Die Wachstumskontroverse im historischen Rückblick und aktuelle Schlussfolgerungen

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Transkript:

Die kontroverse im historischen Rückblick und aktuelle Schlussfolgerungen Reinhard Steurer BOKU - University of Natural Resources and Applied Life Sciences, Vienna www persönlich: http://www.wiso.boku.ac.at/13020.html?&l=1 Orientierung Die Idee Wirtschaftswachstum faktoren Gründe für die Popularität von Wirtschaftswachstum euphorie bis 1970 kritik seit den 1970er Jahren Soziale kritik Ökologische kritik Qualitatives Wachstum Nachhaltige Entwicklung Schlussfolgerungen und Ausblick 1

Die Idee Wirtschaftswachstum ist eine der wichtigsten Ideen moderner Gesellschaften (vergleichbar mit Marktwirtschaft, Demokratie, Menschenrechte) bezieht sich auf den Geldwert aller in einem Land produzierten Güter und Dienstleistungen (BIP, BSP) impliziert bislang steigenden Verbrauch natürlicher Ressourcen, ist aber nicht mit physischem Wachstum gleichzusetzen faktoren, also Faktoren die Wachstum ermöglichen: Boden (in agrarischen Gesellschaften) bzw. natürliche Ressourcen (spät erkannt!) Kapital bzw. Kapitalakkumulation Arbeit Humankapital (Bildung, Qualifikationen, Erfahrungen) Technischer Fortschritt und erklärende Faktoren (F&E) Warum ist Wachstum so populär? Beschäftigung wird geschaffen Effizienzsteigerungen haben bei konstantem BIP ein Steigen der Arbeitslosigkeit zur Folge Materieller Wohlstand nimmt zu Mehr Güter- & Dienstleistungs-Werte werden pro Kopf produziert und konsumiert Karrierechancen Neue Chancen statt Verdrängungswettbewerb Steuereinnahmen steigen bei konstanten Steuersätzen Wegen höherer Wertschöpfung, kalter Progression etc. Sozialausgaben und Einkommensumverteilung leichter finanzierbar Statt Kuchen neu verteilen werden neue Kuchenstücke neu verteilt Europäische Sozialstaaten waren va. wegen Wirtschaftswachstum möglich Politisch-militärische Macht Kalter Krieg bzw. Ost-West Konflikt va. durch Wirtschaftskraft und dadurch mögliche Rüstungsausgaben geprägt Weltpolitische Dominanz der wirtschaftlich wichtigsten Regionen (USA, Europa, China) 2

euphorie bis Ende 1960er Nach Wiederaufbau-Jahren folgte zwischen 1950-1970 die Ära des Wirtschafts- bzw. wunders (Deutschland), gekennzeichnet durch Hohe raten, steigende Beschäftigung, niedere Inflation Growth as the normal condition allerdings relativ neues Phänomen Rezession kaum vorstellbar Zunehmend Kritik an Wachstum Umweltprobleme: Smog, Chemieunfälle, Buch Silent Spring Computersimulation Beginn von mittlerweile 40 Jahren kontroverse Rezession um 1973: Ende des Wirtschaftswunders und Dämpfer für kontroverse: Ölkrise: Preis/Barrel stieg 1973 von 3 auf 5 US $, 1974 auf 12 $ (Embargo, keine tatsächliche Verknappung!) Stagnation und hohe Inflation Orientierung Die Idee Wirtschaftswachstum faktoren Gründe für die Popularität von Wirtschaftswachstum euphorie bis 1970 kritik seit den 1970er Jahren Soziale kritik Ökologische kritik Qualitatives Wachstum Nachhaltige Entwicklung Schlussfolgerungen und Ausblick 3

