Phylogenetische Bäume

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Transkript:

Phylogenetische Bäume Hauptseminar AfS Algorithmen der Bioinformatik Andreas Brieg Ilmenau, 06.07.2007

Phylogenetische Bäume

Gliederung Einleitung Distanzbasierte Methoden Ultrametriken und ultrametrische Bäume Additive Bäume Merkmalsbasierte Methoden Zweiwertige Merkmale Perfekte Phylogenie Parsimony-Prinzip Topologiekonstruktion

Einleitung

Einleitung Phylogenese Die Phylogenese beschreibt die biologische Entwicklung von Arten und Artengruppen hinsichtlich ihrer Verwandtschaftsbeziehungen und Abstammung während der Erdgeschichte. Dabei erfolgt die Darstellung der Ergebnisse anhand binärer Bäume, die je nach Art des Verfahrens gewichtet oder gerichtet sein können. Taxon Als Taxon (Plural: Taxa) bezeichnet man die Objekte, die in der Phylogenese untersucht werden. Hierbei handelt es sich nicht ausschließlich um Lebewesen, sondern auch beispielsweise um einzelne Gene. Phylogenetischer Baum Ein phylogenetsicher Baum ist ein Baum der die Verwandtschaftsbeziehung zwischen einer Menge von Taxa darstellt und diese gruppiert.

Bemerkung Einleitung Neuere Erkenntnisse lassen darauf schließen, dass die Eukaryoten ein Chimär aus Bakterien und Archaeen sind. Diese Entwicklung lässt sich nicht durch phylogenetische Bäume, sondern nur durch phylogenetische Netze beschreiben. Deshalb sind die hier vorgestellten Methoden mit Vorsicht zu genießen und auf Plausibilität zu prüfen, was aber dann eher die Biologen betrifft. Methoden der Phylogenese können maximal so gut sein, wie das Modell das ihnen zugrunde liegt. Anwendungen Stammbaum des Lebens Klassifizierung von Organismen Verbreitungswege von Krankheiten und Erregern H5N1 Kriminalistik Hat ein Arzt Patienten mit HIV infiziert? Medizin Modellierung der Entstehung von Krebs

Distanzbasierte Methoden

Distanzbasierte Methoden Kennzeichen der distanzbasierten Methoden ist eine Funktion, die 2 Taxa eine Distanz zuordnet, welche die Ähnlichkeit der Taxa beschreibt. Im Allgemeinen wird dazu eine Matrix deren Spalten und Zeilen mit den Taxa beschriftet sind angegeben, welche einen vollständigen gewichteten Graphen über der Menge der Taxa beschreibt. In der Praxis werden die Distanzen häufig anhand der Molecular Clock Theory ermittelt, die besagt, dass die Rate der Mutationen in etwa konstant ist und sich somit aus der Anzahl der Mutationen, die ein Gen in ein Homologes überführt, die Zeit ermitteln lässt, die zwischen dem Entstehen des früheren Gens und der Divergenz der Gene vergangen ist. Ein weiteres Merkmal der distanzbasierten Methoden ist, dass Merkmale über Vorfahren nicht ermittelt werden und somit nur eine Klassifizierung der Taxa stattfindet. Aussagen über Vorfahren sind nur dann möglich, wenn sie auch in der ursprünglichen Menge der Taxa vorkommen.

Ultrametrische Distanzen Definition Metrik: Eine Metrik auf einer Menge M ist eine Abbildung mit folgenden Eigenschaften: Definition Ultrametrik: : M M Q 0 a,b M : a,b =0 a=b a,b M : a,b = b, a a, b,c M : a, b a,c c,b Eine Ultrametrik auf einer Menge A ist eine Metrik mit folgender zusätzlicher Eigenschaft: a,b a, c = b,c a,c a, b = b,c b, c a,b = a,c

Definition ultrametrischer Baum: Ultrametrische Bäume sei ein gerichteter kantengewichteter Baum mit der Kantenbewertung T ist ultrametrisch, wenn folgendes gilt: Beispiel: T = V,E,d d :E Q 0 a,b Leaf T :dist a, LCA a,b =dist b,lca a,b d a,b dist a, LCA a,b

Ultrametrische Bäume minimale ultrametrische Bäume Zwei ultrametrische Bäume T 1 und T 2 heißen minimal, wenn folgende Bedingung gilt: a Leaf T 1, b Leaf T 2 : a, b d 1,d 2 Dabei sind d 1 und d 2 die maximalen Distanzen zwischen zwei Blättern in den Bäumen T 1 und T 2. Um einen Algorithmus zur Berechnung ultrametrischer Bäume zu erhalten, zeigen wir noch 2 Lemmata, die immer annehmen, dass es für die Menge der Taxa eine Ultrametrik gibt.

