Wissenschaftlicher Quellentext Q14-Schule Musterhausen

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Transkript:

STUDIE zur Entwicklung von BEWEGUNG, SPIEL und SPORT in der Ganztagsschule Wissenschaftlicher Quellentext Q14-Schule Musterhausen (Grund-, Haupt- und Realschule mit Förderstufe) Ahmet Derecik unter Mitarbeit von Silke Hennen Gefördert durch:

VORBEMERKUNG 5 10 15 20 25 30 Der Wissenschaftliche Quellentext ist im Rahmen des Projektes StuBSS (Studie zur Entwicklung von Bewegung, Spiel und Sport in der Ganztagsschule) entstanden, ein Verbundprojekt der Universitäten Marburg, Jena und Braunschweig, das die bewegungsorientierte Ganztagsschulentwicklung fokussiert. Das Projekt ist aus Mitteln des Bundesministeriums für Forschung und Bildung (BMBF) und des Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert und in das Investitionsprogramm Zukunft Bildung und Betreuung (IZBB) des Bundes zur Entwicklung von Ganztagsschulen eingebunden. Als ergänzende Studie der zentralen länderübergreifenden Untersuchung zur Entwicklung von Ganztagsschulen in Deutschland (StEG) setzt das Projekt mit der Thematisierung des Stellenwerts von Bewegung, Spiel und Sport im Schultag einen fachspezifischen Fokus mit fachübergreifender Bedeutung für die Lern- und Schulkultur an Ganztagsschulen. Vor dem Hintergrund der Fragestellung nach der Rolle von Bewegung, Spiel und Sport im ganztägigen Schultag der Q14-Schule Musterhausen wurden von der Projektgruppe StuBSS (Universität Marburg) 1 unter Leitung von Prof. Dr. Ralf Laging Daten mittels verschiedener qualitativer Forschungsmethoden erhoben. Den Anfang bildete eine Gruppendiskussion mit mehreren Lehrkräften, inklusive Schulleitung, gefolgt von einer dreitägigen Beobachtungsphase im Juni 2006. Ferner wurden im Herbst 2006 Leitfadeninterviews mit der Schulleiterin, jeweils vier Lehrkräften der Grundschule und Sekundarstufe sowie insgesamt acht Schülerinnen und Schülern der Klassenstufen drei, fünf, sieben und neun durchgeführt. Die unterschiedlichen qualitativen Daten wurden computerunterstützt mit Hilfe des Programms MAXQDA2 2 codiert und anschließend thematisch sortiert in diesem Quellentext zusammengeführt. Der vorliegende Quellentext ist nur für die Schule und die Forschergruppe bestimmt und wird bei vollständiger oder auszugsweiser Verwendung für Veröffentlichungszwecke anonymisiert. Ein herzlicher Dank gilt an dieser Stelle der Q14-Schule Musterhausen für die kooperative Zusammenarbeit. 1 Zur Projektgruppe in Marburg gehören: Prof. Dr. Ralf Laging, Tanja Bartmann, Petra Böcker, Ahmet Derecik und Cordula Stobbe. 2 MAXQDA2 ist ein Computerprogramm für die Qualitative Datenanalyse. 2

INHALTSVERZEICHNIS 1 KONZEPT UND KOOPERATION... 7 35 40 45 50 55 1.1 Bedeutung von Bewegung... 7 1.2 Rhythmisierung des Schulalltags zwischen Wunsch und Wirklichkeit... 11 1.2.1 AGs am Nachmittag... 14 1.2.2 Vorteile einer richtigen Ganztagsschule... 15 1.3 Bewegung in den Pausen... 16 1.3.1 Schulhof... 17 1.3.2 Spieletonne... 17 1.3.3 Offene Klasse... 18 1.3.4 Turnhalle... 20 1.3.5 Zusammenfassung... 21 1.4 Bewegung im Unterricht... 21 1.4.1 Klassenfindungstage der fünften Klassen und der zehnten Klassen der Hauptschule... 22 1.4.2 Jugendwaldheim in Ellingen... 23 1.4.3 Bewegung im Europaschulprogramm... 23 1.4.4 Zusammenfassung... 24 1.5 Bewegungsangebote am Nachmittag... 24 1.5.1 Schülerbelastung... 24 1.5.2 Anbieter von Nachmittagsangeboten... 25 1.5.3 Zufriedenheit mit den Kooperationen... 27 1.5.4 Kommunikationsforen für einen Austausch... 28 1.5.5 Koordination der Nachmittagsangebote... 29 1.5.6 Verzahnung zwischen Vormittag und Nachmittag... 30 1.5.7 Zusammenfassung... 32 2 BEWEGUNGSAKTIVITÄTEN UND -ANGEBOTE... 34 60 65 2.1 Bewegungsangebote in den Pausen... 34 2.1.1 Schulhof... 35 2.1.1.1 Spieletonne... 36 2.1.1.2 Freies Spielen... 36 2.1.1.3 Das Olly-Feld... 36 2.1.1.4 Rumhängen, Chillen, Schlendern... 37 2.1.1.5 Spielplatz... 38 3

70 75 80 85 90 95 2.1.1.6 Pavillons... 39 2.1.1.7 Fußballplatz... 39 2.1.1.7.1 Alter... 40 2.1.1.7.2 Geschlecht... 41 2.1.1.7.3 Aufsicht am Fußballplatz... 42 2.1.1.8 Basketballkörbe... 43 2.1.1.9 Tischtennisplatten... 43 2.1.2 Schulgebäude... 44 2.1.2.1 Offene Klasse... 44 2.1.2.2 Cafeteria... 45 2.1.2.3 Zusammenfassung Rückzugsräume... 46 2.1.3 Änderungswünsche... 46 2.1.4 Bewegung vor und nach der Schule ohne AG... 47 2.1.5 Zusammenfassung Bewegungsmöglichkeiten in den Pausen... 48 2.2 Bewegungsangebote am Nachmittag... 49 2.2.1 Pflicht oder Freiwilligkeit?... 50 2.2.2 Anbieter Lehrkräfte oder Externe?... 52 2.2.3 Die Angebote... 54 2.2.3.1 Fußball... 54 2.2.3.2 Basketball... 55 2.2.3.3 Leichtathletik und Spiel... 56 2.2.3.4 Erlebnisturnen... 56 2.2.3.5 Hockey... 57 2.2.3.6 Tanzen... 57 2.2.3.7 Flagfootball... 58 2.2.3.8 Tischtennis... 58 2.2.3.9 Reiten... 59 2.2.3.10 Betreuung... 60 2.2.4 Gründe für das Scheitern einer AG... 61 2.2.4.1 Belastung durch das Ganztagsangebot... 63 2.2.5 Vorteile des Nachmittagsangebots... 64 2.2.6 Zusammenfassung Bewegungsmöglichkeiten am Nachmittag... 66 2.3 Zusammenfassung Bewegungsangebote... 67 4

