13. Wahlperiode Warum hat die Landesregierung die Sprachgrenze Französisch Englisch mitten durch den Landkreis Karlsruhe gezogen?

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Transkript:

13. Wahlperiode 11. 12. 2001 Kleine Anfrage des Abg. Peter Wintruff SPD und Antwort des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Französisch an Grundschulen im Landkreis Karlsruhe Kleine Anfrage Ich frage die Landesregierung: 1. Warum hat die Landesregierung die Sprachgrenze Französisch Englisch mitten durch den Landkreis Karlsruhe gezogen? 2. Wie werden im Einzelnen für die 13 Kommunen (von 32) des Landkreises Karlsruhe die Anschlussmöglichkeiten in den weiterführenden Schulen sichergestellt? 3. Warum wurden im Landkreis die Gemeinden Philippsburg und Oberhausen-Rheinhausen, die noch direkt am Rhein liegen, vom Französisch ausgenommen? 4. Welche Grundschulen im Landkreis Karlsruhe hatten bisher Erfahrung mit dem Angebot Lerne die Sprache des Nachbarn und wie wurde es bewertet? 5. Mit welchen Argumenten würde die Landesregierung protestierende Eltern zu überzeugen versuchen, die von der Einführung der Fremdsprache Französisch nicht begeistert sind? 6. Ist sie bereit, in einer breit angelegten Aufklärungskampagne ihre Argumente bei den betroffenen Eltern und Lehrern darzulegen? 7. Ist die Landesregierung bereit, nach der Modellphase, unter Einbeziehung der Ergebnisse wissenschaftlicher Begleitung und dem Ziel einer höheren Akzeptanz bei den Eltern, Korrekturen des Konzepts insbesondere hinsichtlich der vorgesehenen Benotung des Fremdsprachenunterrichts ab Klasse 3 vorzunehmen? 11. 12. 2001 Wintruff SPD Eingegangen: 11. 12. 2001 / Ausgegeben: 21. 01. 2002 1

Antwort Mit Schreiben vom 7. Januar 2002 Nr. 42 6521.12 Fremd/361 beantwortet das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport die Kleine Anfrage wie folgt: 1. Warum hat die Landesregierung die Sprachgrenze Französisch-Englisch mitten durch den Landkreis Karlsruhe gezogen? Die Landesregierung misst der Ergebnisorientierung des Fremdsprachenunterrichts in der Grundschule und der Sicherstellung der Anschlussmöglichkeiten in den weiterführenden Schularten hohe Bedeutung zu. Die Anschlussmöglichkeit ist ein wesentliches Element des neuen Konzepts. In diesen Punkten unterscheidet sich die baden-württembergische Fremdsprachenkonzeption für die Grundschule von der bisherigen Praxis im Lande und von der anderer Bundesländer. Die Entscheidung für das frühe Fremdsprachenlernen bedeutet gleichzeitig eine Neuorientierung des Fremdsprachenunterrichts in allen weiterführenden Schularten. Mit dem Schuljahr 2007/2008 werden die weiterführenden Schulen landesweit auf der Fremdsprache der Grundschule aufbauen im Rahmen einer Gesamtkonzeption, die sowohl den Fremdsprachenunterricht in der Grundschule als auch den der weiterführenden Schulen umfassen wird. In den Pilotverbünden wird entsprechend zwei Jahre früher, zum Schuljahr 2005/2006, die Anschlussfähigkeit gewährleistet sein. Wie die Schülerströme der vergangenen Jahre zeigen, besuchen Schülerinnen und Schüler in Teilen des Landkreises Karlsruhe Gymnasien und Realschulen im Stadtkreis Karlsruhe, der ab dem Schuljahr 2007/08 generell Französisch als fortgeführtes Unterrichtsfach aus der Grundschule anbietet. Aus diesem Grund wurden 39 Grund- bzw. Grund- und Hauptschulen des Landkreises Karlsruhe für Französisch in der Grundschule vorgesehen. 2. Wie werden im Einzelnen für die 13 Kommunen (von 32) des Landkreises Karlsruhe die Anschlussmöglichkeiten in den weiterführenden Schulen sichergestellt? Nach vier Jahren Französisch haben die Kinder eine generelle Sprachlernkompetenz erworben und eine gute Basis für Fremdsprachen insgesamt. In der Hauptschule können die Kinder Französisch in einer dreistündigen AG fortsetzen und parallel mit Englisch beginnen. Die Realschülerinnen und Realschüler können über einen dreistündigen Brückenkurs in den Klassen 5 und 6 Französisch auch in Klasse 7 fortsetzen. Englisch gibt es ab Klasse 5. Gymnasiasten setzen Französisch fort und beginnen in der 5. Klasse mit der zweiten Fremdsprache, Englisch im Regelfall, in humanistischen Gymnasien Latein. Im Schuljahr 2007/08 sehen die Anschlussmöglichkeiten an Französisch in der Grundschule wie folgt aus: Hauptschule: Ab Klasse 5 wird auf der Grundlage eines Lehrplans eine dreistündige Arbeitsgemeinschaft Französisch angeboten, die an die Standards der Grundschulfremdsprache anschließt. Gleichzeitig beginnt in Klasse 5 Englisch als Pflichtfremdsprache. 2