Ultrametrische Bäume Lemma Seien T 1 und T 2 minimale ultrametrische Bäume für disjunkte Teilmengen der Menge A von Taxa. Dann existiert ein minimaler ultrametrischer Baum T' der T 1 und T 2 enthält. Beweis durch Konstruktion Seien h 1 und h 2 die Distanzen der Wurzeln der Bäume T 1 und T 2 zu deren Blättern und bezeichne d die minimale Distanz zwischen Blättern aus T 1 und T 2. Konstruiere einen neuen Baum T' mit Wurzel r, T 1 als linkes Kind und T 2 als rechtes Kind von r. Dann ergibt sich die Distanz von r zu allen Blättern aus h r = d / 2. Die Kanten von r zu dessen Kindern erhalten somit die Beschriftung h r - h 1 bzw. h r h 2.

Ultrametrische Bäume Da wir mit der Menge der Taxa starten und die einzelnen Taxa schon als Teilbäume des gesamten Baums interpretieren können müssen wir noch eine Reihenfolge festlegen, wie die einzelnen Teilbäume vereinigt werden. Lemma Sei Γ eine Menge von disjunkten minimalen Teilbäumen einer Menge A von Taxa. Werden aus dieser Menge die beiden Teilbäume vereinigt, wo es ein Paar von Blättern gibt, so dass beide Blätter in verschiedenen Teilbäumen liegen und die Distanz zwischen ihnen minimal ist, dann ist der entstehende Baum ein Teilbaum des gesamten ultrametrischen Baums von A. Beweis Seien d 12 < d 13 < d 23 die minimalen Distanzen zwischen den Teilbäumen T 1, T 2 und T 3 und h 1, h 2 und h 3 die Distanzen von der Wurzel zu den Blättern. Es werden zuerst T 2 mit T 3 vereinigt und der entstehende Baum dann mit T 1 vereinigt.

Wir erhalten somit folgendes Bild: Ultrametrische Bäume Für den Term an der Kante gilt: (d 12 d 23 ) / 2 < 0. Somit wäre der entstehende Baum nicht mehr ultrametrisch und damit kein Teilbaum mehr von dem ultrametrischen Baum der Menge A der Taxa.

UPGMA Algorithmus Eingabe: Eine A={a 1, a 2,..., a n } Menge von n Taxa und eine ultrametrische Distanzfunktion : A A Q +. 1. Initialisierung Setze :={{a 1 },..., {a n }} Setze dist {a i },{a j } := a i,a j für alle i, j {1,..., n} Setze height {a i } :=0 für alle i, j {1,..., n} Setze V := und E := 2. while 2 do Finde C 1, C 2,C 1 C 2, so dass dist C 1, C 2 minimal ist, setze D :=C 1 C 2 Setze := {C 1, C 2 } {D} Aktualisiere die Distanzmatrix dist X, D =dist D, X := dist C X dist C X 1, 2, 2 für alle X \ {D} Setze V :=V {D} und E :=E { D,C 1, D,C 2 } Setze height D := dist C C 1, 2 2 Setze d D, C 1 :=height D heigth C 1 und d D,C 2 :=height D height C 1 Ausgabe: Der ultrametrische Baum T = V, E,d für A.

UPGMA Laufzeit Das finden der Elemente mit minimaler Distanz geht in O(n 2 ). Die Aktualisierung der Distanzmatrix braucht O(n) Schritte da eine Spalte neu berechnet wird. Die restlichen Schritte sind in O(1) ausführbar. Da wir in jeder Iteration ein Element aus der Menge Γ entfernen brauchen wir O(n) Iterationen. Damit hat UPGMA eine Laufzeit von O(n 3 ). Diese lässt sich jedoch noch verbessern. Die Distanzen könnten zu Anfang in einen sortierten Heap eingefügt werden. Dies dauert O(n 2 log n). Dann muss immer nur das niedrigste Element aus diesem Heap entfernt werden um die Objekte mit minimaler Distanz zu finden. Für eine Aktualisierung der Distanzmatrix müssen 2n Elemente aus dem Heap entfernt und n Elemente eingefügt werden, was in Zeit O(n log n) ausführbar ist. Damit erreicht man eine Laufzeit von O(n 2 log n).

