Ernährungssicherung in Zeiten des Klimawandels

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Transkript:

Ernährungssicherung in Zeiten des Klimawandels Vortrag im Rahmen der Stuttgarter Buchwochen 03.12.2009 Prof. Dr. Manfred Zeller M.Sc. Tina Beuchelt Food Security Center Universität Hohenheim, Stuttgart

Gliederung des Vortrags I. Stand, Ursachen und Trends von Ernährungsunsicherheit II. Bedeutung der Agrarforschung bezüglich Ernährungssicherung und Armutsreduktion III. Klimawandel in Zahlen IV. Auswirkungen von Klimawandel auf Ernährungssicherheit V. Schlußfolgerungen + Empfehlungen für Agrarforschung und Politik

Ernährungssicherheit......ist ein Menschenrecht!...ist Voraussetzung für Entwicklung....existiert, wenn alle Menschen jederzeit Zugang zu ausreichender Menge und Qualität an kulturell akzeptablen Nahrungsmitteln haben, um ihre Bedürfnisse für ein gesundes und produktives Leben zu decken (FAO 2009).

Quelle: FAO (2009). The state of food insecurity in the world. http://www.fao.org/docrep/012/i0876e/i0876e00.htm Stand, Ursachen und Trends von Ernährungsunsicherheit Die Zahl der Unterernährten weltweit von 1969-71 bis 2009 In 2009 hungern weltweit 1.02 Mrd. Menschen. Alle 3 Sekunden stirbt ein Mensch an Hunger und dessen Folgen.

Quelle: FAO (2009). The state of food insecurity in the world. http://www.fao.org/docrep/012/i0876e/i0876e00.htm Stand, Ursachen und Trends von Ernährungsunsicherheit Die meisten Hungernden sind in Schwarzafrika und Asien

Stand, Ursachen und Trends von Ernährungsunsicherheit Ausreichende Produktion von Nahrungsmitteln weltweit, aber...... ungleiche Produktion zwischen Industrie- und Entwicklungsländern... Verteilungsprobleme, fehlender Marktzugang... Armut, mangelnde Bildung, unzureichende Gesundheit... Verwendung von Agrarprodukten als Tierfutter und Agrarenergie... Unterinvestition in Agrarforschung, Straßen, ländliche Infrastruktur, andere öffentliche Güter Gründe für Anstieg der Hungernden seit 2006: Gestiegene Nahrungsmittelpreise seit 2006 Anstieg von chronisch Unterernährten um 75 Mio Menschen Nahrungmittelpreise in Entwicklungsländern sind 2009 immer noch 17 % höher als 2007 Arme besonders betroffen Gefallene Einkommen und gestiegene Arbeitslosigkeit durch Weltwirtschaftskrise

Stand, Ursachen und Trends von Ernährungsunsicherheit Gründe für Anstieg der Nahrungsmittelpreise seit 2006: Reduzierte Lagerhaltung Volatilität von Märkten/Preisen Produktionseinbußen durch Dürre etc. Verdreifachung des Erdölpreises Agrarenergie Handelspolitik Finanzmärkte/Spekulation im Agrarbereich

Nachfrage nach Nahrungsmitteln bis 2050 Bevölkerungsanstieg auf 9.1 Mrd Menschen Verstädterung (70% in Städten) Anstieg des Pro-Kopf Einkommens Steigende Nachfrage nach Getreide als Nahrungsmittel und Futter, Verschiebung von Ernährungsgewohnheiten (mehr Fleisch, insbesondere in Entwicklungsländern) Nachfrage nach Agrartreibstoffen beeinflusst Agrarproduktion; hängt von Energiepreisen und Politik ab Die Produktion von Nahrungsmitteln muss global bis zum Jahr 2050 um 70% gesteigert werden, in Entwicklungsländern um 100%, um die wachsende Weltbevölkerung ernähren zu können. Quellen: FAO (2009): a) How to feed the world in 2050. b) Global agriculture until 2050.

