Blutzuckermessgeräte und Messtechnik Jürgen Weidner Diabetesberater DDG 19.02.2013
Überblick Geschichte der Messtechnik Unterschiede von Blutzuckermessgeräten Auswahl der Lanzette Korrekte Blutzuckermessung Der HbA1c Elektronisches Datenmanagement Telemedizin Fallbeispiel
Geschichte der Messtechnik 1941 mit dem dem ersten Tabletten-Test zum Nachweis von Zucker im Urin 1956 der erster Urinzucker -Teststreifen 1964 der erster Blutzucker-Teststreifen 1969 das weltweit erste tragbare Blutzuckermessgerät 1983 das erste Patienten Blutzucker-Messgerät 1987 Erste PC Software, für die Analyse der Daten
1992 DCA 2000+ das erste Praxislabor-System für die minutenschnelle Messung des Langzeitblutzuckers HbA1c 1997 Erste Stechhilfe für die Entnahme von Kapillarblut an alternativen Körperstellen 1999 Erstes CGMS-System zur Blutzucker-Langzeit-Beobachtung 2007 Erste Blutzucker-Messung mit nur 0,6 µl Blut 2009 Verbindung zwischen Messgerät und einer Insulinpumpe (Bluetooth) und es geht weiter
Wissenswertes rund um Blutzuckermessgeräte Jedes Messgerät verfügt über eine(n) eigene(n) Messgenauigkeit / Toleranzbereich. Er ist der Bedienungsanleitung bzw. den Teststreifenpackungen zu entnehmen. Die Standardabweichung von Testgeräten zum Laborgerät liegt max. bei +/- 11 %. Das bedeutet, dass ein Blutzucker von 100 mg/dl zwischen ~ 89 mg/dl und ~ 111 mg/dl schwanken kann. Zur Qualitätssicherung muss ein Blutzuckermessgerät regelmäßig auf seine Messgenauigkeit überprüft und ggf. ausgetauscht werden. Zulässig ist nur die Gegenmessung mit einem Referenzgerät. Patientenblutzuckergeräte sind nicht zur Diagnosestellung zugelassen. Dies betrifft auch die Blutzuckerkontrolle bei der Durchführung eines OGTT!!!
Wissenswertes rund um Blutzuckermessgeräte Messgeräte werden meist kostenlos über den entsprechenden Pharma-Außendienst ausgegeben. Messgerät und Stechhilfe können frei kombiniert werden. Sie müssen NICHT vom selben Hersteller sein. Messgeräte werden aus Sicherheitsgründen entweder in mg/dl oder in mmol/l ausgegeben. Tabellen zur Umrechnung (mg/dl :18 = mmol/l) werden von den meisten Geräteherstellern kostenlos angeboten.
Blutzucker-Messwert Vollblut- gegenüber Plasma Kalibrierung Der Messwert bei Plasma-Kalibrierung liegt um 10% 15% höher! zuzüglich +/- 11 % Messungenauigkeit des Blutzuckermessgerätes
Unterschiede / Kriterien von Messgeräten manuelle Codierung automatische Codierung Vollblut kalibriert Plasma kalibriert Einzel-Teststreifen Mess-Trommel, -Kassette, -Disc Teststreifen für ein Messgerätetyp Teststreifen für mehrere Messgerätetypen Kabelgebundene Datenübertragung USB- / Infrarot - Übertragung
Bayer Accu Check Roche Lifescan Abbott Teststreifen Manuell Codierung X X X X X X Auto. Codierung X X X X X X X X X Vollblut kal. Plasma kal. Teststreifen Testsystem X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X Teststr. nur für ein Gerät X X X Teststr. für mehrere G. X X X X X X X X Kabelgebunden X X X X X X X Infrarot / USB X X X X mg/dl X X X X X X X X X X X mmol/l X X X X X X X X X X X
Bayer Accu Check Roche Lifescan Abbott Teststreifen Ohne Sprache X X X X X X X X X X X Sprach- Ausgabe Display Beleuchtet Display unbeleuchtet Blutmenge µl Stiftung- Warentest Mittelwert 14 Tage X X X X X X X X X X X 0,6 1,0 0,6 0,6 0,6 0,3 0,3 1,0 1,0 1,0 0,3 1,4 1,8 1,5 2,2 X X X X X X X X Große Zahlen X X X X X X X X X X geeignet Kinder/ Jugendliche geeignet Erwachsene Photometr. Messung X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X Elektrochem. Messung X X X X X X X X X X
Blutzuckermessgeräte mit Sprachausgabe Clever Check Monometer Voice Beurer GL34 One Touch 2 TD-4227 A Sprachausgabemodul
Blutzuckermessung OHNE Messgerät Glucoflex R 20-800 früher Haemo-Glukotest 20 800 R (25 Teststreifen) Notfall-SET 9,95 12,95
Das kleine ABC der Lanzetten Lanzette Stahl Lanzette messerschliff Lanzette nadelschliff Lanzette Hohlnadel Lanzette Trommelsystem (6 Stk.) Elektronische Stechhilfe Lanzette Discsystem (50 Stk.)
X NICHT mittig! Seitliche Blutentnahme! Alternative Messstellen Achtung: Glukose-Unterschiede!!!
