Sprache von Anfang an das kommunikationsfähige Kind 17.März 2010 Didacta Bildungsmesse Dr. Ilse Wehrmann Sachverständige
Man kann nicht nicht kommunizieren Paul Watzlawick Zu den größten Errungenschaften der Menschen gehört die Kommunikation durch Sprache 2
Sprachentwicklung von Anfang an Sprachentwicklung beginnt schon im Mutterleib Das Baby gewöhnt sich nicht nur an das Geräusch des Herzschlages sondern auch an die Schwingungen und Rhythmen von Lauten Schon wenige Tage nach der Geburt sind Babys in der Lage vertraute Stimmen wie die der Mutter oder des Vaters von anderen zu unterscheiden 3
Kinder lernen das Sprechen Nicht mechanisch Nach keinen bestimmten Regeln In ständiger Interaktion mit ihren Bezugspersonen, Babys sind in dieser Zeit sehr aufgeschlossen für menschliche Gesichter und Stimmen Babys brauchen eine anregende, sprachliche reiche Umgebung mit anspruchsvoller Kommunikation 4
Wissenschaftliche Ansätze und Theorien zum kindlichen Spracherwerb Behaviorismus (Skinner) Das Kind lernt durch Imitation (Reaktion auf Reize) Konstruktivismus (Piaget) Sprache entwickelt sich nach allgemeinen kognitiven Problemlösungs- und Lernstrategien Nativismus (Chomsky) Ein wesentlicher Teil des sprachlichen Wissens ist angeboren, es handelt sich um ein autonomes System Interaktionismus (Bandura) Das Kind lernt Sprache im Bezugsrahmen seiner sozialen Umwelt 5
Rahmenbedingungen für die frühkindliche Sprachentwicklung Kinder brauchen eine anregende Sprachumgebung Kinder brauchen Menschen, die sich ihnen mit variantenreicher Sprache zuwenden Nur durch Hören, Verarbeiten und Ausprobieren können Kinder ihre Sprachkenntnisse erweitern 6
Gemeinsames Erleben der Babys in der Kita Erzieher/Innen können kommunikative Kompetenzen der Kleinkinder gezielt fördern Gespräche mit Babys führen z.b. durch körperliche Nähe, Blickkontakt, Berührung und die Stimme Diese Kommunikationsformen nutzen auch Babys untereinander 7
Gemeinsames Erleben bei Kleinkindern Für Kleinkinder ist eine lebendige Gesprächskultur mit den Eltern und anderen Bezugspersonen sehr wichtig- sie können als positives Vorbild in der Sprache dienen Die Sprache hilft Kleinkindern Namen und Begriffe zu behalten Passende Lieder und Reime helfen Kindern mit Sprache umzugehen sowie Begriffe und Wörter zu erlernen Im dritten Lebensjahr sollten Kinder die Möglichkeit haben in Nischen alleine mit ihren Freunden zusammen zu sein und miteinander zu reden und zu kommunizieren 8
Betreuungsschlüssel Verhältnis Erzieher/In: Kind EU-Empfehlungen für den Personalschlüssel Alter der Kinder Verhältnis ErzieherIn: Kinder 0-11 Monate 1:4 12-23 Monate 1:6 24-35 Monate 1:8 9
Wach, neugierig, klug Kinder unter 3 10
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Die vier Aspekte des kommunikationsfähigen Kindes: B1 Mit anderen zusammen sein B2 Eine eigene Stimme entwickeln B3 Zuhören und antworten B4 Verstehen und verständlich machen Quelle: Bertelsmann-Stiftung 12
Mit anderen zusammen sein Wirksam kommunizieren können: Aufmerksamkeit erlangen Positive Beziehungen erleben Kontakt herstellen Mit anderen Menschen zusammen sein Gespräche anregen 13
Mit anderen zusammen sein Babys sind von Geburt an soziale und kommunikative Wesen Kinder versuchen aus vielerlei Arten Aufmerksamkeit zu gewinnen Kleinkinder suchen schon den Kontakt zu anderen Junge Kinder schließen schon Freundschaften und gehen oft sehr liebevoll miteinander um Kinder im dritten Lebensjahr sind bereits in der Lage soziale Fähigkeiten zu erwerben. Sie sind gerne mit anderen zusammen und suchen von sich aus das Gespräch mit anderen Kindern und Erwachsenen 14
