Kanton Zürich Direktion der Justiz und des Innern Kantonale Fachstelle für Integrationsfragen MAGNeT Ein Angebot zur Integration ausländischer Arbeitskräfte im Unternehmen
Magnet Magnet Warum ist MAGNET kostenlos? Die Beratung im Rahmen von MAGNET ist kostenlos. Die Fachstelle für Integrationsfragen des Kantons Zürich hat einen gesetzlichen Auftrag: die Integration von Ausländerinnen und Ausländern zu erleichtern. Sie tut dies mit Hilfe einer Vielzahl von Partnern: Gemeinden, Organisationen, privaten Anbietern und eben Unternehmen. Die Beratung von interessierten Unternehmen ist Teil des politischen Auftrags der Fachstelle. Hierfür wurde das Angebot MAGNET entwickelt und in Zusammenarbeit mit einigen Pilotunternehmen getestet. Sie wollen das nicht alles lesen? Rufen Sie einfach an und fragen Sie nach dem Angebot MAGNET: 043 259 25 31 Unternehmen fördern die Integration Viele Schweizer Unternehmen stellen Mitarbeitende aus dem Ausland an, oft rekrutieren sie diese ausserhalb des Landes. Der Arbeitsplatz, die Kollegen, das berufliche Umfeld: Das sind Faktoren, die mitentscheiden, ob sich neu Zugezogene in der Schweiz integrieren können. Unternehmen leisten daher einen wichtigen Beitrag zur Integration von Menschen, die aus dem Ausland in die Schweiz ziehen. Viele Hürden, die sich in ihrem Alltag stellen, haben nichts mit dem Arbeitsplatz zu tun. Trotzdem sind sie entscheidend dafür, ob sich jemand nicht nur am Wohnort sondern auch bei der Arbeit einleben kann. Wer Hilfe bekommt, solche Hürden zu nehmen, hat es leichter. Für uns Ansässige sind diese Probleme häufig nicht einmal erkennbar, weil sie sich uns nie gestellt haben: «Um ein Bankkonto zu eröffnen, brauche ich den Mietvertrag einer Wohnung, um eine Wohnung zu bekommen, brauche ich ein Konto.» Sätze wie diese hört man häufig, wenn man mit Zugezogenen spricht. Gut integrierte Mitarbeitende sind die wertvolleren Arbeitskräfte. Sie sind motivierter und identifizieren sich stärker mit ihrem Arbeitgeber. Sie bleiben ihm länger erhalten und sparen dadurch letztlich Kosten ein. Die Fachstelle für Integrationsfragen hat mit dem Programm MAGNET ein flexibles Angebot geschaffen, das Unternehmen jeglicher Art und Grösse dabei behilflich ist, ausländische Mitarbeitende in ihrer Integration zu unterstützen. Einige Beispiele dazu finden sich auf den folgenden Seiten.
UniversitätsSpital Zürich «Finken» statt «Hausschuhe» Monika Plüss, Leiterin Rekrutierung und Personalmarketing am UniversitätsSpital Zürich Monika Plüss liebt ihre Arbeit. Darum zu beneiden ist sie allerdings nicht. Als Leiterin Rekrutierung und Personalmarketing am UniversitätsSpital Zürich muss sie mit ihrem Team pro Jahr rund 1500 Mitarbeitende finden und das in einem ausgetro - ckneten Arbeitsmarkt. 41 Prozent der Spitalangestellten in der Pflege stammen aus dem Ausland, bei den Ärzten sind es 47 Prozent. Die Fluktuation ist wie überall im Gesundheitswesen hoch. Um Status quo und Bedarf punkto Integration zu erheben, führten die Fachstelle für Integrationsfragen und das UniversitätsSpital mit Mitarbeitenden unterschiedlicher Berufsgruppen des Spitals einen Workshop durch. Als Haupthindernis für eine funktionierende Integration kristallisierte sich die Sprache heraus und zwar nicht nur im Fall des fremdsprachigen Personals: «Unsere Patienten wollen nach Finken fragen, nicht nach Hausschuhen», erwähnt Plüss etwa die linguistischen Barrieren zwischen Schweizern und Deutschen. Neben der Sprache sind es vor allem kulturelle und fachliche Unterschiede, die im Alltag spürbar sind und dazu führen, dass sich Mitarbeitende schlecht integriert fühlen. Der Workshop brachte zudem ans Licht, dass die Anforderungen und Bedürfnisse beim ärztlichen Personal, in der Pflege und bei den weiteren Berufen mitunter stark voneinander abweichen. Weiter muss unterschieden werden, ob etwa ein Assistenzarzt für eine begrenzte Zeit ans Spital kommt oder ob zum Beispiel ein Chefarzt aus dem Ausland mit der ganzen Familie in die Schweiz zieht. Kurzum: Eine allgemeingültige Lösung kam deshalb nicht in Frage. Die Fachstelle für Integrationsfragen zeigte dem UniversitätsSpital verschiedene Handlungsoptionen auf. Künftig stellen Plüss und ihre Abteilung den neuen Mitarbeitenden bereits vor deren Einreise in die Schweiz Informationen über die Arbeit im Spital und das Leben in der Schweiz zur Verfügung. Die Online-Informationsplattform der Fachstelle für Integrationsfragen ist dabei eine wichtige Hilfe. Zur Vorbereitung auf kulturelle und sprachliche Unterschiede werden in gewissen Ländern nun neu rekrutierte Personen vor Ort speziell auf ihren bevorstehenden Einsatz in der Schweiz vorbereitet. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit einem externen Anbieter.
