VL Geschichtsunterricht in Bayern Sitzung 2: Geschichte des Geschichtsunterrichts 1) Anfänge bis 1918 Exemplarische Funktion: Allgemeinwissen; Cicero: historia magistra vitae Bürgerliches Bildungsideal: Tugenden Preußisches Vorbild: - Verbindlicher GU: Generalschulreglement, feste Unterrichtspläne: Treue Untertanen - Reichseinheit 1871: Staatsbürgerliche Erziehung (gegen links ) - Bayern: Erste Landesgeschichte, Heimat Reichsschulkonferenz 1900: Pflanzstätten der Willenserziehung (v.a. im Ersten Weltkrieg)
Verlautbarung des Berliner Provinzialschulkollegiums (Aug. 1914) In dieser großen Zeit sollen die Lehrer im Unterricht jede Gelegenheit zur Stärkung des Vaterlandsgefühls der Schüler wahrnehmen. Im Deutsch- und Geschichtsunterricht können jetzt auch solche Stoffe behandelt werden, die in den Lehrplänen nicht vorgeschrieben sind, insbesondere patriotische Schriftwerke und die großen preußischen Kriege des 18./19.Jhs. Dies kommt einem aktuellen Bedürfnis unserer Jugend entgegen und stärkt sie im Vertrauen auf den Sieg der vaterländischen Sache.
2) Weimarer Republik (1918-1933) Reichsschulkonferenz 1920: Demokratische Staatsbürgerkunde, Arbeitsunterricht Bürger statt Untertanen Forderungen der Reformpädagogik ( Vom Kind aus ): Schülerorientierung u. Selbstständigkeit Lockerer Wissenserwerb, Quellenarbeit, Diskussion Problem: Kaiserzeitliche Kontinuitäten (Nostalgie), Schmachempfinden ( Versailles), kaum neue Lehrbücher Starke Ambivalenz im GU!
3) Nationalsozialismus (1933-45) Ideologisierung des GU: Pathetisierung, nationalpolitische Erziehung, kein objektives Wahrheitsstreben Hitler, Mein Kampf: Nutzanwendung für die Gegenwart, Erhalt des eigenen Volkstums. Reichseinheitliche Richtlinien 1933: - Neue Lehrbücher (oft Orientierung an historischen Romanen) - Inhaltliche Gewichtung der Lehrpläne (v.a. Altertum u. Zeitgeschichte) - Doppelter Durchgang im Gymnasium ( intensiver! ): gesichertes Ideologiewissen!
4) Nachkriegszeit (1945-68/69) Kultusministerkonferenz (KMK): weniger naive Staatstreue, mehr Politikorientierung! Politische Bildung : Art Gegenwartskunde (Bayern: kein eigenes Fach Sozialkunde, sondern sozialkundliches Prinzip ) kaum systematische NS- Aufarbeitung, sondern Blick nach vorne! Bayern: Dominanz staatlicher Verlautbarungen ( Kultusministerielle Schreiben [KMS] bzw. Bekanntmachungen [KMBek] ) Vorgaben: Nationale Tage, Bedeutung Bayerns für Deutschland Reflektierter vs. affirmativer GU! 68er : Bildungsreform, Geschichte von unten, Geschichtsdidaktik: kritisch-reflexiv!
5) Zeit des Aufbruchs (1970-1989) Hessische Rahmenrichtlinien : Integrativer Fächerverbund SK/G/Geo/AL Hauptthemen Konflikt u. Kritik : Starke Dominanz des Gegenwartsbezugs?!? Bildungsplanung Bayern: Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung Eigenständigkeit des GU! Bildungsreform : Curriculare Lehrpläne - neue Themen: weniger politische Geschichte - extreme Regulierung: Lernziele u. -inhalte, Stundenzahlen, fächerübergreifende Hinweise - Bayern: Eigenständige Fächer Geschichte u. Sozialkunde Identifikation : Politische Bildung u. christliche Werthaltung, Landesgeschichte
Curricularer LP: Bsp. Gymnasium
6) Fazit: Geschichte des GU in Bayern Bayerische Geschichtspolitik: Deutsche Vorgaben vs. bayerische Eigenständigkeit 2 Konstanten: Staatsbürgerliche Erziehung u. wissenschaftsorientiertes Lernen Doppelte Enthistorisierung des GU (U. Baumgärtner): Konzept historisch orientierter politischer Bildung (Dominanz Zeitgeschichte), Konsens: Chronologischer Durchgang ( Zeit als Hauptkategorie der Geschichte) Schwelle zum 21.Jh. : Kompetenzen statt Lernwissen, inhaltlich-methodische Freiräume, Motivation u. Kreativität Umsetzung in aktuellen Lehrplänen?