Eine eigene Stimme entwickeln Sprache selbstsicher und kompetent einsetzen Dazu gehört unter anderem: Kommunizieren wollen Erforschen, experimentieren, benennen und formulieren Beschreiben, fragen, darstellen Gedanken, Gefühle und Ideen mitteilen 15
Eine eigene Stimme entwickeln Babys äußern sich auf vielfältige Weise indem sie schreien, glucksen, plappern oder quieken ErzieherInnen können Laute interpretieren und diese als Echo zurückgeben Kleinkinder benennen die Dinge um sie herum mit Geräuschen, Silben und teils auch schon mit ganzen Wörtern, die bei jeder Gelegenheit erprobt werden ErzieherInnen sollten Kleinkindern zeigen, dass sie ihre ersten Versuche wertschätzen und versuchen diese zu verstehen Junge Kinder sind bereits in der Lage komplexe Aussagen mit Ein- oder Zweiwortsätzen zu machen Kinder im dritten Lebensjahr setzen Sprache gekonnt ein um Kontakte zu vertiefen sowie Gedanken, Gefühle und Erfahrungen mitzuteilen Kinder im dritten Lebensjahr brauchen Rückzugsräume um sich auszutauschen 16
Zuhören und antworten Zuhören und angemessen reagieren Dazu gehört unter anderem: Aufmerksam zuhören, wenn andere etwas sagen Scherzhaft und ernsthaft antworten können Geschichten, Lieder, Reime und Spiele kennen lernen Wörter lernen und ihre Bedeutung erfassen 17
Ziele von Spracherziehung in Krippe und Kindergarten I Ziel von Spracherziehung im Kindergarten ist die qualifizierte Unterstützung und Begleitung des Spracherwerbs und der sprachlichen Entwicklung von Kindern durch pädagogische und pädagogisch-therapeutische Unterstützung. Förderangebote mit einem inhaltlichthematischen und methodisch- didaktischen veränderten Spiel- und Lernangebot 18
Zuhören und antworten Babys zeigen auch vor dem Sprechen Reaktionen, dass sie verschiedene Stimmen wahrnehmen können Kleinkinder können in einer vertrauten Umgebung schon vieles verstehen Junge Kinder sind in der Lage auf einfache Aufforderungen zu reagieren, sofern sie deren Sinn erfassen Kinder im dritten Lebensjahr lernen schnell neue Wörter und verwenden sie in Gesprächen 19
Verstehen und verständlich machen Sinn erfassen und Bedeutung geben Dazu gehört unter anderem: Sinn und Bedeutung kommunizieren Etwas bei anderen bewirken Verhandeln und Entscheidungen treffen Einander verstehen 20
Verstehen und verständlich machen Babys vermitteln von Geburt an Botschaften darüber, was sie brauchen und wie sie sich fühlen ErzieherInnen versuchen sich auf die Botschaften der Kinder einzustimmen Kleinkinder erfahren, dass sie mit ihrer Stimme bei anderen Menschen etwas bewirken ErzieherInnen sollten mit Antworten, Spielen und Geschichten auf Dinge eingehen, an denen das Kind Interesse gezeigt hat Junge Kinder versuchen anhand von Handlungen und Wörtern Entscheidungen zu treffen ErzieherInnen sollten die Wahl von jungen Kinder respektieren und sie ermuntern gemeinsam Dinge auszuhandeln Kinder im dritten Lebensjahr versuchen die Welt zu verstehen, indem sie fragen, benennen und beschreiben. Ihr Wortschatz wächst stetig. Mit 3 jährigen sollten ErzieherInnen über das Für und Wider sprechen 21
