Prävention aus ökonomischer Perspektive Marc Suhrcke University of East Anglia (Norwich) CEDAR (Cambridge) m.suhrcke@uea.ac.uk Hannover, 25/03/2009
1. Warum Prävention? Warum Ökonomie? 2. Ist Prävention ökonomisch sinnvoll? 3. Schlussfolgerung
Zu niedrige Priorität gemessen an Ausgaben... Ausgaben für Prävention & Public Health in % der 7 gesamten Gesundheitsausgaben (2004) 5.8 6 5 4 3 2 1 4.9 3.9 3.7 2.9 2.7 2.2 2.2 2.0 2.0 1.9 1.8 1.7 1.4 1.2 1.2 0.6 0.5 % of total health expenditures 0 Canada Netherlands Finland United States France Mexico Portugal Switzerland Austria Czech Republic Norway Korea Poland Spain Iceland Luxembourg Italy Denmark Source: OECD Health Data (2006)
und Forschung! Ausgaben für Gesundheitsforschung in GB (in %) (2006)
2. Ist Prävention ökonomisch sinnvoll?
Weitverbreitete Missverständnisse zur Ökonomie der Prävention Prävention ist kostensparend
Lithuania Latvia Malta xembourg Austria Finland Denmark Italy Belgium France Greece Ireland Spain Portugal Czech R. Slovenia Cyprus Estonia Hungary Slovakia Poland pro-kopf 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 Gesundheitsausgaben für KVK (2003) % der Gesundheits 20 ausgaben 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Germany UK Sweden etherlands
Spart eine gesunde Bevölkerung wirklich Gesundheitsausgaben? Lebens- erwartung mit 20 Erwartete Gesundheits- ausgaben über verblei- bende Lebenszeit ab 20 Source: van Baal et al 2008 Gesunder Lebensstil Übergewicht Raucher 64.4 59.9 57.4 281,000 250,000 220,000
Weitverbreitete Missverständnisse zur Ökonomie der Prävention Prävention ist kostensparend Vorbeugen ist billiger als heilen
Was bestimmt die ökonomische Sinnhaftigkeit der Prävention? 1. Ein ökonomisches Problem: die ökonomischen Kosten vermeidbarer Krankheiten 2. Rechtfertigung der Rolle des Staates: Marktversagen 3. Es gibt evidenz-basierte Interventionen: Kosten-Effektivit Effektivität
Welche ökonomische Kosten sind relevant? Gesundheitsausgaben? Produktivitätskosten tskosten? (mikro- & makroökonomisch konomisch) Wohlfahrtskosten
Der Wohlfahrtsnutzen verbunden mit dem Anstieg der Lebenserwartung von 1970 2003 (in % des BIP) Source: Suhrcke et al. 2008 Austria 33% Finland 32% France 30% Greece 29% Ireland 34% Netherlands 30% Norway 31% Spain 29% Sweden 29% Switzerland 30% Turkey 38% United Kingdom 31%
Eine Beispielrechnung für Deutschland
Risikofaktor Erwarteter ökonomischer Nutzen der Prävention in Deutschland Zurechenbare Sterblichkeit (2002) Pro-Kopf Nutzen einer 25% Verringerung Rauchen 61548 950,- Hoher Blutdruck 39780 594,- Hoher Cholesterolwert 29124 428,- Hoher BMI 25556 374,- Alkohol 16845 243,- Mangelnde Bewegung 13749 198,- Niedriger Obst- und Gemüsekonsum Source: Suhrcke, Urban, Iburg et al. (2007) 10603 152,-
Eine Beispielrechnung für GB
Source: Lister et al. 2006 Die Kosten durch Prävention vermeidbarer Krankheiten (GB)
Eine Beispielrechnung für die USA
Zusätzliche Pro-Kopf Kosten verbunden mit Adipositas, Alterung, Rauchen & Alkohol (USA, 1998) Rauchen Adipositas Exzess. Alkohol Source: Sturm (2002) Source: Sturm (2002)
Was bestimmt die ökonomische Sinnhaftigkeit der Prävention? 1. Ein ökonomisches Problem: die ökonomischen Kosten vermeidbarer Krankheiten 2. Rechtfertigung der Rolle des Staates: Marktversagen 3. Es gibt evidenz-basierte Interventionen: Kosten-effektivit effektivität
If people want to be fat, smell like ashtrays and die early, let them. The Economist, 9/11/2006 The state has no business with your plate Financial Times, 3/09/2006 Intercontinental health nannying The Economist, 6/03/2003 on WHO s Framework Convention on Tobacco
Marktversagen bei nichtansteckenden Krankheiten? Externe Kosten Unzureichende Information Kurzsichtigkeit, Irrationalität Zeit-inkonsistente Präferenzen / Internalitäten
Kosten des Rauchens für einen 24 Jahre alten Raucher in den USA (in US$) Private Kosten Quasi- externe Kosten Externe Kosten ø Kosten pro Raucher Kosten pro Packung 141,181 32.78 23,407 5.44 6,201 1.44 Source: Sloan et al 2004
Was bestimmt die ökonomische Sinnhaftigkeit der Prävention? 1. Ein ökonomisches Problem: die ökonomischen Kosten vermeidbarer Krankheiten 2. Rechtfertigung der Rolle des Staates: Marktversagen 3. Es gibt evidenz-basierte Interventionen: Kosten-effektivit effektivität
Ökonomische Evidenz zur Prävention wächst! Anzahl der Studien: Source: McDaid & Needle 2007
Systematischer Review: Ökonomische Evaluierung der Primärpr rprävention von KVK Phase I: n=195 Welche Art von Studien existieren? Phase II: n=35 (Ernährung, Gewichtsmanagement, Bewegung) Welche methodischen Probleme mit Relevanz für r Prävention i.a.?.? Source: Schwappach/Boluarte/Suhrcke 2007
Interventionen nach Präventionskategorie 180 170 160 140 No. of studies 120 100 80 60 40 20 20 5 0 Clinical prevention Health promotion Screening Source: Schwappach/Boluarte/Suhrcke 2007
Interventionsziele der Studien % of studies 1. Dyslipidemia 31% 2. Rauchen 22% 3. Hoher Blutdruck 13% 4. Hohes Blutzuckerniveau 7% 5. Ernaehrung 7% 6. Adipositas 6% 7. Mangelnde Bewegung 3% 8. Atrial fibrillation 2% 9. Verschiedenes 11% Source: Schwappach/Boluarte/Suhrcke 2007
Alter der Zielgruppe der Intervention Source: Schwappach/Boluarte/Suhrcke 2007
Herausforderungen der ökonomischen Evaluierung von Prävention 1) Messung der Effektivität der Intervention 2) Messung und Bewertung der outcomes 3) Berücksichtigung von Verteilungseffekten ( equity ) 4) Identifizierung intersektoreller Kosten und Folgen
3. Schlussfolgerungen
Ökonomie, richtig interpretiert, ist vielleicht garnicht so unmoralisch! Hoher erwarteter ökonomischer Nutzen von mehr und besserer Prävention Rechtfertigung staatlichen Handelns (aus reiner Effizienzperspektive) ) in einigen Bereichen Evidenz der best buys ist unvollständig ndig aber ansteigend
Mehr Investition in v.a. nicht-klinische Präventionsforschung ist ökonomisch sinnvoll Mehr und bessere Evaluierung der Effektivität is zentraler Bestandteil jeder ökonomischen Evaluierung! Über RCTs hinaus! Angenommen wir kennen die best buys der Prävention vention, wissen wir denn, wie Prävention optimal institutionalisiert werden sollte?