Musik und Mathematik Urs Vonesch

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Transkript:

Musik und Mathematik Urs Vonesch Klaviertastatur und Intervalle Gratis-App für ipad und iphone: Virtuoso (virtuelle Klaviertastatur): https://itunes.apple.com/ch/app/id304075989?mt=8&affid=2083460 Die moderne chromatische Tonleiter (2 Halbtonschritte) Die diatonische C-Dur-Tonleiter (* = Halbtonschritt): Intervalle (ab Grundton c): Intervallname Beispiel Saitenlängenverhältnis höherer Ton : tieferer Ton (experimentell, ca.) Prim c - c kleine Sekunde c - cis grosse Sekunde c - d kleine Terz c - es grosse Terz c - e Quarte c - f Quinte c - g grosse Sexte c - a grosse Septime c - h Oktave c c Frequenzverhältnis = Kehrwert des SL-Vh (experimentell, ca.)

Übungen am Monochord Das hier verwendete 3-saitige Monochord hat eine Grundsaitenlänge von 2 cm. Für andere Modelle ist in der Tabelle S. 3 eine entsprechende Umrechnung vorzunehmen. Monochord-Bausatz z.b. hier: http://www.studer-klang.de/index.php?id=monochord-bausaetze Stellen Sie sich so auf, dass der Steg sich rechts von Ihnen befindet. Die massgebliche Saitenlänge verläuft von den Stimmnägeln links bis zu den Reitern rechts. Setzen sie links der Mitte keine Reiter mehr (der Abstand zwischen den Saiten und der Resonanzdecke ist zu klein). Am besten aktiviert man die Saiten links in der Nähe der Stimmnägel (leichtes Zupfen oder leichtes Anschlagen mit einem Hölzchen). Aufgaben. Grundton und Oktave: Die unterste Saite erhält keinen Reiter; so ertönt der Grundton. Das Monochord ist ungefähr auf den Grundton C 65.4 Hertz gestimmt. Lassen Sie die unterste Saite frei. Setzen Sie nun einen Reiter unter eine andere Saite und versuchen Sie, eine Oktave zu erzeugen. Massgeblich ist das Saitenstück links des Reiters. Aktivieren Sie die Saite links in der Nähe der Stimmnägel. Probe: Wenn Sie glauben, eine Oktave zum Grundton gefunden zu haben, müsste theoretisch die Saite halbiert sein. Beim Anschlagen links und rechts des Reiters müsste also exakt der gleiche Ton zu hören sein. Messen Sie nach (2 cm : 2 = 56 cm). Dieses Grundphänomen war bereits den alten Griechen (speziell den Mitgliedern der Geheimsekte um Pythagoras) bekannt: Halbiert man die Saitenlänge, so ertönt die Oktave des Grundtons. Oder: Zum Intervall der Oktave gehört das Seitenlängenverhältnis : 2. 2. Eine Dur-Tonleiter nach Gehör einstimmen Stimmen Sie eine C-Dur-Tonleiter nach Gehör ein. Sie brauchen dazu die untersten acht Saiten: C, D, E, F, G, A, H, c. Fotografieren Sie das Resultat. 3. Chromatische Tonleiter: Versuchen Sie nun, eine chromatische Tonleiter einzustellen (lauter Halbtonschritte: C, Cis, D, Dis, E, F, Fis, G, Gis, A, B, H, c). Die unterste Saite (C) bleibt wieder frei. Fotografieren Sie die Anordnung der Reiter. Das Bild sollte etwa dem Bild oben entsprechen. 2

