Resilienzförderung bei Kindern mit einem suchtkranken oder psychisch kranken Elternteil Workshop im Rahmen der Fachtagung zur Resilienzförderung bei Kindern und Jugendlichen im Stadt- und Landkreis Karlsruhe am 25.02.2015 Dr. Stephan Rieder Stadt Karlsruhe, SJB Psychologische Beratungsstelle West für Eltern, Kinder und Jugendliche Dr. Martina Rapp Psychologische Psychotherapeutin DSM Karlsruhe BESS
Alkoholismus, ein Elefant im Wohnzimmer Und da sitzt dieses dumme Ding sein Name ist Alkoholismus, und es füllt das ganze Haus. Andere Leute können Gäste einladen, andere Kinder können Freunde bei sich übernachten lassen. Unser Haus ist voller Elefant!Und du schlägst auf es ein, klagst über es, schubst es am Schwanzende, ziehst es am Rüssel und versuchst, es dazu zu bewegen, in dem Zirkus mitzumachen aber das dumme Ding sitzt da. Einige von uns verbringen so viel Zeit damit, unsere eigenen privaten Dickhäuter herum zu stoßen und zu zerren, dass sie nie wirklich etwas anderes tun. Unsere Kinder führen ihr Leben weiter, so gut sie können, und hin und wieder lassen wir ab, nehmen genug Abstand, um einen kleinen, kritischen Kommentar in ihre Richtung zu werfen aber dann eilen wir wieder zurück zu unserer Hauptbeschäftigung.Nun, ist das nicht dumm? Du kannst einen Elefanten nicht bewegen! Du kannst ausziehen oder Du kannst Dein Leben bestmöglich weiterleben, unter Beachtung der unwiderlegbaren Tatsache, dass da ein Elefant in Deinem Wohnzimmer sitzt. Du kannst lernen, mit ihm zu leben fahre Rollschuh um ihn herum staub ihn ab häkel ihm einen Nasenwärmer mal ihn rot und pink an vermiete einem Politiker Deiner Wahl einen Platz auf ihm aber höre auf zu versuchen, ihn zu bewegen! und lächle.
Resilienz Psychische Widerstandsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen gegenüber biologischen, psychischen und psychosozialen Entwicklungsrisiken Resilienz entsteht durch einen Interaktionsprozess zwischen Kind und Umwelt und ist veränderbar und nicht in allen Situationen gleich signifikante Bedrohung + erfolgreiche Bewältigung (nach Fthenakis et al 2007)
Resiliente Kinder nutzen ihre Talente effektiv haben ein spezielles Hobby, das sie zusammen mit Freunden ausüben können haben mindestens eine(n) nahe(n) Freund/Freundin können in Krisenzeiten auf ein informelles Netzwerk zurück greifen nehmen an Gemeinschaftsaktivitäten teil richten sich die Schule als einen Bereich ein, in dem sie sich wohl und akzeptiert fühlen (Zobel, 2001)
Angebote / Ansprechpartner Igelgruppe für Kinder psychisch kranker Eltern Psychologische Beratungsstellen Ost und West für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Karlsruhe Otto-Sachs-Strasse 6 76133 Karlsruhe Tel.: 0721 133 5360 Internet: www.karlsruhe.de/b3/soziales/einrichtungen/pbst Kindergruppen für Kinder suchtkranker Eltern (z.b. Gruppe Regenbogen ) Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke der Diakonischen Suchthilfe Mittelbaden, Karlsruhe Stephanienstrasse 98 76133 Karlsruhe Tel.: 0721 167 292 Internet: www.diakonische-suchthilfe-mittelbaden.de
Organisatorisches: 10 Termine, i.d.r. vor den Sommerferien, 3 6 Kinder Alter nach Bedarf mindestens 2 Elterngespräche Voraussetzungen: Interesse, Motivation und Eignung der Kinder Krankheitseinsicht bei den Eltern bezügl. psychischer Erkrankung Träger: PBSTs für Eltern, Kinder u. Jugendliche der Stadt Karlsruhe
Wichtige Ziele: Schaffen einer vertrauensvollen Atmosphäre, Spaß haben, unbeschwert sein Stärkung von Problemlösestrategien alters- und entwicklungsgerechte Krankheitsinformation Entlastung von Schuld- und Schamgefühlen Unterstützung in der eigenen Wahrnehmung (Gefühle, Bedürfnisse) Erstellung eines Krisenplans Methoden: themenbezogene Einheiten Rollenspiele, spieltherapeutische Methoden, Psychodrama, Gespräche Phasen mit frei gewählten Spielen
Ablauf einer einzelnen Sitzung: Eingangsrunde: Begrüßung; Wetterbericht / aktuelles Thematischer Teil Spiel- und Spaßphase Abschlußrunde: Snack, Rückblick aktuelle Sitzung und Ausblick
Themen im Verlauf der Sitzungen: gegenseitiges Kennenlernen der einzelnen Kinder u. der Familien Bildung eines Gruppenzusammenhaltes Umgang mit familiären Entwicklungen und aktuell schwierigen Situationen, Lösungsversuche und Ideen eigene Wünsche und Bedürfnisse psychische Erkrankungen: Formen, Fragen, Sorgen, Unterstützungsmöglichkeiten Ich und die Gruppe Erarbeitung eines Notfallplanes Wie geht es für die Kinder nach der Gruppe weiter
Entwicklung der Kindergruppen
Kinder, die lernen über Ihre Probleme zu reden, werden seltener suchtkrank Kindern, die mit ihren Gefühlen ernst genommen werden und diese in der Gruppe zeigen dürfen, geht es langfristig besser Wir reden über kleine und große Sorgen, über Lustiges und Trauriges, was auch immer die Kinder mitbringen. Wir spielen, basteln und malen gemeinsam, lesen Geschichten, lernen Entspannung und eine Menge darüber, wie man selbstsicherer werden und sich selbst mehr wertschätzen kann. Zu unserem Konzept gehört auch Reittherapie, die wir individuell auf die Kinder abgestimmt in Kleingruppen oder einzeln durchführen.
