inhaltsanalyse, Beobachtungen, nicht reaktive Verfahren Querschnitts oder Längsschnittsuntersuchung 5 Method(olog)ische Grundlagen 166
5.1 Phasen des Forschungsprozesses (h) Forschungsplanentwurf Zeit,- Arbeits-, Mitarbeiterkostenplan, Ethik 2. Durchführungsphase (a) Gestaltung der Erhebungsinstrumente, Pretest und daran anschließende Korrekturen Instrument Objektivität Zuverlässigkeit Gültigkeit Personal Versuchspersonen 5 Method(olog)ische Grundlagen 167
5.1 Phasen des Forschungsprozesses (b) Organisation der Hauptuntersuchung Erhebungsinstrument Erhebungsstab (z.b. Interviewerschulung) Auswahleinheiten Codieren Planung der Auswertung (c) Durchführung der Hauptuntersuchung Feldarbeit, auch Überwachung Dateneingabe 3. Analysephase: statistische Analyse inklusive vorangegangener Datenbereinigung. 5 Method(olog)ische Grundlagen 168
4. Disseminationsphase 5.1 Phasen des Forschungsprozesses (a) Forschungsbericht Inhaltsübersicht Einführung Theoretischer Bezug Methodisches Vorgehen Forschungsergebnisse Diskussion der Forschungsergebnisse Zusammenfassung und Kritik Literatur 5 Method(olog)ische Grundlagen 169
5.1 Phasen des Forschungsprozesses (b) Publikationen/Vorträge Stellen von Kritik Informieren der Fachkolleg(inn)en und der Öffentlichkeit 5. Verwertungsphase (a) Umsetzung in Handlungswissen (b) Begleitung und Evaluation Andere Einteilung: Entdeckungszusammenhang (1.(a)) Begründungszusammenhang (1.(b) 3.) Verwertungszusammenhang (4. und 5.) 5 Method(olog)ische Grundlagen 170
5.2 Konzeptspezifikation und Operationalisierung 5.2 Konzeptspezifikation und Operationalisierung 5.2.1 Begriffe (Konzepte) Begriffsintension und Extension Intension (Inhalt): Menge der Merkmale, die für Vorliegen des Begriffs gegeben sein müssen. Extension (Umfang): Menge aller Objekte, die die Intension erfüllen (kann leer sein). Korrespondenzproblem und Basissätze So ist die empirische Basis der objektiven Wissenschaft nichts Absolutes ; die Wissenschaft baut nicht auf Felsengrund. Es ist eher Sumpfland... Popper (1976; p. 75) zitiert nach Schnell, Hill, Esser (2005; p. 82) 5 Method(olog)ische Grundlagen 171
5.2 Konzeptspezifikation und Operationalisierung Operationalisierung Die Festlegung von Korrespondenzregeln, mit deren Hilfe Konstrukte und Indikatoren in Beziehung gesetzt werden, wird insbesondere in der Sozialwissenschaft als Operationalisierung bezeichnet. Vor allem in der amtlichen Statistik wird die Frage der Passung von Konstrukten und Indikatoren als Adäquation bezeichnet. Drei Arten der Indikatorenbildung a) operationalistisch b) typologisch-induktiv c) kausal-analytisch ad a) Direkte Definition des Begriffs über Messvorschrift (operationale Definition von Begriffen) T.A: Physikalische Einheiten: Ein Ampere ist die Stärke eines zeitlich unveränderlichen elektrischen Stromes, der, durch zwei im Vakuum parallel im Abstand 1 Meter 5 Method(olog)ische Grundlagen 172
