Entwicklung der modernen Naturwissenschaft (speziell der Physik/Mechanik) in Abgrenzung von der mittelalterlich-scholastischen Naturphilosophie

Ähnliche Dokumente
Entwicklung der modernen Naturwissenschaft (speziell der Physik/Mechanik) in Abgrenzung von der mittelalterlich-scholastischen Naturphilosophie

Sicherer, nicht sinnvoll bezweifelbarer Ausgangspunkt des Denkens: Ich existiere.

Descartes, Dritte Meditation

Metaphysik und Erkenntnismethode bei Descartes. - Falsch sind also nicht die Vorstellungen, sondern die Urteile, die daraus abgeleitet werden.

INHALT EINLEITUNG. 3 Veranlassung und Abzielung der Meditationen. Die faktisch-individuelle

VL: Schöpfungslehre, Anthropologie, Eschatologie -Systematischer Teil-

RENÉ DESCARTES. Ergo sum Also bin ich

Proseminar im Wintersemester 09/10, TU Dortmund Informationsgewinnung durch Experimente. Vortrag: Kim Quermann

Nichts als die mathematische Wahrheit

INHALTSÜBERSICHT I. TRANSZENDENTALE ELEMENTARLEHRE.. 79

4. Bin ich vielleicht nur ein Gehirn im Tank?

Ein Satz wird auch dunkel werden wo solch ein Begriff einfliest; Klar: Ist Erkenntnis wenn man die dargestellte Sache wieder erkennen kann.

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Philosophie Compact - René Descartes. Das komplette Material finden Sie hier:

Vom geozentrischen Weltbild zum heliozentrischen Weltbild der Neuzeit

Physik und Metaphysik

GEORG WILHELM FRIEDRICH HEGEL WERKE 8

Interpretationskurs: Das menschliche Wissen Selbstgewissheit und das Ich (Descartes; Übersicht zur Sitzung am )

Sokrates, Platon und Aristoteles Teil 2

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: René Descartes - Die 4. Meditation: Über Wahrheit und Falschheit

Bedeutende Theorien des 20. Jahrhunderts

Einleitung: Schopenhauers Antinomie des menschlichen Erkenntnisvermögens

Wissenschaft und Spiritualität

Einführung in das Recht und die Rechtswissenschaft

Geschichte der Neueren Philosophie

Anselm von Canterbury

Descartes Wahrheitsregel und die Gottesbeweise

Interpretationskurs: Das menschliche Wissen Gott (Descartes, 3. Meditation; Übersicht zur Sitzung am )

Seele und Emotion bei Descartes und Aristoteles

Interpretationskurs Theoretische Philosophie

Gottesbeweise Universum Warum sind nicht alle Menschen von der Existenz Gottes überzeugt?

Einführung in die Philosophie

Carl Friedrich von Weizsäcker Die Tragweite der Wissenschaft

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: René Descartes - Die 3. Meditation: Über das Dasein Gottes

René Descartes ( ) Die absolute Gewissheit im Selbstbewusstsein. Die Freiheit des Subjekts.

Gesetzesskeptisismus

ZWEI FORMEN DES SKEPTIZISMUS

Thomas von Aquin. Einer der wichtigsten Philosophen der Scholastik; verbindet Philosophie des Aristoteles mit christlicher Theologie

Erkenntnistheorie I. Der klassische Wissensbegriff: Wissen ist wahre, gerechtfertigte Überzeugung

Descartes Ich denke, also bin ich.

Hochschule Düsseldorf University of Applied Sciences. 29. September 2016 HSD. Physik. Donec quis nunc. Quelle: Wikipedia

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus:

DENKEN : DIE GROSSEN FRAGEN DER PHILOSOPHIE

Ende und Schluß. Dr. Uwe Scheffler. Januar [Technische Universität Dresden]

René Descartes: Meditationes de Prima Philosophia

Hochschule Düsseldorf University of Applied Sciences. 22. Oktober 2015 HSD. Physik. Gravitation

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Physik kompetenzorientiert: Eine Einführung

John Locke. Hauptwerke:

Voransicht. Bilder: Optische Täuschungen.

Die naturalistische Verteidigung des wissenschaftlichen Realismus

Theoretische Physik I und II

Humes Kritik an Descartes Meditationen

Immanuel Kant. *22. April 1724 in Königsberg +12. Februar 1804 in Königsberg

Interpretationskurs: Das menschliche Wissen Selbstgewissheit und das Ich (Descartes; Übersicht zur Sitzung am )

Ἀταραξία (Ataraxia/Gelassenheit) und Anything goes Sextus Empiricus und Paul Feyerabend

Umbruch in der Erkenntnistheorie im 17. Jahrhundert: Fortschreiten auf sicherer Grundlage für die Erkenntnis von Natur, Geist und Gott.