Ziele von Spracherziehung in Krippe und Kindergarten II Ziel ist, Kinder bis zum Schuleintritt systematisch an die Möglichkeiten heranzuführen, eigene Mitteilungsinhalte und Mitteilungsabsichten in zusammenhängenden und gegliederten und für andere inhaltlich verstehbaren und nachvollziehbaren sprachlichen Formen darzustellen und umgekehrt die sprachlichen Mitteilungen anderer zu verstehen 22
Ziele von Spracherziehung in Krippe und Kindergarten III Ziel ist insbesondere, Kinder systematisch an die Möglichkeiten von Sprache heranzuführen, zu erzählen und zu berichten, Kindern einen Einblick in die Darstellungsmöglichkeiten und die Darstellungsvielfalt von Sprache zu vermitteln und Kinder zu kompetentem und anspruchsvollem Umgang mit Sprache zu erziehen 23
Ziele von Spracherziehung in Krippe und Kindergarten IV Leitprinzip von Spracherziehung im Kindergarten ist der Vorrang präventiver Förderung vor interventiven Maßnahmen- d.h. Tageseinrichtungen für Kinder haben die Aufgabe, allen Kindern und insbesondere Risikokindern im Rahmen ihrer Möglichkeiten frühzeitig und effektiv zu helfen, um einer Negativ- Entwicklung und insbesondere möglichem Schulversagen vorzugbeugen 24
Spracherziehung im Kindergarten I Ist ein Angebot für alle Kinder Ist ein Angebot für deutsche Kinder ebenso wie für Migrantenkinder Ist ein Erziehungs- und Bildungsangebot für Kinder im Kindergarten, dass den veränderten Sozialisationsanforderungen von Kindern heute ebenso Rechnung trägt wie den zunehmenden Sozialisationsrisiken von Kindheit in der heutigen Gesellschaft 25
Spracherziehung im Kindergarten II Orientiert sich nicht ausschließlich an den Förderungsbedarfen von Kindern mit entwicklungsbedingten Lerndefiziten und Kompetenzlücken. Soll erfahrbar und erlebbar machen, welche Möglichkeiten Sprache bietet und welche Vielfalt Sprache bereithält, anderen etwas mitzuteilen, zu erzählen, vorzutragen, vorzusingen Quelle: Dr. Ulrich Holste, Bremen 26
Nach J. Piaget bedeutet lernen In der Art und Weise, wie die Kinder mit den Dingen umgehen, ist erkennbar wie viel Wissen und Können sie bereits erworben haben! siehe: D. Elschenbroich, das Weltwissen der Siebenjährigen 27
Nach J. Piaget bedeutet lernen Kinder erwerben Bilder im konkreten Tun, im Ausprobieren und Kennenlernen und im Sammeln eigener Erfahrungen! 28
Voneinander lernen und Zusammenhänge herstellen 29
Wachsen kann ich da, Wo jemand mit Freude auf mich wartet, Wo ich Fehler machen darf, Wo ich Raum zum Träumen habe, Wo ich meine Füße ausstrecken kann, Wo ich gestreichelt werde, Wo ich geradeaus reden kann, Wo ich laut singen darf, Wo immer ein Platz für mich ist, Wo ich ohne Maske herumlaufen kann, Wo einer meine Sorgen anhört, Wo ich still sein darf, Wo ich ernst genommen werde, Wo jemand meine Freude teilt, Wo ich auch mal nichts tun darf Wo mir in Leid Trost zuteil wird, Wo ich Wurzeln schlagen kann, Wo ich leben kann. 30
Wann fängt die Zukunft an? Heute, bei unseren Kindern und ihrer Bildung! 31
Das Buch zum Vortrag Duden- Mein Sprachspielbuch Sprachförderung mit Liedern, Spielen und Reimen (2009). ISBN 978-3-411-73751-2 14,95 Euro 32
Sie haben jetzt die Möglichkeit Fragen zu stellen! 33
Kontaktdaten WEHRMANN EDUCATION CONSULTING DR. ILSE WEHRMANN Beratung und Management für Frühpädagogische Praxis Anschrift: Hermann-Böse-Str. 29 28209 Bremen Germany Telefon: +49 (421) 30 15 66 82 Telefax: +49 (421) 30 15 66 84 Mobil: +49 (172) 4 22 06 75 E-Mail: mail@ilse-wehrmann.de Internet: www.ilse-wehrmann.de 34