Hinweise für den Redakteur Peking, den 31. März 2011 Die Kunst der Aufklärung im National Museum of China Eine Ausstellung der Staatlichen Museen zu Berlin, der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München und des National Museum of China in Peking 2. April 2011 31. März 2012 Eckdaten 579 Objeke über die gesamte Laufzeit der Ausstellung 2700 m² Ausstellungsfläche Drei Museumseinrichtungen aus Deutschland in Zusammenarbeit mit dem National Museum of China Ausstellung in neun Kapiteln zeigt Kunst der Aufklärung in ganzer Breite - von Malerei und Grafik über Kunsthandwerk und wissenschaftlichen Instrumenten bis hin zur Mode National Museum of China größtes Museumsgebäude der Welt mit 195000 m² Gesamtfläche Umbau des Museums in Peking durch Gerkan, Marg und Partner (Hamburg) Vereinbarung zur langfristigen Präsentation im Mai 2007 im Beisein von Horst Köhler und Hu Jintao in Peking unterzeichnet. Im Januar 2009 Ausstellungskooperation in Anwesenheit von Angela Merkel und Wen Jiabao in Berlin vertraglich festgelegt. Ausstellungsprojekt Bestandteil des von Wen Jiabao und Angela Merkel im Juli 2010 in Peking unterzeichneten Deutsch-Chinesischen Kommuniqués
zur umfassenden Förderung der Strategischen Partnerschaft Dialog-Reihe der Stiftung Mercator Die Kapitel der Ausstellung Der Prolog Höfisches Leben im Zeitalter der Aufklärung lädt die Besucher ein, die Welt der barocken und aufgeklärten Residenzen zu erkunden und zeigt die höfische Kunst des 18. Jahrhunderts in ihrem ganzen Spektrum. Die Residenzen Berlin, Dresden und München, aus deren Sammlungen die beteiligten Museen hervorgingen, werden beispielhaft für die höfische Kultur Europas vorgestellt. Das Spektrum reicht vom spätabsolutistischen Fürstenhof bis zu Friedrich dem Großen, dem ersten Aufklärer auf einem deutschen Thron. Das Kapitel Perspektiven des Wissens erzählt von der Geburt der modernen Naturwissenschaften und ihrem immensen Einfluss auf die künstlerische Imagination. Auf zahlreichen Gebieten wurde Wissen erworben, systematisiert und öffentlich verbreitet: Wissenschaft gewann ein bisher ungekanntes gesellschaftliches Prestige, sie war modisch und bildwürdig geworden. Das Kapitel Die Geburt der Geschichte beleuchtet das neue historische Bewusstsein des 18. Jahrhunderts. Wissenschaftliche Disziplinen wie die Archäologie entstanden, die ersten öffentlichen Museen wurden gegründet. In zahlreichen Facetten wie der Ruinenbegeisterung oder dem neuen Klassizismus äußert sich der Enthusiasmus für die Antike in der Kunst. Die Reflexion der Geschichte bedeutete aber auch eine Stärkung des Bewusstseins für den Wert der eigenen Gegenwart.
Das Kapitel Ferne und Nähe richtet den Blick auf die Weltneugier der Aufklärung, ihre Faszination für ferne Epochen und Kulturen sowie deren ästhetischen Niederschlag in der europäischen Kunst. Zahlreiche Entdeckungsfahrten, dokumentiert durch mitreisende Künstler, vermittelten neue Erkenntnisse über fremde Völker, Tiere und Pflanzen. Zu den exotischen Idealwelten der Aufklärung gehörte China, das bis zum Ende des 18. Jahrhunderts viele Künstler, Literaten und Philosophen zur Projektion eines idealen, aufgeklärten Staates als Gegenbild zu Europa anregte. Aber der Blick schweifte nicht nur in die Ferne; es galt auch die Nähe zu entdecken, die eigene Heimat. Am Beispiel der Sächsischen Schweiz wird die touristische Entdeckung und beginnende künstlerische Vermarktung einer solchen Region vorgeführt. Das Kapitel Liebe und Empfindsamkeit schildert, wie sich das 18. Jahrhundert auch zu einer Epoche der Empfindsamkeit entwickelte. Die sozialkritischen und emanzipatorischen Tendenzen der Aufklärung wurden um die Tugend des Gefühls ergänzt. Empathie