Einführung in die theoretische Philosophie Quickhelp

INHALTSVERZEICHNIS ERSTER TEIL: KANT VORWORT... 7 INHALTSVERZEICHNIS... 9 SIGLENVERZEICHNIS... 15

Inhalt. 2 Die Verwandlung der Wissenschaft Ein Überblick über ihre erstaunlichen Veränderungen 21

Hochschule Düsseldorf University of Applied Sciences. 01. Oktober 2015 HSD. Physik. Quelle: Wikipedia

UNSER WELTVERSTÄNDNIS, UNSERE WELTBEZIEHUNG HEUTE

Gott und die Quantenphysik

Rationalismus nach Descartes. Tobias Giese Masterstudiengang Informatik HS-Harz

Einführung in die Philosophie der Frühen Neuzeit. Vorlesung Geschichte der Philosophie III (3) Frühjahrssemester Prof. Dr. Hans-Joachim Pieper

Anselms Gottesbeweis und die Logik. und überhaupt: Beweise

GRUNDLEGUNG DER WISSENSCHAFTEN VOM MENSCHEN, DER GESELLSCHAFT UND DER GESCHICHTE

SICHT AUF NATURWISSENSCHAFTEN VON MARIAN RATH

EINFÜHRUNG IN DIE PHILOSOPHIE

Illustriert von Viktoria DUNAJEWA

0.0 Q) o..:.:: philosophie

Zusammenfassung. Kriterien einer physikalischen Messung 1. reproduzierbar (Vergleichbarkeit von Messungen an verschiedenen Orten und Zeiten)

Wittgensteins Spätphilosophie als Erkenntnistheorie

Philosophische Fakultät Institut für Philosophie Lehrstuhl für Theoretische Philosophie Dr. Holm Bräuer. 6. Philosophie des Geistes

herausgegeben von Bernd Rolf und Jörg Peters erarbeitet von Klaus Draken, Matthias Gillissen, Jörg Peters, Martina Peters und Bernd Rolf

Der metaethische Relativismus

Inhalt. II. Was ist Existenz? 68 Der Supergegenstand 72 Monismus, Dualismus, Pluralismus 75 Absolute und relative Unterschiede 82 Sinnfelder 87

WAS KANN ICH WISSEN? Die Schüler sind aufgefordert, eigenständig Beispiele zu suchen und Sätze zu formulieren («Ich weiβ, daβ»)

Kräfte und Bewegungen. Die Schülerinnen und Schüler. beschreiben unterschiedliche Phänomene in Verkehrssituationen

Die Anfänge der Logik

Folien zur Vorlesung Perspektivität und Objektivität von Prof. Martin Seel. Sitzung vom 1. November 2004

(1) Gott und Wissenschaft (und ich) WISSENSCHAFT. Dr. Holger Kaffka, Hochschulpfarrer Magdeburg

Kants Werke. Akademie -Textausgabe

CLAUDE BERNARD. Einführung in das Studium der experimentellen Medizin (Paris 1865) Ins Deutsche übertragen. von

DIALOGE ÜBER NATÜRLICHE RELIGION

Unterrichtszeit: sechste Stunde: 12:10 12:55 Uhr

Kurze Zusammenfassung und Übergang zu Praktischen Philosophie

PD Dr. Christoph Jäger. Institut für Christliche Philosophie

Wissenschaftlicher Realismus

Paul Natorp. Philosophische Propädeutik. in Leitsätzen zu akademischen Vorlesungen

Kritik der Urteilskraft

Gruppe 1 Die Weltbilder der Antike

Ziel und Struktur der physikalischen Theorien

Inhalt. Vorbemerkung des Herausgebers... Siglen...XXIII. IMMANUEL KANT Kritik der reinen Vernunft

Logik, Sprache, Philosophie

Ideen. De Gruyter. Repräsentationalismus in der Frühen Neuzeit. Band 2: Kommentare. Dominik Perler undjohannes Haag.

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Paket: René Descartes: Die Meditationen 1 bis 6

TeilI: Ich glaube an Gott Oder: Was heißt eigentlich glauben?

