Vereinbarkeit von Beruf und Familie Eine Herausforderung auch für die Polizei

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Transkript:

Niedersächsisches Ministerium für Inneres, Sport und Integration Landespräsidium für Polizei, Brand- und Katastrophenschutz Vereinbarkeit von Beruf und Familie Eine Herausforderung auch für die Polizei 1

Nur familienfreundliche Arbeitgeber gewinnen (Andreas Bruns, Präsident des Landespräsidiums für Polizei, Brand- und Katastrophenschutz) 2

Inhaltsverzeichnis Niedersachsens Polizei wird familienfreundlicher und hat sich dies jetzt auch bescheinigen lassen...5 Was ist das audit berufundfamilie?...6 Die Handlungsfelder im Überblick...7 Betriebswirtschaftliche Aspekte...9 Besondere Bedeutung für die Polizei...10 Durchführung des audit berufundfamilie im Bereich der Polizei Niedersachsen...11 Zielsetzung der Auditierung...12 Ablauf der Auditierung bei der Polizei Niedersachsen...13 Zertifikatsurkunde...15 Kurzportrait...16 Die Inhalte der Zielvereinbarung der Polizei Niedersachsen...17 Umsetzung in der Polizei Niedersachsen...22 Jährliche Berichterstattung und Re-Auditierung...22 Fazit...23 3

Editorial Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist für die Polizei Niedersachsen eine wichtige Aufgabe, die wir aktiv angehen. Unser wesentliches Ziel ist es, die Erfordernisse der Aufgabenwahrnehmung der Polizei mit den familiären Lebensphasen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Einklang zu bringen. Neben der Betreuung von Kindern nimmt dabei auch die Betreuung von pflegebedürftigen Angehörigen einen immer größeren Stellenwert ein. Darüber hinaus sind familienfreundliche Arbeitsbedingungen für die niedersächsische Polizei unerlässlich, um auch in Zukunft im Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter insbesondere vor dem Hintergrund des demographischen Wandels als attraktiver Arbeitgeber bestehen zu können. Mit dieser Zielsetzung hat die Polizei Niedersachsen das audit berufundfamilie, eine Initiative der gemeinnützigen Hertie-Stiftung, erfolgreich durchgeführt und im April 2008 das Zertifikat erhalten. Ich möchte Sie, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizei Niedersachsen, ermutigen, aktiv an diesem Prozess teilzunehmen und mit Ideen und Vorschlägen voranzutreiben. Wir sollten auf allen Ebenen in der Polizeiorganisation dafür eintreten, familienfreundliche Arbeitsbedingungen als verlässliche Standards zu definieren. Herzlichst Ihr 4

Niedersachsens Polizei wird familienfreundlicher und hat sich dies jetzt auch bescheinigen lassen Die Landespolizei hat im April 2008 das Zertifikat zum audit berufundfamilie erhalten. Mit der erfolgreichen Durchführung des audit berufundfamilie hat sich die Polizei Niedersachsen aktiv einem europaweit anerkannten Zertifizierungsverfahren unterzogen, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Polizei zu verbessern. Ziel der Auditierung ist, eine höhere Akzeptanz für Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Gesamtorganisation zu erreichen. Der Stellenwert der familienbewussten Personalpolitik soll intensiviert und eine positive Grundhaltung dem Thema gegenüber gestärkt werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen die Erfordernisse der Aufgabenwahrnehmung der Polizei mit ihren familiären Anforderungen besser in Einklang bringen können. In diesem Kontext sollen Führungspositionen für Beschäftigte mit Familienpflichten attraktiver gestaltet werden. Nach außen will sich die Polizei Niedersachsen vor dem Hintergrund des demographischen Wandels als attraktiver Arbeitgeber im Wettbewerb um qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber positionieren. 5

Was ist das audit berufundfamilie? Das audit berufundfamilie ist ein von der Hertie- Stiftung initiiertes und von den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft empfohlenes strategisches Managementinstrument zur Optimierung einer familienbewussten Personalpolitik in Wirtschaft, öffentlicher Verwaltung sowie an Hochschulen. Es steht unter der Schirmherrschaft der Bundesfamilienministerin und des Bundeswirtschaftsministers. Arbeitgeber aller Branchen und Betriebsgrößen sollen darin unterstützt werden, Unternehmensziele und Mitarbeiterinteressen in eine attraktive Balance zu bringen. Gesellschafterversammlung Kuratorium Aufsichtsrat Empfohlen von Schirmherrschaft Auditoren 6