Additive Bäume Definition additiver Baum: Gegeben seinen eine Menge A von Taxa und eine Metrik δ. Ein Baum T = V, E,d, A V heist additiv, wenn gilt: Dabei gilt: dist a,b = a,b a, b A dist a,b = d e e Path a,b Definition kompakter additiver Baum: Ein additiver Baum T heißt kompakt, falls gilt: A=V Taxa dürfen jetzt auch inneren Knoten des Baums zugeordnet werden.

Additive Bäume Satz Sei A eine Menge von Taxa, sei δ ein metrisches Distanzmaß auf A. Falls ein kompakter additiver Baum T für A und δ existiert, dann ist T der eindeutig bestimmte minimale Spannbaum von G(A, δ). Beweis Sei e = (x,y) eine nicht in T enthaltene Kante. Wegen der A zugrunde liegenden Metrik ist δ(x,y) echt größer als die Bewertung jeder einzelnen Kante auf dem Pfad von x nach y in T.

Additive Bäume Wir nehmen an, e ist in einem minimalem Spannbaum T'. Die Zusammenhangskomponenten S und S' enstehen durch löschen von e in T'. Da aber der Pfad von x nach y in T höchstens das Gewicht von δ(x,y) hat, gibt es eine Kante e' in T, die Knoten aus S und S' miteinander verbindet und die verschieden von e ist. Deshalb gibt es einen Spannbaum T'', der nicht e enthält und geringeres Gewicht als T' hat. Das steht aber im Widerspruch zur Minimalität von T'.

Bestimmung des kompakten additiven Baums Eingabe: Eine Menge A={a 1,...,a n } von Taxa und ein metrisches Distanzmaß auf A 1. Berechne einen minimalen Spannbaum T = V ', E ',d ' für G= A, 2. Für alle Kanten e in G T Füge e in T ein Prüfe ob es auf einem Kreis in T eine Kante e' gibt mit d ' e ' e, wenn ja brich die Berechnung mit der Meldung Es gibt keinen kompakten additiven Baum ab lösche e aus T 3. Überprüfe, ob die Additivitätsbedingung erfüllt ist Ausgabe: Der kompakte additive Baum T = V ', E ',d ' oder die Meldung Es gibt keinen kompakten additiven Baum.

Bestimmung des kompakten additiven Baums Zur Bestimmung des minimalen Spannbaums kann der Algorithmus von Prim verwendet werden. Laufzeit Schritt 1 hat die asymptotische Laufzeit des zur Berechnung des minimalen Spannbaums verwendeten Algorithmus. Schritt 2 braucht O(n 2 ) Durchläufe, da der Distanzgraph so viele Kanten hat. Auf dem entstehenden Kreis können maximal O(n) Kanten liegen, wobei jede dieser geprüft werden muss. Schritt 3 braucht O(n 2 ) Schritte, da für n Knoten maximal ein Weg der Länge O(n) besucht werden muss. Insgesamt besitzt dieser Algorithmus also eine Laufzeit von O(n 3 ). Bemerkung Das Resultat des Algorithmus ist ein ungerichteter unvollständiger Baum. Um ihn eine Richtung zu verleihen wird häufig noch eine Randgruppe in die Menge der Taxa mit aufgenommen. Die Wurzel ist dann der Knoten, der mit der Randgruppe verbunden ist. Allerdings besteht die Gefahr, dass die Randgruppe in Realität gar keine ist, da man ja genau das versucht mit diesem Baum herauszufinden.

Merkmalsbasierte Methoden

Merkmalsbasierte Methoden Für merkmalsbasierte Methoden sind die Taxa nicht mehr als abstrakte Symbole gegeben. Vielmehr wird jetzt ein Taxa als Kombination seiner Merkmale interpretiert. Die Merkmale werden im allgemeinen als String der Länge k über einem Alphabet Σ dargestellt. Dabei kennzeichnet eine Position im String ein bestimmtes Merkmal und die Buchstaben des Alphabets beschreiben den Zustand des Merkmals. Da Strings über einem beliebigem Alphabet auf Strings über dem Alphabet {0,1} abgebildet werden können, beschränken wir uns im folgenden auf zweiwertige Merkmale. Merkmalsbasierte Methoden dienen nur zur Klassifikation von Taxa, da kein zeitlicher Bezug zur Entstehung der Merkmale bekannt ist. Aus Merkmalen können auch Distanzen gewonnen werden, zum Beispiel durch den Hammingabstand der Taxa.

