Aus der Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie der Universität zu Köln Direktor: Universitätsprofessor Dr. med. P.

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Der Autor ist kein Mediziner oder Wissenschaftler und die Informationen dienen nicht als medizinische Beratung.

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Transkript:

Aus der Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie der Universität zu Köln Direktor: Universitätsprofessor Dr. med. P. Eysel Verletzungen und Überlastungsschäden im Hochleistungskraftdreikampf Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Hohen Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln Vorgelegt von John Ronald Rudat aus Winsen an der Luhe Promoviert am 16. März 2011

Gedruckt mit Genehmigung der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln, 2011 Druck und Bindung LineArt, Copy-, Druck- und Computerservice Zülpicher Str. 255, 50937 Köln Tel.: 0221/418000, Fax: 0221/418009

Dekan: Universitätsprofessor Dr. med. J. Klosterkötter 1. Berichterstatter: Privatdozent Dr. med. J. W.-P. Michael 2. Berichterstatter: Universitätsprofessor Dr. med. W. F. Haupt Erklärung Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit ohne unzulässige Hilfe Dritter und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe; die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. Bei der Auswahl und Auswertung des Materials sowie bei der Herstellung des Manuskriptes habe ich keine Unterstützungsleistungen erhalten. Weitere Personen waren an der geistigen Herstellung der vorliegenden Arbeit nicht beteiligt. Insbesondere habe ich nicht die Hilfe eines Promotionsberaters in Anspruch genommen. Dritte haben von mir weder unmittelbar noch mittelbar geldwerte Leistungen für Arbeiten erhalten, die im Zusammenhang mit der vorgelegten Dissertation stehen. Die Arbeit wurde von mir bisher weder im Inland noch im Ausland in gleicher oder in ähnlicher Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und ist auch noch nicht veröffentlicht. Köln, den 20. September 2010 John Ronald Rudat

Die beschriebene Studie wurde unter Anleitung von Herrn Dr. med. Jan Siewe an der Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie der Universität zu Köln von mir durchgeführt und ausgewertet. Die dieser Arbeit zugrunde liegende Statistik wurde nach entsprechender Anleitung durch das Institut für Medizinische Statistik, Informatik und Epidemiologie der Universität zu Köln von mir selbst ausgeführt.

Danksagung Mein Dank gilt Herrn Universitätsprofessor Dr. med. P. Eysel für die Möglichkeit, diese Studie an der Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie der Universität zu Köln durchführen zu können. Herrn Dr. med. Jan Siewe und Herrn Privatdozent Dr. med. J. W. P. Michael danke ich besonders für die freundliche Überlassung des interessanten Themas dieser Arbeit, sowie für ihre stets freundlichen und konstruktiven Ratschläge, Anregungen und Kritiken. Herrn Dipl.-Math. P. Frommolt danke ich für die einführende Beratung zur statistischen Auswertung dieser Arbeit. Ich möchte außerdem Steffi danken, die mir in so häufig mühseligen Stunden immer verständnisvoll zur Seite stand. Der lieben Brigitte und meinem besten Freund Frank und meinen lieben Eltern danke ich für ihre Hilfe und das nötige Ohr, welches sie mir etliche Male geschenkt haben. Mein besonderer Dank gilt allen Kraftdreikämpfern, Vereinen und deren Verantwortlichen, die durch ihre freundliche Unterstützung diese Arbeit erst möglich gemacht haben.

gewidmet meinen engsten Freunden, Steffi, die mich immer unterstützt hat und meinen liebevollen Eltern, die immer an mich geglaubt haben und meiner Oma, die schon immer einen Arzt in mir sah

Inhaltsverzeichnis Seite 1 Einleitung 1 1.1 Beschreibung und Geschichte des Kraftdreikampfes 3 1.2 Wettkampfbedingungen im Kraftdreikampf 5 1.3 Verletzungen und Überlastungsschäden im Kraftdreikampf 15 1.4 Fragestellung 18 2 Material und Methodik 19 2.1 Studiendesign 19 2.2 Fragebogen 20 2.3 Datenauswertung 21 3 Ergebnisse 23 3.1 Anthropometrische Daten und Wettkampfdaten der Kraftdreikämpfer 24 3.2 Trainingsdaten der Kraftdreikämpfer 30 3.3 Verletzungs- und Erkrankungshäufigkeiten im Kraftdreikampf 42 3.3.1 Wirbelsäule 45 3.3.2 Gelenke 50 3.3.3 Frakturen und Knochenerkrankungen 60 3.3.4 Muskel- und Bandapparat 63 3.3.5 Andere, ausgewählte Krankheitsbilder 66 3.4 Verletzungs- und Erkrankungshäufigkeiten im Subgruppenvergleich 68 3.4.1 Geschlecht 69

Seite 3.4.2 Lebensalter 70 3.4.3 Medizinische Betreuung 72 3.4.4 Krafttrainingsdauer 73 3.4.5 Trainingsgewichtshebeleistungen 74 3.4.6 Materielle Hilfsmittelnutzung 75 3.4.7 Aufwärmgewohnheiten 78 3.4.8 Leistungsniveau 79 4 Diskussion 80 4.1 Rücklaufquote, Methodik und Fragebogen 80 4.2 Deskriptive Auswertungsergebnisse 85 4.3 Analytische Auswertungsergebnisse 98 5 Zusammenfassung 105 6 Literaturverzeichnis 107 7 Anhang 117 7.1 Abbildungsverzeichnis 118 7.2 Fragebogen 129 7.3 Vorabveröffentlichung 146 8 Lebenslauf 147

1 1 Einleitung Präventionsmedizin ist ein Eckpfeiler der modernen Schulmedizin, der zunehmend Beachtung findet. Hauptsächlich gilt fehlender kurativer Therapieerfolg bei chronischen Erkrankungen als Grund für das Aufstreben dieser einstigen Nebendisziplin. Als eines der aktuell prominentesten Beispiele von Primärprävention seien die umfangreichen gesundheitspolitischen Aufklärungsmaßnahmen gegen Tabakkonsum genannt, um die Inzidenz der tödlichen Folgeerkrankungen einzudämmen [12, 17]. Auch im Bereich der Sportmedizin wächst der Einfluss der Präventionsmedizin stetig. In der Welt des Sports, insbesondere des Hochleistungssports, geht es zwar selten um die Vermeidung tödlicher Erkrankungen oder Verletzungen, jedoch bedeuten schwere Verletzungen oft das Ende einer erfolgreichen Sportlerkarriere. Um solche Verletzungsverläufe zu vermeiden, bemühen sich diverse medizinische und sportwissenschaftliche Fachdisziplinen um eine umfassende Identifikation der Ursachen, die zu schwerwiegenden Verletzungen führen. Somit besteht die umfassend professionelle Behandlung eines Hochleistungssportlers nicht nur in der optimalen Versorgung von bereits entstandenen Verletzungen, sondern auch in der fachgerechten Betreuung und Beratung zur Prävention. Fußball als beliebteste Breitensportart in Deutschland genießt eine besondere sportmedizinische Aufmerksamkeit. Mit Angaben zwischen 40 und 60 Prozent ist Fußball die Sportart mit dem höchsten Anteil an allen dokumentierten Sportverletzungen [7]. Sowohl Profi- als auch Jugendamateurfußballsport gelten als so gut untersucht, dass eine medizinisch professionelle Versorgung als garantiert beschrieben wird [56]. Anders verhält es sich mit der Vielzahl von Sportarten, die weniger im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehen. Typische Verletzungen in diesen Sportarten sind oftmals nur den betroffenen Sportlern oder ihren Betreuern und Trainern aufgrund ihrer Erfahrungswerte bewusst, jedoch kaum den behandelnden Ärzten. Aufgrund dieser Situation gestaltet es sich schwierig, eine adäquate Prävention durchzuführen. Um aber in der Zukunft auch Sportlern weniger populärer Sportarten eine optimale medizinische Versorgung zukommen zu lassen, ist es von Bedeutung, die sportartspezifischen Belastungen, Trainingsmethoden, Wettkampfausführungen und dadurch bedingte Verletzungen zu identifizieren.

