1. Februar 2003: COLUMBIA-Absturz - Die Katastrophe begann mit dem Start

Ähnliche Dokumente
Spaceshuttle Countdown

Space Shuttle Atlantis in 1/72

Apollo, Space Shuttle, Melissa und Google (Sommersemester 2006) 1/7

50 JAHRE BEMANNTE U.S. RAUMFAHRT HEROES IN SPACE

Landung von Astronaut Tim Peake :: Raumfahrt :: Raumfahrt

Video-Thema Manuskript & Glossar

Der letzte Start des Space Shuttle Discovery

Welche Zukunft hat die bemannte Raumfahrt?

Von Kernkraftwerken zu Space Shuttles

Warum ist Ariane 5 beim Erstflug explodiert?

Raumfahrt. Geschrieben 26. Apr :04 Uhr

Chart 1 > Missionsbetrieb einer Kometen-Mission > Koen Geurts > Missionsbetrieb einer Kometen-Mission Koen Geurts MUSC DLR Köln

SONNENOFEN. Von Heiko Ritter REISE INS INNERE THERMISCHE TESTS FÜR

Taxi ins All Warum die Space Shuttle ein Auslaufmodell sind und bis auf weiteres bleiben

Beginn des Countdowns: 43 Stunden vor dem Start

5. ASO Infotag. Rheda-Wiedenbrück, ,

Software Engineering I Prof. Dr. Martin Glinz. Fallstudie: Ariane Flug 501. Universität Zürich Institut für Informatik

das usa team Ziegenberger Weg Ober-Mörlen Tel Fax: mail: web:

Influenza Pandemie. Aktionismus Gelassenheit - Mittelweg. Präsentiert von: Ralf Schulte

Titel: Raumfahrt Landung eines Space Shuttles

Von Baden-Württemberg ins ALL

QS 1 QS-Initialisierung. QS 3 Ergebnisprüfung vorbereiten. QS 4 Ergebnis prüfen. Prüfprotokoll. QS 5 Durchführungsentscheidung

Software Engineering. Ariane Flug 501! Fallstudie

Interne Audits VA Diese VA regelt den strukturierten Ablauf der Internen Audits.

Buckelwal als Vorbild - Hubschrauber sollen wendiger werden Freitag, 27. Januar 2012

Erfahrungen der. DQS GmbH. bei der Zertifizierung von Medizinprodukteherstellern

Die Bedeutung der Qualitätssicherung in der klinischen Forschung

Deutsche Lehrer fliegen mit SOFIA zu den Sternen Samstag, 16. Juli 2011

Fernsteuerung und Astronautenanzug im Test

Internes Audit. Beispiel

Die erkannten Feststellungen werden bei der Vor-Ort-Prüfung dokumentiert. Dies

Eskalationsstufenmodell Lieferant Containment beim Lieferant

HEROS 2 und 3 mit verbesserter Technik

3. Hygiene Forum Bonn. CIRS im Krankenhaus. Risikomanagement und Fehlerkultur. 24. August 2006

Medienkonferenz Gekröpfter Nordanflug auf den Flughafen Zürich

Schnee am Flughafen. Lösungsblatt. Sozialform. Einführung ins Thema

Referat über Unglücke in der Geschichte der Raumfahrt copyright 1998, by SCUD

Melissa Achorner Unser aller All-Abfall

Band AH, Kapitel 3: Hilfsmittel zum HV-Kompendium. AH 3.2: Kriterienkatalog für die Beurteilung des Restrisikos

A400M liefert Hilfsgüter nach Saint Martin

Senkung der Bewirtschaftungskosten

4. Erfahrungsaustausch der Managementbeauftragten. FMEA richtig nutzen Auditorensicherer Aufbau. Dipl.-Ing. Gerhard Roth 26.

Fliegerarztlehrgang Kurs E / 11

Subsysteme: Software für Satellitensysteme

DIE COLUMBIA-KATASTROPHE: EINE ORGANISATIONSSOZIOLOGISCHE BETRACHTUNG

Vulkanismus und der Ausbruch des Yellowstone

Analyse des Betriebszustandes der ZKS-Abfall. Empfehlungen für den zukünftigen Betrieb

Weil Flugzeuge zertifiziert werden bevor sie fliegen dürfen: Weil Flugsicherheit kontinuierlich überwacht wird:

Der kritische Moment bei der Rückkehr aus dem Weltraum ist der Eintritt in die Erdatmosphäre.

