Entwicklung eines Drehbuches Schloss Schwarzburg Denkort der Demokratie (Arbeitstitel) im Rahmen des IBA Kandidaten 'Resilientes Schwarzatal'

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Transkript:

Leistungsbeschreibung Drehbuch Schloss Schwarzburg Denkort der Demokratie (Arbeitstitel) Entwicklung eines Drehbuches Schloss Schwarzburg Denkort der Demokratie (Arbeitstitel) im Rahmen des IBA Kandidaten 'Resilientes Schwarzatal' Inhalt 1. Ausgangslage... 1 1.1... 1 1.2 STADTLAND Thüringen... 1 1.3 IBA Baustelle Selbstverantwortungsland... 2 1.4 IBA Kandidat Resilientes Schwarzatal... 3 1.5 Schloss Schwarzburg... 3 2. Ziel der Beauftragung... 4 3. Leistungsbeschreibung... 5 4. Angebotsvergleich... 6 4.1 Verfahren... 6 4.2 Eignungs- und Auswahlkriterien... 7 4.3 Rahmenbedingungen... 7 4.4 Veröffentlichung der Ergebnisse... 8 ANLAGE (pdf)... 8 1. Ausgangslage 1.1 Die Internationale Bauausstellung (IBA) Thüringen widmet sich dem Zusammenhang von demografischer Schrumpfung, Klimawandel und Energiewende sowie vielfältigen anderen sozio-kulturellen Transformationserscheinungen im gesamten Freistaat Thüringen. Dies geschieht vor dem Hintergrund eines vielfältigen und kleinteiligen Siedlungsgefüges. Der Begriff STADTLAND dient der als Versuchsanordnung, anders auf dieses Land zu schauen, um anders darin handeln zu können. Gerade die ländlich geprägten Räume stehen unter einem hohen Anpassungsdruck und vor enormen Veränderungen. Die bisherigen Erklärungsmuster und Planungskonzepte, aber auch Steuerungs-, Lenkungs- und Förderinstrumente im Raum bis hin zu komplexen Governancestrukturen geraten damit auf den Prüfstand. Damit eignet sich Thüringen als Referenzrahmen für vergleichbare ländlich geprägte Regionen Deutschlands, Europas und letztlich der Welt. Die verfolgt den Ansatz des Reallabors, sie will neue Vorgehensweisen experimentieren und bis zum Präsentationsjahr 2023 Modellprojekte des Wandels zeigen. Dafür hat sie verschiedene Handlungsfelder, die sog. IBA Baustellen, abgesteckt, in denen sie gemeinsam mit Projektakteuren tätig wird. Neben den Baustellen LeerGut, Landstadt, Land in Sicht und Baukultur made in Thüringen wurde auch ein Schwerpunkt Selbstverantwortungsland definiert. 1.2 STADTLAND Thüringen Den Begriff STADTLAND hat die nicht willkürlich gewählt; ihm liegen Beobachtungen, Thesen und Haltungen zugrunde: STADTLAND ist ein Topos, indem es die spezifische, kleinteilige Siedlungsstruktur von Thüringen beschreibt. STADTLAND ist ein Lebensmodell in Zeiten ver- Seite 1/8

