F4 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen. Inhaltsverzeichnis

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Transkript:

F4 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen Seite 1 F4 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen Inhaltsverzeichnis Thema Seite F4 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen... 1 F4 Neurotische-, Belastungs- und somatoforme Störungen... 9 Einführung... 9 Thematisch lassen sich folgende Schwerpunkte erkennen... 10 F40 Phobische Störungen/ F41 Andere Angststörungen... 11 Einführung... 11 Was ist Angst?... 11 Definition/ Allgemeines... 12 Symptome... 13 Allgemeine Psychopathologie... 13 Anamnese/ Diagnostik... 14 Differentialdiagnostik... 15 Differentialdiagnostische Anamnese... 16 Ursachen... 17 Entwicklungsmodelle unterschiedlicher Ansätze (Überblick)... 17 Verlauf/ Prognose... 18 Therapie... 18 Pharmakotherapie... 18 Psychotherapie... 19 Sonstiges... 21 F40.0 F40.2/ Agora-/ soziale-/ spezifische Phobie... 22 Einführung... 22 Definition/ Allgemeines... 24 Symptome... 25 Anamnese/ Diagnostik... 27 Differentialdiagnostik... 27 Ursachen... 27 Verlauf/ Prognose... 28 Therapie... 28

F4 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen Seite 2 Sonstiges... 28 F41.0 F41.1/ Panikstörung/ generalisierte Angststörung... 29 Einführung... 29 Definition/ Allgemeines... 29 Symptome... 30 Anamnese/ Diagnostik... 31 Differentialdiagnostik... 32 Ursachen... 32 Verlauf/ Prognose... 32 Therapie... 33 Sonstiges... 33 F42 - Zwangsstörung... 34 Einführung... 34 Definition/ Allgemeines... 36 Symptome... 37 Allgemeine Psychopathologie... 37 Anamnese/ Diagnostik... 39 Differentialdiagnostik... 39 Ursachen... 39 Verlauf/ Prognose... 40 Therapie... 40 Sonstiges... 40 F43 Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen... 41 Einführung... 41 Definition/ Allgemeines... 42 F43.0 Akute Belastungsreaktion/ F43.1 Posttraum. Belastungsstörung... 43 Einführung... 43 Definition/ Allgemeines... 43 Einteilung von Traumen nach Dauer/ Ursache und Wirkung... 44 Symptome... 44 Anamnese/ Diagnostik... 46 Differentialdiagnostik... 46 Ursachen... 47 Verlauf/ Prognose... 47 Therapie... 48

F4 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen Seite 3 Sonstiges... 48 F43.2 Anpassungsstörung... 49 Einführung... 49 Definition/ Allgemeines... 49 Symptome... 50 Anamnese/ Diagnostik... 51 Differentialdiagnostik... 51 Ursachen... 51 Verlauf/ Prognose... 51 Therapie... 52 Sonstiges... 52 F44 - Dissoziative Störungen... 53 Einführung... 53 Definition/ Allgemeines... 55 Begrifflichkeiten und Abgrenzungen... 55 Symptome... 56 Allgemeine Psychopathologie... 56 Allgemeine Psychopathologie... 57 Anamnese/ Diagnostik... 59 Hilfreiche Konzepte zur Diagnosefindung (Fragebögen)... 59 Differentialdiagnostik... 61 Ursachen... 63 Historisches... 63 Psychodynamische Theorien... 63 Lerntheoretisches Modell... 67 Verlauf/ Prognose... 67 Therapie... 67 Sonstiges... 71 F44.0 Dissoziative Amnesie... 72 Einführung... 72 Definition/ Allgemeines... 72 Symptome... 72 Anamnese/ Diagnostik... 74 Bezüglich des qualitativen Ausmaßes der Amnesie werden fünf Formen der Erinnerungsstörungen unterschieden.... 75

F4 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen Seite 4 Differentialdiagnostik... 77 Ursachen... 78 Verlauf/ Prognose... 79 Therapie... 79 Sonstiges... 80 F44.1 Dissoziative Fugue... 81 Einführung... 81 Definition/ Allgemeines... 81 Symptome... 82 Anamnese/ Diagnostik... 83 Differentialdiagnostik... 84 Ursachen... 84 Verlauf/ Prognose... 85 Therapie... 86 Sonstiges... 87 F44.2 Dissoziativer Stupor... 88 Einführung/ Definition/ Allgemeines... 88 Symptome... 89 Anamnese/ Diagnostik... 90 Differentialdiagnostik... 90 Ursachen... 91 Verlauf/ Prognose... 91 Therapie... 92 Sonstiges... 92 F44.3 Trance- und Besessenheitszustände... 93 Einführung... 93 Definition/ Allgemeines... 93 Symptome... 95 Anamnese/ Diagnostik... 96 Differentialdiagnostik... 97 Ursachen... 97 Verlauf/ Prognose... 98 Therapie... 98 Sonstiges... 99 F44.4 Dissoziative Bewegungsstörungen... 100

F4 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen Seite 5 Einführung... 100 Definition/ Allgemeines... 101 Symptome... 102 Anamnese/ Diagnostik... 103 Differentialdiagnostik... 103 Ursachen... 103 Verlauf/ Prognose... 103 Therapie... 103 Sonstiges... 104 F44.5 Dissoziative Krampfanfälle... 105 Einführung... 105 Definition/ Allgemeines... 106 Symptome... 109 Anamnese/ Diagnostik... 110 Differentialdiagnostik... 110 Ursachen... 111 Verlauf/ Prognose... 111 Therapie... 111 Sonstiges... 112 F44.6 Dissoziative Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen... 113 Einführung... 113 Definition/ Allgemeines... 113 Symptome... 114 Anamnese/ Diagnostik... 115 Differentialdiagnostik... 116 Ursachen... 116 Verlauf/ Prognose... 117 Therapie... 117 Sonstiges... 117 F44.80 Ganser-Syndrom... 118 Einführung... 118 Definition/ Allgemeines... 118 Symptome... 118 Anamnese/ Diagnostik... 119 Differentialdiagnostik... 120

F4 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen Seite 6 Ursachen... 120 Verlauf/ Prognose... 121 Therapie... 121 Sonstiges... 121 F44.81 Multiple Persönlichkeit(sstörung)... 122 Einführung... 122 Definition/ Allgemeines... 123 Symptome... 123 Anamnese/ Diagnostik... 125 Differentialdiagnostik... 126 Ursachen... 126 Verlauf/ Prognose... 127 Therapie... 128 Sonstiges... 128 F45 Somatoforme Störungen... 129 Einführung... 129 Definition/ Allgemeines... 130 Symptome... 131 Allgemeine Psychopathologie... 131 Anamnese/ Diagnostik... 132 Differentialdiagnostik... 133 Ursachen... 133 Verlauf/ Prognose... 134 Therapie... 134 Elemente einer kognitiv behavioralen Psychotherapie bei somatoformen Störungen... 135 Sonstiges... 136 F45.0 Somatisierungsstörung... 137 Einführung... 137 Definition/ Allgemeines... 137 Symptome... 138 Anamnese/ Diagnostik... 139 Differentialdiagnostik... 140 Ursachen... 140 Verlauf/ Prognose... 140 Therapie... 140