Die Handlungsfelder im Überblick Um die spezifisch passenden Ziele und Maßnahmen individuell für jedes Unternehmen herauszufinden, behandelt das audit berufundfamilie die folgenden acht Handlungsfelder, die die klassischen Bereiche der Personalpolitik mit mehr als 150 Einzelmaßnahmen abdecken: Handlungsfeld 1 Arbeitszeit Das Handlungsfeld Arbeitszeit umfasst Maßnahmen flexibler Arbeitszeitgestaltung hinsichtlich Umfang, Zeitpunkt, Abrechnungszeitraum und Freistellungsregelungen. Im Mittelpunkt stehen Arbeitszeitmodelle. Handlungsfeld 2 Arbeitsorganisation Im Bereich der Arbeitsorganisation werden Bausteine und Methoden der flexiblen Gestaltung und Verteilung von Arbeitsaufträgen aufgezeigt. Handlungsfeld 3 Arbeitsort Die Möglichkeiten eines flexiblen Arbeitsortes und seine Anbindung an den Betrieb werden in diesem Handlungsfeld geprüft. Handlungsfeld 4 Informations- und Kommunikationspolitik In diesem Bereich soll die inner- und außerbetriebliche Informations- und Kommunikationspolitik zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie näher beleuchtet und zur Diskussion gestellt werden. Handlungsfeld 5 Führungskompetenz Ein familienbewusstes Verhalten der Führungskräfte, deren aktive Unterstützung familienorientierter Vereinbarungen sowie die Förderung der Kommunikationsund Konfliktfähigkeit von Führungskräften sind zur Umsetzung der Ziele von grundlegender Bedeutung. Führungskräfte tragen wesentlich dazu bei, dass die Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Arbeitsalltag umgesetzt werden. Die Maßnahmen in diesem Bereich, wie z.b. spezielle Schulungen für Führungskräfte, tragen zur Erhöhung der sozialen Kompetenz bei. 7

Handlungsfeld 6 Personalentwicklung Zur Optimierung der Fortbildungs- und Förderungsmöglichkeiten für Beschäftigte mit Familie werden Themen wie Kontakthaltemöglichkeiten und Wiedereingliederung nach der Familienphase, familienfreundliche Qualifizierungsmöglichkeiten sowie Gleichstellung von Mann und Frau aufgegriffen. Auch Teilzeit in Führung und die Teilnahme von Teilzeitbeschäftigten an Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen gehören in diesen Kontext. Handlungsfeld 7 Entgeltbestandteile und geldwerte Leistungen Zur finanziellen und sozialen Unterstützung von Beschäftigten mit Familie wird das Angebot an vorhandenen und möglichen finanziellen Zuschüssen und sonstigen Serviceleistungen untersucht. Handlungsfeld 8 Service für Familien In diesem Bereich werden Versorgungsarrangements für Kinder oder pflegebedürftige Familienangehörige erörtert. Gegenstand sind alle Themen rund um die Betreuung pflegebedürftiger Älterer, Kranker und Kinder, vor allem in Ferienzeiten, Notfällen usw. 8

Betriebswirtschaftliche Aspekte Neben der Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie hat sich inzwischen erwiesen, dass für die Unternehmen eine Reihe weiterer positiver betriebswirtschaftlicher Aspekte zum Tragen kommen. Eine Studie des Forschungszentrums Familienbewusste Personalpolitik (FFP) der Universität Münster (Prof. Dr. Irene Gerlach, Prof. Dr. Alexander Dilger und Prof. Dr. Dr. Helmut Schneider) belegt diese positiven betriebswirtschaftlichen Auswirkungen: der Krankenstand konnte positiv beeinflusst werden, die Arbeitnehmer fehlten seltener, sie gingen nicht so lange in Elternzeit und fanden sich danach schneller wieder in die Arbeitsabläufe ein, die Wertschöpfung pro Beschäftigten war höher und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren zufriedener. Weiter wird die Erwartung bestätigt, dass vor dem Hintergrund des demographischen Wandels familienbewusste Instrumente hilfreiche Angebote sind, um qualifiziertes Personal zu gewinnen oder zu halten. Der sich abzeichnende Fachkräftemangel führt zu einer verstärkten Konkurrenz um gut ausgebildete Bewerberinnen und Bewerber bzw. gute Schulabsolventinnen und -absolventen für eine qualifizierte und höchst anspruchsvolle Ausbildung. 9

Besondere Bedeutung für die Polizei Allgemein gilt die Verwaltung und insbesondere der Beruf der Lehrerinnen und Lehrer sowie der Richterinnen und Richter als familienfreundlich. Für das Berufsbild der Polizistinnen und Polizisten gilt dies in der öffentlichen Wahrnehmung nicht gleichermaßen. Wahrgenommen wird, dass nicht vorhersehbare Einsatzzeiten, Großeinsätze wie Castortransporte oder die Fußball-WM, aber auch der Weltwirtschaftsgipfel in Heiligendamm zu erheblichen Überstunden führen. Dieses Bild ist aber unvollständig und einseitig; es gibt auch innerhalb der Polizeidienststellen eine Vielzahl von bislang nicht oder nicht hinreichend genutzten Möglichkeiten, Beruf und Familie besser zu fördern und miteinander zu vereinbaren. Eine der zentralen Erkenntnisse ist allerdings, dass Familienfreundlichkeit nicht von allein kommt. Erst durch die gezielte Förderung hat die Familienfreundlichkeit der deutschen Wirtschaft in weiten Bereichen deutlich zugenommen. Das zeigt sich an vielfältigen individuellen betrieblichen Lösungen ebenso wie an der gestiegenen Wertschätzung des Themas bei den Unternehmensleitungen. Dieser Bewusstseinswandel ist ein Beleg dafür, dass die gemeinsamen Anstrengungen von Wirtschaft und Politik in den letzten drei Jahren sichtbare Erfolge zeigen. Familienfreundlichkeit ist in der Mitte von Gesellschaft, in Wirtschaft und Verwaltung angekommen. Mit dem audit stellt sich die Polizei Niedersachsen dieser Herausforderung und zeigt, dass Familienfreundlichkeit auch mit dem Berufsbild Polizei zu vereinbaren ist. 10