Potential der Landwirtschaft bis 2050 Ertragszuwachs muss zu 90% aus Steigerung der Erträge und Anbaufrequenz kommen, aber: abnehmende Ertragszuwächse in Entwicklungsländern seit den 80ern (WDR 2008) Zusätzliche Flächenausdehnung nur begrenzt möglich, hauptsächlich in Schwarzafrika und Lateinamerika Ausdehnung von Bewässerung + Erhöhung der Effizienz, aber Wasserknappheit in einigen Gebieten Steigerung der global verfügbaren Pro-Kopf Energie auf 3050kcal möglich (von 2770kcal in 2003/5) Um die Potentiale auszuschöpfen, müssen jährlich über 50% mehr Mittel in den Agrarsektor in Entwicklungsländern fließen Quellen: FAO (2009): a) How to feed the world in 2050. b) Global agriculture until 2050.

Rolle des Agrarsektors für wirtschaftliches Wachstum und Hunger- und Armutsbekämpfung Beschäftigung: 75% der Armen in Entwicklungsländern leben auf dem Land Produktions- und Einkommenssteigerung (bei Kleinbauern) mehr Nahrungsmittel für Eigenkonsum und Verkauf höheres Einkommen Preise für Grundnahrungsmittel: Hoher Anteil der Nahrungsmittel an Konsumausgaben von Armen Reduktion von Mangelernährung: Produktion von Getreide und Gemüse mit hohen (Mikro-)Nährstoffgehalt Marktbeitrag: Multiplikatoreffekte des Wachstum der Landwirtschaft auf andere Sektoren Außenhandelsbeitrag des Agrarsektors: bis zu 80% der Exporte aus Landw. Ernährungssicherung und Armutsbekämpfung hohe armutsreduzierende Effekte von Produktivitätsfortschritten im Agrarsektor

Landwirtschaftliche Produktivitätssteigerung und Armutsreduzierung Effekt einer 1% igen Ertragssteigerung auf die Zahl Armer (<1U$/Tag) (Thirtle et al., 2002): Arme (%) Arme (Mio) Elastizität: Anzahl Arme u. Ertragssteigerung Kosten je aus Armut gehobener Person Südasien 40 522-0,48 179 $ Schwarzafrika 46 291-0,72 144 $ Lateinam. 16 78-0,10 11.397 $

Warum staatlich finanzierte Agrarforschung? Wie viele Arme weniger durch Investition in ländliche l Entwicklung? (Indien/China) Mio Rupees/ 100.000 Yuan 140 120 100 80 Indien 60 China 40 20 0 Agrarforschung Straßen Bildung Bewässerung Ländl. Entw. (Byerlee & Alex, 2002, S. 3)

Hohe wirtschaftliche Rentabilität von Investitionen in Agrarforschung Kategorie Anzahl der Studien Durchschnittliche Verzinsung (% pro Jahr) Alle Studien 1.760 72,8 Nur Forschung 1.083 88,0 Forschung und Beratung 600 44,6 Nur Beratung 77 79,4 Studien über Internationale Agrarforschungszentren 62 77,8 Reis 29 74,6 Kartoffeln 14 39,3 Weizen 6 43,3 Andere Kulturpflanzen 13 142,3 Quelle: Pardey, P. G., J. M. Alston, and R. R. Piggott, eds. Agricultural R&D in the developing world: Too little, too late? Washington, DC: IFPRI.

Öffentliche Ausgaben für Agrarforschung und -entwicklung in Entwicklungsländern, 1981 2006 Quelle: Echeverria, R.G. und Beintema, N. (2009). Mobilizing financial resources for agricultural research in developing countries. http://www.fao.org

Quelle: FAO High-Level Expert Forum (2009). How to feed the world 2050-Investment. www.fao.org Ausgaben an Entwicklungshilfe Trend und Anteil des Agrarsektors % Entwicklungshilfe für Landwirtschaft (linke Skala) Entwicklungshilfe in US$ (rechte Skala) Entwicklungshilfe für Landwirtschaft in US$ (rechte Skala)

Veränderungen der CO 2 Konzentration seit 800.000 Jahren Quelle: Weltbank (2009). World Development Report (WDR) 2010.

