Silvretta
Akute Diarrhoe Akute Durchfallerkrankungen sind meist banal und selbstlimitierend Ursachen vielfältig: * infektiös * parasitär * toxisch * medikamentös * allergisch
Praktische Überlegungen Frage: soll primär symptomatisch therapiert werden oder soll eine Abklärung erfolgen Zu berücksichtigen sind vor allem : Ausmaß des Durchfalls Art Dauer Allgemeinsymptome und AZ Fieber
Primäre Abklärung ist indiziert bei Blutigen Stühlen Schwere Allgemeinsymptome, Fieber, Exsikkose, Apathie Literweise Stuhlentleerungen Schwere andere Grundleiden Tropenrückkehrern Berufstätige der Nahrungsmittelbranche Epidemie Säuglingen und Kleinkindern Antibiotikaassoziierter Kolitis
Fallbeispiel 1 Eine Mutter kommt mit ihrem 18 Monate altem Baby ins Ambulat., da seit 2 Tagen Durchfälle bestehen. Das Kind sei sehr unruhig, habe einmal erbrochen und will jetzt nichts essen und nichts trinken. Es bestünde leichte Temperatur 38.4. Den ganzen Tag sei es eher apathisch, so kenne sie ihr Kind nicht.
Anamnese Vorher völlig gesund, sehr lebhaft, habe sehr gut gegessen und viel getrunken. Drei Tage vorher sei ein 6 jähriger Cousin zu Besuch gewesen, der leichte Übelkeit und Bauchschmerzen hatte, sodass dessen Mutter den Besuch abgebrochen habe. Auch der zweite 9 jährige Cousin hätte sich nicht wohlgefühlt und sei damals zu Hause geblieben
Darminfektionen durch Viren Sehr häufig werden Durchfälle von Viren verursacht. Die Hauptvertreter dieser Viren sind Rotavirus und Norovirus.
Rotaviren Rotaviren sind hochgradig ansteckend, Führen zu Erbrechen und Durchfall Stellen weltweit die häufigste Ursache für schwere Magen-Darm-Erkrankungen dar. Kinder können eine milder verlaufende Durchfallerkrankung entwickeln, aber auch an schwerwiegenden Symptomen, wie z. B. Erbrechen, Fieber, starken Bauchschmerzen und schneller Dehydratation, leiden. Die Symptome bestehen in der Regel für vier bis acht Tage.
Weltweite Letalität der Rotaviren
Rotaviren sind widerstandsfähig Rotaviren extrem widerstandsfähig lange Zeit auf Spielzeugen und anderen haushaltsüblichen Oberflächen überlebensfähig Gegen Seife und die meisten Desinfektionsmittel weitgehend resistent. Resistent auch gegen Minusgrade Damit ist es praktisch unmöglich, den Patient vor dem Kontakt mit dem Erreger zu schützen.
Übertragung 1. Rotaviren können sehr leicht übertragen werden. 2. Bereits winzige Virusmengen reichen aus, um ein Kind zu infizieren. 3. Kinder, die die Viren in sich tragen, scheiden diese in hoher Konzentration mit dem Stuhl aus. 4. Die Verbreitung erfolgt dann von Kind zu Kind über verschmutzte Hände oder Gegenstände. 5. Die Rotaviren können aber auch durch verschmutztes Wasser und Lebensmittel übertragen werden. 6. Bei Neugeborenen und Kleinkindern sind Rotaviren die Hauptursache für eine im Krankenhaus erworbene Darm-Infektion.
Fallbeispiel 2 Jänner 2013. Im Altersheim Riffian leidet eine alte Dame an einem akuten Brechdurchfall. Sie wird isoliert und mittels Elektrolytinfusionen behandelt. Bereits am nächsten Tag hat es zwei weitere Altenheimbewohner betroffen. Auch beim Personal grassiert eine Magen-Darm Grippe mit Brechreiz, mit oder ohne Erbrechen, Übelkeit, Appetitlosigkeit und Durchfällen. Durchfall insgesamt selbstlimitierend, nach 3-4 Tagen ist alles vorüber. Betroffen sind Heimbewohner, dann Personen aus Riffian, Kuens und Tirol, später auch aus Schenna Meran und Umgebung
Diagnose : Noro-Viren Noroviren sind die häufige Auslöser einer viralen Gastroenteritis Noroviren verursachen die häufigsten Epidemien in Pflegeheimen und Kindergärten besonders in der kalten Jahreszeit Nur wenige Viren ( etwa 100 ) genügen um eine Ansteckung auszulösen
Inkubationszeit: Halber Tag bis ca 3 Tage Ansteckung durch Kontakt- und Schmierinfektion Viren finden sich im Erbrochenen u Stuhl. Weitergabe fäkal-oral, direkt oral oder über infizierte Gegenstände Auch Nahrungsmittel und Getränke können infiziert werden. Dort können die Noroviren bis zu 12 Tage überleben. Selbst Temperaturen von -20 C bis zu +60 C halten die Noroviren problemlos aus.