Vereinbarung für ein Kostenmonitoring im Rahmen der Einführung des revidierten SVOT-Tarifs

Kathodischer Korrosionsschutz

Kathodischer Korrosionsschutz

Überwachung der Qualitätssicherung laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen nach der Richtlinie der Bundesärztekammer vom

Flugsicherheit. Der Faktor Mensch / Human Factors... die andere Seite. Flugsicherheit, Vorlesung CFAC/HSG, am

Interventionsverhalten

Subsysteme: Antriebe für Satelliten

Bedienungsanleitung für die BAC-CO-Patrol. 1. Einführung

Lander Steffen Bamfaste

Ausgabe 2016 FLIEGEN IN DER EU MUSTERZULASSUNG WIRD GÜNSTIGER UND EINFACHER

Rüstzeiten radikal reduzieren das Projektbeispiel. Februar 2013

PRESSEMITTEILUNG zur sofortigen Veröffentlichung frei 15. September Seiten

Aus diesem Grund haben wir ein Grillthermometer für Euch getestet: Das Inkbird IBT-4XS Bluetooth Thermometer mit 4 Sonden und Smartphone App.

QUILA GmbH FLUGHANDBUCH AT01 ERGÄNZUNG AVE9

Mit Leidenschaft ans Ziel Was wir von der Raumfahrt lernen können

- Letzte Wartung für Hubble -

Antwort auf dem Pfosten Nr. 2. Distanz Erde > Sonne = 1 AE = astronomische Einheit = 150 Mio km. Saturn Uranus. 1km 2 km 3 km 4 km 5 km

COMPACT. Kurz und knapp und schnell gelesen! microplan ONLINE-BACKUP Datensicherung in deutschen Rechenzentren

Berlin, 13. Januar Einleitung

Instandhaltungskonzept für Seilbahnbetriebe

EVITA stellt sich vor Dialog und Kennenlernen der Akkreditierungsstelle

International Space Station

- Columbus Europas Forschungslabor im All -

Cool Wir fliegen mit dem Jet

Rotorblatt wieder wie neu

Ein gemeinsames Führungsverständnis aufbauen

Informationsveranstaltung "Digitalisierung im KMU" Herzlich willkommen. Zusammen erfolgreich.

Handhabung nicht selbst erzeugter Ware 5

Fragenkatalog 2 CAF-Gütesiegel - Fragenkatalog für den CAF-Aktionsplan (Verbesserungsplan)

Kontrollpflichten externer Lieferanten. Resilience

Erfolgreicher Mechaniker für Aufbau und Reparatur der Internationalen Raumstation

Der vorliegende Jahressicherheitsbericht enthält Statistiken zur Sicherheit der Luftfahrt in Europa und der restlichen Welt

Struktur der automatischen Messdatenerfassung

Technische Richtlinie XML-Datenaustauschformat für hoheitliche Dokumente (TR XhD) 1 Rahmenwerk

Wie Columbus fliegen lernte

Muster-Version. internes Audit. Notfallorganisation. Frageliste. für ein

STS-1 Columbia Launch Delay

itestra Software Tuning Mehr Leistung. Weniger Kosten. Software Productivity

Anwendungsplattform Intelligente Mobilität

Chancen und Risiken ziviler Drohnen. Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des BDL Juli 2016

Dringende Sicherheitsinformation. Fernbedienungen für die Operationstische JUPITER, ARTIS und TruSystem 7500

Wissenswert. Abschied vom. Spaceshuttle. Von Dirk Wagner. Freitag, , Uhr, hr2-kultur

Objektorientierte Softwaretechnik

Seite 1. Scan4All2PDF. RK-Software. Inhalt

Flughandbuch DG-200/17. Berichtigungsstand des Handbuches. Lfd. Nr. Seite Bezug Datum 15 Flughdb. April 2007 S. 17/2, 17/8,17/19, 27

360 Security Services

Risikomanagement vs. Krisenmanagement. Krisenmanagement Air Berlin

Informationssystemanalyse Problemstellung 2 1. Trotz aller Methoden, Techniken usw. zeigen Untersuchungen sehr negative Ergebnisse:

Pflegevisite. Sicherstellung der Kostendeckung der jeweiligen Pflege. Qualifizierungsbedarfe der Mitarbeiter ermitteln.