Hoffnungsvolle Botschaften
Stärkung Selbstwert Positive Sätze für mich: Wenn mir jemand sagt, dass ich etwas falsch gemacht habe, dann sage ich mir: Jeder macht mal Fehler. Wenn mir jemand sagt, dass ich etwas gut gemacht habe, dann sage ich mir ich wusste, dass ich es kann! Wenn mir jemand sagt, dass ich dumm bin, dann sage ich mir das sagt die Person nur weil sie oder er wütend ist, denn ich bin nicht dumm. Wenn mir Jemand sagt, dass ich klug bin, dann sage ich mir das ist erst der Anfang. Projekt Trampolin, Deutsches Institut für Sucht- und Präventionsforschung Köln
Planungsbeispiel Ankommen Befindlichkeitsrunde im Gruppenraum Programm Entspannungsgeschichte Abschlussrunde im Gruppenraum: was nehme ich mit/wie geht es mir/ Positives über rechten Nachbarn 01.03.2013 Wetterkarten gestalten und besprechen, Pantomime Kartenfreies Rollenspiel 08.03.2013 Gefühlebox, Sätze vervollständigen, Beispiele erzählen, Interaktions- und Bewegungsspiele 15.03.2013 Pizza backen 12.04.2013 Laubsägen 19.04.2013 Wann ist Jemand süchtig, Gespräch über Suchtmittel, Rauschbrillen 26.04.2013 Geschichte von Tom und Tina
Beispiel Pferdegestützte Psychotherapie in der Kindergruppe emotionaler Rückhalt zur Befriedigung sozialer Grundbedürfnisse (Klüver 1994, Günther &Eistel 1986, Schubenz 1993b) Aufforderungs- und Motivationscharakter Zwischeninstanz oder Vermittler der therapeutischen Beziehung im Zugang zu wichtigen persönlichen Themen Erlernen der Übernahme von Verantwortung und Kontinuität in einer Übergangsbeziehung Erlernen der adäquaten Befriedigung von Nähe und Distanzbedürfnissen Körpertherapeutischer Zugang zu Entspannung und Beruhigung
Beispiele weiterführender Materialien und links Kinder psychisch kranker Eltern Bücher und Broschüren für Kinder: Schirin Homeier: Sonnige Traurigtage Vera Eggermann und Lina Janggen: FUFU und der grüne Mantel Brigitte Minne: Eichhörnchenzeit oder Der Zoo in Mamas Kopf Erdmute von Mosch: Mamas Monster: Was ist nur mit Mama los? Claudia Gliemann: Papas Seele hat Schnupfen Familien-Selbsthilfe Psychiatrie und BKK Bundesverband: Jetzt bin ich dran Informationen für Kinder von 8 bis 12 Jahren mit psychisch kranken Eltern It s my turn. Informationen für Jugendliche, die psychisch kranke Eltern haben Literatur für Fachkräfte: Lenz, A. (2010). Ressourcen fördern. Materialien für die Arbeit mit Kindern und ihren psychisch kranken Eltern. Göttingen: Hogrefe. Lenz, A. (2013). Kinder psychisch kranker Eltern stärken. Informationen für Eltern, Erzieher und Lehrer. Göttingen: Hogrefe. Stiftung Kinderland BW (20139. Unterstützungsangebote für Kinder von psychisch kranken oder suchtkranken Eltern. Ergebnisse der Projektevaluation. Internet: Bundesarbeitsgemeinschaft für Kinder psychisch kranker Eltern: www. bag-kipe.de/ Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker e.v.: www.psychiatrie.de/bapk/kipsy/ Netz und Boden: Initiative für Kinder psychisch kranker Eltern: www.netz-und-boden.de
Beispiele weiterführender Materialien und links Kinder suchtkranker Eltern Bücher und Broschüren für Kinder: Schirin Homeier und Andreas Schrappe: Flaschenpost nach irgendwo Ursula Bußler: Janis Welt Hanna Grubhofer: Fluffi Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.v.: Mia, Mats und Moritz und ihre Mama, wenn sie wieder trinkt Bitte hör auf! Voll normal Literatur für Fachkräfte: Klein, M. (Hrsg.). (2007). Kinder und Suchtgefahren. Risiken Prävention Hilfen. Schattauer: Stuttgart. Klein, M., Moesgen, D., Bröning, S. & Thomasius, R. (2013). Kinder aus suchtbelasteten Familien stärken. Das Trampolin -Programm. Göttingen: Hogrefe. Schulze, U., Mauser, C., Rapp, M., Allroggen, M. & Fegert, J. (2014). Echt stark! Ein Manual für die Arbeit mit Kindern psychisch kranker und suchtkranker Eltern. Berlin: Springer. Internet: Projekt Trampolin (Kooperation verschiedener Institutionen): www.projekt-trampolin.de Nacoa Deutschland Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien e.v.: www.nacoa.de Drogenhilfe Köln e.v.: www.kidkit.de European Network for Children Affected by Risky Environments within the Family: www.encare.de
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!!