Realschule: Die so genannten F1-Realschulen führen Französisch in Klasse 5 fort anknüpfend an die Standards der Grundschulfremdsprache und beginnen ab Klasse 7 mit Englisch. In den übrigen Realschulen wird auf der Grundlage eines Lehrplans in den Klassen 5 und 6 ein dreistündiger Brückenkurs Französisch angeboten, der an die Standards der Grundschule anschließt. Gleichzeitig beginnt in Klasse 5 Englisch als Pflichtfremdsprache. In Klasse 7 wird zusätzlich zu Englisch ein Wahlpflichtfach gewählt, Französisch oder Technik oder Mensch und Umwelt. Gymnasium: Im Gymnasium beginnt die 2. Pflichtfremdsprache in Klasse 5. Gymnasien mit 2. Fremdsprache Englisch: In Klasse 5 wird Französisch fortgeführt und mit Englisch begonnen. In Klasse 7 kommt zu den Fremdsprachen Französisch und Englisch entweder Latein oder eine andere Fremdsprache hinzu; wählt der Schüler das naturwissenschaftliche Profil, bleibt es bei den Sprachen Französisch und Englisch. Gymnasien mit 2. Fremdsprache Latein: In Klasse 5 wird Französisch fortgeführt und mit Latein begonnen. In Klasse 7 kommt Englisch dazu. Beim humanistischen Profil wird Französisch auf der Basis eines 6-jährigen Unterrichts beendet und Altgriechisch begonnen; beim naturwissenschaftlichen Profil wird Latein und Englisch weitergeführt. Mit der Grundschulfremdsprache Französisch geht eine Qualitätsverbesserung der in dieser Region befindlichen humanistischen Gymnasien einher: Wollen Schülerinnen und Schüler heute Altgriechisch lernen, müssen sie sich gegen Französisch, gegen die Sprache unseres Nachbarn entscheiden. Zugunsten der Europäisierung und des zusammenwachsenden Wirtschaftsraums Oberrhein werden sich Altgriechisch und Französisch zukünftig nicht mehr ausschließen. Die Anschlussmöglichkeiten in den weiterführenden Schulen werden in den Kommunen des Landkreises sichergestellt. Die Eltern werden von den Schulen wie von der Schulverwaltung über die Anschlussmöglichkeiten der einzelnen Schularten und Schulen beraten werden. In Einzelfällen kann es an der Grenzlinie zwischen Französisch- und Englischgebieten dazu kommen, dass die Wahl der Realschulen und Gymnasien eingeschränkt ist bzw. Vor-Ort-Lösungen gesucht werden müssen, z. B. Angebot von zusätzlichen Intensivkursen. 3. Warum wurden im Landkreis die Gemeinden Philippsburg und Oberhausen-Rheinhausen, die noch direkt am Rhein liegen, vom Französisch ausgenommen? Entscheidend für die Frage, an welchen Grundschulen Französisch angeboten wird, ist nicht die Lage am Rhein, sondern die Nähe zu Frankreich. 3

4. Welche Grundschulen im Landkreis Karlsruhe hatten bisher Erfahrung mit dem Angebot Lerne die Sprache des Nachbarn und wie wurde es bewertet? Folgende Grundschulen bzw. Grund- und Hauptschulen im Landkreis Karlsruhe haben bereits Erfahrung mit Lerne die Sprache des Nachbarn : Grundschulen, Grund- und Hauptschulen in Ettlingen: Pestalozzi-Grund- und Hauptschule Ettlingen, Schiller-Grund- und Hauptschule Ettlingen, Thiebaut-Grundschule Ettlingen, Geschwister Scholl- Grund- und Hauptschule Ettlingen, Erich-Kästner-Grundschule Ettlingen, Grundschule Oberweier, Ettlingen, Johann-Peter-Hebel-Grund- und Hauptschule Ettlingen, Hans-Thoma-Grund- und Hauptschule Ettlingen. Grundschulen, Grund- und Hauptschulen in Karlsbad: Grundschule Langensteinbach, Karlsbad. Grundschulen, Grund- und Hauptschulen in Linkenheim-Hochstetten: Grundschule Hochstetten, Linkenheim-Hochstetten, Grund- und Hauptschule Linken-heim, Linkenheim-Hochstetten. Grundschulen, Grund- und Hauptschulen in Malsch: Hans-Thoma-Grund- und Hauptschule Malsch, Johann-Peter-Hebel-Grundund Haupt-schule Malsch, Mahlberg-Grundschule Malsch. Grundschulen, Grund- und Hauptschulen in Marxzell: Carl-Benz-Grund- und Hauptschule Marxzell. Grundschulen, Grund- und Hauptschulen in Pfinztal: Grund- und Hauptschule Berghausen, Pfinztal, Grund- und Hauptschule Söllingen, Pfinztal, Grundschule Wöschbach, Pfinztal. Grundschulen, Grund- und Hauptschulen in Rheinstetten: Albert-Schweitzer-Grund- und Hauptschule Rheinstetten, Schwarzwald- Grund- und Hauptschule Rheinstetten, Joh.-Rupprecht-Grundschule Rheinstetten, Pestalozzi-Grundschule Rheinstetten, Rheinwelt-Grundschule Rheinstetten. Grundschulen, Grund- und Hauptschulen in Stutensee: Drais-Grundschule Stutensee-Staffort, Grund- und Hauptschule Friedrichstal, Stutensee, Pestalozzi-Grund- und Hauptschule Stutensee, Grund- und Hauptschule Spöck, Stutensee, Theodor-Heuss-Grundschule Stutensee-Büchig. Grundschulen, Grund- und Hauptschulen in Waldbronn: Anne-Frank-Grund- und Hauptschule Waldbronn-Busenbach, Wald-Grundschule Waldbronn-Etzenrot. Grundschulen, Grund- und Hauptschulen in Walzbachtal: Grund- und Hauptschule Jöhlingen, Walzbachtal. 4