100 105 110 115 120 125 130 3 BEWEGUNG IM UNTERRICHT... 68 3.1 Rahmenbedingungen von Bewegung im Unterricht... 69 3.1.1 Räumlichkeiten... 69 3.1.2 Koordination im Kollegium... 70 3.1.2.1 Unruhe durch Bewegungsangebote... 72 3.1.3 Zeitliche Belastungen... 72 3.1.4 Halbe Ganztagsschule... 73 3.1.5 Zusammenfassung... 73 3.2 Bewegungspausen... 74 3.2.1 Umsetzung in der Grundschule... 74 3.2.1.1 Offener Unterrichtsbeginn in der ersten Klasse... 74 3.2.1.2 Expliziter Einsatz von Bewegungspausen in der Grundschule... 75 3.2.1.3 Impliziter Einsatz von Bewegungspausen in der Grundschule... 76 3.2.2 Umsetzung in der Sekundarstufe... 76 3.2.2.1 Explizite Bewegungspausen in der Sekundarstufe... 76 3.2.2.2 Implizite Bewegungspausen in der Sekundarstufe... 77 3.2.3 Zusammenfassung Bewegungspausen... 78 3.3 Bewegungsspiele... 78 3.3.1 Beruhigende Spiele... 78 3.3.2 Bewegungsintensive Spiele... 78 3.3.3 Umsetzung in der Grundschule... 79 3.3.4 Umsetzung in der Sekundarstufe... 80 3.3.5 Zusammenfassung Bewegungsspiele... 80 3.4 Lernbegleitendes und Lernerschließendes Bewegen... 81 3.4.1 Lernbegleitendes Bewegen... 81 3.4.1.1 Umsetzung in der Grundschule... 81 3.4.1.2 Umsetzung in der Sekundarstufe... 81 3.4.2 Lernerschließendes Bewegen... 82 3.4.2.1 Umsetzung in der Grundschule... 82 3.4.2.2 Umsetzung in der Sekundarstufe... 83 3.4.3 Zusammenfassung lernbegleitendes und lernerschließendes Bewegen... 83 3.5 Spezielle Angebote... 83 3.5.1 Waldunterricht... 84 3.5.2 Klassenfindungstage der fünften Klassen im Wald... 84 5

135 3.5.3 Klassenfindungstage in der zehnten Klassen der Hauptschule... 86 3.5.4 Jugendwaldheim Waldhof... 86 3.6 Fazit... 87 6

140 145 150 155 1 Konzept und Kooperation Die Q14-Schule hat bereits in der Vergangenheit für ihre Schüler 3 an ihren Bewegungsmöglichkeiten in den Pausen gearbeitet. Sie hat einen großen Schulhof mit vielfältigen Bewegungsmöglichkeiten und verfolgt, zumindest für eine Pause, das Konzept der offenen Klassenräume. Für den Unterricht wird der Wunsch gehegt die Bewegungsmöglichkeiten zu erweitern. Mit dem Ausbau zu einer Ganztagsschule wird eine umfassendere Entwicklung von Bewegung, Spiel und Sport gewünscht: Es ist in den letzten Jahren immer wieder, wenn es um Ganztagsschule ging, gewünscht worden, dass gerade der Bewegungsaspekt ausgebaut werden soll und dass noch mehr Wert noch auf die musisch-künstlerische Erziehung im Ganztag gelegt wird. Das ist also erklärter Wunsch von sehr vielen Kollegen und auch bei Schülerbefragungen kamen immer Wünsche nach mehr Sportangeboten eigentlich (I/SL/6-6). Im Nachmittagsbereich ist diesem Ziel bereits deutlich Rechnung getragen worden. Im Folgenden werden die genannten Aspekte Bewegungsmöglichkeiten in den Pausen, im Unterricht und in den Nachmittagsangeboten aus der konzeptionellen Perspektive skizziert. Zuvor aber werden die Aussagen zur beigemessenen Bedeutung der Bewegung in der Schule und die vorhandene und gewünschte Form der Rhythmisierung dargestellt. 1.1 Bedeutung von Bewegung 160 165 Der Stellenwert von Bewegung wird für die Grundschule und Sekundarstufe I unterschiedlich gehandhabt: Für viele Kollegen, weiß ich, hat es einen hohen Stellenwert und für viele andere einen weniger großen Stellenwert. Also ich weiß es von den Grundschulkollegen, die sind in der Regel bemüht darauf zu achten, dass Bewegung da ist für die Kinder, weil wir einfach feststellen, wenn sich Kinder bewegt haben, ausgepowert haben, sind sie einfach auch wieder aufnahmefähiger, konzentrierter. Und ich denke mal in vielen anderen Klassen, in den höheren Klassen, ist es eben einfach nicht mehr, spielt es einfach nicht mehr so eine Rolle (I/L6/113-113). Im Grundschulbereich wird der Bewegung somit ein größerer Stellenwert zugesprochen. Diese dient hauptsächlich der Kompensation der kognitiven Aspekten der Schule (vgl. ebd. 113-118). 3 Diese Bezeichnung schließt immer gleichermaßen beide Geschlechter mit ein, sofern diese nicht explizit getrennt voneinander betrachtet werden. Entsprechend gilt dies auch für die Bezeichnungen Lehrer, Übungsleiter und Kollegen. 7

170 175 180 185 190 195 200 Ein weiterer Lehrer bestätigt dies und ergänzt, dass der Bewegungsdrang der Kinder bis zur sechsten Klasse groß ist: Der Stellenwert der Bewegung nimmt mit Alter der Schüler ab. Das ist ganz klar. Was ich jetzt so für fünf/sechs beschrieben habe, trifft für die Grundschule sicher, was ich so von außen sehe genauso zu, vielleicht ist das da noch stärker. Also, dass ich dann sagen würde, dass der Stellenwert von Bewegung, also bis Klasse sechs, für Schüler einen großen Stellenwert (hat) und ich glaube, dass wir auch diesem großen Stellenwert als Schule schon ganz gut gerecht werden. Aber da gibt es noch auch Möglichkeiten das noch auszuweiten, was wirklich auch so den alltäglichen Unterricht angeht, dass man da auch Bewegungselemente integrieren könnte (I/L4/40-40). Der Wunsch die Bewegungsmöglichkeiten insbesondere für den Unterricht zu erweitern, ist vorhanden, wo anscheinend gleichzeitig ein Defizit gesehen wird. Ein Lehrer versucht zumindest bei Doppelstunden etwas Bewegung in den Unterricht zu integrieren: Ich merke das auch bei den Kleinen, wenn ich da eine Doppelstunde hatte..., dann muss ich immer zusehen, dass ich so eine Phase zwischendurch habe, wo sie auch mal ein bisschen, ja, wo man sich nur mit dem Nachbarn über was unterhalten muss oder so, ein bisschen Bewegung reinkommt im übertragenen Sinne (I/L7/132-132). Der Gedanke der Förderung von Bewegung an der Schule existiert zwar länger, aber bislang eher für die Pausengestaltung: Also dieser Gedanke, dass wir im Bereich der Bewegung mehr für unsere Schüler tun müssen, ist eigentlich schon sehr alt. Also es hat ja auch vor vielen Jahren schon eine Befragung der Schüler stattgefunden, wie sie ihren Schulhof verändert haben möchten zum Teil sind Ideen davon verwirklicht worden, andere nicht aus geldlichen Gründen (I/SL/8-8). Der kontinuierlichen Entwicklung von Bewegung an der Schule steht, neben den finanziellen Ressourcen, das hohe Arbeitspensum der Lehrer im Weg. Die Schule ist eine große Schule, wo viele Veranstaltungen stattfinden und vorbereitet werden müssen. Zusätzlich entstehen häufig Rückfragen von Schülern und Kollegen, die Zeit in Anspruch nehmen. Insgesamt kosten die Nebentätigkeiten zum Unterricht so viel Zeit, dass die Lehrer zufrieden sind, wenn sie konzentriert ihren Unterricht vorbereiten können (I/L5/86-86). Auch die Sportlehrer spielen bei der Entwicklung von Bewegung, aufgrund der hohen Arbeitsbelastungen, ebenfalls keine besondere Rolle: Wenig, also wir machen unseren Sportunterricht, es gibt keine Zeit. Das ist es einfach. Also ich wüsste gar nicht, wie ich mich darum noch kümmern sollte. Also ich bin jetzt auch Sportkollegin, das haut gar nicht hin. Also insofern macht da jeder so dann seins, was er machen kann dann (I/L6/122-122). Es scheint aufgrund von fehlenden 8

