Aufgaben eines amtlichen Tierarztes / Tierärztin Dr. Iris Fuchs, VORin Vizepräsidentin der Bayerischen Landestierärztekammer 1 Qualifikation VO (EG) Nr. 854/2004 Anhang I: Frischfleisch Abschnitt III Kapitel IV Der Tierarzt hat die erforderlichen Kenntnisse im Rahmen des Studiums erworben: Durch Ergänzung von Ausbildungsinhalten erfüllen Tierärzte, die nach dem Wintersemester 2005/2006 ihr Studium abgeschlossen haben, die theoretischen Anforderungen nach Anhang 1 Abschnitt III Kapitel IV Buchstabe A Nr. 2 der Verordnung (EG) Nr. 854/2004. Die Ableistung der praktischen Schulung ist während des Studiums nicht möglich. Deshalb hat jeder ab dem 1. Januar 2006 neu bestellte amtliche Tierarzt eine praktische Schulung abzuleisten. Die 200 Stunden umfassende praktische Schulung wird im Rahmen des Anstellungsverhältnisses als amtlicher Tierarzt absolviert. Die in dieser Zeit erforderliche Aufsicht erfolgt durch amtliche Tierärzte, die bereits in Schlachthöfen, Zerlegungsbetrieben, Grenzkontrollstellen und Haltungsbetrieben tätig sind. Sie kann auch durch einen in der für den Vollzug der fleischhygienerechtlichen Vorschriften zuständigen Behörde tätigen Tierarzt (Amtstierarzt) wahrgenommen werden. 2 1
Rechtliche Grundlagen: Aufgaben VO (EG) 853/2004 VO (EG) 854/2004 VO (EG) 882/2004 AVV Lebensmittelhygiene VO (EG) 2075/2005: Trichinen RL 96/23/EG; VO (EG) 2377/90: Rückstände VO (EG) 999/2001: BSE/TSE-Probenahme VO (EG) 1774/2002: Tier. Nebenprodukte/SRM Tätigkeits-/ Aufgabenbereiche des amtlichen Tierarztes sind immens gestiegen 3 Rechtliche Grundlagen: Aufgaben VO (EG) 854/2004: Artikel 5: Frischfleisch Der amtliche Tierarzt führt in Schlachthöfen, Wildbearbeitungsbetrieben und Zerlegungsbetrieben, die frisches Fleisch in Verkehr bringen, Inspektionen durch: a) Informationen zur Lebensmittelkette; b) Schlachttieruntersuchung; c) Wohlbefinden der Tiere; d) Fleischuntersuchung; e) spezifiziertes Risikomaterial und andere tierische Nebenprodukte; f) Labortests (Rückstandsuntersuchungen, bakteriologische Untersuchungen, Zoonose-Untersuchungen) 4 2
Ablaufplan-Kontrolltätigkeit (1) Tierschutz I. (Transport/Stall) Lebensmittelkette/Begleitpapiere (Notschlachtung) Identifizierung Schlachttier/Nämlichkeit Schlachttieruntersuchung Tierschutz II. (Betäubung/Schlachten) Fleischuntersuchung/Trichinenprobenahme BSE/TSE Test Rückstände, Bakteriologische Untersuchungen Überwachung tierische Nebenprodukte/SRM 5 Tierschutz - Transport (Transportmittel, Umgang) - Abladen (Rampe) - Haltungsbedingung im Stall/Wartebereich 6 3
Information zur Lebensmittelkette 7 Begleitschein Notschlachtung Grund für Notschlachtung prüfen! Plausibilität mit LM-Kette/Standarderklärung Schlachtbetrieb muss Anlage aufbewahren! Definition Notschlachtung: Ansonsten gesundes Tier hat Unfall erlitten, der seine Beförderung zum Schlachthaus aus Tierschutzgründen verhindert hat. - frischer Knochenbruch - innere o. äußere Verletzung mit starker - Blutung - Erstickungsvorgänge - Kreislaufzusammenbruch - ausgegrätschte Tiere Bei mehr als 2 Stunden Beförderung zum Schlachtbetrieb muss das Tier gekühlt werden. 8 4
Schlachttieruntersuchung 1. Mit Ausnahme der in den Absätzen 4 und 5 vorgesehenen Fällen a) hat der amtliche Tierarzt vor der Schlachtung alle Tiere einer Schlachttieruntersuchung zu unterziehen; b) muss diese Untersuchung innerhalb von 24 Stunden nach Ankunft der Tiere im Schlachthof und innerhalb von 24 Stunden vor der Schlachtung erfolgen. Darüber hinaus kann der amtliche Tierarzt auch zu jeder anderen Zeit eine Untersuchung verlangen. 2. Mit der Schlachttieruntersuchung ist insbesondere festzustellen, ob bei dem der Inspektion unterzogenen Tier Anzeichen dafür vorliegen, dass a) gegen die Tierschutzvorschriften verstoßen wurde b) das Tier sich in einem Zustand befindet, der die Gesundheit von Mensch oder Tier beeinträchtigen kann, wobei besonderes Augenmerk auf Zoonosen und auf Krankheiten aus der Liste A sowie gegebenenfalls der Liste B des Internationalen Tierseuchenamtes zu richten ist. 9 Schlachttieruntersuchung KEINE SCHLACHTERLAUBNIS z.b. BEI - fehlender Identität - Zoonoseverdacht - Auszehrung - systemischer Erkrankung - Verdacht auf Rückstände 10 5