Durchführung des audit berufundfamile im Bereich der Polizei Niedersachsen Das audit berufundfamilie bietet für die Polizei Niedersachsen die Chance, unter Berücksichtigung der Besonderheiten des Polizeidienstes: die bereits vorhandenen familienfreundlichen Maßnahmen zu reflektieren, Verbesserungspotentiale zu identifizieren und durch weitergehende bedarfsgerechte und praktikable Maßnahmen zu optimieren. Dreiviertel aller rd. 22.400 Beschäftigten der Polizei Niedersachsen haben Kinder. Die Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit pflegebedürftigen Angehörigen ist nicht bekannt, aber durch einen plötzlichen Pflegefall in der Familie kann jede bzw. jeder betroffen sein. Überzeugend war das schlanke Verfahren, in dem auf Basis der bereits vorhandenen Maßnahmen polizeispezifische personalpolitische Strategien sowie konkrete Ziele und Maßnahmen entwickelt wurden. An diesem Auditierungsverfahren waren neben dem Niedersächsischen Ministerium für Inneres, Sport und Integration und einem speziell qualifizierten und lizenzierten Auditor, der den Prozess bei der Polizei begleitet hat, alle Polizeibehörden, die Polizeiakademie Niedersachsen, ein Vertreter des Polizeihauptpersonalrates sowie eine Frauenbeauftragte beteiligt. Die definierten Ziele und Maßnahmen wurden in einer Zielvereinbarung zwischen dem Präsidenten des Landespräsidiums für Polizei, Brand- und Katastrophenschutz und der berufundfamilie ggmbh festgeschrieben und sollen in den nächsten drei Jahren umgesetzt werden. Diese Zielvereinbarung bildet die Grundlage für die Erteilung des Zertifikates. Nach drei Jahren können im Rahmen einer Re-Auditierung die praktische Umsetzung der Maßnahmen überprüft und weiterführende Ziele vereinbart werden. Mit über 22.400 Beschäftigten stellt die Polizei Niedersachsen das bisher größte auditierte Unternehmen in Niedersachsen und bundesweit u. a. neben der BASF AG und der Commerz Bank AG eines der größten Unternehmen dar. Im Bereich der Polizei wurden bereits die Polizei des Landes Rheinland-Pfalz (2006) und die Polizei Bremen (2007) zertifiziert. Auch das niedersächsische Ministerium für Inneres, Sport und Integration hat im August 2008 das Auditierungsverfahren erfolgreich abgeschlossen. Die Elternzeitquote liegt bei ca. 2,5 Prozent und die Teilzeitquote bei über 9 Prozent. Insbesondere diesen Zielgruppen sollte es mit familienfreundlichen Rahmenbedingungen ermöglicht werden, sich verlässlich und mit ganzer Kraft, aber auch unbesorgt und mit Freude den familienbezogenen Aufgaben widmen zu können, um dann so bald wie möglich wieder in das Berufsleben einzusteigen bzw. reduzierte Stundenanteile nach und nach wieder zu erhöhen. 11

Zielsetzung der Auditierung Mit Hilfe der Auditierung soll die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Gesamtorganisation verbessert und unter Berücksichtigung der Erfordernisse der polizeilichen Aufgabenwahrnehmung der Stellenwert einer familienbewussten Personalpolitik gestärkt werden. Den Führungskräften und den Personalstellen kommt dabei eine besondere Verantwortung zu. Durch Entlastung bei Betreuungsaufgaben und Flexibilität in Bezug auf familiäre Belange kann die Arbeitszufriedenheit aller Beschäftigten erhöht werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können sich künftig intensiver und ohne zusätzliche Stressfaktoren ihren dienstlichen Aufgaben widmen, was zu einer Steigerung der Leistungsbereitschaft führt. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels soll die Attraktivität des Polizeiberufs durch familienbewusste Arbeitsbedingungen gesteigert werden. Allein die Sicherheit des Arbeitsplatzes wird künftig nicht ausreichen, um sich für den Polizeiberuf zu entscheiden. Dies gilt insbesondere dann, wenn Verantwortung, Bezahlung und Karrierechancen nicht mehr mit dem übrigen Wirtschaftsleben vergleichbar sind. Potentielle Konkurrenten der Polizei als Arbeitgeber sind die Sicherheitsdienste, aber angesichts der zivilen Berufsbilder innerhalb der Polizei, z. B. Informatiker, Ärzte, Laborfachkräfte etc., kommen auch eine Reihe anderer Wirtschaftsbetriebe sowie generell die Hochschulen als Konkurrenz in Frage. Die Erfassung und Transparentmachung familienfreundlicher Arbeitsbedingungen, verbunden mit einer intensiven internen Öffentlichkeitsarbeit sollen zu weiter verbesserten Rahmenbedingungen und einer höheren Akzeptanz gegenüber familiären Belangen führen. Auch Führungsfunktionen sollen für Beschäftigte mit Familienpflichten attraktiver gestaltet werden. Durch familienfreundliche Arbeitsbedingungen wird sowohl das familienbewusste Image der Polizei in der Öffentlichkeit als auch die Attraktivität des Polizeiberufs für Bewerberinnen und Bewerber gestärkt. 12

