Politische Gestaltungsmacht von Frauen in ländlichen Regionen



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Transkript:

Politische Gestaltungsmacht von Frauen in ländlichen Regionen eine kritische Bilanz Vortrag im Rahmen der Fachtagung Entgeltungleichheit in ländlichen Räumen Workshop Frauenpower in ländlichen Räumen am 8.12.2010 in Berlin Theresia Oedl-Wieser Bundesanstalt für Bergbauernfragen, Wien www.berggebiete.at

Frauen und Politik zu Beginn des 21. Jhdts Mit Beginn des 21. Jahrhunderts kam der Vormarsch von Frauen in der Politik weitgehend zum Erliegen. (Beate Hoecker 2008) Die Demokratisierung demokratischer Gesellschaften ist auf den Feldern des Politischen weit weniger gelungen als in der privaten Lebensführung. (Barbara Holland-Cunz 2003) Symposium Ländlicher Raum männlicher Raum. Genderaspekte in der ländlichen Entwicklung, 17.09.2008, Salzburg

Frauen und Politik am Land Frauen leisten einen hohen Anteil der Basisarbeit, die Entscheidungsträger sind aber überwiegend Männer. Es gibt zu wenig praktisch nachvollziehbare Vorbilder. Männer tolerieren ein Engagement außerhalb der Familie selten. Die Kultur in der wir leben ist patriarchalisch, mit mehr Frauen in der Politik würde sich das ändern.

Gesellschaftliche Situation in Österreich o Weitgehender gesellschaftlicher Konsens, Gleichstellung erreichen zu wollen o Frauen zunehmend in höheren Positionen im beruflichen, politischen und gesellschaftlichen Leben (z.b. Femocrats) o Aufbrechen der geschlossenen Politiknetzwerke Dennoch ist die männliche Dominanz, vor allem auf lokaler und regionaler Ebene, in der politischen Öffentlichkeit ungebrochen!

Politische Partizipation von Frauen in Österreich Politische Partizipation in Österreich 2010 in % Quellen: www.parlinkom.gv.at, Internetseiten der Länder, Österreichischer Gemeindebund November 2010

Frauenanteil in den österreichischen Landtagen Politische Partizipation in den österreichischen Landtagen 2010 in % Quellen: Internetseiten der Länder

BürgermeisterInnen in Österreich

Geschlechterspez.Unterschiede Nuts 3-Regionen Je dunkler eine Nuts-3 Region in der Karte eingefärbt ist, desto größer sind die Unterschiede zwischen Frauen und Männern, je heller, desto geringer sind die Unterschiede. Quelle: Bock-Schappelwein, 2010)

Magisches Dreieck pol. Beteiligung von Frauen Sozio-ökonomische Faktoren Bildung, Erwerbsarbeit, Einkommen, Zivilstand etc. Politische Akteurinnen Institutionelle Faktoren Regierungs-, Partei-, Wahlsystem, Karrieremuster, Nominationspraktiken Politische Kultur Werte, Einstellungen, Normen über Politik und politischem Verhalten, Geschlechterstereotypen Quelle: Hoecker und Fuchs 2004

Gründe für geringere pol. Partizipation v. Frauen o Staatsbürgerschaft ist zutiefst geschlechterspezifisch ausgerichtet: versteckter Geschlechtervertrag o Orientiert sich an männlich gedachten Lebensentwürfen o Zuständigkeit der Frauen für Versorgungsarbeit - dadurch reduziertes Zeitbudget große Barriere o Strukturen von Parteien und Arbeitsbedingungen im Berufsfeld Politik

Probleme geringer pol. Beteiligung von Frauen o Geringe Beteiligung von Frauen ist demokratiepolitisch sehr bedenklich o Vorhandenes Potenzial und Expertise der Frauen liegen brach verursacht soziale Kosten und führt zu geringerer Wettbewerbsfähigkeit o Exklusion von Frauen und von nicht etablierten innovativen Stakeholderinnen vermindert Innovationskraft auf regionaler und lokaler Ebene o Minderung der Effizienz und Effektivität der (Förder-)Politik im ländlichen Raum

Männlich dominiertes Netzwerk im Agrarbereich Hegemoniale Männlichkeit auch im Agrarbereich erkennbar: Enge personelle Verflechtung durchwegs männlicher Akteure im Bereich der Gesetzgebung, der Verwaltung, der Interessenvertretung sowie der Sektorsolidarität Erstes Durchbrechen des männlichen Netzwerkes im Agrarbereich in den Bereichen: o o der Verwaltung und der Interessenvertretung