Duoton Malerei und Spritzwerk Anstellungen sind eine Frage der Einstellung Christian Voit, Geschäftsführer von Duoton im Zürcher Kreis 5 Eines muss man den Leuten bei Duoton im Zürcher Kreis 5 lassen: Sie sind experimentierfreudig. Es gibt keinen Gegenstand, dem sie nicht Farbe verleihen würden, auch wenn das Unterfangen noch so aussichtslos erscheint. Auch in anderen Belangen schreckt der Geschäftsführer Christian Voit nicht vor Neuem zurück. Als eine Bekannte Voit und Michael Nussbaumer, den Inhaber der Firma, bat, einem eritreischen Flüchtling eine Chance auf eine Ausbildung zu geben, überlegten die beiden nicht lange. Der junge Afrikaner stand bald darauf vor ihrer Tür zumindest glaubten sie, er sei es und sie hiessen ihn willkommen. In Tat und Wahrheit war er ein anderer, der sich per Zufall und auf gut Glück bewarb. Die Verwechslung zahlte sich aus, der ursprünglich falsche Mann arbeitet mittlerweile tatkräftig mit. Seine Deutschkenntnisse werden besser, bald wird er vom Praktikanten zum Lehrling. In spätestens fünf Jahren, so die Erwartung, wird er eine Malerlehre in der Tasche haben und voll und ganz auf eigenen Beinen stehen können. Das Experiment, das Voit mit der Anstellung des Eritreers eingegangen ist, hat ihn allerdings auch viel Zeit gekostet. Nicht nur, dass er dem neuen Mitarbeiter weit mehr beibringen muss, als für die Arbeit nötig ist. So brauchte er bei Alltags- und Familienfragen reichlich Unterstützung. Auch die Anstellung eines Praktikanten ausserhalb des gültigen Gesamtarbeitsvertrages hat der Firma viel Papierkram eingebrockt, etwa in der Zusammenarbeit mit Behörden und Gremien. Eine Analyse zusammen mit der Fachstelle für Integrationsfragen ergab, dass an zahlreichen Ecken und Enden Verbesserungsbedarf besteht. Die Fachstelle vermittelte zwischen dem Arbeitgeber und dem externen Verein, der das Ausbildungsprogramm begleitet. Auf diese Weise konnten zahlreiche Schwierigkeiten behoben und der Arbeitsaufwand für Duoton beträchtlich reduziert werden. Zudem dienen die gewonnenen Erkenntnisse dazu, die Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und Arbeitsvermittlern künftig zu vereinfachen.