Klimawandel in Zahlen Geschätzter Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur zwischen 1,8 C und 4,0 C bis 2100. Realer Anstieg abhängig vom Grad der Emissionen in den nächsten Jahrzehnten. Stabilisierung der Erderwärmung unter 2 C notwendig. Reduktion der CO 2 Emissionen von 1990 um 50% bis 2050. Teil der Reduktion der CO 2 Emissionen soll über Agrarenergie erreicht werden, politische Förderung und Vorschreiben von Mindestmengen in Industrieländern. Land- und Forstwirtschaft auch Verursacher von Treibhausgasen (Anteil 27%). Landwirtschaft kann auch als CO 2 Senke dienen Potential weitgehend unerforscht, hauptsächlich in Entwicklungsländern. Quelle: FAO 2009. WDR 2010.

Kraftstoffsparende PKWs in den USA können zusätzliche Stromversorgung von 1.6Mrd. Menschen ausgleichen Emmissionsreduktion beim Wechsel von Geländewagen auf kraftstoffsparende PKWs (EU standard) Emmissionsanstieg, wenn 1,6 Mrd Menschen eine Stromversorgung bekommen, die bisher keine hatten Quelle: WDR 2010

Regionale Auswirkungen des Klimawandels (Steigerung 2 C) Auswirkungen des Klimawandels sind unterschiedlich je nach Land und Region, es gibt auch Gewinner. Die armen Länder, obwohl nicht Hauptverursacher, werden am meisten unter dem Klimawandel leiden zumindest in Relation zu ihrem Einkommen (FAO 2009). Entwicklungsländer werden ca. 75-80% der Kosten des Klimawandels zu tragen haben aufgrund ihrer hohen Abhängigkeit von Ökosystemen und natürlichen Ressourcen sowie geographische Exposition (WDR 2010). Verteilung der Auswirkungen des Klimawandels ungerecht Quelle: FAO (2009). Tol et al. (2004). Gregory et al. (2005). WDR 2010.

Ländergruppierung nach Auswirkungen des Klimawandels und Adaptionsfähigkeit Ländergruppierung je nach Klimarisiko Länder mit hohen Risiko + geringem Adaptionspotential Länder mit Entwicklungschancen Länder mit Restrisiko Länder mit nachhaltiger Existenzgrundlage Quelle: Tol, R.S.J., T.E. Downing, O.J. Kuik, and J.B. Smith (2004). Distributional Aspects of Climate Change Impacts. Global Environmental Change 14 (3), pp 259-272.

Auswirkungen des Klimawandels (Steigerung um 2 C) auf landwirtschaftliche Produktion Die Zahl der Hungernden kann sich zwischen 100 Millionen und 400 Millionen zusätzlich erhöhen (Weltbank 2009). Zwischen 1-2 Milliarden Menschen haben vielleicht nicht mehr ausreichend Zugang zu Wasser (Weltbank 2009). Klimawandel wirkt sich im Agrar- und Forstsektor vielfältig aus durch erhöhte CO 2 Konzentration höhere Temperaturen Veränderungen der Niederschläge Erhöhte Unsicherheit beim Wetter (Dürre, Sturm, Flut, etc.) Erhöhung von Unkräutern, Schädlingen und Krankheiten. Verschiebung von Anbaugebieten. Quelle: FAO (2009). Gregory et al. (2005). WDR 2010.

Auswirkungen von Klimawandel auf Ernährungssicherheit Klimawandel berührt Ernährungssicherheit in drei Dimensionen: Verfügbarkeit Zugang Stabilität der Produktion

Auswirkungen von Klimawandel (Steigerung um ca. 2 C) auf Ernährungssicherheit Dimension: Verfügbarkeit Global geringfügige Auswirkung von Klimawandel auf Nahrungsmittelproduktion, aber: Signifikante Reduktion der Agrarproduktion in den Ländern mit aktueller Ernährungsunsicherheit in Entwicklungsländern zwischen 9-21%, in Afrika bis 30%. Erträge können durch erhöhte CO 2 Konzentration steigen, aber Nährstoffgehalt kann sich negativ verändern Quelle: FAO (2009). Gregory et al. (2005). WDR 2010.

