Petra Wagner Baustelle Inklusion Vorurteilsbewusste Bildung und als inklusives Praxiskonzept in der Kita Was bedeutet Inklusion? Inklusion meint nicht nur die gemeinsame Bildung und von Kindern mit und ohne Behinderung, sondern zielt umfassend auf die Herstellung von Bildungsgerechtigkeit Durch Wertschätzung der vorhandenen Heterogenität in Bezug auf alle Facetten von Identität Durch Beseitigung von Teilhabe-Barrieren, die Bildungsprozesse von Kindern behindern: Beim Zugang zu Bildungseinrichtungen Beim Nutzen der Lernangebote innerhalb der Bildungseinrichtungen Zugänge schaffen in der Kita Kinder kommen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Voraussetzungen in die Kita, sie unterscheiden sich in ihrer Persönlichkeit und in ihren Lebensverhältnissen Nicht alle Kinder profitieren gleichermaßen von den Bildungsangeboten in der Kita Um den unterschiedlichen Voraussetzungen gerecht zu werden, müsste das Angebot unterschiedlich sein Es müsste berücksichtigen, dass nicht alle Gruppen in der Gesellschaft gleich angesehen werden, dass es Vorurteile, Ausgrenzung und Diskriminierung gibt Vorurteilsbewusste Bildung und als inklusives Praxiskonzept Anti-Bias-Ansatz Diversitätsbewusstsein Diskriminierungskritik Anti = gegen Bias = Einseitigkeit Pädagogischer Ansatz gegen Einseitigkeiten und Diskriminierung für die Arbeit mit Kindern ab 2 Jahren, entwickelt von Louise Derman-Sparks und KollegInnen in Kalifornien in den 1980er Jahren 1
Anti-Bias-Ansatz und Inklusion In den USA wird Inklusion meistens in einem engen Sinne für die von Kindern mit Beeinträchtigungen oder Behinderungen gebraucht. Hilfreicher ist, wie ich finde, die Verwendung des Begriffs Inklusion in einem umfassenderen Verständnis, das alle Kinder einbezieht. Es ist die Definition von Inklusion, die dem Anti-Bias- Ansatz zugrunde liegt. Louise Derman-Sparks Wie Kinder gesellschaftliche Bewertungen über Menschen verarbeiten Bereits im Alter von 3 Jahren zeigen Kinder Vorformen von Vorurteilen, die sie aktiv und eigensinnig aus bewertenden Botschaften ihrer Umwelt konstruieren. Die Vor-Vorurteile junger Kinder zeigen, dass sie schon früh beeinflusst sind von gesellschaftlichen Bewertungen, Einseitigkeiten und Diskriminierung. Vor-Vorurteile von Kindern Ich will nicht neben ihm sitzen, er redet komisch! Jungs dürfen nicht mitspielen, nur Mädchen! Nee, ich will nicht ihre Hand halten, sie ist schwarz! Iiii, der isst Schweinefleisch! Der kommt in die Hölle! Ein behindertes Kind lade ich nicht zum Geburtstag ein! Die küssen sich, die sind schwul! Du kommst nicht in die Vorschule. Du kannst kein Deutsch. Die Botschaften kommen an: Kinder experimentieren mit Konstruktionen von Normalität und deren ausgrenzender Wirkung Die Botschaften kommen an Kinder beobachten, was um sie herum geschieht. Aus der Darstellung von Verschiedenheit ziehen sie Schlüsse, konstruieren daraus ihr Verständnis von Normalität und welchen Platz sie selbst darin haben. Beispiel aus Berlin Solche wie ich gibt s da gar nicht. Junge, 4 Jahre Wieso ist das schlampig geschrieben? Kindergarten Leifers Institut für den Situationsansatz/ INA ggmbh an der FU Berlin Fachstelle KINDERWELTEN für 2
