VSA im Dialog: Experten-Telefonkonferenz AMNOG 01.12.10, 17:00 18:15 Uhr 1
Inhalt 1 Für Sie am Expertentelefon... 3 2 Zielsetzung... 3 3 Fragen / Antworten... 4 Der Großhandel hat im Jahr 2009 172 Mio. verdient. Welche Einsparmöglichkeiten sind noch vorhanden und welcher Anteil muss an Apotheken weitergereicht werden?... 4 Ist eine Großhandelserlaubnis aus wirtschaftlicher Sicht für eine Apotheke sinnvoll?... 4 Der Großhandelsabschlag soll GKV und PKV bedienen. Wie sieht dies bei Privatrezepten z. B. Viagra oder Pille etc. aus?... 4 Aufgrund des Maximalaufschlags von 72 kippt die GH-Vergütung 2011 bei sehr teueren Präparaten ins Negative. Wie wird der Großhandel damit umgehen?... 5 Ab wann wirkt denn die Spannenkürzung eigentlich? Schon 2011 oder erst 2012?... 5 Nachfrage zu Belastungen des Großhandels. Gewünscht wäre ein Beispiel, welche Einschnitte der Großhandel in % hat.... 5 Wo werden beim Lagerwertverlust die 0,85 % angesetzt?... 6 Gibt es eine Empfehlung zum Umgang mit Lagerwertverlusten z. B. durch Runterfahren des Warenlagers?... 6 Kann 2012 ein Lagerwertgewinn entstehen?... 6 Was ist für den Apothekenabschlag entscheidend: wann das Rezept bedruckt oder wann das Rezept zur Abrechnung eingereicht wurde?... 6 Werden alle Apotheken von der Anhebung des Abschlags gleich stark betroffen sein? (GKV-Umsatz vs. PKV und OTC)... 6 Ab 01.01.11 verlieren die Artikel die N-Kennzeichnung. Wie wird das softwareseitig dargestellt? Wie funktioniert dies und sind Software-Updates sichergestellt?... 7 Generika-Austausch - freie Arzneimittelwahl wie geht das praktisch?... 7 Sind die Austauschregeln für aut idem ab 01.01.11 bereits im ABDA-Stamm und in der Apothekensoftware enthalten?... 7 4 Individuelle Simulationsrechnung zu den AMNOG-Auswirkungen... 8 2
1 Für Sie am Expertentelefon Uwe Geiß Apotheker, stv. Vorsitzender der VSA-Gesellschafterversammlung Ulrich von der Linde Geschäftsführer Handel, Sanacorp Pharmahandel GmbH Peter Mattis Roman Schaal Franz Schwarz Geschäftsführer, VSA GmbH Geschäftsbereichsleiter Abrechnung Apotheken, VSA GmbH Apotheker, Referent der Geschäftsführung, VSA GmbH 2 Zielsetzung Zielsetzung der Veranstaltung ist es, Ihnen eine Möglichkeit zu geben, sich zu einem sehr brisanten Thema nämlich dem AMNOG mit Experten aus der Branche austauschen zu können. Dafür haben wir einen sicherlich sehr ungewöhnlichen aber auch innovativen Weg gewählt: eine Telefonkonferenz, die sich an die mehr als 6.500 Abrechnungskunden der VSA richtet. Am Ende der Telefonkonferenz werden wir Ihnen eine innovative Dienstleistung der VSA vorstellen, die Sie in Ihrem Online-Postfach als PDF vorfinden werden: Ihre individuelle Simulationsrechnung zu den AMNOG-Auswirkungen basierend auf Ihren Abrechnungsdaten. Moderation: Franz Schwarz 3
3 Fragen / Antworten Großhandel Der Großhandel hat im Jahr 2009 172 Mio. verdient. Welche Einsparmöglichkeiten sind noch vorhanden und welcher Anteil muss an Apotheken weitergereicht werden? Herr von der Linde betont eingangs, dass er nicht für den gesamten Großhandel, sondern nur für Sanacorp sprechen kann. Von 172 Mio. können natürlich keine 200 Mio. abgegeben werden. Im Jahr 2009 hat die Sanacorp ca. ¼ ihres Ergebnisses durch Lagerwertgewinne erwirtschaftet. Die Maßnahmen des GKV-Änderungsgesetzes, z. B. das Preismoratorium, belasten das Ergebnis 2010. Bisher wurden die Lagerwertverluste im Großhandel durch gegenläufige Lagerwertgewinne mehr als ausgeglichen. 