Akzente. Demo in Warberg Nach dem Panel-Entscheid Brasiliens Erfolgsgeheimnis. November 2004 Neues aus dem Unternehmen

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Transkript:

Akzente November 2004 Neues aus dem Unternehmen Aktuell Kapitalstruktur: Mehr Transparenz und Schlagkraft Rübe Kampagne 2004 Alles läuft nach Plan Markt & Kunde Vier Länder eine Marke: Nordzucker wird SweetFamily Demo in Warberg Nach dem Panel-Entscheid Brasiliens Erfolgsgeheimnis

2 I Inhalt I Akzente November 2004 Auf ein Wort Aktuell Kapitalstruktur: Freude über klare Verhältnisse überwiegt Großer Schritt zu mehr Transparenz und Schlagkraft 2 3 Maren Kruse (SPD) im Werk Uelzen Minister Ehlen zum Informationsbesuch im Werk Schladen Neue Felder 28 28 Demonstration für den Rübenanbau in Deutschland Agrarminister erleben die bäuerlichen Wurzeln WTO-Zuckerpanel: Die erste Instanz geht an Brasilien, Thailand und Australien. Informationen zum Sachstand Nöhle: Zuckerreformpläne müssen überarbeitet werden WTO-Zuckerurteil fordert grundlegende Änderungen 9 10 11 Strom und Wärme aus Biogas Entscheidungskriterien für Investitionen Special Rübensirup Das süße Rezept Biskuitplätzchen 29 31 32 Brasilien: Ethanol-Beimischungsrate Das Geheimnis für den süßen Erfolg Trockengelegt Nordzucker modernisiert im Werk Schladen den vierten Rübenhof Rübe Nordzucker-Kampagne 2004: Alles läuft nach Plan Mit schlanken Prozessen zum Erfolg Kampagne 2004 in Polen, Slowakei und Ungarn Rückverfolgbarkeit (k)ein Thema für die Rübe? Termine Winterversammlungen und Fachversammlungen 2005 Markt und Kunde Vier Länder eine Marke. Nordzucker wird SweetFamily Neues Hochregallager in Uelzen in Betrieb Nordzucker verfügt in Polen über leistungsfähige Schnittstellen zum Kunden Treffpunkt Nordzucker Angela Merkel zu Besuch bei Nordzucker Neben der Landwirtschaft müssen auch die Zulieferunternehmen gestärkt werden. Cornelia Pieper (FDP) besucht Nordzucker Maria Flachsbarth (CDU) im Werk Groß Munzel Hans-Jürgen Uhl (SPD): Zuckerrübenanbau in der EU erhalten FDP-Landtagsabgeordnete Lehmann und Oetjen bei Nordzucker 12 14 16 18 20 22 23 24 25 26 27 27 27 28 Alles neu...... macht der November! Die Novemberausgabe von Akzente hat ein neues Gesicht. Die Zeitschrift für Nordzucker- Aktionäre informiert Sie wie bisher drei Mal jährlich kurz, interessant und gut lesbar über Hintergründe und Neues bei Nordzucker. Mit dem Ziel ein klares einheitliches Erscheinungsbild der Nordzucker weiterzuentwickeln, überarbeiten wir Schritt für Schritt alle Veröffentlichungen. Im November war Akzente an der Reihe. Wir bieten Ihnen damit ein Plus an Übersichtlichkeit und Lesefreundlichkeit. Gleichzeitig erkennen Sie, dass wir auf dem Weg sind in eine sowohl inhaltliche als auch äußerliche Kommunikationsfamilie. Dies gilt für die Druckerzeugnisse ebenso wie für unseren Internetauftritt und die Anwendungen im Landwirteportal. Wir machen mehr daraus bedeutet hier, Ihr Informationsbedürfnis über alle zur Verfügung stehenden Kanäle optimal zu bedienen. Interessante Lektüre wünscht Ihnen Gerald Dohme, Unternehmenskommunikation Impressum Herausgeber: Nordzucker AG Küchenstrasse 9 38100 Braunschweig Telefon 0531 / 24 11-0 Telefax 0531 / 24 11-106 E-Mail akzente@nordzucker.de Redaktion: Gerald Dohme, Christian Kionka, Susanne Dismer-Puls (sdp) verantwortlich Layout und Satz: adconcept. werbeagentur gmbh, Hannover Druck: CW Niemeyer Druck GmbH, Hameln, Aufl.: 18.000

