Zusammenfassung Workshop. Polypharmazie im Alter weniger ist mehr. Appropriate perscribing in the elderly

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Transkript:

Zusammenfassung Workshop Polypharmazie im Alter weniger ist mehr Appropriate perscribing in the elderly 1. Is there an indication for the drug? 2. Is the medication effective for the condition? 3. Is the dosage correct? 4. Are the directions correct? 5. Are the directions practical? 6. Are there clinically significant drug-durg interactions? 7. Are there clinically significant drug-disease/condition interactions? 8.. Is there unnecessary duplication with other drugs? 9. Is the duration of therapy acceptable? 10. Is this durg the least expensive alternative compared wirt others of equal usefulness? (30 55% der Verschreibungen können so reduziert werden) Besonders müssen auf Interaktionen, Medikamente, die over the counter, Bezugsquellen- Wechsel und Hausapotheken geachtet werden. Doppelverschreibungen im Zeitalter der Generica treten häufiger auf, als erwartet. Besondere Probleme im Alter in Bezug auf UAW sind: Sturz, Inkontinenz, Delir Grundregeln bei der Verschreibung im Alter: - ½ Erwachsenen-Dosis - Verschreibung muss praktikabel sein - Vermeidung von Verschreibungskaskaden - Absetz-Visiten empfohlen - Balance zwischen Unter- und Über-Verschreibung finden - Nicht pharmakologische Ansätze überprüfen - Überblick der eingenommen Medikation verschaffen

Thema Delirium Potentiell delirogene Medikamente: Medikamentenklasse Substanz Markenname Tricyclische Antidepressiva Amitryptilin, Clomipramin, Imipramin Saroten, Anafranil, Tofranil, Niedrigpotente Neuroleptica Tranquilizer Andere Psychopharmaka Antiepileptica Antibiotica Antihistaminica Levomepromazin, Promazin, Clozapin Diazepam, Oxazepam, Lorazepam, Flunitrazepam, Flurazepam, Alprazolam, Phenobarbital Lithium Valproat Penicillin, Ampicillin, Cefoxitin, Clindamycin, Ciprofloxacin, Gentamycin, Piperacillin, Tobramycin, Vancomycin, Sulfonamide, Nitrofurantoin, Isoniacid Dimenhydrinat, Diphenhydramin Nozinan, Prazine, Leponex Valium, Seresta, Temesta, Dalmadorm, Rohypnol, Xanax, Luminal Quilonorm, Lithiofor Depakine, Orfiril Penicillin, Ampicillin, Mefoxitin, Dalacin, Ciprin, Garamycin, Tazobac, Obracin, Vancocin, Furadantin, Bactrim, Rifater Antemin, Benocten, Somnium Virostatica Acyclovir, Amantadin, Zovirax, PK Merz, Andere Chemotherapeutica Amphotericin B, Chloroquin Fungizone, Nivaquine Parkinson-Medikamente Andere Amantadin, Biperiden, Bromocriptin, L-Dopa Oxycodon, Captopril, Diltiazem, Azathioprin, Cimetidin, Ranitidin, Theopyhllin, Furosemid, Hydrochlorothiazid, Cyclosporin,Digoxin, Lidocain, Procain, Prednison, Atropin, Symmetrel, Akineton, Parlodel, Madopar Codein, Lopirin, Dilzem, Imurek, Tagamet, Zantic, Euphyllin, Lasix, Amilorid/Moduretic, Sandimmun, Prednison