205 210 215 220 225 230 235 zeitlichen Ressourcen keine allgemeine Zielvorstellung für eine Bewegte Schule vorhanden zu sein, außer für die Pausen. So wird im Sportunterricht Bewegung eher leistungsorientiert betrachtet, was auch von den meisten Sportlehrern auf die Nachmittagsangebote ausgeweitet wird (vgl. I/L3/39-44). Erfolge im Bereich Sport werden von einem Sportlehrer als Aushängeschild für die Schule angesehen: Ja, also ich bin der Meinung, dass z.b. solche Gruppen, die sich dann etablieren auch ein Aushängeschild für eine Schule sein können, wie z.b. eine Basketballmannschaft oder auch eine Leichtathletikgruppe, die auch die Schule verlässt und an irgendwelchen Wettbewerben teilnimmt. Einfach die Schule nach außen vertreten, positiv vertreten und das auch über einen längeren Zeitraum, weil es ja auch immer für eine gewisse Nachhaltigkeit sorgt, wenn die Schüler dann länger bei einer Sache bleiben und nicht dieses Hopping machen, dann einmal dies und einmal das. Das würde ich mir halt wünschen (I/L1/50-50). Neben dem Leistungsaspekt spricht dieser Sportlehrer u.a. auch den Gesundheitsaspekt an: (Den) Gesundheitsaspekt darf man nicht außer Acht lassen, da auch diese sozialen Dinge, die Interaktion die da abläuft, dass man sich auch dann als Team fühlt oder einfach auch mit der Schule dann besser identifiziert. Ja und dass aber auch Sport auch etwas mit Leistung zu tun hat, dass Leistung auch ein bisschen anstrengend ist, dass man ein bisschen ins Schwitzen kommt und nicht dass man dann so eine Sportabstinenz sich heranzüchtet Dass man den Sportunterricht auch ausfüllt mit Sport und nicht mit irgendwas, Hauptsache die Schüler sind irgendwie beschäftigt. Das würde ich als unbedingt erforderlich sehen, dass die Sport nicht als Last empfinden, sondern als Lust an der Bewegung. Und selbst für Schüler, die halt da alleine von ihrer körperlichen Statue vielleicht nicht unbedingt die besten Sportler sind, aber die wenigstens auch zum Bewegen bringen, ja zum nachhaltigen Bewegen, dass sie einfach auch erkennen, dass sie durch Sport ihren Körper auch ein bisschen auf richtige Bahnen lenken können. Weil es ist ja immer die Diskussion mit den vielen dicken Kindern. Die vielen dicken Kinder sehe ich in der Grundschule eigentlich eher wenig. Ja ich sehe die eher ab dann den höheren Klassen, wo dann so vieles aus dem Ruder läuft und vollkommen falsche Ess- und Freizeitgewohnheiten dann extremst zu Buche schlagen (I/L1/93-96). Ein anderer Sportlehrer wünscht sich herausragende Mannschaften, um besonders für Hauptschüler über Bewegung Anerkennung bieten zu können. Ich fände es schon schön, wenn wir eine Fußballmannschaft, eine Leichtathletikmannschaft... hätten, wo wir stolz drauf sein können und wo auch die Schüler immer wieder, oft ja 9

240 245 250 255 260 265 270 Hauptschüler, die sonst wenig positive Erfahrungen haben, immer wieder loben und positiv ansprechen könnte und sagen könnte: Hier, ich habe auch gelesen, du warst in der Zeitung. Ihr habt gut gespielt! Da wachsen die ja. Das fände ich schon toll, ja (I/L8/77-77). In Bezug auf eine Ganztagsschule werden aktive Bewegungsmöglichkeiten und Ruhephasen als gleichbedeutend angesehen: Also das würde ich auf jeden Fall auf eine Ebene stellen. Also, ich denke, die Ruheräume sind ganz, ganz wichtig, diese Ruheoasen für die Kinder. Die sind für mich auch sehr wichtig im Unterricht. Da lege ich sehr, sehr viel Wert drauf, dass wir auch immer wieder Ruhezonen haben und auch ganz leise gearbeitet wird oder ein leises Gespräch und nicht dieses Holter- Polter. Auf der anderen Seite natürlich auch, gerade in dem Alter, aber in jedem Alter natürlich auch, ob sie 12 oder 13 sind. Bewegung ist natürlich auch ganz, ganz wichtig. Also es muss ein ausgewogenes Verhältnis da sein, würde ich sagen, was geschaffen werden muss und deswegen, denke ich, sind auch noch einmal diese Nachmittagsangebote, wo natürlich auch ganz viel auf sportiven Sektor passiert auch sehr, sehr wichtig. Weil von zu Hause ist es halt nicht immer so oder die Kinder haben nicht diese Anleitung oder sie sind viel wirklich in geschlossenen Räumen oder gucken fern oder ähnliches (I/L5/56-56). Um dieses zu vermeiden, spielt die Implementierung von Bewegung im Ganztagsangebot eine zentrale Rolle: Bewegung spielt im Ganztagsangebot insofern eine Rolle, dass Schüler einfach viel länger hier sind, weil dann brauchen sie Bewegung. Und wir hoffen, dass Kinder ansonsten nachmittags auch Bewegungsangebote wahrnehmen, sei es im Verein oder mit den Eltern schwimmen gehen Und wenn wir jetzt Ganztagsschule sind, dann fällt viel von diesen Aufgaben, die ja auch von Eltern teilweise nicht erledigt werden, aber die wir uns ja irgendwo wünschen halt, dann auf uns zurück. Und dem müssen wir Rechnung tragen und müssen dann einfach auch viele Bewegungsangebote machen (I/L4/43-43). Bewegung spielt im Ganztag also eine Rolle, weil erstens die Schüler bis 16 Uhr Bewegung brauchen und zweitens, weil die Schule sich verantwortlich fühlt, ein kulturelles Angebot zu bieten. Auch wenn diese Aufgabe nur stückweise von den Eltern übernommen werden kann, kann keine allzu individuelle Ansprache stattfinden: Also diese ganz persönliche, individuelle Ansprache, die ja dann auch wichtig ist Komm, lass uns zweimal etwas machen, das kriegen wir nicht hin. Ja, also das muss immer im größeren Rahmen sein, aber Kindern da Anregungen zu geben sich zu bewegen und auch so 10