Akzente November 2004 I Auf ein Wort I 3 Sehr geehrte Rübenanbauer und Aktionäre, An der Nordzucker-Kampagne 2004 stimmt bisher alles. Nordzucker erwartet in Deutschland einen durchschnittlichen Rübenertrag von über 56 Tonnen Rüben pro Hektar bei guten Qualitäten und etwa 17,5 Prozent Zuckergehalt. Bis auf Anfangsschwierigkeiten eine Rübenernte unter sehr günstigen Bedingungen, die das gute Vorjahresergebnis sogar noch übertreffen kann. Auch die Verarbeitung lief bis auf schadensbedingte kurze Unterbrechungen in zwei Werken bislang sehr gut. Beachtlich sind auch die vorläufigen Ernteergebnisse bei den osteuropäischen Nordzucker-Beteiligungen. Sie reichen zurzeit von durchschnittlich 41 Tonnen Rüben je Hektar bei 17,1 Prozent Zucker in Polen bis zu 57 Tonnen und 15,8 Prozent in Ungarn. Im September sind wir mit der Fusion der zwei großen Nordzucker Holdings in Sachen Kapitalstruktur einen großen Schritt weitergekommen. Ende Oktober hat Nordzucker die Zertifizierungen 2004 erfolgreich abgeschlossen. Geprüft wurde nach DIN EN ISO 9001 (Qualitätsmanagement), DIN EN ISO 14001 sowie VO-EG-761/2001 (beide Umwelt), nach dem International Food Standard des Lebensmittelhandels (Lebensmittel) und nach GMP 13 und Q/S (Futtermittel). Ein anspruchsvolles Prüfprogramm, mit dem Nordzucker führend in der Zuckerund Nahrungsmittelindustrie ist. Seit 1. November wird Nordzucker im Lebensmitteleinzelhandel europaweit unter der neuen Dachmarke Sweet- Family verkauft. SweetFamily wird d as internationale Zusammenspiel von Marketing und Vertrieb deutlich vereinfachen. Gleichzeitig bekommen wir damit ein großes internationales Dach für Zuwachs in der Produktfamilie. Und wie geht es weiter mit Rüben und Zucker in Europa? Die Zwischenbilanz für die politische Zuckerkampagne 2004 fällt etwas gedämpfter aus. Positiv verbuchen können wir die Einsicht von EU-Agrarkommissar Fischler, dass ein Legislativvorschlag für die Zuckermarktreform erst Sinn macht, wenn das endgültige Ergebnis im WTO-Streit um die EU-Zuckerexporte im März 2005 vorliegt. Mariann Fischer-Boel, deren Berufung als Agrarkommissarin noch unsicher ist, will die Reform im Sinne Fischlers auf den Weg bringen. Abweichend von seinen Plänen, setzt sie sich für eine Reform ab 2006 ein. Auch das wäre eine aus unserer Sicht vernünftige Entscheidung. Positiv zu werten ist die von der Kommission Ende Oktober angekündigte Begrenzung zollfreier Zuckerimporte aus den Balkanländern. Notwendige Importbegrenzungen für Zucker aus den 50 ärmsten Ländern der Welt sind hingegen noch immer kein Thema für die scheidende Kommission, die wohl bis Ende 2004 im Amt bleiben wird. Auf konkrete Antworten, wie die EU- Zuckermarktordnung in 19 Monaten aussieht, werden wir weiter warten müssen. Diese Zeit sollte jeder an seinem Platz intensiv für weitere Informations- und Überzeugungsarbeit nutzen. Jeder an seinem Platz hat aber auch die unternehmerische Pflicht, jetzt die Vorbereitungen zu treffen, um bestmöglich für alle denkbaren Szenarien aufgestellt zu sein. Nordzucker AG Dr. Ulrich Nöhle Jens Fokuhl Günter Jakobiak

4 I Aktuell I Akzente November 2004 Kapitalstruktur: Freude über klare Verhältnisse überwiegt Großer Schritt zu mehr Transparenz und Schlagkraft Stimmen zu den Ergebnissen der Hauptversammlungen 2004 In seiner Rede vor der Hauptversammlung der Nordzucker AG hat Dr. Ulrich Nöhle das Ergebnis der diesjährigen Hauptversammlungen der vier Nordzucker-Holdings als großen Schritt zu einer deutlich schlagkräftigeren Kapitalstruktur bezeichnet. Acht Wochen nach den Hauptversammlungen ist Akzente auf Stimmenfang gegangen: Wie beurteilen die Verantwortlichen Erreichtes und nicht Erreichtes. Was sehen sie als vordringlichste Aufgabe der nächsten Monate? Lesen Sie dazu Antworten aus Nordzucker-Perspektive von Henning Hansen-Hogrefe und Jens Fokuhl sowie aus der Sicht der alten und neuen Holdings von Gerhard Borchert, Hans-Christian Koehler, Jürgen Seidel und Hans-Jochen Bosse. Hansen-Hogrefe: Nordzucker hat jetzt den qualifizierten Mehrheitsaktionär, der die Interessen der Landwirtschaft vertritt Meine größte Freude und Genugtuung ist, dass die beiden großen Holdings die notwendige Mehrheit für das Zusammengehen bekommen