12 Von der Kostenstellenrechnung zur Kostenträgerrechnung



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12 Von der Kostenstellenrechnung zur Kostenträgerrechnung 12.1 Das zentrale Problem des Kostenrechners und die herkömmliche Lösung mit Hilfe der Vollkostenrechnung Die zentrale Aufgabenstellung der Kostenrechnung ist es, die Selbstkosten eines einzelnen Produktes zu ermitteln. Dabei stellt sich heraus, daß die Einzelkosten, die ein Produkt verursacht, z. B. Materialeinzelkosten oder Fertigungslöhne einem Produkt direkt zugerechnet werden können. Nicht aber die allgemeinen Kosten eines Betriebes, wie Gebäudeabschreibungen, Gehälter der Angestellten, Leasingkosten für EDV-Anlage etc. 12.1.1 Einzelkosten Sie können dem einzelnen Kostenträger direkt zugerechnet werden: (1) Materialaufwand, (2) Fertigungslöhne, (3) Maschinenstundensatz. 12.1.2 Gemeinkosten Sie können dem einzelnen Kostenträger nicht direkt zugewiesen werden. Es ist also die Aufgabe zu lösen, wie eine verursachungsgerechte Zurechnung (Zuteilung) der Gemeinkosten auf ein einzelnes Produkt (Kostenträger) erfolgen soll. Ein gleichmäßiger Zuschlag vergleichbar mit dem Kalkulationszuschlag im Handelsbetrieb würde der Tatsache nicht gerecht, daß die einzelnen Produkte bei ihrer Entstehung den Betrieb in sehr unterschiedlichem Ausmaß belasten. So können einzelne Produkte nach geringer Durchlaufzeit und Bearbeitungsintensität den Betrieb als Fertigungsprodukt verlassen, während andere Produkte sehr intensiv bearbeitet werden und sehr lange brauchen, bis sie fertig sind. Erkenntnis: Die einzelnen Produkte beanspruchen die Orte ihrer Produktwerdung (Kostenstellen) im Betrieb sehr unterschiedlich, sie müssen abhängig von dieser unterschiedlichen Belastung ein unterschiedliches Maß an Gemeinkosten tragen. Die Gemeinkosten einer Kostenstelle, werden also dem einzelnen Produkt zugerechnet. Je höher die Einzelkosten, die in einer Kostenstelle entstehen, desto mehr Gemeinkosten dieser Kostenstelle hat ein Produkt zu tragen. Aber über die Gemeinkosten einer Kostenstelle hinaus gibt es noch Gemeinkosten, die für den Betrieb oder das Unternehmen insgesamt entstehen. Diese müssen zunächst einmal auf alle Kostenstellen eines Betriebes nach verursachungsgerechten (plausiblen) Schlüsseln verteilt werden.. Erkenntnis: Gemeinkosten entstehen entweder 203

Von der Kostenstellenrechnung zur Kostenträgerrechnung (1) in den einzelnen Kostenstellen oder (2) für einzelne Produktarten oder (3) für einen Betrieb insgesamt. Deshalb muß bei den Gemeinkosten noch einmal unterschieden werden in Kostenstellen-Einzelkosten (Fall 1) Kostenstellen-Gemeinkosten (Fall 2 und 3) 12.1.3 Die Kostenstellen-Einzelkosten Sie lassen sich anhand von Belegen den Kostenstellen direkt zuweisen, z.b.: Gemeinkostenmaterial Gehälter (Meister-, Hilfslöhne) Abschreibungen Materialentnahmescheine Gehaltsliste Anlagenkartei 12.1.4 Die Kostenstellen-Gemeinkosten Sie entstehen für das Unternehmen (oder für ein Produkt oder ein Produktgruppe) insgesamt, z.b.: (1) Betriebssteuern, (2) Versicherungsprämien, (3) Heizung, (4) Gehälter der Geschäftsleitung, (5) Beiträge zu Berufsverbänden (IHK z.b.). 12.1.5 Die Kostenarten unter dem Aspekt ihrer Zurechenbarkeit auf die einzelnen Kostenstellen K ostenarten E inzelk osten G em einkosten K ostenstellenein zelk osten Kos tenstellengem einkosten 12.1.6 Das Prinzip der Selbstkostenermittlung für die einzelnen Produkte Beansprucht ein Produkt bei seiner Erzeugung die einzelne Kostenstelle (Betriebsabteilung) mehr als andere Produkte, so hat es einen größeren Teil der Kosten dieser Kostenstelle zu tragen als andere Produkte. Indiz für die Inanspruchnahme einer Kostenstelle sind die dort anfallenden Einzelkosten: Je höher die Einzelkosten, die in einer Kostenstelle entstehen, 204