Tabelle: Drei verschiedene Stimmungen Pythagoräische C-Dur Tonleiter (reine Quinten) Diese Stimmung geht auf die Pythagoräer zurück und baut neben der Oktave auf reinen Quinten (Frequenzverhältnis 3 : 2) auf. Ton Saitenlängen-Verhältnis Zielton / Grundton c Saitenlänge in cm (Grundlänge = 2.0 cm) c 2.0 d 8/9 99.6 e 64/8 88.5 f 3/4 84.0 g 2/3 74.7 a 6/27 66.4 h 28/243 59.0 c /2 56.0 Rein gestimmte C-Dur Tonleiter (reine Quinten, reine Terzen) Diese Stimmung wurde im Mittelalter wichtig. Sie baut neben der Oktave auf reinen Quinten (Frequenzverhältnis 3 : 2) und reinen Terzen (Frequenzverhältnis 5 : 4) auf. A capella-chöre und Streich-Ensembles verwenden diese Stimmung teilweise noch heute. Ton Saitenlängen-Verhältnis Zielton / Grundton c Saitenlänge in cm (Grundlänge = 2.0 cm) c 2.0 d 8/9 99.6 e 4/5 89.6 f 3/4 84.0 g 2/3 74.7 a 3/5 67.2 h 8/5 59.7 c /2 56.0 Moderne gleichstufig temperierte Stimmung, chromatisch, q = 2 0.5 = 0.5 /2 (fett: C-Dur-Töne) Hier wird die Oktave in 2 exakt gleiche Halbtonschritte unterteilt, was ein Transponieren in alle Tonarten erlaubt. Verwendet bei Instrumenten mit fixen Tönen (Klavier, Gitarre,...). Ton Saitenlängen-Verhältnis Zielton / Grundton c Saitenlänge in cm (Grundlänge = 2.0 cm) c 2.0 cis 0.944 05.7 d 0.89 99.8 dis 0.84 94.2 e 0.794 88.9 f 0.749 83.9 fis 0.707 79.2 g 0.667 74.8 gis 0.630 7.06 a 0.595 66.6 b 0.56 62.9 h 0.530 59.3 c 0.500 56.0 3

Frequenzverhältnis eines Intervalls; Obertöne eines Tones Die Frequenz f eines Tones gibt die Anzahl Hin- und Her-Schwingungen der Saite (oder der Luftsäule, usw.) pro Sekunde an. Die Einheit ist Schwingungen pro Sekunde oder Hertz (Hz). Beispiel: Der Orchester-Stimmton a hat 440 Hz. Die Saite der stimmenden Geige schwingt bei diesem Ton pro Sekunde 440-mal hin und her. Die Schwingungsfrequenz eines Tones ist umgekehrt proportional zur Saitenlänge: Die halb so lange Saite schwingt doppelt so schnell. Zur Oktave mit dem Saitenlängenverhältnis : 2 gehört somit das Frequenzverhältnis 2 :. Das Frequenzverhältnis eines Intervalls ist der Kehrwert des Saitenlängenverhältnisses. Obertöne Eine Saite schwingt normalerweise nicht einfach hin und her, sondern innerhalb dieser Grundschwingung sind weitere Schwingungen eingebaut (Obertonschwingungen). Grundschwingung und 2. und 3. Partialschwingung und die daraus resultierende Gesamtschwingung (Momentaufnahme) Je nach Instrument sind diese Obertöne verschieden stark ausgeprägt (oder können sogar ganz fehlen). Das ganze Obertonspektrum eines Tones macht seinen Klangcharakter aus. Dass wir Instrumente (und auch Stimmen von Personen) unterscheiden können, liegt am speziellen Spektrum der Obertöne. Statt von Obertönen sprechen wir besser von Partialtönen. Dabei ist der Grundton der. Partialton. Dann folgen die Obertöne: 2. Partialton, 3. Partialton, usw. Bei einer unendlich gut biegsamen Saite (die es natürlich nicht gibt) entstehen folgende Partialtöne:. Partialton = Grundton mit Frequenz f 2. Partialton mit Frequenz 2f 3. Partialton mit Frequenz 3f usw. Die höheren Partialtöne erklingen dabei immer leiser. 4

Links: Schwingungen einer Klaviersaite (oben) und Frequenzspektrum der Partialtöne (unten). Rechts: Saxophon- und Klarinettenton im Vergleich Bildquelle: Duden Musik, Lehrbuch Sekundarstufe 2, Duden Schulbuchverlag Berlin, 2006 Für eine ideal biegsame C-Saite sehen also die Partialtöne so aus: C - c - g - c' - e - g -... f 2f 3f 4f 5f 6f... Partialtonreihe des Tones C (Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/oberton) Aufgabe: Den 2. Partialton (die Oktave des Grundtons) können wir am Monochord gut hören: Schlagen Sie die Grundsaite an. Tippen Sie nun sofort ganz leicht in die Mitte der Saite und lassen Sie sogleich wieder los. Die Saite schwingt weiter, aber diesmal hört man den 2. Partialton (die Oktave) sehr deutlich. Der Grund dafür ist, dass Sie die Grundschwingung am Punkt K (siehe Grafik S.4) dämpfen, dass davon jedoch die 2. Partialschwingung nicht betroffen ist, da diese bei K ohnehin einen Schwingungsknoten besitzt. Nun können Sie versuchen, beim Anschlagen der Grundsaite diesen 2. Partialton ebenfalls mit herauszuhören. Sie hören mit einiger Übung den Grundton und die Oktave dazu gleichzeitig. Geschulte Personen können noch weitere Partialtöne heraushören. 5