Landesamt für f r soziale Dienste - Abt. Gesundheitsschutz - Schleswig-Holstein. Erfahrungsbericht

Protect 7 Anti-Malware Service. Dokumentation

Transkript:

http://www.dlr.de 1. Februar 2003: COLUMBIA-Absturz - Die Katastrophe begann mit dem Start Der am 26. August 2003 veröffentlichte Bericht des Columbia Accident Investigation Board (CAIB) zog einen ersten Strich unter einen der schlimmsten Unfälle der bemannten Raumfahrt. Dieser kostete am 1. Februar 2003 sieben Astronauten das Leben. Ein halbes Jahr lang arbeitete und untersuchte das zwölfköpfige Team um den ehemaligen Navy-Admiral Hal Gehman. Es wurden Flugdaten analysiert, Trümmerteile gesichtet und die im Space Shuttle verwendeten Materialien getestet. Im Ergebnis der Untersuchungen konnte die Unglücksursache festgestellt werden. Zwar konnte die Frage, wie die Raumfahrer ums Leben kamen, beantwortet werden, nicht aber das Warum". Immerhin wurden im Laufe der Ermittlungen des CAIB nicht nur die Ursachen des Unglücks aufgeklärt, sondern auch viele die Katastrophe bedingende Faktoren innerhalb der NASA identifiziert: die Rede ist von Missmanagement, gravierenden Sicherheitsmängeln und in Kauf genommenen Gefahren. Hier zeigt sich eines der größten Probleme der bemannten Raumfahrt, der Raumfahrt allgemein - Kostenfaktoren und Sparzwänge haben immer gravierende Folgen haben. Auf 248 Seiten und in elf Kapiteln wird berichtet über die Entwicklung des Space Shuttle, den technischen Systemen sowie wiederum über die Challenger-Katastrophe und daraus gezogene - oder versäumte - Konsequenzen. Akribisch werden die Ermittlungsergebnisse aufgeführt und verständlich zusammengefasst. Diese vermitteln ein stimmiges Bild von den Ereignissen am Starttag und während des Wiedereintritts. Diskutiert werden aber auch Versäumnisse der NASA und hierauf basierend mögliche Rettungsvarianten, die der Besatzung das Leben hätten retten können. Aufgelistet wird die Kommunikation zwischen Technikern und Ingenieuren, die zeigt, dass die Katastrophe nicht wirklich ungeahnt hereinbrach. Vorgeschlagen werden organisatorische Änderungen innerhalb der NASA, die Verbesserung der Krisenmanagements und die Schaffung sowie konsequente Nutzung von Technologien, die helfen können, künftige Raumflüge sicherer zu machen. Das Unglück nimmt seinen Lauf Die Analyse der Aufnahmen während des Startvorganges zeigen, wie sich ein großes Stück Isolierschaum sowie mindestens zwei weitere Bruchstücke 81,7 Sekunden nach dem Abheben vom oberen Bereich des externen Tanks lösen. Das größte Bruchstück schlägt nach 81,9 Sekunden auf der linken Flügelunterkante, auf den RCC-Paneelen (Reinforced Carbon-Carbon) 5 bis 9 auf. Analysen auf Grund der Video- und Fotoanalyse zu Folge war das Trümmerteil zwischen 8,3 und 10,6 Zentimetern lang und 4,7 bis 7,1 Zentimeter breit. Die Kraft des Aufschlages des sehr kleinen und schmalen Stücks ergibt sich aus der relative Geschwindigkeit von 669 bis 922 Kilometer pro Stunde. Für die genauere Analysen wurden dabei vor allem eine 35mm-Filmkamera, 25,5 Kilometer vom Startplatz entfernt sowie eine NASA-Videokamera in 39 Kilometern Entfernung genutzt. Aus den verfügbaren Daten konnte die Masse des Bruchstücks von 0,757 Kilogramm ermittelt werden.