Ablauf der Auditierung bei der Polizei Niedersachsen DL'innen Personal zentral (PMV) in allen neun Behörden mit den Führungskräften als Anschub Erhebung Ausgangslage und Start 12/07 Personalstruktur (01/2008) Strategie- Workshop mit allen Behördenleitern (02/2008) Vorbereitung d. DL'innen Personal Schicht (02-03/2008) insg. über 30 MA beteiligt, viele weitere Interessenten Auditierungsworkshops Tagesdienst Zielvereinbarung und Grundzertifikat Vernetzungsworkshops (05-06/08) Umsetzung zentral und dezentral in den einzelnen Dienststellen 2008-2011 Ausgangslage November bis Dezember 2007 Im Herbst 2007 hat das Landespräsidium für Polizei, Brand- und Katastrophenschutz mit finanzieller Unterstützung aus dem Bereich der Verwaltungsmodernisierung im Niedersächsischen Innenministerium das Auditierungsverfahren begonnen. Zunächst ging es darum, die relevanten Personalstrukturdaten systematisch zusammenzustellen und die bereits vorhandenen familienbewussten Maßnahmen zu erfassen. Im Rahmen dieser Erhebung des Ist-Standes wurde festgestellt, dass die Polizei Niedersachsen in vielen Bereichen schon gut aufgestellt ist und in den einzelnen Polizeibehörden schon viele gute Ansätze vorhanden sind. Wichtig war es hier insbesondere, die bisherigen Erfahrungen der Polizeibehörden und die jeweils vorhandenen Maßnahmen einzubeziehen. Der Strategieworkshop Februar 2008 Der Strategieworkshop auf Behördenleiterebene diente der Abstimmung der Ziele und Rahmenbedingungen für das Audit, der Festlegung der zeitlichen Vorgehensweise sowie der inhaltlichen Vorbereitung der Auditierungsworkshops. Im Rahmen dieses Workshops wurde der Familienbegriff für die Polizei Niedersachsen wie folgt definiert Zum familiären Umfeld zählen alle Lebensgemeinschaften, in denen langfristig soziale Verantwortung für andere Personen übernommen wird. Dies umfasst Eltern und Kinder, Lebenspartner, Geschwister, Großeltern sowie pflegebedürftige Angehörige. 13

