Auswirkungen von ÖPUL-Maßnahmen Fallbeispiele und Trends bei Vögeln

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Transkript:

Auswirkungen von ÖPUL-Maßnahmen Fallbeispiele und Trends bei Vögeln Johannes Frühauf Fachtagung Biodiversität im Grünland 20.10.2011 BOKU, Wien

Inhalte der Präsentation Bedeutung von Grünland-Habitaten für Vögel Erhaltungszustand und Bestandstrends Rote Liste, Monitoring, Fallbeispiele Rückgangs-Ursachen ökologisch-funktionale Ursachen, Bewirtschaftungstrends Befunde zu Wirkungen von ÖPUL-Grünland- Maßnahmen Überblicksstudie, Fallbeispiele, Maßnahmen- Design horizontaler Biodiversitätsauflagen, eine Erfolgsgeschichte Fazit ÖPUL Ausblick

Bedeutung von Grünland für Vögel 242 Brutvogelarten in Österreich (inkl. ausgestorbene; Frühauf 2005) > 160 nutz(t)en Kulturland (67%) 140-150 davon nutz(t)en Grünland (ca. 60%) davon sind/waren ca. 75 Arten mäßig stark bis gänzlich abhängig (>30 %) Uferschnepfe 400 350 Weißstorch 300 250 200 150 Grauspecht Wespenbussard 10 0 Mehlschwalbe 50 0 0 1 2 3 4 5 6 7 Abhängigkeit

Grünland nutzende Arten: langfristige Trends Arten in der Grünlandtypen tieferer Lagen besonders gefährdet (absolut und relativ) d.h., jener Standorte, wo Grünland intensivierbar oder in Ackerland (bzw. Siedlungs- und Verkehrsflächen) umwandelbar ist Gefährdung droht Gefährdungsgrad gefährdet ausgestorbene Arten 3 6 7 1 1 3 Mähwiesen Feucht- und Nasswiesen Weiden Trockenrasen Streuobstwiesen Almen v. Aussterben bedroht (stark)gefährdet nahezu gefährdet nicht gefährdet stark gefährdet 0 20 40 60 80 100 Anzahl Arten ausgestorben vom Aussterben bedroht

Brutvogel-Monitoring: kurzfristige Trends Start: 1998 standardisierte Erfassung Freiwillige (wenige Ausnahmen) einziges Biodiversitäts-Monitoring 250 Zählstrecken/170 Mitarbeiter (2010) >2.000 Zählpunkte mit Kulturland, österreichweit repräsentativ Abnahme Kulturlandvögel -32% Index (1998=100%) 110% 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% Farmland Bird Index Biodiversitäts-Indikator Landwirtschaft FBI gesamt r = 0,953 r 2 = 0,908 p = 0.0000-2.2% pro Jahr ÖPUL 2007-13 -4.5% pro Jahr 25% 20% Repräsentativität ÖPUL Grünland-dominierte Bereiche Zufallspunkte Monitoring 10% 0% 20 ausgewählte Arten 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 Flächenanteil 15% 10% 5% 0% UBAG (Grünland) Verzicht Grünland Bio (Grünland) Silage-Verzicht Mahd Steilflächen I Ökopunkte(Grünland) Mahd Steilfl. II-III Naturschutz Grünland Reg-Prog.Sbg Erhaltung Streuobst Ersosionsschutz Obst Alpung /Behirtung

Grünland nutzende Arten: kurzfristige Trends Rückgang in Bereichen mit vorherrschendem Ackerbau: - 2.5% pro Jahr 110% 100% Farmland Bird Index Rückgang in Bereichen mit vorherrschendem Grünland: - 3.1% pro Jahr Index (1998=100%) 90% 80% 70% 60% 50% 40% p = 0.07 Grünland 30% Ackerland 20% 10% 0% 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013

Grünland nutzende Arten: kurzfristige Trends Beispiele: zwei typische Grünland-Spezialisten Baumpieper (magere Wiesen und Weiden) Wacholderdrossel (produktive Wiesen und Weiden) massive Abnahmen Index (1998=100%) Baumpieper 140% 120% 100% 80% 60% 40% 20% Brutvogel-Monitoring Wacholderdrossel Baumpieper Wacholderdrossel -59% -51% Abnahme 5.4% pro Jahr Abnahme 4.6% pro Jahr 0% 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 Quelle: Teufelbauer 2010 und BirdLife Österreich

