Famulatur Augenheilkunde Seychelles Hospital 6.-24.2.2012 Sarah Krainz Organisation Famulatur Ich schrieb mein erstes E-mail (medicalelectives@health.gov.sc) an die zuständige Sekretärin Mrs Gemma Barbier ca. ein Jahr vor Famulaturbeginn. Es enthielt meinen Lebenslauf, den Supporting Letter der Meduni Graz, den genauen Famulaturzeitraum und meinen Abteilungswunsch. Es dauerte allerdings drei Monate bis ich die positive Zusage von ihr bekam. Unterkunft Das E-mail von Mrs Barbier enthielt auch eine Liste möglicher Unterkünfte. Ich entschied mich für ein Zimmer bei René Durup, was im Nachhinein gesehen wirklich die richtige Entscheidung war. Es ist die günstigste Unterkunft mit 15 pro Tag in einem Zweibettzimmer. Sie liegt zwar nicht an einem Strand, dafür aber direkt neben dem Krankenhaus. Außerdem ist man zu Fuß auch in 10min im Stadtzentrum von Victoria und der Main Bus Station von wo aus man jeden Strand der Insel erreichen kann. Die Zimmer selbst sind zwar sehr klein und zweckmäßig eingerichtet, das stört jedoch kaum, da man sich dort ohnehin nur zum Schlafen aufhält. Insgesamt können im Haus von René 15 Studenten unterkommen und man teilt sich je nachdem wie ausgelastet das Haus ist das Bad mit 2-5 anderen und Küche und Gemeinschaftsraum mit allen. So lernt man sehr schnell viele andere Studenten kennen. 1
Flug Ich buchte den Flug mit Emirates von Wien via Dubai nach Mahé 3 Monate vorher bei STA Travel zu einem Preis von rund 700. Famulatur Am ersten Tag der Famulatur wurden ich schon im Studentensekretariat (Blue Roof Building 1. Stock) erwartet um die 200 Famulaturgebühr zu bezahlen und die Arbeitsbestätigung zu holen mit der man sich später die Identity Card, mit der man viele Vergünstigungen bekommt, besorgen kann. Danach erhielt ich eine kurze Führung durch das Krankenhaus um am Ende ins Yellow Roof Building in dem sich die Augenheilkunde befand zu gelangen und dem für mich zuständigen Arzt vorgestellt zu werden. Ich empfand es als sehr angenehm, dass ich gleich einem Arzt, Dr. Barbé, zugeteilt wurde mit dem ich dann die ganzen 3 Wochen Patienten untersuchen durfte. Das hatte den Vorteil, dass man sich mit der Zeit gut kennen lernt, die Atmosphäre lockerer wird und man die anfänglichen Sprachbarrieren aufgrund des nicht akzentfreien Englischs gewohnt wird. Die Augenabteilung im Seychelles Hospital ist ziemlich klein. Sie besitzt nicht einmal eine Station sondern nur drei Ambulanzzimmern, die von jeweils einem Arzt besetzt werden. Wenn der seltene Fall eintritt dass ein Patient doch stationäre Überwachung benötigt, wird die 2
chirurgische Station mitbenutzt. Es gibt für das gesamte Krankenhaus nur drei OP Säle, dadurch darf die Augenklinik nur an einem Tag in der Woche einen OP Saal benutzen. Es werden eigentlich fast nur Katarakt Operationen durchgeführt, gelegentlich Glaukomoperationen und akute Wundversorgungen. Für alle schwierigeren Unterfangen (Schiel-, Tumor-, AblatioOPs etc. ) müssen die Patienten ins Ausland fliegen und auch wenn sie einen baldigen Katarakt OP Termin wünschen, denn die Warteliste dafür ist sehr sehr lang. Ich durfte an einem Dienstag mit in den OP, wo aber leider nur Katarakte angesetzt waren. So konnte ich 3 Phakoemulsifikationen sehen, die im Großen und Ganzen gleich ablaufen wie bei uns. Bei der letzten Patientin war keine Phako möglich, da die Katarakt schon zu dicht war und der Operateur entschied sich eine small incision zu machen, also eine standard Extrakapsuläre Kataraktextraktion (ECCE). Wie ich auch bei Kontrollen in der Ambulanz später feststellen konnte, wird das letztere Verfahren auf den Seychellen noch recht oft angewandt, auch weil es wesentlich kostengünstiger ist. Ein weiterer Unterschied zum Österreichischen System bestand darin, dass es auf den Seychellen keine niedergelassenen Augenärzte gibt. Es gibt zwar Optiker, also zumindest die Brillenanpassung muss nicht im