Merkmalsbasierte Methoden Es werden folgende Annahmen über die Entwicklung von Merkmalen gemacht: unabhängige Vererbung keine Rückentwicklung (sprich nur Mutation von 0 zu 1) den Vorfahren zugeordnete Merkmale sind rein hypothetisch, sagen also nichts über deren tatsächliche Merkmale aus

Definition binäre Merkmalsmatrix: Zweiwertige Merkmale Gegeben seien eine Menge A von Taxa und eine Menge D von Merkmalen. A={a 1,...,a n } D={d 1,...,d m } Eine binäre Merkmalsmatrix für A und D ist eine (n x m) Matrix M mit Beispiel: m i, j ={ 1 falls Taxon a i das Merkmal d j besitzt 0 sonst A i sei die Menge aller Taxa, die Merkmal d i besitzen.

Perfekte phylogenetische Bäume Definition perfekter phylogenetischer Baum Gegeben seinen eine Menge A von Taxa, eine Menge D von Merkmalen und eine Merkmalsmatrix M für A und D. Ein perfekter phylogenetischer Baum ist ein kantenbeschrifteter Baum T = (V, E, d), der folgende Bedingungen erfüllt: Die Blätter in T entsprechen den Taxa in A Jeder Kante in E ist entweder die leere Beschriftung λ oder genau ein Merkmal aus D zugeordnet, wobei Merkmale nur ein einziges mal zugeordnet werden Die Merkmale auf dem Weg von der Wurzel zu einem Blatt sind die Merkmale des dem Blatt entsprechenden Taxons Beispiel

Konstruktion eines perfekten phylogen. Baums Eingabe: Eine Menge A={a 1, a 2,..., a n } von Taxa, eine Menge D={d 1, d 2,...,d m } von binären Merkmalen und eine binäre Merkmalsmatrix M für A und D, so dass alle Mengen A i und A j paarweise verschieden und entweder disjunkt oder ineinander enthalten sind, für 1 i, j m. 1. Sortiere die Spalten von M nach fallender Anzahl von Einsen. 2. Initialisierung V :={A} E := 3. for j :=1 to m do Suche den Knoten X V, der die kleinste Obermenge von A j ist. V :=V {A j } E :=E { X, A j } d X, A j :=d j 4. for i :=1 to n do if {a i } V then Suche den Knoten X V der die kleinste Obermenge von {a i } ist. V :=V {{a i }} E :=E { C, {a i } } d X,{a i } := Ausgabe: Der perfekte phylogenetische Baum T = V, E,d für M.

Perfekte phylogenetische Bäume Laufzeit Die Gesamtlaufzeit des Algorithmus ist O(nm 2 ). Zeitdominat ist Schritt 3, da hier höchstens m mal eine Obermenge gefunden werden muss. Das finden dieser Obermenge ist in Zeit O(nm) möglich, da man die Merkmalsmatrix durchsuchen muss. Bemerkung Muss lediglich die Existenz eines perfekten phylogenetischen Baums geprüft werden, dann ist dies auch in Zeit O(nm) möglich, da hierfür nur die Merkmalsmatrix betrachtet werden muss.

Definition Parsimony-Prinzip Parsimony-Prinzip Für eine Menge von Taxa, finde eine Gruppierung, die die zur Gruppierung benötigten Kosten minimiert. Um ein Maß für die Kosten der Gruppierung zu erhalten werden Stringsequenzen genutzt, die die Merkmale darstellen. Die Kosten sind dann die Zahl der Mutationen. Definition ungerichteter phylogenetischer Baum Ein ungerichteter phylogenetischer Baum für eine Menge S von Taxa ist ein binärer Baum, in dem jedes Blatt genau einem Taxon entspricht und alle inneren Knoten den Grad 3 haben. Definition Parsimony Problem Finde für eine Menge S von Taxa und einen ungerichteten phylogenetischen Baum für S eine Funktion, die die Kosten minimiert. Dabei sind die Kosten eines ungerichteten phylogenetischen Baums wie folgt definiert: cost = {x, y} E dist H x, y wobei β eine zulässige Lösung ist und E die Kantenmenge des Baums bezeichnet.