desto mehr Gemeinkosten muß das Produkt tragen. Die Kostenstellen sind die Brücke zwischen Kostenarten und Kostenträgern (der einzelnen Produkte). 12.1.7 Die Aufgaben der Kostenstellenrechnung (1) Verursachungsgerechte Zuteilung der Gemeinkosten auf die einzelnen Kostenstellen. (2) Überwachung der Kostenentwicklung in den einzelnen Kostenstellen. (3) Ermittlung der Gemeinkosten - Zuschlagssätze für die Kostenträgerrechnung (Selbstkostenrechnung je Produktionseinheit). 12.1.8 Das System Selbstkostenrechnung (Schaubild) Kostenarten Einzelkosten Gemeinkosten Kostenstelleneinzelkosten Kostenstellengemeinkosten Kostenstellen K o s t e n t r ä g e r 12.2 Der erweiterte Betriebsabrechnungsbogen BAB 12.2.1 BAB mit mehreren Fertigungshauptstellen Sachverhalt: Betriebe mit umfangreichem Produktionsprozeß richten für jede Fertigungsabteilung eine eigene Fertigungshauptstelle ein. Übungsaufgabe: Ein Industrieunternehmen hat in der vergangenen Periode nachstehende Kosten gehabt. Ermitteln Sie die Istzuschlagssätze und die Selbstkosten des Umsatzes! 205

Von der Kostenstellenrechnung zur Kostenträgerrechnung Gemein- Betrag Material Fertig. 1 Fertig. 2 Verw altung Vertrieb kostenarten Hilfsstoffe 60.750 3.750 25.000 30.000 750 1.250 Hilfslöhne 352.000 7.500 164.500 172.500 5.000 2.500 Gehälter 903.500 23.500 190.000 125.000 460.000 105.000 SozAufw d. 400.000 1 4 4 5 2 Abschreib. 390.000 10.000 167.500 140.000 40.000 32.500 Steuern 550.000 2 3 2 3 1 SonstAufw. 120.000 1 2 2 3 2 Summe 2.776.250 MatEinzelkosten 1.454.000 Fertig.Löhne 574.125 432.185 Das Unternehmen hat einen Mehrbestand an Fe-Erzeugnissen von: 154.560 Lösung: Gemein- Betrag Material Fertig. 1 Fertig. 2 Verwalt. Vertrieb Vert.Schl. kostenarten Hilfsstoffe 60.750 3.750 25.000 30.000 750 1.250 Hilfslöhne 352.000 7.500 164.500 172.500 5.000 2.500 Gehälter 903.500 23.500 190.000 125.000 460.000 105.000 SozAufwd. 400.000 25.000 100.000 100.000 125.000 50.000 16 Abschreib. 390.000 10.000 167.500 140.000 40.000 32.500 Steuern 550.000 100.000 150.000 100.000 150.000 50.000 11 SonstAufw. 120.000 12.000 24.000 24.000 36.000 24.000 10 Summe 2.776.250 181.750 821.000 691.500 816.750 265.250 MatEinzelkosten 1.454.000 Fertig.Löhne 574.125 432.185 Zuschläge MatEinzelkosten 1.454.000 MatGemeinkosten 12,50% 181.750 Materialkosten 1.635.750 Fertigung 1 574.125 GemKoFertigung 1 143,00% 821.000 Fertigungskosten 1 1.395.125 Fertigung 2 432.185 GemKoFertigung 2 160,00% 691.500 Fertigungskosten 2 1.123.685 Herstellko. der Periode 4.154.560 Bestandsänderung 154.560 Herstellk. des Umsatzes 4.000.000 Verwalt.Gemeinkosten 20,42% 816.750 Vertriebsgemeinkosten 6,63% 265.250 Selbstkosten 5.082.000 Anmerkung zu den Bestandsveränderungen: 206

