Echte Sonnenanbeter Eidechsen der Weinbergsböschung

Ähnliche Dokumente
D`Niklauser Kinzge Lebensraum Hohlweg

Legekreis Heimische Vögel

Tiere im Winter. OPEL-ZOO Georg von Opel - Freigehege für Tierforschung Seite 1

WASSERFLEDERMAUS (Myotis daubentonii)

Das gesuchte Tier hält einen langen Winterschlaf. Es ernährt sich vor allem von Früchten, Samen, Rinde und Knospen.

LEBENSRAUM LANDSCHAFTS- ELEMENTE 6-10 SACH INFORMATION NATURNAHE LEBENSRÄUME

D`Niklauser Kinzge Lebensraum Hohlweg

Waldeidechse. Zootoca vivipara (JACQUIN, 1787)

Winter-Rallye Tiere im Winter


Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) 55 khz

Die Stockwerke der Wiese

Großes Mausohr Myotis myotis

Familie Thaller vlg. Wratschnig

Lebensraum KIRCHTURM

Download. Lesekompetenz testen in der 3. Klasse. Sachtext. M. Bettner (Hg.), E. Dinges (Hg.), Martina Knipp. Downloadauszug aus dem Originaltitel:

Eulen des Burgwalds. Warum sind Eulen so interessant?

Krokodil. Ein Vortragsdossier des WWF Schweiz. WWF Schweiz. Hohlstrasse 110 Tel.: +41 (0) Zürich

Die Neue Brehm-Bücherei. Marko König. Fledermaus

Anforderungen ökologischer Ausgleich Illnau-Effretikon

Habitate sind Lebensräume für Tiere

Ökologisches Potential von Verkehrsbegleitflächen

Bebauungsplan Brügel Bruegel IV IV, Stadt Oberkirch-Zusenhofen artenschutzrechtliche Abschät- -

Lebensraum. Kirchturm

Arbeitsblatt Rundgang Tropengarten Klasse 7/8

Artensteckbriefe der 3 besonders zu schützenden Fledermaus-Arten Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) (KUHL, 1817) Vespertilion de Bechstein

Teichfrosch: Lebensraum und Aussehen

Ausstellungs-Quiz Wie gut kennst Du Deine wilden Freunde?

Igelforscher-Auftrag 1: Der Igel

Ein Konzept im Auftrag der Naturschutzkommission Rapperswil-Jona

Frank und Katrin Hecker. Der große NATURFÜ H RER

Für die Artenschutzprüfung relevante Schutzkategorien / Planungsrelevante Arten

Natur-Infopfad. Heinz Kotzlowski

Fischotter. Ein Vortragsdossier des WWF Schweiz. WWF Schweiz. Hohlstrasse 110 Tel.: +41 (0) Zürich

Anforderungen und Wünsche des Naturschutzes Chancen und Herausforderungen

von Aline Loosli & Martina Kiener

Artenschutzprüfung bei Bau- und/oder Abbruchvorhaben

05 Artenschutzrechtliche Vorprüfung

Tier-Steckbriefe. Tier-Steckbriefe. Lernziele: Material: Köcher iege. Arbeitsblatt 1 - Welches Tier lebt wo? Methode: Info:

So sehen die Schüler aus der Mittelstufe die Bartagame. Wir wollen uns bei ihnen für Die Bartagame bedanken. Zurzeit bauen wir das Terrarium.

Gleiberger Fledermausnacht

Körperbau und Sinnesorgane

Druckt die Quartettkarten aus, klebt sie auf Karton oder auf Blankokarten (erhältlich im Spielwarenhandel) und schneidet sie aus. Viel Spaß!

Bebauungsplan. Röte II in Auggen. Artenschutzfachliche Potenzialabschätzung. schützenswerter Arten und Biotope. (Vorabschätzung)

Ist der Elefant ein kleines Tier?...

Spezielle artenschutzrechtliche Prüfung (sap)

Ideenbuch Nützlingshotels

KREATUREN DER NACHT. Von Eva Jirka. Wenn es dunkel wird in Goegap, beginnt der Tag für die Kreaturen der Nacht.