Parsimony-Prinzip Ausgangspunkt für einen Algorithmus Beschriftung der Blätter ist gegeben Positionen der Strings können aufgrund der verwendeten Hammingdistanz unabhängig voneinander bearbeitet werden Innere Knoten möglichst ähnlich zu ihren nächstliegenden Blättern beschriften

Fitch Algorithmus Eingabe: Eine Menge S von n Strings der Länge k über einem Alphabet und ein ungerichteter phylogenetischer Baum T = V, E für S. 1. Konstruiere einen Baum T '= V ', E ' mit Wurzel r V durch V ' :=V {r} und E ' := E {{x, y}} {{x, r},{y, r }} für eine beliebige Kante {x, y} E. 2. Initialisiere die Menge R x, l der möglichen Symbole an Position l der Beschriftung von x mit für alle x V ' und alle Positionen l {1,..., k }. 3. Initialisiere einen Zähler cost, der die notwendigen Mismatches zählt, mit 0. 4. For l :=1 to k do Rufe die Prozedur Fitch r, l auf. 5. Traceback: Wähle für die Wurzel r eines ihrer Kinder y aus und setze für alle Positionen l {1,..., k } : r,l :=a für ein beliebiges a R y, l Wähle Beschriftungen von Kindern wenn möglich wie ihre Eltern, sonst wähle sie frei aus der Menge der möglichen Beschriftungen Setze x := x, 1... x, k für alle x V und cost :=cost. Ausgabe: Die Strings x für alle Knoten x V und die Kosten cost dieser Beschriftung.

Die Prozedur Fitch Prozedur Fitch x,l 1. Falls x ein Blatt ist, dann bestimme den String t=t 1... t k mit dem x beschriftet ist und setze R x,l :=t l. 2. Falls x ein innerer Knoten ist, mache Folgendes: (a) Bestimme die beiden Kinder y und z von x und rufe die Prozeduren Fitch y,l und Fitch z,l auf, um die Mengen R y,l und R z, l zu bestimmen. (b) Falls R y,l R z,l gilt, dann ist auf den Kanten von x zu y und z an der Position l kein Mismatch nötig, setze R x, l :=R y, l R z, l. (c) Falls R y,l R z,l = gilt, dann ist ein Mismatch nötig, erhöhe den Zähler cost um 1 und setze R x,l :=R y, l R z, l, dies garantiert, dass nur auf einer der beiden Kanten {x, y} und {x, z} ein Mismatch an Position l entsteht.

Fitch Algorithmus Beispiel Die Kante mit dem Punkt in der Mitte ist die frei gewählte Wurzel. Da Merkmale einzeln betrachtet werden, können an manchen Blättern gleiche Beschriftungen vorkommen. Laufzeit Der Algorithmus hat eine Laufzeit von O(n), da lediglich alle Knoten des Baumes besucht werden müssen und die Auswahl einer möglichen Beschriftung in konstanter Zeit möglich ist.

Parsimony-Prinzip Definition Hypercube Ein n-dimensionaler Hypercube ist ein Graph G = (V,E) mit: Definition Steiner Baum V ={a 0,...,a n } 2 1 E={{x, y} x, y V, dist H bin x, bin y =1} Sei G = (V,E,w) ein ungerichteter gewichteter Graph und X eine Teilmenge von V. Ein Steiner Baum ist jeder zusammenhängende Teilgraph von G, der alle Knoten in X enthält. Das Gewicht eines Steiner Baums ist die Summe der Gewichte seiner Kanten. Definition Minimum Parsimony Topologie Problem Gegeben seien eine Menge S von Taxa durch binäre Strings der Länge k. Finde im k-dimensionalen Hypercube den Steiner Baum für S mit minimalem Gewicht. Bemerkung Das Minimum Parsimony Topologie Problem ist NP-vollständig. Siehe L. Foulds and R. Graham. The steiner problem in phylogeny is NP-Complete. Adv. Appl. Math., 3:43 49, 1982

Topologierekonstruktion

Topologierekonstruktion Wie wir gesehen haben, ist es effizient möglich für einen gegebenen Baum eine perfekte Phylogenie zu berechnen. Allerdings sind als Eingabemengen lediglich die Merkmalssequenzen der Taxa gegeben. Demzufolge muss noch eine Topologie gefunden werden, deren perfekte Phylogenie weniger Mutationen aufweist, als die Phylogenien aller anderen Bäume. Ein naiver Ansatz könnte nun darin bestehen alle möglichen Bäume zu testen. Dies wäre jedoch nicht effizient, da die Anzahl der ungerichteten Bäume mit n Blättern exponentiell mit der Zahl der Blätter wächst: n i=3 2i 5 = 2n 4! 2 n 2 n 2!