Klimawandel wird Ernteerträge in den meisten Ländern bis 2050 reduzieren, wenn bisherige Bewirtschaftungsmethoden und Sorten beibehalten werden Quelle: WDR 2010

Verschiebung von Anbaugebieten Beispiel Mittelamerika Reduktion der Vielfalt von anbaufähigen Kulturpflanzen bis 2050 insbesondere der Westen in Nicaragua und Ostküste in Mexiko betroffen Quelle: Laderach, P. et al. (2009). The Implications of Climate Change on Mesoamerican Agriculture and Small-farmers Coffee Livelihoods. Tropentag October 7, Hamburg, Germany

Verschiebung von Anbaugebieten Beispiel Mittelamerika... und Steigerung der Anzahl anbaufähiger Kulturpflanzen in den Bergregionen Quelle: Laderach, P. et al. (2009). The Implications of Climate Change on Mesoamerican Agriculture and Small-farmers Coffee Livelihoods. Tropentag October 7, Hamburg, Germany

Auswirkungen von Klimawandel (Steigerung um ca. 2 C) auf Ernährungssicherheit Dimension: Zugang zu Nahrung Auswirkungen gemischt, je nach Region: Verminderung des Agrareinkommens durch Wetterextreme mehr Hunger Verstärkter Einsatz von Biokraftstoffen erhöht Nahrungsmittelpreise Armut+Hunger wird steigen Dimension: Stabilität der Produktion Variabilität der Agrarproduktion erhöht sich in allen Regionen mit erhöhter Zunahme von Wetterextremen Stärkste Zunahme an Dürren und Überflutungen in Schwarzafrika und Südasien (Gebiete mit schon derzeit höchster Unterernährung) Vermehrte Ernteausfälle durch Änderung des Vorkommens und Intensität von Krankheits- und Schädlingsbefall bei Pflanze und Tier. Quelle: FAO (2009). Gregory et al. (2005). WDR 2010.

Politikmaßnahmen für langfristige Ernährungssicherung Erhöhte Forschungsförderung im Bereich regenerativer Energien Förderung von Agrarenergie, die nicht mit Nahrungsmittelproduktion konkurriert. Verstärkte Bereitstellung öffentlicher Güter wie Agrarforschung, Beratung, Bildung, ländliche Infrastruktur, ländliche Mikrofinanzinstitutionen. Produktivitätsanreize und Kapitalinvestitionen im Agrarbereich. Einführung von sozialen Sicherheitsnetzen bei extremen Wetterereignissen. Überdenken unserer Konsumgewohnheiten.

Beitrag der Agrarforschung zur Ernährungssicherung in Zeiten des Klimawandels Verbesserung existierender Sorten hinsichtlich höherer Produktivität, Verbesserung der Nährstoffaufnahme und verwertung. Entwicklung stresstoleranter Pflanzen (bzgl. Versalzung, Dürreperioden, Überflutungen, Krankheiten und Schädlingen). Optimierung der Nährstoffgehalte, Lagerungsfähigkeit und Verarbeitungsfähigkeit von Sorten. Verstärkte Forschung bei Sorten, die von den Armen angebaut und konsumiert werden (z.b. Sorghum und Hirse). Verbesserung der Effizienz von Bewässerungssystemen. Verbesserung der Landbewirtschaftsungsmethoden und Tierhaltungssysteme mit reduzierten Treibhausgasemissionen. Verbesserung von Vermarktungssystemen.

Vielen Dank!

Abnehmende Ertragszuwächse in Entwicklungsländern seit 1980 Quelle: WDR 2008