Bereits mit zwei Prozent des weltweiten BIP kann ein ökologisches, intelligentes Wachstum vorangetrieben und gleichzeitig die Armut bekämpft werden



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Transkript:

Streng einzuhaltende Sperrfrist: Nicht zur Veröffentlichung oder Sendung vor dem 21. Februar 2011, 13:00 Uhr Ortszeit Nairobi/Kenia (10 Uhr WEZ) freigegeben Bereits mit zwei Prozent des weltweiten BIP kann ein ökologisches, intelligentes Wachstum vorangetrieben und gleichzeitig die Armut bekämpft werden Neuer Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen plädiert für eine Politik der Nachhaltigkeit und zielgerichtete Investitionen auf dem Weg zu Rio+20 Nairobi/Welt, 21. Februar 2011 Eine Investition von zwei Prozent des weltweiten BIP in zehn Schlüsselsektoren ist ein wirkungsvoller Antrieb für den Übergang zu einer CO2- armen, ressourcenschonenden nachhaltigen Weltwirtschaft. Zu diesem Schluss kommt ein heute veröffentlichter Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP). Mithilfe dieser Summe von gegenwärtig etwa 1,3 Billionen US-Dollar pro Jahr und einer fortschrittlichen nationalen und internationalen Politik ließe sich ein Weltwirtschaftswachstum erzielen, das den Prognosen für die momentan gültigen Wirtschaftsmodelle entspricht oder sie sogar übertrifft. Und dies laut des Berichts ohne die zunehmenden Risiken, Schocks, Verknappungen und Krisen, mit denen die momentane, Ressourcen zehrende CO2-intensive braune Wirtschaft zunehmend verbunden wird. Diese Aussage kratzt umfassend an dem Mythos, wonach Umweltschutz auf Kosten des Wirtschaftswachstums geht. Sie verweist stattdessen auf die gegenwärtig vorherrschende massive Fehlallokation von Kapital. Eine ökologische Marktwirtschaft oder Green Economy ist nicht nur für die Industrieländer von Bedeutung, sondern auch ein wichtiger Faktor für mehr Wachstum und die Armutsbekämpfung in den Entwicklungsländern. Dort sind in einigen Fällen fast 90 Prozent des BIP der Armen mit Natur oder natürliches Kapital wie Wälder und Süßwasser verknüpft. Der Bericht führt als Beispiel Indien an, wo über 80 Prozent des 8 Mrd. US-Dollar National Rural Employment Guarantee Act in Wasserreinhaltung, Bewässerung und Raumbewirtschaftung investiert werden. Das Gesetz zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit von Landarbeitern garantiert ländlichen Haushalten jährlich mindestens 100 Tage bezahlter Arbeit. 1

Von den daraus entstehenden drei Mrd. Arbeitstagen profitieren fast 60 Mio. Haushalte. Zwei Prozent des akkumulierten BIP von Kambodscha, Indonesien, den Philippinen und Vietnam gehen derzeit durch wasserbürtige Krankheiten verloren, die auf mangelhafte Sanitäreinrichtungen zurückzuführen sind. Die zielgerichtete Verwendung von mehr als einem Zehntel Prozent des weltweiten BIP pro Jahr kann nicht nur dazu beitragen, Hygieneprobleme zu beseitigen, sondern auch, Süßwasser einzusparen, indem die Nachfrage gegenüber der prognostizierten Entwicklung bis 2050 um ein Fünftel verringert wird. Der Bericht veranschaulicht, welche Auswirkungen eine Politik hätte, die jährlich etwa 1,3 Billionen US-Dollar für ökologische Investitionen ausgibt, verteilt auf zehn Schlüsselsektoren. Dies entspricht etwa zwei Prozent des weltweiten BIP. Um eine Größenvorstellung zu erhalten: Das ist weniger als ein Zehntel der gesamten jährlichen Investitionen in Sachkapital. Gegenwärtig werden weltweit zwischen ein und zwei Prozent des globalen BIP für unterschiedliche