Qualitätskriterien digitaler Bilder im Langzeitarchiv! KOST Veranstaltung in Bern vom Dr. Peter Fornaro

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Transkript:

Qualitätskriterien digitaler Bilder im Langzeitarchiv! KOST Veranstaltung in Bern vom 11. 11. 2009 Dr. Peter Fornaro

Workflow Aufnahme Nachbearbeitung Archivierung Das Archivieren beginnt bei der Aufnahme!

Aufnahme Technische Qualität Optik, Mechanik, Sensor, Elektronik Handwerkliche Qualität Bildschärfe, Verwackeln, Belichtung, Shading, Weisspunkt, Farbreferenzen Aufnahmegerät kennen und mit Checklisten arbeiten Regelmässig Qualität prüfen

Aufnahme Sensor - Bildgrösse = Pixelzahl in x und y (xx Megapixel) => Datenkompression Visuelle Beurteilung notwendig! - Quantisierung 8bit, 10bit, 16bit => Datenkompression 16 Bit ist bei Durchsichtsvorlagen zwingend nötig (Belichtungstoleranz) - Dynamik (Kontrastumfang) Bei gleicher Pixelzahl sind grossflächige Sensoren vorzuziehen (mm x mm), 20 MPixel! 20 MPixel

Datenkompression Scanning = Datenkompression?

Datenkompression 1MByte 512KByte 64KByte

Quantisierung Digitale Daten bestehen immer aus diskreten Werten! Bei einem Sensor sind dies die ortsaufgelösten Pixel und das intesitätsaufgelöste Helligkeitssignal. Unter der Auflösung der Quantisierung versteht man die Feinheit der Abstufung der Helligkeiten. 20 Helligkeitsstufen => Stufen sichtbar 500 Helligkeitsstufen => Stufen unsichtbar

Quantisierung Je nach Grösse des Farbraumes (Gamut) sind 8 bit Quantiseirung so grob abgestuft, dass bei der nachträglichen Bearbeitung (z. B. Tonwertkorrektur) Helligkeitsstufen sichtbar werden.

Farbraum Farbe im wird im Digitalen nur durch Zahlen definiert => (R, G, B) Der Farbraum gibt den Zahlen eine physikalische Bedeutung Für Archivzwecke ist ein Standard-Farbraum zu verwenden

Farbraum

Primary / Gamut Primaries: Grundfarben die durch Mischung weitere Farben definieren Gamut: Menge aller mischbaren Farben: Dreieck im CIE XYZ Farbraum 3D Volumen im Farbraum

Color-Match srgb Premium Wide Gamut ProPhoto

8bit mit kleinen Farbräumen 256 Stufen 256 Stufen 256 Stufen 23

8bit bei grossen Farbräumen 256 Stufen 256 Stufen 256 Stufen 24

16bit mit grossen Farbräumen 65536 Stufen 65536 Stufen 65536 Stufen 25

8bit / 16bit

Bearbeitung Umwandeln des Bildes in ein archivtaugliches Format: - Kontrolle der Dateinamen - Umwandeln des Farbraumes - Umwandeln in archivtaugliches Dateiformat

Dateiformat PNG GIF BMP JPEG J2K PSD TIF AMI APX BRK BW CAL CBM CUT EXR ICO IFF XBM...

Dateiformate Bildcontainer - Kompression / ohne Kompression / beides - Farbraum - Art der Kompression (verlustlos, verlustbehaftet) - Bittiefe - Kanäle Metadaten - EXIF, IPTC, XMP,...

Dateiformat RAW (NEF, STI, CR2, DNG) Speicherung der effektiven Sensordaten plus technische Metadaten der Aufnahmekamera Keine Farbinformation gerechnet! Gute Basis zur weiteren Bearbeitung Bezüglich Handling nicht geeignet als Archivformat

TIFF

DNG Bayermatrix

DNG

Dateiformat TIFF (Tagged Image File Format) - Mehrkanaliges Pixelbild (H, RGB, Lab, CMYK, Ebenen, Alphakanäle, RAW ähnlich DNG) - Metadaten im Header => IPTC, EXIF, CMM, GPS, XMP,... und Custom- Tags! - Unkomprimiert, verlustlos,verlustbehaftet (JPEG!) Richtig angewendet ein gutes Archiv-Format Standard-Farbraum Metadaten integrieren evtl. LZW Kompression Hat grosse Dateien zur Folge

Datenkompression Redundanzreduktion Verlustlos, Original ist mathematisch vollständig rekonstruierbar, Maximierung des Informationsgehaltes Irrelevanzreduktion Verlustbehaftet, Orginial ist nicht mehr vollständig rekonstruierbar, Verlust ist subjektiv