Exkursionen. Lebensräume. natur exkurs

Artenschutzrechtliche Überprüfung zu Grundstück und Gebäude Hauptstraße 1 (Flst. 8960/5, 8960/3, 8961 und 8960/1) Stutensee-Blankenloch

Kernbereiche der städtischen Biodiversität

Batman s Freunde sind auch unsere Freunde

ANDERE AUGEN 24 HaysWorld 02/2010

Populationsstruktur. Wochenstube. Wochenstube. Wochenstube. Individuen. Individuen. Individuen

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Lernwerkstatt: Tiere im Frühling. Das komplette Material finden Sie hier:

Flussnapfschnecke Hakenkäfer. Eintagsfliege (Larve) Flohkrebs. große Köcherfliegenlarve. larve. Schlammschnecke. Kriebelmücke (Larve) Kugelmuschel

Anlage von Brachen. Vorgehensweise:

Der Hund ernährt sich zum Beispiel von Fleisch, Wasser und Hundefutter.

- Landschaftspflege-/ Biodiversitätskonzept - Umsetzung. Beispiel: Streuobstwiesen als Lebensraum zum Mitmachen

Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz

Landschaftspflegeverband Stadt Augsburg (Hg.) Stadtwald Augsburg. 100 Tiere, Pflanzen und Pilze

Jenny Behm & Dr. Michael Waitzmann Referat Artenschutz, Landschaftsplanung

& ) %*#+( %% * ' ),$-#. '$ # +, //$ ' ' ' ' %0 -. % ( #+$1 $$! / 0# ' $ " ' #) % $# !! # ' +!23!4 * ' ($!#' (! " # $ & - 2$ $' % & " $ ' '( +1 * $ 5

Artenschutzrechtliche Übersichtsbegehung zum Planungsgebiet Redtenbacher Straße in Pforzheim

Welche Fledermausarten gelten aus welchen Gründen als windkraftsensibel? Reiner Diemel, Regierungspräsidium Gießen

Kultur- und Lebensräume

Wölfe haben 5 Zehen an den Vorderpfoten

Wiese in Leichter Sprache

- PLANFESTSTELLUNG -

Freilandquiz für 4. Klassen (Teil 1: Amphibien und Reptilien Seite 1)

Die Eifel Winter und Frühling

Gemeinde Wain, Neubaugebiet Brühl, 2. Bauabschnitt Artenschutz-Problematik

1 Lösungsbogen. Gehe im Treppenhaus hoch und folge dem grünen Pfeil in die Naturkunde-Ausstellung.

Willkommen im Forschungs-Team!

Fang- und Umsiedlung - Reptilien zum Bebauungsplan Bleicherstraße/ Vollmerstraße Stadt Biberacha.d. Riß Baden-Württemberg

Kurzinfo. Sachunterricht. Der Igel. Leseverstehen. Klasse 3. Einzel- und Partnerarbeit. Lehrer kopiert: o Material 1 auf Folie o Material 2 und 3

Kaiserpinguin. Ein Vortragsdossier des WWF Schweiz. WWF Schweiz. Hohlstrasse 110 Tel.: +41 (0) Zürich

Sperber. Rotmilan. Seeadler

Bebauungsplan Erbprinzenstraße 17, 1. Änderung, Stadt Pforzheim. Artenschutzrechtliche Konfliktanalyse

Konzept zur Erhaltung der Streuobstwiesen in Iffezheim

Die Hecke - unentbehrlicher Lebensraum für Neuntöter & Co. -

Tiere in Feld und Wald

Haese Büro für Umweltplanung

Bilder aus Google-Bildersuche: Schleichtiere Anita.Mayer

M 5 Ein Leben in den Baumwipfeln Anpassungen im Körperbau des Eichhörnchens. Voransicht

Fledermäuse Flugkünstler und nächtliche Jäger

Der Hausrotschwanz. Familie: Fliegenschnäpper. Länge: 14cm Gewicht: 14-20g

STATION 3 AUWALD 1/5

Das Abbauvorhaben Zwei Länder See Suderwick Naturhaushalt Claudia Lebbing, Planungsbüro Lange GbR Zweiter Info Abend, TextilWerk Bocholt,

Verbreitung und Lebensraumnutzung der. 1768) an der Mur im Norden von Graz

Erfassung von Eidechsenvorkommen. Artenschutzrechtliche Prüfung. Neubau des LIDL-Einkaufsmarktes Am Hauptgüterbahnhof 4.