2 Diese Identifikation und anschließende Risikoprofilerstellung hilft, präventive Maßnahmen und adäquate Therapien zu erstellen. Eine im Hinblick auf Verletzungs- und Überlastungsmuster bisher relativ wenig untersuchte und verstandene Sportart ist der Kraftdreikampf (engl.: Powerlifting).

3 1.1 Beschreibung & Geschichte des Kraftdreikampfes Die Sportart Kraftdreikampf (KDK) ist eine Disziplin innerhalb der Schwerathletik. Sie besteht aus den drei Disziplinen Kniebeuge, Bankdrücken und Kreuzheben. Als verwandte Sportart in der Schwerathletik und gleichzeitig Ursprung des Kraftdreikampfes ist das Gewichtheben zu nennen. Im Gegensatz zum Gewichtheben und der dazugehörigen Olympiadisziplin Zweikampf, die aus Reißen und Stoßen besteht, ist der Kraftdreikampf nicht olympisch. Dennoch hat sich der Kraftdreikampf in vielen Ländern der Welt professionell organisiert und weist neben den einzelnen nationalen Dachverbänden hauptsächlich die internationalen Dachverbände IPF, International Powerlifting Federation, und EPF, European Powerlifting Federation, auf. Die IPF wurde erst im Jahre 1971 in den Vereinigten Staaten von Amerika gegründet [80]. Bereits 1973 schlossen sich mehrere europäische Länder der jungen IPF an. Schließlich im Jahre 1978 kam es zur Gründung der EPF und im gleichen Jahr fanden bereits die ersten Europameisterschaften im Kraftdreikampf statt [84]. Innerhalb Deutschlands blickt der Kraftdreikampf auf eine noch ältere Vorgeschichte zurück. Bereits im Jahre 1962 fanden die ersten Deutschen Meisterschaften in dieser Sportart statt, wobei der Deutsche Bodybuilding- und Kraftsportverband (DBKV) der erste stellvertretende Verband für den Kraftdreikampf war. Auf internationaler Ebene übernahm im Jahre 1976 der Bayerische Gewichtheberverband (BGV) die Mitgliedschaft für den Kraftdreikampf im Weltverband. Heutzutage ist der deutsche Kraftdreikampf im Bundesverband deutscher Kraftdreikämpfer (BVDK) organisiert [49]. So ist der BVDK das deutsche Hauptorgan für die Sportart in Bezug auf die Erstellung und Überwachung der national verbindlichen Sportregeln und ordnungen, der Organisation und Durchführung der Bundesliga im KDK und des Zusammenhalts und der Zusammenarbeit der einzelnen Landesverbände sowie der offiziellen Repräsentation des deutschen KDK im internationalen Bereich, insbesondere der Europa und Weltmeisterschaften. Sämtliche Regeln und Ordnungen sowie auch die Initiativen gegen Doping im deutschen KDK orientieren sich an den internationalen Vorgaben der EPF und IPF. Der BVDK sollte auch als integriertes Organ dieser beiden Internationalverbände betrachtet werden.

4 Weitere untergestellte Dachverbände sind die einzelnen Landesverbände der Bundesländer, die die einzelnen Sportvereine im Bundesland listen und betreuen. Es existiert eine Vielzahl an Sportvereinen, die mancherorts nur einzelne Kraftdreikämpfer beherbergen, dafür aber ein großes Team an Gewichthebern betreuen. Eine Unterscheidung zwischen Gewichtheben und Kraftdreikampf ist wichtig und diese voneinander unabhängigen Sportarten sollten nicht als gleichbedeutend betrachtet werden. Deutschland zählt derzeit ca. 20.000 aktive Sportlerinnen und Sportler im KDK, die hauptsächlich in ca. 300 Breitensportvereinen mit Kraftsportabteilung gemeldet sind. Etwa 3.000 dieser Vereinssportler treten regelmäßig auf Wettkämpfen an. Dabei können sich die Wettkämpfe auf Kreis-, Bezirks- oder Landesebene abspielen. Höhere Ebenen der Wettkämpfe stellen die Deutschen Meisterschaften oder auch international die Europa- und Weltmeisterschaften dar. Die Bundesliga im KDK besteht seit 1984 für Männer und seit 1985 für Frauen. In der Saison 2009 waren in der KDK-Bundesliga 17 Mannschaften mit einem Sportlerkader von 6 15 Athleten pro Team gemeldet. Der BVDK ist in der Bundesliga die Dachorganisation und ermittelt für die internationalen Wettkämpfe die Mannschaftskader, die für Deutschland bei den Europa- und Weltmeisterschaften antreten [14]. Seit Ausrichtung dieser internationalen Wettbewerbe kämpften deutsche Athleten immer auf hohem Niveau und gewannen zahlreiche Titel und Medaillen. Im internationalen Vergleich ist Deutschland im Kraftdreikampf eine bedeutende Sportnation. Auch der strukturelle Aufbau und die Organisationen im deutschen KDK sind im internationalen Vergleich vorbildlich. Obwohl der KDK in Deutschland zwar professionell und mit ehrgeizigen Ambitionen von den Kraftsportathleten betrieben wird, erbringt er finanziell keinen ausreichenden Ausgleich, so dass die Sportler ihre Disziplin nicht hauptberuflich betreiben können.

5 1.2 Wettkampfbedingungen im Kraftdreikampf Im Kraftdreikampf geht es um die Bewältigung möglichst hoher Gewichte in den Disziplinen Bankdrücken, Kniebeuge und Kreuzheben. Diese zu bewältigenden Gewichte betragen in einigen Fällen mehr als das fünffache Körpergewicht des Athleten [5]. Auf Wettkämpfen haben die Athleten für jede einzelne Disziplin jeweils 3 Versuche. Die besten Leistungen in den einzelnen Disziplinen werden anschließend zu einem Totalergebnis durch einfache Addition der gehobenen Gewichte zusammengezählt. Die Zielsetzung der Athleten besteht folglich in dem Erreichen der höchsten Gesamtgewichtszahl. Jedoch werden auch die Maximalleistungen in einer einzelnen Disziplin betrachtet. Diese Einzelbetrachtung findet vorrangig auf Europa- und Weltmeisterschaften statt und wird unabhängig vom Totalergebnis gewertet. Während der Wettkämpfe sind ein Hauptkampfrichter und zwei Seitenkampfrichter anwesend. Der Hauptkampfrichter eröffnet die Hebeversuche und bestätigt die erreichten Gewichthebeleistungen, während die zwei Seitenkampfrichter für die Überwachung der technischen Regeleinhaltung zuständig sind. Das Kraftdreikampfregelwerk des BVDK orientiert sich komplett an den internationalen Vorgaben des IPF und regelt verbindlich und sehr detailliert für alle Teilnehmer auf offiziellen deutschen Wettkämpfen die Bereiche der Wettkampfzulassung, der technischen Ausführung und des Wettkampfablaufs, der Wettkampfausrüstung und Hilfsmittelnutzung sowie der offiziellen Wertung der Ergebnisse durch die Jury [16]. Alters- und Gewichtsklassen Auf Wettkampfveranstaltungen im Kraftdreikampf werden die Athleten in verschiedene Wettkampfklassen abhängig von Geschlecht, Alter und Körpergewicht eingeteilt [14, 16]. Sowohl Männer als auch Frauen müssen das 14. Lebensjahr erreicht haben, um an den Wettkämpfen teilnehmen zu dürfen. Männer werden in die Altersklassen Jugend (14 18 Jahre), Junioren (19 23 Jahre), Aktive (24 39 Jahre) und in 4 altersabgestufte Seniorenklassen (40 bis über 70 Jahre) unterteilt. Analog zu der Altersklasseneinteilung der Männer sind auch Frauen unterteilt in Jugend, Juniorinnen, Aktive und in 3 altersabgestufte Seniorinnenklassen (40 bis über 60 Jahre).