F4 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen Seite 7 Sonstiges... 140 F45.2 Hyopochondrische Störung... 141 Einführung... 141 Definition/ Allgemeines... 141 Symptome... 142 Anamnese/ Diagnostik... 143 Differentialdiagnostik... 143 Ursachen... 144 Kognitiv behaviorales Modell für die Entstehung hypochondrischer Beschwerden und Symptome am Beispiel einer Patientin mit Krebsangst... 144 Verlauf/ Prognose... 145 Therapie... 146 Sonstiges... 146 F45.3 Somatoforme autonome Funktionsstörung... 147 Einführung... 147 Definition/ Allgemeines... 147 Symptome... 148 Anamnese/ Diagnostik... 149 Differentialdiagnostik... 149 Ursachen... 150 Verlauf/ Prognose... 150 Therapie... 150 Sonstiges... 150 F45.4 Anhaltende somatoforme Schmerzstörung... 151 Einführung... 151 Definition/ Allgemeines... 151 Symptome... 152 Anamnese/ Diagnostik... 153 Differentialdiagnostik... 153 Ursachen... 153 Schmerz im Zusammenhang mit der Neurobiologie:... 154 Verlauf/ Prognose... 154 Therapie... 155 Sonstiges... 155 F48 Andere neurotische Störungen... 156

F4 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen Seite 8 F48.0 Neurasthenie... 156 F48.1 - Depersonalisations-/Derealisationssyndrom... 156 Symptome... 156 Anamnese/ Diagnostik... 157 Differentialdiagnostik... 157 Ursachen... 157 Verlauf/ Prognose... 158 Therapie... 158 Sonstiges... 158

F4 Neurotische-, Belastungs- und somatoforme Störungen Seite 9 F4 Neurotische-, Belastungs- und somatoforme Störungen Einführung Dieses Kapitel beschäftigt sich intensiv mit Zusammenhängen des klassischen Neurosenkonzeptes und Störungen, deren Auslöser in der Psyche zu finden sind. Der Entwicklung der neurotischen, dissozativen sowie somatoformen Störungsbilder liegt das ursprüngliche Krankheitskonzept der Hysterie zugrunde. Sie gehören traditionell zu den psychogenen Störungen. Die neurotischen Störungen werden auch heute noch häufig als Angst- oder Zwangsneurosen, hysterische Neurosen bzw. Angsthysterie bezeichnet. Der Begriff der Neurose (= Störung der Psyche ohne nachweisbare organische Ursache und aufgrund ungelöster psychischer Traumata) wurde im Bereich der Psychoanalyse verwendet und beschreibt die Dynamik der Psyche sowie deren neurotische Veränderungen. Ursprünglich bezeichnet der Begriff der Neurose (nach W.Cullen 1769 schottischer Arzt) Erkrankungen des Nervensystems, ohne pathologisch anatomischen Befund. Beispiele hierfür sind: Hysterie (Begriff bedeutet: An der Gebärmutter leidend Frauenkrankheit) Charakteristika Verändertes Ich-Bewusstsein (Dissoziation) Neurologische Symptome (Lähmungserscheinungen, Taubheit. Blindheit, Anfälle) Historie Historischer Begriff für eine psychische Störung, deren Ursache in der Gebärmutter vermutet wurde, die sich, wenn sie nicht regelmäßig Spermien empfängt, suchend durch den Körper bewegt und dabei die Tätigkeiten des Gehirns beeinflusst bzw. stört. Hypochondrie (Begriff bedeutet: Region unterhalb der Rippen - Krankheitsbefürchtung) Charakterisitka Unbegründete Angst vor körperlichen Erkrankungen Gesteigerte Selbstbeobachtung Überbewertung bzw. fehlerhafte Bewertung der Körperwahrnehmung Überzogenes Vermeidungsverhalten Historie Ursprung bei Hippokrates (460 370 v.chr.). In der Antike wurde dieser Bereich als Sitz der Seele angenommen. Er galt als Ursprung für Schwermut, Befürchtungen und entsprechende Erkrankungen. Sigmund Freund bezeichnete diese Störungsbilder aufgrund seiner Studien schließlich als Konversionsneurosen. Der Begriff der Neurose wurde im Zuge der Klassifizierungen der Störungsbilder durch den ätiologiefreien Begriff der Störung ersetzt. Die Klassifizierung des ICD-10 basiert nicht auf der Basis der Neurosenlehre, fasst diese Störungsbilder aber im Kapitel F4 als eigenständige Kategorie zusammen. Gemeinsam ist diesen Erkrankungen, dass ihre Ursachen im Bereich des Unbewussten oder Verdrängten liegen. Als Produkt unterdrückter Wahrnehmungen und Gefühle wirken sie auf die Psyche und hinterlassen beim Erkrankten das Gefühl von Ohnmacht und Angst.

F4 Neurotische-, Belastungs- und somatoforme Störungen Seite 10 Thematisch lassen sich folgende Schwerpunkte erkennen Neurotische Störungen Gemeinsamkeit: Vorhandensein psychischer oder körperlicher Symptomatik, deren Entstehung nicht primär durch eine organische oder andere psychische Störung erklärt werden kann. F40 Phobische Störungen F41 Andere Angststörungen oder F42 Zwangsstörungen F44 F45 Dissoziative Störungen (Konversionsstörungen) Somatoforme Störungen (Entwicklung aus dem Krankheitskonzept der Hysterie, wie bei F44) Belastungsstörungen F43 Reaktionen auf schwere außergewöhnliche Belastungen und Anpassungsstörungen auf nicht außergewöhnliche Situationen

F40 Phobische Störungen/ F41 Andere Angststörungen Seite 11 F40 Phobische Störungen/ F41 Andere Angststörungen Einführung F40 Phobische Störungen Charakteristisch für phobische Störungen ist, dass die empfundene Angst einer eindeutigen Sache oder Situation zuzuordnen ist. Diese Sache oder Situation kann tatsächlich gefährlich sein, wie bei Höhenangst, Angst vor Schlangen etc., sie gilt aber auch häufig ungefährlicheren Situationen, wie Angst vor öffentlichen Plätzen, Reisen, Menschen o. ä. Wichtig ist, dass sich die Dinge oder Situationen außerhalb des Betroffenen befinden, also nicht auf den eigenen Körper beziehen. F41 Andere Angststörungen Die Ängste dieser Kategorie sind NICHT auf bestimmte Umgebungssituationen oder Sachen bezogen. Was ist Angst? Angst ist eine Grundemotion (nach Paul Ekman) mit umfassender Furcht und Besorgnis. Das Empfinden von Angst löst ein unangenehmes Gefühl aus, dass sich stark über physische Symptome (Herzrasen, Schwitzen etc.) ausdrückt und beispielsweise zu Vermeidungsverhalten, Aggression oder anderen Verhaltensstrategien führen kann. Ein Gefühl des bedroht seins bzw. des Kontrollverlustes wird spürbar. Liegt tatsächlich eine (Lebens-)bedrohliche Situation vor, übernimmt die Angst eine Schutzfunktion. Sie veranlasst Menschen über das vegetative Nervensystem spontan zu Reaktionen, wie Flucht, Stillhalten oder Kämpfen. Angst wird erst pathologisch, - wenn sie nicht den Zweck des Schutzes erfüllt (ohne bedrohliche Situation), also grundlos ausgelöst wird - wenn sie anhaltend empfunden wird (dauernde Anspannung) - wenn sie unangemessen stark ausgeprägt ist Die Angst vor der Angst Betroffene, die beispielsweise eine Panikattacke erlebt haben, die spontan über sie herfiel, neigen dazu, den Ort bzw. die Situation, in denen sie diese Attacke erlebt haben zukünftig zu meiden. Das Auslösen der Attacke wird dem Ort oder der Situation zugeschrieben Es stellt sich eine Erwartungsangsthaltung ein, in der ständig auf mögliche Symptome, wie Herzklopfen, Unwohlsein, Schweißausbrüche u. v. m. geachtet wird. Zunehmend schwierig wird es für die Betroffenen, wenn die körperlichen Untersuchungen keine Ursache ergaben, das soziale Umfeld mit Unverständnis reagiert und die Attacken, trotz Vermeidung der Orte und Situationen in neuen anderen Situationen auftreten. So führt die Angst zu einem erschreckenden Ausmaß an Einschränkungen der psychischen und physischen Bewegungsfreiheit der Betroffenen und später auch der Angehörigen.