Die chromatische Tonleiter auf dem Monochord: ein Zinseszins-Prozess Moderne gleichstufig temperierte chromatische Tonleiter am 3-saitigen Mono chord Bei jedem Halbtonschritt wird die Saitenlänge mit dem Faktor 0.943874... gezoomt. Bei dieser ominösen Zahl handelt es sich um die zwölfte Wurzel aus 0.5. Jede nachfolgende Saite hat also ungefähr noch 94.387 % der Länge der vorhergehenden Saite. Nach 2 Schritten hat sich so die ursprüngliche Saitenlänge halbiert und es erklingt die Oktave. Es entsteht das Bild der Reiteranordnung wie oben gezeigt. Solche Zoom-Prozesse kommen auch sonst häufig vor. Stellen Sie sich vor, Sie kauften eine schlechte Aktie, die im Durchschnitt jedes Jahr 5.63% an Wert verliert, d.h. im Folgejahr nur noch 94.387% des Vorjahreswertes hat. Nach 2 Jahren haben Sie so durch Untätigkeit Ihr Kapital erfolgreich halbiert. (Man spricht von einer Halbwertszeit von 2 Jahren.) Die Reiter auf dem Monochord zeigen Ihnen die Entwicklung Ihres Kapitals vom Jahr 0 (unterste Saite) bis zum Jahr 2 (oberste Saite). Die Saitenlänge vom Stimmnagel links bis zum Reiter gibt jeweils den aktuellen Stand an. Zum Trost für den Kapitalverlust können Sie auf dem Monochord eine chromatische Tonleiter spielen. Nach demselben Gesetz nehmen die Rohrlängen der Pfeifen einer Panflöte ab. Bildquelle: http://de.wikipedia.org/wiki/panfloete 6

Musik und Mathematik - ein kurzer Einstieg Bundberechnung Gitarre (Grundsaitenlänge 650 mm) Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/gitarre Beispiel: zweittiefste Saite a 220 Hz. Der schwingende Teil der Saite verläuft zwischen Steg und Bund. TonNr. Tonname rel. Länge Länge in mm 0 2 3 4 5 6 7 8 9 0 2 a b h c cis d dis e f fis g gis a 0.5 650 325 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2! 0.5! 0.5! 0.5! 0.5! 0.5! 0.5! 0.5! 0.5! 0.5! 0.5! 0.5! 0.5 2 Formel für die Länge Steg - Bund von Ton Nr. n: L(n) = 650mm! 0.5 n 2 Berechnen Sie die Lücken in obiger Mensur-Tabelle. Pro Halbtonschritt wird die 2 schwingende Saitenlänge mit Faktor 0.5 = 0.5 gezoomt. Verwenden Sie den Mode 7 des CASIO fx-99-es, um eine Wertetabelle obiger Längenfunktion zu erzeugen (Start 0, End 2, Step ). 2 7

Frequenzverhältnis, Oktavmass und Centmass eines Intervalls; Einführung der Zweierlogarithmen Stimmgeräte geben die Abweichung eines Tones vom Zielton in Cent an. Was ist darunter zu verstehen? Addition von Intervallen Um einfache Zahlverhältnisse zu haben, betrachten wir zunächst die in Antike und Mittelalter gebräuchlichen Intervalle: Oktave: Frequenzverhältnis 2 : reine Quinte: Frequenzverhältnis 3 : 2 reine Quarte: Frequenzverhältnis 4 : 3 Intervalle kann man addieren und subtrahieren: Quinte plus Quarte = Oktave Oktave minus Quarte = Quinte. Betrachten wir dazu die Frequenzverhältnisse: Quint e + Quarte = Oktave 3! 4 = 2 2 3 Oktave! Quarte = Quint e 2 : 4 = 3 3 2 Quelle: http://www.proguitartuner.com/blog/iphone-guitar-tuner-app/ Wir erkennen folgende Regel: Der Addition von Intervallen entspricht die Multiplikation der Frequenzverhältnisse. Der Subtraktion von Intervallen entspricht die Division der Frequenzverhältnisse. Man sagt: Die Intervalle unserer Hörempfindung bilden eine additive Struktur. Die zugehörigen Frequenzverhältnisse bilden eine multiplikative Struktur. Beispiel: a) Berechnung des Frequenzverhältnisses des pythagoräischen Ganztons: Von c aus addierten die Pythagoräer eine Quinte und landeten bei g. Von dort aus addierten sie erneut eine Quinte und landeten bei d. Dann subtrahierten sie eine Oktave und landeten bei d. Somit hatten sie das Ganztonintervall (c, d) erzeugt: Quinte + Quinte Oktave = Ganzton. Welches Frequenzverhältnis gehört zu diesem Ganzton-Intervall? b) Pythagoräische grosse Terz = Quinte+Quinte Oktave+Quinte+Quinte Oktave. Frequenzverhältnis? 8

