Kardiovaskuläres Risiko

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Transkript:

Kardiovaskuläres Risiko Überwachungssystem PASSI Autonome Provinz Bozen Zu den kardiovaskulären Erkrankungen zählen eine Reihe von schweren und weit verbreiteten Krankheiten (die bekanntesten sind Miokardinfarkt und zerebraler Iktus), die die häufigste Todesursache in der westlichen Welt darstellen. In Italien sind sie für über 40% der Todesfälle verantwortlich und verursachen zirka 1/6 der Invaliditäten (DALY= Disability Adjusted Life Years: Indikator zu Messung der gesamten Last der Krankheiten in der Bevölkerung). Es gibt zahlreiche veränderbare Risikofaktoren für kardiovaskuläre Krankheiten: Bluthochdruck, Rauchen, Hypercholesterinämie, Diabetes, Übergewicht/Fettleibigkeit, körperlich inaktive Lebensweise, Diät. In Bezug auf die Ernährung ist es wichtig zu betonen, dass manche Nahrungsmittel eine vorbeugende Wirkung haben (Obst und Gemüse, Fisch), andere hingegen sich negativ auswirken (Salz in gossen Mengen, gesättigte und hydrierte Fette usw.). Nicht nur der Lebensstil sondern auch andere Faktoren wie Depression, schlechte soziale und finanzielle Lage, Stresssituationen aufgrund von Ausgrenzung und sozialer Isolierung können das Auftreten von kardiovaskulären Krankheiten beeinflussen. Um den kardiovaskulären Erkrankungen entgegenzuwirken, müssen individuelle sowie bevölkerungsweite Maßnahmen ergriffen werden. Zu den bevölkerungsweiten Maßnahmen gehören die Durchführung von gesetzlichen und administrativen Veränderungen (Verschreibungen, Verbote, Versteuerung, Planung usw.) zur positiven Beeinflussung der Verhaltensweisen und Risikobedingungen, sowie die Organisation von Informations- und Fortbildungsinitiativen über spezifische Gesundheitsthemen (Erziehungskampanien, Entscheidungstätigkeiten, usw.) zur Sensibilisierung der verschiedenen Interessensträger. Der individuelle Ansatz hingegen sieht die Identifizierung der Risikopersonen vor, um gezielte individuelle Maßnahmen durchzuführen. Es werden nicht die einzelnen Risikofaktoren beurteilt, sondern das gesamte Risiko berechnet, das aus der Verbindung und Wechselseitigkeit der einzelnen Faktoren entsteht. Das Erhebungssystem PASSI überwacht viele dieser Faktoren und deren Bekämpfungsmaßnahmen und ermöglicht die Beurteilung der Zusammenhänge der verschiedenen Umstände. Gemeinsam mit anderen Informationssystemen wie die Kardiovaskuläre Beobachtungsstelle und das Register der kardiovaskulären und zerebralen Vorfälle trägt PASSI dazu bei, ein informatives Gesamtbild wiederzugeben, das notwendig ist, um wirksame Maßnahmen einführen zu können. In diesem Abschnitt wird die aktuelle Situation bezüglich der Prävention und Kontrolle des Bluthochdrucks beschrieben.

Bluthochdruck Bluthochdruck ist einer der Hauptrisikofaktor für schwere und Invalidität verursachende Krankheiten, wie Iktus, Herzinfarkt, Herzkompensationsstörungen und Niereninsuffizienz. Bluthochdruck ist mit veränderbaren Risikofaktoren assoziiert: Salzgehalt, Fettleibigkeit und körperlich inaktive Lebensweise. Das Auftreten von Bluthochdruck kann somit anhand individueller Maßnahmen vermieden werden. Jedenfalls ist es wichtig, Bluthochdruck frühzeitig zu diagnostizieren. Hierfür sind regelmäßige Kontrollen seitens des Arztes unerlässlich, sowie eine medikamentöse Behandlung und angemessene Lebensstile um den Folgen entgegenzuwirken. Wann wurde die letzte Blutdruck Messung durchgeführt? In der Provinz Bozen haben 80,5% der Befragten in den letzten 2 Jahren mindestens eine Blutdruck Messung durchgeführt, 14,1% vor mehr als 2 Jahren, während die restlichen 5,4% noch nie den Blutdruck gemessen haben oder sich nicht erinnern können. Insbesondere werden Blutdruck Messungen häufiger mit zunehmendem Alter und bei Personen mit niederer durchgeführt. Analysiert man anhand eines geeigneten statistischen Verfahrens die Auswirkungen der einzelnen Faktoren in Gegenwart aller anderen, so bleibt die Signifikanz nach Alter bestehen. Messung durchgeführt haben Prävalenz nach sozio-demografischen Eigenschaften Provinz Bozen 2008-11 Alter 18-34 35-49 50-69 Geschlecht Männer Frauen Gesamt: 80,5% (IC 95%: 78,2%-82,3%) 76% 79% 81% 80% 86% niedere 83% hohe 77% Finanzielle Schwierigkeiten ja 77% nein 82% 70% 75% 80% 85% 90%