6 Als weitere Einteilung der Wettkämpfer bestehen neben den Altersklassen die Gewichtsklassen. Für Männer existieren folgende 11 Gewichtsklassen: Bis 52 kg, bis 56 kg, bis 60 kg, bis 67,5 kg, bis 75 kg, bis 82,5 kg, bis 90 kg, bis 100 kg, bis 110 kg, bis 125 kg und als schwerste Gewichtsklasse über 125 kg Körpergewicht. Für Frauen bestehen demgegenüber lediglich 10 Gewichtsklassen, die im Folgenden aufgezeigt sind: Bis 44 kg, bis 48 kg, bis 52 kg, bis 56 kg, bis 60 kg, bis 67,5 kg, bis 75 kg, bis 82,5, bis 90 kg und als schwerste Gewichtsklasse über 90 kg Körpergewicht. Durch diese beiden Einteilungen in Lebensalter und Körpergewicht werden die unterschiedlichen physischen Fähigkeiten berücksichtigt, indem davon ausgegangen wird, dass Athleten gleichen Alters und Körpergewichts potentiell zu gleichen Hebeleistungen imstande sind. Allerdings erlauben die Alters- und Gewichtsklassen nur den absoluten Vergleich von Athleten innerhalb einer Kampfklasse. Auf Wettkämpfen kommt jedoch auch eine andere Vergleichsmethode zum Einsatz, die Wilks Formel [81]. Die von Dr. Robert Wilks entwickelte Formel erlaubt einen Relativvergleich der Hebeleistungen von Athleten aus unterschiedlichen Kampfklassen. Hierzu wird dem exakten Körpergewicht der Athleten ein Faktor aus der Wilks-Tabelle zugeordnet, mit dem das Totalhebeergebnis multipliziert wird. Dieses Ergebnis ermittelt auf den Wettkämpfen den besten Heber in relativer Betrachtung. Kraftdreikampfdisziplinen und die Regeln ihrer Ausführung Der Internationale Kraftdreikampfverband (IPF) sowie der Bundesverband Deutscher Kraftdreikämpfer (BVDK) erkennt folgende Disziplinen an, die in allen nach IPF Regeln durchgeführten Meisterschaften in der angegebenen Reihenfolge durchgeführt werden müssen [16]: 1. Kniebeuge 2. Bankdrücken 3. Kreuzheben

7 Kniebeuge Die Kniebeuge (engl.: squat lift) ist auf Wettkämpfen im Kraftdreikampf die zuerst auszuführende Disziplin [16]. Der Athlet begibt sich auf die Wettkampfplattform, wo er sich mit dem Blick nach vorne zum Hauptkampfrichter positioniert. Das zu hebende Gewicht befindet sich in Scheibenform an einer Langhantel, die anfänglich in einem Ständer auf Brusthöhe lagert. Beim Herausnehmen der Hantel aus dem Ständer stehen dem Athleten 3 5 Scheibenaufleger zur Seite, die beim Auf- und Ablegen der Langhantel behilflich sein dürfen. Die Hantel soll dorsal des Athleten horizontal zu den Schultern gehalten werden, wobei die Oberseite der Hantelstange am äußeren Ende der Schultern nicht tiefer liegen darf als ihr Durchmesser. Die Hände dürfen beliebig an der Langhantel anliegen. Nachdem eine endgültige Position durch den Athleten eingenommen wurde, darf sich die Langhantel nicht mehr als ihren Durchmesser nach oben oder unten bewegen. Nun steht der Athlet bewegungslos und aufrecht mit durchgedrückten Knien auf der Plattform und erhält vom Hauptkampfrichter das Kommando Squat ( Beugen ) (siehe Abbildung 1). Nach diesem Kommando muss er die Knie und Hüften beugen und den Körper so tief absenken, dass die Hüftgelenke tiefer als die Kniegelenke positioniert sind (siehe Abbildung 2). Während dieses Beugevorgangs werden insbesondere kräftige Wirbelsäulen-, Hüftgelenks- und Kniegelenksextensoren sowie stabile Sprunggelenke benötigt, damit der Körper des Athleten unter der erheblichen Last nicht zusammenbricht [11]. Außerdem werden die Belastungen in den einzelnen Gelenken als abhängig von unterschiedlichen Fußpositionen beschrieben. So ist die Belastung in den Hüft- und Kniegelenken bei weiter auseinander stehenden Füßen größer als bei weiter zusammen stehenden Füßen [26]. Nur ein einziger Versuch wird gewährt. Dieser Versuch wird als begonnen betrachtet, sobald die Knie gebeugt werden. Nachdem die endgültige Beugeposition erreicht wurde, muss sich der Athlet so aufrichten, dass er wieder mit durchgedrückten Knien steht. Dieser Aufrichtevorgang muss flüssig und ohne Aufschaukeln oder zeitweise Abwärtsbewegung ablaufen. Sobald der Athlet bewegungslos steht, gibt der Hauptkampfrichter das Kommando Rack ( Ablegen ) und die Langhantel wird wieder in den Ständer zurückgelegt.

8 Abb. 1: Position des Athleten kurz vor dem Kommando Squat und dem anschließenden Kniebeugevorgang (freundliche Leihgabe von Herrn Diethard Lang, SV Rotation Langenbach) Abb. 2: Komplett ausgeführter Kniebeugevorgang; Die Hüfte ist tiefer als die Kniegelenke positioniert (freundliche Leihgabe des dargestellten Athleten Eduard Tepper)

9 Bankdrücken Das Bankdrücken (engl.: bench press) ist im Kraftdreikampf die zweite Disziplin, die ausgeführt wird [16]. Hierbei wird eine Bank mit Langhantelständer auf die Plattform gestellt, mit der Kopfseite zur Vorderseite der Plattform zeigend. Der Athlet muss mit seinen Schultern und seinem Gesäß ununterbrochenen Kontakt mit der Bankoberfläche haben. Um dem Athleten eine sichere Fußauflage zu garantieren, dürfen Scheiben oder Blöcke zur Erhöhung seiner Fußauflagefläche benutzt werden. Die Sohlen seiner Schuhe müssen komplett mit dem Boden oder den Blöcken in Kontakt sein. Während des Hebevorgangs sind minimale Bewegungen der Füße auf der Auflagefläche gestattet, ein Anheben jedoch nicht. Beim Greifen der Langhantel muss der Daumen diese umschließen. Die Griffweite der Hände darf 81 Zentimeter, gemessen zwischen den Zeigefingern, nicht überschreiten. Ausnahmegenehmigungen können die Kampfrichter in Fällen von anatomischen Verformungen der Athletenhände, zum Beispiel als Folge einer alten Verletzung, erteilen. In keinem Fall ist allerdings die Verwendung des reverse grip, des umgekehrten Greifens der Hantel, gestattet. Wie auch bei der Disziplin Kniebeuge stehen dem Athleten optional 2 3 Scheibenaufleger zur Seite, die ihm die Langhantel aus dem Ständer heben dürfen, um sie seinen komplett gestreckten Armen zu reichen. Mit gestreckten, bewegungslosen Armen, die Langhantel haltend, erhält der Athlet vom Hauptkampfrichter das Kommando Start, woraufhin er die Hantel bis auf die Brust absenken und mit einer deutlich sichtbaren Pause in dieser Position halten muss (siehe Abbildungen 3 und 4). Als Zeitfenster dieser Pause gilt eine abgezählte Sekunde. Dann muss der Athlet die Hantel mit einer gleichmäßigen Streckung beider Arme bis zum Erreichen der endgültig gestreckten Position nach oben drücken (siehe Abbildung 3). Bei Bewegungslosigkeit dieser Endposition gibt der Hauptkampfrichter das Kommando Rack und die Hantel wird in den Ständer zurückgelegt.

