NAP-PGREL-Fachtagung 2010 "Sortenvielfalt - wo liegt ihr Wert?"

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Transkript:

Dr. phil. nat. Raphael Pfarrer Mitglied GL Slow Food Schweiz Nationaler Koordinator Fondazione per la Biodiversità ONLUS (Florenz) 1

Slow Food liegt im Trend Neuer Regionalismus Downshifting Market of the Real Slow Trend Slow Tech Lessness Authentic Goods Slow Life zurück zur Natur Retro Konsum Entschleunigung Kult-Kennerschaft Ueber-Premium Was ist Slow Food? eine internationale oeko-gastronomische, Mitglieder getragene Non-Profit Organisation eine Bewegung, die 1989 gegründet wurde, um Fast Food und Fast Life entgegen zu wirken ein weltweites Netzwerk, dass die heutige Art der Lebesmittelproduktion und des Lebensmittelkonsums verändern will. 2

Das Slow Food Netzwerk: Mehr als 100 000 Miglieder in 129 Ländern in über 850 Sektionen (Convivia) organisiert; vereinigt mit Vertretern von Universitäten, Schulen, Behörden und 1 600 Food Communities, 5 000 artisanalen Lebensmittelproduzenten, 1 000 Köchen und 400 Akadmikern aus 150 Ländern, die gemeinsam im Netzwerk Terra Madre organisiert sind. Was macht Slow Food? Slow Food verteidigt das Recht auf Genuss Fördert gut, sauber & fair produzierte Lebensmittel Unterstützt die lokale Lebensmittelproduktion Um diese Ziele zu erreichen: schult Slow Food Kinder und Erwachsene verteidigt Slow Food die Biodiversität mit den Projekten Arche des Geschmacks und den Slow Food Presidi vereinigt Slow Food Produzenten und Ko-Produzenten im Projekt Terra Madre und fördert den kulturellen Austausch und den Netzwerk-Aufbau 3

Das Recht auf Genuss Alle Menschen haben das fundamentale Recht auf Genuss und das Recht auf Souveränität bei der Wahl ihrer Lebensmittel. Als Konsequenz daraus erwächst die Verantwortung das kulturelle Erbe der Lebensmittel zu erhalten, die Genuss überhaupt erst ermöglichen Was für Lebensmittel sind slow? gut + sauber + fair = nachhaltige Qualitäts-Lebensmittel 4

es schmeckt gut und es macht uns Freude, zu essen sauber die Produktion respektiert die Umwelt, das Wohl der Tiere und unsere Gesundheit 5

Die Produzenten sollen faire Löhne und Anerkennung für ihre Arbeit erhalten Vermittlung des langsamen Weges ein Weg der ermöglicht, dass Kinder und Erwachsene Lebensmittel verstehen und deren Produktion und Herkunft kennen Kennerschaft und Könnerschaft. Geschmackserziehung, Geschmacks-Workshops ( Laboratori del Gusto ) Essbare Schulgärten ( Edible School Gardens ) Exkursionen zu Produzenten Nationale und internationale Messen und Konferenzen 6

Die Universität der Gastronomischen Wissenschaften Erste akademische Institution, die dem Studium der gastronomischen Wissenschaften gewidmet ist Multidisziplinäres Programm Ausgedehnete Exkursionen www.unisg.it Biodiversitäts-Projekte 7

Ko-Produzent? Eating is an agricultural act. Wendell Berry (1989) A co-producer is a consumer who knows and understands problems of food production: quality, economics and processing requirements, the culinary aspect. It s not just someone who consumes. It s that they want to know. Carlo Petrini Kurze Produktions- und Distributionswege Alternative Distributions-Systeme reduzieren die Distanz zwischen Feld und Tisch und bringen die Produzenten näher zu den Ko-Produzenten Bauernmärkte Lokale Messen und Veranstaltungen Einkaufsgruppen Direktvermarktung 8

Wieso Lokal? Frischer Geschmack: saisonale Produkte aus lokalen Sorten und Rassen produziert, bei perfekter Reife geerntet, schmecken immer besser als auf lange Haltbarkeit und Transportwege getrimmte Industrieprodukte Weniger Food-Meilen: weniger Transport und Verpackung heisst weniger Verschmutzung Vertieftes Wissen und Kontrolle über unser Essen und über dessen Produktion Sicherstellung des Überlebens von traditionalen, nachhaltigen Produktionsmethoden, indigenen Sorten und Rassen sowie der Lebensmittel-Diversität. Schutz und Erhalt von regionalen Landschaftstypen Arche des Geschmacks gegründet 1996 katalogisiert vom Aussterben bedrohte Lebensmittel, Sorten und Rassen Presidio Slow Food gegründet 2000 kleine Projekte, die Produzenten direkt bei der Produktion und der Vermarktung unterstützen 9