Medikamentöse Behandlung Medikament Empfohlene Dosis/Tag Wirkung/Indikation Nebenwirkungen Ohne Parkinson- Symptomatik Haloperidol (Haldol) Risperidon (Risperdal) Geeignet bei Parkinson- Symptomatik 0,5 bis 4 mg Antipsychotisch Wenig sedierend 0,5 bis 2 mg Antipsychotisch (z.b. bei länger andauernden Delirien) Wenig sedierend Wenig anticholinerg In hohen Dosen EPS CAVE: QT-Zeit Wenig anticholinerg In hohen Dosen EPS Clozapin (Leponex) Beginn mit 12,5 mg (Kombination mit AChE-Hemmer in Erwägung ziehen) Lewy-Body-Demenz M. Parkinson Parkinson-Plus- Symptomatik Anticholinerge Wirkung Leucozytopenie Quetiapin (Seroquel) Beginn mit 12,5. Steigerung bis 100 mg Lewy-Body-Demenz M. Parkinson Parkinson-Plus- Symptomatik Weniger potent als Clozapin Orthostatische Hypotonie ANDERE Lorazepam (Temesta) Clomethiazol (Distraneurin) Pipamperon (Dipiperon) 0,5 mg bis 4 mg Entzugsdelir In Kombination mit Neuroleptica bei Therapieversagen 300 bis 3000 mg In Kombination mit Haldol bei benötigter Sedation. Alkohldelir Beginn mit 10 mg Abhängigkeit Erhöhte Sturzgefahr Bronchiale Hypersekretion Atemdepression Abhängigkeit Erhöhte Sturzgefahr Sedation, EPS

Lithiumintoxikation Lithiumintoxikation Nebenwirkung (NW) Neurologisch EEG Endokrinologisch Renal Medikamente Neuroleptica, Carbamazepine, Clonazepam, Kalzium- Kanal-Blocker Thiazid-Diuretica, ACE (Angiotensin-Converting- Enzym) -Hemmer Furosemid, Amilorid Theophylline, Aminophylline, (evtl. auch Koffein) NSAR (Nicht-Steroidale- Antirheumatica) Klinische Manifestation Tremor, Ataxie, Dysarthrie Koordinationsschwierigkeiten Myoclonus (bei älteren Patienten: mehr Tremor und Myoclonus) Extrapyramidale Symptomatik (Stichwort Parkinson-Plus) Creutzfeldt-Jakob ähnliche Symptomatik REM Schlaf wird unterdrückt Epilepsierisiko steigt Verlangsamung Hypothyreose (häufig) Selten: Hyperparathyreoidismus Nierenfunktion per se nicht beeinflusst Syndrom eines nephrogenen Diabetes insipidus Interaktionen Neurotoxizität Verstärken die extrapyramidale Nebenwirkungen Steigern um 35% die Serum-Lithium-Konzentration Kein Effekt auf die Lithium-Clearance Steigern die Lithium-Clearance Senken die Halbwertszeit von Lithium Steigern die Serum-Lithium-Konzentration bis zu 50% Tetracycline, Spectinomycin, Metronidazol Iodine Beta-Blocker Fluoxetin Steigern die Serum-Lithium-Konzentration Steigern das Risiko einer Hypothyreose Steigern die Serum-Lithium-Konzentration Steigert die Serum-Lithium-Konzentration

Serotinerges Syndrom Serotinerges Syndrom Malignes Neuroleptica Syndrom Beginn Innerhalb von 24 h Tage bis Wochen Neuromuskuläre Zeichen Auslöser Hyperaktivität (Tremor, Klonus, Reflexe gesteigert) Serotonin Agonisten (inkl. Abbauhemmer) Muskuläre Rigidität, Bradyreflexie Dopamin-Antagonisten Behandlung Benzodiazepine Bromocriptin Symptomdauer Bis ca. 24 h Tage bis Wochen Hunter Criteria - Spontaner Klonus - Auslösbarer Klonus plus Agitation oder Diaphoresis - Ocularer Klonus plus Agitation oder Diaphoresis - Tremor und Hyperreflexie - Hypertonie - Temperatur > 38 Grad Celsius plus ocularer Klonus oder auslösbarer Klonus o Sensitivität: 84% o Spezifität: 97% Quelle: Dunkley et al.:the Hunter Serotonin Toxicity Criteria: simple and accurate diagnostic decision rules for serotonin toxicity. QJM 2003;96:635

Dr. med. Dominik Marti Facharzt für Innere Medizin, Spez. Geriatrie FMH Fachklinik für Alterspsychiatrie 3110 Münsingen Im Mai 2012