Immanuel Kant. *22. April 1724 in Königsberg +12. Februar 1804 in Königsberg

Äußere Welt anderer Dinge und Wesen

INHALT. Kritik der reinen Vernunft 7. Kritik der praktischen Vernunft 699. Kritik der Urteilskraft 907

Transkript:

René Descartes (1596-1650) Meditationen über die Grundlagen der Philosophie (1641) Geistes- bzw. wissenschaftsgeschichtlicher Hintergrund Entwicklung der modernen Naturwissenschaft (speziell der Physik/Mechanik) in Abgrenzung von der mittelalterlich-scholastischen Naturphilosophie Nikolaus Kopernikus (1473-1543) Galileo Galilei (1564-1642) Johannes Kepler (1571-1630) Isaac Newton (1642-1727) Heliozentrisches Weltbild Astronomische Entdeckungen, die die kopernikanische Theorie stützen (z.b. Jupitermonde, Venusphasen) Fallgesetze Keplersche Gesetze über Planetenbahnen Axiome der Mechanik, Trägheitsprinzip; Ableitung der Keplerschen Gesetze und der Fallgesetze aus dem Newtonschen Gravitationsgesetz 1

Die neue Naturwissenschaft ist mathematisch experimentell idealisierend Descartes Überlegungen zielen u.a. darauf ab, die mathematische/geometrische Beschreibbarkeit der Natur philosophisch zu begründen. 1. Meditation Ziel: für etwas Unerschütterliches und Bleibendes in den Wissenschaften festen Halt schaffen (1) Methode: Nichts voraussetzen, was nicht absolut gewiss und unbezweifelbar ist (universeller Zweifel) Bezweifelt werden kann alles, was Gegenstand der sinnlichen Wahrnehmung ist; Argument der Sinnestäuschung dass die eigenen Bewusstseinszustände von etwas Realem außer mir handeln; Traumargument die Existenz einer Außenwelt, ferner die Geltung mathematischer Sätze; Argument vom bösen Dämon 2

2. Meditation Sicherer, nicht sinnvoll bezweifelbarer Ausgangspunkt des Denkens: Ich existiere. Das ist selbst dann nicht bezweifelbar, wenn ich in Betracht ziehe, dass es einen allmächtigen Betrüger geben könnte, der mich zu täuschen versucht. Sicher: Ich existiere als denkendes Wesen. Die Existenz meines Körpers ist dagegen noch ungewiss. Erkenntnis ist eine Angelegenheit des Verstandes, nicht der Sinneswahrnehmung oder der Einbildungskraft (Wachs-Beispiel). 3. Meditation Wahrheitskriterium: Klarheit und Deutlichkeit (Dass ich existiere, halte ich deshalb für wahr, weil es mir absolut klar und deutlich ist.) Noch unsicher: Existenz einer Außenwelt; mathematische Wahrheiten erster Beweis eines Gottes, der kein Betrüger ist: Beweis geht von der Vorstellung eines Gottes in mir aus und läuft über die Annahme von Graden objektiver und formaler Realität (Bedeutungsgehalt von Vorstellungen, Sachgehalt von Entitäten in der Welt) Dieser Gott verbürgt letztlich die Existenz einer Außenwelt und die Geltung mathematischer Wahrheiten. 3

4. Meditation Wie sind Irrtümer möglich, wenn meine Urteilskraft von Gott stammt und Gott kein Betrüger ist? Ich habe die Freiheit, einen falschen Gebrauch von meiner Urteilsfähigkeit zu machen; insbesondere Urteile über etwas zu zu fällen, was mir nicht klar und deutlich ist. Es ist möglich, dass Gott mit meinen Irrtümern Zwecke verfolgt, die ich nicht verstehen kann (Theodizee). 5. Meditation Klar und deutlich an meinen Vorstellungen von Dingen der Außenwelt sind Eigenschaften wie Ausdehnung, Größe, Gestalt, Lage, Ortsbewegung, Dauer (1). D.h. diejenigen Eigenschaften, die mathematisch bzw. geometrisch erfassbar sind. ontologischer Gottesbeweis 4

6. Meditation Für die Existenz einer äußeren Körperwelt wird auf zwei Weisen argumentiert: Über die Funktion der Einbildungskraft (Schluss auf die beste Erklärung, 1-3) und darüber, dass ich die starke Neigung habe, meine Sinnesempfindungen auf die Einwirkung äußerer Objekte zurückzuführen, und Gott mich darin nicht täuschen kann (10). Auch in undeutlichen Erkenntnissen (über Farben, Kälte etc.) steckt etwas Wahres. Argument für den Leib-Seele-Dualismus (9) enge Verbindung zwischen Körper und Geist: Einheit (13) 6. Meditation (II) primäre Rolle der Sinnesempfindungen: zeigen an, was dem Körper zuträglich ist; sind allerdings auch darin fehlbar (Fall des Wassersüchtigen) Fehlbarkeit wird auf Struktur der eigentlich guten Konstruktion zurückgeführt Auflösung des Traumarguments: der Unterschied zwischen Träumen und Wachen ist, dass meine Träume sich niemals mit allen übrigen Erlebnissen durch das Gedächtnis so verbinden, wie das, was mir im Wachen begegnet. (24) Generell: Zuverlässigkeit meines Erkenntnisvermögens, wenn ich nur genau genug prüfe (Gott ist kein Betrüger). (24) 5