änderter und flexibel gewordener multilokaler Lebensstile und stellt für viele Menschen eine Lebensqualitätsformel dar. STADTLAND ist These und Fortschrittsidee am Übergang in eine Ära der Nachhaltigkeit, von Resilienz und Suffizienz sowie der ökologischen und sozialen Gerechtigkeit im weltweiten Maßstab. STADTLAND steht für veränderte Beziehungen zwischen Individuen und Natur, Siedlung und Landschaft,Gesellschaft und ihren Ressourcen für einen neuen gesellschaftlichen Stoffwechsel. STADTLAND ist eine erweiterte regionalisierte Handlungsebene für Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft und für die Umsetzung von Projekten der gegenseitigen Verantwortungsübernahme. 1.3 IBA Baustelle Selbstverantwortungsland Gerade der ländliche Raum ist Austragungsort von demografischer Schrumpfung und Alterung, aber auch von vielfältigen alternativen stadtlandschaftlichen Lebensmodellen. Vor diesem Hintergrund will die neue Organisationsformen der Zusammenarbeit und von kollektiv getragenen Governancesystemen mit mehr Subsidiarität, Solidarität und Selbstverantwortung erproben. Das Augenmerk liegt dabei auf neuen Allianzen, gemeinschaftlichen Projekten und Co-Produktionen zwischen Zivilgesellschaft, Markt und Staat. In einer Zeit, in der die Bürgerbeteiligung on demand ohnehin der Vergangenheit angehört und sich eine selbstbewusste Bürgerschaft ungefragt einmischt, in einer Zeit aber auch, da die demokratischen und solidarischen Grundlagen unseres Zusammenlebens hinterfragt oder sogar attackiert werden, geht es der nicht nur darum, interessierte Bürger zu informieren, sondern den gesamten Entwicklungsprozess kollektiv und interdisziplinär zu erarbeiten. Bei der Integration neuer Bewohnerinnen und Bewohner wächst der Zivilgesellschaft in den Städten und Dörfern eine neue Aufgabe zu. Wie könnte man sich ein Selbstverantwortungsland der vorstellen? Intendiert ist ein kommunitaristisches System, das den sozialen Gemeinschaften der Orte und Vororte, der Stadtteile und Nachbarschaften viel zutraut und überlässt. Dort, wo nach den Prinzipien der Subsidiarität Aufgaben nach unten abgegeben werden, müssten sich die Regeln des Handelns erleichtern, Globalbudgets oder Bürgerhaushalte werden in die Hände der Verantwortlichen gelegt, neue Fondsmodelle erleichtern bürgerschaftliche Unternehmungen jenseits privater Finanzierung und staatlicher Förderung. In optimierten Verwaltungsstrukturen gibt es Helfer und Ermöglicher als lokale Ansprechpartner, die den Trägern der Selbstorganisationsprinzipien zur Seite stehen. Der sattsam bekannten Erschöpfung von Engagierten und Ehrenamtlichen wird entgegengewirkt, denn es gibt nicht nur ein Recht auf Mitwirkung auf der lokalen / regionalen Ebene, sondern auch eine Bürgerpflicht mitzuentscheiden. Kreativität, Nachhaltigkeit und Solidarität werden belohnt. Die Entwicklung verläuft ungleicher, aber nicht ungerecht. Der Erfolg stärkt das Wir- Gefühl. Ein gutes Lebensgefühl. Seite 2/8

1.4 IBA Kandidat Resilientes Schwarzatal Das Schwarzatal ist ein beeindruckender Kultur- und Landschaftsraum mit großer Geschichte. Im 19./20. Jh. zog es Gäste aus ganz Europa hierher in die Sommerfrische. Die Idee des Kindergartens eroberte von hier aus die Welt, 1919 unterzeichnete Friedrich Ebert in Schwarzburg die Weimarer Verfassung. Heute ist das Tal eine problemreiche Region, geprägt von Abwanderung, Niedergang des Tourismus, Leerstand und kommunalem Klein-Klein. Einige Querdenker wollten sich mit dieser negativen Energie nicht abfinden und gründeten 2011 die Initiative Zukunftswerkstatt Schwarzatal. Mit tatkräftiger Unterstützung der LEADER-Aktionsgruppe Saalfeld-Rudolstadt wurden erste zukunftsweisende Aktivitäten angeschoben und teilweise realisiert. Auf dieser Grundlage bewarb sich die Initiative mit einem breiten Partner-Netzwerk mit der Projektidee Resilientes Schwarzatal im Rahmen des 1. IBA Projektaufrufes Zukunft StadtLand! 2014 bei der und wurde auf Empfehlung des IBA Fachbeirates durch die IBA als IBA Kandidat nominiert. Das Projekt vereint mehrere Einzelbausteine, getragen von unterschiedlichen regionalen Akteuren und begleitet von überregional ausstrahlenden Kommunikationsformaten. Gemeinsames Anliegen ist es, die Region durch Entwicklung vorhandener Potenziale und Integration neuer Ansätze langfristig zu stärken. Resilienz in diesem Sinne ist eng verbunden mit Demokratie: Eine Region kann nur resilient werden, wenn viele Bürger daran mitwirken. Vernetzung unterschiedlicher Akteure sowie niedrigschwellige Beteiligungsformate sind dafür Voraussetzung. Bildung: Wichtig ist das Bewusstmachen eigener Potentiale, Pflege traditionellen Wissens, die Ertüchtigung zu Ressourcen schonenden Lebensstilen. Neue Stadt-Land-Beziehungen: Resilienz ist nicht durch Autarkie erreichbar. Wichtig sind Vernetzungen zwischen Stadt und Land. Gemeingutorientierung: Gemeinschaftliche Pflege und Nutzung regionaler Ressourcen machen unabhängiger von neoliberalen Zwängen und globalen Entwicklungen. Ziel ist es, bis zur IBA Werkschau 2019 und spätestens zum IBA Finale 2023 eine Reihe miteinander vernetzter Stationen zu etablieren, die Aspekte der IBA Programmatik anschaulich machen (Stadt-Land-Beziehung, Kulturlandschaftsentwicklung, Baukultur, regionale Wertschöpfung und Demokratie). 1.5 Schloss Schwarzburg Das historisch bedeutsame Schloss Schwarzburg, das auf einem von Nordwesten in das Tal der Schwarza ragenden und zu drei Seiten hin steil abfallenden Bergrücken erbaut wurde, gehörte zum ehemaligen Stammhaus der Grafen und späteren Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt. Burg und Schloss sind 470 m lang, auf Felsen im Jahr 1123 gegründet und die heute noch sichtbaren Mauern sind aus dem 15. und 18. Jahrhundert. 1918 fiel das Schloss als Eigentum an das Land Thüringen. Jedoch erhielt die ehemalige Fürstenfamilie Seite 3/8