Grundschulen, Grund- und Hauptschulen in Weingarten: Grundschule Weingarten. Grundschulen, Grund- und Hauptschulen in Bad Schönborn: Grund- und Hauptschule Langenbrücken, Bad Schönborn, Grund- und Hauptschule Mingolsheim, Bad Schönborn. Grundschulen, Grund- und Hauptschulen in Bretten: Grundschule Neibsheim, Bretten. Grundschulen, Grund- und Hauptschulen in Bruchsal: Joh.-Peter-Hebel-Grund- und Hauptschule Bruchsal, Konrad-Adenauer- Grund- und Hauptschule Bruchsal, Stirum-Grund- und Hauptschule Bruchsal, Grundschule Büchenau, Bruchsal, D.-Bonhoeffer-Grund- und Hauptschule Bruchsal-Heidelsheim, Grundschule Helmsheim, Bruchsal, Burgschule- Grund- und Hauptschule Bruchsal, Joss-Fritz-Grund- und Hauptschule Bruchsal. Grundschulen, Grund- und Hauptschulen in Gondelsheim: Kraichgau-Grund- und Hauptschule Gondelsheim. Grundschulen, Grund- und Hauptschulen in Hambrücken: Pfarrer-Graf-Grund- und Hauptschule Hambrücken. Grundschulen, Grund- und Hauptschulen in Karlsdorf-Neuthard: Schönborn-Grund- und Hauptschule Karlsdorf-Neuthard, Sebastian-Grundund Hauptschule Karlsdorf-Neuthard. Grundschulen, Grund- und Hauptschulen in Kronau: Grund- und Hauptschule Kronau. Grundschulen, Grund- und Hauptschulen in Oberderdingen: Stromberg-Grund- und Hauptschule Oberderdingen. Grundschulen, Grund- und Hauptschulen in Oberhausen-Rheinhausen: Grundschule Oberhausen, Oberhausen-Rheinhausen. Grundschulen, Grund- und Hauptschulen in Östringen: Silcher-Grund- und Hauptschule Östringen. Grundschulen, Grund- und Hauptschulen in Philippsburg: Fr.-Chr.-von-Hutten-Grund- und Hauptschule Philippsburg, Grund- und Hauptschule Rheinsheim, Philippsburg, Hier.-Nopp-Grund- und Hauptschule Philippsburg. Grundschulen, Grund- und Hauptschulen in Sulzfeld: Grund- und Hauptschule Sulzfeld. 5

Grundschulen, Grund- und Hauptschulen in Ubstadt-Weiher: Grundschule Stettfeld, Ubstadt-Weiher, Grund- und Hauptschule Ubstadt, Ubstadt-Weiher, Grundschule Weiher, Ubstadt-Weiher, Grundschule Zeutern, Ubstadt-Weiher. Grundschulen, Grund- und Hauptschulen in Waghäusel-Kirrlach: Schiller-Grund- und Hauptschule Waghäusel-Kirrlach. Das Programm Lerne die Sprache des Nachbarn wurde sehr positiv im Landkreis Karlsruhe aufgenommen und breitete sich rasch aus, so dass der überwiegende Teil der Schulen das Programm heute anbietet. Viele Schulen haben Kontakt zu Partnerschulen in Frankreich aufgebaut. Dieses Programm kann bis einschließlich Schuljahr 2005/06 weitergeführt werden. Es ist die Basis für den grundschulgerechten verbindlichen Französischunterricht, der ab 2003 nach Lehrplan die europäische Dimension berücksichtigt und somit auch Begegnungsaspekte und Austauschprogramme. 5. Mit welchen Argumenten würde die Landesregierung protestierende Eltern zu überzeugen versuchen, die von der Einführung der Fremdsprache Französisch nicht begeistert sind? Grundschulfremdsprachen in Baden-Württemberg sind Englisch und Französisch. Eine Festlegung auf eine verbindliche landeseinheitliche Grundschulfremdsprache ist aus kulturellen, politischen und ökonomischen Gründen nicht wünschenswert. Folgende Argumente für Französisch in der Grundschule werden angeführt: Sprache des Nachbarn Europagedanke Französisch ist eine wichtige europäische Sprache. Sie spielt in der Lebensumwelt der Kinder am Oberrhein eine große Rolle. Die kommunikative Anwendbarkeit ist augenfällig. Kinder können nur ein paar Kilometer entfernt in einen anderen Sprachraum eintauchen. Baden-Württemberg hat 180 km gemeinsame Grenze mit Frankreich und an rund 500 Grundschulen bis zu zwanzigjährige Erfahrungen mit Französisch. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes naheliegend, in den Grenzgebieten zu Frankreich Französisch bereits in der Grundschule anzubieten, weil die Sprache ganz authentisch vermittelt werden kann und viele Bezugspunkte in der Lebensumwelt hergestellt werden können. Korrespondierend wird auf französischer Seite Deutsch gelernt, weil auch dort über die kulturelle Verbindung hinaus wirtschaftliche Vorteile gesehen werden. Am Oberrhein sind Partnerschulen und Partnerklassen in Frankreich die ideale Grundlage für natürliche Begegnungen und Motivation. Reale Begegnungen sind Grundlage für Bindungen und gegenseitiges Verständnis und Toleranz. Die Europäische Gemeinschaft sieht sich nicht als Zentralstaat, sondern Europa ist ein Europa der Regionen. Aus diesem Grund wird auch in anderen Bundesländern die Sprache des Nachbarn vermittelt. So lernen beispielsweise alle Kinder im Saarland Französisch mit jahrelangen guten Erfahrungen, auch in der Hauptschule. Auch in anderen Bundesländern wird in der Grundschule die Sprache des Nachbarn gelernt: In Schleswig-Holstein Dänisch, in Brandenburg Polnisch und in Sachsen Tschechisch, Polnisch und Sorbisch. 6

