Wissenstransfer und Schutz geistigen Eigentums in der Schweiz: aktuelle Situation und Herausforderungen



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Transkript:

EU-Wissenstransferstudie 2010-2012 Werkstattgespräch: Wissenstransfer aus Hochschulen und öffentlicher Forschung Wien, 8.3.2011 Wissenstransfer und Schutz geistigen Eigentums in der Schweiz: aktuelle Situation und Herausforderungen Prof. Dr. Beat Hotz-Hart Universität Zürich Eine Veranstaltung im Auftrag der Europäischen Kommission

Inhalt 1. Die gesetzlichen Regelungen 2. Die Praxis 3. Befunde und Herausforderungen Vortrag Hotz-Hart Knowledge Transfer Study 2010-2012 Workshop AT-CH-LI Wien, 8.3.2011 2

1. Gesetzliche Regeln zum geistigen Eigentum von F&E-Resultaten der HS OR Art 332: Arbeitgeber (AG) Forschungs- und Innovationsförderungsgesetz: Bund kann die Gewährung von Bundesmitteln an Voraussetzungen knüpfen Die Verwertung fördern, Erfinder angemessen beteiligen Forschungs- und Umsetzungspartner sollen ge regeln Vortrag Hotz-Hart Knowledge Transfer Study 2010-2012 Workshop AT-CH-LI Wien, 8.3.2011 3

Gesetzliche Regeln zum geistigen Eigentum von F&E-Resultaten der HS Schweiz. Nationalfonds, SNF: Beitragsempfänger = AG Kommission für Technologie und Innovation, KTI gemäss V-FIFG (2010) Die Umsetzungspartner (haben) im Bereich der Güter und Dienstleistungen, die auf den Ergebnissen des unterstützten Projekts basieren, das Recht auf die unentgeltliche Nutzung und Verwertung der Ergebnisse des unterstützten Projekts sowie auf das geistige Eigentum haben. Kontroverse Vortrag Hotz-Hart Knowledge Transfer Study 2010-2012 Workshop AT-CH-LI Wien, 8.3.2011 4

Gesetzliche Regeln zum geistigen Eigentum von F&E-Resultaten der HS ETH-Gesetz: alle Recht, die Angestellte schaffen, gehören der ETH und den Forschungsanstalten Kantone: Universitäts- und Personalgesetze AG Vortrag Hotz-Hart Knowledge Transfer Study 2010-2012 Workshop AT-CH-LI Wien, 8.3.2011 5

2. Praxis: Unterschiedliche Organisation des WTT ETH: primär forschungsgetrieben, in HS integriert und zentral geführt (oblig. Zustimmung), einige externe Mandate Universitäten: ähnlich ETH, aber Zentrale mit geringerem Gewicht (oblig. Zustimmung), häufiger externe Mandate oder outsourcing FH: primär industriegetrieben, in FH integriert, aber dezentral oder über andere Organisation Herausforderung: 68% der Unt. arbeiten mit Institutionen aus mehr als einem HS-Typus zusammen (KOF 2005) Vielfalt der Regelungen Vortrag Hotz-Hart Knowledge Transfer Study 2010-2012 Workshop AT-CH-LI Wien, 8.3.2011 6

Verbreitung der Schutzstrategien Quelle: Umfrage BBT 2009 Trifft vollständig oder eher zu, in% Mehrfachnennungen möglich Unis ETH FH Unt. Patentierung 93 87 63 94 Zeitvorsprung 68 96 88 87 Komplexität 83 70 72 74 Geheimhaltung, verstecken 48 48 63 79 Urheberrecht 73 74 43 48 Der nicht formale Schutz (stärker bei ETH, FH) ist ebenso wichtig wie der formale (stärker bei Unternehmen). Vortrag Hotz-Hart Knowledge Transfer Study 2010-2012 Workshop AT-CH-LI Wien, 8.3.2011 7

Wenn geistiges Eigentum bei F&E- Zusammenarbeit, dann gehört es Quelle: Umfrage BBT 2009 Angaben in % der Nennungen, N = 100 Mehrfachennungen möglich Uni ETH FH der Unternehmung 0 0 27 der HS bei Abgabe von Nutzungsrechten an Kooperationspartner* 11 25 25 den Forschenden 0 0 6 gemeinsames Eigentum 23 0 2 von Fall zu Fall ausgehandelt* 33 25 27 Andere Regelung 33 25 9 *Fragen und Kosten von Lizenzen spielen eine relativ grosse Rolle Vortrag Hotz-Hart Knowledge Transfer Study 2010-2012 Workshop AT-CH-LI Wien, 8.3.2011 8

Praxis bei Start-up Unternehmen mit F&E-Resultaten der Hochschulen Vorgehen in Phasen 1. Patent bei Hochschule, Nutzungsrechte (Lizenz) an Gründer 2. Übertragung der Eigentumsrechte, wenn erste Erfolge des Projekts Lizenzkosten von 43% der Unternehmen als Hemmfaktor gesehen (Umfrage BBT 2009) Bedeutung unterschiedlich je nach HS-Typus Start-up, Spin-off 2007: ETH Zürich 21, FH 10 Vortrag Hotz-Hart Knowledge Transfer Study 2010-2012 Workshop AT-CH-LI Wien, 8.3.2011 9

3. Befunde und Herausforderungen Vielfalt der Formen des Schutzes, meist vom Einzelfall abhängig Schwächen bei Transparenz über die geltenden Regeln Zu geringes Bewusstsein für die Thematik Für Wahl der Strategie z.t. zu geringe Kenntnisse und Urteilsfähigkeit; Defizite besonders auffällig bei KMU und FH Vortrag Hotz-Hart Knowledge Transfer Study 2010-2012 Workshop AT-CH-LI Wien, 8.3.2011 10

Empfehlungen zur Verbesserung des WTT in der Schweiz Empfehlungen an Hochschulen Transparenz, Vereinfachung interface Gemeinsame WTT-Regeln Optimale Professionalisierung Empfehlungen an die Wirtschaft Informationsstand und WTT-Kompetenz Mobilisierung und Motivierung zum WTT Hochschulen öff. F&E- Institutionen WTT-Stellen WTT-Interessensgemeinschaft Unternehmen Empfehlungen zum Prozess zwischen Hochschulen und Wirtschaft Nutzung von Kontaktnetzen, Erfahrungsaustausch Austausch zwischen den Organen und Institutionen Vortrag Hotz-Hart Knowledge Transfer Study 2010-2012 Workshop AT-CH-LI Wien, 8.3.2011 11