Lösungsansätze zur Topologiekonstruktion Heuristiken und Approximationen Neighbour Joining Maximum Likelihood Quartett Methoden Quartett Puzzling Short Quartett Method Polynomielles Approximationsschema Zusammenfassende Bemerkungen Parsimony ist NP vollständig und kann inkonsistent sein Distanzbasierte Methoden brauchen unter Umständen Merkmalsmengen, die die in den Genen enthaltene Information übersteigen, um konsistent zu sein Neighbour Joining liefert bei großen Datenmengen nur mit geringer Wahrscheinlichkeit einen Baum, der der wahren Topologie entspricht Maximum Likelihood besitzt sehr großen Rechenaufwand (sogar nicht sicher ob immer Polynomial)

Distanzbasierter Polynomialzeitalgorithmus Definition Nachbar Neighbour Joining 2 Knoten in einem Baum heißen benachbart, wenn sie durch genau einen inneren Knoten miteinander verbunden sind. Algortihmus Neighbour Joining startet mit einer Sterntopologie. In einem Schritt wird jeweils das Paar von Nachbarn mit der geringsten Distanz zwischeneinander in einen eigenen Zweig gepackt. Laufzeit O(n 2 ) zum finden des Nachbarn mit der geringsten Distanz bei maximal O(n) Nachbarn die iterativ bestimmt werden. Insgesamt ergibt sich eine Laufzeit von O(n 3 ). Beispiel

Maximum Likelihood Heuristisch basierter Algorithmus mit Wahrscheinlichkeiten als Kantengewicht Ziel Es wird für eine gegebene Topologie der wahrscheinlichste Baum ermittelt. Die Topologien werden anhand einer Heuristik ermittelt. Wahrscheinlichkeit eines Baumes Die Wahrscheinlichkeit eines Baumes ist die Summe der Wahrscheinlichkeiten des Auftretens der untersuchten Taxa. Damit ist der wahrscheinlichste Baum gegeben, wenn die einzelnen Wahrscheinlichkeiten des Auftretens der Taxa maximiert sind. Beispiel

Maximum Likelihood Heuristiken zum finden der optimalen Topologie Iteratives hinzufügen von Blättern zum Baum bis alle Taxa im Baum erfasst sind in zufälliger Reihenfolge. Zwischen den Schritten wird der Baum so umgebaut, dass die Wahrscheinlichkeit des Baumes erhöht wird. Dabei wird der Baum in 2 Teilbäume zerlegt und der Teilbaum, der nicht die Wurzel des ursprünglichen Baumes enthält wird an einer anderen Blattkante angehängt. Beispiel

Maximum Likelihood Laufzeit Das berechnen der maximalen Wahrscheinlichkeit einer gegebenen Topologie ist polynomiell in der Anzahl der Kanten des Baumes. Das suchen einer optimalen Topologie kann unter Umständen exponentielle Zeit erfordern. Dies kommt auch auf die verwendete Heuristik an, da die Vorgestellte nicht die einzig anwendbare ist. Trotz der hohen Berechnungskomplexität wird die Maximum Likelihood Methode oft benutzt, da sie die statistisch konsistentesten Ergebnisse liefert.

Quartett Methoden Definition Quartett Ein Quartett ist ein ungerichteter phylogenetischer Baum mit 4 Blättern. Es wird in folgender Form dargestellt: a, b ;c, d Dabei sind die benachbarten Blätter durch ein Komma getrennt und die beiden durch eine Kante verbundenen Teilbäume durch das Semikolon. Definition Konsistenz Ein Quartett Q = (a,b;c,d) ist konsistent zum Baum T, falls die Teilbäume von T, die jeweils benachbarte Blätter des Quartetts enthalten disjunkt sind.