Der Euro wird das Entstehen von grenzüberschreitenden Wirtschaftsräumen zusätzlich fördern und damit die Bedeutung der jeweiligen Nachbarschaftssprache verstärken. Je früher, desto besser Je früher ein Kind Französisch lernt, desto leichter fällt es ihm. Die Lernfähigkeit für die Lautbildung nimmt nach dem 10. Lebensjahr ab. Kinder lernen fremde Laute und die ungewohnte Aussprache von Wörtern am besten vor dem 10. Lebensjahr. Danach tun sie sich wesentlich schwerer damit und gerade in der Pubertätsphase ist es schwierig, eine zweite dem Deutschen eher unähnliche Sprache zu lernen. Um die Mehrsprachigkeit am Oberrhein zu fördern, muss möglichst frühzeitig mit Französisch begonnen werden. Diese Forderung belegen auch neuste wissenschaftliche Erkenntnisse. Grundsätzlich begünstigen frühe Fremdsprachenkenntnisse eine allgemeine Sprachlernkompetenz. Deutsch-französische Initiativen in Kindertageseinrichtungen Es gibt mittlerweile über 60 deutsch-französische Initiativen in Kindertageseinrichtungen am Oberrhein; 39 nehmen am Projekt Bilinguale Bildung im Kindergarten, 20 am Projekt Beratung und Unterstützung interkultureller Arbeitsansätze in Kindergärten am Beispiel deutsch-französischer Initiativen in Baden des Landesjugendamts Baden in Karlsruhe teil. Dazu gehören u. a. AWO-Kita Weinbrennerplatz, Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Karlsruhe; Kindertagesstätte Sternschnuppe, Karlsruhe. Erste Erfahrungen dieser Projekte zeigen gute Ergebnisse. Französisch ist gar nicht so schwierig Wissenschaftlich ist nachgewiesen, dass Kinder, die schon sehr früh eine zweite Sprache lernen, generell auch weitere Fremdsprachen wesentlich leichter lernen. Im Übrigen müssen wir uns von der Vorstellung verabschieden, dass eine Fremdsprache und insbesondere Französisch grundsätzlich schwierig ist. Jungen Kindern macht es großen Spaß, mit Sprache zu spielen, neue Wörter und Sprachen zu erfinden. Sie experimentieren mit Wörtern, Sätzen und der Sprachmelodie. Kinder tauchen durch Vorlesen, Erzählen und Singen, durch Tanz- und Spiellieder in die Sprache ein. Grammatik lernen Kinder erst einmal beim Zuhören. So erhalten sie schrittweise durch Nachahmen und Nachsprechen wie es beim Lernen ihrer Muttersprache auch geschehen ist ihre sprachlichen Fähigkeiten. So lernen sie auch Sprachmelodie und schulen ihr Gehör für das Erlernen von Fremdsprachen insgesamt. Das Gehör wird beim Erlernen des Französischen ganz besonders sensibilisiert und geschult, was sich u. a. auf die Wahrnehmungsfähigkeit und Musikalität positiv auswirkt. Sprache erleben Am Oberrhein, an der Grenze zum französischen Nachbarn, wird Französisch als Grundschulfremdsprache bereits durch viele schulische Aktivitäten unterstützt. Schulpartnerschaften, gemeinsame Schullandheimaufenthalte, Besuche in der Partnerklasse, gemeinsame Projekte und Austausch der Lehrkräfte ermöglichen einen authentischen Fremdsprachenunterricht. 7