Messung durchgeführt haben (%) Prävalenz nach Wohnregion Pool PASSI 2008-11 Im Pool PASSI 2008-11 beträgt der Prozentsatz der Personen, die in den letzten 2 Jahren mindestens eine Blutdruck Messung durchgeführt haben, 83%. Auf der Landkarte sind regionale Unterschiede ersichtlich. Das Intervall reicht von 69% in der Region Basilikata bis 88% in Ligurien. signifikant höher als im Pool Passi (%) nicht signifikant verschieden vom Pool Passi (%) signifikant geringer als im Pool Passi (%) In den Regionen Lombardei, Sardinien, Basilikata und Kalabrien haben nicht alle Sanitätsbetriebe an der Erhebung teilgenommen. Vergleich innerhalb des homogenen nationalen Pool PASSI Unter Berücksichtigung, dass im Zeitraum 2008-2011 (nationaler homogener Pool) nicht alle Sanitätsbetriebe ständig an der Erhebung teilgenommen haben, ist aus der Grafik eine klare Stabilität des Indikators ersichtlich. Messung durchgeführt haben Prävalenz nach Jahr homogener Pool 2008-11 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 2008 2009 2010 2011 anno

Wie viele Befragte sind Hypertoniker? In der Provinz Bozen haben 16,8% der Befragten, die in den letzten 2 Jahren eine Blutdruck Messung durchgeführt haben, berichtet, dass ihnen Bluthochdruck diagnostiziert wurde. Insbesondere leiden an Bluthochdruck - ältere Personen (36% der 50-69- Jährigen) - Personen mit niederer - Personen mit Übergewicht. Alter Geschlecht Selbst erklärte Hypertoniker Prävalenz nach sozio-demografischen Eigenschaften Provinz Bozen 2008-11 Gesamt: 16,8% (IC 95%: 14,6%-19,0%) 18-34 35-49 50-69 Männer 4% 10% 18% 36% Analysiert man anhand eines geeigneten statistischen Verfahrens die Auswirkungen der einzelnen Faktoren in Gegenwart aller anderen, so zeichnet sich eine Signifikanz im fortgeschrittenen Alter und bei übergewichtigen Personen ab. Frauen niedere hohe Finanzielle Schwierigkeiten ja nein Gewichtszustand 15% 19% 13% 17% 17% Unter/Normalgewicht Übergewicht/ Fettleibigkeit 9% 31% 0% 10% 20% 30% 40% Wie viele Personen behandeln den Bluthochdruck medikamentös und wie viele haben vom Arzt Ratschläge erhalten? In der Provinz Bozen berichten 69,8% der Hypertoniker in medikamentöser Behandlung zu sein. Abgesehen von der medikamentösen Behandlung haben sie von Seiten des Arztes folgende Ratschläge erhalten: - weniger Salz (62,2%) - Gewichtskontrolle/-verlust (64,1%) - regelmäßige körperliche Aktivität (73,9%). Vom Arzt empfohlene Behandlungen Provinz Bozen - PASSI 2008-11 (n=190) medikamentöse Behandlung weniger Salz Gewichtskontrolle/- verlust regelmäßige körperliche Aktivität 62% 64% 70% 74% 55% 60% 65% 70% 75%

Ergebnisse und Empfehlungen In der Provinz Bozen leidet schätzungsweise eine von sechs Personen im Alter zwischen 18 und 69 Jahren an Bluthochdruck. In der Altersklasse der über 50-Jährigen steigt der Prozentsatz auf 36%. Die Früherkennung von Bluthochdruck aufgrund regelmäßiger Kontrollen des Blutdrucks (insbesondere bei den über 35-Jährigen) ist eine wirksame Präventionsmaßnahme. Laut internationalen Leitlinien sollten Personen über 18 Jahre alle zwei Jahre den Blutdruck kontrollieren. Personen mit erhöhten Blutdruckwerten (systolischer Blutdruck 120-140 mmhg und/oder diastolischer 80-90) sollten hingegen jedes Jahr den Blutdruck messen. In der Provinz Bozen hat zirka eine von sechs Personen in den letzten zwei Jahren niemals den Blutdruck gemessen. Diese Maßnahme ist sehr wichtig, um Bluthochdruck frühzeitig zu erkennen und angemessen zu behandeln und sollte von den Allgemeinmedizinern unterstützt werden. Neben der Notwendigkeit einer medikamentösen Behandlung können geringere Salzmengen, eine Gewichtsabnahme bei übergewichtigen Personen und regelmäßige körperliche Aktivität die Blutdruckwerte wirksam senken. Aber nur zirka in zwei von drei Hypertonikern wird empfohlen, diese Verhaltensweisen anzuwenden, um den Blutdruck zu senken.