DOWNLOAD. Sachtexte für Erstleser Wenn es Nacht wird 1. Ein spannender Sachtext mit differenzierten. Fledermaus. Andrea Behnke

Artenschutzrechtliche Überprüfung zum Umbau Seniorenheim-Austraße, Gemeinde Kürnbach

Arbeitsblätter Grundwassermodell

Jagd Stationen Aufgabenblätter. Aufgabe: Station 1. Der Wolf

Parc Ela Region Albula-Bergün, Savognin-Bivio. Infoblatt Kleinlebewesen. Echte Spinnen

Biotope für Vögel aus Menschenhand - die Offsteiner Klärteiche und eine Bienenfresserkolonie bei Eisenberg

Transkript:

Echte Sonnenanbeter Eidechsen der Weinbergsböschung Sonnige, nach Süden gerichtete Weinbergsböschungen mit einem Nebeneinander von dichtem Pflanzenwuchs (als Rückzugsraum) und offenem, sich schnell erwärmendem Boden oder Fels, bieten günstige Lebensbedingungen für Eidechsen. Als wechselwarme Tiere beziehen sie ihre Körperwärme direkt aus dem Sonnenlicht bzw. der Umgebungstemperatur. Am verbreitetsten sind am Tuniberg die schwarzbraun bis grün gefärbten Zauneidechsen (Lacerta agilis) mit bis zu 20 cm Länge. Bei entsprechender Körpergröße können sie mit Smaragdeidechsen verwechselt werden. Die auffallend grün-blau gefärbte, bis 40 cm lange Westliche Smaragdeidechse (Lacerta bilineata) ist im Südteil des Tunibergs anzutreffen. Zauneidechse (Lacerta agilis) Beide Eidechsenarten jagen tagsüber Insekten, Spinnen, Würmer und Schnecken, die Smaragdeidechse auch junge Mäuse und Eidechsen. Mauereidechse (Podarcis muralis) Die Mauereidechse (Podarcis muralis) ist ein Winzling mit recht langem Schwanz. Anzutreffen ist sie am häufigsten auf der felsenreichen Westseite des Tuniberg. Die 3 Eidechsenarten sind nicht die einzigen Reptilien der Weinbergsböschungen. Gelegentlich kommt auch die für den Menschen ungefährliche Schlingnatter als einzige Schlangenart vor. Sie besitzt ähnliche Lebensraumansprüche wie die Zauneidechse.

Lebensraum Obstwiesen Heimat von Steinkauz und Wiedehopf Obstbäume, einzeln stehend oder als flächiger Streuobstbestand, waren einst ein bedeutender Bestandteil der traditionellen Kulturlandschaft des Tunibergs. In den vergangenen Jahrzehnten haben die für viele Vogelarten überlebensnotwendigen Obstbaumbestände rapide abgenommen. Hauptgründe sind konkurrierende Flächenansprüche (Baugebiete in Ortsnähe) und Nutzungsänderungen in der Landbewirtschaftung (Ausweitung der Rebfläche, Intensivierung des Obstbaus). Auf Opfinger Gemarkung gibt es noch wenige Restbestände an alten Obstbäumen. Ein Kleinod an Obstbaum- Hochstämmen befindet sich auf dem Hundsrücken mit einem hohen Sortenreichtum an Süßkirschen. Obstwiesen sind Brut- und Nahrungsraum insbesondere für Vogelarten, die in unserer Kulturlandschaft selten geworden sind. Steinkauz, Wiedehopf und Wendehals sind auf mit alten Obstbäumen bestandene Wiesen angewiesen. Der Insektenreichtum (Wildbienen, Schmetterlinge) dieser Bestände bietet zahlreichen Vogel- und Fledermaus-Arten reichlich Nahrung. Alte, höhlenreiche Bäume dienen als Brut-, Schlaf- und Überwinterungsquartiere. Dank gezielter Pflege der verbliebenen Obstwiesen ist seit 2006 der Wiedehopf wieder im Tuniberg anzutreffen, mit einer ersten erfolgreichen Brut in 2010 auf Opfinger Gemarkung. Seinen Spitznamen Stinker besitzt der Wiedehopf wegen seiner Eigenschaft, sich mit einem übelriechenden Sekret aus der Bürzeldrüse gegen unliebsame Annäherung zu wehren. Wiedehopf (Upupa epops) Steinkauz (Athene noctua)