275 280 285 290 295 300 305 einen Rahmen zu bieten, wo es Spaß macht, das können wir schon leisten (I/L4/45-45). Zusammenfassend wird der Bewegung in der Grundschule ein größerer Wert beigemessen als in der Sekundarstufe. Der Bewegungsdrang der Schüler scheint ab der siebten Klasse aber auch abzunehmen. Im Unterricht findet Bewegung vereinzelt statt, der Wunsch nach einer Intensivierung ist aber vorhanden. Die intensivste Arbeit an der Entwicklung von Bewegung in der Schule ist in die Pausengestaltung investiert worden. Für einen weiteren Ausbau fehlen die finanziellen Mittel und vor allem fehlen zeitliche Ressourcen für die Umsetzung von Bewegung im Unterricht. Die Bewegung im Sportunterricht und für die AGs am Nachmittag wird von einigen Sportlehrern leistungsorientiert gesehen, wo teilweise der Gesundheitsaspekt als Begründung mitschwingt. Explizit für eine Ganztagsschule werden aktive Bewegungsmöglichkeiten gleichgesetzt mit notwendigen Ruhephasen, die gleichermaßen für einen Aufenthalt in der Schule bis 16 Uhr als notwendig betrachtet werden. Zudem fühlt sich die Schule verantwortlich für die Schaffung von kulturellen Angeboten am Nachmittag an der Schule. 1.2 Rhythmisierung des Schulalltags zwischen Wunsch und Wirklichkeit Die Rhythmisierung der Schule hat Auswirkungen auf die Bewegungsmöglichkeiten der Schüler, weshalb die vorhandene Rhythmisierung und die gewünschte Rhythmisierung vorgestellt wird. Der momentane Schulrhythmus ist durch drei Doppelstundenblöcke und zwei kleine Pausen gekennzeichnet, mit anschließenden Nachmittagsangeboten. Die Schule beginnt um 8 Uhr, die erste Pause ist 20 Minuten lang und beginnt um 9.30 Uhr. Danach folgen erneut zwei Unterrichtstunden bis 11.25 Uhr mit einer anschließenden Pause von 15 Minuten. Im Anschluss finden die letzten zwei Unterrichtstunden für den Vormittag bis 13.05 Uhr statt: Ich habe um 8 Uhr die erste Stunde, die geht bis um kurz vor 8.45 Uhr. Dann habe ich keine Pause, dann kommt gleich die zweite Stunde bis um 9.30 Uhr. Dann habe ich eine große Pause und dann habe ich die dritte Stunde, die geht so bis um 9.35 Uhr, 10.30 Uhr und dann habe ich wieder keine Pause. Dann kommt die vierte Stunde. Die geht bis um 11.25 Uhr. Dann habe ich wieder eine große Pause. Dann habe ich die fünfte Stunde, die geht bis um 12.25 Uhr und dann noch die sechste die geht noch bis um 13.05 Uhr (I/Sm7Jg/10-10). 11

310 315 320 325 330 335 340 Die vorhandenen Doppelstundenblöcke scheinen nur teilweise als Doppelstunden genutzt zu werden: Wir haben eben im Vormittagsbereich, die erste, zweite Stunde ist eine Doppelstunde und dann finden im Grunde Einzelstunden statt. Also wenn Lehrer zufällig dritte, vierte Stunde in einer Klasse haben, dann ist das eben eine Doppelstunde, aber es findet auch sehr häufig noch Lehrerwechsel statt (I/SL/16-16). In diesem Rhythmus sind zwischen den Doppelstunden keine Bewegungspausen vorgesehen: Ich meine unsere Rhythmisierung ist momentan, wir haben ja zwei Stunden immer am Stück mit einer, mit keiner Pause dazwischen. Das nutzen zwar viele als Pause, aber es ist eigentlich nicht als Pause gedacht (I/L6/100-100). Dies widerspricht dem Biorhythmus der Schüler. Nicht nur für den Unterricht, für den gesamten Schultag wird der Wunsch geäußert, dem Biorhythmus auch Rechnung (zu) tragen (I/L7/130-131). In diesem Zusammenhang wird gefragt, ob die Schule nicht später anfangen könnte: Ich glaube, das kommt vielen Schülern zugute. Also, ich erlebe es ganz oft, dass die (Schüler) morgens um acht noch völlig übermüdet sind. Und möglicherweise kann man das Ganze ein bisschen nach hinten verschieben und das einfach mehr öffnen (I/L6/100-100). Geöffnet werden soll auch der Schultag, sodass der Vormittag nicht isoliert neben dem Nachmittag steht. Nach dem momentanen Rhythmus des Vormittages bis 13.05 Uhr folgt das Mittagessen und um 13.45 Uhr beginnen die Nachmittagsangebote. Mit dieser Konzeption ist die Schule jetzt im dritten Jahr Schule mit Ganztagsangebot, das ist sicherlich im Grunde die unterste Stufe. Von Rhythmisierung kann man bei uns wirklich noch nicht sprechen (GD/21-21). In Bezug auf Bewegung herrscht die Meinung, dass, wenn die Schule eine gebundene Ganztagsschule ist, automatisch ganz viel Bewegung mit drin (ist) (GD/350-350). Dies ist u.a. ein Grund, warum das Kollegium unzufrieden zu sein scheint mit der vorhandenen Rhythmisierung und dem Konzept, dass sie für das nächste Jahr an einer neuen Rhythmisierung planen: Aber für nächstes Jahr müssen wir schon überlegen, wenn wir den Stundenplan machen, ob man nicht, wenn Schüler z.b. am Nachmittag Unterricht haben, sollten die da nicht z.b. Vormittags nur fünf Stunden haben, damit sie einfach eine richtige Mittagspause haben. Zurzeit ist es ja so, dass um 13.05 Uhr der Unterrichtsvormittag endet und um 13.45 Uhr fängt das Nachmittagsangebot an. Und dann hat man, wenn man noch was essen will, eigentlich gar keine Zeit mehr sich zu bewegen. Zum Beispiel sich zu bewegen oder auch sich irgendwohin zu setzten (GD/258-258). 12

345 350 355 360 365 370 375 Für die Zukunft schwebt der Schule also eine andere Rhythmisierung vor, die dem Lernen in der Ganztagsschule und auch der Bewegung einen größeren Stellenwert einräumt. Die Entwicklung zu einer Ganztagsschule mit einem vernünftigen Konzept (I/L8/68).wird als wichtig betrachtet. In den bisherigen Ausbau zu einer Ganztagsschule wurde viel Mühe investiert, es bleibt aber noch offen, inwieweit sich die Tatsache in den Köpfen des gesamten Kollegiums Einzug nimmt, dass Schule auch nach 13 Uhr noch stattfindet Ich denke die Form, inwieweit jeder Lehrer, jeder Kollege und jeder Schüler da im Ganztagsunterricht eingebunden sein will, ich glaube das ist unterschiedlich. Denn ich habe ja auch schon gesagt, ich will ja auch nicht jeden Mittag bis um 16 Uhr hier sitzen, wirklich nicht. An einem Mittag macht mir das nichts aus, am zweiten da überlege ich dann drüber, ich meine dann habe ich am Vormittag weniger Verpflichtungen hier... ich denke, das ist immer noch ganz arg in der Diskussion wie und welche Form wir hier wollen und was für unsere Schüler und was für uns gut ist, was auch die Eltern wollen, denn es ist ja auch immer wieder eine große Frage - wie viel Schüler melden sich denn an für das nächste Schuljahr? Das ist spannend einfach, wie sich das so weiterentwickeln wird (I/L8/68-69). Bevor sich das Kollegium einig wird über die gewünschte Rhythmisierung des Schultages, träumen einige Lehrer vorerst im ersten Schritt von einem Kollegium, dass sich wertschätzt und das Gefühl hat: Die Q14-Schule ist eine klasse Schule (GD/339-339). Ein Lehrer wünscht sich für die Entwicklung von Bewegung an der Schule, aber auch generell, mehr Engagement bzw. ein gemeinsames Agieren in Situationen, wie Wintertage oder auch Bundesjugendspiele: Wenn das Kollegium gefordert wird, wenn etwas passieren muss, dann sind sie da, aber ansonsten würde ich mir noch ein bisschen mehr Engagement wünschen... aber das ist halt so, dass wir Lehrer da wirklich in unserer Klasse sind. Man ist Einzelkämpfer und da passiert ansonsten relativ wenig (I/L4/52-52). Hier dringt durch, dass im Kollegium der Zusammenhalt zumindest teilweise nicht vorhanden zu sein scheint. Im zweiten Schritt würde für die Schulleitung eine ideale Rhythmisierung folgendermaßen aussehen: Also meiner Meinung nach würden wir mit einem offenen Anfang morgens beginnen. Die Schulanfangszeit wäre in meiner Vision nicht 8 Uhr, sondern dem Biorhythmus entgegenkommend, ein bisschen später auf jeden Fall. Dass wir dann natürlich nicht nur diese 45 Minuten hätten, dass wir die Pausenzeiten an sich ausdehnen, von 15 oder 20 Minuten weg, dass wir zeitversetzt für die einzelnen Altersstufen eine Mittagspause machen, dass wir von 12 Uhr bis 13 Uhr Mittagspause haben, das müsste man einteilen... Und dass eben auch am Nachmittag 13

