Grußwort des DVW Präsidenten Prof. Dr.-Ing. Karl-Friedrich Thöne zum BDVI Kongress 2012 vom 31. Mai bis 02. Juni in Schwerin Generationen im Wandel

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Transkript:

Grußwort des DVW Präsidenten Prof. Dr.-Ing. Karl-Friedrich Thöne zum BDVI Kongress 2012 vom 31. Mai bis 02. Juni in Schwerin Generationen im Wandel ANREDE! 1. Generationen im Wandel - Geodäten und Change Management Das Motto des diesjährigen BDVI Kongresses Generationen im Wandel Konflikte und Lösungen passt trefflich in die geodätische Zeit und Welt. Wir Geodäten befassen uns von Berufs wegen mit der Frage, wie man Veränderungen zu Erfolgen führen kann. Change Management ist in aller Munde, wenn es um die Gestaltung des demographischen, energetischen und sozio-ökonomischen Wandels in Deutschland geht. Global Change war das beherrschende Thema sowohl der Herbstsitzung der Deutschen Geodätischen Kommission (DGK) in München als auch der FIG Working Week in Rom im Mai dieses Jahres. Damit Veränderungen zu Erfolgen werden, brauchen wir eine neue Kultur des Zusammenwirkens von Politik und Gesellschaft. Dies bedeutet eine Abkehr von hierarchischer Steuerung durch einen Vater Staat und die Hinwendung zu einem kooperativen Model eines aktivierenden Staates in einer Bürgergesellschaft Good Governance im besten Sinne. Das sage ich vor meinem beruflichen Hintergrund als Landentwickler, der tagtäglich mit komplexen ländlichen Entwicklungsprozessen befasst ist. Das Zusammenwirken in Regionalen Verantwortungsgemeinschaften in einer aktiven Bürgergesellschaft und die Prozesssteuerung durch Profis sind schließlich die Erfolgsfaktoren. Es sind keine Wutbürger - im Lichte von Stuttgart 21 zum Wort des Jahres gekürt - mit einer rückwärts gerichteten Geisteshaltung, wo Fortschritt Allergien auslöst und Technik ein Feindbild ist, mit denen wir in den Projekten zu tun haben. Sondern es sind Mutbürger, die sich der Verantwortung zur Mitgestaltung ihres Lebensumfeldes engagiert stellen. Genau in diesem Umfeld werden wir Profis zur Lösung bodenbezogener Probleme künftig positiv agieren müssen. Denn ohne Geodäsie, Geoinformationen und Landmanagement geht das nicht. Gesellschaftliche Megatrends und Umbrüche, - die Umgestaltung der Energiepolitik, - der Klimawandel, - die demographische Entwicklung, - Umweltpolitik und Erhalt der Biodiversität, - Modernisierung unseres Staatswesens, - die Bewältigung der Banken- und Staatsschuldenkrise, - Katastrophenvorsorge und management oder - Sicherheitspolitik in jeder Hinsicht, all diese Herausforderungen sind ohne Raum- und Zeitbezug innerhalb des Systems Mensch-Erde, ohne Lösung der Landfrage, weder erfassbar, darstellbar noch gestaltbar. So braucht die von der Bundesregierung als Schwerpunktvorhaben dieser Legislaturperiode propagierte Energiewende zwingend den Eigentumsbezug. Die Landbeschaffung für die Vorhaben selbst, für Leitungstrassen, für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, die begleitende Auflösung von Landnutzungskonflikten oder örtliche Moderationsprozesse sind Aufgaben der Bodenordnung im umfassenden Sinn. 1