Wohnrecht auf der Schwarzburg. 1919 unterschrieb Reichspräsident Friedrich Ebert die Weimarer Verfassung in Schwarzburg. Schloss Schwarzburg war aber auch eng mit der Sommerfrische verbunden. Berühmte Gäste logierten zu jeder Zeit im Schwarzatal darunter Wilhelm von Humboldt, Johann Wolfgang Goethe und Friedrich Schiller sowie die jugendliche Königin Wilhelmina der Niederlande mit ihrer Mutter. Daraus lassen sich Zusammenhänge zum Thema Liberalismus im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt sowie der Geschichte des Parlamentarismus und Konstitutionalismus als Vorläufer der Demokratie ableiten. Das Schloss sollte 1940 zum Reichsgästehaus der Nationalsozialisten umgebaut werden. Die Nähe zur Autobahn und die geringe Entfernung zu Bayreuth und Nürnberg beides Orte, an denen Festspiele, Reichsparteitage und Inszenierungen nationalsozialistischer Macht stattfanden ließen es zur Unterbringung prominenter Gäste Adolf Hitlers besonders geeignet erscheinen. Brachiale Eingriffe wurden vorgenommen. Die kriegsbedingte Einstellung der Umbauarbeiten 1942 verhinderte die komplette Ausführung der Planungen. Seit dem ist das Schloss in einem rudimentären und ruinösen Zustand. Nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten gründete sich 1996 der Förderverein Schloss Schwarzburg e.v. mit dem Ziel, Schloss Schwarzburg zu erhalten, zu sichern und wiederzubeleben. Schloss Schwarzburg liegt in der Verantwortung der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG). Im Jahr 2012 wurden Sicherungsmaßnahmen vorgenommen und ein Wettbewerb für ein Nutzungskonzept durchgeführt. Derzeit wird die Möglichkeit eines Teilausbaus einer Raumeinheit für das Jahr 2019 untersucht. Ziel ist es, Schloss Schwarzburg in Teilbereichen für Bewohner und Gäste des Schwarzatals zugänglich und für unterschiedliche Veranstaltungsformate nutzbar zu machen. Das bevor stehende 100jährige Jubiläum der Unterzeichnung der Weimarer Verfassung und zugleich die Zerstörung des Schlosses durch die Nationalsozialisten verleiht dem Projekt eine besondere Aktualität. Beide Ereignisse sind von überregionaler Bedeutung und legen es nahe, das Demokratie-Thema in den Fokus zukunftsfähiger Initiativen zu rücken. 2. Ziel der Beauftragung Ziel der Beauftragung ist, ein Drehbuch für Schloss Schwarzburg als Denkort der Demokratie (Arbeitstitel) zu entwickeln. Mit dem Denkort für Demokratie (Arbeitstitel) soll ein Leuchtturmprojekt im Schwarztal entstehen, das die Einmaligkeit von Schloss und Ort Schwarzburg herausstellt, positive Energien in der Bevölkerung generiert, langfristige Partnerschaften erzeugt und über die Region hinaus ausstrahlt. Es ist ein Drehbuch zu erarbeiten, das in die fortschreitende Schlosssanierung, die in Verantwortung der STSG liegt, einfließt. Im Hinblick auf das 100jährige Jubiläum Bauhaus Weimar und Weimarer Verfassung / Topografie der Moderne sollen Teilbereiche des Schlosses für Seite 4/8