haben. Nordzucker hat jetzt den qualifizierten Mehrheitsaktionär, der die Interessen der Eigentümer, der Aktionäre und Rübenanbauer und damit der Landwirtschaft in der Hauptversammlung der Nordzucker AG vertritt und diese - wenn notwendig auch gegenüber anderen Aktionären oder Geldgebern behaupten kann. Hier ist nun die Mehrheit entstanden, mit der wir die künftig nicht weniger werdenden Probleme anpacken und meistern können. Neue Diskussionsthemen Zunächst muss der Zusammenschluss natürlich vollzogen und praktisch gelebt werden. Wichtige neue Diskussionsthemen sind jetzt unter anderem Einsparungen bei der Verwaltungskostenpauschale (das gilt natürlich auch in den übrigen Holdings); Umgang und Beziehung zur Nordzucker AG, die Strukturierung und das Selbstverständnis des Landwirtschaftlichen Beirats der Nordzucker AG, die Diskussion über Kapitalerhöhung und Kapitalbeschaffung. Dazu gehört auch, dass die bisher auch für die Aktie der Nordzucker AG bestehende Vinkulierung neu überdacht werden muss. Die Vinkulierung darf kein Hemmschuh für notwendiges Wachstum der Nordzucker AG werden. Das gilt besonders, wenn unsere bisherigen Aktionäre, die Landwirte, bei schlechter werdenden Rahmenbedingungen notwendige Kapitalerhöhungen nicht mehr aufbringen können. Für die Zukunft ist auch intensive Aktienpflege in der Nordzucker AG bei positiver Dividendenpolitik angesagt. Dieses ist allein deshalb erforderlich, um die Aktionäre, die zum Unternehmen stehen, nicht schlechter zu stellen als die Aktionäre, die nach der Abstimmung bei der ZAG Widerspruch zu Protokoll gegeben haben und sich damit offen gehalten haben, das Barabfindungsangebot in Anspruch zu nehmen. Geschenke sind nicht mehr zu verteilen Großes Verständnis habe ich für die Entscheidung der Union-Zucker, der großen Holding so kurz nach der Einbringung des operativen Geschäfts im Vorjahr noch nicht beizutreten. Als wenig konstruktiv und teilweise nicht nachvollziehbar habe ich jedoch die Begründung für das wir-machen-nichtmit empfunden. Teilweise dienten die Ausführungen auch dazu, die Zusammenschlüsse der übrigen Holdings zu verhindern. Ich bin überzeugt, dass die Henning Hansen-Hogrefe (Jg. 1947), Aufsichtsratsvorsitzender der Nordzucker AG. Der Besuch aller fünf Hauptversammlungen gehörte zu seinem selbstverständlichen Pflichtprogramm. Hansen-Hogrefe, der selbst Aktionär zweier Nordzucker-Holdings ist, bewirtschaftet einen 320-Hektar Betrieb mit Getreide und Zuckerrüben im Südkreis Helmstedt. Gesellschafter der Union sehr schnell erkennen, welches der richtige Weg für sie ist. Geschenke sind bei künftigen Fusionen nicht mehr zu verteilen. Keine Argumente für fortgesetzten Dividendenverzicht Ich bedaure sehr, dass die gut 72 Prozent der Aktionäre der Nordharzer Zucker AG, die sich für den Beitritt ausgesprochen haben, weiterhin auf die Mehrheitsholding warten müssen. Die Nordharzer müssen nun erleben, wie sich die Mehrheitsholding ohne sie formiert. Sicher hat die ungeschickte Abarbeitung einiger Dinge im Vorfeld die Zahl der Nein-Stimmen noch unnötig erhöht. Warum die Nein-Sager

Akzente November 2004 I Aktuell I 5 jedoch weiter in Kauf nehmen, dass gut 250.000 Euro Gewerbesteuer, die bei der Nordharzer auf Grund des Schachtelprivileges anfallen, nicht als Dividende ausgeschüttet werden können, bleibt mir angesichts der insgesamt gedrückten Wirtschaftslage 2004 unverständlich. Hier fehlen mir wirklich die handfesten Argumente, warum man schon mehrere Jahre und auch weiterhin auf dieses Geld verzichten kann. Die Plattform steht machen wir mehr daraus Sehr erfreulich war, dass die Hauptversammlung der Nordzucker AG trotz der vorangegangenen vier Hauptversammlungen mit teilweise Marathonausmaßen noch so gut besucht war. Ich denke, Dr. Nöhle hat als Vorstandsvorsitzender die Strategie unseres Unternehmens