Grundlagen der empirischen Sozialforschung
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- Rudolf Friedrich
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1 Grundlagen der empirischen Sozialforschung Sitzung 2 Jan Finsel Lehrstuhl für empirische Sozialforschung Prof. Dr. Petra Stein 27. Oktober / 22
2 Online-Materialien Die Materialien zur Vorlesung finden Sie auf der Homepage Die ganze Vorlesung ist auch als Stream verfügbar Es gibt eine Übung von Dawid Bekalarczyk um 12 bis 14 Uhr am Montag Im Sekretariat von Frau Werner in Raum R12 R06 A30 können CDs bzw. DVDs erstanden werden Meine Materialien werden wahrscheinlich auf meiner Seite abgelegt werden Mail: 2 / 22
3 Der Plan für heute 1 Wissenschaftstheorie Aufgaben von Wissenschaftstheorie Widerlegungs- statt Verifikationsbestrebungen 2 Struktur des Vorlesungsblockes Datenerhebung Vorlesungsblock Datenerhebung - sechs Sitzungen Phasen des Forschungsprozesses Empirischer Teil des Forschungsprozesses 3 Definitionen Arten von Definitionen Komponenten der Nominaldefinition 4 Definition grundlegender Begriffe Variablen Hypothesen 5 Wissenschaftliche Erklärungen 6 Ausblick Der Plan für nächstes Mal 3 / 22
4 Aufgaben von Wissenschaftstheorie I Wissenschaftstheorie Lehre von der Vorgehensweise bei der wissenschaftlichen Tätigkeit (Methodologie) Entdeckungs- und Begründungszusammenhang Die Gültigkeit einer Begründung durch wissenschaftlicher Methoden soll unabhängig von den subjektiven Interessen des Forschers der Fall sein. Wissenschaftstheorie Sammelbegriff für alle metawissenschaftlichen Erörterungen über Wissenschaft, zu denen insbesondere die logische Analyse der Begriffe, die wissenschaftlichen Methoden, Theoriebildung und Theorieprüfung gehört 4 / 22
5 Widerlegungs- statt Verifikationsbestrebungen Die schwarzen Schwäne Wissensakkumulation (in der Soziologie?) Kritischer Rationalismus Es gibt kein absolut sicheres Wissen - nur bewährte Hypothesen Immunisierungsstrategien Theorien müssen empirisch überprüfbar sein Geltungsbereich von Theorien Theorien mittlerer Reichweite 5 / 22
6 Vorlesungsblock Datenerhebung - sechs Sitzungen Ablauf 1. Grundlagen der empirischen Sozialforschung - Der Forschungsprozess 2. Definitionen und Hypothesen in der Wissenschaft 3. Messen und Skalieren 4. Forschungsdesigns und Untersuchungsformen 5. Auswahlverfahren und Stichprobendesigns 6. Das Datenerhebungsverfahren der Befragung Abweichung vom Online-Material Die Datenerhebungsverfahren Beobachtung und Inhaltsanalyse fallen raus 6 / 22
7 Phasen des Forschungsprozesses Entdeckungszusammenhang // Theoretischer Teil Auswahl eines Forschungsproblems Formulierung und Präzisierung des Forschungsproblems Theoriebildung Begründungszusammenhang // Empirischer Teil Konzeptspezifikation und Operationalisierung Forschungsdesign Auswahl der Untersuchungsobjekte Datenerhebung Datenerfassung Datenanalyse Verwertungszusammenhang // Praktische Phase Publikation 7 / 22
8 Empirischer Teil des Forschungsprozesses Konzeptspezifikation Begriffliche Präzisierung Begriffsarten Logische Begriffe (z.b. und / oder) Empirische Begriffe (z.b. Migrationshintergrund) Empirische Begriffe sind Begriffe, die (mit Hilfe einer Definition) in und für die Forschung zu präzisieren sind 8 / 22
9 Definitionen Verfahren, mit dem Vorstellungsinhalte von Worten festgelegt werden Arten von Definitionen Realdefinition Nominaldefinition 9 / 22
10 Arten von Definitionen Realdefinition Versuch, das Wesen oder die Natur von irgendwelchen Tatbeständen zu beschreiben Nominaldefinition Festsetzung darüber, dass ein bestimmter Ausdruck A1 gleichbedeutend mit einem anderen Ausdruck A2 sein soll, wobei die Bedeutung des Ausdrucks A2 als bekannt vorausgesetzt wird und A1 die Bedeutung von A2 annehmen soll Beispiel: Ausdruck Ausländerfeindlichkeit ist gleichbedeutend mit dem Ausdruck Diskriminierung am Arbeitsplatz und Wohnungsmarkt, wobei die Bedeutung des Ausdrucks Diskriminierung am Arbeitsplatz und Wohnungsmarkt als bekannt vorausgesetzt wird 10 / 22
11 Die zwei Komponenten der Nominaldefinition Definiendum jener neue Begriff, dessen Bedeutung festgelegt wird, also das zu definierende Wort Definiens jene Begriffe, die den Inhalt des Definiendums darstellen; also den Vorstellungsinhalt, der ein Wort definiert. Beispiel Ausländerfeindlichkeit (Definiendum) Diskriminierung am Arbeitsplatz und Wohnungsmarkt (Definiens) 11 / 22