10 Abb. 3: Anfangs- bzw. Endposition beim Bankdrücken, zu erkennen an den komplett gestreckten Armen des Athleten (freundliche Leihgabe von Herrn Diethard Lang, SV Rotation Langenbach) Abb. 4: Endposition des Absenkvorgangs beim Bankdrücken, zu erkennen an der Lagerung der Langhantel auf der Brust des Athleten (freundliche Leihgabe von Herrn Diethard Lang, SV Rotation Langenbach)

11 Kreuzheben Das Kreuzheben (engl.: deadlift) ist im Kraftdreikampf die dritte und letzte Disziplin [16]. Auch diese Disziplin wird auf der Wettkampfplattform ausgeführt und so wie bei der Disziplin Kniebeuge richtet der Athlet den Blick zur Vorderseite der Plattform dem Hauptkampfrichter entgegen. Die Langhantel muss horizontal vor den Füßen des Athleten liegen. Er hat die Freiheit, die Hantel an beliebiger Stelle mit den Händen zu greifen. Im Gegensatz zu den beiden vorherigen Disziplinen, ist dem Athleten beim Kreuzheben auch der reverse grip gestattet. Es sind hauptsächlich zwei unterschiedliche Hebetechniken verbreitet, die konventionelle und die Sumo Hebetechnik [21, 27, 28]. Eine regelgerecht erlernte Technik, ungeachtet ob konventionelle oder Sumo-Technik, ermöglicht dem Athleten eine stabilere Aufrechthaltung des Oberkörpers [11, 10]. Bei der Sumotechnik stehen die Füße weiter auseinander und sind nach außen rotiert. Die Arme hängen hierbei medial der Knie (siehe Abbildung 5). Bei der konventionellen Hebetechnik stehen die Füße gerade und wesentlich näher zusammen, so dass die Arme lateral der Knie hängen (siehe Abbildung 6). Das Hauptkampfrichter Kommando lautet Up ( Auf ). Hiermit ist der Athlet aufgefordert, mit einer möglichst zügigen und flüssigen Kniestreckbewegung eine aufrechte Position zu erreichen. Jedes Anheben der Hantel oder der willentliche Versuch dieses zu tun, wird als Hebeversuch gewertet. Während des Hebeversuchs darf keinerlei Abwärtsbewegung erkennbar sein. Am Ende der Übung muss der Athlet mit gestreckten Beinen und Armen sowie nach hinten gezogenen Schultern die Hantel mindestens eine Sekunde halten, um anschließend vom Hauptkampfrichter das Kommando Down ( Ab ) zu erhalten.

12 Abb. 5: Anfangsposition des Kreuzhebens in Sumo Hebetechnik und Reverse Grip Technik (freundliche Leihgabe des dargestellten Athleten Eduard Tepper) Abb. 6: Kreuzhebeendposition in konventioneller Hebetechnik und Reverse Grip Technik (freundliche Leihgabe von Herrn Diethard Lang, SV Rotation Langenbach)

13 Ausrüstung & Hilfsmittel Im Kraftdreikampf wird grundsätzlich zwischen unterstützender und nicht unterstützender Kleidung unterschieden [16]. Es dürfen auf Wettkämpfen nur unterstützende Gürtel, unterstützende Hemden und Bandagen für Hand und Kniegelenke von kommerziellen Herstellern verwendet werden, die vom Technischen Komitee zugelassen sind. Für diese unterstützenden Kleidungsstücke gelten genaue Normgrößen, die nicht manipuliert werden dürfen. Diese Regel gilt bis hin zu Weltmeisterschaften, insbesondere bei Versuchen, neue Rekorde aufzustellen. Gleiches gilt für Stangen, Scheiben, Kniebeugeständer, Bankdrückständer und Bänke, die sämtlich von kommerziellen Herstellern stammen müssen und offiziell beim Technischen Komitee gelistet sind. In der aktuellen Listung befinden sich derzeit 88 genehmigte Unterstützungskleidungsstücke von den Herstellern Inzer, Titan, Metal, Crain, Murphy und Pro Wrist Straps. Die Stangen, Scheiben, Ständer und Bänke sind von folgenden Herstellern gelistet: ELEIKO, ER Equipment, Ivanko, Leoko, Pallini, Uesaka, Metal und Quest. Nicht unterstützende Kleidungsstücke sind der einteilige Gewichtheberanzug, Unterhose, Socken und Sportschuhe bzw. stiefel. Es ist Pflicht, einen einteiligen Heberanzug ohne verstärkende Aufnähungen, aber mit genormten Säumen zu tragen. Unterhosen, die weder aus Stretchmaterial bestehen noch unterstützende Einnähungen haben, müssen ebenfalls getragen werden. Socken dürfen getragen werden. Bei der Disziplin Kreuzheben müssen sogar Kniestrümpfe und optional Schienbeinschoner als Schutz getragen werden. Als Schuhe sind nur Sportschuhe und stiefel, Gewichtheber- oder Kraftdreikampfstiefel sowie Kreuzhebeslipper zugelassen. Die Sohlen dürfen nicht höher als 5 cm sein. Außerdem müssen sie einheitlich hoch an beiden Schuhen sein. Grundsätzlich ist der Gebrauch von Öl, Fett und Gleitmittel auf dem Körper und der persönlichen Ausrüstung verboten. Babypuder, Talkum, Harz und Magnesiumcarbonate sind die einzigen Substanzen, die auf Körper und Kleidung aufgetragen werden dürfen, jedoch nicht auf Bandagen. Der Kraftdreikampf mit allen zugehörigen Dachverbänden spricht sich energisch gegen Doping aus [13]. Detaillierte Anti-Doping-Regelungen findet man auf insgesamt 58 DinA4- Seiten im Anti-Doping-Code (ADC) des Bundesverbandes Deutscher Kraftdreikämpfer e.v.

