Gefährdungen bei der Arbeit an den Bienen Rückenbeschwerden durch Heben Rückenbeschwerden Die Wirbelsäule ist die knöcherne Mitte des Körpers, das zentrale tragende Konstruktionselement der Wirbeltiere und verbindet die verschiedenen Teile des Skelettes miteinander. Sie schützt die Wirbelsäule und das im Wirbelkanal gelegene Rückenmark. Ihre Bausteine, die Wirbelkörper, ermöglichen die Beweglichkeit in verschiedene Richtungen. Sie ist doppelt S-förmig gekrümmt und gleicht einem federnden Stab, der so Erschütterungen, die beim Gehen und Laufen auftreten, ausgleichen kann. Doch diese Beweglichkeit in Verbindung mit dem aufrechten Gang bringt Probleme mit sich. Lockerungen des Halteapparates der Wirbelkörper können zu Bandscheibenvorfällen, Verengungen des Rückenmarkkanals und dem Verrutschen von Wirbeln (Gleitwirbel) führen. Wirbelbrüche, Verschleißerkrankungen wie die Osteochondrose oder auch entzündliche Erkrankungen wie der Morbus Scheuermann oder der Morbus Bechterew sowie tumoröse Veränderungen sind weitere Ursachen für Rückenschmerzen, an denen in Deutschland etwa 27-40 % der Menschen leiden. Die Lendenwirbelsäule ist am häufigsten betroffen. Eine ursächliche Behandlung ist meist nicht möglich, so dass auf die Einnahme von Schmerzmitteln, verschiedenen krankengymnastischen Anwendungen wie Massagen, Entspannungsübungen oder auch Akupunktur zurückgegriffen wird. In der Imkerei müssen oft schwere Lasten gehoben und bewegt werden. Dazu gehören gefüllte Honigräume, volle Hobbocks oder ganze Völker beim Wandern. Entsprechend können die Probleme bei Imkern sogar noch ausgeprägter sein als in der Normalbevölkerung. Besser jedoch als die Behandlung der Beschwerden ist die frühzeitige Vorbeugung. Ein rückengerechtes Heben von Lasten, geeignete gymnastische Übungen und Ausgleichssport sind sinnvoll. Zur Vermeidung von Problemen in der Wirbelsäule erscheinen 35
mehrere Ansätze als sinnvoll: 1. Vermeidung schwerer Lasten, 2. Anwendung von Hebe- und Tragehilfen, 3. Nutzung von Techniken der Rückenschule, 4. Ergonomisch günstige Bedingungen bei den Arbeiten an den Völkern schaffen, 5. Hilfe einer zweiten, ggf. von weiteren Personen suchen, wenn schwere Lasten bewegt werden sollen. Vermeidung schwerer Lasten Es gibt unterschiedliche Größen an Hobbocks und Honigeimern. Im Rahmen eines rückenschonenden Arbeitens sollten eher kleinere Behältnisse gewählt werden, die neben einer geringeren Belastung der Wirbelsäule auch ein einfacheres, schnelleres Auftauen ermöglichen. Bei der Magazinimkerei bietet es sich an, Zargen gleich zum Transport der vollen Honigwaben zu verwenden. Doch bei Vollzargen ist das Gewicht einer Zarge mit vollen Honigwaben beträchtlich. Die Verwendung von Flachzargen mit einer geringeren Höhe reduziert auch das Gewicht beim Tragen entsprechender Zargen (Abbildungen 10 a und b). Ob 2/3 des Originalmaßes, ½ oder ¾ des Originalmaßes verwendet werden, ist den individuellen Gegebenheiten anzupassen. Eine Flachzargenbetriebsweise ermöglicht darüber hinaus viele Varianten der Völkerführung bei einer vollen Schichtenbeweglichkeit und besserer Anpassung des Beutenvolumens an die Bedürfnisse des Bienenvolkes. Auch werden Flachwaben als Honigwaben schneller von den Bienen abgedeckelt, so dass bei stärkeren Trachten Honig schneller geschleudert werden kann und bei geringeren Trachten Honig problemlos entnommen werden kann, insbesondere wenn keine Absperrgitter verwendet werden. 36
Abb. 10 a und b: Flachzargen mit halber (a) und 2/3 (b) der regulären Wabenhöhe. 37
Eine weitere Erfindung in diesem Zusammenhang wurde auf der Apimondia 2009 in Montpellier vorgestellt. Hier besteht der Honigraum aus zwei Hälften, die getrennt abgenommen und getragen werden können (Abbildung 11). Abb. 11: Honigraum bestehend aus zwei Hälften, die getrennt abgenommen werden können und so deutlich leichter sind. Hebe- und Tragehilfen Sicherlich ist der Apilift die beste Möglichkeit, das Heben von Bienenkästen zu bewerkstelligen. Ein Akku-Antrieb hebt mit einer speziellen Haltevorrichtung Lasten bis zu 100 kg auf und ab. Optional kann man den Apilift mit einem Antrieb aufrüsten, der auch das Fortbewegen der Zargen oder Bienenvölker unterstützt (Abbildung 12a). Der Preis von mehr als 2000, für den Apilift in der Basisversion dürfte sicher ein Hemmnis für die Anschaffung bei den meisten Hobbyimkern darstellen. Für Berufsimker ist das Gerät jedoch eine große Erleichterung. Für den Hobbyimker ist allerdings die Anschaffung einer Sackkarre für den Imker sinnvoll. Auch sie ermöglicht preisgünstig, wenngleich weniger komfortabel und mit mehr Kraftaufwand, den Transport von Bienenvölkern, Honigräumen und Hobbocks (Abbbildung 12b). Auch eine gewöhnliche Schubkarre lässt sich gut verwenden. 38
Abb. 12 a und b: a) Apilift Ein vielseitiges Gerät, das das Heben und den Transport von Material in der Imkerei erleichtert. b) Sackkarre mit einem speziellen Transportboden beim Transport von 6 vollen 2/3-Flachzargen. Abb. 13a: Hebe- und Tragekralle nach Prüger. 39