Aufgabe der Selbstkostenrechnung, genauer gesagt der Kostenträgerzeitrechnung, ist es, die Selbstkosten der verkauften Produkte zu ermitteln. Eine Bestandsmehrung (Zunahme an Halb- und Fertigerzeugnissen) bedeutet, daß weniger verkauft als hergestellt worden ist. Ausgehend von den Herstellkosten der Periode, müssen also die Bestandsmehrungen abgezogen werden, um die Herstellkosten des Umsatzes zu erhalten. Umgekehrt müssen Bestandsminderungen zu den Herstellkosten der Periode addiert werden, um die Herstellkosten des Umsatzes zu erhalten. 12.2.2 Der mehrstufige Betriebsabrechnungsbogen (BAB) Sachverhalt: In einem Unternehmen gibt es Abteilungen, die (1) ihre Leistungen an alle anderen Abteilungen abgeben. Man nennt sie allgemeine Kostenstellen. Beispiele für Allgemeine Kostenstellen: Grundstücks- und Gebäudeverwaltung, Energieversorgung, Werkschutz, Fuhrpark, Sozialeinrichtungen, Werksfeuerwehr; die Gemeinkosten der Allgemeinen Kostenstelle werden auf alle Leistung empfangenden Kostenstellen verursachungsgerecht umgelegt; (2) ihre Leistungen an eine der Hauptstellen, z.b. die Fertigungshauptstellen abgeben. Man nennt sie Hilfsstellen, z.b. Fertigungshilfsstellen. Sie geben ihre Leistungen an den Fertigungsbereich insgesamt ab. Entsprechend der Leistungsabgabe müssen die Kosten dieser Fertigungshilfsstellen auf die Fertigungshauptstellen verteilt werden. Beispiele für Fertigungshilfsstellen: (1) Technische Betriebsleitung, (2) Arbeitsvorbereitung, (3) Konstruktionsbüro, (4) Reparaturwerkstatt, (5) Modellschreinerei. Die Gemeinkosten der Fertigungshilfsstellen werden auf die Fertigungshauptstellen verursachungsgerecht verteilt. Lösungsalgorithmus mehrstufiger BAB: (1) Gemeinkosten der allgemeinen Kostenstelle auf alle nachgeordneten Kostenstellen umlegen. (2) Gemeinkosten der Hilfsstellen auf die Hauptstellen verteilen. Übungsaufgabe mehrstufiger BAB Ein Industriebetrieb wies für das vergangene Geschäftsjahr nachstehende Kostenstelleneinzelkosten und Kostenstellengemeinkosten aus. 207