Frauenanteil Vollversammlungen der lk s Mandatsverteilung nach Geschlecht in lk-vollversammlungen Quellen: Internetseiten der lk s

Stationen des politischen Werdegangs Bäuerinnenorganisation o Ortsbäuerin o Bezirksbäuerin o Landesbäuerin o Gemeinderätin o Präko o Landtag o ÖVP, Bauernbund (Land, Bund) Landjugend o Lw. Landjugend-Ref.in o Gemeindebäuerin o Bezirksbäuerin o Landesvorstand Maschinenring o Kulturelles f. Gemeinde o Dorfentwicklung Gemeinderat o Gemeinderätin o Vizebürgermeisterin o Bürgermeisterin o Landesrätin o EU-Abgeordnete Ehrenamt o Kath. Jungschar o Frauenbewegung o Bezirksleiterin o Gemeinderat o ÖAAB-Frauen o Nationalrätin

Gender-gap im Programm LE 07-13 o Chancengleichheit ist nicht integraler Bestandteil des LE 07-13 o Wenig Reflexion über das eigene doing gender in den politischen und administrativen Prozessen o LE 07-13: pro-aktive Förderung der Frauen im Allgemeinen, insbes. in Schwerpunkt 4: Umsetzung des Leader-Konzepts o 33% Frauen in Leader-Projektauswahlgremien (von 7% - 55%) o Vorstände jedoch unverändert Männer dominiert o 40% weibliche Leadermanagerinnen o Ca. 1/5 der Leader Programme weisen Ansätze von durchgängigen Strategien zur Umsetzung von Chancengleichheit und Leader auf

Entgrenzung zeitgemäße Politik ist gefordert Kurzfristig o Stärkung der BürgerInnenbeteiligung informierte Partizipation (BürgerInnenpanels, thematische Foren und Gremien) o Verstärkte Auseinandersetzung mit den lokalen Realitäten und Prioritäten der lokalen Bevölkerung Mittelfristig o Aufbrechen der Verkrustungen der lokalen und regionalen männlichen Eliten o Einbeziehung von kreativen QuerdenkerInnen und nicht etablierten StakeholderInnen o Öffnung von Gestaltungsräumen Langfristig o Neues Führungsverständnis bei den EntscheidungsträgerInnen o Nutzung der vorhandenen Vielfalt und Ausweitung der sozialen Spielräume o Anderssein als Ressource und nicht als Bedrohung sehen o Öffnung der Gemeinde, der Region

Ermächtigung von Frauen am Land Erstreiten von eigenen Handlungsräumen und Ressourcen: o Gerechtere Verteilung der Familienarbeit o Aufbau von (Unter-)Stützungsstrukturen für Frauen am Land o Autonome Räume für Frauen, um sich entwickeln und entfalten zu können (z.b. Treffpunkte) o Förderung politischer Aktivität von Frauen abseits formeller Strukturen (z.b. Bürgerinnenbeteiligung) o Bildungsangebote für politische Bildung jenseits traditioneller Parteistrukturen o Beteiligung von Frauen an institutionalisierter Politik lk Oberösterreich

Politiklehrgänge für Frauen in Österreich o Frauen.Macht.Politik (2005/06) Oberösterreich - bis jetzt 6 Politiklehrgänge für Frauen o Nüsse knacken Früchte ernten Politiklehrgänge in Tirol grenzüber -schreitend (Bayern, Südtirol); o 2008/2009 wurde dieser Politiklehrgang in Tirol auf 4 Regionen ausgedehnt (Leader) o Von 0 auf 100! Salzburg braucht Bürgermeisterinnen (2003/04) Salzburg, bis jetzt 3 Politiklehrgänge für Frauen

Entgrenzung u. Ermächtigung v. Frauen am Land Soll erreicht werden durch: o Monetäre/ personelle Ressourcen o Erarbeitung neuer Kommunikationsstile und Kooperationspraktiken o Verbesserung der Streitkultur o Faire Spielregeln in der politischen Auseinandersetzung o Wertschätzung der Beteiligung der BürgerInnen o Positive weibliche Vorbilder schaffen o Ernsthafte Diskussion der Quote für Frauen in regionalen und lokalen Gremien o Unterstützung der Entscheidungsträger- Innen bei Beteiligungsprozessen o Selbstevaluierung in den Gemeinden und Regionen Gertraud Schwarz