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Transkript:

5. Was heißt Barrierefreiheit für Menschen mit Lernschwierigkeiten? Eine Barriere ist etwas, was im Weg steht. Ein Hindernis oder ein Stolperstein oder eine Mauer. Behinderte Personen treffen ganz oft auf Hindernisse, die im Weg stehen. RollstuhlfahrerInnen treffen auf Stufen. Dann können sie nicht weiter. Blinde Menschen treffen auf Bücher und Schilder, die sie nicht lesen können. Gehörlose Menschen treffen auf Ansagen, die sie nicht hören können. Zum Beispiel: Die Ansagen am Bahnhof oder die Nachrichten im Fernsehen. Menschen mit Lernschwierigkeiten treffen auf schwierige Sprache. Schwierige Sprache ist ein riesiges Hindernis. Wir können nicht mitreden, wenn die anderen Leute mit schwieriger Sprache sprechen. Wir können auch nicht selbst bestimmen, wenn wir nicht verstehen, was die anderen sagen. Wir brauchen Informationen in leichter Sprache. Aber das genügt nicht immer. Wir brauchen auch Menschen, die mit uns Bücher durchgehen und unsere Fragen beantworten. Das GLEICHSTELLUNGS-Buch 41

Beispiele: Herr Lederer erzählt: Herr Lederer sollte an einer Sitzung teilnehmen. Doch leider sprachen dort alle Personen mit schwieriger Sprache. Herr Lederer hatte das Gefühl, dass er nichts sagen durfte. Er fühlte sich nicht willkommen. Warum hatten sie ihn eigentlich eingeladen? Wir haben Herrn Lederer interviewt: Wibs: Glauben Ihre KollegInnen, dass sie gescheiter sind? Herr Lederer: Ja, das glauben die. Wibs: Wie gehen Sie damit um, wenn sie Sie nicht ausreden lassen? Herr Lederer: Ich habe schon 100 Mal gesagt, sie müssen mir zuhören. Sie sollen mir eine klare Antwort geben. Wibs: Haben Sie ihnen gesagt, sie sollen mit leichter Sprache reden? Herr Lederer: Sie merken sich nicht einmal die Regeln für leichte Sprache! Sie verwenden zu lange Sätze! Sie antworten mir nicht! Leichte Sprache ist notwendig, damit wir mitreden können. Leichte Sprache ist auch notwendig, damit wir verstehen können. Leichte Sprache muss so selbstverständlich werden wie die Rampen und Lifte für RollstuhlfahrerInnen. 42 WIBS - Selbstbestimmt Leben

Unsere Unterstützerin erzählt: Es gibt viel zu viel schwierige Sprache. Wenn ich am Jahresende meinen Steuerausgleich machen will, ist alles in schwerer Sprache. Ich muss dann oft bei meinem Vater und beim Finanzamt und bei der Arbeiterkammer anrufen. Die helfen mir. Aber es dauert ganz lang bis ich alles richtig ausgefüllt hab. Viel besser wäre, wenn das Formular in einfacher Sprache wäre. Das würde auch allen Leuten helfen, die nicht so gut Deutsch können. Wir würden alle weniger Fehler machen und Zeit und Geld sparen. Nicht nur Menschen mit Lernschwierigkeiten brauchen leichte Sprache. Für viele andere wäre das Leben dann auch einfacher. Wibs erzählt: Wir waren bei einer Tagung. Da ging es um Menschen mit Lernschwierigkeiten. Und es ging darum, was die Kopfschlauen für uns tun wollen, damit wir es besser haben. Es waren PolitikerInnen dabei und auch Leute von der Uni. Die haben Vorträge gemacht. Wir haben kein Wort verstanden. Auch unsere UnterstützerInnen haben wenig verstanden. Wir waren richtig zornig. Wenn die sich schon für uns einsetzen, dann müssen sie doch eigentlich so reden, dass wir mitkommen. Wir von Wibs finden, dass das keine guten Verbündeten sind. Gute Verbündete sprechen so, dass wir mitreden können. Das GLEICHSTELLUNGS-Buch 43

Frau Payr berichtet: Auch Menschen mit Lernschwierigkeiten haben das Recht, wählen zu gehen. Aber die PolitikerInnen verwenden keine einfache Sprache. Ganz oft muss Frau Payr ihre Eltern fragen, was die PolitikerInnen meinen, wenn sie im Fernsehen sprechen! Deshalb hat sie einen Brief an ihre Lieblingspolitikerin geschrieben. Frau Payr bat sie, ihr die wichtigsten Fragen zu beantworten. Aber wir von People First finden, dass die PolitikerInnen leichte Sprache verwenden sollen. Dann können wir alle besser wählen gehen. Frau Stöger erzählt: Ich habe die Lebensgeschichte von einem blinden Mann gelesen. Der Text war in einfacher Sprache. Trotzdem habe ich nicht alles verstanden. Es ist auch sehr schwer für mich, mich so lange zu konzentrieren. Ich habe Unterstützung gebraucht. Meine Unterstützerin hat mir immer wieder vorgelesen. Dann haben wir eine Pause gemacht. Dann hat sie mir weiter erklärt. Manchmal reicht leichte Sprache nicht aus. Wir brauchen Menschen, die uns mit Beispielen erklären, was gemeint ist. Beispiele machen es uns leichter. 44 WIBS - Selbstbestimmt Leben

Unsere Forderungen: Wenn jemand mit uns spricht, muss das in leichter Sprache sein. Damit wir mitreden können. Wir brauchen Zeit, um nachfragen zu können. Wir brauchen ÜbersetzerInnen für leichte Sprache. Wichtige Informationen müssen in leichte Sprache übersetzt werden. Informationen brauchen wir mit vielen Bildern und auf CD zum Hören. Das GLEICHSTELLUNGS-Buch 45

Jede und Jeder soll seine Sprache sprechen. Manche Dinge kann man nur kompliziert sagen. Wenn wir in einfacher Sprache reden, nimmt uns niemand ernst. Wenn jeder seine Sprache spricht, kommen wir nicht weiter. Wir brauchen Wörter, die wir alle verstehen. Schwierige Dinge können mit mehreren Beispielen erklärt werden. Außerdem gibt es ein Wörterbuch für leichte Sprache. Da können Sie nachschlagen, wenn Sie ein Wort nicht wissen. Wir alle sollten uns an leichte Sprache gewöhnen. Weil sie niemanden ausschließt! 46 WIBS - Selbstbestimmt Leben