Von der Kostenstellenrechnung zur Kostenträgerrechnung Die allgemeinen Kostenstellen und die Hilfsstellen im Fertigungs- und Verwaltungsbereich sind nach den vorgegebenen Schlüsseln zu verteilen: Allgem. KoStellen Material Fertigung Verwaltung Vertrieb Kostenart GemKo Gebäude Heizung FeHiS telle Fertig. I Fertig.II Einkauf G.Leitung Kost.EzKosten 500.000 50.000 40.000 90.000 30.000 100.000 90.000 20.000 25.000 55.000 Kost.GemKo 400.000 30.000 80.000 20.000 70.000 50.000 40.000 25.000 50.000 35.000 2 3 4 3 2 2 3 1 2 3 3 2 1 2 2 2 3 S umgemko Die Fibu und die Kostenartenrechnung lieferten weiterhin folgende Zahlen: MatEzKos ten 150000 FeLöhne1 190000 FeLöhne2 120000 Bes tände -20000 (1) Nennen Sie je 3 Kostenstelleneinzelkosten - und Kostenstellengemeinkosten! (2) Ermitteln Sie die Istzuschlagssätze für das vergangene Geschäftsjahr! Lösung: (1) Drei Beispiele für Kostenstelleneinzelkosten: (a) Materialentnahmescheine, (b) Löhne für Werkmeister, (c) Abschreibung laut Anlagenkartei. Drei Beispiele für Kostenstellengemeinkosten: (a) Betriebssteuern, (b) Gebäudeversicherung, (c) IHK-Beiträge. (1) BAB und Selbstkostenrechnung KoArten Allgemeiner Bereich Material- Fertiguns bereich Verwaltungs bereich Vertriebs- Verteilg. Betrag Gebäude Heizung bereich FeHiS telle Fertig. I Fertig.II Einkauf GeLeitg bereich KoS EzK 500.000 50.000 40.000 90.000 30.000 100.000 90.000 20.000 25.000 55.000 KoS tgk 400.000 30.000 80.000 20.000 70.000 50.000 40.000 25.000 50.000 35.000 Gebäude 8.000 12.000 16.000 12.000 8.000 8.000 12.000 4.000 Heizung 17.067 25.600 25.600 17.067 8.533 17.067 17.067 FeHiS t 141.600 56.640 84.960 Einkauf 61.533 104.067 S umgemko 139.067 244.240 240.027 165.600 111.067 208

Kos tenart Betrag % -Z us chlg Materialeinzelkos ten 150.000,00 Materialgemeinkos ten 139.066,67 92,71% Materialkos ten 289.066,67 Fertigungs löhne I 190.000,00 Fertig.GemKos ten I 244.240,00 128,55% Fertigungs löhne II 120.000,00 Fertig.GemKos ten II 240.026,67 200,02% Herstellkosten der Periode 1.083.333,33 Bes tands minderung 20.000,00 HerstKosten des Umsatzes 1.103.333,33 Verwalt.GemKos ten 165.600,00 15,01% Vertriebs gem.kos ten 111.066,67 10,07% S elbstkosten 1.380.000,00 12.2.3 Das Problem der Bestandsänderungen bei Halberzeugnissen Die Bestandsveränderungen bei den Fertigerzeugnissen lassen sich leicht durch Inventur ermitteln. Nicht so leicht ist das bei den Bestandsveränderungen der Halberzeugnisse. Diese befinden sich ja nicht in einem Lager, sondern es handelt sich um alle nichtfertige Produkte, die sich im Zeitpunkt des Rechnungsabschlusses irgendwo im Unternehmen in der Bearbeitung befinden. Wie die Bestandsänderungen der Halberzeugnisse ermittelt werden können, wenn die Herstellungskosten der Abrechnungsperiode und die Bestandsänderungen der Fertigerzeugnisse bekannt sind, soll nachfolgendes Zahlenbeispiel zeigen: Am Jahresende weist das Rechnungswesen eines Unternehmens folgende Zahlen aus: Herstellkosten der Periode 1.000.000,00 Produktionsmenge 20.000 Verkaufsmenge 19.000 Die Herstellkosten je Stück betragen 59,20. Wie hoch sind die Bestandsveränderungen der Halberzeugnisse? 209

