IQ-Kongress Zuwanderung aus Bulgarien und Rumänien Fachkräftesicherung oder Armutszuwanderung



Ähnliche Dokumente
DGB-Bundesvorstand Abt. Europapolitik. Faire Mobilität. - Stand Oktober Projektaufbau und Aufgaben

Faire Mobilität. Situation der Zugewanderten. Landkreis Oldenburg. Wildeshausen,

Grenzenlos faire Mobilität? EU-Bürger und -Bürgerinnen auf dem deutschen Arbeitsmarkt

Projekt Faire Mobilität Arbeitnehmerfreizügigkeit sozial, gerecht und aktiv

fair Arbeit im Schlachthof Deine Rechte in der Fleischindustrie in Deutschland Arbeitnehmerfreizügigkeit sozial, gerecht und aktiv Deutsch

EU-Zuwanderung: eine Chance für alle?

Vorstellung des Projektes für die Pressekonferenz am 27. September 2011

fair Sie arbeiten im Baugewerbe und werden nach Deutschland entsandt welche Rechte haben Sie? Deutsch

fair Arbeitnehmerfreizügigkeit sozial, gerecht und aktiv

GRENZENLOSE AUSBEUTUNG ODER FAIRE MOBILITÄT?

Die Herausforderungen von mobilen Beschäftigten auf dem deutschen Arbeitsmarkt

Input: Arbeitssituation in den industriellen Schlachthöfen Erfahrungen aus Schleswig-Holstein

Ihre Rechte als Bauarbeiter in Deutschland

Arbeitnehmerfreizügigkeit sozial, gerecht und aktiv

fair Arbeitnehmerfreizügigkeit sozial, gerecht und aktiv Arbeit im Schlachthof Deine Rechte als Beschäftigter in Deutschland

Projekt Arbeitnehmerfreizügigkeit fair gestalten

Standards und Profil der Beratungsstellen des Projekts Faire Mobilität

Arbeitnehmerfreizügigkeit sozial, gerecht und aktiv. Kündigung. Reagieren Sie schnell! deutsch

Arbeitnehmerfreizügigkeit sozial, gerecht und aktiv. Kein Lohn. Werden Sie aktiv! deutsch

Rückblick: Sechs Jahre Faire Mobilität. Essen, 26. April PCG - PROJECT CONSULT GmbH - Prof. Dr. Kost & Collegen -

Arbeitsmigration aus Osteuropa

Zwischenbericht: Gesamtes Beratungsaufkommen 2016 Kurzvorstellung prägnanter Zahlen

Praktische Erfahrungen mit der Fachkräftemigration im Gesundheitsbereich

Es gilt das gesprochene Wort! Annelie Buntenbach Geschäftsführender Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes

Zwischenbericht: Beratungsaufkommen 2014 Kurzvorstellung prägnanter Zahlen. Berlin, 28. Januar 2015

Die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit und ihre Folgen für Beschäftigte, Gewerkschaften und Beratungsstrukturen in NRW

Neue Regeln in der Landwirtschaft

Sozialdumping stoppen! Europa. Standpunkt. Die SPD-Abgeordneten Sozialdemokraten. im Europäischen Parlament. Die SPD-Abgeordneten Fraktion der

Faire Mobilität. Schwerpunktprojekt zur Information von LKW-Fahrern Gefördert durch:

Arbeitnehmerfreizügigkeit sozial, gerecht und aktiv gestalten

Dr. jur. Frank Lorenz, Rechtsanwalt Herausforderungen, Chancen und Handlungsfelder für Betriebsräte

Schriftliche Kleine Anfrage

die Landesregierungen von Rheinland-Pfalz und Berlin haben beschlossen, beim Bundesrat den in der Anlage mit Begründung beigefügten Antrag für eine

Fachkräftemigration im Gesundheitsbereich

Sehr geehrter Herr Schneider, Sehr geehrter Herr Dr. Schäffer, Sehr geehrte Frau Dr. Graf, liebe Gäste, liebe Kolleginnen und Kollegen,

Entsandte Arbeitnehmer schützen Sozialdumping stoppen!

Für eine gerechte und legale Beschäftigung von osteuropäischen Betreuungskräften in Haushalten mit betreuungsbedürftigen Personen

CHANCEN UND HERAUSFORDERUNGEN AUF DEM DEUTSCHEN ARBEITSMARKT

Bedarfsanalyse DGB Bildungswerk Bund e.v

Gesetz über Arbeitsbedingungen für entsandte Arbeitnehmer in der EU

Erfurter Forum für Arbeits- und Sozialrecht

Zuwanderung aus Bulgarien und Rumänien vor der Arbeitnehmerfreizügigkeit

Begrüßungstext Sabine Graf

Es gilt das gesprochene Wort! Annelie Buntenbach Geschäftsführender Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes

Arbeitnehmerfreizügigkeit in Europa fair gestalten. Dokumentation der internationalen Konferenz am 9. April 2014 in Berlin

Für eine gerechte und legale Beschäftigung von osteuropäischen Betreuungskräften in Haushalten mit betreuungsbedürftigen Personen

Billiger geht immer Werkverträge im Bereich der Gewerkschaft NGG. 9. Hans-Böckler-Forum zum Arbeits- und Sozialrecht Berlin 21./22.