F40 Phobische Störungen/ F41 Andere Angststörungen Seite 12 Definition/ Allgemeines Vorkommen/ Auftreten/ Häufigkeit Daten und Fakten Angststörungen (phobische Störungen am häufigsten) ca. 15 25 % Störungsbild Geschl.-Verteilung Auftreten Häufigkeit - F40.0 Agoraphobie Frauen > Männer 20. 30. Lebensjahr ca. 5 %..Langzeitprävalenz ca. 5 % - F40.1 Soziale Phobie Frauen > Männer 14. 25. Lebensjahr ca. 13 %..(Obwohl mehr Frauen betroffen sind, werden mehr Männer behandelt spez. Rollenerwartungen!) - F40.2 Spezifische (isolierte) Phobien Frauen > Männer Kindheit/ Erwachsenenalter ca. 10-11 %..Verhältnis Frauen : Männer 2 : 1..Lebenszeitprävalenz ca. 25 %..(Am häufigsten sind Tierphobien und Höhenangst) - F41.0 Panikstörung Frauen > Männer 20. 30. Lebensjahr ca. 3-4%...Langzeitprävalenz ca. 2 % - F41.1 Generalisierte Angststörung Frauen > Männer 15. 25. Lebensjahr ca. 5 % (Nach belastenden Ereignissen gelegentlich > 40 LJ) - Isolierte, meist einmalige Panikanfälle 1x im Leben (Allgemeinbevölkerung) ca. 15 30 % Diagnose - Zeit zwischen Erstmanifestation > Diagnosestellung häufig 5 15 Jahre => Begünstigt Chronifizierung => Erhöht subjektives Leiden Komorbiditäten - hoch, ca. 90 % besonders mit weiteren Angststörungen Persönlichkeitsstörungen (Generalisierte Angststörung/ ängstlich-vermeidende PS) depressiven Syndromen Suchterkrankungen und Missbrauch von Substanzen Verlauf/ Prognose/ Prävalenz Angststörungen - Spontanheilungen/ -remission ca. 20 % - Chronischer Verlauf ca. 40 50 % - unbehandelt ungünstig - F40.1 Soziale Phobie (häufig chronischer Verlauf mit starker beruflicher/ sozialer Einschränkung/ Isolation) - F40.2 Spezifische Phobie (häufig Spontanremission mit Eintritt in Adoleszenz) - F41.1 Generalisierte Angststörung (häufig schleichender Verlauf) Quellen: Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie, K. Lieb, S. Frauenknecht, S. Brunnhuber, Urban & Fischer, 6. Auflage 2008, 1. Nachdruck 2009 Lehrbuch Heilpraktiker für Psychotherapie, Christopher Ofenstein, Urban & Fischer, 1. Auflage 2010

F40 Phobische Störungen/ F41 Andere Angststörungen Seite 13 Symptome In einer akuten Situation zeigen sich bei beiden Störungsbildern folgende Merkmale: - Körperliche/ vegetative Reaktionen Herzklopfen/ -rasen erhöhter Puls Schweißausbrüche Hitzewallungen/ Kältegefühl Atemnot Enge im Hals/ Kloß im Hals Rauschen in den Ohren Zittern, Kribbeln, Lähmungen Schwindel Übelkeit/ Bauchschmerzen/ Gefühl der Beklemmung Mundtrockenheit - Psychische Symptome Angst vor Kontrollverlust Ohnmacht Todesangst Derealisation/ Depersonalisation Allgemeine Psychopathologie Bewusstsein quantitativ - Veränderungen Bewusstsein qualitativ Orientierung Auffassung/ Konzentration/ Gedächtnis Zwänge/ Ängste/ Phobien In akuter Situation Gefühl von Derealisation/ Depersonalisation Kann im akuten Fall kurzfristig eingeschränkt sein (stressbedingt) In akuter Situation kurzfristig gestört (stressbedingt) Spezifisch und unspezifisch Denkstörungen formal - Denkstörungen inhaltlich - Sinnestäuschungen/ Halluzinationen - Ich-Störungen - Affektivität Antrieb/ Psychomotorik Störungen im Zusammenhang mit einzelnen Subformen möglich Störungen im Zusammenhang mit einzelnen Subformen möglich Intelligenz - Vegetative Symptomatik Suizidalität Ja, klare Kennzeichen einer akuten Angst-/ Panikattacke Erhöht, besonders bei Vorhandensein komorbider Begleitzustände von Angst und Substanzmittelmissbrauch.

F40 Phobische Störungen/ F41 Andere Angststörungen Seite 14 Komorbiditäten (Begleitsymptome/-störungen) können sein - Andere neurotische Störungen (Zwangsstörungen, dissoziative Störungen, somatoforme Störungen) - Persönlichkeitsstörungen - Depressive Störungen - Missbrauch von Alkohol und psychotropen Substanzen Anamnese/ Diagnostik Methode Fachbereich Inhalt Anamnese(gespräch) Ärzte (fachübergreifend) Untersuchung Körperlicher und psychischer Symptome (Körperliche und Labordiagnostik, Psychopathologie, Drogenscreening, Computertomographie, Liquorpunktion) Allgemeinmedizin, Neurologie, Psychiatrie, Inneres (Endokrinologie, Kardiologie, Gastroenterologie, Immunologie u.a.) Anamnesegespräch Psychotherapeut (Dipl./ HPP) Untersuchung Psychischer Symptome, Fremdanamnese (Psychopathologie/ Familiengeschichte/ Krankheitsgeschichte) Auswertung Ärzte (fachübergreifend) Vergleich Laborwerte/ Normwerte, Zusammenfassung somatischer und psychischer Symptome sowie Komorbiditäten Psychotherapeut (Dipl./ HPP) Feststellung und Zusammenfassung psychischer Symptome, Auffälligkeiten, Komorbiditäten Differentialdiagnostik Feststellung und Abgrenzung gegenüber anderen somatischen und psychischen Erkrankungen auf Basis der Anamnese, Daten und Auswertungen der somatischen und psychischen Faktoren

F40 Phobische Störungen/ F41 Andere Angststörungen Seite 15 Differentialdiagnostik Abzugrenzende Erkrankungen/ Störungen - Depressive Störungen - Zwangsstörungen - Posttraumatische Belastungsstörung - Anpassungsstörung - Somatoforme Störungen - Schizophrenie, andere wahnhafte Störungen - Essstörungen - Persönlichkeitsstörungen (ängstlich-vermeidende PS, abhängig-asthenische PS) - Organischer Erkrankungen unterschiedlicher Genese (Gehirnentzündungen, Lues, Multiple Sklerose, Creutzfeldt-Jacob-Krankheit, degenerative Hirnerkrankungen, Tumore, Infektionen, Schilddrüsenerkrankungen, Diabetes etc.) Sollten die Charakteristika bzw. Kriterien einer dieser Differentialdiagnosen aber im Vordergrund stehen und die Störung der Stimmungslage eine Begleitsymptomatik sein, wäre die Erkrankung unter dem entsprechenden Störungsbild zuzuordnen.