Subventionen ausgegeben, die oft nicht nachhaltige Ressourcenverwendung in Bereichen wie etwa fossile Brennstoffe, Landwirtschaft zum Beispiel Subvention von Pestiziden Wasserwirtschaft und Fischerei aufrechterhalten. Viele dieser Subventionen tragen zur Schädigung der Umwelt bei und beeinträchtigen die Weltwirtschaft. Sie abzubauen oder auslaufen zu lassen, wäre mit vielen Vorteilen verbunden und würde Mittel zur Finanzierung eines Übergangs zu einer ökologischen Marktwirtschaft freisetzen. Einkommen und Beschäftigung Der generelle Übergang zu einer ökologischen Marktwirtschaft brächte neben einem höheren Wachstum auch höhere Pro-Kopf-Einkommen als unter den gegenwärtigen Wirtschaftsmodellen mit sich. Gleichzeitig reduzierte sich der ökologische Fußabdruck im Jahr 2050 um fast 50 Prozent im Vergleich zum gegenwärtigen Zustand. Der Green-Economy-Report räumt ein, dass kurzfristig während des Übergangs zur Nachhaltigkeit Arbeitsplatzverluste in einigen Sektoren, zum Beispiel der Fischerei, unvermeidbar sind. In einigen Bereichen sind Investitionen in Neuqualifikationen und Umschulungen der weltweiten Erwerbsbevölkerung erforderlich, um einen fairen und sozial verträglichen Übergang zu ermöglichen. Die Finanzierung entsprechender Investitionen kann in einigen Fällen durch Kürzungen bei umweltschädlichen Subventionen erfolgen. Der Bericht macht deutlich, dass mit der Zeit die neu geschaffenen, menschenwürdigen Arbeitsplätze in den Sektoren von erneuerbaren Energien bis zu nachhaltiger 2

Landwirtschaft den Verlust von Arbeitsplätzen der braunen Wirtschaft ausgleichen werden. Beispielsweise ließe sich durch die jährliche Investition von 1,25 Prozent des weltweiten BIP in mehr Energieeffizienz und erneuerbare Energien ein Rückgang der Primärenergienachfrage um neun Prozent im Jahr 2020 und fast 40 Prozent im Jahr 2050 erzielen. Der Beschäftigungsgrad im Energiesektor läge gegenüber dem Ausgangsszenario (nach dem bisherigen Wirtschaftssystem) um ein Fünftel höher, da erneuerbare Energien Mitte des Jahrhunderts nahezu 30 Prozent der weltweiten Primärenergienachfrage ausmachen. Bei dem Szenario einer ökologischen Marktwirtschaft in der Stromerzeugung betragen die erzielten Kapital- und Energiekosteneinsparungen zwischen 2010 und 2050 durchschnittlich 760 Mrd. US-Dollar pro Jahr. Der Bericht Auf dem Weg zu einer ökologischen Marktwirtschaft: Nachhaltige Entwicklung und Armutsbekämpfung (Towards a Green Economy: Pathways to Sustainable Development and Poverty Eradication) sieht außerdem hervorragende Chancen zur Entkopplung des Abfallaufkommens vom BIP-Wachstum, einschließlich Wiederverwertung und Recycling. Die Republik Korea erzielte durch erweiterte Herstellerhaftung sowie der Durchsetzung von Bestimmungen für Produkte wie Batterien und Reifen bis hin zu Verpackungen wie Glas und Papier einen Anstieg der Recyclingquote um 14 Prozent. Der wirtschaftliche Nutzen dieser Maßnahmen beläuft sich auf 1,6 Mrd. US-Dollar. In Brasilien werden mit Recycling bereits Umsätze von 2 Mrd. US-Dollar pro Jahr erzielt. Gleichzeitig werden 10 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen vermieden. Der Wert einer vollständig auf Recycling beruhenden Wirtschaft beliefe sich auf 0,3 Prozent des BIP. Der von dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen in weltweiter Zusammenarbeit mit Wirtschaftswissenschaftlern und Fachleuten erstellte Bericht formuliert die Einhaltung und Unterstützung der Millenniumsentwicklungsziele von der Halbierung der Zahl Hunger leidender Menschen bis zur Halbierung der Zahl der Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser als ein und dasselbe Ziel. Die Absenkung der Treibhausgasemissionen auf ein erheblich sichereres Niveau von 450 ppm im Jahr 2050 ist ein weiteres übergreifendes Ziel. Die Ergebnisse des Berichts wurden heute anlässlich der Eröffnung des UNEP Verwaltungsrats/Globalen Umweltministerforums den Umweltministern von mehr als 100 Ländern vorgestellt. 3