Soziale kritik: Diagnosen & Lösung Konservative Fortschrittskritik (Mishan) Wertekritik (Niedergang von Bräuchen, Sitten, Mythen, Religionen) Entwertung sozialer Beziehungen (va. Familien) und steigende Kriminalität Fortschritts- und Technikpessimismus ( früher war alles besser ) Soziale (Hirsch) Wohlbefinden ist von psycho-sozialen Verhältnissen abhängig und steigt nicht mit materiellem Wachstum Nutzen von Gütern kann wegen Summierungsproblem sogar sinken: Staus, überfüllte Urlaubsorte, Verbreitung von Statussymbolen etc. Wachstum bringt Wettbewerb ohne zusätzlichen Nutzen ( keeping up with the Jonses ) Postmaterialismus (Kohr, Schumacher) Das Ende der Großen (Kohr) und Small is Beautiful (Schumacher) Lösung: Fortschritts- und/oder -Stopp, Besinnung auf soziale und psychische Wellbeing-Faktoren Orientierung Die Idee Wirtschaftswachstum faktoren Gründe für die Popularität von Wirtschaftswachstum euphorie bis 1970 kritik seit den 1970er Jahren Soziale kritik Ökologische kritik Qualitatives Wachstum Nachhaltige Entwicklung Schlussfolgerungen und Ausblick 4

(Forrester, Meadows) Computersimulation: verschiedenen Szenarien - eine Botschaft: Weiteres Wirtschaftswachstum führt zu sicherem Kollaps wegen Ressourcenknappheit oder Umweltverschmutzung Standardlauf 2000 5

(Forrester, Meadows) Computersimulation mit verschiedenen Szenarien und einer Botschaft Weiteres Wirtschaftswachstum führt zu sicherem Kollaps wegen Ressourcenknappheit oder Umweltverschmutzung Lösung: Gleichgewichtszustand durch "Eine bewusst vorgenommene beschränkung wird schwierig sein, aber sie ist nicht unmöglich." Stabile Weltbevölkerung Fazit Entzauberte goldenes Kalb - thematisierte Umweltfaktoren Stärkte Umweltpolitik & Ressoucreneffizienz - Undifferenziertes Computermodell mit versteckten subjektiven Annahmen & Schwächen, ergo: Selbstbestätigung bzw. Garbage in, garbage out - Beispiel: modellierte Industrieproduktion/Ressourcenverbrauch und machte Aussagen zu Wirtschaftswachstum (Entkopplung kaum berücksichtigt) Orientierung Die Idee Wirtschaftswachstum faktoren Gründe für die Popularität von Wirtschaftswachstum euphorie bis 1970 kritik seit den 1970er Jahren Soziale kritik Ökologische kritik Qualitatives Wachstum Nachhaltige Entwicklung Schlussfolgerungen und Ausblick 6

Qualitatives Wachstum (& nachhaltige Entwicklung) Nicht quantitative zahlen, sondern die Qualität des sind relevant Ziele, z.b. laut "Brundtland-Bericht (1987): "Belebung des " auf 3-4% in Industrie- und auf gut 5% in Entwicklungsländern; Veränderung der qualität, d.h. Entkopplung zwischen Wachstum und Naturverbrauch Fazit Fehler von z.t. korrigiert (kein Weltmodell, BIP als monetäre Größe interpretiert, erneuerbare Ressourcen berücksichtigt) Rebound Effekt: Effizienzsteigerungen werden durch höhere Nachfrage kompensiert (zumindest bislang) Orientierung Die Idee Wirtschaftswachstum faktoren Gründe für die Popularität von Wirtschaftswachstum euphorie bis 1970 kritik seit den 1970er Jahren Soziale kritik Ökologische kritik & Qualitatives Wachstum Nachhaltige Entwicklung Schlussfolgerungen und Ausblick 7

Von zur 1950/60er 1970/80er 1990er Jahren Von zur 1950/60er 1970/80er 1990er Jahren (leicht modifiziertes) quantitatives paradigma schwache 8

Von zur 1950/60er 1970/80er 1990er Jahren (leicht modifiziertes) quantitatives paradigma schwache Qualitatives Wachstum ausgewogene Von zur Kontinuität der Paradigmen hinsichtlich 1950/60er 1970/80er 1990er Jahren Weltbild Zielbeziehung Akteure (leicht modifiziertes) quantitatives paradigma schwache Qualitatives Wachstum ausgewogene 9