Differentialdiagnostische Anamnese F40 Phobische Störungen/ F41 Andere Angststörungen Seite 16 Depressive Störungen Zwangsstörungen Posttraumatische Belastungsstörung Anpassungsstörung Somatoforme Störungen Schizophrenie Essstörungen Ausdruck/ Form der Angst Begleitsymptome depressiver Episoden (Abklingen der Angst mit Abklingen der Depression, Verlauf in Phasen) Zwangsrituale und rituelle Gedanken (Die Handlungen und Gedanken sollen ein neutralisieren der Bedrohung bewirken) Flashbacks, Schlafstörungen Reizbarkeit, Aggressivität Verzweiflung, Depressionen Hypervigilanz, Schreckhaftigkeit Depressive Episoden Angststörungen Störungen des Sozialverhaltens Ängste äußern sich über körperliche Beschwerden/ Schmerzen, denen keine organische Ursache zugeordnet werden kann. Spezifische und unspezifische Ängste, die den Charakter des von außen gemachten haben (vor Menschen, Themen, Objekten etc.) Körperschemastörung Zwänge (Über)Angepasstes Verhalten Angst vor Versagen Unfähigkeit/ Unzulänglichkeit Wertlosigkeit Kontrollverlust Unordnung/ Chaos Katastrophen Keimen/ Krankheiten Erinnerungen/ Konfrontation mit der traumatischen Situation Wiedererleben der traumatischen Situation Schicksalsschlägen Life-events Halt im Leben zu verlieren (unbewusst) Kontrollverlust Bedrohung/ Anschlägen Vergiftung/ Eingriffen etc. Übergewicht Kontrollverlust Wertlosigkeit Suchterkrankungen Flucht in Rauschzustände Versagen/ Wertlosigkeit Unfähigkeit/ Unzulänglichkeit Ohnmacht (psychisch) Persönlichkeitsstörungen Ängstlich-vermeidend + Abhängig-asthenisch Hilflosigkeit Abhängigkeit Anspannung Unsicherheit Sozialer Ablehnung Versagen Unfähigkeit/ Unzulänglichkeit Wertlosigkeit

F40 Phobische Störungen/ F41 Andere Angststörungen Seite 17 Ursachen Die Ätiopathogenese der Angststörungen zeigt kein einheitliches Erklärungsmodell. Die Ursachen und die Entwicklung werden kontrovers diskutiert. Es wird von einer multifaktoriellen Genese ausgegangen. Nachfolgend ein Überblick über die Konzepte unterschiedlicher Schulen: Entwicklungsmodelle unterschiedlicher Ansätze (Überblick) Ansatz Biologisch Genetisch Neurologisch Konzept/ Entwicklungsmodell - Familiäre Disposition für Ängstlichkeit - Prägung des Limbischen Systems, als Sitz/ Schaltstelle der Angst im Gehirn - Prägung durch ererbte/ erlernte Transmitter-Systeme - Gabaerges System - Serotonerges System Kognitiv - Erklärungsmodelle über klassisches und operantes Konditionieren - Klassische Konditionierung Neutraler Reiz wird durch Training zu konditioniertem Reiz Beispiel: Frau erlebt beim Kaufhausbesuch (= neutraler Reiz) eine Panikattacke. Sie verknüpft den Kaufhausbesuch mit der Panikattacke und meidet zukünftig Kaufhäuser. Kaufhausbesuch (= konditionierter Reiz). - Operante Konditionierung Beispiel: Die Frau hat so schnell wie möglich das Kaufhaus verlassen. Danach klangen die Symptome ab. Das Abklingen der Symptome nach Verlassen des Kaufhauses bestärken sie in der Annahme Kaufhäuser zukünftig zu meiden (= verstärkender Reiz). - Stammesgeschichtliches Gedächtnis (biological preparedness) Bestimmten Geräuschen, Objekten, Ereignissen, Situationen oder Lebewesen werden aus der Menschheitsgeschichte bestimmte (lebens)bedrohliche Eigenschaften zugeschrieben Beispiele: Höhe, Gewitter, Wetterkatastrophen, Schlangen, spitze Gegenstände etc. - Angstkreis -> Neigung zu erhöhter Selbstaufmerksamkeit -> Entwicklung irrationaler/ negativer Kognitionen (wenn-dann-situationen) -> Ausprägung vegetativer körperlicher Symptome (Schwitzen, Zittern, Herzrasen, Erröten..) -> Wahrnehmung der vegetativen Symptome -> Interpretation als Anzeichen der Gefahr -> Erhöhung der Selbstaufmerksamkeit -> Entwicklung der Angst vor der Angst - Lernen am Modell Häufig werden Ansätze für Angststörungen durch das Übernehmen familiärer Verhaltensmuster geprägt. Situationen von Überforderung, Kontrollverlust, Ohnmacht, Stress können beim Fehlen adäquater Verhaltensweisen zu Zuständen von Angst, Panik und Phobien führen. Psychodynamisch - Angst als Ausdruck frühkindlicher Konflikte - Konflikt: Autonomie Abhängigkeit - Unterentwickeltes Ich (als Vermittler zwischen Es und Über-Ich) - Konflikt Regression Abwehr(mechanismus)

F40 Phobische Störungen/ F41 Andere Angststörungen Seite 18 Verlauf/ Prognose Durch Zurückhaltung der Betroffenen, sich helfen zu lassen und eine hohe Leidensfähigkeit, werden entsprechende Diagnosen häufig erst nach 5 10 Jahren gestellt. Die Bereitschaft, die Ursachen der vegetativen Symptome durch organische Störungen erklären zu lassen, liegt sehr viel höher. Diese Einstellung hat häufig eine Chronifizierung der Störung zur Folge. Die Chronifizierung bewirkt, dass die Betroffenen zunehmend leiden unter: - Einschränkungen in ihrer Bewegungsfreiheit - Einschränkungen ihrer psychischen Freiheit - Abhängigkeit von Angehörigen - Soziale Isolation - Arbeitsplatzverlust - Depressive Symptome Eine Therapie der Angststörungen ist grundsätzlich sinnvoll. Möglicherweise muss die Therapie durch pharmakologische Therapeutika unterstützt werden. Therapie Pharmakotherapie Wann werden welche Psychopharmaka bei der Behandlung eingesetzt? Je nach Befinden des Patienten und der vorherrschenden Symptome kann es gerade in der Akutphase erforderlich werden, Psychopharmaka zu geben. Spannungs- und Erregungszustände erfordern manchmal den Einsatz eines weiteren beruhigenden Hypnotikums oder Tranqulizers (Beruhigungsmittel). Eine Gabe von Antidepressiva, Beta-Blockern, Anxiolytika bzw. Hypnotika (Schlafmittel) kann erforderlich werden, wenn - Depressive Verstimmungszustände auftreten - Dauerhafte Zustände von Angst bestehen - Dauernde Zustände der Anspannung bestehen - Langanhaltende Schlafstörungen bestehen