380 385 390 395 400 405 ganz normaler Pflichtunterricht stattfindet und dass eben zu einer bestimmten Zeit die Schule endet. Wir haben für die Hauptschule so ein Konzept schon einmal fertig gemacht, aber die Mittel fehlen, um das zu verwirklichen (I/SL/72-72). Das von den Hauptschullehrern entwickelte Konzept ist wirklich ein Konzept mit Rhythmisierung des Tages für eine gebundene Ganztagshauptschule ab der Klasse sieben. Wenn wir das aber umsetzten, dann bleibt uns eigentlich keine Stunde mehr übrig für den weiteren Schulbereich. Also der Wunsch ist schon da (GD/306-306). Die einzige Möglichkeit, um die gewünschte Rhythmisierung umzusetzen, sind mehr Lehrerstellen. Es gibt aber nur eine zusätzlich Lehrerstelle: Aber das ist einfach so, wie gesagt, wir haben diese eine (Lehrer)Stelle und wir haben tausend Wünsche, was mit diesen 26 Stunden alles gemacht werden soll Eine einzige Stelle und das ist viel zu wenig, um ein vernünftiges Ganztagsangebot zu machen eine Lehrerstelle und wir kriegen also im Grunde 26 Stunden mehr zugewiesen und dies soll verwendet werden für Hausaufgabenbetreuung, für Förderunterricht, für Angebote für Mittagsbetreuung für Bewegung, für alles und das ist natürlich ein Witz für 700 Schüler eine Stelle (GD/363-370). Gerade in Bezug auf eine Ganztagsschule würde sich ein Lehrer mehr Räumlichkeiten, Material und Zeit wünschen (vgl. I/L6/113-136). Resümierend stehen den Schülern am Vormittag 35 Minuten Pause zur Verfügung. Die Schüler halten die Pausenlänge für ganz okay (I/Sm5Jg/111-114). Ein Lehrer sieht dies aber anders und wünscht sich auch längere Pausen. Also gerade auch so für die jüngeren Schüler. Was sind 20 Minuten? Also wenn man... da groß was machen möchte, das ist nicht viel (GD/286-286). Zwischen den Doppelstundenblöcken scheint es nur bedingt Pausen zu geben, so dass die momentan vorhandene Rhythmisierung von einigen Lehrern hinterfragt wird. Es gibt die Vorstellung von einer anderen Rhythmisierung: Aber dann müsste man eine richtige Ganztagsschule sein, das sind wir ja nicht. Wir sind ja nur eine Schule mit ganztägigem, mit offenem Angebot die Fächer liegen natürlich alle am Vormittag und am Nachmittag (I/L7/128-129) sind dann die AGs. 1.2.1 AGs am Nachmittag Am Nachmittag existieren für die Schüler im offenen Angebot diverse AGs, die Möglichkeiten für Bewegung bieten. Die Angebote basieren auf Freiwilligkeit, außer für die Schüler, die kein Französischunterricht erhalten (vgl. I/Sm7Jg/16-16): Also, die Französisch gewählt haben, die haben zwei Stunden mehr in der Woche. Also 14

410 415 420 425 430 435 mittwochs und donnerstags haben die, die kein Französisch haben, die erste (Stunde) frei und freitags habe ich halt eine Doppelstunde Französisch und da haben die, die kein Französisch haben, Wahlpflichtunterricht, müssen sich sozusagen nachmittags noch ein Nachmittagsangebot wählen (I/Sm7Jg/14-14) was aus einem Bewegungsbereich gewählt werden kann. Diese praktizierte Form dieses freiwilligen Zwangs (I/L7/56-56) wird als kleine Verzahnung (GD/336-336) beschrieben: Ja gut, wir haben eine kleine Verzahnung im WPU, also die Schüler, die kein Französisch haben, haben WPU und haben aber zwei Stunden weniger und sollen deswegen an einem Nachmittagsangebot teilnehmen (GD/336-336). Dieses wird vermutlich als die kleine Verzahnung beschrieben, da im Grunde nachmittags alles drauf gepfropft (ist). Das hat nichts mit Rhythmisierung des Schultages zu tun (GD/337-337). Insgesamt haben einzelne Klassen Pflichtunterricht nachmittags, weil wir den Förderunterricht z.b. in den Vormittag gelegt haben oder weil manche Klassen einfach so viel Unterricht haben, dass der gar nicht am Vormittag abzudecken ist. Aber es ist kein vernünftiges Konzept da (GD/283-285). Ein Schüler jedoch kann nicht am AG-Angebot teilnehmen, weil er sonst sehr spät zu Hause wäre: Weil ich komme sowieso erst um 14.30 Uhr nach Hause und der nächste Bus, dann wäre ich erst um 17.30 Uhr oder so zu Hause, weil ich muss ja mit dem Oberlandbus fahren (I/Sm7Jg/26-26). Die Schule ist bei ihrer Schulrhythmisierung bemüht, dass die Schüler nicht zu spät nach Hause kommen. Dazu gehört auch, dass sich die Schule an die Buszeiten der Schüler orientieren muss: Wir sind natürlich an die Buszeiten hier auch gebunden, zu den Buszeiten, wenn die Kinder nach Hause müssen. Das spielt natürlich eine ganz wichtige Rolle das muss natürlich abgesprochen werden mit den Busunternehmen, dass einfach die Kinder dann auch entsprechend nach Hause kommen Das sind Schulbusse. Und manche nehmen die normalen Linien auch und dann halt Zug, haben wir natürlich auch noch Kinder, die dann Zug fahren. Das muss schon so aufeinander abgestimmt sein (I/L2/98-102). 1.2.2 Vorteile einer richtigen Ganztagsschule 440 Nicht nur bei einer Abstimmung der Buszeiten werden für die Schüler Vorteile gesehen, sondern in viel stärkerem Maße bei einer anderen Rhythmisierung. Für eine von Lehrern assoziierten richtigen Ganztagsschule werden verschiedene Vorteile genannt. Ein Unterschied wird in der stärkeren Verzahnung des Unterrichts am Vormit- 15