Kompression Möglich ist: Entfernen von Redundanz zur Erhöhung des Informationsgehaltes Einführen von nicht wahrnehmbaren Verlusten Einführen von wahrnehmbaren Verlusten Ich kann diesen Text noch lesen! Problem: Rechenaufwand (J2K) Fehleranfälligkeit (JPEG) Als Folge: Informationsverlust

Verlustlose Kompression Andere Darstellungsform Lauflängenkodierung (verlustlos) Text: aaaabbbaaccccccbbbbbbaaa Code:4a3b2a6c6b3a Grafik: Code: 8

Statistischen Kodierung Code 1:" " A " " B " " C " " D " " E... " " " 00001 " 00010 " 00011 " 00100 " 00101... Kodierung von ABRACADABRA: 0000100010100100000100011000010010000001000101001000001 Code 2:" " A " B " C " D " E... " " " 0 " 1 " 01 " 10 " 11 Kodierung: 0 1 01 0 10 0 11 0 1 01 0

Statistischen Kodierung Problem: Code 2 kann nur eindeutig dekodiert werden, wenn Zeichenbegrenzer mitgespeichert werden -> Vergrösserung der Datenmenge Idee: Keine Kodierung eines Zeichens darf mit dem Anfang der Kodierung eines anderen Zeichens übereinstimmen. D.h. kein Code ist Päfix eines andern Code

Statistischen Kodierung Code 3:" A 11!!! B 00!!! R 011!!! C 010!!! D 10 Kodierter Text: 1100011110101110110001111! Huffman Code!!

Huffman Code Ermitteln der Wahrscheinlichkeit der auftretenden Zeichen Ermittelt die Kodierung mit minimaler Anzahl benötigter Bits Aufbau eines binären Baumes Optimaler Kompressionsgrad

Verlustbehaftete Kompression Sinnvoll nur für bestimmte Datenarten - Bilder - Video - Audio Physiologie der Sinnesorgan wird ausgenutzt

Betrachtungsräume Wir können die bisherigen Kompressionsarten auch als unterschiedliche Betrachtungsweisen auffassen Jede Art der Repräsentation kann als Raum verstanden werden Unterschiedliche Räume erlauben unterschiedliche Manipulationen und Kompressionen der Daten!

Farbraum Angepasste Wahl des Darstellungsraumes an den Menschen steigert Informationsgehalt - - Kamera => Technisch bedingt RGB Mensch => Wahrnehmung: Helligkeit, Farbton und Farbsättigung => HSV

Beispiel JPEG Gleiches Bild aber weniger Daten

Original, RGB Lab, Farbkanal unscharf => Kompression Lab, Helligkeit unscharf => Kompression

JPEG Die Farbabweichungssignale Cb und Cr werden in reduzierter Auflösung gespeichert. Dazu werden sie tiefpassgefiltert und unterabgetastet. Verfahren => YCbCr 4:2:0

JPEG Jede Komponente (Y, Cb und Cr) des Bildes wird in 8!8-Blöcke eingeteilt Zweidimensionale diskrete Kosinustransformation (DCT) - Wir zerlegen das Bild also in Frequenzbänder! - Die DCT ist verlustfrei, die Daten werden nicht komprimiert sondern nur in eine andere Form gebracht!

Frequenzen in Bildern

Frequenzen in Bildern

Visualisierung DCT Kompressionsidee: Hohe Frequenzen kleinerer Amplitude können vernachlässigt werden!

Probleme mit Pixelblöcken

Kompressionsartefakte unkomprimiert 50% Qualität 320*228 Pixel, 62 kb 320*228 Pixel, 12 kb

Kompressionsartefakte 20% Qualität 320*228 Pixel, 9,3 kb

J2K Das Format JPEG 2000 bietet gegenüber JPEG einige Vorteile: Bessere Komprimierungsrate ROI = Region of Interest Raum für Metadaten Vorgeschriebener inkrementeller, d.!h. schrittweiser Bildaufbau ohne Neuberechnungen möglich. JPEG 2000 unterstützt Transparenz (Alpha-Kanäle). Offener Standard Weite Verbreitung wahrscheinlich => Kinowelt, Archive, professionelle Fotografie

Zusammenfassung Aufnahme - Auflösung / Dynamik => So viel wie nötig, so wenig wie möglich! - Regelmässige Kontrolle der Geräte - Auf richtige Belichtung achten Bearbeitung - Eineindeutige Namen vergeben - Standards einhalten (Farbe, Dateiformat, Metadaten) - Nur verlustbehaftete Kompression nach visueller Beurteilung einsetzten Archiv - MD5 Prüfsumme o.ä. zur späteren Kontrolle erstellen