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Transkript:

Medizin Sven-David Müller Die ketogene Diät und ihr möglicher Nutzen bei Krebserkrankungen Kann eine fettreiche und kohlenhydratarme Ernährungsweise Krebspatienten wirklich helfen? Wissenschaftlicher Aufsatz

Die ketogene Diät und ihr möglicher Nutzens bei Krebserkrankungen Kann eine fettreiche und kohlenhydratarme Ernährungsweise Krebspatienten wirklich helfen? von Dr. h.c. (AM) Sven-David Müller, MSc., Deutsches Kompetenzzentrum Gesundheitsförderung und Diätetik e. V. Nach aktuellen Angaben des Robert Koch-Instituts erkranken jährlich rund 425.000 Menschen in Deutschland neu an Krebs und jährlich sterben 210.000 daran. Seit 2000 hat die Zahl der Krebsdiagnosen um 30.000 Fälle zugenommen. 48,5 mal in der Stunde wird die Diagnose Krebs gestellt und knapp 24 Menschen verlieren jede Stunde den Kampf gegen ihr Krebsleiden! Krebserkrankungen haben in der Regel viele Ursachen. Die Entstehung von Krebserkrankungen steht in Zusammenhang mit der Ernährungsweise. Außerdem ist die Ernährungstherapie im Rahmen von Krebstherapien von besonderer Wichtigkeit. Hier ist besonders hervorzuheben, dass es keine Krebsdiät gibt, die Krebserkrankungen heilt oder für alle Krebspatienten gleichermaßen empfehlenswert ist. In jedem Falle aber spielt die Ernährung in der Prophylaxe und der Therapie von Krebserkrankungen eine bedeutende Rolle. Ernährung und Krebs ist ein vieldiskutiertes und umstrittenes Thema. Ein Zusammenhang zwischen der Ernährungsweise und dem Auftreten von Krebs konnte in den letzten Jahren in zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen und Studien belegt werden. Eine Wunderwaffe gegen Krebs ist die Ernährung dennoch nicht. Krebserkrankungen gehören nicht zu den klassischen ernährungsbedingten Erkrankungen. Sie sind maximal ernährungsmitbedingt. Durch die Ernährungsweise besteht die Möglichkeit gegen bestimmte Krebsentitiäten vorzubeugen. Zudem spiel die Ernährungstherapie eine Rolle in der Krebstherapie. Viele Krebsdiäten sind unwissenschaftlich und fördern die Tumorkachexie. Seit einigen Jahren sind fettreiche und kohlenhydratarme Kostformen auf dem Vormarsch. In diesem Artikel wird der neue Boom von Krebsdiäten kritisch hinterfragt und der Stellewert der Ernährungsweise in Prophylaxe und Therapie von Krebserkrankungen beleuchtet. Bewiesen ist sich, dass das Essverhalten einen entscheidenden (?) Einfluss auf die Entstehung von einigen Krebserkrankungen haben kann (Tabelle 1). Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung und die Deutsche Krebsgesellschaft lehnen bisher Krebsdiäten strikt ab und raten zu einer ausgewogenen Ernährungsweise, die den 1

Ernährungsnotwendigkeit in der Prophylaxe und Therapie von Krebserkrankungen Rechnung trägt. Diese Ernährungsweise ist laut den nationalen Fachgesellschaften jedoch keine fettreiche Ernährungsweise beziehungsweise eine ketogene Diät. Andererseits haben diese Kostformen eine lange Tradition. Wie beispielsweise die Öl-Eiweiß-Kost nach Apothekerin Johanna Budwig (Öl-Eiweiß-Kost, Hyperion-Verlag, Freiburg im Breisgau 1965). Momentan ist insbesondere die Transketolase-like-1 (TKLT1)-Ernährungsweise nach Coy (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15991799?dopt=abstract) envouge, die insbesondere auf der Warburg-Hypothese (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/pmc2361175/) fußt. Ergebnisse wissenschaftlicher Studien mit Hinweisen auf ein erhöhtes Krebsrisiko Faktor förderte das Risiko von Übergewicht, Verzehr von tierischen Fetten Darm-, Prostatakrebs Schimmelpilze (Aflatoxine) Leberkrebs Schadstoffe (Nitrosamine in gepökeltem Mundhöhlen-, Magenkrebs Fleisch, Benzopyren in gegrilltem Fleisch, Schwermetalle in Innereien) Alkohol Mundhöhlen-, Speiseröhre-, Magen-, Brustkrebs Kaffee Blasenkrebs Die Entstehung von Krebs ist aber natürlich nicht allein auf die Ernährungsweise zurückzuführen wie auch das Ausschließen dieser Faktoren nicht sicher vor Krebs schützt. Die meisten Krebserkrankungen sind multifaktoriell bedingt. Ein Faktor der Entstehung einer Krebserkrankung kann auch die Ernährungsweise sein. Aber auch Faktoren wie Rauchen, Umweltverschmutzung, Arbeitsplatzbedingungen, Stress, Strahlung, Mikroorganismen oder erbliche Veranlagung können einen erheblichen Einfluss auf die Entstehung von Krebs ausüben. Auf der anderen Seite gibt es eine Vielzahl von Inhaltsstoffen, die das Risiko, an Krebs zu erkranken, beträchtlich senken können. 2

Ergebnisse wissenschaftlicher Studien mit Hinweisen auf ein vermindertes Krebsrisiko Faktor verminderte das Risiko von Omega-3-Fettsäuren (in Fisch und Fischölen) Darmkrebs Olivenöl Brustkrebs Ballaststoffe Darmkrebs ß-Carotin (Vorstufe Vitamin A) Lungen-, Prostata-, Harnblasen-, Mundhöhlen-, Speiseröhren- und Prostatakrebs Vitamin C Mundhöhlen-, Speiseröhren-, Magen-, Darmkrebs Vitamin E Lungen-, Magen-, Darmkrebs Calcium Dickdarmkrebs Jod Schilddrüsenkrebs Selen, Zink mehrere Krebsarten Definition Krebserkrankung Unter Krebs versteht man eine bösartige Neubildung von Gewebe, die auch als Tumor bezeichnet werden kann. Die häufigsten Krebsarten sind das Karzinom und das Sarkom. Ein Karzinom ist ein im Epithel entstehender, bösartiger (= maligner) Tumor. Ein Karzinom kann sich über Metastasierung (Verschleppung von Tumorzellen über den Blut- oder Lymphweg in nicht erkrankte Körperregionen mit dortiger Ansiedlung), über Lymphgefäße oder das Eindringen von Tumorzellen in den bindegewebsartigen Zwischenraum mit Ausbreitung auf umgebendes Gewebe und Organe im Körper ausbreiten. Ein Sarkom ist ebenfalls ein bösartiger Tumor, der sich vom mesenchymalem Gewebe (= embryonales Bindegewebe oder nicht epitheliales Gewebe des Keimlings) aus entwickelt. Dabei verbreitet er sich schon früh über die Blutbahn. 1 Die Krebsentstehung (Karzinogenese) vollzieht sich in mehreren Stufen. Zunächst entsteht eine Mutation im Genom (= Gesamtheit der Gene eines Menschen) einer Zelle. Diese erste Phase wird auch Tumorinitiierung genannt. Nun folgt eine Latenzperiode, die 15 bis 20 Jahre andauern kann. Das Gewebe beginnt zu wuchern. In der letzten Phase manifestiert sich der 1 Pschyrembel, 1997, S. 799, 800, 869, 1014, 1406 3