445 450 455 460 465 470 475 tag mit dem Unterricht am Nachmittag gesehen: Ja, es wäre einfach alles mehr miteinander verzahnt (I/L7/130-130). Dadurch würde das Lernen nicht so auf den Vormittag geknebelt, eben so zu sagen nur das Kognitive sein (I/L7/130-130). Mit das Kognitive ist vermutlich eine Entzerrung der Unterrichtsphasen gemeint, in die auch Bewegungsmöglichkeiten eingegliedert sind. Zusätzlich wird auch die Öffnung der Person in Anspruch genommen, die unter der vorhandenen Konzeption zu kurz kommt und auch nicht zu einer Entlastung des Kognitiven beiträgt. Bei der momentan vorhandenen Rhythmisierung findet eine Lehrerin, dass zu wenig Zeit für die Schüler bleibt: Das kommt zu kurz. Das ist dieser 45-Minutenrhythmus, der vieles beschneidet an Persönlichem, an der Kontaktaufnahme, am Hinterfragen der Bedürfnisse der Einzelnen und so weiter. Also man kann oft nicht genügend eingehen auf Schüler, wenn man wirklich keine Zeit hat. Ja, ich muss nach 45 Minuten da raus und in eine andere Klasse, wenn ich noch Fachlehrerin bin z.b. Und insofern ist es etwas ganz wichtiges, um eben auch den persönlichen Kontakt oder auf die Bedürfnisse der Einzelnen besser eingehen zu können, der Kinder. Das sind ja alles ganz, ganz viele Persönlichkeiten, Individualitäten und alle haben irgendwie immer wieder Bedürfnisse und man kann als Lehrer einfach nicht (darauf) eingehen. Und wenn ich ein Kind richtig einschätzen will und es richtig behandeln möchte, dann ist es einfach wichtig, dass ich das Kind kennen lernen kann. Und die Möglichkeiten hat man oft nicht, einfach mal für ein persönliches Gespräch. Was war heute bei dir? Warum bist du heute nicht so gut drauf? Was hast du? Ist gestern etwas passiert, in deiner Familie? Ja, wie auch immer. Also dafür hat man eigentlich keine Zeit (I/L6/138-141). Diese persönlichen kleinen Kontakte sind wichtig für das gesamte Schulklima für Gewaltprävention auch durchaus. Also das denke ich, ist auch so ein ganz wichtiges Ding. Wenn ich Möglichkeiten habe, mich mit den Leuten zu beschäftigen und auch so ein bisschen weiß, was da vielleicht zu Hause passiert oder welche Nöte vorhanden sind. Dann kann ich da auch als Lehrer vielleicht ein bisschen einwirken oder mehr Verständnis zeigen (I/L6/144-145). Bei der momentanen Rhythmisierung ist der Schulvormittag klar strukturiert und da zählt eben Leistung und am Nachmittag ist es stärker spaß- und interessenorientiert (I/L6/86-86). 1.3 Bewegung in den Pausen Für Bewegungsmöglichkeiten in den Pausen gibt es für die Schüler zwei Pausen am Vormittag. Die erste Pause ist zwanzig Minuten lang und die zweite eine Viertelstun- 16

480 485 490 495 de (vgl. I/Sw9Jg/6-6). Innerhalb dieser Pausen werden die Bewegungsmöglichkeiten der Schüler als ziemlich groß eingeschätzt: Also generell gut, weil die Möglichkeiten sich bewegungsmäßig einfach aktiv da einzubringen, in den Alltag, sind ja schon ziemlich groß im Vergleich zu vielen anderen Schulen, die halt nur einen engen Schulhof haben und keine Anbindung an eine Sportanlage und so weiter (I/L6/3-4). Die Bewegungsmöglichkeiten auf dem ohnehin großen Schulhof werden für die Grundschüler noch durch eine Spieletonne unterstützt, die jede Klasse erhält. Diese enthält Spielgeräte, die sie mit auf den Schulhof nehmen können. Während der ersten großen Pause dürfen die Schüler aber auch in der Klasse bleiben, in der zweiten werden die Klassen abgeschlossen, sodass alle auf den Schulhof müssen. Die Schule hat sich zur Optimierung dieser Bewegungsmöglichkeiten in den Pausen eine Rückmeldung vom Forschungsteam StuBSS gewünscht, wo die Vertreter von der Jugendhilfeinitiative (Initiative für Kinder-, Jugend- und Gemeindewesenarbeit) in A und dem Förderverein für Bewegung und Sport B dabei sind, die auch an der Schule mitarbeiten, um gemeinsam zu überlegen, was könnten wir hier noch verwirklichen, was jetzt attraktiv wäre für die Schüler im Bereich Pause oder auch Mittagspausengestaltung? (I/SL/66-66). Zunächst aber werden die vorhandenen Bewegungsräume vorgestellt. 1.3.1 Schulhof 500 505 Der Schulhof ist in mehrere Bewegungsräume aufgeteilt, z.b. in einen Fußballplatz, einen Bereich für Basketballkörbe, Tischtennisplatten, zwei Spielplätze und eine asphaltierten Fläche für verschiedene Bewegungsaktivitäten. Ein Lehrer beschreibt, dass der Schulhof viele Gelegenheiten zum Spielen, zum Toben, zum Herumlaufen (bietet), was, wie ich finde, von den Schülern auch sehr stark genutzt wird (I/L4/4-4). So hat er auch die Erfahrung gemacht, dass, wenn man z.b. nach der großen Pause in die Klasse kommt, ein Großteil einen hochroten Kopf (hat). (Und sie) sind außer Atem. Die wollen erst einmal etwas trinken, weil sie getobt haben (I/L4/28-28). 1.3.2 Spieletonne Für die Grundschulklassen existieren in den Klassenräumen Tonnen mit Spielmaterial, mit denen die Kinder auf dem Schulhof spielen können: Die Grundschulklassen bekommen zu Beginn des Schuljahres eine vollständige Spieletonne mit diversen 17

510 515 520 525 530 Spielgeräten, vom Federballspiel bis dieses Pelota 4 -ähnliche Spiel und Hüpfseil und Bälle verschiedener Art zugeteilt. Das sollen sie im Prinzip auch selbst organisieren, sich diese Spiele dann herauszunehmen in den Pausen und diese Spiele auch zu benutzen. Und am Ende des Schuljahres werden diese Spieletonnen wieder eingesammelt, auf ihre Vollständigkeit überprüft und dann gegebenenfalls wieder aufgefüllt (I/L1/22-22). Die Kinder sind also klassenmäßig mit je einer Spieletonne ausgestattet, die die Kinder gerne nutzen (vgl. I/L5/52-52), um hauptsächlich Ballspiele zu spielen (vgl. I/SL/8-8). Eine Lehrerin hat für die Spieletonne eingerichtet, dass zu Geburtstagen z.b. auch Sportgeräte oder Spielgeräte von den Eltern mitgebracht, also der Klasse zur Verfügung gestellt werden können. Und jetzt z.b. bekommen wir nächste Woche Tischtennisschläger (I/L6/8-8). Die Eltern des Geburtstagskindes machen der Klasse also ein Geschenk, das etwas mit Bewegung zu tun hat. In der Vergangenheit gab es bereits einen Hula-Hoop-Reifen, Springseile, usw. (vgl. I/Sw3Jg/230-230). Für die Zukunft wünscht sich eine Schülerin der dritten Klasse einen Hüpfball für die Spieletonne: Ein Spielgerät hätte ich (gerne). Also das ist so ein Ball mit so einem Plastikteil darum, wo man sich mit den Füßen halt da drauf und dann so hopsen kann (I/Sw3Jg/222-222). Die Spielgeräte aus der Spieletonne werden aber auch während der Betreuung am Nachmittag genutzt. Ein Mädchen aus der dritten Klasse nutzt z.b. die Seile oder einen Basketball: Also manchmal auch Seile, wenn wir Pferde spielen und manchmal auch den Basketball dann, also die Klasse ist ja noch offen, wenn wir in der Betreuung sind und dann nehmen wir uns manchmal da die Spielgeräte (I/Sw3Jg/230-230). 1.3.3 Offene Klasse 535 Neben den Bewegungsaktivitäten auf dem Schulhof bietet die Schule den Schülern die Möglichkeit, sich zumindest in einer Pause in ihren Klassenräumen aufzuhalten. Die Klassenräume sind in der ersten Pause auf, in der zweiten Pause zu. Dass in der zweiten Pause die Klassenräume geschlossen werden, wird insgesamt positiv gesehen, weil die Schüler auf den Schulhof gehen und sich bewegen können, denn die 4 18 Pelota: baskisches, tennisartiges Rückschlagspiel, bei dem der Ball von zwei Spielern oder Mannschaften mit der Faust oder einem Lederhandschuh an eine Wand geschlagen wird (Duden Fremdwörterbuch).