Darüber hinaus wurden folgende vier Handlungsfelder als Schwerpunkte festgelegt: Information und Kommunikation Führungskompetenz Personalentwicklung Service für Familien An dem Strategieworkshop der Polizei Niedersachsen haben neben dem Präsidenten des Landespräsidiums für Polizei, Brand- und Katastrophenschutz sowie dem Landespolizeidirektor die Leitungen der sechs Polizeidirektionen, der Zentralen Polizeidirektion, des Landeskriminalamtes und der Polizeiakademie Niedersachsen, ein Vertreter des Polizeihauptpersonalrates sowie die Frauenbeauftragte teilgenommen. Die Auditierungsworkshops Tagesdienst und Schichtdienst Februar bis März 2008 Auf den Ergebnissen des Strategieworkshops aufbauend wurden in zwei Auditierungsworkshops spezifische Ziele und weiterführende Maßnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie erarbeitet. Angesichts des Ziels, dass die Ergebnisse auf alle Bereiche der Polizei übertragbar sein sollen, wurde aufgrund des vergleichbaren hierarchischen, organisatorischen und sozialen Aufbaus der Polizeibehörden die Differenzierung in zwei repräsentative Gruppen für die Bereiche Tagesdienst und Schichtdienst vorgenommen. Bei der Besetzung der beiden Auditierungsworkshops wurde darauf geachtet, dass alle Funktionsbereiche angemessen vertreten waren. Denn für die erfolgreiche Umsetzung einer familienbewussten Personalpolitik ist eine breite Beteiligung über alle Funktionsbereiche und -ebenen sowie der Einbezug der Führungskräfte essentiell. Die in den Auditierungsworkshops erarbeiteten Ergebnisse wurden in Form einer Zielvereinbarung, die durch den Präsidenten des Landespräsidiums für Polizei, Brand- und Katastrophenschutz unterzeichnet wurde, zusammen mit den Informationen zur Institution Landespolizei Niedersachsen für die Zertifizierung bei der berufundfamilie ggmbh eingereicht. Die Handlungsfelder 2 und 7 wurden hierbei nicht besetzt. Erteilung des Zertifikats April 2008 Durch die Erteilung des Zertifikats wurde am 28.04.2008 bescheinigt, dass sich die Polizei Niedersachsen dem Prozess der Auditierung erfolgreich gestellt und unternehmensspezifische Ziele und Maßnahmen zur Verwirklichung einer familienbewussten Personalpolitik erarbeitet hat, die in den nächsten drei Jahren umgesetzt werden sollen. Mit dem Zertifikat zum audit berufundfamilie hat die Polizei Niedersachsen das Recht erhalten, das europaweit geschützte Zertifikat auf Veröffentlichungen und Druckschriften zu verwenden. Das Zertifikat ist mit dem Datum der Erteilung durch die berufundfamilie ggmbh gültig und läuft nach maximal drei Jahren aus. Zur Erlangung des weiteren Nutzungsrechts für das Zertifikat kann das Unternehmen eine Re-Auditierung durchführen. Im Rahmen der öffentlichen Zertifikatsverleihung am 30.06.2008 durch das Bundesfamilien- und das Bundeswirtschaftsministerium wurde die Polizei Niedersachsen als bundesweit größte Institution hervorgehoben. 14

Dieses Zertifikat ist gültig bis 28. April 2011 Zertifikat seit 2008 Auditierungsnummern Z1-20080428-6350, Z1-20080428-5401 2008 Polizei Niedersachsen Lavesallee 6, 30169 Hannover Die berufundfamilie gemeinnützige GmbH bescheinigt hiermit die erfolgreiche Durchführung des audit berufundfamilie. Im Rahmen der Auditierung wurden der Bestand der Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie begutachtet und weiterführende Ziele einer familienbewussten Personalpolitik definiert. Die daraus resultierenden Maßnahmen werden innerhalb der nächsten drei Jahre umgesetzt. 28. April 2008 Frankfurt am Main 15

2008 Polizei Niedersachsen Lavesallee 6, 30169 Hannover Zertifikat seit 2008 Der Institution "Polizei Niedersachsen" wurde am 28.04.2008 das Zertifikat zum audit berufundfamilie erteilt. Die Polizei Niedersachsen umfasst neben den sechs Polizeidirektionen Braunschweig, Göttingen, Hannover, Lüneburg, Oldenburg und Osnabrück mit ihren zugeordneten Dienststellen die Zentrale Polizeidirektion, das Landeskriminalamt Niedersachsen und die Polizeiakademie Niedersachsen. Zum Zeitpunkt der Auditierung waren bei der Institution "Polizei Niedersachsen" rund 22400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Ziel der Auditierung Mithilfe der Auditierung soll die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Gesamtorganisation verbessert werden. Unter Berücksichtigung der Erfordernisse der polizeilichen Aufgabenwahrnehmung soll der Stellenwert einer familienbewussten Personalpolitik gestärkt werden. Den Führungskräften und den Personalstellen kommt dabei eine besondere Verantwortung zu. Die Erfassung und Transparentmachung familienfreundlicher Arbeitsbedingungen verbunden mit einer intensiven internen Öffentlichkeitsarbeit sollen zu weiter verbesserten Rahmenbedingungen und einer höheren Akzeptanz gegenüber familiären Belangen führen. Auch Führungsfunktionen sollen für Beschäftigte mit Familienpflichten attraktiver gestaltet werden. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels soll die Attraktivität des Polizeiberufs gesteigert werden. Vorhandene Maßnahmen (Auswahl) Unterstützung der Vereinbarkeit durch flexible Arbeitszeitregelungen sowohl im Tagesdienst (Gleitzeit) als auch im Schichtdienst (z. B. durch»bedarfsorientierte Schichtmodelle«) Umfangreiche und flexible Möglichkeiten zu Teilzeitarbeit Berücksichtigung der familiären Situation bei der Teamzusammensetzung Förderung von weiblichen Beschäftigten z. B. im Rahmen des Mentoringprogramms Zielgerichtete Fortbildungsmaßnahmen unter Berücksichtigung der Stärkung der persönlichen Kompetenzen Beratung und Hilfe bei sozialen Fragen Zukünftige Maßnahmen (Auswahl) Stärkere Nutzung der Flexibilitätsspielräume der Arbeitszeit Verbesserte Unterstützung der Teilzeitarbeit Sensibilisierung und Weiterqualifizierung aller Beschäftigten und insbesondere der Führungskräfte für ein familienbewusstes Führungsverhalten Ausbau des Informationsangebots im Intranet Strukturierung der Rollen und Verantwortlichkeiten auf den verschiedenen Hierarchieebenen in Bezug auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie Optimierung des Übergangs in die Familienphase und des Wiedereinstiegs Bedarfsorientierte Initiierung verschiedener Maßnahmen zur Kinderbetreuung und zur Betreuung in Notfällen Stand: 28. April 2008 16