Sprache lebt, wenn Kinder miteinander lernen und spielen: Am Oberrhein sind Partnerschulen und -klassen die ideale Grundlage für natürliche Begegnungen und Motivation, für Bindungen und gegenseitiges Verständnis. Beide Kulturkreise werden bewusst erlebt. Dazu gehört unabdingbar die Sprache des Nachbarn. Programm Lerne die Sprache des Nachbarn Das Programm Lerne die Sprache des Nachbarn wird seit 1984 an Grundschulen angeboten und erfreute sich zunehmender Beliebtheit, so dass 15 Jahre später bereits 95 Prozent der Grundschulen an der Rheinschiene dieses Angebot wahrgenommen haben. Im Schuljahr 1999/2000 beteiligten sich insgesamt 34.984 Schülerinnen und Schüler von 44.652 der Klassen 3 und 4 (78,3 Prozent) in den Staatlichen Schulämtern Lörrach, Offenburg, Freiburg, Villingen-Schwenningen, Karlsruhe und Baden-Baden; 699 Begegnungen mit Partnern aus Frankreich sowie 21 gemeinsame Schullandheimaufenthalte fanden statt. Gerade in den Regionen am Oberrhein ist das Begegnungsprogramm Lerne die Sprache des Nachbarn etabliert, das gute Voraussetzungen für Grundschulfranzösisch bietet. Besonders engagiert hat sich schon immer die Region entlang des Rheins: Nahezu 500 der über 800 bisherigen Fremdsprachenangebote an Grundschulen betreffen Französisch. Erfahrungen in der Pilotphase An 104 Grundschulen in Baden-Württemberg haben Erstklässler in diesem Schuljahr in Pilotschulen Französisch als ordentliches Schulfach mit zwei zusätzlichen Schulstunden pro Woche begonnen. Lehrpläne dafür wurden von einer schulartübergreifenden Kommission ausgearbeitet, in der auch der Landesverband Legasthenie und der Fachverband Moderne Fremdsprachen vertreten waren. Die Pilotschulen berichten von spontan sprechenden und sprachbegeisterten Kindern. Ein Forschungsverbund von Pädagogischen Hochschulen und Universitäten unter der Leitung von Frau Professorin Dr. Erika Werlen (Universität Basel/ Universität Tübingen) führt die wissenschaftliche Begleitung in der Pilotphase durch. Das Wissenschaftlerteam ist unter folgenden Adressen erreichbar: wibe@uni-tuebingen.de oder erika.werlen@uni-tuebingen.de. Französisch schließt Englisch nicht aus Eine Entscheidung für Französisch in der Grundschule ist keine Entscheidung gegen Englisch. Alle Kinder lernen im Lauf der Schulzeit Englisch. Französisch als Grundschulfremdsprache schließt Englisch in den weiterführenden Schulen nicht aus. Da bisher schon alle baden-württembergischen Schülerinnen und Schüler in den weiterführenden Schulen Englisch lernen, öffnet ihnen Französisch die Tür zur Mehrsprachigkeit und dadurch zu einer breiteren kommunikativen Kompetenz in ihrer Region, in Europa und darüber hinaus. Englisch ist nützlich und Französisch ist schön und nützlich Frankreich ist Deutschlands wichtigster Wirtschaftspartner: 18 % der deutschen Exporte gehen nach Frankreich, Frankreich liefert 11 % seiner Exportgüter nach Deutschland. In zahlreichen Technologiesektoren und im Dienst- 8

leistungsbereich gehört Frankreich zur Weltspitze. Es gibt rund 700.000 deutsch-französische Arbeitsplätze. Englisch ist Weltsprache und Französisch wird in vielen Ländern der Welt gesprochen Französisch ist Amtssprache in 30 Ländern der Welt; insgesamt sprechen ca. 160 Millionen Menschen Französisch als Mutter- oder Verkehrssprache, davon gut 100 Mio außerhalb Frankreichs. Französisch ist Amts- und Arbeitssprache bei der UNO, OECD und UNESCO. Sprachenfolge Französisch Englisch hat Vorteile Die Sprachenfolge Französisch Englisch bringt zusätzlich Vorteile beim Englischlernen: Über die Hälfte des Wortschatzes der englischen Sprache kommt aus dem Französischen. Kinder erwerben mit Französisch eine Sprachlernkompetenz und werden besonders aufgeschlossen für Spanisch und Italienisch. Sie verbessern dadurch generell ihre Berufschancen, aber ganz besonders am Oberrhein. Französisch erleichtert das spätere Englischlernen, weil eine allgemeine Sprachsensibilität erworben, die Artikulationsfähigkeit besonders geschult und eine Sprachlernkompetenz aufgebaut wird. Darüber hinaus sind viele Ähnlichkeiten im Wortschatz vorhanden. Für viele Kinder wird die bis jetzt übliche Sprachenabfolge Englisch-Französisch vertauscht, d. h. aber beispielsweise im Gymnasium nicht generell, dass vier Jahre länger Englisch gelehrt wird. Mit Französisch ab Klasse 1 am Oberrhein beginnen, heißt die Zukunftschancen der Kinder verbessern, die dort ab 2003 eingeschult werden. Elternentscheidung: Englisch/Französisch in der Grundschule Eine individuelle Elternentscheidung über die Grundschulfremdsprache Französisch bzw. Englisch ist aus schulorganisatorischen und ressourcenbedingten Gründen nicht realisierbar. Ein paralleles Fremdsprachenangebot Englisch und Französisch in einer Grundschule hätte außerdem zur Folge, dass die Anschlussmöglichkeiten nicht gewährleistet werden könnten. Grundschulfremdsprachen sind Englisch und Französisch, aber nicht parallel oder alternativ an einer Schule. Das geht aus mehreren Gründen nicht, z. B. weil es in Baden-Württemberg über 800 kleine einzügige oder noch weniger gegliederte Grundschulen gibt, die es schon schulorganisatorisch nicht erlauben, dass zwei Fremdsprachen parallel unterrichtet werden. Die Schulen im ländlichen Raum wären benachteiligt. Weil Baden-Württemberg Anschlussfähigkeit gewährleistet, hieße dies, dass Gabelungen in der Grundschule weitere Gabelungen in den weiterführenden Schulen nach sich ziehen würden, was aus Ressourcengründen nicht möglich ist. Die Entscheidung kann nicht auf individueller Ebene getroffen werden, weil dann Unterricht für Minimalgruppen nötig wäre, der nicht bezahlbar ist. Außerdem wäre die kontinuierliche Fortsetzung von vorneherein verbaut. Der Landeselternbeirat ist bereit, Einschränkungen bei der Sprachenwahl hinzunehmen, wie in einer Pressemitteilung vom 31. Oktober 2000 dargelegt wurde. Entscheidungsfindung Teilweise wird bemängelt, dass in einem demokratischen Land Entscheidungen über die Mehrheit hinweg getroffen würden: 9