Psychotherapie F40 Phobische Störungen/ F41 Andere Angststörungen Seite 19 Erfahrene Therapeuten führen ihre Therapie in 8 Phasen durch. Ziel ist es, eine mögliche erneute Traumatisierung zu vermeiden. Unterteilung in 8 Phasen: 1. Anamnese/ Ressourcenprüfung/ Behandlungsplanung/ Zielfestlegung 2. Einstieg und Festigung der therapeutischen Beziehung 3. Erkennen und Bewertung der zu therapierenden Kognitionen/ Überarbeitung und Festlegung der therapeutischen Themen 4. Desensibilisierung/ Reprozessierung/ Anwendung der Methode/ Reflexion 5. Verankerung/ Festigung der positiven Kognitionen und Vorstellungen 6. Körpertest/ Überprüfen der positiven Kognitionen im somatischen Empfinden 7. Abschluss/ Entspannungsübungen/ Übungen und Techniken für zukünftige Verhaltensmöglichkeiten 8. Überprüfung der Wirksamkeit der vorangegangenen Phasen Förderung und Entwicklung neuer kognitiver Verhaltensmuster Die Therapie nach dem kognitiven Ansatz bietet sich an, wenn die Bereitschaft des Erkrankten erreicht ist, mögliche Verhaltensmuster zu ändern oder aufzugeben bzw. Annahmen zu korrigieren. Durch die aktive Mitarbeit können durch Übungen, Psychoedukation und Gespräche pathologische dysfunktionale Muster überschrieben werden. Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine hervorragende Behandlungsmöglichkeit bei Angststörungen, Phobien und Zwangsstörungen. Kognitive Verhaltenstherapie Diese Methode setzt an den negativen Denk- und Betrachtungsweisen und der Struktur der daraus folgenden automatischen Gedanken an. Die psychische Störung wird als Folge fehlangepasster Einstellungen einer einseitigen Betrachtungsweise und damit verbundener Denkfehler bzw. automatischer Gedanken interpretiert. Es geht um die Bedeutung einer verzerrten Sicht der Realität und daraus folgender Fehlinterpretationen. - Konfrontationstherapie Konfrontative Annäherung an Angst auslösende Situationen, Objekte, Gedanken - Wirkung/ Ziel Löschen/ Überschreiben der gelernten Angstreaktion - Systematische Desensibilisierung Systematische schrittweise Annäherung an Angst auslösende Situation, Objekte und Gedanken - Wirkung/ Ziel Gegenkonditionierung/ Überschreiben der gelernten Angstreaktion Psychoedukation Verhaltenstherapeutisch ausgerichtete Schulung des Erkrankten mit - Erklärungen zur Erkrankung sowie den Therapiemöglichkeiten - Erläuterungen über den möglichen Verlauf und Prognosen - Einzel- und Gruppengesprächen, Fragen, Diskussionen etc. - Wirkung/ Ziel Rückfallprävention, Erkennen von Frühwarnzeichen Erarbeiten einer Bewältigungsstrategie, Compliance, Stressmanagement, Notfallplan Förderung des Verständnisses (auch innerhalb des sozialen Umfeldes) Gesprächstherapien - Klientenzentriert Mit 3 Säulen Wertschätzung, Empathie, Kongruenz nach Rogers - Tiefenpsycholog. Aufdeckende Verfahren mit Suche nach Spuren in der Kindheit sowie der Familiengeschichte - Gruppengespräche Gruppen von Betroffenen bzw. Gruppen innerhalb des sozialen Umfeldes

Interpersonelle Psychotherapie F40 Phobische Störungen/ F41 Andere Angststörungen Seite 20 Aufarbeitung der interpersonellen Konflikte, die im Kontext der Störung auftreten, wenn Beziehungsprobleme die Ursache für die Störung sind. - Anwendung Kurzzeitbehandlung - Wirkung/ Ziel Aufarbeitung der Kernbereiche - Trauer (pathologisch, ungelöst) - Interpersonelle Rollenkonflikte - Rollenwechsel - Interpersonelle Defizite Gestalttherapie Aufspüren der gestalt(geb)enden Faktoren hinter den psychisch wirkenden Prozessen. Integrative Psychotherapie Integrativer Therapieansatz mit verschiedenen abgestimmten Interventionstechniken. Hypnotherapie Die Hypnose nach M. Erikson, J. Haley und P. Watzlawick geht von einer Suggestion in veränderter Bewusstseinslage aus. Während eines schlafähnlichen Zustands werden Probleme thematisiert und bearbeitet. Als besonders hilfreich hat sich diese Methode bei der Intervention von Angst- und Anspannungszuständen, somatoformen Störungen und chronischen Schmerzen erwiesen. Bei einer akuten Psychose ist diese Therapie nicht anzuwenden. EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) Psychotherapeutische Methode, die über Augenbewegung-Desensibilisierung und Verarbeitung an der Bewältigung des Traumas arbeitet. Diese Methode wurde von Francine Shapiro, 1988, entwickelt und basiert auf der Grundidee der kognitiven Verhaltenstherapie. Es wird davon ausgegangen, dass durch den Fokus auf ein traumatisches Ereignis, die damit einhergehenden emotionalen, kognitiven und somatischen Erfahrungen sowie die simultane Stimulierung verschiedener Gehirnareale die Verarbeitung und Integration des Traumas erreicht werden kann. Methode Der Patient folgt mit den Augen den Fingerbewegungen des Therapeuten, während er sich auf die traumatische Erinnerung konzentriert. Ziel Überschreiben der traumatischen (pathologischen) kognitiven, emotionalen und somatischen Vorstellungen und Bilder durch positive Kognitionen. Psychodrama Das Psychodrama ist eine psychotherapeutische Intervention, die sich aus dem Rollenspiel und Stegreiftherater entwickelt hat (J. L. Moreno, Anfang 20. Jahrhundert). Interpersonelle und intrapsychische Konflikte werden inszeniert, dargestellt und später bearbeitet. Die spielerische Herangehensweise ermöglicht dem Erkrankten, die Situation darzustellen, zu verändern, neu zu interpretieren und zu verarbeiten. Diese Therapieform fördert den kreativen Umgang mit belastenden traumatischen Situationen und das Finden von Lösungen. Soziotherapie Die Interventionen dieses Therapiekonzeptes haben die Veränderung des sozialen Umfeldes und Lebensraumes zum Ziel. Mit gezielten Maßnahmen sollen die Integration in den sozialen Kontext, die Wiedereingliederung in das berufliche Umfeld und die Erarbeitung von Strukturen erreicht werden. Bei dieser Therapie spielt die Analyse der privaten und beruflichen Situation eine große Rolle. Die Familienangehörigen und der Arbeitgeber werden in die Therapieplanung und umsetzung integriert.

F40 Phobische Störungen/ F41 Andere Angststörungen Seite 21 Sonstiges Filmbeispiele unter: www.luebeck-psychotherapie Rubrik Service => Filmtipps

F40.0 F40.2/ Agora-/ soziale-/ spezifische Phobie Seite 22 F40.0 F40.2/ Agora-/ soziale-/ spezifische Phobie Einführung Kennzeichnend für die Phobien sind Diese Störungsbilder haben folgende charakteristische Merkmale - Furcht vor spezifischer Situation/ spezifischem Objekt - Ausprägung vegetativer Symptome (Schwitzen, Herzrasen etc.) - Ausprägung von Symptomen im Bereich Thorax/ Abdomen (Atembeschwerden, Beklemmungen etc.) - Ausprägung psychischer Symptome (Angst vor Kontrollverlust, Derealisation, Depersonalisation etc.) - Entwicklung von Vermeidungsverhalten - Leidensdruck durch Vermeidungsverhalten - Einsicht, dass Angstsymptome und Vermeidungsverhalten übertrieben sind - Psycho-soziale Einschränkungen Fallbeispiel Frau Mauerblümchen möchte am liebsten unsichtbar sein. Die Auszubildende, Frau Mauerblümchen, hält sich stets zurück, wenn es um ihre Teilnahme an Firmenfeiern, Konferenzen oder Messen geht. Den Kollegen fällt zunehmend auf, dass sie sich gern in die letzte Reihe oder in die Nähe der Tür setzt. Auf Messen versteckt sie sich hinter anderen Kollegen. Wenn sie angesprochen wird, errötet sie und wirkt sehr verlegen. Bei Betrachtung des Innenlebens von Frau Mauerblümchen findet sich, entgegen der äußeren Unscheinbarkeit, eine Fülle an Prozessen, wie starke Besorgnis aufzufallen, sich zu blamieren, Herzrasen, Ängste, Beklemmungen, gedankliche Szenarien von Situationen, in denen sie versagt oder bloßgestellt wird. Frau Mauerblümchen kann vor Feierlichkeiten, an denen sie teilnehmen muss wochenlang nicht richtig schlafen. Ständig sieht sie vor ihrem inneren Auge diverse Katastrophen, die passieren könnten. Am schlimmsten ist es, wenn sie vor den Kollegen sprechen muss und alle ihren Blick auf sie richten. Sie weiß, dass sie knallrot werden wird und hat Sorge, dass sich ihr die Kehle zuschnüren wird und sie sich aus Angst in die Hose machen könnte. Verzweifelt sucht sie nach Möglichkeiten, die Teilnahme an diesen Feiern und Konferenzen vermeiden zu können. Diese Symptome, wie Gefühle der Beklemmung, Atemnot, Bauchschmerzen, Herzrasen, Schwitzen, Zittern machen Frau Mauerblümchen ebenfalls große Sorgen. Selbst wenn es ihr Gelänge, äußerlich ruhig zu bleiben, würden sie diese Symptome immer verraten. Ein Teufelskreis Diagnose: Die Symptome sprechen für eine soziale Phobie (F40.0)