14 Diese Regelungen bilden einen Konsens aus Festsetzungen nationaler und internationaler Anti-Doping-Gremien. Hauptsächlich orientieren sich die Anti-Doping-Regelungen im deutschen Kraftdreikampf an den Festlegungen der World Anti Doping Agency (WADA). Es besteht somit eine Liste, die alle verbotenen Substanzen aufzählt. Damit eine Substanz in diese Liste aufgenommen wird, müssen zwei der folgenden drei Kriterien erfüllt sein: 1. Die sportliche Leistung kann durch diese Substanz gesteigert werden 2. Es besteht ein gesundheitliches Risiko für den Athleten bei Einnahme der Substanz 3. Es liegt ein Verstoß gegen den Geist des Sports bei Einnahme der Substanz vor Im Folgenden seien beispielhaft die am häufigsten illegal eingenommen Substanzen erwähnt [13]: Stimulanzien, Narkotika, Peptidhormone, systemische ß2-Agonisten, künstliche Sauerstoffträger und Plasmaexpander, systemisches Cortison, Antiöstrogene, Diuretika und anabole Wirkstoffe. Bei Zuwiderhandlungen der Athleten wird grundsätzlich eine Wettkampfsperre von 2 Jahren und eine je nach Schwere des Verstoßes variable Geldstrafe verhängt. Tatsächlich scheint Doping auch im Kraftdreikampf, insbesondere unter Männern mit niedrig ausgeprägtem Körperselbstbewusstsein und risikoreichem Verhaltensmuster, ein ernsthaftes Problem zu sein und es bestehen zahlreiche Forderungen nach strengeren und häufigeren Dopingkontrollen [44, 86]. Ein Grund hierfür seien die erheblichen Diskrepanzen zwischen anonymisierten Einnahmegeständnissen von Athleten und den tatsächlich aufgedeckten Dopingfällen während offizieller Wettbewerbe [23]. Im Gegensatz zu den genannten Dopingsubstanzen ist die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln erlaubt [43]. Obwohl in mehreren Produkten verschiedener Hersteller anabol wirkende Substanzen als Verunreinigung gefunden wurden und damit eine kontroverse Diskussion über die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln entfachte, ist zu keinem Zeitpunkt ein generelles Verbot gegen diese beschlossen worden. Als Nahrungsergänzungsmittel, die häufig von Athleten konsumiert werden, seien genannt [13]: Hochkonzentrierte Proteinlösungen, essentielle Aminosäurenkonzentrate (BCAA, branched chain amino acides), Kreatine, Vitamine und Mineralstoffe. Insbesondere für die regelmäßige Einnahme von Kreatinen sind signifikante kurzfristige Leistungssteigerungen beim Gewichtheben beschrieben [83]. Des Weiteren werden aber auch zahlreiche Phytopräparate konsumiert.

15 1.3 Verletzungen und Überlastungsschäden im Kraftdreikampf Für die Sportart Kraftdreikampf (engl.: powerlifting), insbesondere für den Hochleistungsbereich, existieren vergleichsweise wenige publizierte Daten zu Verletzungsmustern und Verletzungshäufigkeiten. Es konnten lediglich 6 Publikationen gefunden werden, die Prävalenzdaten von Überlastungsschäden und Verletzungen größerer Kollektive im Kraftdreikampf erhoben und zusammenfassten [11, 32, 39, 46, 66, 67]. Die Kollektivgrößen reichen bei diesen Publikationen von n = 11 Athleten bis n = 101 Athleten. In nur wenigen Arbeiten wurde ein Kollektiv betrachtet, welches ausschließlich aus Hochleistungskraftdreikämpfern bestand [46, 66, 67]. Bei den anderen Kollektiven handelt es sich um jugendliche, erblindete und Hobby- Kraftdreikämpfer [11, 32, 39]. Grundsätzlich wurde das Verletzungsrisiko im Kraftdreikampf als gering im Vergleich zu anderen Sportarten beschrieben [46]. Im Vergleich zur Sportart Gewichtheben ist das Verletzungsrisiko im Kraftdreikampf gleich niedrig bewertet worden [25, 67]. Im Vergleich zum Bodybuilding hingegen wurde für den KDK ein 2fach höheres Verletzungsrisiko beobachtet [32]. Anhand eines großen Kollektivs an Hochleistungskraftdreikämpfern (n=101) wurde beschrieben, dass 59 % aller Verletzungen akut und 41 % chronische Überlastungsschäden sind [46]. Akute Verletzungen wurden besonders häufig an der Schulter- und Oberschenkelmuskulatur beobachtet. Von Überlastungsschäden sind die Schultergelenks- und Kniegelenksbänder häufig betroffen [67]. Als Hauptverletzungsarten wurden bei 31 Hochleistungskraftdreikämpfern die Muskelzerrung mit 38 % und die Tendinitis mit 36 % aller Verletzungsarten beschrieben [66]. Als Hauptlokalisation von Verletzungen und Überlastungsschäden im KDK wird am häufigsten die Lendenwirbelsäule genannt [11, 32, 39, 66, 67]. Anteilig an allen Verletzungen machen LWS-Verletzungen 25-50 % aus und wurden mit 0,43 Verletzungen auf 1.000 Trainingsstunden hochgerechnet. Männliche Athleten scheinen sich primär an der LWS zu verletzen bzw. zu überlasten (33,4 % aller Verletzungen), weibliche Athleten verletzen sich vorrangig an den Kniegelenken (28 % aller Verletzungen) [32].

16 In den meisten Publikationen nehmen Verletzungen an den Schultergelenken den zweiten Platz der häufigsten Verletzungen ein, in einer Studie sogar den ersten. Dabei machen Schulterverletzungen 25-31,7 % aller Verletzungen aus und wurden mit 0,42 Verletzungen auf 1.000 Trainingsstunden hochgerechnet [32, 39, 46, 67]. Für die Verletzungen an den Schultergelenken, insbesondere Tendopathien und Rotatorenmanschettenläsionen, wurde die Disziplin Bankdrücken als verantwortlich beschrieben [6]. Im Vergleich zum Gewichtheben, bei dem die Disziplin Bankdrücken nicht ausgeführt wird und eher LWS- und Kniegelenksverletzungen im Vordergrund stehen, wurden Schulterverletzungen im KDK häufiger beobachtet [67]. Als weiteres häufig verletztes Organ beschrieben einige Autoren die Kniegelenke, bei weiblichen Athleten sogar vornehmlich [11, 32, 46, 67]. Kniegelenksverletzungen rangieren zwischen 8 % und 28 % aller Verletzungen und wurden mit 0,38 Verletzungen auf 1.000 Trainingsstunden hochgerechnet. Verletzungen an den Ellenbogengelenken machten in einer großen Studie an Hochleistungskraftdreikämpfern 11 % an allen Verletzungen aus [46]. Außerdem existieren noch vereinzelte Case Reports zu Verletzungen im KDK bzw. während der Ausführung einer der Disziplinen. So wurden während des Bankdrückens eine Radiusfraktur [85], eine Scaphoidfraktur [40], eine Rippenfraktur [33], eine Pectoralis major- Sehnenruptur [62], bilaterale Schulter(sub)luxationen [22, 41, 53] und eine Trizepssehnenruptur [42] beobachtet. Für die Sportart Gewichtheben (engl.: weightlifting), die ein dem KDK vergleichbares Belastungsspektrum aufweist, existiert in der Fachliteratur eine weitaus größere Anzahl an Übersichtsarbeiten zu typischen Verletzungsprofilen und Überlastungsschäden [19, 25, 34, 55, 63, 68-72, 88]. Die Belastungsschwerpunkte und Hauptrisikolokalisationen für Verletzungen im Gewichtheben sind die Kniegelenke, an der oberen Extremität die Schulter-, Ellenbogen- und Handgelenke sowie die Wirbelsäule, insbesondere die LWS [19, 25, 34, 55]. Diese ähneln somit denen im Kraftdreikampf. Das Verletzungsrisiko im Gewichtheben ist als moderat einzustufen. Einerseits wurde beschrieben, dass die Verletzungsraten beim Gewichtheben höher als beim Walking, bei der Gartenarbeit, beim Fahrradfahren und dem Aerobic Dance sind [63], andererseits wurde auch