Der Bericht, erstellt im Rahmen einer größeren im Internet veröffentlichten makroökonomischen Studie, ist auf eine Beschleunigung der nachhaltigen Entwicklung ausgerichtet und Teil des Beitrags von UNEP zur Vorbereitung der nächstes Jahr in Brasilien stattfindenden Rio+20-Konferenz. Der vollständige Bericht steht ab heute online zur Verfügung. Länder werden ermutigt, weitere Beispiele für eine ökologische Marktwirtschaft einbringen. In den kommenden Monaten möchte die Abteilung Green Economy in UNEP den Bericht in verschiedenen Hauptstädten der Welt vorstellen. Ziel dabei ist es, aus erster Hand zu erfahren, welche Unterstützung die Länder und Gemeinden benötigen, um den Übergang zu einer ökologischen Marktwirtschaft in ihrem jeweiligen nationalen Kontext in die Wege zu leiten. Achim Steiner, Untergeneralsekretär der Vereinten Nationen und Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms, sagte: Die Welt ist erneut auf dem Weg nach Rio. Doch seit der Konferenz von Rio im Jahr 1992 hat sie sich stark verändert. Und, so fügt Steiner hinzu, Rio 2012 findet vor dem Hintergrund einer rapiden Verringerung der natürlichen Rohstoffe und einer beschleunigten Veränderung der Umwelt statt; angefangen bei dem Verlust von Korallenriffen und Wäldern bis zur zunehmenden Verknappung landwirtschaftlicher Nutzflächen, von der Notwendigkeit, die Wirtschaft anzukurbeln bis zu den wahrscheinlichen Folgen eines unkontrollierten Klimawandels. Die in dem UNEP-Bericht beschriebene ökologische Marktwirtschaft ermöglicht eine zielgerichtete und pragmatische Bewertung des bisherigen Übergangs von Ländern, Gemeinden und Unternehmen zu einem nachhaltigeren Konsum und einer nachhaltigeren Produktion. Sie ist in den auf der Rio-Konferenz 1992 festgelegten Nachhaltigkeitsprinzipien verwurzelt, berücksichtigt jedoch gleichzeitig, dass die grundlegenden Signale, die eine Wirtschaft lenken, sich im Rahmen einer öffentlichen Ordnung und einer Resonanz des Marktes entwickeln müssen, erläutert er. Laut Steiner, gilt es die Polaritäten der Vergangenheit zu überwinden, wie beispielsweise Entwicklung kontra Umwelt, Staat kontra Markt und Nord gegen Süd. 2,5 Mrd. Menschen leben von weniger als 2 US-Dollar pro Tag, die Weltbevölkerung wächst bis 2050 um mehr als zwei Milliarden Menschen. Es ist daher eindeutig, dass die Ökonomien sich weiter entwickeln und wachsen müssen. Diese Entwicklung darf jedoch nicht auf Kosten der Lebenserhaltungssysteme auf dem Land, in den Meeren oder in der Atmosphäre erfolgen, denn diese erhalten unsere Wirtschaftsysteme und damit die Lebensgrundlage von uns allen, ergänzt er. Die ökologische Marktwirtschaft ist eine zentraler Teil der Antwort auf die Frage, wie sich der ökologische Fußabdruck der Menschheit begrenzen lässt. Sie verknüpft das 4