Quellen von Botschaften und Bewertungen Unsere Kultur des Umgangs Die Auswirkungen von Einseitigkeiten und Diskriminierung unterscheiden sich je nachdem, welcher sozialen Gruppe ein Kind angehört. Der Stoff, aus dem sich Kinder ihr soziales Wissen konstruieren, entstammt vielfältigen Quellen: Menschen, Ausstattung, Routinen Etikettierungen durch Erwachsene stempeln ab und legen fest Unsere Kultur des Umgangs mit Kindern Die Interaktion mit Kindern: Zugehörig oder nicht? Gut gemeinte multikulturelle Aktivitäten mit Nichtzugehörigkeits-Botschaften Bilderbücher: Normal -Familie? Problemfall oder selbstverständlich dabei? Hauptfigur oder Nebenfigur? Mary Hoffman & Ros Asquith: Du gehörst dazu. Das große Buch der Familien. Sauerländer 2010 3
Verkleidungsecke: Für welche Rollen gibt es Bekleidungsstücke? Schön-sein-Ecke: Gibt s auch ein Bild eines Kindes mit einer Behinderung oder Beeinträchtigung, das sich schön gemacht hat? Stereotype und einseitige Darstellungen von Menschen Einseitige Spiele: Das pfiffige Wissensspiel Wissen für wen? Wissen über was? Wissen über wen? Wüsten- und Steppenlandschaft: In der kargen Steppe Afrikas ernähren sich die Menschen hauptsächlich von der Jagd. Tropischer Regenwald: Die Indianer im Amazonasgebiet jagen, fischen und sammeln Früchte. Jeder Stamm hat eine eigene Sprache und seine eigenen Bräuche. Einseitige Spiele: Das pfiffige Wissensspiel Arktis und Antarktis: Im Norden Alaskas, Kanadas und Grönlands wohnen die Inuit. Sie leben von der Jagd und vom Fischfang. Mitteleuropäische Landschaft: Europäische Menschen sehen sehr unterschiedlich aus. in den Strukturen der Bildungseinrichtungen Zusammensetzung des Personals: Wer ist wofür zuständig? Wer hat was zu sagen? Welches Merkmal braucht man für bestimmte Tätigkeiten? Einseitige Spiele: Das pfiffige Wissensspiel 4
Vorurteilsbewusste Bildung und Alle Kinder sind gleich, jedes Kind ist besonders! Kompetenter Umgang mit Unterschieden: Vorhandene Unterschiede berücksichtigen und zum Thema machen, ohne Kinder und ihre Familien zu stigmatisieren Klares Nein zu Ausgrenzung: Herabwürdigungen, Abwertungen und Ausgrenzung wahrnehmen und sich ihnen widersetzen, ohne Relativierungen und Rechtfertigungen zuzulassen Entwicklung einer inklusiven Alltagspraxis = Kleinarbeiten des Anspruchs der Inklusion Vorurteilsbewusste Bildung und als Praxiskonzept für Kitas umfasst die vorurteilsbewusste Gestaltung der Lernumgebung der Interaktion mit Kindern der Zusammenarbeit mit Eltern der Zusammenarbeit im Team/ Kollegium KINDERWELTEN - Qualitätshandbuch mit Qualitätsansprüchen und -kriterien für die pädagogische Praxis Identität, Wohlergehen und Lernen Kinder lernen (kognitiv, sozial, sprachlich), wenn sie engagiert bei der Sache sind. Engagiertheit ist gebunden an Wohlergehen. Wohlergehen wiederum erfordert Zugehörigkeit und Beteiligung. Zugehörigkeit: Kinder erkennen sich und ihre Familien wieder: Ja, hier bin ich, hier bin ich richtig! Beteiligung: Kinder sind eingeladen, diesen Lernort aktiv mit zu gestalten und nach ihren Lerninteressen und in ihrem Lerntempo zu nutzen. Ziel 1 der Vorurteilsbewussten Bildung und : Jedes Kind in seiner Ich-Identität und in seiner Bezugsgruppen-Identität stärken Zugehörigkeit durch Identifikationsangebote im Raum Prinzip: Widerspiegelung Jedes Kind soll sich wieder erkennen mit seinen körperlichen Merkmalen, mit seinen Interessen, Fähigkeiten, Vorlieben, mit seiner Familienkultur. Stärkung von Ich- und Bezugsgruppen- Identität, Stärkung von Zugehörigkeit 5