wurde noch bevor sie sich begrifflich etablieren konnte zu einer Kulturtechnik, die für das menschliche Miteinander neue Maßstäbe setzte. Die Vorstellungen von Ehe und Familie wandelten sich und wurden zunehmend durch das Konzept der Liebe als tragendem Element der Beziehungen geprägt. Das neue Familienideal wurde in Gemälden, Grafik und Kleinkunst propagiert. Die Freundschaft Gleichgesinnter wurde Gegenstand der Kunst, sei es in Gemälden, Erinnerungsalben oder kunstgewerblichen Objekten. Das Kapitel Zurück zur Natur lässt in den arkadischen Landschaften, Idyllen und gartenarchitektonischen Imaginationen des 18. Jahrhunderts den großen Traum der Aufklärung von einer neuen Gesellschaft lebendig werden. Rousseaus Postulat Zurück zur Natur war auf die Natur
des Menschen bezogen und wirkte sich in vielerlei Hinsicht auf damalige Erziehungsideale und Moralvorstellungen aus. Die Erkenntnis der trotz aller technischen Errungenschaften unbeherrschbaren Natur fand ihren Ausdruck in zahlreichen Bildern von Naturkatastrophen (Vulkanausbrüche, Sturmdarstellungen) und trug zur Entwicklung einer der wichtigsten philosophischen Ideen bei, der Ästhetik des Erhabenen. Das Kapitel Nachtseiten öffnet den Vorhang für das Interesse der Aufklärung an der menschlichen Psyche und ihren seelischen Abgründen. Als Kehrseite der lichten, vernunftgeprägten Verstandeswelt erscheint die düstere, irrationale Seite des Menschen, die in zahlreichen Grafiken wie etwa in Goyas Caprichos thematisiert wurde. Durch den Verlust tradierter religiös-kirchlicher Ordnungssysteme und die Betonung der Selbstverantwortlichkeit des Menschen entstanden auch Verunsicherungen und Ängste. Das Kapitel Emanzipation und Öffentlichkeit präsentiert die Aufklärung als Geburtsepoche einer Öffentlichkeit, in der das Individuum sich engagiert und beteiligt. Das zentrale Medium der Aufklärung war zunächst das Wort: In einer Flut von Büchern, Zeitschriften, Flugblättern und Theaterstücken fanden politische und kulturelle Inhalte stark wachsende Verbreitung. Doch auch das Bild änderte seine Funktion und wurde, nicht zuletzt durch neue technische Möglichkeiten, zu einem visuellen Massenmedium, das sich in Pamphleten, Karikaturen und Populärliteratur zum engagierten Wissensvermittler entwickelte. Der Epilog Die Revolution der Kunst wirft Schlaglichter auf die Kunst der Gegenwart und fragt nach dem Erbe der Ideen der Aufklärung in der aktuellen Kunst. Können Künstler ihre gesellschaftlichkritischen Impulse noch über
Bildkonzepte realisieren und damit zur Aufklärung und Bildung der Betrachter beitragen? Hauptwerke Antoine Watteau: Gesellschaft im Freien, Öl auf Leinwand, 1721 (Staatliche Museen zu Berlin) Georg Desmarées: Der Künstler mit seiner Tochter Antonia, Öl auf Leinwand, um 1760 (Bayerische Staatsgemäldesammlungen München) Thomas Gainsborough: Die Marsham-Kinder, Öl auf Leinwand, 1787 (Staatliche Museen zu Berlin) Francisco José de Goya y Lucientes: Los Caprichos, Bl. 43, Der Traum der Vernunft gebiert Ungeheuer, Radierung, 1799 (Staatliche Kunstsammlungen Dresden) Caspar David Friedrich: Hünengrab im Schnee, Öl auf Leinwand, 1807 (Staatliche Kunstsammlungen Dresden) Angelika Kauffmann: Bildnis einer Dame als Vestalin, Öl auf Leinwand, 1781/1782 (Staatliche Kunstsammlungen Dresden) Johann Heinrich Füssli: Satan und Tod, von der Sünde getrennt, Öl auf Leinwand, 1802 (Bayerische Staatsgemäldesammlungen München) Gottlieb Schick: Porträt der Heinrike Dannecker, Öl auf Leinwand, 1802 (Staatliche Museen zu Berlin) Marie-Gabrielle Capet: Atelierszene, Öl auf Leinwand, 1808 (Bayerische Staatsgemäldesammlungen München) Sir Henry Raeburn: Mrs. Anne Hart, Öl auf Leinwand, um 1810 (Staatliche Museen zu Berlin)