Krankenhaus durchgeführt werden, aber ansonsten kommt jede kleinste Kleinigkeit in die Ambulanz. Für mich als Anfänger nicht schlecht, aber Dr. Barbé langweilte sich oft und beklagte sich nicht nur einmal über das unorganisierte Gesundheitssystem. Auch wenn ich von der Famulatur relativ viel profitiert habe, muss ich sagen, dass dem sicher nicht so gewesen wäre, wenn ich nicht schon 2 Famulaturen auf deutschsprachigen Augenkliniken hinter mir gehabt hätte. Ich würde niemandem empfehlen auf den Seychellen seine erste Augenfamulatur zu absolvieren, denn ich hatte nicht das Gefühl, dass Dr. Barbé Zeit oder Lust gehabt hätte, mir zu erklären, wie man mit der Spaltlampe umgeht, geschweige denn die Geduld gehabt hätte, mir beim funduskopieren üben zuzusehen. Und wenn man dann weder etwas von der Anamnese versteht (immer in Kreol) noch Pathologien sieht (es gibt bei den Spaltlampen leider nicht die Möglichkeit mitzuschauen) wird es ziemlich schnell langweilig. 3
Freizeit - Nützliche Tipps Auch wenn es etwas mühsam ist: es ist wirklich sehr ratsam sich eine Identity Card ausstellen zu lassen! Damit bekommt man Flüge, Fährenfahrten und Hotels auf den anderen Inseln zu nur ca. einem Fünftel vom Touristenpreis wodurch sich für mich die 200 Famulaturgebühr ziemlich rasch ausgezahlt hatten. Um diese zu bekommen muss man mit der Famulaturbestätigung, dem Pass und dem Visum zuerst ins Independence House - Department of Immigration gehen. Dort bekommt man dann einen Stempel in seinen Pass. Damit bekommt man dann im Oceangate House, welches sich direkt gegenüber befindet, einen kleinen weißen Zettel der sich Identity Card nennt (es ist also keine Scheckkarte mit Lichtbildausweis wie wir zuerst dachten). Unbedingt zumindest die Inseln Praslin und La Digue anschauen! Man kann nicht direkt von Mahé nach La Digue sondern muss entweder mit der Fähre oder mit einem kleinen Propellermaschine (ich wählte diese Reiseform für 35 ) nach Praslin und von dort weiter mit der Fähre nach La Digue. Auf La Digue befinden sich wirklich die schönsten Strände der Seychellen, wenn nicht sogar der Welt! Die Guesthouses oder Hotels auf den Inseln kosten ca 20 pro Person und Nacht mit Identity Card. Das alles ist sehr leicht direkt vor Ort zu organisieren. Offen zugehen auf die Einheimischen! Es sind alle wahnsinnig gastfreundschaftlich und sehr bemüht einem ihr Land von seiner besten Seite zu zeigen. So wurden wir einmal von einer völlig Fremden, die wir auf der Straße nach dem Weg gefragt hatten in ihr wunderschönes Haus auf einer Anhöhe mit Blick über Victoria eingeladen inklusive Verkostung zahlreicher exotischer Früchte. Zwei Seychellois veranstalteten auch einmal ein Barbecue am Strand für uns und zeigten uns die besten Spots zum Schnorcheln. Es ist auch jederzeit möglich per Anhalter hinten auf einem der zahlreichen Pick-ups mitzufahren auch wenn man zu Acht ist! Soviel nur um einige Beispiele zu nennen, ich war wirklich überrascht von der Freundlichkeit der Einheimischen! Immer bevor man zum Strand geht Sonnencreme verwenden! Und zwar LSF 50 und am besten zur Mittagszeit im Schatten aufhalten! Ich habe die Sonne leider etwas unterschätzt und wünsche keinem den Sonnenbrand den ich nach dem ersten ganzen Tag unter der Sonne hatte Smartphone mitnehmen und nicht denken es könnte gestohlen werden etc.! Es gibt sehr billige SIM Karten und Internetpakete. Die Navigationsfunktion ist ziemlich nützlich und es ist recht lustig die Daheimgebliebenen vom Strand aus via Skype anzurufen und die Kamera 360 zu schw enken gerade wenn in der Heimat -20 Grad und Schneefall vorherrschen ;-) Zuletzt möchte ich mich noch bei der Meduni Graz für das Stipendium bedanken. Dieser Aufenthalt war das schönste Erlebnis meines Studiums und wird es glaube ich auch bleiben! Wenn ihr Fragen habt könnt ihr mich auch gerne kontaktieren: sarah.krainz@stud.medunigraz.at 4
Fotos aus dem Paradies 5