Quartett Methoden Satz Buneman Ein ungerichteter Baum lässt sich eindeutig in polynomieller Zeit bei Kenntnis all seiner konsistenten Quartette rekonstruieren. Allerdings ist kein Verfahren zur Berechnung aller konsistenten Quartette aus der Menge der Blätter (also der Taxa) bekannt. Deshalb approximiert man die Menge der konsistenten Quartette. Innerhalb der Quartett Methoden werden nur Quartette aus der Menge der Taxa betrachtet. Quartette mit inneren Knoten des Baumes spielen keine Rolle.

Quartet Puzzling Nach Strimmer und von Haeseler 1996 Algorithmus Alle optimalen Quartette berechnen (Quartette mit minimaler Parsimony Bewertung) Wähle eine zufällige Reihenfolge der Taxa Für das jeweils nächste Taxa in der Reihenfolge bestimme die günstigste Einfügeposition Bestimmen der günstigsten Einfügeposition Gegeben ist bereits ein Baum T = (V, E) und a sei das neu einzufügende Taxon. Ermittle die Menge M aller Quartette für das neu einzufügende Taxon a: M={Q {b 1,b 2 ;b 3, a} b 1,b 2,b 3 V } Berechne einen Baum T' = (V, E, d) mit: d e = { b 1,b 2 ;b 3, a e liegt auf dem Pfad von b 1 nach b 2 } M Wähle in T' eine Kante e mit minimalem Gewicht und ersetze diese durch einen Knoten, der mit den zu e inzidenten Knoten und a verbunden ist.

Quartet Puzzling Durch das Suchen einer günstigen Einfügeposition wird vermieden, dass der Baum schnell zu einer großen Menge optimaler Quartette inkonsistent wird. Laufzeit O(n 4 ) für das Berechnen der optimalen Quartette O(n log n) für das bestimmen einer zufälligen Reihenfolge der Taxa O(n) mal wird ein Taxon in den Baum eingefügt, wobei das suchen der Einfügeposition O(n 3 ) dauert Die asymptotische Laufzeit des gesamten Algorithmus ist O(n 4 ) Güte Über die Approximationsgüte dieser Heuristik ist nichts bekannt. In der Praxis werden mehrere Reihenfolgen der Taxa gewählt und ein Konsensus aus den erhaltenen Bäumen gebildet.

Polynomielles Approximationsschema Nach Jiang, Kearney und Li, 1998 Erinnerung polynomielles Approximationsschema Ein PTAS für ein Optimierungsproblem ist ein Algorithmus A der für eine Eingabe x und eine Güte r ein Resultat liefert, dessen Güte mindestens r ist und für jedes feste r die Laufzeit q r ( x ) hat für ein Polynom q r, wobei r auch im Nenner des Exponenten vorkommen kann. Definition Bipartition Eine Bipartition (A,B) für einen ungerichteten Baum T sind die gerichteten Bäume A und B die durch löschen einer Kante e in T entstehen und deren Wurzeln zu dieser Kante inzident sind. Beispiel Ein Baum kann aus der Menge seiner Bipartitionen eindeutig rekonstruiert werden.

Polynomielles Approximationsschema Character Compatibylity Für eine Menge von Bipartitionen R von der Menge der Taxa S, finde einen Baum T mit Blattbeschriftungen aus S, der die Schnittmenge der Bipartitionen aus R und den eigenen Bipartitionen maximiert. Fractional Character Compatibylity Für eine Menge von Bipartitionen R von der Menge der Taxa S, finde einen Baum T der die Ähnlichkeit s(t, R) zwischen dem Baum und der Menge der Bipartitionen maximiert.

Polynomielles Approximationsschema Definition Ähnlichkeit Die Ähnlichkeit s zweier Bipartitionen (A, B) und (C, D) ist wie folgt definiert: s A, B, C, D = max A C B D, A D B C Die Ähnlichkeit eines Baumes T zu einer Bipartitionen (A,B) ist die maximale Ähnlichkeit einer Bipartition des Baumes zu der Bipartition (A,B). Die Ähnlichkeit eines Baumes T zu einer Menge von Bipartitionen R ist die Summe der Ähnlichkeiten der einzelnen Bipartitionen in R zu dem Baum T. k-bin Kontraction Für einen optimalen phylogenetischen Baum T OPT = (V, E, d) für die Menge S von n Taxa gibt es eine k-bin Kontraktion T'=(V', E', d'), so dass S in die disjunkten Teilmengen S 1, S 2,..., S k geteilt ist mit folgenden Eigenschaften: S i 6n /k 1 i k e E e' E ' : s e,e' n 6n/k