Einwohner und Gäste des Schwarzatals zugänglich sein. Zur IBA Werkschau 2019 (IBA Zwischenpräsentation) soll das Schloss zugänglich und im Zulauf auf diesen Termin, spätestens zum IBA Finale 2023, ein Austragungs- und Ausstellungsort zu Fragen der Demokratie und Selbstverantwortung einer ländlichen Region werden. Damit könnte auch ein größeres Kunst- und Kulturereignis verbunden werden. Das Schwarzatal als Kandidat der mit seinen Themen von Landschaft und Kommunikation, Demokratie und Selbstverantwortung, Baukultur und Regionalität kann sich zu einer Modellregion entwickeln und damit ein Vorbild für viele Regionen in Europa und weltweit sein. Das derzeitige Partner- und Kooperationsnetzwerk besteht aus mehreren Initiativen und Institutionen, wie z.b. dem Verein Zukunftswerkstatt Schwarzatal e.v., dem Förderverein Schloss Schwarzburg e.v., der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, dem Thüringer Landesmuseum Heidecksburg sowie der Partnerschaft für Demokratie aus Rudolstadt, dem Weimarer Republik e.v. und der LEADER-Aktionsgruppe Saalfeld-Rudolstadt. Bisher entstanden Projekte und Formate, wie die Thüringer Straße der Menschenrechte und Demokratie oder die Schwarzburger Gespräche. Darüber hinaus wurde in der Stadt Saalfeld unlängst im Rahmen des IBA Aufrufs Arrival Stadtland der IBA Kandidat Alte Kaserne Saalfeld nominiert. Am Stadtrand von Saalfeld soll in einem Quartier mit überdurchschnittlich hohem Migrationsanteil erste Strukturen für eine aktive und gewerbliche Nutzung aufgebaut werden, die bis in das Schwarzatal hineinstrahlt. 3. Leistungsbeschreibung Eine zukunftsfähige Entwicklung, die Potentiale nutzt und den gesellschaftlichen Wandel gestaltet, braucht neue Lösungsansätze. Hier setzt das Projektvorhaben an, in dem ein unterstützendes Beteiligungsformat initiiert werden soll, das für mehr Teilhabe sowie für eine ermöglichende Demokratie sensibilisiert und das Demokratiebewusstsein bei den Bürger/innen steigert. Mithilfe zivilgesellschaftlicher Kräfte sind Ideen zu entwickeln und streitbar zu diskutieren, Netzwerke aufzubauen bzw. zu erweitern. Explizit gefordert ist eine enge Einbindung der wesentlichen Akteure vor Ort an der Entwicklung des Konzeptes und kein Reißbrettentwurf. Dies bedingt eine laufende Abstimmung zwischen, Förderverein, Landratsamt, politischen Vertreter der Kommunen und andere Initiativen während des Beteiligungsprozesses vor Ort. Das Drehbuch zur Entwicklung des Denkorts der Demokratie (Arbeitstitel) soll folgendem Aufbau folgen und die entsprechenden Aussagen enthalten: Seite 5/8

a) Konzept - Konzeption und Ausgestaltung konkreter Beteiligungs- und Diskursformate mit dem Ziel der Sensibilisierung für mehr Teilhabe und ermöglichende Demokratie sowie Steigerung des Demokratiebewusstseins - Herstellung des IBA Kontextes in der sog. IBA Baustelle Selbstverantwortungsland - Beschreibung der potenziellen Zielgruppen für den und deren Erwartungen an den Denkort der Demokratie (Arbeitstitel) b) Herstellung des Kontextes zum Ort Schloss Schwarzburg: - Expose zur inhaltlichen Ausrichtung des Schlosses als Denkort der Demokratie (Arbeitstitel); narrativer Ansatz) - Szenario zur Erschließung des Schloss Schwarzburg - Denkort der Demokratie (Arbeitstitel) mit Meilensteinen in den Jahren 2019 und 2023 (angestrebte Öffnung einer Raumeinheit von Schloss Schwarzburg 2019) - Entwicklung des Veranstaltungs- und Ausstellungsortes für Fragen der Demokratie und Selbstverantwortung - räumlich, inhaltlich, inszenatorisch - Ableitung konzeptioneller Ansätze einer lebendigen und nachhaltigen Nutzung des Schlosses Vorschlag für spezielle Veranstaltungsund Vermittlungsformate - Berücksichtigung einer behutsamen Innutzungnahme entsprechend der schrittweisen baulichen Sanierung des Schlosses - Betrachtung und Untersuchung zu Möglichkeiten der wirtschaftlichen Umsetzung der Konzepte sowie für dauerhafte Betreiberstrukturen - Darstellung der finanziellen Parameter: Kostenschätzung für die Umsetzung des Konzeptes, Aufzeigen von Möglichkeiten zur Einwerbung von Fördermitteln oder Darstellung anderer Finanzierungsformen, Berücksichtigung neuartiger Strukturen und Finanzierungswege im Sinne des Themenfeldes - Gewinnung von Partnern und Arbeit mit den potentiellen Stakeholdern Die geforderte Leistung ist in enger Abstimmung mit den Projektakteuren und partnern vor Ort zu entwickeln. 4. Angebotsvergleich 4.1 Verfahren Die Anbieter sind gebeten, in einem Kurzexposé (max. 2 DIN A4-Seiten) ihren inhaltlichen Zugang darzustellen und einen Vorschlag für die Arbeitsweise zu unterbreiten. Seite 6/8