5.2 Konzeptspezifikation und Operationalisierung voneinander angeordnete, geradlinige, unendlich lange Leiter von vernachlässigbar kleinem, kreisförmigem Querschnitt fließend, zwischen diesen Leitern pro 1 Meter Leiterlänge die Kraft 2 10 7 Newton hervorrufen würde. Z.B. Intelligenz ist das, was ein Intelligenztest misst Forschungsleistung: Mit den Impact-Factor der Zeitschrift gewichtete Anzahl von Publikationen Problem: Theorienvergleich nur möglich, wenn gleiche Operationalisierung verwendet wurde. ad b) (Lazarsfeld) Annahme latente Variablen ξ Axiom der lokalen Unabhängigkeit. Gegeben ξ sind die Indikatoren X 1, X 2,..., X q unabhängig latent class analysis 5 Method(olog)ische Grundlagen 173
5.2 Konzeptspezifikation und Operationalisierung ad c) Neben Kerntheorie auch Hilfstheorie spezifizieren, die explizit auch Beziehung zwischen Konstrukten und Indikatoren darlegt. Kerntheorie und Hilfstheorie können nur gleichzeitig geprüft (und vorläufig akzeptiert) werden. Messfehlermodelle, Faktorenanalyse, LISREL (Strukturgleichungsmodelle) Typischerweise werden mehrere Indikatoren für einen Begriff verwendet: multiple Indikatoren, Indikatorenuniversum Interpretationsprobleme 5 Method(olog)ische Grundlagen 174
5.3 Messen in der empirischen Sozialforschung: Gütekriterien 5.3 Messen in der empirischen Sozialforschung: Gütekriterien 5.3.1 Das Grundmodell der klassischen Testtheorie Testtheorie im Sinne der Psychologin gemeint. E(δ) und V ar(δ) existieren. x = ξ + δ gemessener Wert wahrer Wert Messfehler 1. Kein systematischer Messfehler, d.h. es gilt: E(δ) = 0. 2. ξ und δ sind unkorreliert 3. Messfehler bei verschiedenen Variablen sind unkorreliert 4. Messfehler korrelieren auch nicht mit wahren Werten anderer Variablen 5 Method(olog)ische Grundlagen 175
5.3 Messen in der empirischen Sozialforschung: Gütekriterien 5.3.2 Gütekriterien I: Überblick i) Objektivität: ii) Reliabilität (Zuverlässigkeit) iii) Validität (Gültigkeit) 5 Method(olog)ische Grundlagen 176
5.3.3 Reliabilität 5.3 Messen in der empirischen Sozialforschung: Gütekriterien Maßzahl für die Reliabilität: Strukturelles Modell : ξ selbst zufällig! (damit hat ξ selbst eine Varianz) Reliabilität des Indikators für die Variable ξ bei Gültigkeit des Grundmodells der klassischen Testtheorie: Rel(ξ, x) := V ar(ξ) V ar(x) = V ar(ξ) V ar(ξ) + V ar(δ) = 1 1 + V ar(δ) V ar(ξ) Messung der Reliabilität Validierungsdaten: Test-Retest-Methode: 5 Method(olog)ische Grundlagen 177
Paralleltestmethode: 5.3 Messen in der empirischen Sozialforschung: Gütekriterien Split-Half-Methoden zur Erzeugung paralleler Tests: Spearman-Brown-Formel: SB = 2 ρ(x 1, x 2 ) 1 + ρ(x 1, x 2 ) wobei ρ(x 1, x 2 ) der Korrelationskoeffizient - bzw. allgemeiner ein Assoziationsmaß - für x 1 und x 2 ist. Cronbachs Alpha (berücksichtigt die verschiedenen Aufteilungsmöglichkeiten) Normierte Form: n r α = 1 + r(n 1) mit n Anzahl der Items, r die durchschnittliche Korrelation Itemanalyse: Nicht trennscharfe Items eliminieren 5 Method(olog)ische Grundlagen 178
5.3.4 Messung der Validität 5.3 Messen in der empirischen Sozialforschung: Gütekriterien Theoretische Validität: Inhaltsvalidität: Empirische Validität: Kriteriumsvalidität: Konstruktvalidität: 5 Method(olog)ische Grundlagen 179