2010 entfällt ein Großteil der bisherigen Gewinne, die Lagerwertverluste aber entstehen weiter. Zur Finanzierung des eigenen Warenlagers und seiner Rechnungen an die Apotheken bis zum Zeitpunkt der Rezeptabrechnung ist der Großhandel in erheblichem Maße auf Bankkredite angewiesen. Kreditvergabe und Verzinsung richten sich nach der Bonität des Kreditnehmers; diese wiederum ist aus Bankensicht nur gegeben, wenn ein angemessenes Ergebnis erzielt wird. Der Großhandel insgesamt und das Haus Sanacorp im Speziellen können den neuen Abschlag und die weiteren Belastungen nicht selbst tragen, ohne in die Verlustzone zu geraten. Sanacorp wird aber die 0,85 % vom HAP nicht pauschal an die Apotheken weiterreichen, sondern jeden Kunden individuell betrachten und neue Vereinbarungen schließen. Des Weiteren wird Sanacorp natürlich eigene Einsparungen vornehmen. Ist eine Großhandelserlaubnis aus wirtschaftlicher Sicht für eine Apotheke sinnvoll? Eine Großhandelserlaubnis ist für den Direkteinkauf nicht notwendig. Der Abstand zwischen Direkteinkauf und Großhandelsbezug dürfte sich allerdings nicht verändern, denn auch der Hersteller muss die 0,85 % tragen und seine eigene Preisgestaltung und Kalkulation entsprechend vornehmen. Der Großhandelsabschlag soll GKV und PKV bedienen. Wie sieht dies bei Privatrezepten z. B. Viagra oder Pille etc. aus? Der Abschlag trifft alle Rx-Medikamente, also GKV und PKV. Zur Tiermedizin kann keine Aussage getroffen werden. 4
Ergänzung Ulrich von der Linde Es soll noch eine Liste über nicht erstattungsfähige Rx-Medikamente geben, für die die 0,85 % nicht angewandt werden. Aufgrund des Maximalaufschlags von 72 kippt die GH-Vergütung 2011 bei sehr teueren Präparaten ins Negative. Wie wird der Großhandel damit umgehen? Versorgungsprobleme sind aus seiner Sicht nicht zu erwarten auch wegen der Lieferverpflichtung. Ab 8.400 wird der Großhandels-EK höher sein als der Großhandels-VK. Davon sind wenige Artikel betroffen. Die Sanacorp behält sich die juristische Prüfung vor. Problematisch ist Glivec als umsatzstärkstes Medikament, mit einer Großhandelsspanne von nur 4 bei einem Packungspreis von über 8.000. Ab wann wirkt denn die Spannenkürzung eigentlich? Schon 2011 oder erst 2012? Der Gesetzgeber möchte die Spannenkürzung bereits voll im Jahr 2011 realisieren. Ob von 2011 auf 2012 eine erneute Veränderung der Durchschnittsspanne stattfindet, hängt von der Packungszahl und den Packungspreisen ab. Auch der Bezugsweg Großhandel vs. Direktbezug kann Auswirkungen haben, wenn z. B. niedrigpreisige Packungen am Großhandel vorbei gehen. Nachfrage zu Belastungen des Großhandels. Gewünscht wäre ein Beispiel, welche Einschnitte der Großhandel in % hat. Seit 01.08.10 ist das GKV-Änderungesetz gültig. Der Herstellerabschlag wurde von 6 % auf 16 % erhöht. Versuche der Hersteller, die Rückbelastung vom Großhandel über Skontokürzungen zu holen (z. B. Novo Nordisc) waren nur teilweise erfolgreich. Die Importeure sind ebenfalls stark betroffen. Einige Importpräparate sind bereits vom Markt verschwunden, damit sinken die Umsätze und das Konditionsvolumen im Importeinkauf. Ab 01.01.11 gilt das AMNOG: Hinzu kommt Druck von der Industrie, die über Rabattverträge und neue Festbeträge bei Generika Einschränkungen zu verzeichnen hat. Kompensation von Lagerwertverlusten bei Generika über Preissteigerung bei Originalen fällt weg. Die Branche hat laut Preisverordnung 5 % Marge, davon allein können ohnehin keine Rabatte gegeben werden. 5