Welche Ziele will Slow Food mit den Presidi-Projekten erreichen? Erhalt von akut oder potential bedrohten Sorten, Rassen, Lebensmittel und Kulturlandschaften sowie Erhalt der jeweiligen Produktionstechniken Wissenstransfer auf neue, in der Regel jüngere Produzenten Existenzsicherung des Produzenten durch das Öffnen neuer Absatz und Distributionskanäle Storytelling über Produkte und Produzenten ( the story behind ) Inwertsetzung von Produkt und Produzent Denn: nur oekonomisch erfolgreiche Produzenten haben ein langfristiges Interesse am Erhalt von alten Sorten, Rassen, Lebensmittel oder Kulturlandschaften! Was ist der Nutzen für die Produzenten? Promotion der Produkte durch Slow Food Technische & betriebswirtschaftliche Unterstützung Investitionen in Infrastruktur, Marketing, Produkte Design und Kommunikation Zusammenschluss der Produzenten in Food Communities entlang der Wertschöpfungskette Vertretung der Produzenten-Interessen durch Slow Food gegenüber Dritten Sicherstellung der Produktequalität Erhöhung des Produktionsvolumens und der erzielten Preise 10

Zwetschgenlandschaften aus dem Tafeljura Produktionsgebiet Tafeljura, Baselland Produzenten 15 Bauernbetriebe 1 gewerbliche Bäckerei 1 Wohn- & Werkheim Sponsoringpartner Coop, Kuoni, Stiftung Slow Food Schweiz Technischer Partner Verein Hochstamm Suisse 11

NAP-PGREL-Fachtagung 2010 12

Schweizer Dörrbohnen Produktionsgebiet Mittelland / D-CH Produzenten 12 Bauernbetriebe 2 Verarbeitungsbetriebe 1 Behindertenheim Sponsoringpartner Coop, Stiftung Slow Food Schweiz Technischer Partner Pro Specie Rara 13

NAP-PGREL-Fachtagung 2010 14

NAP-PGREL-Fachtagung 2010 15

Kaffee aus Huehuetenango Produktionsgebiet Guatemala, San Pedro Necta, Hochland von Huehuetenango) Produzenten 170 Mam-Familien, organisiert in drei Kooperativen (Asodesi, Esquipulas, Adienil) Sponsoringpartner Fondazione per la Biodiversità Ministerio degli Affari Esteri d Italia Technischer Partner Pausa Caffè 16

17

Was ist der Nutzen für die Produzenten? Tab. 1: Durchschnittlicher Produktions- und Wertzuwachs von 54 Slow Food Presidi in den Jahren 2007 bis 2009 (Aus: The Slow Food Presidia: from a cultural project to entrepreneurship, Università Bocconi, Milano, 2010) Warengruppe Verkaufte Menge Preis pro Einheit Fisch 11.0 % 39.3 % Fleischprodukte 53.0 % 20.0 % Backwaren 36.0 % 21.5 % Käse 46.0 % 28.0 % Fleisch 161.0 % 19.0 % Früchte, Gemüse 74.0 % 68.0 % Ø Zuwachs 63.5 % 32.6 % 18

Was ist der Nutzen für die Produzenten? Tab. 2: Durchschnittlicher Zuwachs an Produktionsbetrieben und Arbeitsplätzen von 54 Slow Food Presidi in den Jahren 2007 bis 2009 (Aus: The Slow Food Presidia: from a cultural project to entrepreneurship, Università Bocconi, Milano, 2010) Warengruppe Betriebe Arbeitsplätze Fisch 11.7 % 16.2 % Fleischprodukte 43.5 % 11.6 % Backwaren 8.0 % 9.9 % Käse 17.9 % 5.1 % Fleisch 109.9 % 147.3 % Früchte, Gemüse 28.5 % 23.5 % Ø Zuwachs 36.4 % 35.6 % Zusammenfassung der Studie Die Slow Food Presidi stellen ein wertvolles und effizientes ökonomisches Model dar: Steigerung der Produktion Steigerung des erzielten Preises Steigerung der Produktequalität Schaffung von neuen Arbeitsplätzen Durch die Slow Food Presidi konnte oftmals der regionale Tourismus gefördert werden. Durch die Slow Food Presidi konnte auch die regionale Gastronomie gefördert werden. Das Netzwerk von Slow Food ermöglichte die Vermarktung von nachhaltig produzierten Lebensmittel durch die Öffnung neuer Märkte. 19

Weitere Informationen und lokale Slow Food Veranstaltungen in Ihrer Nähe www.slowfood.ch vom 11. bis 13. November 2011 Messe Zürich 20