Grünland nutzende Arten: Fallbeispiel Braunkehlchen der am stärksten an Mähwiesen gebundene Singvogel brütet am Boden in Mähwiesen ernährt sich von Insekten in Wiesen benötigt niedrige Jagd- und Sing-Warten (Büsche, Zäune, Hochstauden usw.) besiedelt produktive Wiesen rasante Bestandsabnahmen in gut untersuchten Gebieten (Daten 1996-2009) um 5-18% pro Jahr (Mittelwert: -9%)!! Anzahl Brutreviere 250 200 150 100 50 gefährdet??? Bestandsentwicklung Braunkehlchen (1996) 1998-2008 Oberösterreich gesamt Freiwald Alpenvorland 0 1996 1998 2000 2004 2008 Quelle: Uhl im Druck

Proximate Haupt-Ursachen: ökologisch > zunehmend frühere/synchrone Erntetermine (Silage!) die meisten in Wiesen lebenden Tier-/Pflanzenarten können ihre Lebenszyklen nicht mehr vollenden Fortpflanzungserfolg, Überleben erwachsener Tiere (Ausblühen bei Pflanzen) > zunehmender technischer Leistungsfortschritt die meisten Tiere können bei der Ernte nicht schnell genug fliehen, fördert frühere Mahd > verstärkte Düngung (hohe Viehdichten) fördert indirekt frühere Erntetermine schafft ungeeignete Vegetationsstruktur, geringere Pflanzenartenvielfalt (weniger Insekten)

Proximate Haupt-Ursachen: ökologisch Mortalität bei Mahd bis 70% 50-90%? 70-97% 10-30%

Ultimate Ursachen: Trends Grünlandwirtschaft massive Abnahme extensiver Bewirtschaftungsformen Zunahme intensiver Bewirtschaftungsformen Trends ab 1995 (ÖPUL) nur gebremst. am stärksten betroffen - einmähdige Wiesen - Hutweiden - Streuwiesen - nur noch 2/3 Extensiv- Grünland in INVEKOS (= förderfähig) relative veränderung (1960=100%) relative Veränderung (1997=100%) 250% 200% 150% 100% 50% Grünland Nutzungstrends (Agrarstruktur-Erhebung) 0% 1960 1970 1980 1990 2000 2010 160% 150% 140% 130% 120% 110% 100% 90% 80% 70% Grünland Nutzungstrends (INVEKOS) 60% 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 Dauergrünland (1960=2.3 Mio ha) mehrmähdige (726.500 ha) einmähdige (282.200 ha) Streuwiesen (24.240 ha) Kulturweide (54.100 ha) Hutweiden (289.800 ha) Dauergrünland (2010=1.342 Mio ha) mehrmähdige (758.600 ha) einmähdige (25.000 ha) Streuwiesen (4.530 ha) Kulturweide (64.900 ha) Hutweiden (64.700 ha)

Ultimate Ursachen: Trends Grünlandwirtschaft Motor : Milchproduktion Rationalisierung etwa gleichbleibende Gesamterzeugung immer weniger Kühe und Produzenten immer mehr Milch/Kuh Konzentration auf produktive Flächen Intensivierung Aufgabe unrentabler Extensivflächen Milchproduktion Index (1998=100%) Milchproduktion und Biodiversität 120% 100% 80% 60% R 2 = 0,965 R 2 = 0,810 40% Extensivgrünland (INVEKOS) 20% Baumpieper 0% 4.000 4.500 5.000 5.500 6.000 6.500 7.000 Milch kg/kuh/jahr Milchlieferanten Milchkühe/10 120.000 100.000 80.000 60.000 40.000 20.000 1 Kuh = 1 GVE?? +61% -5% -41% -57% 6.000 5.000 4.000 3.000 2.000 1.000 Milchleistung Milcherzeugung/1000 Milchkühe Milchlieferanten Milchleistung kg/kuh Milcherzeugung (1000 t) 0 1990 1995 2000 2005 2010 0

