Begegnung von Vielfalt und Diskriminierung im pädagogischen Alltag Vorurteilsbewusste Bildung anhand des Anti-Bias-Ansatzes Holger Speidel Anti-Bias-Werkstatt 8. März 2012
Geschichte des Anti-Bias-Ansatzes Diskriminierung und Vielfalt aus Sicht des Anti-Bias-Ansatzes Übung Transfer und Fragen Anhang
Der Begriff Anti-Bias Bias = (einseitige) Schieflage, Voreingenommenheit Anti = Aktives Eintreten
USA Anfang 1980er Geschichte des Anti-Bias-Ansatzes Louise Derman-Sparks und Carol Brunson-Philips unzufrieden mit existierenden Ansätzen multikultureller Erziehung Sie wollten Abgrenzung gegen... defizitorientierte, touristische oder exotisierende, konfliktpädagogische, und farbenblinde Ansätze.
USA Anfang 1980er Geschichte des Anti-Bias-Ansatzes Wie entstehen Vorurteile und Diskriminierung? Kinder werden sich bereits in einem Alter von drei bis vier Jahren über Unterschiede zwischen Menschen bewusst Sie übernehmen durch Beobachten und Nachahmen Verhaltensweisen, Haltungen und Ängste unhinterfragt. Ziele des Ansatzes: Kinder dabei unterstützen, stereotype und diskriminierende Handlungsweisen zu erkennen und nicht zu übernehmen/ver-lernen Kinder bei Aktivitäten unterstützen
Südafrika Anfang 1990er Geschichte des Anti-Bias-Ansatzes Kontext: Ende der Apartheit Weiterentwicklung des Ansatzes für die Erwachsenenarbeit und Schule Arbeit Kampf gegen Apartheit in den Köpfen Anti-Bias heute fest verankert im Bildungsministerium
Deutschland Ende 1990er Geschichte des Anti-Bias-Ansatzes Anti-Bias kam nach Deutschland über... INKOTA-Projekt Vom Süden lernen Universität Oldenburg Projekt Kinderwelten
Anti-Bias in Deutschland Heute wird der Ansatz von verschiedenen Gruppen und Organisationen angewendet, u.a. von... FiPP - Fortbildugnsinstitut Pädagogische Praxis (Bildungsträger, Projekt Starke Kinder machen Schule ) Projekt Kinderwelten (Kindertageseinrichtungen) Anti-Bias-Werkstatt (vorw. Erwachsenenbildung) Anti-Bias-Netz freiberufl. Trainer innen... und vielen weiteren Menschen, die den Ansatz kennengelernt haben und in ihre Arbeit, ihr Leben,... hineintragen.
Erfahrungsorientiertes Diskriminierungsmodell Grundannahmen des Anti-Bias-Ansatzes Vorurteile, Haltungen, Normen im gesellschaftlichen und globalen Kontext + Macht können zu Diskriminierung führen
Vorurteile Grundannahmen des Anti-Bias-Ansatzes Alle Menschen haben Vorurteile Vorurteilen sind Bilder über andere Personen als Angehörige von Gruppen, sind mit (meist negativer) Bewertung verbunden und können Verhaltensweise nahe legen Vorurteile erfüllen (wichtige) Funktionen: reduzieren Komplexität und stärken die Handlungsfähigkeit stellen klare Zugehörigkeiten her dienen dem Erhalt eines positiven Selbstbildes dienen der Legitimation von Herrschaft
Macht Grundannahmen des Anti-Bias-Ansatzes Privilegien, Ressourcen, Fähigkeiten = Durchsetzungs-Macht... auf verschiedenen Ebenen: situativ strukturell
Diskriminierung Grundannahmen des Anti-Bias-Ansatzes Aspekte von Diskriminierung Unterscheidung aufgrund von (zugeschriebenen) Merkmalen Bewertung durch eine Mehrheit Ungleichbehandlung in vergleichbaren Situationen Gleichbehandlung trotz ungleicher Voraussetzungen (unzulässiger Grund)
Ebenen von Diskriminierung Grundannahmen des Anti-Bias-Ansatzes zwischenmenschliche Ebene Bezieht sich auf die Art und Weise, wie wir uns gegenüber den Menschen, die in irgendeiner Weise als anders wahrgenommen werden, verhalten, geprägt durch unsere persönlichen Haltungen, Gedanken und Gefühle. institutionelle Ebene Bezieht sich auf etablierte Rechte, Traditionen, Gewohnheiten und Verfahren, die systematisch zur Diskriminierung von bestimmten Gruppen von Menschen führen. gesellschaftlich-diskursive Ebene Bezieht sich auf das, was von der dominanten Gesellschaft/Kultur oder Weltsicht als richtig, gut und schön angesehen wird, als Maßstab aller Dinge.
Ziele von Anti-Bias Eigene Verstrickungen in Gesellschaft reflektieren: bewusster Umgang mit eigenen Vorurteilen Positionierung in gesellschaftlichen Machtverhältnissen, verantwortungsvoller Umgang mit Privilegien, Stärkung der Handlungsfähigkeit Aktives Eintreten gegen Diskriminierung
Ziele der vorurteilsbewussten Arbeit mit Kindern siehe Louise Derman-Sparks Ziel 1: Ich-Identität und Bezugsgruppenidentität stärken: Den eigenen Hintergrund und dessen Einfluss auf das persönliche Handeln bewusst machen. Die Stärken der Kinder erkennen und fördern, ihre Bedürfnisse ernst nehmen und ihnen zuhören.
Ziele der vorurteilsbewussten Arbeit mit Kindern siehe Louise Derman-Sparks Ziel 2: Umgang mit Vielfalt: Sensibilisierung für den Umgang mit Vielfalt. Kinder befähigen, andere Perspektiven einzunehmen und sie für ein wertschätzendes, mitfühlendes Miteinander stärken.
Ziele der vorurteilsbewussten Arbeit mit Kindern siehe Louise Derman-Sparks Ziel 3: Kritisches Nachdenken fördern: Eigene Auseinandersetzung mit den Themen Vorurteile, Diskriminierung, Schieflagen und Ungerechtigkeiten. Kinder für Unterschiede und Ungleichheiten sensibilisieren und ihnen Informationen anbieten, die zum kritischen Nachdenken anregen.
Ziele der vorurteilsbewussten Arbeit mit Kindern siehe Louise Derman-Sparks Ziel 4: Handlungsfähigkeit ausbauen Sich selber aktiv gegen Ungerechtigkeit und Diskriminierung einsetzen. Kinder als gleichberechtigte Partner in demokratischen Aushandlungsprozessen anerkennen und sie befähigen, sich gegen Ungerechtigkeit und Diskriminierung einzusetzen.
Übung Barnga
Transfer und Diskussion Wie war die Übung? Wie ging es denen, die neu an einen Tisch kamen? Wie ging es denen, die am Tisch geblieben sind? Welche Machtverhältnisse waren relevant für den Umgang am Tisch? Welche Gefühle/Mechanismen habt ihr an euch selbst entdeckt? Was wäre hilreich gewesen in der Situation? Was hättet ihr euch gewünscht? Was hat der Umgang mit Differenz im Spiel mit Inklusion zu tun?
Anhang Eine (unvollständige) Literaturliste als PDF zum Anti-Bias-Ansatz auf der Seite der Anti-Bias-Werkstatt: http://anti-bias-werkstatt.de/resources/ Literaturliste_Anti-Bias_2010.pdf Weitere Informationen zur Anti-Bias-Werkstatt unter http://anti-bias-werkstatt.de