12 Definition grundlegender Begriffe Variablen Merkmalsträger Untersuchungseinheit an der Messungen vorgenommen werden Hat die Eigenschaft X in der Ausprägung Y Variable Merkmal oder Eigenschaft von Personen, Gruppen, Organisationen (z.b. Geschlecht, Bildungsgrad, Einkommen) Merkmal variiert von Untersuchungseinheit zu Untersuchungseinheit Hat mindestens zwei Ausprägungen 12 / 22
13 Definition grundlegender Begriffe Variablen Variablen können hinsichtlich ihrer Merkmalsträger unterschieden werden in Individuelle Merkmale Kollektivmerkmale Variablen können hinsichtlich ihrer Ausprägungen unterschieden werden in Diskrete (z.b. Anzahl Kinder in einem Haushalt) Kontinuierliche = stetige (z.b. Alter, Körpergröße) 13 / 22
14 Definition grundlegender Begriffe Variablen Variablen können hinsichtlich ihrer Stellung in der Erklärung unterschieden werden in Abhängige Variablen Unabhängige Variablen 14 / 22
15 Definition grundlegender Begriffe Hypothesen Hypothesen Vermutung über einen bestimmten Sachverhalt Nomologische Hypothesen Gesetzesmäßige Aussagen über Zusammenhänge Hypothesen können hinsichtlich ihres Aussagefeldes unterschieden werden in Entwicklungshypothese (Trendhypothese) Individualhypothese Kollektivhypothese Kontexthypothese 15 / 22
16 Definition grundlegender Begriffe Hypothesen Entwicklungshypothese (Trendhypothese) Hypothese über Zusammenhänge, in denen die Zeit den Platz der unabhängigen Variablen einnimmt Beispiel: Trend der zunehmenden Individualisierung (Individualisierungsthese nach Beck 1994) Individualhypothese Sowohl unabhängige als auch abhängige Variable sind Individualmerkmale Beispiel: Je höher der Bildungsabschluss einer Person, desto weniger Kinder bekommt die Person 16 / 22
17 Definition grundlegender Begriffe Hypothesen Kollektivhypothese Zusammenhänge zwischen Kollektivmerkmalen Beispiel: Bei wachsenden Mobilitätschancen steigt die Zufriedenheit der Arbeitnehmer Kontexthypothese Unabhängige Variable ist ein Kollektiv, die abhängige Variable ist ein Individualmerkmal Beispiel: Je höher die soziale Integration in einer sozialen Gruppe (Kollektivmerkmal), desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Person, die Mitglied der sozialen Gruppe ist, abweichend verhält (Individualmerkmal) 17 / 22
18 Wissenschaftliche Erklärungen Deduktiv-nomologisches Erklärungsmodell (DN-Erklärung) Kollektivhypothese Zusammenhänge zwischen Kollektivmerkmalen Beispiel: Bei wachsenden Mobilitätschancen steigt die Zufriedenheit der Arbeitnehmer Kontexthypothese Unabhängige Variable ist ein Kollektiv, die abhängige Variable ist ein Individualmerkmal Beispiel: Je höher die soziale Integration in einer sozialen Gruppe (Kollektivmerkmal), desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Person, die Mitglied der sozialen Gruppe ist, abweichend verhält (Individualmerkmal) 18 / 22
19 Wissenschaftliche Erklärungen Formale Struktur des Deduktiv-nomologischen Erklärungsmodells (DN-Erklärung) Struktur der Erklärung Explanans Nomologische Hypothese Randbedingung(en) Formales Beispiel A B A gilt Explanandum ( Das zu erklärende) B 19 / 22
20 Wissenschaftliche Erklärungen Deduktiv-nomologisches Erklärungsmodell (DN-Erklärung) Struktur der Erklärung Explanans Nomologische Hypothese Randbedingung(en) Beispiel Begabte Kinder sind gut in Mathe Dieses Kind ist begabt Explanandum Singuläre Aussage Dieses Kind ist gut in Mathe 20 / 22
21 Erklärung, Prognose und Planung Frage Bekannt Gesucht Erklärung Warum B? Explanandum (B) Explanans (Randbedingung A, Hypothese) Prognose Welches Ereignis Explanans Explanandum wird infolge A eintreten? Planung Mit welcher Maß- Explanandum Explanans nahme kann das Ziel B realisiert werden? Quelle: Diekmann 2007: Empirische Sozialforschung. S / 22
22 Der Plan für nächstes Mal 1. Messen 2. Wie fange ich die Realität ein? 3. Numerisches und Empirisches Relativ 4. Messniveaus: Nominales, odinales und metrisches 5. Die drei Gütekriterien von Messungen: Objektivität, Reliabilität und Validität 6. Skalen 7. Items 8. Die Likert-Skala 22 / 22
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