ÖPUL 2007-13: Grünlandmaßnahmen Maßnahme UBAG (Umweltgerechte Bewirtschaftung) Grünland- Erhaltung Düngermengen -Beschränkung Dünger-Art Besatz (GVE)- Beschränkung Pestizidverzicht Verzicht Grünland X X Nutzungs- Häufigkeit Mahd-Termin Brache- oder spät gemähte Streifen Erhaltung traditionelle Nutzung bzw. Offenhaltung Erhaltung u. Pflege Landschaftselemente X X X X X Biologische Wirtschaftsweise X X X X X X X Ökopunkte (NÖ) *Optionen X X X X X* X* X X Regionalprojekt Salzburg X X X X X verlustarme Gülleausbr. Weidehaltung X Silageverzicht (best. Geb.) X (X) X X Mahd v. Steilflächen X X X X X Alpung und Behirtung X X X (X) X X Bewirtschaftung Bergmähder X X X X X X X seltene Nutztierrrassen Erhaltung Streuobstbest. X X WF (naturschutzfachlich wertvolle Flächen) *Optionen X X* X X* X* X* X* (X) X X X Anderes X

ÖPUL-Wirkungen: Vögel des Kulturlands 40 häufigere Vogelarten des Kulturlandes multivariate Analyse von ÖPUL-Zusammenhängen Klima Boden Topografie Landnutzung (Wald, Strassen) Schlagnutzung (z.b. einmähdige Wiese) ÖPUL ( Netto-Effekt?) Präsenz-Absenz-Analyse + _ wenig detaillierte Ergebnisse, aber repräsentativ für Gesamt- Situation (Populations- Relevanz!) und Aufschluss über allgemeine Muster

ÖPUL-Wirkungen: Vögel des Kulturlands 28 (70%) der analysierten Arten haben >25% der Vorkommen in Bereichen mit Grünlanddominanz signifikante Zusammenhänge: Naturschutz >> Steilflächenmahd > Ökopunkte (=naturschutz-analoge Auflagen) > Silageverzicht u. Erhaltung Streuobst. neue Biodiversitätsauflagen (UBAG, Bio, Steilflächen) sind nur unscharf evaluierbar (keine eigenen digitalen Feldstücke) keine Effekte Biolandbau!! einige positive Zusammenhänge können nicht auf extensivierende Wirkung zurückgeführt werden; z.b. UBAG: 3 Arten, die von intensiver Nutzung (frühe Mahd) profitieren Naturschutz Mahd von Steilflächen Ökopunkte UBAG Reg.Programm.Salzburg Verzicht Silage Erhaltung Streuobst Bes.tierger. Haltung Verzicht Acker Begrünung Acker Mulch- und Direktsaat Verlust.Ausbr.Gülle Alpung und Behirtung Biolog.Wirtschaftsweise.Verz. Grünl./Ackerfut Bewirtsch. Bergmähder Quelle: Frühauf 2010 ÖPUL-Maßnahmen Zusammenhänge * * * 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Anzahl signifikante positive Zusammenhänge * nahezu signifikante Korrelationen sind zu 50% gewertet

ÖPUL-Wirkungen: Vögel des Kulturlands die am stärksten an Grünland gebundenen Arten zeigen die wenigsten positiven Zusammenhänge mit Grünland-Maßnahmen (z.b. nur 25% der Spezialisten auf grünland-dominierten Probeflächen) 33% der positiven Korrelationen auf acker-dominierten Probeflächen (geringe Intensität bzw. höhere Akzeptanz wenn Grünland nicht dominante Nutzung; positiver Effekt strukturelle Bereicherung.) Mahd-bezogene Auflagen machen etwa die Hälfte der positiven Effekte aus; Effekte z.t. wegen Mehrfach-Auflagen schwer zuordenbar (z.b. Düngerreduktion) positiv korrelierende Arten 100% 80% 60% 40% 20% positive Zusammenhänge mit Grünland-Maßnahmen alle Probeflächen grünland-domninierte Bereiche Grünlanderhaltung 9% Beweidung 9% Erhaltung Streuobst 6% Mahdauflagen 49% 0% 5 bis 25% 25 bis 40% 40 bis 70% über 70% Vorkommen in grünland-dominierten Bereichen Düngerauflagen 27%