Von der Kostenstellenrechnung zur Kostenträgerrechnung Herstellkosten der Periode 1.000.000,00 +/- Bestveränd Halberzeug. -184.000,00 Herstellkosten der FeErzeug. 1.184.000,00 +/- Bestveränd FeErzeug. 59.200,00 Herstellkosten des Umsatzes 1.124.800,00 Ermittlung Herstellkosten des Umsatzes: 4 3 Ergibt sich als Differenz zwischen HerstKoPeriode - HerstKoFeErz. VerkMenge 19.000 HerstKosten/Stück 59,20 1 2 Produktionsmenge 20.000 Verkaufsmenge 19.000 Bestandsmehrung in Stück 1.000 Bestandsmehrung in DM 59.200,00 Lösungshinweise: Nach dem Erstellen des Kalkulationsschemas lassen sich zuerst die Herstellkosten des Umsatzes berechnen mit: 19.000 x 59,20 = 1.124.800. Da weniger verkauft als erzeugt wurde, sind die Herstellkosten der Fertigerzeugnisse um den Wert der Bestandsmehrungen größer, also um 59.200. Die Differenz zu den gesamten Herstellkosten der Periode ergibt dann die Bestandsveränderungen der Halberzeugnisse. Übungsaufgabe 1 Bestandsveränderungen Die PHARMA AG stellt die Produkte A und B her. Der BAB des Monats März zeigt folgende Ist - Gemeinkostensummen: Fert.Stelle 1 Fert. Stelle Il Fert. Hilfsstelle Verw./Vertr. Stelle Materialstelle 1.182.000,00 DM 496.000,00 DM 200.000,00 DM 480.000,00 DM 130.320,00 DM Die Fertigungshilfsstelle wird im Verhältnis 3 : 2 umgelegt. Die Einzelkosten betrugen: im Abrechnungszeitraum für die fertiggestellte Menge Rohstoffverbrauch 362.000,00 DM 360.000,00 DM Fert. Löhne I 620.000,00 DM 618.000,00 DM Fert. Löhne II 400.000,00 DM 390.000,00 DM Die Normalgemeinkostenzuschlagsätze betragen: MGK FGK 1 FGK 11 Vw/VtGK 40% 200% 150% 15% Anfangsbestand der fertiggestellten Erzeugnisse: 164.000,00 DM 210

Schlußbestand der fertiggestellten Erzeugnisse: 120.000,00 DM Außerdem wird mit 5 % Gewinn, 20 % Kundenrabatt und 3 % Kundenskonto kalkuliert. Ermitteln Sie Art und Höhe der Bestandsveränderungen der unfertigen Erzeugnisse! Lösung: Alle Herstellkosten der Abrechnungsperiode (Normalkosten) FM 362.000,00 + MGK 40% 144.800,00 (40 % von 362.000,00 DM) + FL I 620.000,00 + FGK II 200% 1.240.000,00 (200 % von 620.000,00 DM) + FL II 400.000,00 + FGK II 150% 600.000,00 (150 % von 400.000,00 DM) =HKA 3.366.800,00 Herstellkosten der Fe-Erzeugnisse (Normalkosten) FM 360.000,00 + MGK 40% 144.000,00 (40 % von 360.000,00 DM) + FL I 618.000,00 + FGK II 200% 1.236.000,00 (200 % von 618.000,00 DM) + FL II 390.000,00 + FGK II 150% 585.000,00 (150 % von 390.000,00 DM) =HKFE 3.333.000,00 HerstKo ges. 3.366.800,00 HerstKo FeErzg. 3.333.000,00 BestÄnd Halberz. 33.800,00 12.3 Die Kostenträgerrechnung Mit Hilfe der Gemeinkostenzuschlagssätze aus der Kostenstellenrechnung (BAB) sollen die Selbstkosten und der Verkaufspreis der einzelnen Produkte ermittelt werden. Dies geschieht im Rahmen der Kostenträgerstückrechnung. 12.3.1 Ist-Zuschlagssätze und Normalzuschlagssätze Die im BAB ermittelten Gemeinkostenzuschlagssätze spiegeln die Verhältnisse von Einzel- und Gemeinkosten in einer vergangenen Periode (Monat, Jahr) wider. 211