Fallbeispiel F40.0 F40.2/ Agora-/ soziale-/ spezifische Phobie Seite 23 Frau Schwindel hat Angst vor Kontrollverlust Nach erfolgreichem Abschluss ihrer Ausbildung steht Frau Schwindel nun fest im Berufsleben. Sie nutzt die öffentlichen Verkehrsmittel, um ihren Arbeitsplatz zu erreichen, wie bereits seit Jahren. In ihrer Freizeit fährt sie gelegentlich mit dem PKW. Es sind keine äußeren Anzeichen für die sich entwickelnden Panikattacken erkennbar. Eines Tages, auf dem Weg in den Urlaub, bekommt Frau Schwindel während der Autofahrt Angst die Kontrolle zu verlieren. Sie denkt, sie würde den PKW gegen die Leitplanke lenken und hält daher das Steuer fest umschlossen, um dieses Situation zu vermeiden. Schweißnass drosselt sie das Tempo. Das Herz rast. Sie zittert am ganzen Körper. Ihr ist schwindelig und flau im Magen. Erfreulicherweise kann ihr Freund den Wagen weiter lenken. Frau Schwindel sucht während der weiteren Fahrt nach möglichen Gründen für diesen unerwarteten Zustand. Sie verweigert die Übernahme des Steuers für die weiteren Fahrten, denn jedes Mal, wenn Sie sich ans Steuer setzt, bekommt sie Angst und das Herz beginnt wieder zu rasen. Als sie im Urlaub nach ein paar Tagen wieder entspannter ist, übernimmt sie eine kurze Fahrt zum Strand, die wieder zu einer Panikattacke führt. Da ihr Freund gerne Auto fährt, gewöhnt sie sich daran, als Beifahrerin zu reisen. Nach Rückkehr und Wiedereinstieg in den Alltag erfreut sie sich an den täglichen Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Angst rückt wieder in den Hintergrund. Aber, eines Tages, auf dem Weg zur Arbeit, als Frau Schwindel von einem Zug in den anderen wechselt und dabei entlang der Gleise geht, wurde ihr plötzlich wieder schwindelig und sie bekam Angst die Kontrolle über ihr Gleichgewicht zu verlieren, zu stürzen und auf die Schienen zu fallen. Ihr Herz begann wieder zu rasen, sie zitterte, hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, Beklemmungen in der Brustgegend und schwitzte sehr. Sie erinnerte sich wieder an die Angst im PKW. Für die weiteren Arbeitswege blieb sie bei der Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel, da sie das Fahren mit dem PKW nach wie vor vermied. Allerdings versuchte sie, die Strecke, soweit wie möglich, mit dem Bus zu fahren. Diese Vermeidungsstrategien führten zu erheblichem zeitlichen Mehraufwand. Wenn Frau Schwindel aus beruflichen Gründen eine Fahrt mit der Bahn nicht vermeiden konnte, bewegte sie sich immer weit in der Mitte des Bahnsteigs und mied die Nähe der Gleise. Wenn sich unvermeidbare Fahrten mit der Bahn oder dem PKW ergeben, ist Frau Schwindel immer sehr angespannt und schwitzt sehr stark. Die Anspannung und Erwartung vor einer erneuten Angstattacke belgeiten die Fahrten, obwohl diese häufig auch ohne Attacken verlaufen können. Nachdem Frau Schwindel ihre Anspannungen und Ängste in den Alltag verpackt hat ereilt sie eine erneute Angstsituation auf der Rolltreppe eines Kaufhauses. Wieder hat sie plötzlich Herzrasen, Angst, die Kontrolle über sich zu verlieren und verrückt zu werden. Sie schwitzt und bekommt Atemnot und möchte nur noch schnell aus dem Kaufhaus heraus. Sie rennt zur abwärtsführenden Rolltreppe und läuft aus dem Kaufhaus. Außerhalb des Kaufhauses beginnt sie zu zittern und zu weinen. Sie hat nun immer mehr das Gefühl, dass ihr Handlungsspielraum sich immer enger um sie schließt. Wie soll sie jetzt nach Hause kommen? Sie fühlt sich nicht mehr, als ob sie neben sich stünde. Seither meidet sie auch Kaufhausbesuche, Kinobesuche oder sonstige Situationen mit Menschenmengen. Seit dem ersten Angstanfall sind nun bereits 10 Jahre vergangen. Sie spricht mit niemandem darüber, da ihr diese unerklärbaren Zustände peinlich sind. Sie erzählt lediglich, dass sie nicht so gern Auto fahre. Eine innere angespannte überaufmerksame Haltung ist mittlerweile zum Normalzustand geworden. Der Versuch, immer bereit für Vermeidungsstrategien zu sein, wird zur Alltagsherausforderung. Nun beschleicht sie die immer stärker werdende Angst, dass die Angstzustände in weiteren Situationen auftreten könnten. Daher geht sie nicht mehr so gerne von zu Hause fort. Diagnose: Die Symptome und Kriterien weisen auf eine Agoraphobie (F40.0) hin.

F40.0 F40.2/ Agora-/ soziale-/ spezifische Phobie Seite 24 Definition/ Allgemeines Phobie bedeutet Furcht und Flucht. Der Begriff stammt von dem griechischen Gott Phobos, der andere durch sein furchterregendes Äußeres erschreckte und ihnen Angst einjagte. Sein Name wurde zum Begriff für Angst, Schrecken, Furcht, und Flucht. In diesem Kapitel werden Störungen beschrieben, deren Kennzeichen eine dauerhafte unangemessene Furcht vor bestimmten Situationen oder Objekten ist. Die Betroffenen bemühen sich, diese Situationen bzw. Objekte zu (ver)meiden. Unterschieden werden F40.0 Agoraphobie Furcht, auf öffentlichen Plätzen, in Menschenmengen, in Geschäften, auf Reisen, außer Haus zu sein. F40.1 Soziale Phobien Furcht, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, in der Öffentlichkeit zu sprechen, an Festen/ Veranstaltungen/ Konferenzen teilzunehmen und sich dann zu blamieren/ peinlich aufzufallen. F40.2 Spezifische (isolierte) Phobien Furcht vor best. Tieren - Schlangen, Spinnen, Fröschen best. Situationen - Dunkelheit, Höhe, Flügen, Gewitter, Prüfungen, Ärzten, engen Räumen - Injektionen, Blut, Verletzungen best. Objekten - Spritzen, spitzen Gegenständen