Klar ist aber auch, dass sich lösende Eisreste am externen Tank keine Rolle bei diesem Vorfall gespielt haben. Videoaufnahmen fünf Minuten vor dem Start zeigen keinerlei Vereisungen in der Region der Herkunft der Schaumstoffisolierung auf. Auch andere Materialien oder Bestandteile der Verkleidung des Tanks wurden ausgeschlossen. Jedoch war damit die Folge von Zwischenfällen noch nicht beendet. Unmittelbar nach dem Unglück begann das Air Force Space Command den eigenen Datenbestand zu prüfen, um mögliche Anomalien während des Fluges im Orbit aufzuklären. Überprüft wurden mehr als 3000 optische und Radarbeobachtungen. Eine erste Beobachtung wurde am 17. Januar um 15:57 Uhr gemacht, nachdem der Orbiter zuerst in eine leicht geschwenkte und dann wieder die normale Fluglage gebracht wurde. Dabei wurde beobachtet, dass sich ein Objekt vom linken Flügel gelöst hatte. Dieses Objekt konnte bis zum 20. Januar um 21:45 Uhr von verschiedenen Radarstationen beobachtet werden, bis es schließlich in der Erdatmosphäre verglühte. In jenem Zeitraum führte die Columbia keine aufwendige Flugmanöver aus, auch wurde keine Kollision mit Weltraumschrott oder einem Mikrometeoriten verzeichnet, noch registrierte die Telemetrie ungewöhnliche Sensorendaten. Die einzigen bekannten Daten des Objektes sind seine ballistischen Daten; Material, Masse oder Form konnten dagegen nur vage bestimmt werden. Danach wurden Tests mit verschiedenen Baugruppen des Shuttle - insgesamt 31 Objekte -, die sich gelöst haben könnten, in Auftrag gegeben. Ein Fragment des RCC-Paneels mit einer Größe von nur 0,09 Quadratmetern würde als einziges den empfangenen Radardaten entsprechen. Totalverlust Am 1. Februar um 2:30 Uhr begann das Entry Flight Control Team (EFCT) in der Missionskontrolle mit seiner Arbeit, um die Wiedereintritt der Columbia vorzubereiten. Zu jenem Zeitpunkt waren keine Probleme ersichtlich - weder technische Ausfälle noch fehlerhafte Sensorendaten. Dem EFCT muss, so das CAIB, der Vorfall am Starttag bekannt gewesen sein. Allerdings wurden keinerlei Folgen für das Ende der Mission, eine der heikelsten Phasen des gesamten Fluges, erwartet. 20 Minuten vor der Zündung der Triebwerke zur Einleitung des Wiedereintritts in die Erdatmosphäre wurde daher das "Go" für den Rückkehrvorgang gegeben. 8:10:00 Uhr - die Crew des Fluges STS-107 bestätigt das Go. 8:15:30 Uhr - das Deorbit-Manöver wird von Pilot McCool durch eine zwei Minuten und 38 Sekunden lange Zündung der Haupttriebwerke über dem indischen Ozean eingeleitet. 8:44:09 Uhr - der Wiedereintrittspunkt in 122 Kilometern Höhe über dem Pazifik wird erreicht. In den folgenden Minuten traten Temperaturen von rund 1.400 Grad Celsius an der Shuttle-Außenhülle auf. 8:48:39 Uhr - erstmals meldet ein Sensor der linken Flügelvorderkante einen unnatürlich hohen Wert einwirkender Kräfte. Dies jedoch wird erst nach dem Unglück registriert, denn der Sensorwert wurde nicht zur Missionskontrolle weitergeleitet und der Crew selbst nicht angezeigt.