Fledermäuse Jäger der Nacht Fledermäuse sind in der Regel nachtaktive Tiere, die sich überwiegend von Insekten ernähren. Zur Ortung der Beute und der Umgebung setzen sie Ultraschalllaute ein. Im Sommer ziehen sie sich zum Schlafen in Höhlen, Felsspalten, Baumhöhlen aber auch Dachböden, Ruinen oder aufgelassene Bergwerksstollen zurück. Hier verbringen sie auch den Winterschlaf. Als Fledermausquartier dürfte sich der wiederentdeckte und zugänglich gemachte Sanitätsbunker in Opfingen ebenfalls eignen. Nach Beendigung des Winterschlafes, etwa Ende März, wandern die Fledermäuse in ihre Sommerquartiere. Die Männchen suchen meist Tagesquartiere als Ausgangspunkt für die Jagd. Die Weibchen finden sich in Wochenstuben zusammen, in denen die Jungtiere geboren und gemeinsam aufgezogen werden. Aufgrund ihrer Lebensraumansprüche dürften Zwergfledermaus und Grosses Mausohr im Tuniberg und hier bevorzugt in Siedlungsnähe, wie zum Beispiel im Griestal, vorkommen. Bild: D. Nill Großes Mausohr (Myotis myotis) Bild: K. Echle Zwergfledermäuse verirren sich gelegentlich in Gebäude. Dort hängen sie sich am liebsten in fledermaustypischer Manier an Vorhänge.

Fließgewässer im Tuniberg Bäche und Gräben in der Lößlandschaft des Tuniberg dienen vorrangig der Entwässerung der landwirtschaftlichen Nutzflächen. Tief in den Löß eingeschnitten, besitzen sie stark schwankende Wasserstände. Hier im Rebtal und im benachbarten Griestal führen die Bäche ständig Wasser. Da beide Gewässer durch Opfingen fließen, wurden vor ihrem Eintritt in den bebauten Ortsbereich aus Gründen n des Hochwasserschutzes sog. Rückhaltebecken errichtet. Fließgewässer sind wichtige Lebensräume in der intensiv genutzten Kulturlandschaft. Im langsam fließenden Wasser können sich die Larven von Libellen und anderen Insekten entwickeln. n. Bäche und Gräben im Tuniberg sind häufig auch die einzigen Laichbiotope für Amphibien. Die Ufervegetation mit Hochstaudensäumen und Röhrichtgesellschaften bietet Brutplätze für Vogelarten wie Sumpfrohrsänger und Dorngrasmücke und ist für viele Tierarten Rückzugsbereich aber auch Wanderkorridor zwischen verschiedenen Lebensräumen folglich ein wesentlicher Bestandteil der Biotopvernetzung im Tuniberg. Dorngrasmücke (Sylvia communis) Sumpf-Rohrsänger (Acrocephalus palustris) Starke Regenfälle im Tuniberg führen bei wassergesättigten Lößlehm-Böden zum sogenannten Lößfließen. Treten die so mit Sedimenten angereicherten Bäche über die Ufer, verbleibt nach Abtrocknen der Sedimentfracht eine harte Kruste auf den Überschwemmungsflächen zum Leidwesen der Landwirte.

Die Tuniberglandschaft im Wandel der Zeit Karte vom Griestal vor und nach der Flurbereinigung 1963 Aussiedlerhöfe im Griestal 2012 Die Landwirtschaft in der Lößlandschaft am Tuniberg bot über Jahrhunderte ein einheitliches Bild. Auf kleinparzellierten, durch Erbteilung zerstückelten Terrassenflächen wurde Getreide, Obst und Wein angebaut. Hohlwege (Kinzige) zergliederten den Tuniberg; geradlinige, steile, rutschige Aufstiege führten zu den Anbauflächen auf den Lößterrassen. In den 1950/60er Jahren änderte sich das Landschaftsbild grundlegend. Die Notwendigkeit zur Rationalisierung der Landwirtschaft war so groß geworden, dass nur durch eine Flurneuordnung (Vergrößerung der Anbauflächen durch Flächenzusammenlegung und deren maschinengerechte Terrassierung) die Landwirtschaftsbetriebe rentabel weitergeführt werden konnten. Zur Verkürzung der Wege zu den landwirtschaftlichen Nutzflächen wurden Bauernhöfe aus den Ortschaften in den Tuniberg ausgesiedelt. Diese Strukturmaßnahmen und die Spezialisierung auf Weinbau und Sonderkulturen, wie Spargel, prägen heute in großen Teilen das Landschaftsbild des Tunibergs. Die Veränderungen im Weinbau vor allem im letzten Jahrhundert veränderten das Landschaftsbild des Tunibergs. Noch stärker wandelte sich das Landschaftsbild in der Mühlbachniederung. Auf Gemarkung Opfingen stieg hier die Maisanbaufläche ( Welschkorn ) allein zwischen 1867 und 1971 von 4 ha auf 159 ha.