umweltpolitischen Gebot zur Veränderung mit wirtschaftlichen und sozialen Zielen insbesondere in Bezug auf Wirtschaftsentwicklung, Arbeitsplätze und Aktienkapital, so Achim Steiner. Pavan Sukhdev, abgeordnet von der Deutschen Bank und Leiter der Green-Economy- Initiative in UNEP sagte: Die Regierungen spielen eine zentrale Rolle bei Veränderungen in der Gesetzgebung und Politik sowie im Hinblick auf Investition öffentlicher Finanzmittel in den öffentlichen Wohlstand, um den Übergang in die ökologische Marktwirtschaft zu ermöglichen. Auf diese Weise können sie Billionen Dollar an Privatkapital für eine ökologische Marktwirtschaft freisetzen. Kapitalfehlallokationen sind die Hauptursache für die aktuellen Probleme auf der Welt. Es gibt Sofortmaßnahmen, die im wahrsten Sinne des Wortes heute starten könnten, angefangen mit dem Abbau und dem Auslaufenlassen der weltweiten Subventionen fossiler Brennstoffe in Höhe von mehr als 600 Milliarden US-Dollar bis zur Neuausrichtung der mehr als 20 Mrd. US-Dollar an fehlgeleiteten Investitionen in eine nicht nachhaltige Fischereiwirtschaft, erläuterte er. In einer ökologischen Marktwirtschaft geht es nicht darum, Wachstum und Wohlstand zu bremsen, sondern vielmehr um eine Neubesinnung darauf, was wahrer Wohlstand bedeutet. Es geht mehr um eine erneute Investition in natürliches Kapital als um dessen bloßen Abbau sowie darum, die Begünstigung von Wenigen auf Kosten der Mehrheit zu beenden. Es geht darum, eine Weltwirtschaft zu schaffen, die ihrer generationenübergreifenden Verantwortung nachkommt, und darum, den jüngeren und zukünftigen Generationen einen gesunden, intakten und produktiven Planeten zu hinterlassen., fügt Sukhdev hinzu. Hinweise an die Herausgeber: Hauptergebnisse und einige Hauptsektoren Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen UNEP definiert eine ökologische Marktwirtschaft als eine Wirtschaft, die zu einem größeren Wohlstand der Menschheit und zu mehr sozialer Gerechtigkeit führt und gleichzeitig Umweltgefahren und ökologisch bedingten Mangel erheblich reduziert. Von großer Bedeutung für den Übergang zu dieser Wirtschaftsform sind eine Politik und Investitionen, die das Wirtschaftswachstum von dem gegenwärtig immensen Rohstoffund Energieverbrauch abkoppeln. In den vergangenen 30 Jahren fand in einigen Bereichen bereits eine Abkopplung statt, doch die Ergebnisse waren zu dürftig, um den Planeten auf den Weg der Nachhaltigkeit und der Ressourcenschonung zu führen. Schlüsselrolle der Regierungen 5

Eine innovative und ideenreiche öffentliche Politik ist unabdingbar, um die Voraussetzungen für die Stimulierung der Märkte und direkte Investitionen der Privatwirtschaft in den Übergang zu einer ökologischen Marktwirtschaft zu schaffen. Dazu gehören folgende Punkte: Fundierte ordnungspolitische Rahmenbedingungen, die Bevorzugung von Bereichen, die ökologische Wirtschaftssektoren beleben, bei öffentlichen Ausgaben und Auftragsvergaben, sowie die Begrenzung von Ausgaben, die natürliches Kapital dezimieren. Besteuerung und intelligente Marktmechanismen, die Verbraucherausgaben verlagern und ökologische Innovationen fördern. Öffentliche Investitionen in Bildung und Schulung sowie eine Stärkung internationaler Regierungsführung. Die öffentliche Gesetzgebung kann darüber hinaus sicherstellen, dass die umweltpolitische Belebung eines Sektors auch in anderen Sektoren zu mehr Nachhaltigkeit führt. Insgesamt wird in dem Bericht vorgeschlagen, den Hauptanteil der genannten zwei Prozent am globalen BIP aus privaten Mitteln zu finanzieren, abgerundet durch bescheidenere Beträge aus den öffentlichen Kassen. Von der Fischerei zum Bauwesen Zehn Schlüsselsektoren