8:52:00 - bei Mach 24,5, in 71 Kilometern Höhe, begann die Erhitzung und schrittweise Verringerung von Geschwindigkeit und Höhe. Dabei erreicht die Temperatur an der Außenhülle ein Maximum, dabei treten speziell an den Flügelkanten extreme Werte auf. 8:53:46 Uhr - am Himmel werden erste, mögliche Trümmerteile gesehen; die von der Columbia am Himmel gezogene Spur erhellt sich plötzlich und einzelne Lichtpunkte entfernen sich vom Raumfahrzeug in dem Moment, als die Columbia in den Luftraum von Nevada eintritt. 8:53:46 Uhr 8:54:09 - zahlreiche Augenzeugen beobachten das tragische Ende der Columbia. Die Trümmerspur zog sich von Utah über Arizona und New Mexico bis nach Texas. 8:54:00 Uhr - im Kontrollzentrum werden Anzeichen für mögliche Probleme registriert. Erst fielen einzelne Sensoren für Hydrauliksysteme im linken Flügel aus bzw. zeigten Nullwerte an. Aus den später gefundenen Trümmerteilen konnte rekonstruiert werden, dass sich zu dieser Zeit erste Hitzeschutzkacheln vom linken Flügel gelöst hatten. 8:59:15 Uhr - Druckabfall in den beiden linken Reifen. Der Flugdirektor informierte, über den Capsule Communicator (CAPCOM), die Crew über die Probleme und erkundigte sich nach der aktuellen Situation in der Raumfähre. Die Funkverbindung brach jedoch ab und konnte nicht wiederhergestellt werden. 8:59:32 Uhr die letzte Meldung wird empfangen und nach dem "Roger..." bricht die Verbindung ab. 9:00:18 Uhr - Totalverlust der Columbia, als Augenzeugen das Auseinanderbrechen des Space Shuttles beobachten konnten. Die Vorgänge beim Wiedereintritt waren die logische Folge der Ereignisse am Starttag. Durch den Schaden am linken Flügel konnte ultraheißes Plasma ins Innere der Struktur eindringen und dort Systeme außer Betrieb setzen. Gleichzeitig entstand auch ein aerodynamischer Angriffspunkt gegen die einzelnen Hitzeschutzkacheln, welche nacheinander der enormen Belastung nachgaben. Hierdurch waren große Teile der Außenhaut ungeschützt, dem Druck der während des Wiedereintritts entsteht ausgesetzt. Schlussfolgerungen aus der Columbia-Katastrophe Nach Abschluss der Untersuchungen zum Absturz des Space Shuttle Columbia wurden durch das CAIB (Columbia Accident Investigation Board) Empfehlungen gegeben, die von der NASA und den mit den Shuttlebetrieb beauftragen Unternehmen und Institutionen umgesetzt werden sollten. Ziel der Empfehlungen war und ist die Gewährleistung der Sicherheit des Space Shuttle und seiner Besatzung. Abgesehen von der Entwicklung wurden in der Geschichte dieses Transportsystems vor keinem Start solche umfangreiche Veränderungen in der Technik, aber auch im Management vorgenommen. Einige der aufgeführten Forderungen resultieren auch heute noch aus der Explosion der Challenger im Jahr 1986. Von Seiten des CAIB wurden insgesamt 29 Empfehlungen gegeben, von denen 15 (RTF Return To Flight) unbedingt vor dem nächsten Flug umgesetzt werden sollten.

Mit einem entscheidenden Satz wird das Kapitel der so genannten Recommendations eingeleitet: Unternehmenskultur heißt Führungskultur, die NASA muss ihre Kultur den Realitäten anpassen. CAIB-Empfehlungen Teil 1 - Konsequenzen aus dem Unfall Thermales Schutzsystem 1.) Entwicklung eines Programms zur Verbesserung des Schutzes des externen Tanks vor Trümmereinschlägen sowie Beseitigung der strukturellen Probleme. (RTF) 2.) Verbesserung der Schutzschilde des Orbiters gegen Trümmereinschläge. (RTF) 3.) Entwicklung und Einführung eines Programms zur Überprüfung der Außenhaut und Nutzung der Möglichkeiten zur zerstörungsfreien Werkstoffprüfung. (RTF) 4.) Für Missionen zur ISS: Entwicklung von Möglichkeiten zur Prüfung der Außenhaut und Einführung von Reparaturmaßnahmen im Orbit. Für Missionen, die nicht zur ISS führen: Schaffung von Möglichkeiten der autonomen Inspektion. Ziel ist die Entwicklung eines vollautonomen Systems zur Kontrolle und Reparatur. (RTF) 5.) Treffen von Vorbereitungen für die erfolgreiche Rückkehr des Orbiters aus der Erdumlaufbahn auch mit leichten Schäden. 6.) Aufbau einer Datenbank zur Erfassung von Materialeigenschaften, Archivierung und Nachweis aller Test- und Prüfdaten. 7.) Überprüfung und Änderung der Wartungstechnologie des Launchpads. 8.) Verwendung von Reinforced-Carbon-Carbon. 9.) Entwicklung eines Simulationsmodells zur Abschätzung der Auswirkungen von Beschädigungen der Außenhaut. Beobachtung 10.) Modernisierung der Kamerasysteme, die den Flug des Shuttle vom Start bis zum Absprengen der Booster beobachten. Zu nutzen sind weiterhin Schiffe und Flugzeuge, die weitere Aufnahmen liefern. (RTF) 11.) Montage von Kamerasystemen zur Überwachung des externen Tanks, Übertragung der Aufnahmen zum Boden. (RTF) 12.) Aufnahme und Übertragung von hoch auflösenden Bildern des Hitzeschutzschildes, der Orbiterunterseite und der Bugsektion. (RTF) 13.) Modifizierung aller Vereinbarungen mit Einrichtungen, die das Shuttle während des Fluges beobachten können. (RTF) Orbiter Sensordaten 14.) Die Sensorsysteme aller Space Shuttle müssen den modernsten Technologien entsprechen. 15.) Überprüfung aller Sensorsysteme und Schaffung von Möglichkeiten, diese während des Fluges neu zu laden und neu zu starten; Datenübertragung zum und Datenspeicherung am Boden. Verkabelung 16.) Als Bestandteil der Shuttlewartung muss die Überprüfung aller Kabelverbindungen des Space Shuttle erfolgen.