Auswahl der Lanzetten
Lanzetten / Nadeln sind Einmalprodukte! Neue Nadel unbenutzt Nadel 1x benutzt Nadel 2x benutzt Nadel 3x benutzt Nadel 4x benutzt Nadel 5x benutzt Fotoaufnahmen Look/Strauss Diabetes Journal 1998, 10 S. 31 34 ff. 370-fache Vergrößerung
Ablauf der korrekten Blutzuckermessung
Ablauf der korrekten Blutzuckermessung
Fehlerquellen der Blutzuckermessung Gewinnung des Blutstropfens Quetschen der Fingerbeere Feuchte oder verunreinigte Hände (nicht gewaschen) Falsche Handhabung der Sensoren Beschädigung der Sensoren Verfallsdatum überschritten Aufbewahrung außerhalb des Originalbehälters Alkohol (Desinfektion) Bis zu 30 % veränderte Blutzuckerwerte durch Einfluss auf die chemische Reaktion Äußere Einflüsse Temperatur: Wärme Kälte - Feuchtigkeit Fehlerhaftes Codieren keine Codierung vorgenommen Eingabe eines falschen Codes Verwendung von Teststreifen aus unterschiedlichen Verpackungen
Häufige Fragen: Wie oft soll der Patient seinen Blutzucker messen? - Es gibt KEINE pauschale Antwort die Häufigkeit hängt von der Art der Diabetesform und der Therapie ab. Konsensuspapier zur Selbstmessung der Blutglukose ESC/EASD Leitlinien zu Diabetes Sonderdruck Diabetes, Stoffwechsel und Herz Band 18 20.Juli.2009 Wie viele Teststreifen darf ein Patient pro Quartal verwenden? - Es gibt KEINE pauschale Antwort die Menge an zu verordnenden Testreifen ist an die Diabetesform sowie die Art der Therapie gekoppelt. Die Empfehlungen variieren von Bundesland zu Bundesland.
Häufige Fragen: Wieviel kostet ein Blutzuckerteststreifen? Momentan liegen die Kosten für eine Blutzuckermessung mit einem Messgerät bei ca. 0,67 Euro. Ist ein CGMS (Dauerblutzucker-Messung) günstiger? Blutzuckerteststreifen CGMS 1 Teststreifen = 0,67 Euro 1 Sensor (6 Tage) = 50,00 Euro Kosten für 3 Monate Kosten für 3 Monate bei 6 Messungen pro Tag (15 Sensoren) 361,80 Euro 750,00 Euro zuzüglich 2 BZ-Messungen pro Tag 120,60 Euro (Kalibrierung!) 870, 60 Euro
Auszug aus dem Diabetes Trainings Programm Diabeteszentrum Gauting
Kontinuierliche Glucosemessung CGMS Blutzuckermessung Blutzucker-Foto CGMS Blutzucker-Film
Möglichkeiten zur elektronischen Blutzuckerauswertung (Auszug) Accu Check 360 + SmartPix Bayer Contour Next USB (keine Zusatzsoftware/Kabel notwendig!) DiaBass (nur Software!) Zurück zum Inhaltsverzeichnis GlucoTel i-gbstar Aventis SiDiary
Thomas 13 Jahre / EM vor 6 Jahren - kommt zur Diabetes-Sprechstunde. Sein HbA1c ist von 7,8 % auf heute aktuell 9,3 % gestiegen. In seinem Tagebuch liegen die Werte zwischen 70 mg/dl bis 190 mg/dl. Es gab 2 dokumentierte Hypo s, sowie 2 Werte über 250 mg/dl, die erklärbar und nachvollziehbar sind. Die Bz-Werte in der Pause in der Schule liegen alle optimal zwischen 60 90 mg/dl. Der Durchschnittswert im Speicher des Messgerätes beträgt 157 mg/dl. Das Gerät lässt sich leider nicht elektronisch auslesen, da die Batterien vor Kurzem herausgefallen sind und Thomas vergessen hat Datum und Uhrzeit neu zu programmieren. (Alle Daten sind mit 01.01.2001 und 0:00 Uhr gespeichert) Ihre Einschätzung und Empfehlung ist nun gefragt!!!
FAKTEN: HbA1c 9,3 % entspricht einem Bz-Durchschnitt von ca. 220 mg/dl. Das deckt sich nicht mit dem Durchschnittswert im Messgerät von 157 mg/dl (HbA1c ~ 7,4 %) Die Überprüfung des Messgerätes ergibt ein 5% genaues Testergebnis. Es arbeitet korrekt und muss nicht ausgetauscht werden. Thomas hat keinen Wachstumsschub gehabt (gestiegener Insulinbedarf) da Größe / Gewicht unverändert. Thomas hat kein Schulungsdefizit alle Fragen bezüglich Insulinwirkung, Bz-Messung, etc. kann er kompetent und richtig beantworten. FAZIT:
FAZIT: Thomas manipuliert die Blutzuckermessungen! Die Blutzucker in der Schule wurden auf intensive Nachfrage alle von seinem Freund ohne Diabetes gemessen. Die Batterien hat er mit Absicht herausgenommen, weil ihn die elektronische Auswertung und Kontrolle nervt.
ein Mensch mit Diabetes ist mehr als die Summe seiner Blutzucker Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Die ausschließliche Dokumentation von gemessenen Blutzucker ohne Zusatzinformationen von: - Kohlenhydratmenge - Insulineinheiten und - Ereignissen (z.b. Sport, Krankheit, Hypos, Katheterwechsel, etc.) reicht für eine Dosisempfehlung nicht aus. Zurück zum Inhaltsverzeichnis