stützen die ökologische Marktwirtschaft Die zehn in dem Bericht genannten Schlüsselsektoren für eine ökologische Weltwirtschaft sind: Landwirtschaft, Bauwesen, Energieversorgung, Fischerei, Forstwirtschaft, Industrie einschließlich Energieeffizienz, Tourismus, Transportwesen, Abfall- und Wasserwirtschaft. Die aus den vorgeschlagenen zwei Prozent des BIP resultierenden Gelder sollten folgendermaßen in die Sektoren investiert werden (orientiert am derzeitigen Volumen des weltweiten BIP): 108 Mrd. US-Dollar für eine ökologische Landwirtschaft, auch landwirtschaftliche Kleinbetriebe. 134 Mrd. US-Dollar für ein ökologisches Bauwesen durch verbesserte Energieeffizienz. Mehr als 360 Mrd. US-Dollar für eine ökologische Energieversorgung. 6

Etwa 110 Mrd. US-Dollar für ökologische Fischerei, einschließlich weltweit verringerter Fischfangkapazitäten. 15 Mrd. US-Dollar für eine ökologische Forstwirtschaft mit wirksamen Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels. Mehr als 75 Mrd. US-Dollar für eine ökologische Industrie, insbesondere in der Produktion. Bis zu 135 Mrd. US-Dollar für einen ökologischen Tourismus. Mehr als 190 Mrd. US-Dollar für ein ökologisches Transportwesen. Etwa 110 Mrd. US-Dollar für die Abfallwirtschaft, einschließlich Recycling. Ein ähnlicher Betrag für die Wasserwirtschaft, auch für Lösungen zur Abwasserentsorgung. Einige Branchenschwerpunkte Landwirtschaft Eine ökologische Marktwirtschaft würde 100 Mrd. bis 2050 bis zu 300 Mrd. US- Dollar in die Landwirtschaft investieren, um neun Mrd. Menschen zu ernähren. Gleichzeitig ließe sich die ökologische Landwirtschaft durch eine bessere Bodenbewirtschaftung und eine nachhaltige Wassernutzung optimieren. Die Szenarien verdeutlichen einen Anstieg der Erträge für wichtige Landwirtschaftsprodukte gegenüber den gegenwärtigen Investitionsstrategien um 10 Prozent. Das entspräche einem Anstieg und einer Erhaltung der Ernährungsniveaus auf 2.800 bis 3.000 Kilokalorien pro Person im Jahr 2030. Gegenwärtig werden pro Person weltweit etwa 2.600 Kilokalorien an Lebensmitteln verschwendet. Der Übergang zu einer ökologischen Marktwirtschaft sollte sich dieses branchenübergreifenden Problems annehmen. Bauwesen Der Bausektor ist mit Abstand die Branche mit den meisten Treibhausgasemissionen weltweit. Ein Drittel der weltweiten Endverbraucherenergie wird in Büros und Wohnungen verbraucht. 7

Der Bausektor ist für mehr als ein Drittel des weltweiten Materialressourcenverbrauchs verantwortlich, allein 12 Prozent des gesamten Frischwasserverbrauchs gehen auf sein Konto. Laut Szenarien des Internationalen Rats zum Klimawandel (IPCC) wird sich die CO2- Bilanz im Bausektor bis 2030 schätzungsweise auf 15,6 Mrd. Tonnen CO2-Äquivalent verdoppeln, oder 30 Prozent der gesamten energiebedingten CO2-Emissionen ausmachen. Durch eine Kombination aus der Nutzung vorhandener Technologien und der zunehmenden Versorgung mit erneuerbaren Energien im Rahmen einer ökologischen Marktwirtschaft könnten die Emissionen erheblich reduziert werden. Die Einsparungen entsprächen 35 US-Dollar pro Tonne CO2. Mit einer geeigneten staatlichen Politik könnte bei einer jährlichen Investition von 300 Mrd. bis zu einer Billion US-Dollar bis 2050 etwa ein Drittel der für gebrauchten Energie im Gebäudesektor eingespart werden. Fischerei Aufgrund der Subventionen in Höhe von etwa 27 Mrd. US-Dollar pro Jahr übersteigen die Fischfangquoten die mögliche Regenration der Fischbestände um den Faktor