Das Oktavmass eines Intervalls; Zweierlogarithmen Wir geben der Oktave das Grössenmass und nennen es "Oktaveinheit" OE. Eine Doppeloktave hat dann 2 OE, eine Dreifachoktave 3 OE, usw. Die Prim hat das Oktavmass 0 OE. Die Quinte hat ein Mass zwischen 0 und. Wir betrachten den Zusammenhang zwischen dem Frequenzverhältnis eines Intervalls und dem Oktavmass: Zunächst betrachten wir nur Oktavschritte: Oktavmass (OE) Prim Oktav Doppeloktav 3fachoktav 4fachoktav 5fachoktav 0 2 3 4 5 Frequenzverhältnis z / 2/ 4/ 8/ 6/ 32/ =2 0 =2 =2 2 =2 3 =2 4 =2 5 Wir sehen folgendes: Das Oktavmass ist der Exponent zur Basis 2 des Frequenzverhältnisses z. Wir schreiben also das Frequenzverhältnis z als Zweierpotenz und fischen den Exponenten heraus. Diese Exponenten haben einen speziellen Namen erhalten: Sie heissen Logarithmen zur Basis 2 oder Zweierlogarithmen von z. Definition des Logarithmus zur Basis 2: Der Zweierlogarithmus einer Zahl z ist der Exponent, wenn z als Zweierpotenz geschrieben wird. Man kürzt den Zweierlogarithmus von z wie folgt ab: log 2 (z). Taste für Logarithmen auf dem CASIO fx-99-es: oberste Reihe, rechts: log [ ] ( ). Prüfen Sie nach: log 2 () = 0, log 2 (2) =, log 2 (4) = 2, log 2 (8) = 3, usw. Um den Zweierlogarithmus einer Zahl z zu bestimmen, fragen Sie also: 2 was? = z Beispiel: 2 was? = 8. Antwort: 3, also ist log 2 (8) = 3. 9

Wir betrachten noch einmal die Tabelle von vorher: Oktavmass OE 0 2 3 4 Frequenz-Verhältnis z 2 4 8 6 =2 0 =2 =2 2 =2 3 =2 4 log 2 ( ) 2 ( ) Von der unteren zur oberen Zeile gelangen wir mit Hilfe der log 2 -Taste (wir bilden den Zweierlogarithmus). Von der oberen zur unteren Zeile gelangen wir umgekehrt durch die Operation 2 ( ) (Exponieren mit Basis 2). Das Oktavmass eines Intervalls mit Frequenzverhältnis z ist der Zweierlogarithmus von z, in Zeichen: log 2 (z). Nun kann Ihr Rechner auch Logarithmen bestimmen, die nicht aufgehen. Wir nehmen als Beispiel die mittelalterliche reine Quinte mit z = 3 / 2. Welches ist das zugehörige Oktavmass? Wir bilden log 2 (3 / 2) = 0.58496... Eine mittelalterliche reine Quinte macht also etwa 58.5% einer Oktave aus. Zum Oktavmass gibt es noch ein kleineres Mass: das Cent: OE = 200 cent Eine Oktave wird also in 200 Cent-Schritte eingeteilt. Unser moderner Halbton als / 2 Oktave hat dann 00 Cent. Cent ist somit /00 Halbtonschritt. Eine mittelalterliche reine Quinte hat somit 200! 0.58496 cent = 702 cent. Im Vergleich dazu hat unsere moderne Klavier-Quinte genau 700 cent. Zusammenfassung der Formeln Frequenzverhältnis eines Intervalls: z = f 2 / f Oktavmass eines Intervalls Centmass eines Intervalls log 2 (z) 200! log 2 (z) 0