sehr gut vermittelt. Deutlich wurde auch, dass unser Kerngeschäft nach wie vor Zucker aus Rüben sein wird. Mit der anstehenden Änderung der Zuckermarktordnung werden allerdings auch andere Geschäftsbereiche an Gewicht zunehmen und unser Schwerpunkt verbreitert sich zu Kompetenz in Süße. Machen wir alle gemeinsam mehr daraus. Die Plattform dafür haben wir im September 2004 geschaffen. Lothar Wrede vorübergehend wieder Mitglied im Aufsichtsrat Fokuhl: Ein wichtiger Schritt nach vorn Kapitalstruktur zielgerichtet weiterentwickeln Die Hauptversammlungen 2004 haben Nordzucker einen wichtigen Schritt vorangebracht. Wir verfügen jetzt über eine klare Struktur: Die neue Nordzucker Holding AG hält mehr als fünfzig Prozent der Anteile an der Nordzucker AG und ist damit Mehrheitsaktionär. Bisher gab es keinen Mehrheitsaktionär, sondern vier Holdinggesellschaften als gleichberechtigte Groß-Aktionäre. Wichtige Ziele aus den verschiedenen Arbeitsgruppen zur Entwicklung der Kapitalstruktur sind damit erreicht: Allem voran Bündelung des bäuerlichen Einflusses die Einbindung der Anbauerverbände durch Personalunion und erweiterte Vertretungsrechte sowie eine Reihe gewünschter und inzwischen umgesetzter Satzungsänderungen. Zu letzteren gehören unter anderem die Durchführung der Holding-Hauptversammlungen vor der Versammlung der Jens Fokuhl (Jg. 1961) verantwortet als Mitglied des Vorstands der Nordzucker AG die Ressorts Finanzen und Zucker International. Nordzucker AG und die Befragung der Holding-Aktionäre zu wesentlichen Strukturmaßnahmen, bevor in der Versammlung der AG darüber entschieden wird. Unsere Aufgabe ist es jetzt, die Kapitalstruktur gemeinsam mit der Nordzucker Holding AG sowie mit der Nordharzer Zucker AG und der Union- Zucker Südhannover GmbH zielgerichtet weiterzuentwickeln. Gute Aussichten auf einen zweiten Blumenstrauß hat Lothar Wrede. Nach der Verabschiedung aus dem Aufsichtsrat der Nordzucker AG am 10. September und einer kurzen Verschnaufpause wurde Wrede vor wenigen Tagen erneut Mitglied im Aufsichtsrat der Nordzucker. Diesmal allerdings nur übergangsweise für den kurz vor der Hauptversammlung der Nordzucker AG aus gesundheitlichen Gründen ausgeschiedenen Eberhard Herweg. Die Kapitalvertreter im Aufsichtsrat hatten sich in Abstimmung mit den Holdings auf Wrede als geeigneten, nunmehr gerichtlich zu bestellenden Kandidaten verständigt, der den Aufsichtsrat bis zur Wahl eines neuen Vertreters auf der nächsten Hauptversammlung am 14. Juli 2005 vervollständigt. Wrede war auf der letzten Hauptversammlung turnusmäßig aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden, um sich insbesondere auf seine Funktion als neuer Aufsichtsratsvorsitzender der Nordzucker Holding AG zu konzentrieren.

6 I Aktuell I Akzente November 2004 Borchert: September 2004 war für Nordzucker fünf vor zwölf Ich glaube, dass der Zusammenschluss der beiden großen Nordzucker-Aktionäre überfällig war. Wir haben es mehr oder weniger fünf vor zwölf geschafft, 78 Prozent des Kapitals in einer starken Holding zusammenzuführen. Das schafft klare Entscheidungsstrukturen, die wir und Nordzucker als Unternehmen jetzt dringend brauchen. Nicht nur, um schneller als bisher zu eindeutigen Voten zu kommen. Nordzucker steht vor großen Entscheidungen. Die wollen wir meistern. Wie? Indem wir unsere Aktionäre in den Vordergrund stellen. Offensiv informieren, die Menschen mitnehmen. Es ihnen durch überzeugende Arbeit leicht machen, sich auch in der nun gewachsenen Nordzucker Holding AG vertreten und zu Hause zu fühlen. Das gelingt uns, wenn wir durch ehrliche Informationen notwendiges Vertrauen schaffen. Dazu werden wir unsere Rolle als Mittler zwischen dem Unternehmen Nordzucker und dem Aktionär entschieden wahrnehmen. Mancherorts leider auch noch, um immer wieder deutlich machen, dass die