zwei. Der Bericht schlägt vor, durch die Investition in ein besseres Fischereimanagement - mit Einrichtung von Meeresschutzgebieten und der Stilllegung bzw. Reduzierung der Flottenkapazitäten sowie Umschulungen - die Erholung der weltweiten Fischbestände zu ermöglichen. Eine solche, von politischen Maßnahmen flankierte Investition hätte einen Anstieg der Fischfangerträge von gegenwärtig 80 Mio. auf 90 Mio. Tonnen im Jahr 2050 zur Folge, auch wenn es zwischen heute und 2020 zunächst einen Rückgang gäbe. Der durch ein ökologisches Fischereiwesen erzielbare Barwert beläuft sich auf schätzungsweise das Drei- bis Fünffache der erforderlichen Investitionen, heißt es in dem Bericht. Kurz- bis mittelfristige Arbeitsplatzverluste können durch Einschnitte vornehmlich bei den Kapazitäten einer kleinen Zahl großer Fischereibetriebe gegenüber kleineren lokalen Flotten minimiert werden. Im Rahmen der Erholung der Fischbestände wird bis 2050 auch die Zahl der Arbeitsplätze in der Fischerei wieder steigen. Forstwirtschaft Die in Wäldern erzeugten Güter und Dienstleistungen bilden die wirtschaftliche Lebensgrundlage von mehr als einer Milliarde Menschen. Wälder wandeln die für die 8

Landwirtschaft lebenswichtigen Nährstoffe um, etwa 80 Prozent aller Landtierarten leben in Wäldern. Abholzung ist gegenwärtig für fast 20 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Weniger Abholzung ist daher eine gute Investition: Der Nutzen einer Klimaregulierung durch Halbierung der Abholzung allein übersteigt die Kosten schätzungsweise um den Faktor drei, heißt es in der Studie. Der Bericht analysiert, welchen Beitrag eine Investition von 15 Mrd. US-Dollar oder 0,03 Prozent des weltweiten BIP pro Jahr zu einer ökologischen Forstwirtschaft leisten würde, einschließlich erhöhten Investitionen in die Vermeidung von Emissionen durch Entwaldung und intensive Waldnutzung (Stichwort: Reduced Emissions from Deforestation and forest Degradation, REDD). Entsprechende Investitionen können erprobte und getestete Marktmechanismen stärken, von zertifiziertem Holz und der Zertifizierung von Produkten aus dem Regenwald zu Zahlungen für Ökosysteme und kommunalen Partnerschaften. Investitionen von jährlich 15 Mrd. US-Dollar oder 0,03 Prozent des BIP in dem Zeitraum von 2011 bis 2050 würden zu einem Anstieg der Wertschöpfung in der Forstwirtschaft um mehr als 20 Prozent gegenüber dem gegenwärtigen Wirtschaftssystem führen. Der Bericht beschreibt, dass sich bei einem Übergang zu einer ökologischen Marktwirtschaft, die sich momentan auf 4 Mrd. Hektar belaufende Waldfläche um über drei Prozent bis 2020, acht Prozent bis 2030 und mehr als 20 Prozent bis 2050 gegenüber gegenüber den Ausgangsszenario vergrössern würde. Die beschleunigte Umsetzung dieser Empfehlungen könnte ein wichtiger Beitrag für das Jahr 2011 sein, das von den Vereinten Nationen zum Internationalen Jahr der Wälder erklärt wurde. Transportwesen Die Umwelt- und Sozialkosten im Transportwesen für Luftverschmutzung, Verkehrsunfälle und Verkehrsstaus betragen in einigen Fällen gegenwärtig etwa 10 Prozent des BIP einer Region oder eines Landes. Politikempfehlungen für ein ökologisches Transportwesen reichen vom Übergang zu öffentlichen und nicht motorisierten Transportmitteln bis zur Nutzung energieeffizienterer und umweltfreundlicherer Fahrzeuge. Die Analyse für Europa verdeutlicht, dass der durch Investitionen in öffentliche Transportmittel erzielbare regionale wirtschaftliche Nutzen die Kosten um mehr als das Zweifache übersteigt. 9