Von der Kostenstellenrechnung zur Kostenträgerrechnung Mit diesen Zuschlagssätzen können Selbstkosten und Verkaufspreis für ein Produkt in der künftigen Periode nicht ohne weiteres kalkuliert werden: Preisschwankungen, z.b. bei den Materialpreisen oder Kostenverschiebungen durch Mengenrabatte und demzufolge günstige (ungünstige) Einkäufe oder Trends (z.b. steigende Personalkosten) könnten ein falsches Bild entstehen lassen, wenn man mit den Istwerten der Vergangenheit in der künftigen Periode kalkuliert. Die Vorkalkulation eines Produktes erfolgt deshalb mit sogenannten Normalkosten. Normalkostenzuschlagssätze sind Durchschnittswerte der Vergangenheit, korrigiert um Trender-wartungen in der Zukunft. 12.3.2 Kostenüberdeckung und Kostenunterdeckung Wenn die gesamte Periode über mit den Normalkosten kalkuliert worden ist, muß am Ende der nachfolgenden Periode kontrolliert werden, ob die Kalkulation mit den Normalzuschlagssätzen richtig war. Wenn die (im nachhinein) festgestellten Istkosten größer waren als die Normalkosten, so spricht man von einer Unterdeckung, wenn die Istkosten kleiner waren, dann spricht man von der Überdeckung. Wenn das Unternehmen während der laufenden nachfolgenden Periode seine einzelnen Produkte mit Hilfe der Normalzuschlagssätze kalkuliert, kann es auf diese Art und Weise bereits am Ende des letzen Tages der Periode das Umsatzergebnis errechnen. Es errechnet sich wie folgt: Verkaufsmenge x Stückerlöse (= Umsatz) - Selbstkosten (der verkauften Menge) auf Normalkostenbasis = Umsatzergebnis Wenn dann in der nachfolgenden Zeit die tatsächlichen Kosten (mittels aufwendiger Kostenstellenrechnung über den BAB) berechnet worden sind, kann man das Betriebsergebnis ermitteln. Es errechnet sich wie folgt: Verkaufsmenge x Stückerlöse (= Umsatz) - Selbstkosten (der verkauften Menge) auf Istkostenbasis = Betriebsergebnis Und das Betriebsergebnis wird natürlich in Höhe der Kostenüberdeckung (Kostenunterdeckung) vom Umsatzergebnis abweichen, wobei folgender Zusammenhang gilt: Waren die Normalkosten größer als die Istkosten (Fall der Überdeckung), dann ist das Umsatzergebnis kleiner als das Betriebsergebnis. Ausgehend vom Umsatzergebnis erhält man das Betriebsergebnis dann wie folgt: Umsatzergebnis + Überdeckung = Betriebsergebnis 212

Waren die Normalkosten kleiner als die Istkosten (Fall der Unterdeckung), dann ist das Umsatzergebnis größer als das Betriebsergebnis. Ausgehend vom Umsatzergebnis erhält man das Betriebsergebnis dann wie folgt: Umsatzergebnis - Unterdeckung = Betriebsergebnis Umgekehrt gilt: Betriebsergebnis + Unterdeckung = Umsatzergebnis und Betriebsergebnis - Überdeckung = Umsatzergebnis. 12.3.3 Übungsaufgabe Kostenunter- bzw. Kostenüberdeckung 2 im mehrstufigen BAB, Die Metallwarenfabrik Bauer GmbH Rosenheim weist in ihrem BAB für die letzte Abrechnungsperiode folgende Summen aus: Summe der Istkosten: 340.418 Allgemeiner Bereich Gebäude 22.000 Sozialwesen 2040 Materialbereich 30.613 Fertigungsbereich Fertigungshilfsstelle: 6.240 Fertigung I 96.210 Fertigung II 83.385 Verwaltungsbereich Einkauf 18.530 Unternehmensleitung 42.210 Rechnungswesen 17.660 Vertriebsbereich 21.530 Fragen: (1) Erstellen Sie ein den Angaben entsprechendes BAB-Schema, tragen Sie die Summen ein und legen Sie die allgemeinen Kostenstellen und die Hilfskostenstellen nach folgenden Angaben um: Gebäude im Verhältnis: 3:12:2:20:15:3:15:5:25; Sozialwesen nach der Anzahl der Mitarbeiter: 6/2/16/12/2/2/2/8; Fertigungshilfsstelle zu gleichen Teilen auf die Fertigungshauptstel- 213