Tierschutz - Betäubung (Geräte und Prozess). 11 Tierschutz Problemfeld: Betäubung Schwein: Elektrozange Fehler: Uralt-Gerät (ohne Anzeige Stromstärke/Ende) Elektroden verschmutzt; Zacken stumpf Falscher Ansatz Lockerer Ansatz Tiere zu nass (Stromableitung durch Wasser) Zu viel Platz in Betäubungsbucht 12 6
Tierschutz Bolzenschuss TVT: Merkblatt 89 Tierschutzgerechtes Schlachten von Rindern, Schweinen, Schafen und Ziegen 13 Tierschutz Weitere Fehler: Entblutung Mitarbeiter steht noch nicht bereit, obwohl Betäubung schon läuft... Zaghafter, fehlerhafter Anschnitt Blutumverteilung über Anastomosen bei Eröffnung nur einer Halsarterie (Schnittführung zu weit cranial, aber TierSchlV-konform) Mangelhafter Blutabfluß Besser: Bruststich (Truncus brachiocephalicus) Stichstelle 3-Finger-breit, Blutfluß mind. 3.5 l in 30 s 14 7
Fleischuntersuchung VO (EG) 854/2004: keine wesentlichen Änderungen - unverzüglich nach der Schlachtung - gespaltene Tierkörper (Rd/Pfd > 6 Mo; Schw > 4 Wo) - Zoonose besondere Bedeutung - Begutachtung aller äußeren Oberflächen - Zuordnung Schlachtnebenprodukte 15 Ablaufplan-Kontrolltätigkeit (2) 1. Betriebs- und Personalhygiene 2. Betriebliches Eigenkontrollsystem 3. Rückverfolgbarkeitssystem 4. Überprüfung von Waren 5. Physische Untersuchung 16 8
Amtliche Überwachung: Früher: Tierarzt = Hygieneprüfer Heute: Tierarzt = Hygieneprüfer und Dokumentenprüfer 17 Amtliche Überwachung: Woher stammt das Fleisch? Was wird damit gemacht? Wohin wird es geliefert? Und was passiert dazwischen? 18 9
Prüfbereiche: Hygiene Betriebs- und Personalhygiene: Betriebsgelände, Außenbereich Betriebsräume, Arbeitsräume Zerlege-/Verarbeitungs- und Verpackungsbereich Kühl- und Tiefkühlräume Verladebereiche Personalräume Toiletten / Umkleideräume Arbeitsabläufe Produktion (Zerlegen, Verarbeiten, Verpacken) Entladen Lagern (Sauberkeit Gabelstapler / Hubwagen) Versand Frischwarenanlieferung Umgang mit tierischen Nebenprodukten, Entsorgung SRM 19 Betriebshygiene: Räume - instand gehalten (jegliche Oberflächen glatt; Abfluss intakt) - leicht zu reinigen und desinfizieren - ausreichende Beleuchtung - ausreichende Belüftung (Kondensflüssigkeit/Schimmel) - Schutz vor Schädlingen - hygienische Arbeitsplätze/ausreichend Arbeitsfläche - hygienische Handwaschvorrichtungen mit Warmwasser - getrennte Lagerung von LM und R & D-Mittel, Abfälle 20 10
Betriebshygiene? 21 Personalhygiene 22 11
Prozesshygiene: Schlachten Zerlegen Verarbeiten Verpacken Lagerung / Kühlen Prüfbereiche: Hygiene 23 Schlachthygiene? 24 12
Prozesshygiene: Verarbeiten Ausgangsware / Rohstoff / Zutaten?! 25 Prozesshygiene: Lagern 26 13
Prüfbereiche: Dokumentation Betriebliches Eigenkontrollsystem Arbeitsanweisungen für die Warenein- und Warenausgangskontrollen Belege für Zurückweisungen von Waren bei der Eingangskontrolle Temperaturprüfung der angelieferten Ware (stichprobenweise) Temperaturaufzeichnungen der Räume Verifikation der Temperaturaufzeichnung der Räume Schädlingsbekämpfung Personalschulung Trinkwasseruntersuchung Dokumentation von Reinigung und Desinfektion Mikrobiologische Kontrollen des Reinigungs- und Desinfektionserfolges Mikrobiologische Eigenkontrolle (Schlachtkörper, Hackfleisch etc.) Nachweise über Abgabe von Abfall, SRM HACCP- Konzept 27 Fazit Amtliche Tierärztinnen und Tierärzte haben eine wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe bei der Gewinnung und Be-/Verarbeitung von Lebensmitteln tierischen Ursprungs. Sie sind das Bindeglied zwischen Betrieb und Behörde. 28 14
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 29 15