LYRA FARB-RIESEN Skin Tones Wir glauben, dass trotz unterschiedlicher Hautfarbe alle Menschen gleich sind. Um dies auch in Farbe darstellen zu können, haben wir ein Farb-Riesen - Sortiment entwickelt, das die 12 häufigsten Hautfarben der Menschen unserer Welt umfasst. So kann jeder gleichwertig nach seiner Hautfarbe dargestellt werden, ohne Diskriminierung. Kartonetui mit 12 Farbstiften Art. Nr: 3931124 Arbeitsmaterialien, um sich selbst korrekt darzustellen: Hautfarbenstifte Ziel 2 der Vorurteilsbewussten Bildung und : Allen Kindern Erfahrungen mit Vielfalt ermöglichen Dialoge über Unterschiede, die alle einbeziehen Prinzip: Ausgehend von Gemeinsamkeiten die Unterschiede sachlich korrekt und respektvoll thematisieren Fragen stellen, zu denen alle Kinder etwas sagen können Formulierungen vermeiden, mit denen jemand als von der Norm abweichend dargestellt wird, sondern beschreiben, was er tut oder sagt Genau beschreiben, keine abwertenden Zuschreibungen Nicht Defizite benennen, sondern wie jemand in einer Situation handelt, was er tut und kann Bezugsquelle: www.verlagdasnetz.de 19.90 plus Porto Ziel 3 der Vorurteilsbewussten Bildung und : Ziel 4 der Vorurteilsbewussten Bildung und : Kritisches Denken über Vorurteile, Einseitigkeiten und Diskriminierung anregen Widerstand gegen Vorurteile und Diskriminierung ermutigen 6
Wie erwirbt man die vorurteilsbewusste Brille? Diversitätsbewusstsein Diskriminierungskritik Praxisveränderung in einem Prozess von Aktion und Reflexion erfordert: Wissenserweiterung Selbstreflexion Praxisreflexion Wagner, Petra (Hrsg.) (2008): Handbuch Kinderwelten. Vielfalt als Chance Grundlagen einer vorurteilsbewussten Bildung und. Verlag Herder, Freiburg im Breisgau Wagner, Petra/ Hahn, Stefani/ Enßlin, Ute (Hrsg.) (2006): Macker, Zicke, Trampeltier Vorurteilsbewusste Bildung und in Kindertageseinrichtungen. Handbuch für die Fortbildung. Verlag das Netz. Weimar, Berlin Sulzer, Annika/ Wagner, Petra (2011): Inklusion in Kindertageseinrichtungen: Qualifikationsanforderungen an die Fachkräfte. Expertise der WIFF, www..weiterbildungsinitiative.de Arbeitsauftrag: Spurensuche in unserer Kita Machen Sie sich auf Spurensuche: Suchen Sie Spuren der Kinder und ihrer Familien in Ihrer Kita. Ist jedes Kind erkennbar mit seinen körperlichen Merkmalen? mit seinen Interessen, Fähigkeiten, Vorlieben? mit seiner Weltsicht? mit seiner Familienkultur? Was ist vorhanden, was fehlt? Was könnten Sie tun, damit alle Kinder sich wieder erkennen können? KINDERWELTEN Fachstelle Vorurteilsbewusste Bildung und im Institut für den Situationsansatz in der Internationalen Akademie INA ggmbh an der Freien Universität Berlin Urbanstr.44, 10967 Berlin Tel. 030 6953 9990 Fax 030 6953 99929 koordination@kinderwelten.net www.kinderwelten.net Leitung: Petra Wagner 7