Auch im Schulwesen werden Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozesse nicht basisdemokratisch, sondern durch repräsentative Vertretung organisiert. Deshalb bestimmen auch nicht Eltern einer Schule über die Lehrpläne oder das Schulsystem insgesamt, sondern der gewählte Landtag von Baden-Württemberg. Im Vorfeld der Entscheidungen wurden intensive Gespräche und Beratungen mit der Schulverwaltung und der kommunalen Seite geführt. Zusätzlich wurden zwei Sprachenkonferenzen in Offenburg durchgeführt (3. Juli 2000 und 9. Juli 2001) mit Vertreterinnen und Vertretern von Schulen, Schulverwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Landeselternbeirat, Landesschulbeirat, Gewerkschaft, Verbänden, Gemeinden und Städten, um über die Grundschulfremdsprache am Oberrhein zu beraten. Die zweite Sprachenkonferenz am 9. Juli 2001 brachte ein einmütiges Plädoyer für Französisch am Oberrhein. In einer Dokumentation sind die verschiedenen Statements nachzulesen. Die 32 regionalen Verbünde mit 470 Grundschulen, die im Schuljahr 2001/02 in Klasse 1 mit einer Grundschulfremdsprache auf der Grundlage von Lehrplänen und zwei weiteren Schulstunden starteten, kamen ausnahmslos unter der Voraussetzung der Zustimmung der schulischen Gremien zustande. Nach intensiven Gesprächen mit der Schulverwaltung fanden in einer Sprachenkonferenz im Juli 2000 weitere Sondierungen zur Gewinnung von stabilen Französischverbünden statt. Bereits bei dieser ersten Sprachenkonferenz wurde verdeutlicht, dass eine individuelle Elternwahl der Grundschulfremdsprache aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist. Die Schulen der vorgeschlagenen Verbünde einschließlich der Elternbeiratsvorsitzenden wurden angeschrieben und das Angebot zur Teilnahme an der Pilotphase beginnend mit dem Schuljahr 2001/02 unterbreitet. Nach Rückmeldung der schulischen Gremien wurden die Pilotverbünde installiert. Mobilität und Schulwechsel Die Besorgnis, ein Schulwechsel ziehe Nachteile nach sich, muss differenziert gesehen werden: Erfahrungsgemäß trifft die Mobilität auf einen geringen Prozentsatz der Bevölkerung zu. Die von der Wirtschaft erwartete Mobilität ist zudem nicht auf Baden-Württemberg begrenzt, sondern erstreckt sich auf ganz Deutschland. Dieser Personenkreis muss sich wie immer schon auf die Schulsysteme unterschiedlicher Bundesländer einstellen. Ziehen Kinder mit Grundschulfranzösisch in ein Gebiet mit Grundschulenglisch um, werden individuelle Lösungen gefunden, z.b. erhalten die Kinder Zusatzkurse. Überdies ist durch die Art des Unterrichts und die damit gesteigerte Sprachlernkompetenz eine gute Übertragbarkeit auf das Lernen einer anderen Fremdsprache gegeben. Auch jetzt schon wird bei Umzügen auf die regionalen Ausprägungen des Heimat- und Sachunterrichts, die verschiedenen Schulschriften und die unterschiedlichen Schulprofile Rücksicht genommen, so muss z. B. ein Schüler keine neue Schulschrift erlernen. Ausländische Kinder haben keine Nachteile Erfahrungen mit ausländischen Kindern und wissenschaftliche Erkenntnisse im Hinblick auf das Erlernen einer Fremdsprache wurden bereits in mehreren europäischen Staaten mit vergleichbaren Ergebnissen gemacht: Diese Kinder haben wider Erwarten im Großen und Ganzen keine Probleme mit dem Erlernen ihrer dritten Sprache, weil das Erlernen einer ersten Fremdsprache den Erwerb der nächsten erleichtert. Bei der Grundschulfremdsprache starten zudem alle Kinder auf dem gleichen Niveau, weil die Sprache für alle gleicher- 10