Fallbeispiel 3 Hausbesuch: junge Frau 25 Jahre liegt zu Hause mit sehr starken Durchfällen, krampfartigen Bauchschmerzen und heftigem Erbrechen. Insgesamt habe sie schon über 10 mal massiv wässrige Durchfälle gehabt, anfangs ohne Blut, jetzt mit Blut und Schleimauflagerungen. Außerdem sei ihr immer noch übel und Trinken verursache sofort Erbrechen. Aus der Anamnese resultiert ein Eisessen am Tage vorher mit einer Freundin
Bei der Untersuchung fällt ein sehr schlechter AZ auf, mit beginnenden Zeichen der Dehydrierung. Patientin wird ins Krankenhaus eingewiesen, später wird mir tel. mitgeteilt, auch ihre Freundin liege im Krankenhaus mit derselben Symptomatik Entlassungsdiagnose : Salmonellenenteritis Erreger : salmonella enteritidis
Salmonellen Menschenpathogene Arten: Salmonella enteritidis, Salmonella typhi und Salmonella paratyphi
Salmonella typhi: sehr schwere Infektionskrankheit besonders in warmen Ländern mit mangelnder Hygiene. Weltweit sterben etwa an die 200.000 Personen daran Salmonella paratyphi: weniger schwere Erkrankung gastrointestinal aber kann zur Systemerkrankung führen Salmonella enteritidis: bes. in unseren Breitengraden. Durchfallserkrankung, die von symptomlos bis zu schweren Fällen vorkommen kann
Vorkommen: in tierischen Lebensmittel wie: Eier, Geflügel, Fleisch, Fisch, Milch, Wasser Salmonellen können über Monate überleben, sie überleben auch in Tiefkühlkost Abgetötet werden die Bakterien durch hohes Erhitzen und Kochen Erste Krankheitszeichen zeigen sich nach wenigen Stunden bis drei Tagen Typisch sind plötzlich auftretende Durchfälle, oft mit Blut und Schleim durchsetzt, auch Übelkeit und Erbrechen sind typisch
Behandlung der Salmonellen Genügend Flüssigkeitszufuhr: Wasser und Tee, bei Säuglingen und Kleinkindern, aber auch bei alten Menschen iv Rehydratation und Elektrolytzufuhr Leichte Kost : kein Obst oder Gemüse, keine reizenden Speisen, Salz und Zuckerersatz Antibiotika sind nicht indiziert, nur bei Dauerausscheider
Fallbeispiel 4 Student geht am Morgen gesund in die Schule, kommt früher nach Hause, da er sich nicht wohl fühlt. Mittags zu Hause plötzlich Übelkeit, Magenkrämpfe und heftigstes Erbrechen. Gleichzeitig wässriger Durchfall und intensive Bauchkrämpfe. Die Beschwerden halten mehrere Stunden an, dann kommt es zu Schwindel und orthostatischem Kollaps auf der Toilette.
Lebensmittelvergiftung durch Toxine Toxine meist schon in den Lebensmitteln selbst gebildet Am häufigsten Staphylococcus aureus, Bacillus cereus und Clostridium- perfringens bilden Enterotoxine Kommen jedes Jahr häufig vor, besonders in den warmen Monaten Toxine enthalten in Milch- Eiprodukten, Fleisch, Fisch oder Mayonnaise (Kartoffelsalat).
Diagnose Die Diagnose wird in erster Linie anhand der Anamnese und des klinischen Bildes gestellt Anamnestisch hinweisend ist, wenn mehrere Personen über die gleichen Beschwerden klagen, die innerhalb der letzten 16 Stunden gemeinsam gegessen haben. Schwerste Form der Lebensmittelvergiftung ist der Botulismus
Botulismus Schwerste Intoxikationsform mit Botulinumtoxin des Clostridium botulinum, Toxin befindet sich auf verdorbenen Nahrungsmittel Verursacher schwerer Lähmungen durch Nerventoxin Botulinum : blockiert die Freisetzung von ACH > Atemlähmung Mehrere Formen bekannt: Säuglinsbotulismus, Wundbotulismus, Nahrungsmittelbotulismus
Symptome Botulismus Lähmungen proximal betont von oben nach unten Dysphagie, Dysarthrie Ptosis, herabgesetzte Reflexe Autonomes Nervensystem : Bradykardie, Hypotonie, Harnretention, Obstipation ( nach Diarrhoe), dilatierte Pupillen Akkomodationsstörungen, Hypohidrosis
Therapie Sofortige intensivmedizinische Behandlung mit Kontrolle der Vitalfunktionen: Beatmung und ev Herzschrittmacher Antitoxin Suche nach der Toxinquelle Nachweis des Toxins aus allen Körperflüssigkeiten