540 545 550 555 560 565 570 meisten bleiben in den Klassenräumen, wenn sie durch die Schließung der Räume nicht gezwungen werden (vgl. I/Sw9Jg/12-12). Ein Schüler der siebten Klasse erinnert sich, dass die Klassenräume früher in beiden Pausen offen waren: Nur dann haben die Kinder zu viel Blödsinn gemacht oder so und dann wurde die zweite große Pause geschlossen (I/Sm7Jg/130-132). Den Grund kennt er nicht. Ein Lehrer kennt ihn jedoch: Das ist aber jetzt teilweise eingeschränkt worden, weil es da zu viel Ärger gab. Da wurden dauernd die Regeln der offenen Pause verletzt und deswegen ist jetzt gerade nur noch eine Pause offen Ja, man darf z.b. nur einmal die Klasse verlassen. Also entweder bleibe ich in der Klasse oder wenn ich die Klasse dann verlasse, darf ich nicht mehr zurückkommen. Ja, also dass nicht dauernd eine Störung der Kinder erfolgt, die im Klassenraum bleiben, die vielleicht etwas lesen wollen, etwas malen wollen, sich unterhalten wollen, leise oder dass da halt auch eine ruhige Atmosphäre vorherrscht. Ja und das ist halt immer wieder Streitpunkt. Das wird halt von vielen nicht begriffen oder haben die dann vergessen. Und von daher gab es halt auch immer wieder diesen Ärger mit der offenen Pause Die offene Pause im Klassenraum ist eigentlich eher als Rückzugsmöglichkeit bzw. als Ort der Ruhe zu verstehen. Die sollen ja keineswegs in der Klasse dann herumtoben oder andere belästigen, die halt in Ruhe lesen wollen z.b., sich unterhalten wollen. Weil dafür haben sie ja dann auf dem Pausenhof genug Gelegenheit sich auszutoben (I/L1/31-36). Für die Schule bedeutet die Offene-Pause-Regelung man hält sich entweder im Klassenraum auf und ist unauffällig - schreit nicht, tobt nicht, rennt nicht, spielt nicht Ball, sondern verhält sich so, als wäre man zu Hause im Wohnzimmer (I/L8/15-15). Einer Lehrerin ist es wichtig, dass die Kinder jede Pause auf den Schulhof gehen: Also ich scheuche meine da schon mal raus ((lachend)), obwohl wir ja dieses Prinzip der offenen Pause haben, das heißt, die dürfen schon eigentlich drin bleiben, aber ich sage dann schon Hier, geht bitte raus!. Zweite Pause müssen alle raus, da werden die Gänge auch abgeschlossen, die Gebäude, aber ich will schon, dass die auch in der ersten Pause raus gehen, damit die sich auspowern, austoben draußen, frische Luft schnappen (I/L2/16-16). Die Schüler leisten diesem Bemühen anscheinend keinen Widerstand, das geht eigentlich ganz gut, weil wir es von Anfang an eigentlich gemacht haben bei mir. Ich denke immer, dass, wenn man das von Anfang an durchzieht und auch den Schülern begründet und die merken ja auch, dass es gut tut. Da klappt das eigentlich ganz gut (I/L2/18-18). Ein Schüler findet es ebenfalls gut, dass in der zweiten Pause die Klassenräume geschlossen werden, wünscht sich 19

575 580 585 590 595 aber mehr Angebote in den Pausen: Nur vielleicht müsste man wirklich mal in den Pausen ein bisschen mehr anbieten Also in der zweiten Pause ist er (der Klassenraum) ja zugeschlossen. Da sind die meisten auch auf dem Schulhof dann. Und damit habe ich auch irgendwie so ein paar gute Erfahrungen gemacht, weil dann ist man irgendwie so ein bisschen gezwungen halt raus zu gehen und dann fällt einem mehr ein, was man machen soll oder was man dann gerade macht (I/Sw9Jg/158-158). Gerade Schülerinnen aber gehen in der zweiten Pause nicht raus, sondern treffen sich in der neu gebauten Cafeteria: Und dann in der ersten Pause bleibe ich halt mit meiner, sozusagen, Clique meistens drin, wir gehen auch oft in die Cafeteria und so. Und wenn die zweite Pause ist, müssen halt die ganzen Klassen raus, aber das ist halt ziemlich unlogisch mit der Cafeteria. Dann gehen nämlich alle meistens in die warme Cafeteria rein oder auch in den Vorraum (I/Sw5Jg/4-4). Die offene Pause ist eigentlich als große Idee der Schule bekannt, wird aber zumindest im Winter zwiespältig gesehen: Je länger ich das beobachte, desto toller finde ich es einerseits für Schüler, gerade im Winter, dass man sich drinnen aufhalten kann. Andererseits sehe ich genau da auch die Gefahr, denn noch nicht einmal in der Pause gehen die bis runter auf den Schulhof, um mal eine Nase voll frischer Luft zu schnappen, sondern sitzen den ganzen Vormittag, wenn es hochkommt, in ihrem Klassenraum und gehen da keine zehn Schritte, wenn sie nicht wollen. Also, es gibt die Möglichkeit sich in der Pause zu bewegen, aber die offene Pause ermöglicht es, gerade den Mädchen, auch sitzen zu bleiben (I/L8/4-6). 1.3.4 Turnhalle 600 605 Die Turnhalle wurde für die Pausen versucht zu öffnen, doch anscheinend ist das Vorhaben durch fehlende Kommunikation bzw. Werbung gescheitert. Wir haben im ersten Jahr ausprobiert mittags die Turnhalle zu öffnen, da war immer ein Kollege in der Turnhalle. Es kamen aber so gut wie keine Kinder, vielleicht auch weil das, ja weil das nicht, sich nicht richtig herumgesprochen hatte (GD/25-25). Außerdem begründet ein Lehrer die geschlossene Turnhalle damit, dass sie erstens mal von der Ausstattung her schlecht ist. (Außerdem, für) eine Turnhalle, die in der Pause von Schülern genutzt werden kann, um sich sportlich zu betätigen, da bedürfte es aus rein rechtlichen Gründen eine Aufsicht von Sportlehrkräften, die in der Halle anwesend sind. Außerdem, wenn es ein freies Angebot ist, müsste es schon wieder sehr stark reglementiert sein. Denn es geht nicht, dass in einer 20