Ebenfalls wird eine unverbindliche Vorstellung über den Arbeitsaufwand und das Honorar erwartet. Darüber hinaus soll optional im Sinne eines Ausblicks auf die spätere Umsetzung bzw. Umsetzungsbegleitung eine grobe, unverbindliche Aufwandsschätzung und ggf. Honorarvorstellung dargestellt werden. Die Bearbeiter und ihre Qualifikationen sind zu benennen. Bietergemeinschaften müssen einen gemeinsamen Ansprechpartner benennen. Weiterhin sollten die Anbieter bis zu drei Referenzbeispiele ähnlich gelagerter Arbeitsansätze beifügen bzw. darstellen. Anbieter müssen ihr Kurzexposé, eine unverbindliche Schätzung des Arbeitsaufwandes und Honorars sowie bis zu drei Referenzprojekte bis zum 03.11.2016 per e-mail unter ulrike.rothe@iba-thueringen.de einreichen. Aus diesen Angeboten wählt die etwa drei Bieter aus und lädt diese zu einem Bietergespräch ein. Hier erhalten sie die Gelegenheit, ihre Ansätze und Referenzen näher vorzustellen. Auf der Basis des Gespräches werden dann verbindliche Angebote abgefordert und schließlich ein Bieter beauftragt. 4.2 Eignungs- und Auswahlkriterien Eignung: Bis zu drei Referenzprojekte aus mindestens zwei Bereichen: Entwicklung von Betreiberkonzepten an Objekten in der Regionalentwicklung, Wirtschaft- und Tourismusförderung, im Kunst- und Kulturmanagement Qualifikation der Bearbeiter: Erfahrungen in den genannten Referenzprojekten Angebotskriterien: Preis (Geschätzter Arbeitsaufwand und Honorarvorstellung) Exposé - Schlüssigkeit und Zielführung der Methodik, Machbarkeit, Anschaulichkeit Vortrag und Gespräch - Klare und anregende Kommunikation in Wort und Bild 4.3 Rahmenbedingungen Folgende Parameter liegen einer Auftragserteilung zur Erstellung des Drehbuchs Schloss Schwarzburg - Denkort der Demokratie (Arbeitstitel) zugrunde: Die Werkleistung soll innerhalb eines Zeitraumes von 6 Monaten ab Beauftragung, spätestens jedoch zum 30.06.2017, abgeschlossen werden. Abhängig von den Finanzierungsvoraussetzungen und dem Angebotsumfang Seite 7/8

kann im Anschluss an die konzeptionelle Phase optional eine Umsetzungsbegleitung beauftragt werden. Eine nachträgliche Erhöhung des vereinbarten Auftragsvolumens aufgrund im Vorfeld nicht abschätzbarer Mehraufwände wird ausgeschlossen. 4.4 Veröffentlichung der Ergebnisse Die Ergebnisse der Drehbuchentwicklung dienen neben der Projekt- auch der Programmarbeit der. Sie sind Bestandteil der weiteren Qualifizierung des IBA Kandidaten und sollen als Grundlage für das Projektdossier zu einem möglichen Statuswechsel für die Teilmaßnahme zum IBA Projekt Schloss Schwarzburg Denkort der Demokratie (Arbeitstitel) genutzt werden. Weiterhin dienen sie der Fördermittel-Akquise u.a. im Rahmen des Projektaufrufes im Bundesprogramm National Projekte des Städtebaus 2017. Die Ergebnisse oder Teile davon werden auf der Internetseite der und in Druckform veröffentlicht. Die GmbH erhält die ausschließlichen, unbeschränkten und übertragbaren Nutzungsrechte an Wort und Bild. ANLAGE (pdf) Anlage 1_IBA Programmpapier STADTLAND Thüringen Anlage 2_IBA Kandidat Resilientes Schwarzatal Anlage 3_AGB der Seite 8/8