F40.0 F40.2/ Agora-/ soziale-/ spezifische Phobie Seite 25 Symptome Diagnostische Kriterien lt. ICD-10, Kapitel V (F) F40.0 Agoraphobie A. Deutliche und anhaltende Furcht vor oder Vermeidung von mindestens 2 der folgenden Situationen: 1. Menschenmengen, 2. öffentliche Plätzen, 3. allein Reisen, 4. Reisen, mit weiter Entfernung von Zuhause. B. Seit Auftreten der Störung müssen in den gefürchteten Situationen mindestens 2 Angstsymptome aus der unten angegebenen Liste (davon 1 der vegetativen Symptome 1.-4.) wenigstens zu einem Zeitpunkt gemeinsam vorhanden gewesen sein: Vegetative Symptome: 1. Palpitation, Herzklopfen oder erhöhte Herzfrequenz, 2. Schweißausbrüche, 3. fein- oder grobschlägiger Tremor, 4. Mundtrockenheit (nicht infolge Medikation oder Exsikkose). Symptome an Thorax/ Abdomen: 5. Atembeschwerden, 6. Beklemmungsgefühl, 7. Thoraxschmerzen/ missempfindg. 8. Nausea oder abdominelle Missemfpindungen (z. B. Unruhegefühl im Magen). F40.1 Soziale Phobie 2. häufigste Angststörung Entweder 1. oder 2.: 1. Deutliche Furcht im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen oder sich peinlich oder erniedrigend zu verhalten; 2. deutliche Vermeidung im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen oder von Situationen, in denen die Angst besteht, sich peinlich oder erniedrigend zu verhalten. Diese Ängste treten in sozialen Situationen auf, wie Essen oder Sprechen in der Öffentlichkeit, Begegnung von Bekannten in der Öffentlichkeit sowie Hinzukommen oder Teilnahme an kleinen Gruppen, wie z. B. bei Parties, Konferenzen oder in Klassenräumen. Mindestens 2 Angstsymptome in den gefürchteten Situationen mindestens 1x seit Auftreten der Störung, wie in F40.0, Kriterium B., definiert, sowie zusätzlich mindestens 1 der folgenden Symptome: 1. Erröten oder Zittern, 2. Angst zu erbrechen, 3. Miktions- oder Defäkationsdrang bzw. Angst davor. F40.2 Spezifische Phobien Häufigste Angststörung Häufigste psych. Störung Entweder 1. oder 2.: 1. Deutliche Furcht vor einem bestimmten Objekt oder einer bestimmten Situation, außer Agoraphobie (F40.0) oder sozialer Phobie (F40.1); 2. deutliche Vermeidung solcher Objekte und Situationen, außer Agoraphobie (F40.0) oder sozialer Phobie (F40.1). Häufige phobische Objekte und Situationen sind Tiere, Vögel, Insekten, Höhen, Donner, Flugreisen, kleine geschlossene Räume, Anblick von Blut oder Verletzungen, Injektionen, Zahnarzt- und Krankenhausbesuche. Angstsymptome in den gefürchteten Situationen zu irgendeiner Zeit seit Auftreten der Störung wie in Kriterium B. von F40.0 (Agoraphobie) definiert.

F40.0 F40.2/ Agora-/ soziale-/ spezifische Phobie Seite 26 F40.0 Agoraphobie Psychische Symptome: 9. Gefühl von Schwindel, Unsicherheit, Schwäche oder Benommenheit, 10. Gefühl, die Objekte sind unwirklich (Derealisation) oder man selbst ist weit entfernt oder nicht wirklich hier (Depersonalisation), 11. Angst vor Kontrollverlust, verrückt zu werden oder auszuflippen, 12. Angst zu sterben. Allgemeine Symptome: 13. Hitzewallungen oder Kälteschauer, 14. Gefühllosigkeit/ Kribbelgefühle. C. Deutliche emotionale Belastung durch das Vermeidungsverhalten oder die Angstsymptome; die Betroffenen haben die Einsicht, dass diese übertrieben oder unvernünftig sind. D. Die Symptome beschränken sich ausschließlich oder vornehmlich auf die gefürchteten Situationen oder Gedanken an sie. E. Ausschlussvorbehalt: Die Symptome des Kriteriums A. sind nicht bedingt durch Wahn, Halluzinationen oder andere Symptome der Störungsgruppen organische psychische Störungen (F0), Schizophrenie und verwandte Störungen (F2), affektive Störungen (F3) oder eine Zwangsstörung (F42) oder sind nicht Folge von kulturell akzeptieren Anschauungen. Dazugehörige Begriffe: Agoraphobie ohne Panikstörung Panikstörung mit Agoraphobie F40.1 Soziale Phobie Deutliche emotionale Belastung durch die Angstsymptome oder das Vermeidungsverhalten. Einsicht, dass die Symptome oder das Vermeidungsverhalten übertrieben und unvernünftig sind. Die Symptome beschränken sich ausschließlich oder vornehmlich auf die gefürchteten Situationen oder Gedanken an sie. Ausschlussvorbehalt: Die Symptome der Kriterien A. + B. sind nicht bedingt durch Wahn, Halluzinationen oder andere Symptome der Störungsgruppen organische psychische Störungen (F0), Schizophrenie und verwandte Störungen (F2), affektive Störungen (F3) oder eine Zwangsstörung (F42) oder sind nicht Folge von kulturell akzeptieren Anschauungen Dazugehörige Begriffe: Anthropophobie Soziale Neurose F40.2 Spezifische Phobien Deutliche emotionale Belastung durch die Symptome oder das Vermeidungsverhalten; Einsicht, dass diese übertrieben oder unvernünftig sind. Die Symptome sind auf die gefürchtete Situation oder auf Gedanken an diese beschränkt. Unterteilung der Phobien in: Tier-Typ Naturgewalten-Typ Blut-Injektions-Verletzungs-Typ Situativer Typ

F40.0 F40.2/ Agora-/ soziale-/ spezifische Phobie Seite 27 Komorbiditäten (Begleitsymptome/-störungen) können sein - Andere Angststörungen - Depressive Störungen - Abhängigkeit und Missbrauch von Substanzen - Suchterkrankungen (besonders Alkohol) Anamnese/ Diagnostik Wie unter Anamnese/ Diagnostik im Teil F 40 Phobische Störungen/ F41 andere Angststörungen erläutert. Differentialdiagnostik Wie unter Differentialdiagnostik im Teil F 40 Phobische Störungen/ F41 andere Angststörungen erläutert. Besonders abgegrenzt werden müssen bei diesem Störungsbild - Zwangsstörungen und andere neurotische Störungen - Depressive Störungen - Wahnhafte Störungen - Chronischer Missbrauch von psychotropen Substanzen, Medikamenten oder Alkohol - Organische Erkrankungen Ursachen Wie unter Ursachen im Teil F 40 Phobische Störungen/ F41 andere Angststörungen erläutert.

F40.0 F40.2/ Agora-/ soziale-/ spezifische Phobie Seite 28 Verlauf/ Prognose Wie unter Verlauf/ Prognose im Teil F 40 Phobische Störungen/ F41 andere Angststörungen erläutert. Therapie Wie unter Therapie im Teil F 40 Phobische Störungen/ F41 andere Angststörungen erläutert. Eine unterstützende Therapie mit Psychopharmaka (mit anspannungslösender, stimmungsaufhellender Wirkung) kann sinnvoll sein. F40.0 Agoraphobie - Kognitive Verhaltenstherapie (Konfrontationstherapie) - Entspannungsmethoden - Psychoedukation - Integrative Psychotherapie Psychopharmaka - Antidepressive (Trizyklische Antidepressiva, SSRI) F40.1 Soziale Phobie - Training sozialer Kompetenz - Kognitive Verhaltenstherapie - Entspannungsmethoden - Psychoedukation - Integrative Psychotherapie Psychopharmaka - Antidepressiva (SSRI, SSNRI, MAO-Hemmer) F40.2 Spezifische Phobien - Kognitive Verhaltenstherapie (kogn. Umstrukturierung, systematische Desensibilisierung) - Entspannungsmethoden - Hypnose - Psychoedukation - Integrative Psychotherapie Psychopharmaka - Antidepressiva (SSRI, MAO-Hemmer, trizyklische Antidepressiva) - Benzodiazepine (Abwägung: Abhängigkeit!) Sonstiges