Kontinuität der kontroverse Kontinuität der Paradigmen hinsichtlich 1950/60er 1970/80er 1990er Jahren Weltbild Zielbeziehung Akteure (leicht modifiziertes) quantitatives paradigma schwache optimismus Zielharmonie zwischen Wirtschaft & Umwelt Neoklass. Ökonomie; neoliberale Politik; Wirtschaft Qualitatives Wachstum ausgewogene Kontinuität der kontroverse Kontinuität der Paradigmen hinsichtlich 1950/60er 1970/80er 1990er Jahren Weltbild Zielbeziehung Akteure (leicht modifiziertes) quantitatives paradigma schwache optimismus Zielharmonie zwischen Wirtschaft & Umwelt Neoklass. Ökonomie; neoliberale Realpolitik; Wirtschaft pessimismus Zielkonflikt Ökol. Ökonomie, Naturwissenschafter, z.t. Grüne in Opposition Qualitatives Wachstum ausgewogene 10

Kontinuität der kontroverse Kontinuität der Paradigmen hinsichtlich 1950/60er 1970/80er 1990er Jahren Weltbild Zielbeziehung Akteure (leicht modifiziertes) quantitatives paradigma schwache optimismus Zielharmonie zwischen Wirtschaft & Umwelt Neoklass. Ökonomie; neoliberale Realpolitik; Wirtschaft pessimismus Zielkonflikt Ökol. Ökonomie, Naturwissenschafter, Grüne in Opposition ( Small is beautiful ) Qualitatives Wachstum ausgewogene Qualitative Wende optimierung Brundtland- Kommission, Regierungsrhetorik Orientierung Die Idee Wirtschaftswachstum faktoren Gründe für die Popularität von Wirtschaftswachstum euphorie bis 1970 kritik seit den 1970er Jahren Soziale kritik Ökologische kritik & Qualitatives Wachstum Nachhaltige Entwicklung Schlussfolgerungen und Ausblick 11

Schlussfolgerungen Grobe Argumentationslinien seit den 1970er Jahren unverändert more of the same ; Natürliche gibt es, aber Grenzen sind materiell/physisch und Wirtschaftswachstum ist eine monetäre Größe, die mittels Politik und Technik davon stärker entkoppelt werden kann (Faktor 4, Faktor 10) Problem seit 40 Jahren: Unschärfe der Diskussion in diesem Punkt und Fortschreibung bekannter Trends! ABER: Extrapolationen von Trends sind wegen unvorhersehbaren Ereignissen problematisch: Malthus warnte vor Nahrungsmittelknappheit bevor die Grüne Revolution eintrat Jevons warnte vor Kohleknappheit bevor Erdöl genutzt wurde Warnungen zu Kautschuk-Knappheit bevor künstlicher Ersatz entwickelt wurde Entkopplung möglich? Bei einem Ölpreis von US $ 140/Barrel eher als bisher Optimistische und -pessimistische Weltbilder bestimmen die kontroverse --- Glaubensfrage, die mit wissenschaftlichen Methoden nicht entschieden werden kann; Aus sozialwissenschaftlicher Sicht relevant: Reformfähigkeit von Gesellschaft und Politik im Umgang mit grenzen: Entkopplung durch Faktor X jedenfalls notwendig aber eventuell nicht hinreichend Schrumpfung allein ist nicht die Lösung aber eventuell notwendige Option Spekulativer Ausblick Idee Wirtschaftswachstum wird in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wichtig bleiben - wenn Schrumpfung, dann unfreiwillig Volkswirtschaften UND politische Systeme sind von Wirtschaftswachstum abhängig (Flugzeug versus Helikopter!) "Wachstum ist nicht [mehr] alles, aber ohne Wachstum ist alles nichts Politischer konsens der Zukunft: Unsicherheiten sprechen für no-regret Politik der Entkopplung; Entkopplung (z.b. um Faktor 10) ist schwierig, aber politisch realistischer als freiwillige Schrumpfung; Entscheidende Frage: Wie Übergang zu erneuerbaren Energien politisch schaffen? kontroverse in Zukunft: wird unverändert mehr Hitze als Licht produzieren, d.h. Kontrahenten werden oft aneinander vorbei diskutieren 12

Vielen Dank! Reinhard Steurer (2002): Der dirkurs in Wissenschaft und Politik. Berlin: Verlag für Wissenschaft und Forschung (515 Seiten). reinhard.steurer@boku.ac.at Institute of Forest, Environmental and Natural Resource Policy BOKU - University of Natural Resources and Applied Life Sciences, Vienna www persönlich: http://www.wiso.boku.ac.at/13020.html?&l=1 13