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Abgerufen am von anonymous 73. Aktualisierung Mini-DIPS DIPS-Kurzversion Margraf (1994) Kinder-DIPS DIPS für Patienten im Kindes- und Jugendalter Unnewehr et al. (2009) SKID-II SKID für Persönlichkeitsstörungen (Achse II) Fydrich et al. (1997) IPDE International Personality Disorder Examination Mombour et al. (1996) SIDAM Strukturiertes Interview für Demenzen Zaudig & Hiller (1996) Seite 2 von 5

Abgerufen am von anonymous 73. Aktualisierung Abb. 4: Beispiel aus den Internationalen Diagnosen Checklisten (IDCL) (Zwangsstörung). Seite 3 von 5

Abgerufen am von anonymous 73. Aktualisierung 37 Bei der Anwendung strukturierter Interviews sind in sehr systematischer Form sowohl die an den Patienten zu stellenden Fragen als auch die Kodierungs- und Verrechnungsregeln vorgegeben. Dagegen legen Checklisten den Kliniker bezüglich seines Explorationsstils nicht fest, da nur die zu beurteilenden Kriterien vorgegeben sind, nicht aber die Art und Form der Informationsgewinnung. Als Beispiel sei die abgebildete Liste zur Diagnose der Zwangsstörung aus den Internationalen Diagnosen Checklisten für ICD-10 (IDCL) angeführt. Zunächst muss festgestellt werden, ob bei dem Patienten typische Zwangsgedanken oder -handlungen vorliegen (Kriterium A). Im zweiten Schritt werden einige typische Merkmale überprüft, die u. a. für die Abgrenzung gegenüber psychotischen oder wahnhaften Störungen von Bedeutung sind (Kriterium B). Anschließend muss die klinische Relevanz der Zwangssymptomatik anhand des damit verbundenen subjektiven Leidens oder der psychosozialen Beeinträchtigungen dokumentiert werden (Kriterium C) und es sind andere übergeordnete Störungen auszuschließen (Kriterium D). Sämtliche Informationen werden dann in einem letzten Schritt zusammengefasst, so dass der Diagnostiker aufgrund des Vorliegens aller Seite 4 von 5

Abgerufen am von anonymous 73. Aktualisierung relevanten Kriterien eine Aussage darüber treffen kann, ob bei dem untersuchten Patienten eine Zwangsstörung in der von ICD-10 definierten Form vorliegt (Rückseite der Checkliste). 38 39 Checklisten wie die ICDL haben gegenüber strukturierten Interviews den Vorteil, dass sie rascher durchzuführen sind und mehr Flexibilität in der Gesprächsführung und im Gesprächsablauf ermöglichen. Die Erfahrungen mit den aufwendigeren Interviews zeigen, dass sie bei Patienten mit schwerer oder multipler Symptomatik oft mehrere Stunden dauern. Beim Einsatz von Checklisten bleibt es dem Kliniker überlassen, wie er seine Informationen einholt. Meist stützt er sich auf die Angaben des Patienten, jedoch können auch fremdanamnestische Informationen hinzugezogen werden. Bei sorgfältiger Anwendung führen die Checklisten zu sehr zuverlässigen Diagnosen, durchaus vergleichbar mit denen aus strukturierten Interviews. 5 Einige der in Abbildung 3 genannten Verfahren beziehen sich auf das Spektrum der wichtigsten psychischen Störungen (IDCL, SKID, CIDI, DIPS), während andere speziell zur Erfassung von Persönlichkeitsstörungen (IDCL-P, SKID-II, IPDE) oder Störungen des Kindes- und Jugendalters (Kinder-DIPS) konzipiert sind. Ergänzend zu den Verfahren der kategorialen Diagnostik können veränderungssensitive quantitative Skalen eingesetzt werden, um beispielsweise Unterschiede in der Symptomatik vor und nach einer Intervention zu erfassen. 6 5 Hiller/Zaudig/Mombour: Development of diagnostic checklists for use in routine clinical care, in: Archives of General Psychiatry 47/1990, S. 782 ff., und Hiller u. a.: Routine psychiatric examinations guided by ICD-10 diagnostic checklists (International Diagnostic Checklists), in: European Archives of Psychiatry and Clinical Neuroscience 242/1993, S. 218. 6 Stieglitz/Baumann/Freyberger (Hrsg.): Psychodiagnostik in Klinischer Psychologie, Psychiatrie, Psychotherapie. 2001. Seite 5 von 5