maßen fremd ist. Dies motiviert Kinder, fördert ihr Selbstvertrauen und wirkt positiv auf ihr gesamtes schulisches Lernen. Bei ausländischen wie bei deutschen Kindern gibt es im Übrigen eher mathematisch begabte Kinder und solche, die ihre Begabungsschwerpunkte im sprachlichen Bereich haben. Bei Bedarf können ausländische Kinder Sprachkurse in Deutsch besuchen. Wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass frühe Zweisprachigkeit generell das Erlernen weiterer Fremdsprachen wesentlich erleichtert. Französisch verbessert die Zukunftschancen Französisch lernen am Oberrhein hat handfeste ökonomische Gründe: Der Wirtschaftsraum Oberrhein ist gekennzeichnet durch kleine und mittlere Unternehmen. Zwei Drittel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind in Handel, Dienstleistung, Gastronomie und bei staatlichen Institutionen und Organisationen ohne Erwerbscharakter tätig. Wirtschaftszweige also, in denen Kommunikation und französische Sprachkenntnisse unabdingbar sind. Der Landeselternbeirat Baden-Württemberg (LEB) erklärte in seiner Pressemitteilung vom Juli 2000: Gerade im Interesse der Schüler, die erfahrungsgemäß in der Region bleiben und arbeiten werden und das gilt für den Großteil der Real-, Haupt- und Sonderschüler erscheinen mündliche Grundkenntnisse der Nachbarsprache unverzichtbar. Bei den Sprachenkonferenzen im Juli 2000 und Juli 2001 legten Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft, des DGB und der Politik dar, welchen wirtschaftlichen Faktor das Beherrschen der französischen Sprache in den Regionen entlang des Rheins darstellt. Die von kleinen und mittleren Unternehmen gekennzeichnete Wirtschaftsstruktur am Oberrhein mit zwei Drittel Beschäftigten im Handel, in Dienstleistung, Gastronomie und bei staatlichen Institutionen und Organisationen ohne Erwerbscharakter sind Wirtschaftszweige, in denen Kommunikation und französische Sprachkenntnisse unerlässlich sind. Gerade auch Hauptschülerinnen und Hauptschüler können ihre Berufschancen bei den für sie typischen Arbeitsplätzen durch Kenntnisse der französischen Sprache erhöhen. Hauptschüler am Oberrhein haben ab dem Schuljahr 2005/06 fünf Jahre Englischunterricht und bauen auf vier Jahren Grundschulfranzösisch auf, das sie fortsetzen können. Eine zusätzliche Fremdsprache ist für diese Kinder deshalb keine Benachteiligung, sondern im Gegenteil ein Vorteil. Weil das Französische als Basis das spätere Englischlernen erleichtert, wird Englisch schneller und nachhaltiger gelernt. Wenig bekannt ist außerdem, dass 700.000 deutsch-französische Arbeitsplätze bestehen, vor allem in Branchen der High-Tech-Industrie. Am Oberrhein gibt es 91.200 Berufspendler, die in einem Land leben und in einem anderen arbeiten, mehr als in anderen Grenzregionen Europas. Englisch als Sprache der Computerwelt Die üblichen Betriebssysteme und Anwendungspakete sind heute in allen gängigen Sprachen verfügbar, deshalb ist auch für die jüngeren Kinder der Zugang zum Computer nicht erschwert. Englisch ist also nicht Voraussetzung für die Bedienung des Computers. Was die Programmiersprachen angeht die ja von Grundschulkindern nicht benötigt werden handelt es sich ohnehin um einen Kunstwortschatz von wenigen Dutzend Befehlen, die unabhängig von den Englischkenntnissen schnell erlernt werden können. 11

Die Sprachanwendung, die zurecht betont wird, hat nichts mit dem Computer zu tun, sondern hängt vom Lebensumfeld der Kinder ab, das durch die Nähe zu Frankreich viel stärker geprägt ist. 6. Ist sie bereit, in einer breit angelegten Aufklärungskampagne ihre Argumente bei den betroffenen Eltern und Lehrern darzulegen? Eine rechtzeitige und umfassende Information der Eltern ist unabdingbar. Der Ministerrat hat deshalb knapp zwei Jahre vor der flächendeckenden Einführung der Grundschulfremdsprache die Regionen mit Französisch festgelegt. Aus dem selben Grund hat das Kultusministerium eine breite Palette von Informationsmaterialien herausgegeben. Das Gesamtinfopaket besteht aus einem Informationsordner mit einer Power-Point-Präsentation, einer CD und einem kommentierten Folienvortrag, der allen Grundschulen zur Elterninformation zur Verfügung steht, einem Faltblatt, Lehrplänen für Englisch und Französisch, einer Dokumentation zur zweiten Sprachenkonferenz und einer Broschüre zum Fremdsprachenunterricht. Weitere Informationen können seit Mai 2000 im Internet unter www.km.bwl.de/foren/fremdsprache abgerufen werden; eine INFO-Line (0711 279 2626) gibt Kompaktinformationen zu Französisch in der Grundschule. An alle Kindergärten des Landes wurde im Oktober 2001 die aktualisierte Broschüre Schulanfang auf neuen Wegen mit eingelegtem Faltblatt Fremdsprachen in der Grundschule versandt. Darüber hinaus sind u. a. folgende Maßnahmen zur weiteren Information und Akzeptanzförderung geplant: Zusammen mit den Trägerverbänden der Kindergärten und dem Sozialministerium finden im Frühjahr unter Beteiligung der Pädagogischen Hochschulen Freiburg und Karlsruhe, des Landeselternbeirats sowie der wissenschaftlichen Begleituntersuchung Planungsgespräche zur Festlegung von Kommunikationswegen und Informationsveranstaltungen statt. Der Landeselternbeirat hat sich in seinem Statement am 9. Juli 2001 für Französisch als Grundschulfremdsprache am Oberrhein ausgesprochen und zwar kein Versprechen von regelmäßigen und zeitintensiven Unterstützungsmaßnahmen abgegeben, will sich aber als ideeller Unterstützer verstanden wissen, indem wir an die Eltern und Elternvertreter vor Ort appellieren, konstruktiv, aber auch kritisch die Entwicklung des Grundschulfranzösisch zu begleiten und uns ihre Beobachtungen rückzumelden. Verteilung von Faltblättern Französisch an Grundschulen an die Kindertageseinrichtungen Motivationsbroschüre Französisch (Verteiler u. a.: 104 Pilotschulen mit Französisch sowie die Schulen der regionalen Verbünde, 370 2003-Französisch-Grundschulen, Kindertageseinrichtungen im Einzugsgebiet der Grundschulen mit Französisch) Französisch-Pilotschulen / Hospitationsschulen / WiBe-Schulen öffnen ihre Türen für 2003-Französisch-Grundschulen, interessierte Kindertageseinrichtungen und Journalisten Ausweitung der Service-Zentren Hotline in den 5 Schulkreisen mit Französisch Veranstaltungen der wissenschaftlichen Begleitung unter Beteiligung der Pädagogischen Hochschulen Freiburg und Karlsruhe Informationsveranstaltungen für Kindergarteneltern, deren Kinder 2003/04 eingeschult werden 12