Lagerwertverlust Wo werden beim Lagerwertverlust die 0,85 % angesetzt? Die 0,85 % werden das gesamte Rx-Sortiment betreffen. Zum Jahreswechsel 2011 / 2012 ändert sich die Situation wieder, da dann ein anderer Großhandelsaufschlag gilt. Gibt es eine Empfehlung zum Umgang mit Lagerwertverlusten z. B. durch Runterfahren des Warenlagers? Der Hersteller wird wegen gesetzlicher Ursachen wohl nicht ausgleichen. Ergänzung Ulrich von der Linde Der Hersteller verändert den Preis gar nicht und wird nach seiner Einschätzung daher nicht erstatten. Kann 2012 ein Lagerwertgewinn entstehen? Nicht zwingend, da die Großhandels-Spanne in etwa gleich bleibt. Die Kürzung wirkt schon in 2011. Herr von der Linde schätzt die Verluste bei einem Warenlager von rund 70 T auf ca. 400,00. Eine Lagerreduzierung zu Lasten der Lieferfähigkeit rechnet sich aus seiner Sicht für die Apotheke nicht. Apothekenabschlag Was ist für den Apothekenabschlag entscheidend: wann das Rezept bedruckt oder wann das Rezept zur Abrechnung eingereicht wurde? Antwort Roman Schaal Es gilt das aufgedruckte Abgabedatum. Wenn das Rezept vor dem 01.01.11 abgegeben und bedruckt wurde, wird der derzeit gültige Apothekenabschlag in Höhe von 1,75 abgerechnet. Wird das Rezept ab dem 01.01.11 abgegeben, wird der Apothekenabschlag in Höhe von 2,05 abgerechnet. Werden alle Apotheken von der Anhebung des Abschlags gleich stark betroffen sein? (GKV-Umsatz vs. PKV und OTC) Nein, eine Apotheke mit höheren GKV-Anteilen wird stärker betroffen sein. 6
Packungsgrößenverordnung Ab 01.01.11 verlieren die Artikel die N-Kennzeichnung. Wie wird das softwareseitig dargestellt? Wie funktioniert dies und sind Software-Updates sichergestellt? Die N-Kennzeichnung wird auf jeden Fall geändert. Details sind bisher noch nicht bekannt und werden im Rahmenvertrag nach 129 noch verhandelt. Es wird eine Range mit max. Abweichungen von N 1 = 20 %, N 2 = 10 % und N 3 = 5 % geben. Die Übergangslösung ist derzeit in Verhandlung. Die ABDATA wird nach heutigem Stand die notwendigen Daten liefern. Ergänzung Franz Schwarz Eine N 3-Packung mit 60 Tabletten wäre sonst ab 01.01.11 nicht mehr abgabefähig. Bezüglich der Softwaresysteme wird es keine Änderungen geben. Es läuft weiter so wie heute. Rabattverträge Generika-Austausch - freie Arzneimittelwahl wie geht das praktisch? Ein Rezept mit nur einer PZN wird wie ein Privatrezept behandelt. Bei mehreren PZNs muss eine Rezeptkopie erstellt werden, das Originalrezept zu Lasten der GKV zur Abrechnung eingereicht und die Rezeptkopie mit dem frei gewählten Arzneimittel als Privatrezept an den Patienten ausgehändigt werden. Die Kasse wird dem Patienten den Herstellerabschlag, Apothekenabschlag, Zuzahlung und eine Bearbeitungsgebühr abziehen. Es können hierbei für den Patienten erhebliche Kosten entstehen und Herr Geiß ist skeptisch, dass Patienten von dieser Möglichkeit in größerem Stil Gebrauch machen werden. Sind die Austauschregeln für aut idem ab 01.01.11 bereits im ABDA-Stamm und in der Apothekensoftware enthalten? Die ABDATA arbeitet an den notwendigen Daten. Nach heutigem Stand wird der ABDA- Stamm am 01.01.11 die korrekten Preise widerspiegeln. 7
4 Individuelle Simulationsrechnung zu den AMNOG- Auswirkungen Erläuterung durch Roman Schaal Ab Ende dieser Woche werden alle unsere Abrechnungskunden eine Simulationsrechnung in ihrem ApothekeOnline-Postfach finden, die die AMNOG-Auswirkungen simuliert. Auf Basis der individuellen Abrechnungswerte der letzten 12 Monate haben wir ausgerechnet, was die Erhöhung des Apothekenabschlags sowie der politisch erwünschte Sparbeitrag des Großhandels konkret für Ihre Apotheke bedeuten kann. Unsere Simulationsrechnung liefert aussagekräftige Daten für Ihre betriebswirtschaftliche Planung. 8