Kuoni Global Travel Services Über den Arbeitsplatz hinaus denken Alexandra Gretener, HR-Verantwortliche bei Kuoni GTS Zwei Drittel der 210 Angestellten von Kuoni Global Travel Services (GTS) in der Schweiz sind Nichtschweizer. In den letzten Jahren stiessen Menschen aus rund 40 Nationen zum Tochterunternehmen des Schweizer Reiseveranstalters Kuoni. Bislang sah dieses seine Aufgabe darin, die neuen Kolleginnen und Kollegen vor allem am Arbeitsplatz zu integrieren. Es war der Initiative von Stefan Biasini, einem kürzlich aus Deutschland eingewanderten Informatiker zu verdanken, dass Kuoni GTS den Begriff «Integration» erweiterte. Bei der HR-Verantwortlichen Alexandra Gretener stiess er mit seinen Vorschlägen auf offene Ohren. In Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Integrationsfragen überprüfte Kuoni GTS Bedarf und Möglichkeiten in Sachen Integration. Mit Hilfe einer Umfrage und Einzelinterviews fand die Fachstelle heraus, dass viele Hindernisse für die Integration von ausländischen Mitarbeitern ausserhalb des Arbeitsplatzes angesiedelt sind, aber auch intern noch Verbesserungsmöglichkeiten bestehen. Innerhalb des Unternehmens ist die Geschäftssprache Englisch, also betreffen sprachliche Barrieren vor allem die Freizeit. Einige Mitarbeitende erklärten des Weiteren, sich in der Schweiz nicht besonders willkommen zu fühlen. Unter anderem erwähnten sie ungenügende Informationen über hiesige Gepflogenheiten und es fehlte zuweilen das Gefühl, Fuss fassen zu können. Die mangelnde Integration kann Kuoni GTS Kosten verursachen, indem wertvolle Arbeitskräfte von sich aus den Rückzug antreten und ihren Arbeitgeber verlassen, weil sie sich in der Schweiz nicht einleben konnten. Aufgrund der Erkenntnisse aus der Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Integrationsfragen hat Kuoni GTS begonnen, neue ausländische Arbeitskräfte mit gezielten Informationen besser auf ihren Alltag in der Schweiz vorzubereiten. So ist geplant, künftig auch Schweizer Gepflogenheiten zu vermitteln, um Missverständnissen und unangenehmen Situationen vorzubeugen. Zudem prüft Kuoni GTS Mittel und Wege, um einen einfacheren Zugang zu Deutschkursen zu ermöglichen.
Magnet Magnet Wie funktioniert MAGNET? Das Angebot von Magnet besteht aus drei Elementen: Beratung, Massnahmen und Projektfinanzierung. Die Beratung dient dazu, die Probleme zu erkennen und die geeigneten Massnahmen dafür zu finden. Die Massnahmen selber sollen die Situation im Unternehmen verbessern. Mit der Projektfinanzierung beteiligt sich die Fachstelle für Integrationsfragen an der Umsetzung der Massnahmen. Beratung 1. Bestandesaufnahme In Gesprächen mit der Geschäftsleitung, Human Resources und eventuell anderen Vertretern des Unternehmens werden bestehende Probleme erfasst und mögliche Ziele und Lösungsoptionen eruiert. Die Fachstelle für Integrationsfragen fasst die Ergebnisse in einem schriftlichen Grundlagenpapier zusammen. In einfachen Fällen reicht bereits diese Bestandesaufnahme aus, um das weitere Vorgehen zu beschliessen. 2. Bedarfsanalyse Sind zusätzliche Informationen nötig, führt die Fachstelle für Integrationsfragen eine Analyse durch. Diese besteht aus verschiedenen Elementen, die sowohl einzeln als auch in Kombination eingesetzt werden können. Wirtschaftlichkeitsanalyse Sie zeigt auf, wie sich mangelnde Integration von Mitarbeitenden auf die Kostenseite des Unternehmens auswirkt. Zum Beispiel lässt sich damit herausfinden, welche Zusammenhänge zwischen der Absicht, in der Schweiz zu bleiben, und verschiedenen Indikatoren der Integration bestehen. In der Regel werden die Daten dafür mittels einer standardisierten Online-Befragung erhoben. Vertiefung der Bestandesaufnahme Wenn die Probleme, Ziele und Lösungsansätze in der Bestandesaufnahme noch unklar sind, kann ein Workshop Licht ins Dunkel bringen. An einem Workshop nehmen in der Regel Wissens- und Entscheidungsträger teil. In der Regel sind also verschiedene Hierarchiestufen und Abteilungen beteiligt, und sowohl Zugezogene als auch Schweizerinnen und Schweizer. Weitere Tools Um herauszufinden, wie Neuzuzüger ihren Integrationsprozess in- und ausserhalb des Unternehmens erleben, können Leitfadeninterviews wertvoll sein. Sie vermitteln nützliches Wissen aus erster Hand. Auch ein individualisierter Online-Fragenkatalog kann gewisse Punkte klären. Er kann sich nicht nicht nur an Mitarbeitende, sondern auch an externe Stakeholder richten. 3. Schlussbericht Aufgrund der während der Bestandesaufnahme und der Analyse gesammelten Informationen verfasst die Fachstelle einen Schlussbericht. Der Schlussbericht wird nach den Inputs des Auftraggebers erstellt und gemeinsam verabschiedet. Er dient unternehmensintern als wichtiger Pfeiler für die weitere Bearbeitung des Themas Integration.