Nordzucker Holding AG nicht gegen die Bauern arbeitet, sondern für sie. Gerhard Borchert (Jg. 1957) ist Vorstandsvorsitzender der Nordzucker Holding AG und Vorsitzender des Dachverbands Norddeutscher Zuckerrübenanbauer e.v.. Er bewirtschaftet einen 175-Hektar- Betrieb in Brome bei Wolfsburg mit 30 Hektar Zuckerrüben, Kartoffeln, Weizen, Raps und Gerste. Koehler: Knappes Ergebnis Große Erleichterung Hans-Christian Koehler (Jg. 1955) ist Mitglied im Aufsichtsrat der Nordzucker AG und bis zur Eintragung der Verschmelzung Vorstandsvorsitzender der Zucker-AG Uelzen-Braunschweig, danach im Vorstand der neuen Nordzucker Holding AG. Koehler wirtschaftet in Tetendorf-Eppensen nördlich von Uelzen in einer landwirtschaftlichen GbR mit 270 Hektar Fläche, auf der neben 60 Hektar Zuckerrüben, Weizen, Gerste und Raps angebaut werden und betreibt eine Mastschweinehaltung. Ich bin erleichtert, dass wir bei der ZAG die notwendige Mehrheit wenn auch nur recht knapp für die gemeinsame Holding erreicht haben. Sicher schwingt gerade bei uns in Uelzen auch etwas Wehmut mit, dass damit der Name unserer Gesellschaft verschwindet. Keine Träne müssen wir aber dem Aktienlieferrecht nachweinen. Hier bestand bisher die Gefahr einer unkalkulierbaren Belastung für die Zukunft durch eine Regelung, die in der Vergangenheit sicher einmal ihren guten Sinn hatte. Durch ihre Abschaffung geschieht keinem Aktionär ein finanzieller Schaden. Wichtiger ist nun der Blick nach vorne: Jetzt geht es zunächst darum, in der neuen, gestärkten Nordzucker Holding schnell zusammenzuwachsen. Die neue Gesellschaft trägt als Mehrheitsaktionär in der Hauptversammlung der Nordzucker AG eine große Verantwortung. Sicher soll und wird sie ebenso wie bisher nicht in das operative Geschäft der Nordzucker AG hineinregieren. Aber es hat jetzt noch größere Bedeutung, dass sie die Strategie der Nordzucker mit trägt, vermittelt und umsetzt. Dazu werden auch neue Maßnahmen der Kapitalbeschaffung gehören, gegebenenfalls auch die Öffnung des Aktionärskreises der Nordzucker AG. Führungsanspruch aber auch Offenheit und Akzeptanz gegenüber den Partnerholdings Aus der neuen Verantwortung der Nordzucker Holding folgt auch ein Führungsanspruch gegenüber den beiden kleineren Partnerholdings, der aber von Offenheit und Akzeptanz geprägt sein muss. Die innere Verwaltungs- und Kostenstruktur wird möglichst schlank zu halten sein. Die Holding ist kein Selbstzweck, sondern dient den Interessen ihrer Aktionäre. Der neue Vorstand wird alles für das Ziel tun, den Kurswert der Holding-Aktien mindestens zu halten, wenn möglich zu steigern. Bisherige Beschränkungen beim Aktienkauf durch feste Verhältnisse zum Lieferrecht sind auch deshalb neu zu überdenken.

Akzente November 2004 I Aktuell I 7 Der neue Aufsichtsrat der Nordzucker AG (v.l.n.r.) vordere Reihe: Dr. Harald Isermeyer, Landwirt, Eickhorst; Manfred Tessmann, Gewerkschaftssekretär, Vienenburg; Dieter Paschwitz, Mess- und Regelmeister, Hohenhameln; Gudrun König, techn. Angestellte, Wolfenbüttel; Henning Hansen-Hogrefe, (Vors.) Landwirt, Ingeleben; Gunther Kenk, Gewerkschaftssekretär, Ihlenfeld; Goetz von Engelbrechten, Landwirt, Molzen; Rolf Huber-Frey, Betriebswirt, Freiburg; Klaus Fentzahn, Mess- und Regeltechniker, Güstrow; Hintere Reihe: Dietrich Hauschildt-Staff, Landwirt, Steinbrück; Hans-Christian Koehler, Landwirt, Tetensen-Eppensen; Hans-Heinrich Prüße, Landwirt, Ahlten; Claus Lütje, Landwirt, Rade; Reiner Knackstedt, Landwirt, Dedeleben; Eckhard Bosse, Elektromeister, Leiferde; Wolfgang Wiesener, Mechaniker, Uelzen; Jürgen Seidel, (stellv. Vors.) Ingenieur, Gronau; Jochen Steinhagen, Manager Rübenmanagement Nord, Uelzen; auf dem Foto fehlt: Gunold Fischer, (stellv.vors.) Gewerkschaftssekretär, Hannover Seidel: Union-Zucker bleibt verlässlicher Partner Die Gesellschafterversammlung