ÖPUL-Wirkungen: Fallbeispiel Baumpieper Gefährdung droht 4 Untersuchungsgebiete in Tirol (Peer & Frühauf 2009) Habitatnutzung Präsenzen vs. Absenzen (Probeflächen) Multivariate Analyse Variable Wahrsch. + Waldrand x >1000 + einmähdige Wiesen x 160 + WF-Flächen (Düngered.) x 150 + punktuelle (lineare) Warten x 2,7 + Anzahl Betriebe x 1,4 + Neigung x 1,1 - Bio-Flächen, Verzicht x 0,2 - Wege x 0 Flächenanteil 50% 45% 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% Baumpieper - Habitatnutzung Vergleichsflächen (3426) Baumpieper (126=3,5%) 0% UBAG zweimähdig Verzicht Grünland Bio Mahd Steilflächen einmähdig WF

ÖPUL-Wirkungen: Fallbeispiel Braunkehlchen 4 Untersuchungsgebiete in Tirol (Peer & Frühauf 2009) Einflüsse von Bewirtschaftung (inkl. ÖPUL) auf: Revierdichte Bruterfolg (Populations- Relevanz!) Entwicklung optimaler Umsetzungsmodelle für Braunkehlchenschutz intensiv 1,4 Paare/10 ha extensiv 4,9 Paare/10 ha

ÖPUL-Wirkungen: Fallbeispiel Braunkehlchen ± deutliche Meidung UBAG (54%) und Verzicht (51%) neutral/schwache Präferenz Bio (26%) und Steilflächenmahd II+III (3/1%) deutliche Präferenz Steilflächenmahd I (5%) starke Präferenz WF ( naturschutzfachl. wertvolle Flächen ) nur 1.4%! Unterschiede bei erfolgreichen Revieren ausgeprägter Mittl. Flächenanteil 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% -10% -20% -30% Braunkehlchen - ÖPUL-Maßnahmen UBAG Verzicht Gld. Bio Steilfl. Mahd 1 Steilfl. Mahd 2 WF Steilfl. Mahd 3 0,70 0,60 0,50 0,40 0,30 0,20 0,10 0,00-0,10-0,20-0,30 Jacobs' Präferenz-Index Gebiet (140) alle Reviere (72) erfolgreiche Reviere (20) JPI alle JPI erfolgreiche signifikante multivariate Einflüsse erfolgreiche: WF > Streuwiesen > einmähdige Wiesen Offenheit, Besonnung bewegtes Kleinrelief, Wartenangebot keine anderen ÖPUL-Effekte!!

Naturschutzmaßnahme: Trends Fläche nimmt leicht zu (2009: 6% des Grünlands ohne Almen) 100.000 90.000 Naturschutzmaßnahme 5,00 4,50 Fläche gesamt Anzahl an teilnehmenden Betrieben nimmt nicht zu, sondern ab Fläche pro Betrieb nimmt stark zu Einbrüche Programmstart, Anstieg durch aktive Anwerbung Segregation in viele produktive und wenige Naturschutz-Betriebe, nur lokale Effekte Hektar bzw. Betriebe 80.000 70.000 60.000 50.000 40.000 30.000 20.000 10.000 0 1994 1997 2000 2003 2006 2009 4,00 3,50 3,00 2,50 2,00 1,50 1,00 0,50 - Hektar/Betrieb Grünland Betriebe Fläche pro Betrieb meistens Standard- Auflagen

ÖPUL: horizontale Biodiversitäts-Auflagen Auflage UBAG/Biolog. Wirtschaftsweise Steilflächenmahd Nutzungshäufigkeit maximal 2 Nutzungen auf mind. 5% der Fläche maximal 2 Nutzungen (mind. 1) auf mind. 5% der Fläche (erste Nutzung: keine Beweidung) Mahdtermine Keine Stufe 1 (>=25 bis <35%) >= 15.6. (5%) Stufe 2 (>=35 bis <50%) >= 30.6. (5%) Stufe 3 (>=50%) >= 30.6. (5%) Weitere max. 150 kg N/ha max. 2 GVE/ ha LN Erhaltung Landschaftselemente max. 5% Grünlandumbruch max. 2 GVE/ ha LN Aufforstungsverbot 0% Grünlandumbruch