Wir geodätisch geprägten Ingenieure generieren in diesem Kontext echte Mehrwerte, sind unverzichtbares Bindeglied in wirtschaftlichen Wertschöpfungsketten. Nutzen wir also die Rückbesinnung auf Ingenieurstugenden als Motor für Fortschritt und qualitatives Wachstum und als Zukunftstreiber im globalen Wettbewerb dazu, die Treuhänderfunktion von Geodäten für die Eigentumssicherung in einer sozialen Marktwirtschaft und die Bedeutung zuverlässiger Geoinformationen in diesem Kontext herauszustellen. Die Banken- und Staatsschuldenkrise hat die Notwendigkeit einer solchen Ausrichtung schmerzvoll belegt. Ich bin im Übrigen davon überzeugt, dass die Rückbindung unserer geodätischen Aktivitäten an die gesellschaftspolitischen Herausforderungen unserer Zeit auch die wirksamste Kommunikationsstrategie nach innen und außen darstellt. Wir Geodäten müssen mitten drin sein als Change Manager! Der DVW jedenfalls begleitet seit nunmehr 140 Jahren Vereinsgeschichte Generationen im Wandel! 2. Geodätische Kernkompetent: Geobasisdaten DVW, VDV und BDVI sehen unabhängig und fachneutral erzeugte Geobasisdaten als eine Kernkompetenz der Geodäsie an. Im Statusbericht zur Sieker Berufspolitischen Deklaration haben wir bewusst die Notwendigkeit zur Wahrnehmung dieser Aufgaben der Daseinsvorsorge auch und gerade in Zeiten von zunehmender Datenintegration durch Dienste wie Google unterstrichen. Die Bundesregierung hat jüngst eine Änderung des Geodatenzugangsgesetzes in den Bundestag eingebracht, wonach Geodaten und Geodatendienste in der Zuständigkeit des Bundes in Zukunft grundsätzlich kostenfrei zur Verfügung gestellt werden sollen. Bürokratieabbau und mehr Transparenz sind das Leitmotiv. Die Kostenfreiheit, die dem Bund allerdings aufgrund begrenzten Datenmaterials nicht so sehr teuer zu stehen kommt, setzt immerhin Zeichen. Insofern sehe ich in der vom BMI forcierten Nationalen Geoinformationsstrategie - unter im Übrigen aktiver Einbeziehung unseres Berufsstands und mit der unter permanenter Schirmherrschaft des Bundesinnenministers stehenden INTERGEO als Forum für die 1. Nationale INSPIRE Konferenz in Hannover - eine Steilvorlage, die wir nutzen müssen. Im Themenrat zum 3. Geofortschrittsbericht, zu dem das BMI Anfang Mai auch DVW und BDVI nach Berlin geladen hatte, kam nicht nur von Seiten des Bundes die Forderung an die Länder nach klaren Regelungen für die Nutzung von Geodaten hoch. Es wurde Kritik zu Qualität und Mehrwert von Katasterdaten in Zeiten von Diensten wie Google laut. Die Länder wurden, dem guten Beispiel des Bundes folgend, zu einer kostenfreien Datenbereitstellung aufgefordert. Dazu ist allerdings anzumerken, dass derartige Dienste keinesfalls einen rechtssicheren geometrischen Eigentumsnachweis ersetzen und wohl kaum in Planfeststellungsverfahren jedweder Art rechtsverbindliche Grundlagen bereitstellen können. Wenn es ums Eingemachte geht, geht gar nichts in unserer zu Recht so bestehenden Rechtsordnung ohne amtlichen Nachweis der Grundstücke. Das ist unser Portfolio, das müssen wir deutlich machen und bestehende Defizite abbauen! Vielleicht helfen der Hype am Geoinformationsmarkt und die Initiativen des BMI aber dabei, unsere Politiker ebenfalls davon zu überzeugen. Was Transparenz und klare Nutzungsregelungen betrifft, ist die ADV sicherlich in einer besonderen Verpflichtung in diesem dynamischen Markt. Es gilt, im Konzert der Länderinteressen eine Lösung zu finden aber der Druck wird stärker! 2

