Depressionen und Ängste - Der fiktive Fall der Klientin Helene P.

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Geisteswissenschaft Isabell Traue Depressionen und Ängste - Der fiktive Fall der Klientin Helene P. Studienarbeit

Isabell Traue DEPRESSIONEN UND ÄNGSTE DER FIKTIVE FALL HELENE P. INHALTSVERZEICHNIS Inhaltsverzeichnis... 1 I Die diagnostische Einschätzung des Falles Klientin Helene P.... 3 II Organische Darbietung depressiver Krankheitsbilder und die Medikation (Zuständigkeitsgebiet: Psychiatrie), zitiert nach Daniel Hell:... 3 III Die diagnostischen Schritte (Konsilium: Psychiater und Hausarzt)... 5 III.1 Bei der Stellung der Diagnose bei der Klientin Helene P. konnten ausgeschlossen werden:... 5 III.2 Differenzialdiagnose (Zuständigkeitsgebiet: Ärztekonsilium, hier Psychiater und Hausarzt Klientin Helene P.):... 5 IV Hypothesen... 6 IV.1 Heuristische Hypothese:... 6 V Diagnostischer Prozess... 9 VI.1 Gegenwärtige Entwicklung... 10 VI.2 Dynamisierung (hypothetisch)... 10 VI Orientierung der ergriffenen Beratungsmaßnahmen bei der Klientin Helene P. (Psychiater und psychologischer Berater)... 11 Aufwertung und Steigerung des Selbstwertsgefühls von Klientin Helene P... 11 VII Epikrise (Ärztekonsilium, psychologischer Berater)... 11 VIII Katamnese... 11 Literatur:... 12 1

- HYPOTHESEN - In die Beratungspraxis des psychologischen Beraters kommt 52-jährige Klientin, Helene P. in Begleitung ihrer ältesten Tochter, Brigitte P. (32 J.). Sie ist dunkel gekleidet, hat Tränensäcke unter den Augen, wirkt antriebsgestört. Die Tochter, Brigitte P. erzählt, dass die Mutter seit der Zeit, wo der Vater (56 J., Bankdirektor) seinen schweren Herzinfarkt erlitt, sich sehr verändert habe. Sie verstehe das nicht, denn sie wohne zusammen mit den Eltern und sei immer für die Mutter da, wenn sie sie braucht. Außerdem kümmere sie sich auch um den Vater, natürlich dann, wenn sie Zeit dafür aufbringe. Es falle ihr auf, dass die Mutter Angst habe, wenn sie spazieren oder ins Theater gehen solle, was ihr früher so viele bedeutet habe. Ihre Mutter könne nicht mal einkaufen und zum Arzt gehen, da habe sie Angst davor! Im persönlichen Gespräch mit Klientin Helene P., berichtet sie: Sie habe viel Angst um Ihren Mann, der vor einem halben Jahr einen Herzinfarkt erlitten habe. Sie seien seit 32 Jahren verheiratet, hätten 3 Kinder. Sie könne nicht mehr klar denken, ständig verspüre sie innere Unruhe, habe Angst, was noch passieren könnte. Die Gedanken an ihren kranken Mann und Ängste, die sie früher nicht gekannt habe, seien so unerträglich, dass sie sich kaum aus dem Haus zu gehen traue. Sie möge keine Besuche mehr empfangen, denn sie könne sich nur schwer konzentrieren, außerdem mache es ihr keine Freude mehr, Familie und Bekannte zu treffen. Früher sei sie eine gute Hausfrau und Mutter gewesen, jetzt könne sie sich nicht mehr dazu aufraffen, zuhause aufzuräumen. Die älteste Tochter Brigitte, die sie ja heute in die Beratungspraxis begleitet, habe nie geheiratet, lebe mit den Eltern in einem Haus zusammen. Sie habe nie einen Beruf erlernt und arbeite nicht. Das mache die ganze Situation noch schwieriger, denn die Brigitte könne nicht verstehen, was sie, ihre Mutter, durchmache. Leise erzählend, fügt die Klientin, hinzu: Ihr Sohn, Joachim (30 J.) habe ihr erzählt, dass ihre jüngste Tochter ( 26 J., den Vornamen ihrer Tochter erwähnt die Klientin nicht), die verheiratet sei und ein Kind habe, in großen Schwierigkeiten stecke. 2

Nun, stelle es sich heraus, dass der Schwiegersohn kaufsüchtig und ein Trinker sei. Das dürfe aber niemand erfahren, denn was würden die Leute sagen? Auch ihr Mann dürfe das nicht erfahren, denn er sei herzkrank und das könnte ihn sehr aufregen. I DIE DIAGNOSTISCHE EINSCHÄTZUNG DES FALLES KLIENTIN HELENE P. Nach den von dem Konsilium der zu beratenden Ärzte (v.a. Psychiater und Hausarzt von Klientin Helene P.) ergriffenen Maßnahmen entsprechend der klinischen Psychologie lautete (nach ICD-10): Anpassungsstörungen und längere depressive Reaktion. Bei der Klientin (nach ICD-10) handelte es sich um Zustände von subjektivem Leiden und emotionaler Beeinträchtigung, die soziale Funktionen und Leistungen behindern und während des Anpassungsprozesses nach einer entscheidenden Lebensveränderung, nach einem belastenden Lebensereignis, oder auch nach schwerer körperlicher Krankheit auftreten. längere depressive Reaktion Ein leichter depressiver Zustand als Reaktion auf eine länger anhaltende Belastungssituation, der aber nicht länger als 2 Jahre dauert 1 ( ) II ORGANISCHE DARBIETUNG DEPRESSIVER KRANKHEITSBILDER UND DIE MEDIKATION (ZUSTÄNDIGKEITSGEBIET: PSYCHIATRIE), ZITIERT NACH DANIEL HELL: In einer akuten Belastungssituation reagiert der Körper zunächst mit der Ausschüttung des Notfallshormons Adrenalin. Durch Pulsanstieg, verbesserte Muskeldurchblutung und Erweiterung der Bronchien werden günstige körperliche Voraussetzungen für einen Angriff oder eine Flucht geschaffen. Diese Reaktionsweise ist so lange sinnvoll, wie eine akute äußere Bedrohung etwa ein körperlicher Angriff besteht. Bei andauernder psychischer 1 Weltgesundheitsorganisation, 1999, S.170ff 3