Die Inhalte der Zielvereinbarung der Polizei Niedersachsen Handlungsfeld 1 Arbeitszeit In diesem Handlungsfeld geht es in erster Linie darum, die Arbeitszeit im Tagesdienst bei familiären Erfordernissen sehr flexibel gestalten zu können. Im Rahmen der Umsetzung ist vorgesehen, die Niedersächsische Verordnung über die Arbeitszeit der Beamtinnen und Beamten, die Gleitzeitvereinbarung und die Arbeitszeitregelung für den Polizeivollzugsdienst hinsichtlich ihrer Gestaltungsmöglichkeiten unter dem Blickwinkel möglichst großer Flexibilität zu analysieren und die Fortentwicklung weitergehender Arbeitszeitflexibilisierung im Sinne der Regelungen der Experimentierklausel zu prüfen. Darüber hinaus werden Handreichungen zur effizienteren Nutzung der Gestaltungsmöglichkeiten erstellt und den Führungskräften und Beschäftigten zur Verfügung gestellt. Die Führungskräfte und Beschäftigten im Tages- und Schichtdienst werden über die Gestaltungsmöglichkeiten von Teilzeit in geeigneter Form informiert und bei der Umsetzung unterstützt. Wichtig ist hierbei auch, dass Teilzeitmodelle flexibel und zeitnah an sich verändernde Situationen angepasst werden können. Insbesondere für Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte im Schichtdienst, die an ihren freien Wochenenden häufig zu Einsätzen einberufen werden, ist es wichtig, dass freie Wochenenden im Schichtdienst eine hohe Verlässlichkeit haben. Hierzu sollen künftig in die Planungsprozesse für Wochenendeinsätze geeignete Schritte zur Berücksichtigung der familiären Situation der Beschäftigten ( Spielregeln ) eingebaut werden. Zur Nutzung der Gestaltungspotentiale von Teilzeit im Bereich des Tages- und Schichtdienstes werden die bestehenden Gestaltungsmöglichkeiten von Teilzeit (z. B. temporäre Aufstockung auf Vollzeit bei Fortbildungen, bei besonderen dienstlichen Erfordernissen, für Urlaubsvertretungen während der Elternzeit) zusammengestellt, die Anwendungsmöglichkeiten von Jobsharing geprüft und entsprechende Konzepte erarbeitet. Handlungsfeld 2 Arbeitsorganisation Dieses Handlungsfeld bleibt unbesetzt. 17

Handlungsfeld 3 Arbeitsort Künftig soll das Arbeiten an flexiblen Orten für einzelne räumlich verlagerungsfähige Aufgaben, die noch speziell definiert werden, möglich sein. Hierzu sollen die Kriterien und Maßstäbe hinsichtlich der individuellen Voraussetzungen der Beschäftigten festgelegt und Leitfäden entwickelt werden, mit denen die Verantwortlichen vor Ort bei der Umsetzung unterstützt werden (z. B. Hinweise auf Möglichkeiten der Umsetzung, wie die Nutzung dienstlicher Laptops, NIVADIS-Rechner in wohnortnahen Dienststellen). Handlungsfeld 4 Informations- und Kommunikationspolitik Zur Strukturierung der Rollen und Verantwortlichkeiten auf allen Hierarchieebenen werden die Rollen und Aufgaben für alle vereinbarkeitsbezogenen Belange definiert. Neben den Ansprechpartner/-innen auf der jeweiligen Hierarchieebene werden auch übergreifende Ansprechpartner/-innen in Bezug auf Fragen im Umfeld der Vereinbarkeit benannt. Es wird ein Konzept erarbeitet, wie die Verantwortlichkeiten und die Prozesse in geeigneter Weise in den üblichen Führungs- und Kommunikationszusammenhängen publik gemacht und präsent gehalten werden. Instrumente zur individuellen Lösung konkreter Probleme anbietet (z. B. Checklisten, Leitfäden, praktische Hinweise) und auch durch entsprechende Links mit einschlägigen Seiten des Internets verbunden ist. Im Sinne einer Hilfe zur Selbsthilfe werden durch die Darstellung guter Beispiele aus der Praxis familienfreundliche Maßnahmen handhabbar gemacht. Mit dem Ziel, die familienbewusste Personalarbeit der Polizei Niedersachsen in der Außendarstellung sichtbar zu machen, wird das Thema in die externe Öffentlichkeitsarbeit integriert. Im Internetauftritt der Polizei ist bereits das Zertifikat mit ersten Informationen zur familienbewussten Personalarbeit eingestellt. Auch bei Informationsveranstaltungen im Rahmen der Nachwuchsgewinnung, in Imagebroschüren, bei Stellenausschreibungen usw. wird das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie gezielt angesprochen. Vor dem Hintergrund, dass bundesweit über 600 und allein in Niedersachsen über 80 Unternehmen, Institutionen und Hochschulen auditiert sind, die sich alle mit vergleichbaren Inhalten beschäftigen, wird der lokale Austausch mit anderen familienbewussten Unternehmen und Institutionen sowie das Engagement niedersächsischer Polizeidienststellen in geeigneten lokalen und regionalen Netzwerken im Rahmen des Audits initiiert. So bietet sich für die einzelnen Polizeidienststellen flächendeckend die Möglichkeit, mit Anderen zu kooperieren und dadurch auch zu profitieren. Für alle Beschäftigten wird zeitnah im polizeilichen Intranet eine gut nutzbare Plattform mit allen Informationen zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie bereitstehen, die neben der einschlägigen Literatur 18