ÖPUL-Wirkungen: Fallbeispiel Braunkehlchen Vegetation, Brutverlauf und Mahd folgen phänologisch dem Höhengradienten (nicht der Steilheit) Mahd ist für ausreichenden Bruterfolg um 2-3 Wochen zu früh starre (datumsabhängige) Mahd- Termine (z.b. Steilflächenmahd) ökologisch nicht sinnvoll/wirksam Datum 19.Jul 09.Jul 29.Jun 19.Jun 09.Jun Brutphänologie und Mahdregime 30.6.(5%) 15.6.(5%) 50-75% flügge 50% gemäht Ährenrispenschieben (Beginn) 50% flügge 75% flügge 50% der Wiesen gemäht ebene Flächen werden bevorzugt (Tal/Plateau) 30.Mai Vegetationsentwicklung ca. 2 Tage/100 m 20.Mai 700 900 1100 1300 1500 Meereshöhe

ÖPUL-Wirkungen: UBAG warum keine Effekte? Biodiv.-Auflage i.d.r. auf schlechtester Fläche umgesetzt (z.b. am Wald- oder Siedlungsrand, an Strassen), daher für typische Wiesenorganismen wenig relevant oder ungünstig Beitrag zur Verringerung der Mahdhäufigkeit sehr gering, da in den meisten Gebieten ausreichend Flächen mit 1- bis 2-maliger Nutzung vorhanden : 86% der Gebiete, 78% der Flächen ökologisch relevant ist nicht Anzahl Mahden, sondern 1. Termin UBAG-Flächen Beispielsgebiete * Häufigkeit 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% Anzahl Gebiete Gesamtfläche 0% bis 2% bis 5% bis 10% bis 20% bis 30% bis 40% bis 50% bis 70% bis 100% UBAG-Flächen mit max. 2 Nutzungen * http://www.netzwerk-land.at/umwelt/veranstaltungen/ downloads_biodiversitaetsflaechen2011/biodivflaechen_fruehauf

ÖPUL-Wirkungen: UBAG warum keine Effekte? Tiere verteidigen lebenswichtige Ressourcen (Revierverhalten > Abstand) für viele Arten sind Grenzlinien besonders attraktiv/bedeutend Vernetzung: zahlreiche und v.a. langgestreckte Strukturen erlauben Ausbreitung (z.b. Samen, Wanderungen, Trittsteine ): Distanzen! eine hohe Anzahl an Grenzlinien und unterschiedlicher Flächen erhöhen Artenvielfalt und Dichten Biodiversitäts-Flächen (2% Fläche) mittl.distanz 316 m 187 m Grenzlinien 1 Revier Biodiversitäts-Streifen (2% Fläche) mittl.distanz 100 m x 0,3x 1.390 m Grenzlinien x 8,8 10 Reviere x 10

ÖPUL-Wirkungen: UBAG warum keine Effekte? geringe Vernetzung (zumeist 1 Fläche/Betrieb) geringes Grenzlinienverhältnis (die meisten Flächen: Breite Länge, 50-100 m breit) SIMULATION - ca. 7.000 Feldstücke (die ertragsschwächsten, max. zweimalige Nutzung, Beispielsgebiete) - schrittweise Verringerung der Maximalbreite bei 5% Biodiversitätsfläche deutlicher Effekt (Anzahl/Verteilung, Grenzlinien) erst bei Flächen unter 15 m Breite!!! Biodiv.flächen-Szenario Maximalbreite 14 12 10 8 6 4 Zunahme (Faktor) 2 90 85 80 75 70 65 60 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 0 Maximalbreite (m)

Eine Erfolgsgeschichte: Wiesenrandstreifen Artenschutz-Projekt Braunkehlchen Lungau/Sbg, Start: 2006 (2003 bis 2006 massive Abnahme) Stehenlassen von Streifen (1.5 2 m) bis zur zweiten Mahd 112 teilnehmende Betriebe! (Betreuung!!) Bestand hat sich mehr als verdoppelt; 28% höher als 2003! psychologisches Problem ( sauber mähen ) 300 Braunkehlchenbestand Lungau 150% 250 Bestand 200 150 100 50 0 Projektstart 100% 50% 0% in Raltion zu 2003 Werner Kommik 2002 2004 2006 2008 2010