Polynomielles Approximationsschema Beispiel Im polynomiellen Approximationsschema wird nun eine optimale Verteilung der Taxa in die Bins des Baumes gesucht. Da für jeden phylogenetischen Baum eine solche k-bin Kontraktion existiert, wird der Baum mit k Blättern zu einem Teilbaum des optimalen phylogenetischen Baumes, wenn die Taxa auf die Bins verteilt wurden. Durch die Beschränkungen für die Kontraktion wird gesichert, dass es genügend nichtleere Bins bei der Kontraktion gibt, so dass der Teilbaum nicht entartet.

Polynomielles Approximationsschema Taxa zu Bin Zuordnung Gegeben ist eine Menge S von Taxa, eine Menge R von Bipartitionen und ein Baum T mit k Blättern. Zuordnung der Taxa zu den Bins geschieht durch Variablen x sb. Dabei ist x sb = 1, wenn das Taxa s dem Bin b zugeordnet wurde. Zuordnung der Bipartitionen zu den Kanten in T geschieht durch Variablen y ie. Dabei ist y ie = 1 falls die i-te Bipartition in R der Kante e in T zugeordnet wurde. Die Zuordnungen müssen jeweils eindeutig sein. Nun kann man das Problem der optimalen Zuordnung als Maximierung des folgenden Polynoms formulieren: p x, y = 1 i m s e, A i, B i s e, A i, B i = e= A, B K y ie s A i a A x sa s B i b B x sb

Polynomielles Approximationsschema Das erhaltene Polynom zu maximieren ist bekannt unter dem Problem 0-1 integer polynomial programming und ist NP-vollständig. Allerdings sind die Koeffizienten des Polynoms alle im Intervall [0,1] und es gibt noch die Nebenbedingungen für die Größe der Bins und dass alle Taxa und Bipartitionen zugeordnet werden müssen, weswegen man ein PTAS für das t-smooth integer polynomial programming Problem anwenden kann. Güte der Approximation Das Polynom ist auf O(n+m) Variablen definiert. Damit lässt sich das Polynom p(x,y) mit folgender Güte approximieren: für T OPT lässt sich die folgende untere Schranke ermitteln: damit gilt für die Güte des approximierten Baumes: p x, y p x*,z * n m 2 s T APX, R s T OPT, R 6 /k mn m n 2 s T OPT, R mn/2 s T APX, R 1 ' s T OPT, R

Polynomielles Approximationsschema Zu Bemerken ist noch, dass die Menge der Schnitte Θ(n) betragen muss, damit die vorher angegebene Güte erreicht werden kann. Diese Forderung ist aber leicht zu erfüllen, da ein Baum mit n Blättern 2n-3 Bipartitionen hat. Die Güte des approximierten Baumes hängt nicht von der Methode ab, wie die Bipartitionen gewonnen wurden. Deshalb ist die Effektivität des PTAS nur durch die biologische Relevanz des zugrunde liegenden Problems begrenzt.

Quellen Hans-Joachim Böckenhauer, Dirk Bongartz Algorithmische Grundlagen der Bioinformatik, Teubner, Leitfäden der Informatik, 2003 Dan Gusfield Algorithms on Strings, Trees and Sequences, Cambridge University Press, 1999 Peter L. Erdös, Micheal A. Steel, Laszlo A. Szekely und Tandy J. Warnow Constructing Big Trees from Short Sequences, 1997 Peter L. Erdös, Kenneth Rice, Micheal A. Steel, Laszlo A. Szekely und Tandy J. Warnow The Short Quartet Method 1998 Paul Kearney, Ming Li, John Tsang und Tao Jiang Recovering Branches on the Tree of Life: An Approximation Algorithm, 1998 Naruya Saitou und Masatoshi Nei The Neighbour-joining Method: A New Method for Reconstructing Phylogenetic Trees, 1987 Anja von Heyderbreck Maximum likelihood estmation of oncogenetic tree models, 2004 Artikel der deutsch- und englischsprachigen Wikipedia zu Phylogenese, Phylogenetischer Baum bzw. phylogenetic tree