17 beschrieben, dass sich Gewichtheben im unteren Drittel der Verletzungsstatistik im Vergleich zu anderen Sportarten, zum Beispiel Ski Alpin und Fußball, befindet [25]. Es ergab sich im Rahmen einer retrospektiven Untersuchung an amerikanischen Elite- Gewichthebern, die sich auf die Olympiade vorbereiteten, dass die LWS, die Kniegelenke und die Schultergelenke die verletzungsanfälligsten Lokalisationen mit insgesamt 68,8 % aller Verletzungen sind. Die häufigsten Diagnosen an diesen Lokalisationen waren allerdings nicht schwerwiegend. Es waren zu 68,9 % Muskelzerrungen und Tendinitiden [19]. Andere Untersuchungen nannten ebenfalls diese Lokalisationen als besonders anfällig für Verletzungen, wobei die Kniegelenke mit 17 31 % aller Verletzungen an erster Stelle genannt werden, gefolgt von den Schultergelenken und der LWS [5, 50]. Andere Autoren beschreiben hingegen die Schultergelenke als die für Verletzungen im Gewichtheben anfälligste anatomische Lokalisation [35, 61, 82]. Typische akute Verletzungen beim Gewichtheben sind: Bänderzerrungen, Bänderrisse, Muskelzerrungen, Muskelrupturen, Meniskuseinrisse und Schulter(sub-)luxationen [22, 31, 41, 53, 55, 68, 70]. Seltener, aber dennoch typisch, sind Frakturen und Kompartmentsyndrome [4, 38, 40, 54, 55, 60, 68, 85, 88]. Verletzungen an den Ellenbogen- und Handgelenken, Rupturen der Pectoralis major Sehne und Rupturen der Bizeps- und Trizepssehnen wurden für das Gewichtheben als relativ häufige Akutverletzungen beschrieben [1, 3, 6, 24, 30, 42, 51, 62, 77, 87, 88]. Dennoch sind diese akuten Verletzungen im Gewichtheben sehr viel seltener als die im Vordergrund stehenden chronischen Überlastungsschäden [25]. Typische chronische Überlastungsschäden sind: Rotatorenmanschettenläsionen, Überlastungsschäden an der Wirbelsäule, Supraskapularneuropathie, anteriore Schulterinstabilität, atraumatische Claviculaosteolysen, Spondylolysen, Bandscheibenvorfälle, Kniegelenksarthrose, Überlastungen der Quadrizeps- und Patellarsehne und teilweise Überlastungsfrakturen an Ulna, Humerus, Rippen, Sternum und an der Lumbarringapophyse [6, 18, 20, 25, 29, 33-35, 52, 55, 57, 61, 64, 69, 70, 73, 74, 76, 82, 88]. Ernsthafte Verletzungen im Gewichtheben sind zwar relativ selten, wurden aber sogar schon für jugendliche Athleten beschrieben. So wurde von Bandscheibenrupturen, Spondylolysen, Spondylolisthesen, Kniegelenksfrakturen und Meniskusverletzungen bei jungen Athleten berichtet. Die Autoren sprachen sich folglich für besser überwachte Trainingsprogramme mit exakter Technikerlernung aus [71].

18 1.4 Fragestellung Die bisherige Datenlage erlaubt es nicht, sichere Erkenntnisse über sportartspezifische Verletzungsmuster und Überlastungsschäden annehmen zu können. Die umfangreiche Literatur zum Gewichtheben ist nicht uneingeschränkt auf den Kraftdreikampf anwendbar. Möglicherweise sind typische Verletzungsmuster in diesen beiden Sportarten unterschiedlicher als bisher angenommen. Zudem verzeichnet der Kraftdreikampf in Deutschland in den letzten Jahren steigende Sportlerzahlen, die eine verbesserte Kenntnis über Verletzungsprävalenzen im KDK notwendig machen [14]. Ziel dieser Arbeit war es, aktuelle Daten über die Prävalenz muskuloskeletaler Verletzungen im Kraftdreikampf zu sammeln. Dieser neu gewonnene Wissensstand hat zum Ziel, behandelnden Ärzten, KDK- Athleten und ihren Trainern und Betreuern häufige Verletzungsmuster aufzuzeigen und mögliche Präventionsmöglichkeiten zur Verhinderung von Verletzungen anzubieten. Kernfragen (1) Wie sind Wettkampf- und Trainingsdaten im Kraftdreikampf verteilt? (2) Wie hoch ist die Verletzungsprävalenz von Kraftdreikämpfern im Hochleistungsbereich? Wie ist diese in Bezug auf die Körperregionen verteilt? (3) Besteht im Kraftdreikampf ein Zusammenhang zwischen muskuloskeletaler Verletzungshäufigkeit und dem Geschlecht? dem Lebensalter? der medizinischen Betreuungssituation? der Krafttrainingsdauer? den Trainingsgewichtshebeleistungen? der materiellen Hilfsmittelnutzung? der Aufwärmgewohnheiten? dem Leistungsniveau? (4) Welche Präventionsmöglichkeiten können aktuell für den KDK formuliert werden?

19 2 Material und Methodik 2.1 Studiendesign Für diese epidemiologische Studie wurde zunächst ein 17-seitiger Fragebogen erstellt (siehe Anlage). Mit der Zielsetzung, einen möglichst umfassenden Informations- und Wissensstand über den Hochleistungskraftdreikampf in Deutschland zu gewinnen, wurde der Fragebogen ausführlich und detailliert gestaltet. Die Fragen beziehen sich auf folgende Bereiche im allgemeinen und im sportlichen Leben der Athleten: Soziale und anthropometrische Daten, Wettkampfdaten, Trainingsart und dauer, Verletzungen am Bewegungsapparat, Erkrankungen anderer Organsysteme, Lebensgewohnheiten wie zum Beispiel Schlaf, Ernährung oder Medikamenteneinnahme. Die Fragen waren entweder eindeutig mit ja oder nein zu beantworten oder boten als Antwort mehrere Ankreuzmöglichkeiten, um einerseits den Athleten die Beantwortung zu erleichtern und um andererseits eindeutige Antworten zur korrekten statistischen Auswertung zu erlangen. Trotz der Vielfältigkeit und Detailliertheit der Fragenkomplexe sind die Bereiche des Trainings und der stattgehabten Verletzungen des Bewegungsapparates im Fokus der späteren Auswertung und Fragestellung. Es wurde als Zielsetzung festgelegt, möglichst viele Kraftdreikämpfer in den zahlreichen Sportvereinen in Deutschland mit dem Fragebogen zu erreichen. Es wurde bei der Auswahl des Sportlerkollektivs besonders darauf geachtet, dass die Athleten zum Zeitpunkt der Befragung entweder noch aktiv an Wettkämpfen teilnehmen oder zumindest in der Vergangenheit regelmäßig an Wettkämpfen teilnahmen. Um dieses Sportlerkollektiv zu erreichen, wurden in allen Bundesländern Deutschlands Sportvereine mit Kraftdreikampf-Abteilungen telefonisch kontaktiert. Als Kontaktliste wurden die Liste der Landesreferenten im KDK und die offizielle Vereinsliste aller KDK- Vereine, einzusehen auf der Homepage des BVDK, verwendet [15]. Anschließend wurden nach Studienerläuterung und mit Zustimmung des Vereinsverantwortlichen bzw. des KDK- Trainers die Fragebögen an die jeweiligen Vereine gesandt.

20 Insgesamt wurden im Zeitraum von Oktober 2007 bis Januar 2008 773 Fragebögen in über 80 verschiedene Vereine, die flächendeckend in Deutschland lokalisiert sind, geschickt. Im Vergleich der Bundesländer entfielen dabei die größten Anteile der 773 versandten Fragebögen auf Bayern (180 Fragebögen) und Sachsen (112 Fragebögen). Die Zahl der Rücksendungen, die vollständig beantwortet und somit auswertbar waren, liegt bei 245 Fragebögen. Dieses entspricht einer Rücklaufquote von 31,7 %. Die Daten von 8,2 % der ca. 3.000 in Vereinen gemeldeten Kraftdreikämpfer in Deutschland wurden gewonnen. 2.2 Fragebogen Der im Anhang aufgeführte 17 Seiten umfassende Fragebogen wurde im Rahmen der Studienplanung mit Microsoft Excel entwickelt. Eine Validierung der Fragen erfolgte aus medizinischer und sportlicher Sicht, indem er sowohl von ärztlichen Mitarbeitern der Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie der Universität zu Köln als auch durch einige KDK-Athleten probeweise beantwortet und an entsprechenden Stellen modifiziert wurde. Er wurde so konzipiert, dass die Studienteilnehmer bzw. Athleten zutreffende Antworten ankreuzen mussten und nur wenige freie Antwortmöglichkeiten angeboten bekamen. Diese Art eines Fragebogens zielt auf eine bessere Vergleichbarkeit und eindeutige Interpretation der Antworten ab. Außerdem ist erst dadurch die statistische Auswertung, wie sie im Rahmen dieser Prävalenzstudie angestrebt wurde, möglich. Die abgefragten Bereiche und einzelnen Fragen sind dem Fragebogen im Anhang zu entnehmen.