Elternabende für Eltern der zukünftigen Schulneulinge nach den Schulanmeldungen im Frühjahr 2003 Der Volkshochschulverband Baden-Württemberg hat offeriert, Kurse mit dem Thema: Mein Kind lernt Französisch und ich auch anzubieten, um die Schwelle für die Eltern zu senken, die ihr Französisch auffrischen oder parallel zum Kind erlernen wollen. Es ist vorgesehen, diese Veranstaltungen mit Informationsmaterialien und Videos über Unterrichtssequenzen zu unterstützen. 7. Ist die Landesregierung bereit, nach der Modellphase, unter Einbeziehung der Ergebnisse wissenschaftlicher Begleitung und dem Ziel einer höheren Akzeptanz bei den Eltern, Korrekturen des Konzepts insbesondere hinsichtlich der vorgesehenen Benotung des Fremdsprachenunterrichts ab Klasse 3 vorzunehmen? Die im Schuljahr 2001/02 begonnene wissenschaftlich begleitete Pilotphase soll u. a. dazu dienen, die Lehrpläne zu erproben. Die Leistungsmessung und Leistungsförderung ist neben der Lehrplanumsetzung und der Unterrichtsgestaltung einer der Schwerpunktbereiche der wissenschaftlichen Begleituntersuchung. Deshalb spielen die Pilotschulen und die wissenschaftliche Begleitung eine entscheidende Rolle bei der Vorbereitung der flächendeckenden Umsetzung. Die Erfahrungen und Ergebnisse werden in die Weiterentwicklung der Lehrpläne und des Konzeptes insgesamt einfließen und damit den später einsteigenden Schulen zugute kommen. Hinter der Frage steht die alte pädagogische Debatte Entwicklungsberichte versus Noten. Das eine schließt das andere nicht aus. Es gibt verschiedene Formen der Leistungsrückmeldung, wobei Zensuren sicher nicht die einzige Form sein dürfen. Jede Lehrerin und jeder Lehrer praktiziert im Unterricht tagtäglich andere Formen der Rückmeldung. Aber eine Funktion der Zensuren, die sowohl für die Kinder wie für Eltern und die Schule wichtig ist, ist der Vergleich zwischen den Schülerinnen und Schülern, der interindividuelle Vergleich. Grundschulkinder können ihre Leistungen einschätzen und einordnen. Es ist unangebracht verbale Leistungsbeschreibungen und Zensuren gegeneinander auszuspielen. Worte können verletzen, können entmutigen, die kindliche Persönlichkeit herabsetzen, können beschönigen und verschleiern. Es ist nicht möglich, dass per Mausklick ausgewählte Satzschablonen die individuellen Lernfortschritte eines Kindes dokumentieren könnten. Im Grunde geht es darum, verantwortungsbewusst mit den verschiedenen Arten von Leistungsrückmeldungen umzugehen. Der Umgang mit Schulnoten und den damit verbundenen Erfolgs- und Misserfolgserfahrungen gehört zu den besonders sensiblen Situationen im Verhältnis von Kindern und Erwachsenen. Wo allerdings der Eindruck aufkommt, dass alle Wertschätzung von den Zensuren abhängt, die die Schule vergibt, wird die kindliche Persönlichkeit nicht ernst genommen. In Baden-Württemberg erhalten Kinder am Ende des 1. Schuljahres einen Schulbericht, in Klassenstufe 2 zwei Schulberichte und in den Klassen 3 und 4 in allen Fächern Noten. Dies gilt auch für Fächer wie Sport, Musik, Bildende Kunst, Textiles Werken und Religion. Der Fremdsprachenunterricht wird in dieses System einbezogen, d. h. im Anfangsunterricht, den Klassenstufen 1 und 2, werden die Leistungen verbal beschrieben, im 3. und 4. Schuljahr gibt es Noten, allerdings ohne Versetzungserheblichkeit und sie fließen nicht in die Grundschulempfehlung ein. Würde man die Fremdsprache aus diesem System herausnehmen, käme dies einer Abwertung dieses Faches gleich. 13

Leistungsmessung und Lehrplaninhalte müssen zusammenpassen, deshalb werden die Lehrkräfte auch geschult, wie sie Lernstände feststellen und mündliche Leistungen messen und bewerten können. Im Übrigen gilt wie in anderen Fächern auch, dass mit Noten sensibel umgegangen wird. Dr. Schavan Ministerin für Kultus, Jugend und Sport 14