der Union-Zucker verlief planmäßig. In allen abzustimmenden Punkten haben wir eindeutige Voten erzielt. Das Thema Beitritt zur Nordzucker Holding AG stand nicht zur Abstimmung, weil die Geschäftsführung der Union-Zucker bereits Ende 2003 entschieden hat, der neuen Holding nicht beizutreten. Die drei für uns wichtigsten Gründe so zu entscheiden, haben auch jetzt, im November 2004, nach wie vor Bestand: Das sind zum einen die dann aufzugebenden wesentlichen Rechte aus dem Vermögensübertragungsvertrag, zum zweiten der nach unserer Auffassung für die neue Holding nicht auszuschließende mitbestimmte Aufsichtsrat und als dritter Punkt der aus unserer Sicht fehlende organisatorische Unterbau zur dauerhaften Sicherung des bäuerlichen Einflusses. Die Union-Zucker wird auch als eigenständige Holding ein verlässlicher Partner der Nordzucker AG sein. Das ist unsere Botschaft. Die weitere Entwicklung der neuen Nordzucker Holding AG verfolgen wir natürlich sehr aufmerksam. Jürgen Seidel (Jg. 1938) ist Sprecher der Geschäftsführung der Holding Union-Zucker Südhannover GmbH und Mitglied im Aufsichtsrat der Nordzucker AG. Der Diplom-Ingenieur war bis zum Beitritt in den Gesellschafterkreis der Nordzucker AG zum 1. März 2003 geschäftsführender Direktor der Union-Zucker. Ergebnisse der Hauptversammlungen 2004 Abstimmung über (Angaben in %) Gewinnverwendung / Dividende Nordzucker AG Gesamt Direktbeteiligungen 99,99 99,76 Union-Zucker Südhannover GmbH 100 Zucker-AG Uelzen- Braunschweig 98,76 Nordzucker Holding AG 99,79 Nordharzer Zucker AG 98,75 Entlastung Vorstand / Geschäftsführung 99,99 98,53 100 92,54 98,87 73,57 Entlastung Aufsichtsrat 99,99 97,99 93,13 99,24 72,92 Wahl des Abschlussprüfers 99,99 99,00 100 96,60 97,83 91,52 Wahlen zum Aufsichtsrat / zur Geschäftsführung 99,96-99,99 93,25-98,03 100 92,91-95,81 72,87-99,81* 82,69-94,09 Satzungsänderungen 97,94 Zustimmung zum Verschmelzungsvertrag 76,32 98,72 72,41 Verschmelzungsdurchführende Kapitalerhöhung 98,89 Anwesendes Kapital 97,14 0,63 63,00 40,29 34,58 56,19 *Ein Gegenkandidat erhielt lediglich 30,05 % der Stimmen und wurde nicht gewählt.

8 I Aktuell I Akzente November 2004 Harald Isermeyer neues Mitglied im Aufsichtsrat Dr. Harald Isermeyer (Jg. 1953), ist seit dem 8. September 2004 neues Mitglied im Aufsichtsrat der Nordzucker AG. Der in Göttingen promovierte Agrarökonom setzt sich seit den 80er Jahren in verschiedenen Gremien ehrenamtlich für die Belange von Rübenanbauern und Nordzucker-Aktionären ein: Seit der Gründung 1990 gehört er dem Vorstand des Anbauerverbands Nord-Ost-Niedersachsen an und ist Vorstandsmitglied im Dachverband Norddeutscher Zuckerrübenanbauer e. V. (DNZ). Bis zur Verschmelzung in der Nordzucker Holding AG war Isermeyer im Vorstand der Zuckerverbund Nord AG Holding Fallersleben-Meiner Zucker AG aktiv; danach zunächst Mitglied und seit 2003 Vorsitzender des Aufsichtsrats der Nordzucker Holding AG. Seit 1997 ist der aktive Landwirt (Eickhorst/Niedersachsen und Beckedorf/Sachsen-Anhalt) außerdem Vorstandsmitglied der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft e. V. (DLG), Frankfurt. sdp Bosse: Nordharzer Aktionäre müssen sich jetzt um Anschluss bemühen Die Präsenz während der Hauptversammlung 2004 war mit 56 Prozent außerordentlich hoch. Dr. Nöhle gab einen ausführlichen Bericht über die Nordzucker AG und forderte die Bereitschaft der Aktionäre zur Anpassung. Er zeigte Ansätze auf, sich auf neue Rahmenbedingungen einzustellen. Kernpunkt war die Verschmelzung auf die Nordzucker Holding AG. Leider wurde die nötige Zustimmung von 75 Prozent mit 72, 4 Prozent wieder knapp verfehlt, ähnlich wie bereits 1999 und 2000. Damit steht die Nordharzer Zucker AG abseits, denn die große Nordzucker Holding AG hält jetzt 78 Prozent der Anteile an der Nordzucker AG und kann damit alle