Magnet Magnet Massnahmen Was ein Unternehmen punkto Integrationsförderung umsetzen will, und wie das hängt auch von den internen Ressourcen ab. Je nach Ausgangslage können dies Coachings sein, interne Sprachkurse, Informationsveranstaltungen oder ein Buddy-Programm. Die Fachstelle für Integrationsfragen bietet einerseits eigene Massnahmen an, die unternehmensintern umgesetzt werden können. Andererseits führt sie eine Online- Datenbank mit Drittanbietern, die massgeschneiderte Leistungen erbringen. «Ich habe die Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Integrationsfragen als sehr inspirierend empfunden. Sie hat uns die Instrumente in die Hand gegeben, das Thema Integration wirkungsvoll und effizient anzugehen.» Monika Plüss, USZ Projektfinanzierung Die Fachstelle für Integrationsfragen kann bestimmte Massnahmen des Unternehmens im Rahmen eines Pilotprojekts finanziell unterstützen. Wie hoch ein Beitrag pro Unternehmen ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab: etwa von der Anzahl angesprochener Mitarbeiter, von den definierten Zielen und den gewählten Massnahmen. Ein genereller Anspruch auf einen finanziellen Beitrag besteht allerdings nicht. Eine Projektfinanzierung ist immer dann möglich, wenn sich das Unternehmen selber auch finanziell an der Umsetzung der Massnahmen beteiligt. «Wir waren sehr froh um die Unterstützung der Fachstelle für Integrationsfragen. Dank ihr konnten wir die betrieblichen Abläufe vereinfachen.» Christian Voit, Duoton «Die Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Integrationsfragen ist sehr professionell, resultatorientiert und angenehm. Kuoni GTS freut sich, auch weiterhin auf ihre Unterstützung in Integrationsthemen zählen zu dürfen.» Alexandra Gretener, Kuoni GTS
Pisanelli AG, Au/Wädenswil Wenn eine ganze Firma heimisch wird Marco Coccitti, CFO, Pisanelli AG in Au am Zürichsee An der Pisanelli AG in Au am Zürichsee war früher ausser dem Standort nicht viel schweizerisch. Firmengründer Donato Pisanelli kam als junger Gipser aus Italien in den Kanton Zürich. Sein Geschick und sein Fleiss zahlten sich aus: Die Firma wuchs stetig, ihr guter Ruf eilte ihr voraus. Bloss bestand der harte Kern des Unternehmens aus süditalienischen Verwandten und Bekannten des Patrons. Wer durch den Eingang trat, wähnte sich in Italien statt am Zürichsee. Vor einigen Jahren stiess Marco Coccitti, einst Architekt, Generalunternehmer und später Banker, als Berater zu Pisanelli. Coccitti, dessen Eltern selber aus Italien stammen, verschrieb seinem Kunden, schweizerischer zu werden sowohl in Sachen Sprache als auch punkto Kultur. Mit dem Segen des Firmengründers krempelte Coccitti die Strategie um und setzte durch, dass Deutsch gesprochen wurde. Das Unternehmen sollte zwar seine italienischen Wurzeln durchaus pflegen, künftig aber eine Deutschschweizer Firmenkultur leben. Denn längst waren die Arbeiter nicht mehr nur Italiener. Viele der rund 150 Angestellten und Subunternehmer stammen heute etwa aus Osteuropa oder Deutschland. Und bei denen kam man mit Italienisch nicht besonders weit. Dass der einst zugewanderte Patron selber mit gutem Beispiel voran ging, sei der Schlüssel zum Erfolg gewesen, sagt Coccitti rückblickend. Innerhalb weniger Jahre setzte sich Deutsch als neue Umgangssprache bei der Pisanelli AG durch. Doch die Firma ging noch weiter. Sie stellte zwei eritreische Flüchtlinge als Praktikanten ein. Nach einer Weile wechselten diese in die Anlehre. Was als soziales Engagement begann, lohnt sich gemäss Coccitti mittlerweile auch wirtschaftlich. Dass auf dem Weg dazu viele kulturelle Hürden auf beiden Seiten genommen werden mussten, gehört zum Lernprozess dazu. Die Pisanelli AG hat ihren Kulturwandel aus eigener Kraft in Angriff genommen und geschafft. Mit den Resultaten sind die Verantwortlichen sehr zufrieden. Die Firma hat ihre Erfahrungen mit der Fachstelle für Integrationsfragen geteilt und unterstützte sie bei der Entwicklung des Angebots MAGNET.
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