In puncto Kostenfreiheit der Datenbereitstellung für eine dann pure Aufgabe der Daseinsvorsorge sagt mir meine lange Verwaltungserfahrung jedoch, dass gerade in Zeiten knapper Kassen und Personals Einnahmen ein ganz entscheidender Faktor für den Stellenwert einer Aufgabe (und einer Verwaltung) ist, mit der der freie Beruf auf Gedeih und Verderb verbandelt ist. Ich sehe in Gebühren für besondere Leistungen des Staates per se nichts verwerfliches, wenn der Rahmen einfach, transparent und standardisiert ist. Dann darf es ruhig etwas teurer sein; damit hätten die Abnehmer wohl die geringsten Probleme. Jedenfalls handelt es sich um interessante und zukunftsfähige Geschäftsfelder mit guten Perspektiven für Verwaltung und freien Beruf. Die Unabdingbarkeit und Unverzichtbarkeit rechtlich verlässlicher Geobasisdaten ist aber ein berufspolitisches Anliegen und betrifft uns Geodäten und unseren gesellschaftspolitischen Stellenwert im Kern. Deshalb sollten wir dafür auch weitere gemeinsame Positionen erarbeiten und aktiv kommunizieren. 3. Zur neuen berufspolitischen Orientierung des DVW Der DVW heute hat seine aus dem früheren Selbstverständnis als rein technisch wissenschaftlicher Verband abgeleitete Zurückhaltung in berufspolitischen Fragen aufgegeben. Vor diesem Hintergrund haben BDVI, VDV und DVW in einer Resolution nochmals den Novellierungsbedarf der geltenden HOAI 2009 mit dem Ziel unterstrichen, die vermessungstechnischen Leistungen wieder in den verbindlichen Teil zu integrieren, mithin eine bewährte Regelung von vor der letzten Novellierung wieder zu etablieren. Alle drei Verbände haben die Einordnung unter Beratungsleistungen als Abwertung geodätischer Fachkompetenz empfunden. Außerdem haben unsere Auftraggeber das Recht auf rechtsverbindliche Expertisen und Planungsleistungen. Hier wird der DVW weiterhin Rückendeckung für dieses und andere wichtige berufspolitische Anliegen geben. Wir werden uns verständlicherweise nicht zu internen Positionen unserer Mitgliedergruppen innerhalb des DVW positionieren. 4. Zum Verhältnis freier Beruf und DVW Öffentlich bestellte Vermessungsingenieure gehören zur Kernmannschaft des DVW. Die Dachmarke Geodäsie als gemeinsame Initiative von BdVI, DVW und VDV mit dem Vertrauensmarketing als wesentlicher Bestandteil ist für mich ohne den freien Beruf nicht denkbar. Wie im Übrigen aber auch die Zukunft des Deutschen Vermessungswesens ohne einen starken freien Beruf für mich nicht vorstellbar ist. Die Geodäten: arbeitsplatz-erde.de diese genauso einfache wie einprägsame Formel für eine Imagekampagne steht für klare Botschaften, die wir gemeinsam nach innen und außen tragen müssen. Das ist das gute Ergebnis der diesjährigen Winterklausur der Verbandsspitzen von BDVI, VDV und DVW: Wir sind Geodäten, Ingenieure mit guten Tugenden, von hohem gesellschaftlichem Nutzen, ausgestattet mit wissenschaftlichem und praxisrelevantem Know-how. Wir bieten Lösungen für Zukunftsfragen der Erde und der Gesellschaft. 3

Wir wollen mehr Akzeptanz und bessere Wahrnehmung unserer Arbeit und unseres Berufsstands. Wir brauchen mehr Nachwuchs und bieten beste Berufsperspektiven. Und schließlich geht es um eine stärkere und eine bekennende Identifikation innerhalb unserer Fachgemeinschaft für unseren Berufsstand. Wir sind mit Fug und Recht stolz darauf, Geodäten zu sein! Der DVW hat dem freien Beruf in seiner langen Vereinsgeschichte viel zu verdanken. Dieser wie immer höchst gelungene und fachlich anspruchsvolle Kongress hier in Schwerin ist für den DVW Präsidenten willkommener Ort und Anlass, dies auch einmal öffentlich zu würdigen, Dank zu sagen und für eine Fortsetzung dieser engen Bindung zum Wohle des gesamten Berufsstandes zu werben. BDVI Mitglieder sind automatisch Mitglieder im DVW. Das ist ein Pfund für den DVW. Zugleich liegt es aber auch im Interesse des BDVI, Verbandsbelange über gemeinsame Initiativen in der Wirkung zu multiplizieren. Dies gilt beispielsweise für die unter der Dachmarke Geodäsie subsummierten Aktivitäten. Dazu gehört die bereits erwähnte, nach innen und außen gerichtete Imagekampagne - daran arbeiten wir. Mit der Geodäsie-Akademie wollen wir Fortbildungsaktivitäten bündeln und in jeder Hinsicht effizienter gestalten. Mit der Nachwuchsplattform www.arbeitsplatz-erde.de ist uns ein großer Wurf gelungen. Wir haben offenbar den Nerv getroffen, mit dem das Interesse junger Leute für unseren so faszinierenden Berufsstand geweckt werden kann. Gemeinsame Erklärungen, beispielsweise zur HOAI, zum Erhalt des Diplomingenieurs als akademischer Grad, zum Erhalt des Referendariats oder zur Gebäudeeinmessung als abgestimmte Initiative der Landesverbände oder zur einheitlichen Bezeichnung der Studiengänge entfalten weitaus bessere Wirkung als Verbandsverlautbarungen, die im Verdacht interessengeleiteter Politik stehen. So ist beispielsweise unserer Forderung, den Begriff Geodäsie bei der Reakkreditierung der Studiengänge wieder zentral aufzunehmen, ein Erfolg beschieden. Die Hochschule Bochum hat sich jüngst auf die neue Bezeichnung Fachbereich Geodäsie verständigt und diesen Schritt mit der Notwendigkeit einer einheitlichen Dachmarke zur öffentlichkeitswirksamen Darstellung unseres Berufes begründet. Ich gebe der Hoffnung Ausdruck, dass diese richtungsweisende Entscheidung im Blick auf unsere Nachwuchssorgen viele Nachahmer findet. Dies ist wohl auch bitter notwendig, wenn man die Warnung der Expertenkommission Forschung und Innovation ernst nimmt, die in den Engpässen bei den Akademikern der Fachrichtung Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) eine ernsthafte Ge- 4