Entscheidungen ohne Nordharz Kapitalstruktur nach den Hauptversammlungen 2004 Nordzucker AG Grundkapital 117,5 Mio Euro Nordharzer Zucker AG 8,1 % 9,5 Mio. Euro Union Zucker Südhannover GmbH 10,6 % 12,4 Mio. Euro *vorbehaltlich der Eintragung ins Handelsregister Hans Jochen Bosse (Jg. 1957) ist Vorstandsvorsitzender der Nordharzer Zucker AG und bewirtschaftet seinen 220-Hektar Betrieb mit Zuckerrüben, Weizen und Gerste in Ohrum bei Wolfenbüttel. treffen. Die Nordharzer Zucker AG muss sich bemühen, wieder Anschluss an die Holding zu bekommen. Bei den Aktionären gibt es keine regionalen Interessen. π Direktaktionäre 3,5 % 4,0 Mio. Euro Nordzucker Holding AG 77,9 %* 91,5 Mio. Euro

Akzente November 2004 I Aktuell I 9 Demonstration für den Rübenanbau in Deutschland Agrarminister erleben die bäuerlichen Wurzeln Künast ohne neuen Ansatz für die Sicherung von Betrieben und Arbeitsplätzen im ländlichen Raum Gerald Dohme, Unternehmenskommunikation Sie stellen eindrucksvoll die Bedeutung des Rübenanbaus in Deutschland unter Beweis! rief der Präsident des Niedersächsischen Landvolkverbands, Werner Hilse den rund 4.000 Demonstranten entgegen. Diese hatten sich mit Fackeln vor der Burg Warberg positioniert, um nach einem Marsch durch den Ort ihren Unmut über die EU-Überlegungen zur Entwicklung der Zuckermarktordnung deutlich zu machen. In der Burg tagte der Agrarministerrat, an dem die Landwirtschaftsminister der Bundesländer und Renate Künast als Bundesministerin teilnahmen. Fischler stellte sich nicht den Demonstranten Auch Agrarkommissar Franz Fischler war in der Burg, stellte sich aber nicht den ihn fordernden Demonstranten. Anders die Verbraucherministerin. Nach klaren Forderungen seitens Landvolk, dem DNZ durch dessen Vorsitzenden Gerhard Borchert, der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Rübenanbauerverbände durch Jan Kirsch, den Mitarbeitern in den Zuckerfabriken durch den Nordzucker-GBR-Vorsitzenden Dieter Paschwitz und regionalen Sprechern sowie der Landjugend ergriff Renate Künast unter einem sich zügig legenden Pfeifkonzert das Wort. Der Grund der Protestaktion sei nachvollziehbar aus Sicht der betroffenen Landwirte. Es gäbe aber internationale Rahmenbedingungen wie WTO-Panel und LDC-Regelungen, die zu berücksichtigen seien. Auch die Argumente der Staaten, die ihren Zucker in die EU bringen wollen sind zu berücksichtigen schob die Ministerin die Verantwortung von sich. Ein aktiver Vorschlag, sich für die Interessen der Anwesenden einzusetzen blieb aus. Trotzdem kam Renate Künast zu dem Schluss, es werde auch weiterhin Rübenanbau in Europa geben. ZMO-Reform nicht vor 2006 Im Nachgang der Veranstaltung gab es ein Hintergrundgespräch einer Delegation mit Franz Fischler. Dort erläuterte der Agrarkommissar die Auffassung, insbesondere das Preisniveau innerhalb der EU senken zu wollen um den Binnenmarkt für Importeure weniger attraktiv zu machen. Aufgrund der erst im Frühjahr 2005 zu erwartenden Entscheidung des WTO-Panels werde die Kommission keinen Legislativvorschlag zur ZMO- Reform vorlegen, so dass die Umsetzung nicht vor 2006 erfolgen könne. Keine zufriedene Rückreise So gab es auch für die zahlreichen aus Süddeutschland angereisten Rübenanbauer keine zufriedene Rückreise. Der Protest durch die Demonstration war deutlich, der Verlauf geordnet und damit wurde das gesteckte Ziel der Veranstalter erreicht. Auch zukünftig werden Aktionen dieser Art die fachliche Diskussion im Kampf um den Erhalt des Rübenanbaus begleiten. π Nach einem imposanten Fackelzug durch den Ort versammelten sich die 4.000 Demonstrierenden unter der Burg. Bundesministerin Künast und ihr niedersächsischer Kollege Ehlen folgen aufmerksam den Vorträgen der landwirtschaftlichen Vertreter. Das Titelbild der letzten Akzente umgesetzt in einem überlebensgroßen Riesenkuchen.

