Veränderungen journalistischer Regeln durch den Online-Journalismus

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Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 3 2. Was ist Online-Journalismus? 6 2.1 Online-Journalismus als viertes Medium 8 2.2 Das Internet als globaler Kommunikationsraum 10 3. Journalistische Regeln in den Printmedien 12 3.1 Der Deutsche Presserat 13 3.2 Der Pressekodex 15 3.3 Das Gladbecker Geiseldrama 16 4. Veränderungen journalistischer Regeln durch den Online-Journalismus 19 4.1 Das Spannungsfeld zwischen Nachricht und Werbung 19 4.2 Die Gefahr der frühen Veröffentlichung 22 4.3 Die Frage der Verantwortung für Inhalte 24 4.4 Das öffentliche Sammeln von (personenbezogener) Information als legitime journalistische Quelle 26 4.5 Die Interaktivität im Internet: Ist jeder Journalist? 29 5. Pluralität und Differenz: Ausblick und Perspektiven eines homogenen Reglements für den Online-Journalismus 32 6. Schlussbemerkung 35 7. Literaturverzeichnis 37 2

1. Einleitung Der Mythos vom globalen Netz, in dem sich Raum und Zeit überwinden lassen und ein schrankenloser Zugang zu Information herrscht, hat Microsoft bereits 1990 in dem Slogan Where do you want to go today? formuliert. 1 Diese positive Erwartung und Euphorie scheinen mittlerweile vielerorts der Angst und Furcht gegenüber dem Internet gewichen zu sein und der Ruf nach Kontrolle scheint allgegenwärtig. Weltweit nutzen bereits 700 Millionen Menschen das Internet, das entspricht etwa 14% der Weltbevölkerung, und die Zahl der Internetnutzer steigt stetig an. 2 Auch der Online-Journalismus ist mit der Zahl der Nutzer proportional gewachsen und beinahe jede Tageszeitung präsentiert heute auch eine elektronische Ausgabe. 3 Doch im Gegensatz zu den Printmedien, die durch den Pressekodex und den Deutschen Presserat innerprofessionelle Kritik erfahren und eine Anleitung erhalten, welche journalistischen Regeln einzuhalten sind, ist das Internet zwar nicht völlig frei von Regeln, aber als Individualmedium nicht so stark reglementiert wie zum Beispiel die Printmedien oder das Fernsehen. Welches sind also die Fragen, die durch den Online-Journalismus hervorgerufen werden und sind es überhaupt neue Fragen? Oder ist von alten Wein in neuen Schläuchen die Rede? 4 Also von bekannten journalistischen Regeln in elektronischer Verpackung? Müssen die bestehenden Regeln, die es für die Printmedien gibt, modifiziert werden, um den Online- Journalismus vernünftig zu reglementieren, oder lassen sich diese journalistischen Regeln ohne Modifikation auf den Online-Journalismus übertragen? Der Anspruch an Flexibilität und Wandlungsfähigkeit, der in der aktuellen Medienlandschaft vorherrscht und dem sich gleichermaßen Redakteure und Journalisten beugen müssen, gilt auch in einem noch viel höheren Maße für den Online-Journalist, der sich im Internet und damit dem schnellsten Medium unserer 1 Werbekampagne von Microsoft aus dem Jahr 1994. 2 Vgl. Studie des Marktforschungsunternehmen Comscore: http://www.tecchannel.de/news/themen/business/438516/ 3 Vgl. Jakubetz, Christian: Wer sparen will, soll die Finger von Crossmedia lassen. In: Hooffacker, Gabriele (Hrsg.): Wer macht die Medien? München 2008: S. 41-44, hier S. 42; Wagner, Franc: Sind Printmedien im Internet Online-Medien? In: Pfammatter, René (Hrsg.): Multi Media Mania. Reflexionen zu Aspekten neuer Medien. Konstanz 1998: S. 191-211, hier S. 191. 4 Vgl. Evers, Huub: Öffentliche Kommunikation I: Online-Journalismus. Neue Fragen an die Journalismus-Ethik. In: Hausmanniger, Thomas (Hrsg.): Handeln im Netz. Bereichsethiken und Jugendschutz im Internet. München 2003: S. 113-131, hier S. 117. 3