Grenzenlos faire Mobilität? Zur Situation von mobilen Beschäftigten aus den mittel- und osteuropäischen Staaten

Zuwanderung Chance oder Risiko für die Ernährungsindustrie und das Gastgewerbe? Nürnberg 01. Juni 2011

Arbeitsorientierte Grundbildung für Werkvertragsbeschäftigte

Essen, 15. Februar 2016

BAUGEWERBE UND GEBÄUDEREINIGUNG Branchenspezifisches Zusatzmaterial

Zuständigkeiten im Vollzug der flankierenden Massnahmen zur Personenfreizügigkeit

ARBEITEN OHNE PAPIERE, ABER NICHT OHNE RECHTE!

Am 1. Januar kommt ELENA

GRENZENLOSE AUSBEUTUNG ODER FAIRE MOBILITÄT?

Mindestlöhne im Sinne des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes, des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes und nach dem Tarifvertragsgesetz

Faire Integration für Geflüchtete im Förderprogramm IQ

Würdig altern würdig arbeiten in Pflege und Betreuung. Regulierung statt Ausbeutung und Prekarität

Arbeiten in der Schweiz Grenzüberschreitende Dienstleistungserbringung - Mitarbeiterentsendung / Gesamtarbeitsverträge

in der Dortmunder Nordstadt

Care-Migration: Erfahrungen aus der Schweiz

Hotel- und Gaststättenbranche. Branchenspezifisches Zusatzmaterial

Ungerechtfertigte Kündigungen, ausstehende Löhne und prekäre Arbeitsbedingungen

Projekt Willkommen und Ankommen in Köln. Willkommen und Ankommen in Köln. Projekt zur Integration von Zugewanderten aus Südosteuropa

FÄLLE UND STATISTIKEN AUS DER RECHTSBERATUNG

EU-Dienstleistungsrichtlinie

Deutscher Bundestag Innenausschuss

PW - Entsendung von Arbeitnehmern Auskunftsersuchen betreffend Arbeitsbedingungen

Mindestlöhne im Sinne des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes, des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes und nach dem Tarifvertragsgesetz

EINLADUNG ARBEITNEHMERRECHTE ÜBER GRENZEN HINWEG SICHERN. Anforderungen an Aufsicht, Zoll und die geplante Europäische Arbeitsbehörde

Gewerkschaftliche Organisierung der Wanderarbeiter in der deutschen Fleischindustrie

Kein Tarif unter 8,50 Euro Das Beispiel des Hotel- und Gaststättengewerbes

Änderungen im LSDB-G, wie kam es dazu?

Zahlen-Daten-Fakten zum Thema

Industrienahe Dienstleistungen Branchenspezifisches Zusatzmaterial

Potentiale von selbstständigen Migrantinnen und. Migranten in Deutschland: Ein Überblick. Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI)

Zuwanderungsmonitor Bulgarien und Rumänien

Die Urteile des Europäischen Gerichtshofs: Folgen für die Gewerkschaften

RA Harald Schröer Stellv. Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe. Erfahrungen mit grenzüberschreitendem Personaleinsatz

Autorin: Michaela Dälken - unter Mitarbeit von Torsten Jäger und Bettina Wagner

WISO-Info Gewerkschaftliche Informationen zu Wirtschafts- und Sozialpolitik

Zuwanderungsmonitor Bulgarien und Rumänien

Workshop Mehr Konkurrenz am Arbeitsmarkt & im Betrieb solidarische Antworten

Deutscher Gewerkschaftsbund Projekt Faire Mobilität

Lohn- und Sozialdumping- Bekämpfungsgesetz

Aktuelle Entwicklungen in der Leiharbeit und gewerkschaftliche Anforderungen. Dr. Claudia Weinkopf

FLEISCHBRANCHE Branchenspezifisches Zusatzmaterial

Ausland im Inland. Thomas Faist/Klaus Sieveking/Uwe Reim/ Stefan Sandbrink

Das ist Sklaventreiberei

Vermittlungsagenturen für osteuropäische Betreuungskräfte Qualitätskriterien aus Sicht der Stiftung Warentest und Ergebnisse des Tests

Zuwanderungsmonitor Bulgarien und Rumänien

Bundesministerium für Arbeit und Soziales

Transkript:

IQ-Kongress 2014 DGB-Bundesvorstand Abt. Europapolitik Zuwanderung aus Bulgarien und Rumänien Fachkräftesicherung oder Armutszuwanderung Sozial- und arbeitsrechtliche Problemfelder von Beschäftigten aus Osteuropa Dominique John (Projektleiter von Faire Mobilität) 1