21 2.3 Datenauswertungsmethodik Insgesamt 245 auswertbare Fragebögen wurden im Rahmen der Datengewinnung in einem Zeitraum von 4 Monaten zurückgeschickt. Im Januar 2008 fand einmalig ein Beratungskolloquium im Institut für medizinische Informatik und Statistik der Universität zu Köln statt. Während dieses Gesprächs wurden Ratschläge zur statistischen Auswertung der erhobenen Daten vermittelt. Die statistische Auswertung der erhobenen Daten wurde gemäß der Ratschläge mit Hilfe des Computerprogramms Microsoft Excel (Version 2003) durchgeführt. Es wurden im Rahmen rein deskriptiver Statistik die Mittelwerte sowie Standardabweichungen zu den einzelnen Antwortmerkmalen bestimmt. Weiterführend wurde der Chi-Quadrat-Test als statistischer Unabhängigkeitstest angewandt, um eventuelle statistisch auffällige Subgruppenunterschiede im Athletenkollektiv herauszustellen. Die Subgruppen wurden nach folgenden Merkmalen definiert und vergleichend analysiert: 1. Geschlecht (Männer vs. Frauen) 2. Lebensalter (bis 40 Jahre vs. Ab 41 Jahre) 3. Sportmedizinische Betreuung (ärztlich/physiotherapeutisch) beim Training/Wettkampf (vorhanden vs. nicht vorhanden) 4. Krafttrainingsdauer pro Trainingseinheit (bis 119 min. vs. ab 120 min.) 5. Trainingsgewichtshebeleistungen in Relation zur Maximalhebeleistung (bis 70 % vs. ab 71 %) 6. Materielle Hilfsmittelnutzung während des Trainings (ja vs. nein) 7. Aufwärmverhalten vor dem Krafttraining (ja vs. nein) 8. Wettkampfsieger auf internationaler Ebene (ja vs. nein)

22 Der Chi-Quadrat-Unabhängigkeitstest ist ein Signifikanztest auf Unabhängigkeit unterschiedlicher Merkmale in der Kontingenztafel [45]. Eine statistische Signifikanz wird angenommen, wenn ein p-wert kleiner/gleich dem vorher festgesetzten Wert der Irrtumswahrscheinlichkeit (α) ist. Als Signifikanzniveaus wurden folgende p-werte definiert: p > 0,05 nicht signifikant p 0,05 signifikant p 0,01 hochsignifikant Positive Signifikanzbedingungen in Kapitel 3 Auswertungsergebnisse sind mit einem Sternchen (*) als signifikant und mit einem Doppelsternchen (**) als hochsignifikant markiert. Statistisch auffällige bzw. signifikante und hochsignifikante p-werte sind nur explorativ und zur Hypothesen-Regenerierung zu verstehen. Eine Kausalität lässt sich durch p-werte nicht bestimmen.

23 3 Ergebnisse Die Präsentation der Auswertungsergebnisse gliedert sich in einen ersten Teil der rein deskriptiven Statistik (3.1-3.3) und in einen zweiten Teil der analytischen Statistik (3.4). Im deskriptiven Auswertungsteil werden die Ergebnisse nach Nennungshäufigkeiten mit den zugehörigen Prozentanteilen (aufgerundet auf die Vorkommastelle oder die erste bzw. zweite Nachkommastelle), Mittelwerten und Standardabweichungen in Diagrammform und im freien Text dargestellt. Innerhalb der jeweiligen Klammern, die hinter den Mittelwerten und Standardabweichungen stehen, sind die Unter- und Oberwerte des gemittelten Merkmals aufgezeigt. Im analytischen Auswertungsteil werden die Ergebnisse der in dieser Arbeit angewandten Chi-Quadrat-Unabhängigkeitstests in Tabellenform und im freien Text dargestellt. Deskriptiver Auswertungsteil Der erste Deskriptivteil (3.1) präsentiert die erhobenen anthropometrischen Daten und Wettkampfdaten der KDK-Athleten. Der zweite Deskriptivteil (3.2) präsentiert die erhobenen Trainingsdaten der KDK-Athleten. Der dritte Deskriptivteil (3.3.1-3.3.5) präsentiert die erhobenen Verletzungs- und Erkrankungsprävalenzen der KDK-Athleten. Die Verletzungen und Erkrankungen sind in diesem Abschnitt in folgende Körperregionen unterteilt: Wirbelsäule (3.3.1), Gelenke (3.3.2), Knochen (3.3.3), Muskel- und Bindegewebsapparat (3.3.4) und andere Organsysteme (3.3.5). Analytischer Auswertungsteil In den Analytikteilen 3.4.1 3.4.8 werden die Vergleichsanalysen der Verletzungs- und Erkrankungsprävalenzen der definierten Subgruppen (siehe 2.3) präsentiert.

24 3.1 Anthropometrische Daten und Wettkampfdaten der befragten Kraftdreikämpfer Insgesamt kam es im Rahmen der Datengewinnung dieser Fragebogenstudie zu 245 auswertbaren Rücksendungen. Im Folgenden sind die Verteilungsprävalenzen des Sportlerkollektivs deskriptiv aufgezeigt. Geschlechterverteilung Die Fragebögen von insgesamt 219 (89 %) männlichen und 26 (11 %) weiblichen KDK- Athleten wurden ausgewertet. Lebensalterverteilung Der Altersmittelwert aller 245 KDK-Athleten lag bei 37,8 ± 14,3 Jahren (Range: 14-73 Jahre). Der Altersmittelwert aller 219 Männer betrug 38,1 ± 14,6 Jahre, der Altersmittelwert aller 26 Frauen betrug 35,5 ± 12,3 Jahre. Eine genaue Verteilung mit prozentualen Anteilen ist dem Diagramm 1 zu entnehmen. n 70 60 50 40 30 20 10 0 10% 25% Altersverteilung (n=245 Athleten) 23% 23% 9% 8% 10-20 Jahre 21-30 Jahre 31-40 Jahre 41-50 Jahre 51-60 Jahre 61-70 Jahre über 70 Jahre Alter 1% Diagramm 1: Altersverteilungsmuster; Prozentanteil an allen 245 KDK-Athleten