610 615 Halle gleichzeitig Fußball gespielt, geturnt und geklettert wird oder sonst was Also könnte man höchstens eine bestimmte Sache dort anbieten, also eine bestimmte Sportart anbieten und dafür müssten dann aber ausgebildete Lehrkräfte da sein, die das ganze anleiten und überwachen. Ein freies Bewegen, okay, aber dann im Rahmen dessen, was ich gerade gesagt habe, weil auch schlicht und einfach versicherungsrechtliche Gründe dagegen sprechen (I/L3/64-64). Ein Schüler berichtet ebenfalls, dass die Halle viel zu klein ist: Da kann man eigentlich nicht so viel machen (I/Sm7Jg/216-216). Zwar geht er davon aus, dass viele das Angebot nutzen würden, wenn man da reingehen dürfte in der Pause, aber (er) würde es nicht machen, denn dann könnte man dort auch wieder gar nichts machen, weil die so klein ist (vgl. I/Sm7Jg/221-226). 1.3.5 Zusammenfassung 620 625 Der Schulhof bietet den Schülern vorwiegend Räume für Aktivitäten, die bewegungsintensiv sind, teilweise werden einzelne Plätze aber auch als Ruheräume genutzt (vgl. 2). Die offene Pause dagegen wird als prinzipieller Ruheraum betrachtet. Da zu viel Unruhe in den Klassenräumen herrschte, wurde in einer Pause der Klassenraum geschlossen. Die Turnhalle scheint wegen fehlender Kommunikation und vor allem wegen fehlenden materiellen und personellen Konditionen in den Pausen nicht genutzt zu werden. 1.4 Bewegung im Unterricht 630 635 640 Obwohl die vorhandene Rhythmisierung mit den Doppelstundenblöcken wenig Raum für Bewegung bietet, ist Bewegung im Unterricht an der Schule durchaus wichtig. Den Lehrern ist zwar durchaus bewusst, dass Bewegung und Lernen eine fantastische Sache ist, um sich eben Dinge zu merken, damit Dinge gefestigt werden (I/L6/40-40), aber die Bedingungen an der Schule sind nicht optimal. So ist Bewegung im Unterricht z.b. nicht im Schulprogramm verankert und somit besteht laut Lehrerauskunft keine Möglichkeit, dass es zur Regel werden könnte: Na ja, es ist teilweise einfach nicht so Gang und Gebe Es müsste vielleicht verankert sein, stärker, im Schulprogramm, Lehrplan, wie auch immer (I/L6/41-42). Darüber hinaus berichten viele Lehrkräfte von Unruhe nach einem Bewegungsangebot im Unterricht, die den weiteren Unterricht zu sehr stören würde. Dennoch wird in der Grundschule Bewegung von zahlreichen Pädagogen in den Unterricht integriert, für die Sekundarstufe bestehen jedoch noch einige Unsicherheiten 21

645 650 655 660 665 670 im Kollegium. So variieren die Angebote von durchgängig ganz viele[n] Beispiele[n] (I/SL/22-22) in der Grundschule bis einer ganz anderen Haltung in der Sekundarstufe I: Die Möglichkeiten sind eigentlich relativ gering (I/L3/46-46). Da mit den höheren Jahrgangsstufen zudem auch das Niveau und die fachlichen Anforderungen ansteigen, ist der Bewegungsapparat in der Sekundarstufe kleiner geschraubt als in der Grundschule (I/L5/76-76). Ein weiterer Grund liegt darin, dass die Grundschule freier ist bei der Stundenplangestaltung: Also wir sind ja in der Grundschule relativ frei von unserem Stundenplan her. Das heißt also, ich fange bei mir immer so an, dass wir unsere Lieder am Anfang haben, Begrüßung, Lieder und dass wir dann eine freie Zeit haben, in der die Kinder einfach auch ankommen können, spielen können, sich bewegen oder lesen... Da können wir mal sagen, wir machen zwei Stunden, was weiß ich, Mathe hintereinander, je nach dem, was man vielleicht für ein Projekt hat. Aber so der Anfang, der ist eigentlich recht festgelegt bei uns, so ritualisiert (I/L2/82-82). Zudem sind in der Grundschule einfach weniger Kollegen in den Klassen eingesetzt. Da findet Rhythmisierung in der Form statt, dass es auch ein gemeinsames Frühstück gibt oder dass es auch wirklich zwischendurch mal Bewegungsangebote gibt. Aber das, kann man sagen, bezieht sich auf die Grundschule (I/SL/16-16). 1.4.1 Klassenfindungstage der fünften Klassen und der zehnten Klassen der Hauptschule Als eine besondere Form von Bewegung im Unterricht bietet die Schule in der fünften Klasse Klassenfindungstage mit der Jugendhilfeinitiative IKJB und dem Förderverein für Bewegung und Sport (BSJ) (an). Die fünften Klassen (verbringen) drei Tage lang im Wald, (wo sie) gemeinsame Bewegungsaufgaben lösen, um sich dort als Gruppe, als Klasse zusammen zu finden (I/L4/10-10). Diese Tage werden von Studenten der Uni organisiert, die eine Seminararbeit in Abenteuerpädagogik absolvieren. Die Lehrer fungieren dabei vor allem als Begleiter (vgl. I/L4/30-30). Während dieser Waldtage wird viel gewandert, in der Natur gespielt und Bewegung in Form von Abenteuerpädagogik gestaltet. Das zehnte Hauptschuljahr ist an der Schule ebenfalls ein Sonderjahr, wo viele Schüler aus vielen verschiedenen Schulen in die Schule kommen, um ihren Realschulabschluss zu machen. Die Bewegungsaktivitäten sind fast analog zu betrachten, wie zu den Klassenfindungstagen der fünften Klassen (vgl. I/L8/6-6). 22

1.4.2 Jugendwaldheim in Ellingen 675 680 Abgesehen von den Klassenfindungstagen fahren alle Schulklassen, getrennt voneinander nach Ellingen. Dort verbringen sie den Tag in einem Jugendwaldheim und arbeiteten zu verschiedenen Themen wie Wald, Energie, nachwachsende Rohstoffe, Wasser, Landwirtschaft usw. (vgl. I/L8/65-65). Die Schüler finden die Tage in Ellingen schön, weil dann... kann man auch, glaube ich, besser bei Lernen, wenn das so ist (I/Sw9Jg/172-172). 1.4.3 Bewegung im Europaschulprogramm 685 690 695 700 705 Ein weiterer Schwerpunkt, was im Schulprogramm seit vielen Jahren verankert ist, ist das Europa-Schulprogramm des Landes Hessen, das Sprachen Lernen, interkulturelles Lernen und Methodenlernen als besondere Schwerpunkte hat (vgl. I/SL/4-4). Die Schule veranstaltet auch Austauschprogramme z.b. mit Schulen in Polen oder Italien, deren Vorbereitungen und Nachbereitungen alle als Ganztagsangebot am Nachmittag stattfinden (vgl. I/L8/49-49). Das Interkulturelle Lernen ist beim Europaschulprogramm nur ein Aspekt. Es geht vordergründig um das Erwerben von Schlüsselkompetenzen (vgl. I/L7/70-70). Eine Schlüsselkompetenz ist der Umgang mit Kindern mit Migrationshintergrund. Die Schule hat sehr viele Nicht-Deutsche oder sagen wir mal von ihrer ethnischen Herkunft Nicht-Deutsche, auch wenn sie deutsche Staatsbürger sind und von daher ist der tägliche Umgang eigentlich normal für uns (I/L7/68-68). In dem Europaschulprogramm spielt die Bewegung aber insgesamt eher eine untergeordnete Rolle (vgl. I/L8/51-51). Die Bewegung wird eher als Mittel zum Zweck betrachtet z.b., wenn ein Austausch stattfindet und am ersten Tag viele Kennenlernspiele gespielt werden (vgl. I/L8/54-61) oder dass beim selbständigen Arbeiten, die Schüler Unterrichtsgänge zu den Regalen usw. tätigen (I/L7/72-72). Der Wunsch beim interkulturellen Lernen mehr Bewegung zu integrieren, ist zwar vorhanden, aber die Entwicklung ist momentan stehen geblieben. Die Idee der Schulleitung ist besonders die Stärken der Kinder, gerade der Migrantenkinder hervor(zu)heben Eigentlich ist das ja gar nichts neues, aber es ist einfach was, was nicht umgesetzt wird und genauso ist es ja im Sportbereich. Gerade der Sport bietet sich eigentlich total gut an für interkulturelle Zwecke. Also die Schüler, die aus anderen Ländern kommen, haben ja in Sport genau die gleichen Voraussetzungen wie die Schüler die immer hier gelebt haben und die können einfach voneinander lernen Wir werden jetzt z.b. unsere Eltern aus unserer Schule befragen: aus welcher Regi- 23