Projekt Faire Mobilität - Hintergrund Laufzeit: 4 Jahre Ziele Erstellung einer Expertise zu Beschäftigungsformen von osteuropäischen EU-Bürgern/innen auf dem deutschen Arbeitsmarkt und zur Beratungssituation in Deutschland Entwicklung und Erstellung von Bildungsmaterialien für Gewerkschaften Entwicklung von Informationsmaterialien für aus dem Ausland kommende EU-Bürger/innen zu ihren Arbeitsrechte Aufbau und Betrieb von sechs Beratungsstellen für Beschäftigte aus MOL 2

Beratungsstellen Frankfurt Berlin München Hamburg Stuttgart Dortmund Start: Oktober 2011 Partner: Europäischer Verein für Wanderarbeiterfragen (EVW) Schwerpunkt: Baugewerbe und Gebäudereinigung Sprachen: Rumänisch, Polnisch, Englisch, Deutsch Start: November 2011 Partner: Beratungsstelle für entsandte Beschäftigte (Arbeit und Leben) Schwerpunkt: Pflege Sprachen: Polnisch, Englisch, Deutsch, Kroatisch/Serbisch Start: September 2012 Partner: Informationszentrum Migration der Stadt München (Arbeiterwohlfahrt München) Schwerpunkt: grenzüberschreitende Leiharbeit und Entsendung Sprachen: Bulgarisch, Deutsch Start: Mai 2012 Partner: Beratungsstelle Arbeitnehmerfreizügigkeit der Stadt Hamburg (Arbeit und Leben) Schwerpunkt: Fleischindustrie, Hotel- und Gaststättengewerbe Sprachen: Polnisch, Deutsch Start: Februar 2013 Partner: Katholische Betriebsseelsorge Stuttgart Schwerpunkt: Transport und Logistik Sprachen: Polnisch, Englisch, Kroatisch/Serbisch, Deutsch Start: März 2013 Partner: Gestaltung der Arbeitnehmerfreizügigkeit in NRW Schwerpunkt: industrienahe Dienstleistungen Sprachen: Rumänisch, Ungarisch, Englisch, Deutsch 3

Wer kommt zu den Beratungsstellen? Mobile Beschäftigte, die sich kurz- oder mittelfristig in Deutschland aufhalten um zu arbeiten Sprechen häufig kein oder wenig Deutsch Es herrschen folgende Beschäftigungsformen vor: Entsandte Beschäftigte Grenzüberschreitende Leiharbeiter/innen Werkvertrags-Beschäftigte Selbständige/Scheinselbständige 4

Einige typische Fallkonstellationen? Entsandte Beschäftigte arbeiten in Deutschland und werden zum Mindestlohn des Herkunftslandes entlohnt. Dazu kommen intransparente Pauschalen (Bsp. steuerfreie Tagegelder); es werden überhöhte Kosten für Unterbringung und Verpflegung in Rechnung gestellt Beschäftigte werden ohne ihr Wissen als Selbständige gemeldet, haben dann häufig keine Krankenversicherung, das ganze Risiko liegt bei ihnen Ausländische Arbeitnehmer/inne arbeiten für deutsche Zeitarbeitsfirmen. Sie bekommen die verleihfreie Zeit nicht bezahlt, bei Vertragsauflösung wird der letzte Monatslohn einbehalten. Vor allem im Transportgewerbe: LKW-Fahrer/innen bekommen die ihnen zustehenden Spesengelder nicht ausbezahlt Zustehende Löhne werden nur zum Teil ausbezahlt. Unternehmer rechnen damit, dass die Beschäftigten aufgeben und von selber gehen. 6

Beratungsaufkommen nach Branchen (Alle)

Beratungsaufkommen nach Geschlecht

Was können die Beratungsstellen leisten? Informationen über grundlegende Rechte Mindestlöhne (falls vorhanden), Lohnwucher, Recht auf Bezahlung von Überstunden; Recht auf Urlaub und freie Tage, etc Außergerichtliche Klärungsversuche über Ansprache an die Arbeitgeber, zum Teil in Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften Aufbau von öffentlichem Druck Herbeiführung gerichtlicher Klärung Rechtsschutz über Gewerkschaften Vermittlung von Rechtsanwälten/innen 9

Forderungen/Empfehlungen Flächendeckender gesetzlicher Mindestlohn Ausweitung und konsequente Anwendung der Generalunternehmerhaftung Bessere Kontrolle von Arbeitsbedingungen und von der Einhaltung von Mindeststandards Erstellung und Verteilung von besseren Informationsmaterialien über grundlegende Rechte in den Sprachen der mobilen Beschäftigten Eigenständiges Recht auf Beratung für mobile Beschäftigte Verteilung entsprechender Informationen schon in den Herkunftsländern und Entwicklung von Internet-Kampagnen zur Information 10