F41.0 F41.1/ Panikstörung/ generalisierte Angststörung Seite 29 F41.0 F41.1/ Panikstörung/ generalisierte Angststörung Einführung Kennzeichnend für die Panik- und Angststörungen sind Diese Störungsbilder haben folgende charakteristische Merkmale - Furcht, die NICHT auf spezifische Situation/ spezifisches Objekt bezogen ist - Ausprägung vegetativer Symptome (Schwitzen, Herzrasen etc.) - Ausprägung von Symptomen im Bereich Thorax/ Abdomen (Atembeschwerden, Beklemmungen etc.) - Ausprägung psychischer Symptome (Angst vor Kontrollverlust, Derealisation, Depersonalisation etc.) - Entwicklung von Anspannung, Konzentrationsschwierigkeiten, Schreckhaftigkeit etc. - Psycho-soziale Einschränkungen Fallbeispiel Frau Sorge fürchtet sich immer. Frau Sorge bewältigt ihren Alltag über Jahre tadellos. Sie ist jetzt Mitte 40. Seit ein paar Jahren schläft sie immer schlechter. Nachts wacht sie immer wieder auf, weil ihr Dinge einfallen, die passieren könnten oder ihre Familie in Gefahr bringen können. Jeden Abend kontrolliert sie vor dem Zu Bett gehen in der Wohnung, ob alles in Ordnung ist. Sie sorgt sich um die finanzielle Zukunft, obwohl sie und ihr Mann immer einen gut bezahlten Job hatten. Sie sorgt sich um die Gesundheit und ob sie genug tut, diese zu erhalten. Sie macht sich Gedanken um die Ausbildung ihrer Kinder und um deren Leben. Herr Sorge empfindet seine Frau seit ca. einem Jahr als nervös, angespannt, reizbar, sehr schreckhaft, humorlos und irgendwie grüblerisch. Diese häufige gedankliche Abwesenheit und dass sie so unkonzentriert und ruhelos ist, stören ihn sehr. Ständig erzählt sie ihm, was alles passieren könne und worum sie sich sorge. Er sagt ihr dann und wenn der Himmel runter fällt, sind alle Spatzen tot. Das findet Frau Sorge überhaupt nicht lustig. Sie meint, er nähme sie nicht ernst. Frau Sorge klagt schon seit längerer Zeit über Kopfschmerzen. Untersuchungen ergaben, dass diese durch Verspannungen hervorgerufen würden. Ihr wurde das Erlernen von Entspannungsverfahren empfohlen. Diagnose: Die beschriebenen Kriterien und Symptome sprechen für eine generalisierte Angststörung F41.1. Definition/ Allgemeines Wie unter Definition/ Allgemeines im Teil F 40.0-F40.2 Phobien erläutert.

F41.0 F41.1/ Panikstörung/ generalisierte Angststörung Seite 30 Symptome Diagnostische Kriterien lt. ICD-10, Kapitel V (F) F41.0 Panikstörung (episodisch paroxysmale Angst) A. Wiederholte Panikattacken, die NICHT auf eine spezifische Situation oder ein spezifisches Objekt bezogen sind und oft spontan auftreten (d. h. die Attacken sind nicht vorhersagbar). Die Panikattacken sind nicht verbunden mit besonderer Anstrengung, gefährlichen oder lebendbedrohlichen Situationen. F41.1 Generalisierte Angststörung Ein Zeitraum von mindestens 6 Monaten mit vorherrschender Anspannung, Besorgnis und Befürchtungen in Bezug auf ALLTÄGLICHE Ereignisse. B. Eine Panikattacke hat alle folgenden Charakteristika: a. es ist eine einzelne Episode von intensiver Angst oder Unbehagen; b. sie beginnt abrupt; c. sie erreicht innerhalb weniger Minuten ein Maximum und dauert mindestens einige Minuten!! d. Mindestens 4 Symptome der unten angegebenen Liste, davon 1 von den Symptomen 1. 4., müssen vorliegen: (Anm.: Wie unter F40.0 aufgeführt!) Vegetative Symptome: 1. Palpitation, Herzklopfen oder erhöhte Herzfrequenz, 2. Schweißausbrüche, 3. fein- oder grobschlägiger Tremor, 4. Mundtrockenheit (nicht infolge Medikation oder Exsikkose). Symptome, die Thorax und Abdomen betreffen: 5. Atembeschwerden, 6. Beklemmungsgefühl, 7. Thoraxschmerzen/ missempfindungen 8. Nausea oder abdominelle Missempfindungen (z. B. Unruhegefühl im Magen). Psychische Symptome: 9. Gefühl von Schwindel, Unsicherheit, Schwäche oder Benommenheit, 10. Gefühl, die Objekte sind unwirklich (Derealisation) oder man selbst ist weit entfernt oder nicht wirklich hier (Depersonalisation), 11. Angst vor Kontrollverlust, verrückt zu werden oder auszuflippen, 12. Angst zu sterben. Allgemeine Symptome: 13. Hitzewallungen oder Kälteschauer, 14. Gefühllosigkeit/ Kribbelgefühle. Mindestens 4 Symptome der unten angegebenen Liste, davon 1 von den Symptomen1. 4., müssen vorliegen: (Anm.: Wie unter F40.0 + F41.0 aufgeführt!) Vegetative Symptome: 1. 4. Symptome, die Thorax und Abdomen betreffen: 5. 8. Psychische Symptome: 9. 12. Allgemeine Symptome: 13. - 14. + Symptome der Anspannung: 15. Muskelverspannung, akute und chronische Schmerzen, 16. Ruhelosigkeit und Unfähigkeit zum Entspannen, 17. Gefühle von Aufgedrehtsein, Nervosität, psychische Anspannung, 18. Kloßgefühl im Hals oder Schluckbeschwerden. Unspezifische Symptome: 19. übertriebenen Reaktionen auf kleine Überraschungen, oder Erschrecktwerden, 20. Konzentrationsschwierigkeiten, Leeregefühl im Kopf wegen Sorgen und Angst, 21. anhaltende Reizbarkeit, 22. Einschlafstörungen wegen Besorgnissen.

F41.0 F41.1/ Panikstörung/ generalisierte Angststörung Seite 31 C. Ausschlussvorbehalt: F41.0 Panikstörung (episodisch paroxysmale Angst) Die Panikattacken sind nicht Folge einer körperlichen Störung, einer organ. psychischen Störung (F0) oder einer anderen psychischen Störung wie Schizophrenie und verwandten Störungen (F2), einer affektiven Störung (F3) oder einer somatoformen Störung (F45). F41.1 Generalisierte Angststörung Die Störung erfüllt nicht die Kriterien für eine Panikstörung (F41.0), eine phobische Störung (F40), eine Zwangsstörung (F42) oder eine hypochondrische Störung (F45.2). D. Ausschlussvorbehalt: Die Störung ist nicht zurückzuführen auf eine organische Krankheit wie eine Hyperthyreose, eine organische psychische Störung (F0) oder auf eine durch psychotrope Substanzen bedingte Störung (F1), z. B. auf einen exzessiven Genuss von amphetaminähnlichen Substanzen oder auf einen Bezodiazepinentzug. Dazugehörige Begriffe Panikattacke Panikzustand Dazugehörige Begriffe Angstneurose Angstreaktion/ -zustand Ausschluss F40.0 Panikstörung mit Agoraphobie Ausschluss F48.0 Neurasthenie Komorbiditäten (Begleitsymptome/-störungen) können sein - Andere Angststörungen - Depressive Störungen - Phobien, Zwangsstörungen und andere neurotische Störungen - Suchterkrankungen/ Missbrauch psychotroper Substanzen - Persönlichkeitsstörungen (ängstliche PS, abhängige PS) Anamnese/ Diagnostik Wie unter Anamnese/ Diagnostik im Teil F 40 Phobische Störungen/ F41 andere Angststörungen erläutert.