fährdung für den Innovationsstandort Deutschland sieht. Wir sind also auf dem richtigen Weg. Der freie Beruf ist aber nicht nur über die genannten gemeinsamen Initiativen eng mit dem DVW verbunden, sondern auch über die Wahrnehmung von Schlüsselfunktionen im Verein selbst: mit Christof Rek ist ein starker DVW Vizepräsident zugleich Repräsentant und Mandatsträger des BDVI, BDVI Vertreter sind in den Vorständen der Landesvereine aktiv, ÖBVIs haben Verantwortung als Kongressdirektor der INTERGEO übernommen (Kollege Schindler in Leipzig) oder waren mit Andreas Drees im Board der FIG als Vizepräsidenten maßgeblich am großen Erfolg des FIG Kongresses in München beteiligt. Der freie Beruf ist in den nationalen DVW Arbeitskreisen und dem internationalem Geschäft über die FIG und die CLGE prominent und höchst kompetent vertreten. BDVI Präsident Michael Zurhorst und ich haben als stimmberechtigte DVW Delegierte gemeinsam und auch erfolgreich für eine Reform des Wahlrechts bei der FIG auf der Working Week in Rom im Mai diesen Jahres gestritten und damit eine bessere fachliche Wahrnehmung der Interessen des Deutschen Vermessungswesens erstritten. Das kann man gar nicht hoch genug einschätzen, weil internationale Entwicklungen global oder europäisch unmittelbare Rückbindungen zu nationalen Entwicklungen haben. Der Mehrwert freiberuflichen Engagements im DVW erschließt sich auch über die Gestaltung der INTERGEO als optimale Kommunikationsplattform für unsere beruflichen und fachlichen Anliegen. Dort, und nirgendwo anders, auf der inzwischen weltgrößten Kongress- und Messeveranstaltung unserer Branche werden entscheidende Weichen insbesondere im Bereich des Geoinformationswesens auch als Kernkompetenz des freien Berufs gestellt. Mit Ihrem Kommen zur INTERGEO unterstützen Sie das berufspolitische Anliegen des DVW, Geodäsie, Geoinformationen und Landmanagement in der öffentlichen Wahrnehmung zu stärken und als zukunftsfähigen Beruf mit guten Perspektiven für den Nachwuchs interessant zu machen. In der Kombination mit dem 60. Deutschen Kartographentag, der 1. Nationalen INSPIRE Konferenz zu Geodateninfrastrukturen für die Politikgestaltung der EU, der 2. Navigationskonferenz und dem 3. Europakongress des Europäischen Verbandes der Vermessungsingenieure (CLGE), verbunden mit einem Internationalen Studententreffen ist die INTERGEO das Dialogforum mit unseren Partnern in Politik, Wirtschaft, Verwaltung, freiem Beruf, Wissenschaft und den Medien. Besser und kompakter werden Sie nirgendwo auf den neuesten Stand dessen gebracht, was die geodätische Szene bewegt. Ich freue mich auf die Begegnungen mit Ihnen allen in Hannover! Anrede! 5

Die Chemie zwischen DVW und BDVI stimmt! Das gilt für die fachlichen Anliegen und für die handelnden Personen. Ich erachte das für meine Arbeit jedenfalls als ungeheuer wichtig und als eine gute Basis sowohl für eine gesunde Streitkultur als auch für gemeinsame Erfolge. Lassen Sie uns daran für die Zukunft anknüpfen und das Zusammenwirken auf der Basis der Sieker Berufspolitischen Deklaration zwischen BDVI, VDV und DVW noch intensivieren. Das ist eine Aufgabe berufspolitischer Daseinsvorsorge. Das sind wir unserem Nachwuchs schuldig. Einigkeit macht stark; Abgrenzung hingegen schwächt. Ich danke Ihnen für die Einladung. Ich bin gerne hier. Ich fühle mich wohl - und gut aufgehoben in Ihrem Kreise. Und der freie Beruf ist im DVW gut aufgehoben! 6