Handlungsfeld 5 Führungskompetenz In diesem Handlungsfeld wird der Schwerpunkt in der Sensibilisierung und Weiterqualifizierung aller Beschäftigten und insbesondere der Führungskräfte für ein familienbewusstes Führungsverhalten gesehen. Ziel ist, dass sich insbesondere die polizeilichen Führungskräfte auf allen Ebenen umfassend mit dem Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie auskennen und um seine Bedeutung für die Polizei Niedersachsen wissen. Sie sollen ihre Verantwortung für die Umsetzung einer familienbewussten Personalpolitik in ihrer jeweiligen Position wahrnehmen und ein Alltagsbewusstsein für die scheinbar besonderen Lebenslagen entwickeln. Durch eine konzeptionell hinterlegte Integration der Thematik in die Aus- und Fortbildung und in die bereits vorhandenen Seminare zur Führungskräfteentwicklung können alle Beschäftigten und insbesondere die Führungskräfte qualifiziert werden. 19

Handlungsfeld 6 Personalentwicklung Hier sollen u.a. die Verfahrensweisen rund um die Elternzeit weitestgehend standardisiert werden, wobei viele der bereits vorhandenen guten Verfahrensweisen aus der Praxis einbezogen werden. Dabei ist es wichtig, dass familienfreundliche Maßnahmen nicht vom guten Willen Einzelner abhängig sein dürfen, sondern allen Beschäftigten zugute kommen. An den jeweiligen Aufgabenbereich angepasste strukturierte Wiedereingliederungsmaßnahmen können darüber hinaus eine schnelle und reibungslose Einarbeitung nach Rückkehr in den Beruf begünstigen, was sowohl im Interesse der Dienststelle als auch der Beschäftigten liegt. Eine enge Anbindung der Beschäftigten, die sich in Elternzeit befinden, an die Dienststelle kann beispielsweise durch: einen strukturierten Einstieg in die Elternzeit die Klarheit in Bezug auf den Ansprechpartner/ die Ansprechpartnerin während der Elternzeit die regelmäßige Übermittlung aktueller Informationen durch die Dienststelle das Einladen zu Gemeinschaftsveranstaltungen das Angebot von Qualifizierungsmaßnahmen während der Elternzeit sowie das Angebot von Urlaubsvertretungen im eigenen Bereich den Anreiz eines zeitnahen Wiedereinstiegs erhöhen. Darüber hinaus dürfen Teilzeitbeschäftigung und Unterbrechungen durch Familienzeit kein Hinderungsgrund bei Aufstieg und Beförderung sein. Hierzu sollen insbesondere geeignete Führungspositionen für Teilzeit und Jobsharing bereitgestellt sowie die vorhandenen Personalentwicklungskonzepte, Karrierepfade usw. auf Hindernisse überprüft werden. Handlungsfeld 7 Entgeltbestandteile und geldwerte Leistungen Dieses Handlungsfeld bleibt unbesetzt. 20

Handlungsfeld 8 Service für Familien Mit dem Ziel der Reduzierung von Betreuungsengpässen bei Kindern und Pflegebedürftigen werden einschlägige Konzepte zu Ferien- und Notfallbetreuung sowie Hilfsmittel (z. B. Leitfäden) für eine dezentrale Umsetzung zusammengestellt. Die Dienststellen sollen hiermit in die Lage versetzt werden, je nach ihren lokalen Möglichkeiten bedarfsgerecht verschiedene Maßnahmen zur Kinderbetreuung in Notfällen und Unterstützung der Beschäftigten in Pflegesituationen anzubieten. Bei der Polizei Niedersachsen soll es künftig kein Problem sein, wenn ein Kind in einer Notfallsituation mit zur Dienststelle gebracht wird. Hierzu werden die Rahmenbedingungen und Voraussetzungen zusammengestellt und in geeigneter Form den Beschäftigten bekannt gemacht. Bei entsprechendem Bedarf soll in diesem Zusammenhang auch das Einrichten von Arbeitsplätzen mit Betreuungsmöglichkeit (sog. Eltern-Kind-Zimmer) erfolgen können. Im Bereich der Regelbetreuung wird geprüft, ob bei entsprechendem Bedarf und Nachfrage in ausreichender Zahl durch das Engagement der Behörde die Betreuungssituation verbessert werden kann (z. B. Belegplätze, Beteiligung an Kindertagesstätte). 21