25 Körpergewichts- und Körpergrößenverteilung Mittels des Fragebogens wurden die genauen Körpergewichte der KDK-Athleten einerseits für den Zeitraum vor und während eines Wettkampfes (Wettkampfphase) und andererseits für den wettkampflosen Zeitraum (Off Season) erfragt. Die Intention dieser Unterteilung besteht darin, eventuell auffällige Gewichtsreduktionen der Athleten vor Wettkämpfen, mit dem Ziel in niedrigeren Gewichtsklassen antreten zu dürfen, zu detektieren. So wurde für die Wettkampfphase ein Körpergewichtsmittelwert von 88,0 ± 18.5 kg für alle 245 Athleten ermittelt. Für Männer lag der Körpergewichtsmittelwert bei 90,8 ± 17,3 kg, für Frauen bei 64,3 ± 9,9 kg. In der Off Season lagen die Körpergewichtsmittelwerte für alle Athleten bei 89,1 ± 18,4 kg, für Männer bei 91,9 ± 17,1 kg und für Frauen bei 65,4 ± 10,2 kg. Die Körpergewichtsmittelwerte der Athleten waren somit im Durchschnitt zum Wettkampf um 1-2 kg reduziert. Der Körpergrößenmittelwert für alle 245 Athleten lag bei 175 ± 7,7 cm (Range: 152-197 cm). Die Männer waren im Mittel 177 ± 6,8 cm groß, die Frauen waren im Mittel 165 ± 7,2 cm groß. Wettkampfdaten Als Wettkampfdaten werden die Altersklassenverteilung, die Gewichtsklassenverteilung und die Wettkampfsiegerverteilungen betrachtet. Von allen 245 KDK-Athleten gaben 224 (91 %) an, derzeit regelmäßig an Wettkämpfen teilzunehmen. Lediglich 21 Athleten (9 %) nahmen zum Zeitpunkt der Befragung nicht an Wettkämpfen teil und gaben an, die Sportart Kraftdreikampf derzeit leistungsorientiert, anstatt wettkampforientiert zu betreiben. Insgesamt 225 Athleten (92 %) haben bereits mindestens einen Wettkampf gewonnen. Demgegenüber sind nur 20 Athleten (8 %) keine Wettkampftitelträger. In diese Statistik gehen Siege auf allen Wettkampfebenen, die im Unterpunkt Wettkampfsieger aufgeführt sind, ein.

26 Altersklassenverteilung Auf Wettkämpfen im Kraftdreikampf werden die Athleten ihrem Lebensalter entsprechend in 4 reguläre Altersklassen eingeteilt: Jugend, Junioren/innen, Aktive und Senioren/innen. Insgesamt zeigt sich unter allen 245 Athleten folgendes Altersklassenverteilungsmuster: In der Altersklasse Jugend 16 Athleten (7 %), in der Altersklasse Junioren/innen 30 Athleten (12 %), in der Altersklasse Aktive 96 Athleten (39 %) und in der Altersklasse Senioren/innen 102 Athleten (42 %) (vgl. Diagramm 2). Altersklassenverteilung (n=245 Athleten) 120 100 39% 42% Jugend (n = 16) 80 Junioren (n = 30) n 60 Aktive (n = 96) 40 12% Senioren (n = 102) 20 0 7% <1% keine der genannten Altersklassen (n = 1) Diagramm 2: Altersklassenverteilung; Prozentanteil an allen 245 KDK-Athleten

27 Gewichtsklassenverteilung Auf KDK-Wettkämpfen werden die Athleten nicht nur in Alterklassen eingeteilt, sondern auch in Gewichtsklassen, um die individuelle Kampfklasse zu bestimmen. In folgende 13 Gewichtsklassen sollen die Athleten entsprechend ihrem Körpergewicht am Wettkampftag eingeteilt werden: Bis 44 kg, bis 48 kg, bis 52 kg, bis 56 kg, bis 60 kg, bis 67,5 kg, bis 75 kg, bis 82,5 kg, bis 90 kg, über 90 kg, bis 100 kg, bis 110 kg, bis 125 kg und als schwerste Gewichtsklasse über 125 kg Körpergewicht. Die Gewichtsklassen bis 44 kg, bis 48 kg und über 90 kg kommen jedoch nur bei der Einteilung weiblicher Athleten vor. Am häufigsten wurde die Gewichtsklasse bis 82,5 kg mit 49 Nennungen (20 %) genannt, gefolgt von der Gewichtsklasse bis 100 kg mit 44 Nennungen (18 %). Die Gewichtsklassen bis 75 kg und bis 90 kg mit jeweils 34 Nennungen (jeweils 14 %) belegen in der Rangfolge der häufigsten Nennungen gemeinsam den dritten Platz. Die wenigsten Nennungen wurden für die Gewichtsklassen bis 48 kg und bis 52 kg (jeweils 2 Nennungen, jeweils <1 %) registriert. Die niedrigste Gewichtsklasse der Frauen, bis 44 kg, wurde gar nicht von den Athleten genannt (vgl. Diagramm 3). Gewichtsklassenverteilung (n=245 Athleten) 60 50 20% 18% 40 14% 14% n 30 20 10 0 <1% <1% 3% 10% 9% 6% 5% <1% - 48 kg - 52 kg - 60 kg - 67,5 kg - 75 kg - 82,5 kg - 90 kg - 100 kg - 110 kg - 125 kg > 125 kg keine Angabe Gewichtsklasse Diagramm 3: Gewichtsklassenverteilung; Prozentanteil an allen 245 KDK-Athleten

28 Wettkampfsiegerverteilungen Von allen 245 befragten KDK-Athleten haben 225 (92 %) bereits mindestens einen Wettkampf gewonnen. Als Antwortmöglichkeiten in der Frage nach gewonnen Wettkämpfen standen die 6 Wettkampfebenen Kreis, Bezirk, Land, Überregional, National und International zur Verfügung. Da diese 225 Titelträger in den Antwortmöglichkeiten mehrere Wettkampfebenen benennen konnten, werden insgesamt 613 Nennungen verzeichnet. Von den 613 Nennungen zu gewonnenen Wettkämpfen entfielen die größten Anteile an Nennungen auf die Antwortmöglichkeiten Landesebene mit 183 Nennungen (30 % von 613 Nennungen), Nationalebene mit 105 Nennungen (17 %) und Bezirksebene mit 104 Nennungen (17 %). Die wenigsten Nennungen wurden bei der Antwortmöglichkeit Internationalebene mit 49 Nennungen (8 %) beobachtet (vgl. Diagramm 4). Verteilung errungener Titel (n= 225 Athleten; 613 Nennungen) 200 180 30% Kreisebene (n = 74) n 160 140 120 100 80 60 12% 17% 16% 17% 8% Bezirksebene (n = 104) Landesebene (n = 183) überregionale Ebene (n = 98) nationale Ebene (n = 105) 40 20 0 internationale Ebene (n = 49) Diagramm 4: Prozentuales Verteilungsmuster errungener Titel der 225 Titelträger; Prozentanteil an allen errungenen Titeln

29 Diagramm 5 bietet eine andere Darstellung der Wettkampfsiege des Sportlerkollektivs. Es zeigt, dass von allen 245 befragten KDK-Athleten 183 (74,4 %) mindestens einmal auf Landesebene Wettkampfsieger wurden. Des Weiteren waren 105 Athleten (42,9 %) mindestens einmal Nationalsieger, 104 Athleten (42,5 %) mindestens einmal Bezirkssieger, 98 Athleten (40 %) mindestens einmal Sieger auf überregionaler Ebene, 74 Athleten (30,2 %) mindestens einmal Kreissieger und 49 Athleten (20 %) mindestens einmal Internationalsieger. Diese Angaben zeigen, dass es sich bei dem in dieser Studie untersuchten Kollektiv um sportlich erfolgreiche KDK-Athleten handelt. Anteil an Wettkampfsiegern auf den verschiedenen Ebenen (n=225 Athleten; 613 Nennungen) 74% Kreisebene (n = 74) Bezirksebene (n = 104) 42% 40% 43% Landesebene (n = 183) 30% überregionale Ebene (n = 98) 20% nationale Ebene (n = 105) internationale Ebene (n = 49) Diagramm 5: Anteil an Wettkampfsiegern unter allen 245 KDK-Athleten; Unterteilung in die einzelnen Wettkampfebenen; Prozentanteil an allen 245 KDK-Athleten