Abtrennsysteme 17.) Test und Qualifizierung aller Abtrennsysteme. (RTF) Nachweisführung 18.) Dokumentation des Abschlusses aller Arbeiten an einer Baugruppe/einem System durch Anbringung von Farbmarkierungen. (RTF) Mikrometeoriten/Weltraumschrott 19.) Die Anforderungen an den Schutz des Space Shuttle vor Beschädigungen durch Mikrometeoriten oder Weltraumschrott müssen denen der ISS entsprechen. Überführung der Empfehlungen für den Schutz des Shuttle in den Status von Anforderungen. (RTF) Bruchstücke 20.) Die Qualitätssicherung des KSC und die United Space Alliance müssen vom Auftreten von Bruchstücken während des Starts ausgehen und einen Standard Foreign Object Debris definieren. (RTF) Teil 2 - Unfallverhütung Planung 21.) Überprüfung des Flugplanes auf Reserven. Prüfung aller Termine und Zeitabläufe auf ihre Machbarkeit und Akzeptanz zur Gewährleistung der Sicherheit. (RTF) Training 22.) Einführung eines Trainingsprogramms für die Bodencrew in Vorbereitung von Problemfällen. Verbesserung der Kommunikation zwischen dem Mission Management Team, den unterstützenden Einrichtungen und externen Partnern. (RTF) Organisation 23.) Einführung einer technischen Überwachung für den gesamten Lebenszyklus des Space Shuttle. - Entwicklung von technischen Standards für die Wartung aller Systeme und Subsysteme des Shuttle, - Einführung von Risikoanalysen für alle Shuttlesysteme, - Aneignung von Fehler- und Effektanalysen sowie Meldesysteme für Notfälle, - Schaffung von Problemdefinitionen und deren Einstufung, - Neudefinition der Bedingungen für die Startfreigabe. Die technische Überwachung untersteht der NASA und ist unabhängig. 24.) Die Sicherheits- und Qualitätsabteilung der NASA hat direkten Kontakt zum und Einfluss auf das Space Shuttle-Programm. 25.) Neuorganisation der Betriebsabteilung des Shuttle; diese ist verantwortlich für das gesamte System, inklusive des Orbiters.

Teil 3 - Ein Blick voraus Organisation 26.) Entwicklung eines Planes der Neudefinitionen und Entwicklungen, der Reorganisationen und der Ingenieurleistungen durch die NASA. NASA berichtet jährlich an den Kongress über den Verlauf des Projektes und der damit verbundenen Kosten. (RTF) Zertifizierung 27.) Bis zum Jahr 2010 hat die Überprüfung und Neuzertifizierung des gesamten Shuttle-Systems zu erfolgen, inklusive aller Baugruppen und Systeme. Dokumentation 28.) Vor der Auslieferung und Integration von Systemen und Anlagen müssen diese nach einheitlichen Standards dokumentiert werden. Alle Daten müssen für mögliche Problemfälle im Orbit digital verfügbar sein. (RTF) 29.) Schaffung von Grundlagen für ein langfristiges Programm der ing.-techn. Erneuerung. Ansprechpartner: Andreas Schütz DLR Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Berlin-Adlershof Tel.: 030 / 67055-130 Fax: 030 / 67055-120 Mail: Andreas.Schuetz@dlr.de Eduard Müller DLR Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Köln Tel.: 02203 / 601-2805 Fax: 02203 / 601-3249 Mail: Eduard.Mueller@dlr.de