Umsetzung in der Polizei Niedersachsen Die Vernetzungsworkshops Mai bis Juni 2008 Um bei der Größe der Polizei Niedersachsen die nötige Durchdringung zu erreichen, wurde der Übergang von der Erarbeitung der Zielvereinbarung in die Umsetzung durch sog. Vernetzungsworkshops initiiert. In den sechs Polizeidirektionen sowie in der Zentralen Polizeidirektion, im Landeskriminalamt Niedersachsen und in der Polizeiakademie Niedersachsen wurden im Mai und Juni 2008 die Zielvereinbarung vorgestellt und die jeweils erforderlichen Arbeitsschritte für die einzelnen Bereiche abgeleitet. Dabei sind neben der jeweiligen Behördenleitung die Leiterinnen und Leiter der zugeordneten Inspektionen, teilweise auch der Kommissariate einbezogen worden, um sicherzustellen, dass gerade die oberen Führungsebenen mit der Zielvereinbarung vertraut sind und ihre Rolle bei der Umsetzung vor Ort ausfüllen. Umsetzung der Zielvereinbarung bis 2011 Zur Umsetzung der vereinbarten Ziele und Maßnahmen wurde bewusst auf eine parallele Projektorganisation verzichtet, da alle Maßnahmen möglichst zeitnah nach Erstellung der entsprechenden Konzeptionen im Rahmen der Alltagsorganisation angewandt werden sollen. Um dies zu erreichen, ist es zwingend erforderlich, dass alle Polizeibehörden und die Polizeiakademie unmittelbar in den weiteren Prozess der Umsetzung der Zielvereinbarung eingebunden werden. In diesem Zusammenhang hat es sich angeboten, auf bereits vorhandene Gremien und Strukturen zurückzugreifen. Die einzelnen Ziele und Maßnahmen wurden soweit wie möglich im Rahmen eines sog. Patenkonzeptes in Abstimmung mit den Dezernatsleitern/-innen Personal der Polizeibehörden erarbeitet. Die Ergebnisse werden auf die Gesamtorganisation übertragen und behördenspezifisch umgesetzt. Jährliche Berichterstattung und Re-Auditierung Die Polizei Niedersachsen ist für die Dauer der Gültigkeit des Zertifikats verpflichtet, der berufundfamilie ggmbh einmal jährlich unaufgefordert die Jährliche Berichterstattung zu übersenden. Eine Re-Auditierung kann nach drei Jahren überprüfen, inwieweit die Ziele erreicht worden sind und weiterführende Ziele und Maßnahmen definieren. 22

Fazit Das audit berufundfamilie eignet sich für die Polizei, um neue Angebote einer familienbewussten Personalpolitik zu schaffen, denn es reflektiert nicht nur bereits umgesetzte Maßnahmen, sondern zeigt Entwicklungspotenziale auf und hilft bei der Realisierung zukünftiger Schritte. Hervorzuheben ist, dass die erarbeiteten Lösungen allesamt die Besonderheiten des Polizeidienstes berücksichtigen. Es geht bei der Umsetzung nicht um die Veränderung oder Schaffung von allgemeinverbindlichen Modellen, sondern um das Angebot bedarfsgerechter und praktikabler Maßnahmen. Der besondere Reiz des Auditierungsverfahrens bestand darin, mit einem schlanken Verfahren und einem überschaubarem Aufwand zu schnellen, praktikablen und vor Ort spürbaren Verbesserungen zu kommen. Wichtig ist, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie dabei nachhaltig verbessert wird. Für die Polizei Niedersachsen stellt das Audit keinen einmaligen Selbsttest dar, sondern dient der Initiierung eines kontinuierlichen Prozesses. Nur dadurch ist es möglich, alle Beschäftigten und insbesondere die Vorgesetzten zu sensibilisieren und einen Bewusstseinswandel zu Gunsten einer höheren Akzeptanz gegenüber familiären Belangen in der Polizei Niedersachsen herbeizuführen. 23

Herausgeber: Niedersächsisches Ministerium für Inneres, Sport und Integration, Landespräsidium für Polizei, Brand- und Katastrophenschutz, Referat P 25 Lavesallee 6, 30169 Hannover E-Mail: Inet.habenicht@mi.niedersachsen.de Tel. : (0511) 120-6020 Internet: www.polizei.niedersachsen.de Fotos: Karl-Heinz Schmidt, Polizeiakademie Niedersachsen, Carsten Wolter, Polizeiakademie Niedersachsen Druck: LGN Hannover 1. Auflage, Stand: Oktober 2008