Von der Kostenstellenrechnung zur Kostenträgerrechnung len; Einkauf und Rechnungswesen, volle Umlage auf die Unternehmensleitung. (2) Es sei unterstellt, daß in der abgelaufenen Abrechnungsperiode keine Bestandsveränderungen zu verzeichnen waren und die Ist- Gemeinkosten sich wie folgt verteilen: Materialbereich 33.577 Fertigungsbereich I 104.868 Fertigungsbereich II 90.727 Verwaltungsbereich 83.784 Vertriebsbereich 27.462 Ermitteln Sie die Istzuschlagssätze und die Selbstkosten, wenn folgende Einzelkosten anfielen: Fertigungsmaterial: 422.000 Fertigungslöhne I: 86.430 Fertigungslöhne II: 78.490 (3) Im Materialbereich wird mit einem Normalzuschlagssatz von 10% kalkuliert. (a) (b) Lösung: (1) Der BAB Welche Art der Kostenabweichung liegt in diesem Bereich vor? Wie werden die Normalzuschlagssätze ermittelt, was spricht für ihre Verwendung? SumGemKo Allgemeiner Bereich M at erial- Fert igunsbereich Verw alt ungsbereich Vert riebs- Gebäude SozWesen bereich FeHiSt elle Fert ig. I Fert ig.ii Einkauf Unt.Leit ung Rechn.Wes. bereich 340.418 22.000 2.040 30.613 6.240 96.210 83.385 18.530 42.210 17.660 21.530 Gebäude 660 2.640 440 4.400 3.300 660 3.300 1.100 5.500 SozWesen 2.700 324 108 864 648 108 108 108 432 FeHiSt elle 6.788 3.394 3.394 Einkauf 19.298 19.298 RechWesen 18.868 18.868 33.577 104.868 90.727 83.784 27.462 (2) Die Istzuschlagssätze 214

Kostenart Materialeinzelkosten 422.000 Betrag %-Zuschlg Materialgemeinkosten 33.577 7,96% Materialkosten 455.577 Fertigungslöhne I 86.430 Fertig.GemKosten I 104.868 121,33% Fertigungslöhne II 78.490 Fertig.GemKosten II 90.727 115,59% Herstellkosten 816.092 Verw alt.gemkosten 83.784 10,27% Vertriebsgem.Kosten 27.462 3,37% Selbstkosten 927.338 (3) Ermittlung und Bedeutung von Normalzuschlagssätzen (a) Kostenüber- oder -unterdeckung? Es liegt Kostenüberdeckung vor, denn der Istzuschlagssatz beträgt 7,96%, während mit einem Normalzuschlag von 10% gearbeitet wurde. (b) Wie und warum Normalzuschläge? Aus den vergangenen Perioden werden Durchschnittssätze berechnet, die man noch korrigiert mit der Entwicklungserwartung für die Zukunft (Preissteigerungen etwa). Die Ist-Werte der letzten Periode unterliegen starken Zufallsschwankungen. Jede Änderung der Ist-Werte müßte dann sofort in der Angebotskalkulation berücksichtigt werden, und man müßte ständig mit geänderten Zuschlagssätzen, also auch ständig schwankenden Verkaufspreisen arbeiten. 12.3.4 Die Kostenträgerstückrechnung - Einführungsbeispiel Ausgehend von den Gemeinkostenzuschlagssätzen aus dem BAB werden die Selbstkosten und der Verkaufspreis der einzelnen Produktes für die laufende Produktionsperiode wie folgt ermittelt. Die Selbstkostenrechnung eines Industriebetriebes stellt folgende Zahlen (Einzelkosten und Normalzuschlagssätze) zur Verfügung: MEK 50 FeLöhne 100 MGKZ 5% FeGemKoZu 75% Verw+VtKoZu 15% GewinnZu 20% VertrProv 5% Skonto 3% Rabatt 10% Ermitteln Sie den Listenverkaufspreis des Produktes! Lösung: 215