Durch die Reduzierung des Schwefelgehalts in Kraftstoffen in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara könnten bis zu 1 Mrd. US-Dollar pro Jahr an gesundheitsbedingten Kosten eingespart werden. Durch Investition von jährlich 0,34 Prozent des weltweiten BIP bis 2050 könnte der Ölverbrauch im Transportwesen um ganze 80 Prozent gegenüber dem Ausgangsszenario reduziert werden. Vor allem durch den Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel käme es zu einem Anstieg der Beschäftigtenzahlen um sechs Prozent. Abfallwirtschaft Im Jahr 2050 werden auf der Welt höchstwahrscheinlich mehr als 13 Mrd. Tonnen kommunaler und andere Abfälle erzeugt. Nur 25 Prozent aller Abfälle werden gegenwärtig wiederverwertet oder recycelt. Eine Investition von jährlich 108 Mrd. US-Dollar in eine ökologische Abfallwirtschaft könnte zu einem fast vollständigen Recycling elektronischer Abfälle führen. Gegenwärtig liegt dieser Wert bei 15 Prozent. Durch die Investition könnte ausserdem das Abfallrecycling allgemein bis 2050 verdreifacht werden, und die Menge der Deponieabfälle gegenüber Ausgangsszenario um 85 Prozent zurückgehen. Bis 2030 könnten zwischen 20 und 30 Prozent der durch Methan verursachten Treibhausgasemissionen reduziert werden, verbunden mit entsprechenden Kosteneinsparungen. Müllvermeidung und Abfallmanagement stellen in der Produktion weiterhin eine große Herausforderung dar. Dort können Strategien zur Wiederaufbereitung und Umgestaltung von Produkten und Prozessen einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung von Abfällen und dem Ressourcenverbrauch leisten. Würde die Produktlebensdauer um beispielsweise 10 Prozent verlängert, ließe sich die Menge eingesetzter Ressourcen um etwa denselben Betrag reduzieren. Die Nutzung von Abwärme durch Kraft-Wärme-Kopplung bietet großes Potenzial für eine effizientere Energieausbeute. In der Zellstoff- und Papierindustrie eingesetzte Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen ermöglichen eine Einsparung des Primärenergieverbrauchs um 30 Prozent. Auf dem Weg zu einer ökologischen Marktwirtschaft: Nachhaltige Entwicklung und Armutsbekämpfung eine Synthese für Entscheidungsträger in der Politik (Towards a Green Economy: Pathways to Sustainable Development and Poverty Eradication - A Synthesis for Policy Makers) sowie die vollständigen Kapitelentwürfe, einschließlich Modelle und Szenarien, können ab dem 21. Februar 2011 um 13:00 Uhr Ortszeit Nairobi 10

(oder 10:00 Uhr WEZ) eingesehen werden unter: www.unep.org und www.unep.org/greeneconomy. Auf dieser Website finden Sie außerdem eine aktuelle Zusammenstellung mit Fallstudien aus vielen Ländern und Regionen der Welt zum Thema Ökologische Marktwirtschaft/Green Economy. Informationen über die 26. Sitzung des Verwaltungsrats/Globalen Umweltministerforums der UNEP finden Sie unter: http://www.unep.org/gc/gc26/ Die Internetadresse der UN-Konferenz für nachhaltige Entwicklung 2012 oder Rio+20 lautet: http://www.uncsd2012.org/ Informationen über das Internationale Jahr der Wälder 2011 finden Sie hier: www.un.org/en/events/iyof2011/ Weitere Informationen erhalten Sie bei: Nick Nuttall, UNEP Pressesprecher/Medienbeauftragter Tel.: +254 733 632755; E-Mail: nick.nuttall@unep.org Moira O'Brien-Malone, Kommunikationsbeauftragter, UNEP Division of Technology, Industry and Economics Tel.: +33 1 44 37 76 12 ; Mobil: +33 6 82 26 93 73 E-Mail: moira.obrien-malone@unep.org 11