Fazit ÖPUL Das ÖPUL ist grundsätzlich ein geeignetes (± das einzige!) Instrumentarium, um dem Biodiversitätsverlust im Grünland zu begegnen Gesamtwirkung = Wirkungsstärke x Fläche x Verteilung Maßnahmen, die qualifiziert und konkret auf (gut bekannte) Defizite/Probleme abzielen, sind hochgradig wirksam (v.a. Naturschutz bzw. analoge z.b. in Ökopunkten, Streuobst) Flächenausmaß und v.a. räumliche Dichte solcher Maßnahmen sind jedoch (noch) ungenügend Fachliche Betreuung (in adäquater Intensität) erforderlich/entscheidend horizontale /regionale Maßnahmen waren bisher wenig effizient (zu schwache Wirkung, ungeeignete Konzeption; z.b. UBAG, Steilflächenmahd) horizontale Maßnahmen sind oft kaum evaluierbar der horizontale Ansatz hat ein enormes, aber unzureichend genutztes Potenzial Verbesserungen im ÖPUL 2007-13, aber Gesamteffekte zu schwach es wurden keine operationalen quantitativen Biodiversitäts-Ziele definiert

Ausblick Herausforderung: quantitative Ziele der EU-Biodiversitäts-Strategie dringender Handlungsbedarf! derzeit noch (z.t.) offen: Rahmenbedingungen für ÖPUL ab 2014 (Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik ab 2104) Quantitative Ziele für LE müssen definiert werden GREENING 7% ökologische Ausgleichsflächen nicht im Grünland/Biolandbau nur deutlich über baseline (z.b. GLÖZ) hinausgehende Leistungen können ÖPUL-Ausgleichszahlungen auslösen (Genehmigung horizontaler ÖPUL- Maßnahmen wird schwieriger; Biodiversität gewinnt daher vermutlich auch ökonomisch an Bedeutung ) Kooperation Landwirtschaft-Naturschutz hat sich deutlich verbessert (u.a. Netzwerk Land ), sollte jedoch stark ausgebaut werden Konzepte für neue, effektive, praxistaugliche ÖPUL-Maßnahmen werden derzeit (=erstmals rechtzeitig) diskutiert http://www.netzwerkland.at

Vielen Dank für f r die Aufmerksamkeit!!

Biodiversitäts-Trends bei anderen Gruppen? Es ist anzunehmen, dass Trends bei stärker spezialisierten Organismen noch negativer verlaufen

Ultimate Ursachen: Trends Grünlandwirtschaft Index (1998=100%) +/- lineare Trends bei verschiedenen Indikatoren für Intensität 160% 150% 140% 130% 120% 110% 100% 90% 80% Strukturwandel Milch/Kuh tierische Produktion/ha Dauergrünland* Intensitäts-Parameter 1995 2000 2005 2010 2015 Tierische Prod./ha Dauergrünland ohne Almen (2010=3.170 Euro) Tierische Prod./ha Dauergrünland mit Almen (2010=2.745 Euro) Milchproduktion/ha Dauergrünland (2010=3,54 t) Milch/Kuh (2010=6.100 kg) Index 1998 (=100%) bis 2009 110% 100% 90% 80% 70% 60% 50% Farmland Bird Index Grünland nicht korrigiert korrigiert VPI (Verbraucherpreis- Index) R 2 = 0,723 R 2 = 0,814 1.000 1.500 2.000 2.500 Tierische Produktion Euro/ha Dauergrünland * Tierische Produktion zu Herstellungspreisen - Tiere (Rinder, Schweine, Schafe, ) - tierische Erzeugnisse (Milch, Eier,

ÖPUL-Wirkungen: horizontale Maßnahmen wenn horizontale Maßnahmen effektive Auflagen enthalten, haben sie eine starke Biodiversitäts- Wirkung horizontale und regionale bzw. Naturschutz-Maßnahmen haben nicht grundsätzlich unterschiedlich starke Wirkungen Braunkehlchen z.b. brauchen nicht 15-30% (versch. Studien), sondern nur 2.5% spät gemähte Flächen, wenn diese richtig liegen (Peer & Frühauf 2009) horizontale Maßnahmen haben ein sehr großes Potenzial für Biodiversität Korrelationskoeffizient B 1,2 Zusammenhangs-Stärke ÖPUL-Maßnahmen alle untersuchten Arten 1 0,8 0,6 0,4 0,2 0 N.S. horizontal Ackerland- Maßnahmen regional + Naturschutz N.S. Grünland- Maßnahmen