10 I Aktuell I Akzente November 2004 WTO-Zuckerpanel Die erste Instanz geht an Brasilien, Thailand und Australien Informationen zum Sachstand Dr. Dieter Langendorf, Hauptgeschäftsführer Wirtschaftliche Vereinigung Zucker, Bonn Im Juli 2003 haben die Regierungen Australiens, Brasiliens und Thailands bei der Welthandelsorganisation (WTO) eine Klage über die Zuckerexportpolitik der EU eingereicht. In dieser Klage greifen die drei Länder die Exporte von C-Zucker sowie die Re-Exporte von AKP-Zucker an. Um diese Klage zu überprüfen, hat der WTO-Generaldirektor im Dezember 2003 ein Untersuchungsgremium ein so genanntes Panel von drei Experten gebildet. Am 15. Oktober 2004 hat dieses Panel sein Ergebnis veröffentlicht. Worum geht es dabei? C-Zucker muss nach den Bestimmungen der Zuckermarktordnung ohne Exporterstattungen auf den Weltmarkt ausgeführt werden. Da die C-Zuckerexporte ohne Exporterstattungen erfolgen, ist die EU-Kommission im Rahmen der WTO-Vereinbarung 1995 keine Senkungsverpflichtungen für den C-Zucker eingegangen. Die drei Kläger behaupten nun, dass die Exporte von C-Zucker durch die höheren Erlöse für Quotenzucker quersubventioniert sind und dass die EU somit mehr Zucker mit Subventionen ausgeführt habe als erlaubt. Die EU führt eine jährliche Rohzuckermenge in Höhe von 1,6 Millionen Tonnen aus den AKP-Staaten und Indien ein. Dieser Zucker wird in der EU raffiniert und die entsprechende Menge dann als Weißzucker mit Exporterstattungen wieder ausgeführt. Die Exportmengen sowie die entsprechenden notwendigen Exporterstattungen werden aber nicht auf die EU-Senkungsverpflichtungen angerechnet. Dies wurde in einer Fußnote 1994 bei der WTO ausdrücklich erläutert. Die drei Kläger behaupten, dass diese Fußnote nicht rechtsgültig ist und die EU somit ihre zulässige subventionierte Exportmenge um 1,6 Millionen Tonnen jährlich überschritten habe. Unerlaubte Exportsubventionen? Hinsichtlich des C-Zuckers kommt das Panel zu dem Ergebnis, dass die Exporte von C-Zucker quersubventioniert sind, da die Rübenanbauer C-Rüben zu Preisen an die Zuckererzeuger verkaufen, die unter ihren Produktionskosten liegen. Zudem seien die C-Zuckerexporte durch die hohen internen Preise für Quotenzucker quersubventioniert. Bezüglich der Re-Exporte des AKP- Zuckers stellt das Panel fest, dass die Fußnote in der EU-Verpflichtungsliste nicht rechtsgültig ist. Damit hat das Panel in beiden Fällen den Klägern stattgegeben. Kritik an dem Panelbericht Aus Sicht der EU-Kommission ist die Entscheidung des WTO-Panels ungerechtfertigt, da sie das WTO-Abkommen und die Verpflichtungen, die während der Uruguay-Runde von allen WTO- Mitgliedern einstimmig vereinbart wurden, in Frage stellt. Weiterhin hat die EU-Kommission darauf hingewiesen, dass Australien, Brasilien sowie Thailand ihre Zuckererzeugung bzw. Zuckerexporte ebenfalls auf die eine oder andere Weise fördern. Affront gegen die kleinen Zucker erzeugenden Entwicklungsländer Die AKP-Staaten ihrerseits empfinden diesen Vorstoß als eine fundamentale Gefährdung ihrer gesamten Wirtschaft, die in hohem Maße von Zuckerexporten in die EU abhängig ist. Diese Länder bedauern, dass die Beschwerdeführer, vor allem Brasilien, ihre Dominanz auf dem Weltmarkt für Zucker auf den Schultern kleiner Entwicklungsländer ausbauen. Wie geht es weiter im Verfahren? Die EU-Kommission hat bereits angekündigt, dass sie bei der WTO Berufung gegen dieses Urteil einlegen wird. Dafür hat die Kommission Zeit bis zum 14. Dezember 2004. Das Berufungsverfahren selbst darf dann höchstens drei Monate dauern. Man kann somit davon ausgehen, dass das WTO-Berufungsgremium seinen Bericht im März 2005 vorlegen wird. Bis zu diesem Zeitpunkt besteht somit weiterhin Ungewissheit über die Zukunft des Exports von C-Zucker und des Re- Exports von AKP-Zucker. Insgesamt ist durch die Klage bzw. das Panel eine europäische Zuckererzeugung von mehr als 4 Millionen Tonnen jährlich (rund 20 Prozent der Gesamterzeugung) in Frage gestellt. π